Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 16|
19. April 2013 A 747Die bundes- weite Rufnum- mer für den Be- reitschaftsdienst
wird von den Patienten gut angenommen.
Foto: dpa
RANDNOTIZ
Birgit Hibbeler
Patienten heute sind selbstbewusst.
Sie informieren sich im Internet, kennen ihre Rechte. Sie wollen kei- nen Halbgott in Weiß, der ihnen sagt, was für sie gut ist. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Die Patienten möchten mitentscheiden. Sie wollen ein partnerschaftliches Verhältnis zu ihrem Arzt oder ihrer Ärztin.
Das Arzt-Patienten-Verhältnis hat sich in den vergangenen Jahrzehn- ten geändert. Das steht außer Frage.
Die Erfahrung im ärztlichen Alltag zeigt aber: Es gibt auch eine völlig andere Realität. Was tun Patienten im Krankenhaus als Erstes? Sie zie- hen sich einen Schlafanzug an und legen sich ins Bett. Das tun sie auch dann, wenn sie zu einer elektiven Operation kommen. Die Zuständig- keit für die eigene Gesundheit gibt man an der Eingangstür ab.
Der informierte Patient ist dann nur graue Theorie. Gerade Patienten mit einem komplexen Problem, die schon eine Odyssee hinter sich ha- ben, wünschen sich meist nichts sehnlicher als jemanden, der ihnen sagt, wo es langgeht. Und wenn es wirklich hart auf hart kommt: Wer möchte da nicht einen Arzt, dem er vertrauen und in dessen Hände er sich ohne Angst begeben kann.
Ärzte sollen heute alles sein: her- vorragende Mediziner, interdiszipli- näre Teamplayer und effektive Orga- nisationstalente. Sie sollen den Pa- tienten ganzheitlich sehen, immer den richtigen Ton treffen und ihn in alle Entscheidungen einbeziehen.
Ach ja – wirtschaftlich arbeiten sol- len die Ärzte natürlich auch. Ein Hauch Schwarzwaldklinik dabei wä- re aber eigentlich auch noch schön:
Professor Brinkmann war immer fachlich top, sehr nett und hatte viel Zeit für Gespräche. Patienten, die das alles suchen, sollten dann aber vielleicht doch besser fernsehen.
Der Arzt als Übermensch
Der Vorsitzende des GOÄ-Aus- schusses der Bundesärztekammer hat die Bundesregierung abermals aufgefordert, per Übergangsrege- lung einen Inflationsausgleich in der Amtlichen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) zu schaffen, solan- ge es nicht zu einer umfassenden Reform der Gebührentaxe kommt:
„Der Aktualisierungsrückstand des GOÄ-Leistungsverzeichnisses hat historische Ausmaße erreicht“, sag- te Dr. med. Theodor Windhorst beim Kongress der Deutschen Ge- sellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden.
Seit der letzten Teilüberarbeitung der GOÄ im Januar 1996 seien die Verbraucherpreise in Deutschland nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes um etwa 30 Prozent gestiegen, der GOÄ-Punktwert ha- be sich hingegen nicht verändert.
Seit der letzten Gesamtüberarbei- ÄRZTLICHE GEBÜHRENORDNUNG
Windhorst pocht auf Inflationsausgleich
tung der GOÄ im Januar 1983 seien die Verbraucherpreise um 71,6 Pro- zent gestiegen – der GOÄ-Punkt- wert nur um 14 Prozent.
„Bei anderen freien Berufen scheint die regelmäßige Anpassung an die wirtschaftliche Entwicklung einem gewissen Automatismus zu unterliegen, bei den Ärzten aber nicht“, kritisierte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe ge- genüber dem Deutschen Ärzteblatt:
„Eine solche Ungleichbehandlung seitens des Verordnungsgebers ist nicht nachvollziehbar und nicht in Ordnung.“ Der Punktwert in der Gebührenordnung der Tierärzte sei von August 1999 bis Juli 2008 um immerhin zwölf Prozent gestiegen, die Honorare der Architekten seit 1996 um fast 30 Prozent. Für die Rechtsanwaltsgebühren erwarte man demnächst eine Steigerung um zwölf Prozent gegenüber 2004. JF
Von den Patienten wird die seit ei- nem Jahr bundesweit einheitliche Rufnummer des ärztlichen Bereit- schaftsdienstes offensichtlich gut
angenommen: Allein über die zu- rückliegenden Osterfeiertage wähl- ten 120 000 Menschen die 116 117.
Organisiert wird dieser Service durch die Kassenärztliche Bundes- vereinigung (KBV) und die Kassen- ärztlichen Vereinigungen (KVen).
Über die gute Resonanz im ers- ten Jahr der Freischaltung der bun- deseinheitlichen Nummer ist der BEREITSCHAFTSDIENSTNUMMER
Erfolgreich im ersten Jahr
Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr.
med. Andreas Köhler, sehr erfreut:
„Die 116 117 ist ein voller Erfolg.
Es gingen 3,3 Millionen Anrufe ein – das ist deutlich mehr, als wir er- wartet hatten“, sagte er anlässlich des einjährigen Jubiläums. Am häu- figsten wurde die 116 117 im De- zember 2012 in Anspruch genom- men (circa 500 000 Anrufe).
Köhler wies auf den technischen Aufwand hin, der hinter der 116 117 steckt. Der Anrufer wird automa- tisch anhand der Vorwahlnummer seines Standortes dem zuständigen Bereitschaftsdienstbezirk zugeord- net und direkt oder über ein Call- center mit diesem verbunden. Die Kosten hätten 2012 etwa zwei Mil- lionen Euro betragen und würden über die Verwaltungshaushalte der KVen finanziert.
Noch sei die einheitliche Ruf- nummer nicht in allen KV-Regio- nen vollständig umgesetzt. 2014 soll die Nummer in ganz Deutsch- land funktionieren. ER