Extension Gemüsebau
Gemüsebau Info 05/2017
11. April 2017 Nächste Ausgabe erst am Mittwoch, den 19.04.2017
Gefahr für Innenbrand an Salaten ist rasant gestiegen
An Salaten im geschützten Anbau hat sich das Risiko für Innenbrand durch die sommerlichen Temperaturen und die starke Einstrahlung in den letzten Tagen deutlich erhöht.
Foto 1: Im Zentrum des Salatkopfes sind am Rand eines Blattes zunächst rundliche, verbräunte Gewebepartien zu erkennen (Foto: R. Total, Agroscope).
Die äusseren Blattkränze transpirieren stärker als die Blätter im Zentrum, weshalb die inneren Blätter schlechter mit Calcium versorgt werden.
Foto 2: Aus den nekrotischen Pünktchen entwickelt sich ein verbräunter Blattrand im Inneren des betroffenen Kopfes, der so- genannte Innenbrand (Foto: R. Total, Agro- scope).
Pflanzenschutzmitteilung
Foto 3: Flug und Eiablage der Kohlfliege (Delia radicum) haben nun auch an den späteren Standorten begon- nen. In frühen Lagen beginnt jetzt der Hauptflug der 1. Ge- neration (Foto: R. Total, Agroscope).
Foto 4: Kugelspringer (Smin- thuridae) neben seinem kreisrunden Frassloch an Radies (Foto: R. Total, Agro- scope).
Foto 5: Schneckenkot in Wurmform neben verschie- den grossen Frasslöchern einer Jungschnecke (Arion sp.) an Salat (Foto: R. Total, Agroscope).
Foto 6: Feine, unförmige Frassstellen einer Jungraupe (Noctuidae) und rechts oben feine Kotkrümel derselben an einem Salatblatt (Foto: R.
Total, Agroscope).
Inhaltsverzeichnis
Gefahr für Innenbrand an Salaten ist
rasant gestiegen 1
Pflanzenschutzmitteilung 1 Schwefel zurzeit in anspruchsvollen Frühkulturen „Mangelware“ 5
Raupen an Salaten im Freiland und Tunnel
Bei der gestrigen Feldkontrolle wurden in den Salatbeständen junge Eulenraupen, aber auch junge und ältere Raupen der Schattenwickler gefunden.
Erste Exemplare der Schattenwickler hatten sich bereits zwischen den Blättern eingesponnen, wodurch sie besonders gut geschützt und schwerer zu bekämpfen sind. Kulturkontrollen werden empfohlen.
Gegen Eulenraupen und Blattfressende Raupen an Kopf- und Blattsalaten kann im Freiland und Gewächshaus: Bacillus thuringiensis var. kurstaki (Dipel DF:
Wartefrist 3 Tage) verwendet werden. Im Gewächshaus sind gegen Eulenraupen und Blattfressenden Raupen an Kopf- und Blattsalaten ferner zeta-Cypermethrin (Arbo Rondo ZC 1000, Fury 10 EW: Wartefrist 3 Tage) oder Methomyl (Lannate 25 WP, Methomyl 25 WP: Wartefrist 3 Wochen) bewilligt.
Gegen Eulenraupen an Kopf- und Blattsalaten im Freiland und Gewächshaus kann ferner Bacillus thuringiensis var. aizawai (Agree WP: Wartefrist 1 Woche im Freiland und Wartefrist 3 Tage im Gewächshaus; oder XenTari WG: Wartefrist 3 Tage in Freiland und Gewächshaus) verwendet werden. Wie die B.t.-Präparate ist auch Tebufenozide (Mimic) nützlingsschonend und kann mit einer Wartefrist von 2 Wochen in Freiland und Gewächshaus gegen Eulenraupen an den genannten Salaten eingesetzt werden.
Foto 7: Junge Schattenwickler-Raupe (Cnephasia sp.) an Salat (Foto: R. Total, Agroscope).
Foto 8: Junge Eulenraupe (Noctuidae) an Salat (Foto: R. Total, Agroscope).
Achtung - früher Befall mit Spinnmilben an Hausgurken festgestellt ! Kontrollieren Sie die Bestände jetzt auf Spinnmilbenbefall ! Markieren Sie die Befallsstellen und belegen Sie diese umgehend mit mehr Raubmilben (Amblyseius spp., Phytoseiulus persimilis). Überprüfen Sie die Raubmilben- Aktivität. Bestellen Sie umgehend Nützlinge nach und führen Sie bei Bedarf eine Nestbehandlung durch.
Zunächst sollten nützlingsschonendere Akarizide zum Einsatz kommen. Mit einer Wartefrist von 3 Tagen zählen dazu beispielsweise Azadirachtin A (BIOHOP DelNEEM, Coop Oecoplan NEEM Insektizid, NeemAzal-T/S, Sanoplant Neem) Acequinocyl (Capito Milben-Stop, Kanemite), Bifenazat (Acramite 480 SC) und Hexythiazox (Credo, Nissostar); mit einer Wartefrist von 2 Wochen kann Clofentezine (Apollo SC) verwendet werden.
Foto 9: Spinnmilben (Tetranychus urticae) und ihre Eier auf der Unterseite eines Gurkenblattes (Foto: R. Total, Agroscope).
Alle Angaben ohne Gewähr. Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sind die jeweiligen Anwendungshinweise, Auflagen und Wartefristen einzuhalten. Im Zuge der Überprüfung bewilligter Pflanzenschutzmittel werden viele Indikationen und Auflagen angepasst. Es wird empfohlen, vor jedem Gebrauch DATAphyto oder die BLW-Datenbank zu konsultieren. Resultate der Gezielten Überprüfung sind auf der BLW-Homepage zu finden unter:
https://www.blw.admin.ch/blw/de/home/nachhaltige-produktion/pflanzenschutz/pflanzenschutzmittel/zugelassene-pflanzenschutzmittel.html
Schädling / Krankheit Hin- weis
Aktivitäten Stand
Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen vor 7
Tagen aktuell
DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-
mittel-Listen *
Merkblatt FiBL**
Schnecken
(Deroceras reticulatum, Arion spp.)
siehe
S. 1
+ +
Dokumente /Allgemeine Informationen
S. 7 (7)
Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi
Gefleckter Kohltriebrüssler
(Ceutorhynchus pallidactylus)
++ ++
Kapitel 2-4 -Schädling / Krankheit Hin- weis
Aktivitäten Stand
Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen vor 7
Tagen aktuell
DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-
mittel-Listen *
Merkblatt FiBL**
Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Speisekohlrüben / Radies / Rettich / Rucola
Erdflöhe, Kugelspringer
(Phyllotreta spp., Sminthuridae)
siehe
S. 1
++ +
Kapitel 2-8 S. 12 (7)Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Speisekohlrüben / Radies / Rettich
Kohlfliege
(Delia radicum)
siehe
S. 1
+ ++
Kapitel 2-7 S. 14 (11)Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Radies / Rettich / Rucola
Kohlmottenschildlaus
(Aleyrodes proletella)
++ ++
2-4, 6-8 Kapitel S. 14 (10)Blattläuse
(M. persicae, M. euphorbiae)
!*) !*)
2-4, 6-8 Kapitel S. 12 (8)Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi
Rapsminierfliege
(Scaptomyza flava)
!*) !*)
Kapitel 2-4 S. 15 (13)Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Radies / Rucola
Falscher Mehltau
Peronospora parasitica
!*) !*)
2-4, 6-8 Kapitel S. 10 (4)Kopfsalate / Blattsalate / Endivien / Blattzichorien und Löwenzahn
Kartoffelblattläuse
(M. euphorbia, A. solani)
++ ++
Kapitel 9-12 S. 6 (6)Grüne Salatlaus
(Nasonovia ribisnigri)
- !*)
Kapitel 9-10 S. 6 (6)Kopfsalate / Blattsalate
Schattenwickler-, Eulen- raupen
(Noctuidae, Cnephasia spp.)siehe
S. 1+3
- +
Kapitel 9-10 S. 5 (5)Falscher Mehltau, Salat-
fäulen
(Bremia lactucae, Botrytis c.)+ +
Kapitel 9-12 S. 4 (2), S. 5 (3) Lauch / Zwiebeln / KnoblauchLauchmotte
(Acrolepiopsis assectella)
++ ++
Kapitel 32-34 S. 27 (3)Lauch / Zwiebeln / Knoblauch / Schnittlauch
Lauchminierfliege
(Napomyza gymnostoma)
+ +
32-34, 40 Kapitel S. 28 (5)Zwiebelthrips
(Thrips tabaci)
+ +
32-34, 40 Kapitel S. 25 (6) S. 27 (4)Zwiebeln
Falscher Mehltau
(Peronospora destructor)
- !*)
Kapitel 33 S. 24 (4)Tabellenlegende:
Schädling / Krankheit Hin- weis
Aktivitäten Stand
Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen vor 7
Tagen aktuell
DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-
mittel-Listen *
Merkblatt FiBL**
Grüne und weisse Spargeln
Spargelhähnchen, -käfer
(Crioceris asparagi, C. duodecim- punctata)
+ +
Kapitel 35 -Erbsen
Blattrandkäfer
(Sitona lineatus)
+ +
Kapitel 24 -Spinat
Rübenfliege
(Pegomya betae)
!*) !*)
Kapitel 20 -Eulenraupen
(Noctuidae)
- +
Kapitel 20 S. 35 (4)Falscher Mehltau
(Peronospora farinosa f.sp. spinaciae)
- !*)
Kapitel 20 S. 34 (2)Karotten / Knollenfenchel / Knollensellerie, Stangensellerie / Wurzelpetersilie
Möhrenfliege
(Psila rosae)
- -
16-18, 41 Kapitel S. 17 (3)S. 21 (5) Petersilie
Blattläuse
(Cavariella aegopodii, Myzus persicae)
+ +
Kapitel 40 -Falscher Mehltau
(Plasmopara umbelliferarum)
!*) !*)
Kapitel 40 -Bohnen / Gurken / Zucchetti / Tomaten / Paprika / Auberginen
Blattläuse
(Myzus persicae, Aulacorthum solani, Macrosiphum euphorbiae, Aphis gossypii, u.a.)
+ +
23, 25-26, 29-31 Kapitel S. 44 (10), S. 52 (10), S. 59 (5)Thripse
(Frankliniella sp., Thrips tabaci)
!*)
23, 25-26, 29-31 Kapitel S. 44 (9), S. 56 (16), S. 60 (8) Bohnen / Gurken / Tomaten / AuberginenSpinnmilben
(Tetranychus urticae)
siehe
S. 3
- +
23, 25, 29, 31 Kapitel S. 43 (7)S. 54 (13)
Kein Problem:
-
Zunehmend:
Abnehmend:
Vereinzelt:
+
Vorhanden:
++
Probleme:
+++
* Internet-Pflanzenschutzmitteldatenbank DATAphyto:
http://dataphyto.agroscope.info
** Homepage FIBL (Ausgabe 2014):
https://www.fibl.org/de/shop/artikel/c/gem/
p/1284-pflanzenschutzempfehlung.html
!*) Schaderreger könnte auftreten, Kulturkontrollen bzw. Fallenüberwa- chung empfehlenswert!
Schwefel zurzeit in anspruchsvollen Frühkulturen „Mangel- ware“
Die seit über einer Woche anhaltend warmen Temperaturen bei einer gleichzeitig hohen Einstrahlungsintensität beschleu- nigen das Pflanzenwachstum in Freilandgemüsekulturen stark. Damit die Kulturpflanzen die durch Photosynthese gebildeten organischen Verbindungen optimal in Zuwachs an Pflanzenmasse umsetzen können, sind sie auf eine ausgewogene Verfügbarkeit von Nährstoffen im Boden angewiesen.
Dabei spielen nicht nur Hauptnährstoffe wie Stickstoff, Phosphor, Kalium und Magnesium eine grosse Rolle. In seiner Bedeutung nicht unterschätzt werden darf Schwefel. Falls die Verfügbarkeit von Schwefel im Verhältnis zur täglichen Neu- bildung von Pflanzenmasse zu gering ist, treten als typische Symptome von Schwefelmangel blassgrüne, im Extremfall gelbe Blätter in Erscheinung, bei denen auch die Blattadern vergilben. Schwefelmangel wird zuerst an den jüngeren Blättern sichtbar.
Abb.1: Schwefelmangel tritt jetzt an überwinterten Zwiebeln auf (Foto: Agroscope).
Erste Schwefelmangelsymptome bei Zeigerkulturen sichtbar
In den vergangenen Tagen wurden bei einigen Frühkulturen von schwefelbedürftigen Gemüsearten, in denen im Frühjahr der Düngung mit Schwefel zu wenig Beachtung geschenkt wurde, deutlich Symptome von Schwefelmangel sichtbar.
Besonders betroffen sind überwinterte Sätze von Zwiebeln, Knoblauch, Blumenkohl und Spinat. Auch bei einzelnen Frühjahrsaussaaten von Erbsen sowie Radies und Rettich im Freiland macht sich Schwefelmangel bemerkbar.
Aufgrund ihres erhöhten Gehaltes an schwefelhaltigen Aminosäuren und Glucosinolaten haben Vertreter aus der Familie der Kreuzblütler (Kohlarten, Radies, Rucola etc.) innerhalb des Gemüsesortimentes mit Abstand den höchsten Schwefelbedarf. Bei Kohlarten beträgt die Gesamtaufnahme bis zu 100 kg S/ha. Ebenfalls einen hohen Schwefelbedarf weisen Vertreter aus der Familie der Liliengewächse wie Zwiebeln, Knoblauch und Lauch sowie Leguminosen und Sellerie auf.
Schwefelmangel meistens ein jahreszeitliches und witterungsbedingtes Problem
In niederschlagsreichen Gebieten, wie sie für die Schweiz typisch sind, wird während der Vegetationsruhe im Herbst noch im Oberboden in Form von pflanzenverfügbarem Sulfat vorhandener Schwefel in tiefere Bodenschichten verlagert. Im noch eher kalten Boden werden im Frühjahr erst bescheidene Mengen an pflanzenverfügbarem Schwefel mobilisiert, wes- halb gerade bei Frühkulturen die Gefahr einer Unter- versorgung besteht.
Bei Sommersätzen tritt Schwefelmangel ausser auf humus- armen Böden seltener in Erscheinung, da im warmen Boden fortlaufend Schwefel durch Mineralisierung freigesetzt wird.
Engpässe in der Verfügbarkeit von Schwefel können dennoch während und unmittelbar nach Niederschlagsperioden auch im Sommer entstehen.
Gezielte Auswahl der Hauptnährstoffdünger entschärft das Problem
Mehrjährige Praxiserfahrungen zeigen, dass sich Schwefel- mangel am einfachsten verhindern lässt, indem bei der Grunddüngung vor Kulturbeginn die Hauptnährstoffe P, K und Mg in Form von sulfathaltigen Düngern verabreicht werden.
Als schwefelhaltige N-Dünger eignen sich Ammonsulfat sowie ENTEC-Dünger zur Vorbeugung gegen Schwefelmangel bei schwefelbedürftigen Kulturen. Bei weniger bedürftigen Pflan- zenarten kann Mg-Ammonsalpeter einen wesentlichen Beitrag zur Schwefelversorgung leisten. Mit bescheidenen Schwefel- gaben von 10 kg S/ha zu Vegetationsbeginn lassen sich qualitätsmindernde Chlorosen bei Winter- und Frühjahrsspinat wirksam verhindern.
Reto Neuweiler (Agroscope) reto.neuweiler@agroscope.admin.ch
Impressum
Beiträge
lieferten: Daniel Bachmann, Strickhof, Winterthur (ZH) Eva Körbitz, Landwirtsch. Zentrum SG, Salez (SG) Rahel Müller, Fiona Cimei, Beratungsring / Inforama, Ins (BE) Suzanne Schnieper, Liebegg, Gränichen (AG)
Matthias Lutz, Reto Neuweiler & René Total, Agroscope Herausgeber: Agroscope
Redaktion: Cornelia Sauer, Matthias Lutz, Serge Fischer, Lucia Albertoni Mauro Jermini (Agroscope) und Martin Koller (FiBL) Zusammen-
arbeit: Kant. Fachstellen und Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)
Copyright: Agroscope, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil www.agroscope.ch
Adress- änderungen, Bestellungen:
Cornelia Sauer, Agroscope cornelia.sauer@agroscope.admin.ch