Extension Gemüsbau
Gemüsebau Info 25/2017
5. September 2017 Nächste Ausgabe am 12.09.2017
Haushygiene bei Spätbefall mit Tomatenminiermotten
Wir stellen jetzt auch im östlichen Mittel- land einen starken Flug der Tomaten- miniermotte (Tuta absoluta) fest.
Foto 1: Aktueller Fallenfang mit Tomatenminiermotten (Foto vom 4.9.2017, C. Sauer, Agroscope).
Neben der direkten Bekämpfung (vgl. S. 2) werden am Saisonende folgende vorbeu- genden Massnahmen in betroffenen Tomaten-Betrieben empfohlen:
- Pflanzen- und Ernterückstände sorg- fältig ausräumen, inklusive Unkräuter und das Material vernichten
Foto 2: Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum) sollte in und um die Häuser beseitigt werden, sonst kann sich die Tomatenminiermotte auf ihm weitervermehren und über- dauern (Foto: Agroscope).
- keinen Abfallhaufen in der Nachbar- schaft der Tunnel und Gewächshäuser anlegen , auch wenn er nur temporär ist - eine Anbaupause von wenigstens 6
Wochen einhalten
- nachgebaute Nüssli- und Salatkulturen über Winter bei möglichst niedrigen Temperaturen kultivieren (ab 6-8°C kann sich die Motte weiterentwickeln).
Pflanzenschutzmitteilung
Foto 3: Echter Mehltau (Ery- siphe cruciferarum) breitet sich jetzt am Laub von Bo- denkohlrabi aus (Foto: C.
Gubler, Fachstelle Gemüse, Strickhof).
Foto 4: Aktuell tritt Fen- sterfrass durch die Lauch- motte (Acrolepiopsis assec- tella) an Herbstlauch auf (Foto: C. Sauer, Agroscope).
Foto 5: Zahlreiche Sporen- lager von Septoria apiicola am Laub von Sellerie – die Infektionsgefahr ist jetzt sehr hoch (Foto: C. Sauer, Agro- scope).
Foto 6: Bei der gestrigen Feldkontrolle wurde an glat- ter Petersilie Befall mit Fal- schem Mehltau (Plasmopara umbelliferarum) festgestellt (Foto: C. Sauer, Agroscope).
Inhaltsverzeichnis Haushygiene bei Spätbefall mit
Tomatenminiermotten 1
Pflanzenschutzmitteilung 1
Jetzt Salate auf Blattlausbefall überprüfen !
Der Blattlausbefall variiert zur Zeit stark je nach Standort und Salatsatz.
Erfahrungsgemäss muss im September bis Anfang Oktober nicht flächen- deckend mit dem Herbstbefall durch die Grüne Salatlaus gerechnet werden.
Trotzdem sind Feldkontrollen wichtig.
Um das Nützlingspotenzial auszunutzen, wird empfohlen, in der ersten Kultur- hälfte nützlingsschonendere Wirkstoffe wie Azadirachtin (verschiedene; Warte- frist 1 Woche) oder Pymetrozine (Plenum WG; Wartefrist 1 Woche) zu verwen- den. In der Phase mit starkem Zuwachs schützen Applikationen zum Ende der ersten Kulturhälfte bis Kopfschluss mit systemischen Wirkstoffen die neugebildete Blattmasse am besten wie Spirotetramat (Movento SC; Wartefrist 2 Wochen) oder die Neonicotinoide Acetamiprid (verschiedene; Wartefrist 2 Wochen), Thiacloprid (Biscaya; Wartefrist 2 Wochen), Thiametoxam (Actara;
Wartefrist 1 Woche). Die hier erwähnten Angaben beziehen sich auf Kopf- und Blattsalate im Freilandanbau.
Foto 7: Grüne Salatläuse (Nasonovia ribis- nigri) in einem Salatherz (Foto: R. Total, Agroscope).
Erneut Raupenbefall an Salaten festgestellt
Der Flug der Eulenfalter (Noctuidae) schwächt sich nur langsam ab. Es kann weiterhin zu Eiablagen an Salaten kommen. Kulturkontrollen werden empfohlen.
Gegen Eulenraupen und Blattfressende Raupen an Kopf- und Blattsalaten kann im Freiland: Bacillus thuringiensis var. kurstaki (Dipel DF: Wartefrist 3 Tage) verwendet werden.
Gegen Eulenraupen an Kopf- und Blattsalaten im Freiland kann ferner Bacillus thuringiensis var. aizawai (Agree WP: Wartefrist 1 Woche oder XenTari WG:
Wartefrist 3 Tage) verwendet werden. Wie die B.t.-Präparate ist auch Tebufenozide (Mimic) nützlingsschonend und kann mit einer Wartefrist von 2 Wochen im Freiland gegen Eulenraupen an den genannten Salaten eingesetzt werden.
Foto 8: Eulenraupe (Noctuidae) an Salat (Foto: R. Total, Agroscope).
Direkte Bekämpfung der Tomatenminiermotte bei Spätbefall
Zur Bekämpfung der Tomatenminiermotte sind in Tomaten- und Auberginen- kulturen im Gewächshaus mit einer Wartefrist von 3 Tagen Bacillus thuringiensis var. aizawai (Agree WP), Bacillus thuringiensis var. kurstaki (Delfin, Dipel DF) und Spinosad (Audienz) bewilligt.
In Tomaten können ferner Bacillus thuringiensis var. aizawai (XenTari WG) und Emamectinbenzoat (Affirm, Affirm Profi) verwendet werden, auch hier beträgt die Wartefrist unter Glas 3 Tage.
Foto 9: Mittlere und kleine Miniergänge der Tomatenminiermotte (Tuta absoluta) an Tomatenlaub (Foto: C.Sauer, Agroscope).
Rostmilben an Tomaten - jetzt Überwinterungsrisiko eindämmen
Rostmilben (Aculops lycopersici) breiten sich in den befallenen Tomaten-Beständen zur Zeit ra- sant aus. Neben der Bronzefär- bung des Laubes weisen nun immer mehr der betroffenen Pflanzen bronzefarbige Stängel auf und sterben langsam ab. Je grösser die Rostmilben-Popula- tionen werden, umso leichter werden sie bei den Erntearbeiten unabsichtlich verschleppt und das Überwinterungsrisiko steigt.
Foto 10: Berostung eines Tomatenblattes durch Rostmilbenbefall (Foto: C. Sauer, Agroscope).
Foto 11: Berostung eines Tomatenstängels durch Rostmilbenbefall (Foto: R. Total, Agroscope).
Zur Bekämpfung der Tomatenrostmilbe sind in Tomaten unter Glas Abamectin (Vertimec, Vertimec Gold) und Spirotetramat (Movento SC) bewilligt. Die Wartefrist beträgt bei beiden Wirkstoffen 3 Tage.
Alle Angaben ohne Gewähr. Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sind die jeweiligen Anwendungshinweise, Auflagen und Wartefristen einzuhalten. Im Zuge der Überprüfung bewilligter Pflanzenschutzmittel werden viele Indikationen und Auflagen angepasst. Es wird empfohlen, vor jedem Gebrauch DATAphyto oder die BLW-Datenbank zu konsultieren. Resultate der Gezielten Überprüfung sind auf der BLW-Homepage zu finden unter:
https://www.blw.admin.ch/blw/de/home/nachhaltige-produktion/pflanzenschutz/pflanzenschutzmittel/zugelassene-pflanzenschutzmittel.html
Schädling / Krankheit Hin-
weis
Aktivitäten Stand
Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen
vor 7
Tagen aktuell
DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-
mittel-Listen *
Merkblatt FiBL Ausgabe 2016**
Saateule – Erdraupen, Gammaeule
(Agrotis segetum, Autographa gamma)+++
Falter + Raupen
++
Falter + Raupen
Kapitel
1, u.a. S. 21 (6)
Schnecken
(Deroceras reticulatum, Arion spp.)
+ +
Dokumente /Allgemeine Informationen
S. 8 (7)
Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Speisekohlrüben / Radies / Rettich / Rucola
Erdflöhe, Kugelspringer
(Phyllotreta spp., Sminthuridae)
+ +
Kapitel 2-8 S. 13 (7)Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Speisekohlrüben / Radies / Rettich
Kohlfliege
(Delia radicum)
+++ +++
Fliegen + Larven
Kapitel
2-7 S. 15 (11)
Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Radies / Rettich / Rucola
Kohlmottenschildlaus
(Aleyrodes proletella)
+++ +++
2-4, 6-8 Kapitel S. 15 (10)Kohlraupen
(Plutella xylostella, Pieris rapae, Mamestra brassicae)
++ ++
2-4, 6-8 Kapitel S. 12 (6)Kohlrübenblattwespe
(Athalia rosae)
++ ++
- -Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi
Kohldrehherzgallmücke
(Contarinia nasturtii)
+++ +++
Kapitel 2-4 S. 14 (9)Rapsminierfliege
(Scaptomyza flava)
+ +
Kapitel 2-4 S. 16 (13)Adernschwärze
(Xanthomonas campestris)
++ ++
Kapitel 2-4 S. 9 (2)Kohlschwärze
(Alternaria brassicae)
+++ +++
Kapitel 2-4 S. 11 (5)Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Radies / Rucola
Falscher Mehltau
(Peronospora parasitica)
++ ++
2-4, 6-8 Kapitel S. 11 (4)Tau und Niederschlag verlängern jetzt die morgendliche Blattnassdauer, was günstig für die Falschen Mehltaupilze ist.
Spätsommerliche Perioden im September begünstigen im Freiland die Echten Mehltaupilze – Schönwetterpilze genannt.
Schädling / Krankheit Hin- weis
Aktivitäten Stand
Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen
vor 7
Tagen aktuell
DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-
mittel-Listen *
Merkblatt FiBL Ausgabe 2016**
Kopfsalate / Blattsalate
Grüne Salatlaus, Blattläuse
(N. ribisnigri, M. euphorbiae u.a.)
siehe
S. 2
+ +
Kapitel 9-10 S. 7 (6)Eulenraupen
(Noctuidae) sieheS. 2
+ +
Kapitel 9-10 S. 6 (5)Falscher Mehltau
(Bremia lactucae)
+ +
Kapitel 9-10 S. 5 (3)Ringfleckenkrankheit
(Marssonina panattoniana)
+ +
Kapitel 9, - -Salatfäulen
(R. solani, S. sclerotiorum, Erwinia sp.
Pseudomonas sp.)
++ ++
Kapitel 9-10 S. 4 (2)Lauch / Zwiebeln / Knoblauch
Zwiebelthrips
(Thrips tabaci)
+++ +++
Kapitel 32-34 S. 29 (6) S. 31 (4)Lauchmotte
(Acrolepiopsis assectella)
siehe
S. 1
++ ++
Kapitel 32-34 -, S. 31 (3)Lauchminierfliege
(Napomyza gymnostoma)
!*) !*)
Kapitel 32-34 S. 32 (5), -Lauch
Papierflecken
(Phytophthora porri)
+ +
Kapitel 32 S. 30 (1)Purpurflecken
(Alternaria porri)
++ +++
Kapitel 32 S. 30 (2)Zwiebeln, Schnittlauch
Falscher Mehltau
(Peronospora destructor)
!*)
Kapitel 33, 40 S. 28 (4)Samtfleckenkrankheit
(Cladosporium allii-cepae)
+ +
Kapitel 33, 40 -Botrytis- Blattflecken- krankheit
(B. squamosa)- +
Kapitel 33, 40 -Grüne und weisse Spargeln
Spargelhähnchen, -käfer
(Crioceris asparagi, C. duodecim- punctata)
+
Larven
Kapitel
35 -
Stemphylium-Blattflecken
(Stemphylium botryosum)
++ ++
Kapitel 35 -Schädling / Krankheit Hin- weis
Aktivitäten Stand
Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen
vor 7
Tagen aktuell
DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-
mittel-Listen *
Merkblatt FiBL Ausgabe 2016**
Schnittmangold / Krautstiel
Rübenmotte
(Scrobipalpa ocellatella)
+
Falter
!*)
Falter
- -
Schnittmangold, Krautstiel / Randen
Blattfleckenkrankheiten
(Cercospora beticola, Ramularia b., Alternaria brassicae/alternata)
++ +++
Kapitel 21, 22 S. 37 (5)Spinat
Eulenraupen
(Noctuidae)
- !*)
Kapitel 20 S. 39 (5)Nüsslisalat (Feldsalat)
Echter Mehltau
(Erysiphe communis, E. polyphaga)
- !*)
Kapitel 19 S. 41 (4)Karotten / Knollenfenchel / Knollensellerie, Stangensellerie / Wurzelpetersilie
Möhrenfliege
(Psila rosae)+ +
16-18, 41 Kapitel S. 20 (3), S. 25 (5) Karotten / Knollenfenchel / Knollensellerie, Stangensellerie / PetersilieGierschblattlaus
(C. aegopodii)++ ++
16-18, 40 Kapitel -Karotten
Möhrenschwärze,
Cercospora-Blattflecken
(Alternaria dauci, Cercospora sp.)
++ +++
Kapitel 16 S. 19 (2)Knollenfenchel, Petersilie
Falscher Mehltau
(Plasmopara umbelliferarum)
siehe
S. 1
!*) +
Kapitel 17, 40 -Knollenfenchel
Cercospora-Blattflecken
(Cercospora sp.)
+ +
Kapitel 17 -Knollensellerie, Stangensellerie / Petersilie
Septoria-Blattflecken
(Septoria apiicola, S. petroselini)
siehe
S. 1
+++ +++
Kapitel 18, 40 S. 24 (3)Knollensellerie, Stangensellerie
Spinnmilben
(T. urticae)+ +
Kapitel 18 - Gurken / Zucchetti / Paprika / AuberginenBlattläuse
(A. fabae, M. persicae, M.
euphorbiae, u.a.)
+++ +++
25-26, 30-31 Kapitel S. 34 (4), S. 49 (10), S. 64 (5)Tabellenlegende:
Schädling / Krankheit Hin-
weis
Aktivitäten Stand
Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen
vor 7
Tagen aktuell
DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-
mittel-Listen *
Merkblatt FiBL Ausgabe 2016**
Tomaten / Auberginen
Tomatenminiermotte
(Tuta absoluta)
siehe
S. 1+2
++ ++
Kapitel 29, 31 S. 60 (15)Tomatenrostmilbe
(Aculops lycopersici)
siehe
S. 2
++ ++
Kapitel 29, 31 S. 57 (9)Auberginen
Wanzen
(Lygus sp., Nezaraviridula, Halyomorpha halys)
+++ +++
Kapitel 31 S. 50 (13)Gurken / Tomaten / Paprika / Auberginen
Gemüseeule,
Baumwoll-Kapseleule
(L. oleracea, H. armigera)
+++ ++
25, 29-31 Kapitel S. 59 (14)Gurken / Zucchetti / Speisekürbisse / Melonen und Wassermelonen
Falscher Mehltau
(Pseudoperonospora cubensis)
!*) ++
Kapitel 25-28 S. 47 (6)Kein Problem:
-
Zunehmend:
Abnehmend:
Vereinzelt:
+
Vorhanden:
++
Probleme:
+++
* Internet-Pflanzenschutzmitteldatenbank DATAphyto:
http://dataphyto.agroscope.info
** Homepage FIBL (Ausgabe 2016):
https://www.fibl.org/de/shop/artikel/c/gem/
p/1284-pflanzenschutzempfehlung.html
!*) Schaderreger könnte auftreten, Kulturkontrollen bzw. Fallenüberwa- chung empfehlenswert!
Impressum
Beiträge
lieferten: Daniel Bachmann, Christof Gubler, Strickhof, Winterthur (ZH) Ivanna Crmaric, Lutz Collet, Grangeneuve, Posieux (FR) Fiona Cimei, Martin Keller, Beratungsring, Ins (BE)
Eva Körbitz, Daniela Marschall, Landwirtsch. Zentrum, Salez (SG) Martin Koller, FiBL, Frick (AG)
Margareta Scheidiger, Marco Probst, Arenenberg, Salenstein (TG) Suzanne Schnieper, Christian Wohler, Liebegg, Gränichen (AG) Serge Fischer, Matthias Lutz & Ute Vogler, Agroscope Herausgeber: Agroscope
Redaktion: Cornelia Sauer, Matthias Lutz, Serge Fischer, Lucia Albertoni, Mauro Jermini (Agroscope) und Martin Koller (FiBL) Zusammen-
arbeit: Kant. Fachstellen und Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)
Copyright: Agroscope, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil www.agroscope.ch
Adress- änderungen, Bestellungen:
Cornelia Sauer, Agroscope cornelia.sauer@agroscope.admin.ch