E
s gibt sicher viele, die den Traum von den eige- nen vier Wänden nicht konsequent in die Realität umsetzen, weil sie viel zuviel Respekt vor den sieben Sie- geln des Hauskaufes haben und sowieso einen Stolper- stein nach dem anderen fürchten.In der vorigen Ausgabe habe ich besprochen, wie wichtig genügend Eigenkapi- tal und eine möglichst langfri- stige Finanzierung für das gute Gelingen eines nerven- schonenden Hauskaufes sind.
Wer sich vor einer zu langen Zins-Bindung graust, was meines Erachtens aber nicht angebracht ist, kann ja listig die Darlehenssumme splitten und eine lange Laufzeit aus- handeln.
Beispiel: Statt eines ur- sprünglich geplanten Kredit- betrages von 700 000 DM schließen Sie ein Darlehen
über 400 000 DM mit einer Laufzeit von 15 Jahren ab und das andere über zehn Jahre.
Aber lassen Sie sich bloß nicht von Ihrem Bankmenschen bange machen, so was ginge nicht. Das geht natürlich, hängt aber ein wenig von Ihrem mutigen Auftritt ab.
Genauso ist es prinzipiell möglich, Rückzahlungen
„außer der Reihe“ zu verein- baren. Sie müssen freilich dann einen gewissen Zinsauf- schlag (ein Viertelprozent) in Kauf nehmen, wobei die Ban- ken hier ganz gerne mit mehr Zinspunkten zulangen, was Sie sich aber (unter dezentem
Hinweis auf eine andere Ge- schäftsverbindung) nicht ge- fallen lassen müssen.
Kleider machen Leute
Im übrigen sei mir der Hinweis erlaubt, daß es beim Gespräch mit der Bank sehr, sehr wichtig ist, wie Sie dort auftreten. Auch hier gilt, daß Kleider Leute machen, also es keineswegs zweckmäßig ist, mit Freizeitkluft in ein Gespräch zu gehen, dessen guter (oder schlechter) Aus-
gang einen die nächsten 20 Jahre begleitet. Zum guten Gelingen wird ebenso beitra- gen, wenn ein (Ehe-)Paar zu- sammen zum Finanzierungs- gespräch geht und nicht einer von beiden quasi als Abord- nung beim Banker antanzt.
Das macht die Gesprächs- führung einfach gleichrangi- ger. Außerdem hat es noch nie geschadet, daß vier Ohren mehr hören als zwei, falls für eventuelle Streitereien ein Zeuge nottut. Nicht schlecht ist übrigens auch, zu Hause ein wenig die Termini zu üben. Was ist ein Disagio, was ist ein Effektivzins, was ist eine Vorfälligkeitsentschädi- gung und so fort?
Der Banker merkt sofort, wen er vor sich hat, ob harm- loses Finanzierungshühnchen (das es zu rupfen gilt) oder aufgeweckte Darlehensneh- mer, die mitreden können.
Nur das zählt. Börsebius
[44] Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 22, 31. Mai 1996
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
M
eine Frau und ich gingen zum Abendessen ins Restaurant. Dabei kam es zu einem Zwischenfall. Ich half meiner Frau aus dem Mantel und stieß gegen einen Ober, der „Pflaumen in Lambrus- co-Rotwein“ transportierte.Etwas des Obstrotweins schwappte auf den Mantel meiner Treusorgenden. Ent- setzt schrie sie: „Rotwein!
Pflaumensoße! Das geht nie wieder raus!“
Es war ihr Mantel aus schottischer Wolle. Er hatte eine grüne Farbe, große rote Karos und war mit gelben Ka- ros kleinkariert.
Am nächsten Tag brach- ten wir den Mantel in die Rei- nigung. Eine Dame machte ein bedenkliches Gesicht, und holte den Chef. Dieser machte ein sehr bedenkli- ches Gesicht und sagte: „Da muß ich den Spezialisten fra- gen.“
Der Spezialist machte ein sehr bedenkliches Gesicht und meinte: „Dieser Stoff darf nicht chemisch behan- delt werden. Es gibt hier eine Reinigung, die darauf spezia- lisiert ist.“
Die Dame dort nahm den Mantel, machte ein bedenkli- ches Gesicht und holte den Chef. Der Chef betrachtete den Mantel, machte ein sehr bedenkliches Gesicht und sagte: „ Ich muß den Spezia- listen fragen.“
Der Spezialist meinte:
„Das ist ein schottischer Stoff. Den können wir nicht reinigen. Schottische Farben mit italienischen Flecken ver- tragen sich nicht. Ich gebe Ih- nen die Rufnummer einer schottischen Reinigung, viel- leicht haben die ein Flecken- mittel, das die schottischen Farben nicht angreift.“
Meine Frau jammerte:
„So einen Mantel finde ich nie wieder! Immer habe ich mir einen Mantel mit kleinen gelben Karos gewünscht.“
Mein Telefongespräch mit der Reinigung in Schottland hatte Erfolg. Man würde mir das Fleckenwasser „Spot- less“ schicken, das die schot- tischen Farben nicht angreift.
Für den Fall, daß die Flecken sich nicht entfernen ließen,
gab er mir die Telefonnum- mer einer italienischen Reini- gung.
Wir tränkten die Flecken mit „Spotless“. Meine Frau jammerte: „Nie mehr finde ich einen grünen Mantel mit kleinen gelben Karos.“
Endlich war der Mantel trocken. Nichts war zu se- hen. Von dem Fleckenwas- ser. Die Flecken waren da und erstrahlten in rotbrauner Farbe.
Ich telefonierte mit der Reinigung in Italien. Man ver-
stand mich: „Pflaumen?
Lambrusco? Schottische Wolle? Schottische Farben?
Primissima ,Pasta Spritspu- tala‘.“
Wir trugen „Spritsputala“
auf die Flecken. Die Flecken waren weg! Bis auf einen rot- braunen Rand, der die Stelle umrahmte, an der vorher die Flecken gewesen waren.
„Mein schöner Mantel!
Wo bekomme ich . . .?“
Ich nahm den Mantel und brachte ihn in die Universität.
Der Professor betrachte- te die Flecken und sagte:
„Hyperchlordiphenylacetat- trichloräthanalkaloid.“
Wir mußten es mit einem Wattebausch auftragen. Es war wie weggeblasen. Plötz- lich schrie meine Frau auf:
„Die Karos! Die kleinen gel- ben Karos!“
Es war nicht mehr die Spur von einem Flecken zu sehen. Aber das gelbe Klein- karierte war verschwunden.
Ich frage alle meine Leser: Kennt jemand ein Fleckenmittel für schottische Wolle mit schottischen Far- ben, das gleichzeitig kleine gelbe Karos hinterläßt?