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Archiv "Auf das wirklich Notwendige konzentrieren" (11.03.1976)

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Bericht und Meinung

AUS ZEITUNGEN

Kostenausuferung

„... In kritische Betrachtung gezo- gen wurden im Zusammenhang mit der Kostenflut immer auch die Krankenhausärzte wie die Kran- kenhäuser, die Pharmaindustrie wie die Apotheken, die Kranken- kassen wie ihre Selbstverwaltung, die zu gesetzesfreudigen Politiker wie die häufig zu anspruchsvollen Versicherten. Dies leugnen zu wol- len, hieße sich blind verhalten ge- genüber der Re'alität. Nun stimmt

DM =MDKAMM

es freilich, daß im Bemühen um die Eindämmung der Kostenausufe- rung kaum jemals zuvor derart Fraktur geredet wurde. Daß künftig die Beitragseinnahmen der Kran- kenkassen sich nicht mehr nach den Ausgaben zu richten haben, sondern umgekehrt — daran kommt jedenfalls keiner mehr vor- bei. Auch die berufspolitischen Sprecher der Ärzte nicht." W. Rehm

Beutelschneider?

„,Der ‚Stern' hat rüpelhaft die ge- samte deutsche Ärzteschaft diffa- miert`, empört sich Dr. Rolf Simon- Weidner(60), Chefarzt des chirurgi- gischen Krankenhauses in Esslin- gen. Er wehrt sich dagegen, daß das Hamburger Bilder-Magazin die 54 000 deutschen Ärzte pauschal als ‚Beutelschneider' beschimpfte.

Chefarzt Dr. Arnold Rimpau, Ham- burg: ,Das ist der Gipfel einer poli- tischen Hexenjagd' ... Aber: Ver- dienen unsere Ärzte wirklich zuviel

— sind sie wirklich Beutelschnei- der? Sicher gibt es, wie in jeder Branche, auch unter den Ärzten Großverdiener. Professor Lawin:

,Das sind internationale Kapazitä- ten mit wohlhabenden Patienten.

Schließlich verdient Karajan auch mehr als der Dirigent eines Kuror- chesters.' ,Und natürlich gibt es auch ein paar schwarze Schafe', sagt Dr. Stadeler, ein Internist mit einer Durchschnittspraxis in Go-

desberg. ,Sie schreiben ohne Wis- sen der Patienten überflüssig oder gar nicht erbrachte Leistungen auf.'

Bild

Aber das sind Einzelfälle. Dr. Sta- deler (38), verheiratet, halbbezahl- tes Reihenhaus (115 qm): ,Ich zum Beispiel habe knapp 6000 Mark brutto im Monat. Dafür habe ich lange studiert und dafür arbeite ich täglich zehn bis zwölf Stunden — oft auch sonntags' ... Ein Arzt sagt:

,Der ‚Stern' hat Worte ausgekübelt, die das Vertrauensverhältnis zwi- schen Ärzten und Patienten vergif- ten — für den Kranken geradezu lebensgefährlich.'"

Überdruck-Skandal

„Die Ärztekammer Hannover hat scharfe Angriffe gegen die Gesell- schaft für regenerative Überdruck- therapie (GRT) gerichtet, in deren hannoverscher Druckkammer es zu dem folgenschweren Unglück ge- kommen ist. Eine ,obskure Gesell- schaft' heißt es in der offiziellen Stellungnahme, habe sich an al- len gesetzlichen und behördli- chen Vorschriften vorbeigemogelt.

Rechtsanwalt Dr. Josef Augstein, der inzwischen die Vertretung des in die Schußlinie geratenen Arztes Dr. Rudolf Lammert übernommen hat, erklärte, sein Mandant sei als

‚Feigenblatt' für ein wirtschaftli- ches Unternehmen verwendet wor- den. Die Verantwortung für die fünf Todesopfer der Überdruckbehand-

HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG

lung, stellt die Ärztekammer fest, werde im einzelnen erst durch die Gerichte geklärt werden können.

Ohne die Verantwortung des betei- ligten Arztes im geringsten zu ent- schuldigen, müsse nach den bisher bekanntgewordenen Tatsachen festgestellt werden, daß die Haupt- verantwortung für dieses tragische Unglück an anderer Stelle zu su-

chen sei. Die die Überdruckkam- mern betreibende Gesellschaft habe unter Ausnutzung der in der Bun- desrepublik bestehenden ,Kurier=

Freiheit` ihre Tätigkeit aufgenom- men. In Hannover sei die Gesell- 'schaft durch Meldungen in Tages- zeitungen bekannt geworden, wäh- rend an anderen Orten ähnlicher Gelegenheit eine unzulässige An- zeigenwerbung habe verhindert werden können. Die nach allgemei- ner ärztlicher Erfahrung keines- wegs ungefährliche Überdruckbe- handlung sei ohne Erlaubnis der Behörden begonnen worden. Der Ärztekammer sei weder die Ein- richtung noch der zugezogene Arzt bekannt gewesen."

Auf das wirklich Notwendige konzentrieren

„Der Vorsitzende der Kassenärztli- chen Vereinigung Mittelfrankens, Dr. Friedrich Kolb, und sein Stell- vertreter Dr. Klaus Dehler vertraten in einem Gespräch mit unserer Zei- tung die Ansicht, daß eine reale Senkung der Krankheitskosten auf Grund des medizinisch-techni- schen Fortschritts und der jährli-

NÜRNBERGER NACHRICHTEN

chen Inflation nicht denkbar ist.

Realistisch sei allenfalls die Hoff- nung, die jährlichen Steigerungsra- ten geringer zu halten. Dehler und Kolb appellierten in erster Linie an den Gesetzgeber, auf alle ,ausga- bewirksamen Gesetze' zu verzich- ten und damit selbst einen Beitrag zur Eindämmung der Kostenlawine zu leisten. In der ärztlichen Praxis sehen die Mediziner dagegen nur wenig Einsparungsmöglichkeiten:

,Wenn wir beispielsweise die Hälf- te aller unserer Laborleistungen ausgeben würden, ergäbe sich im Endeffekt für die Kassen nur eine Entlastung um 1,8 Prozent jährlich.' Ein solcher Schritt müsse auch ,ein Zurückfallen der Medizin auf den Stand des Jahres 1946 zur Folge haben .. "

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 11 vom 11.

März 1976

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