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Archiv "Krankenhausmarkt: Die Nr. 1 schluckt die Nr. 2" (04.05.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 18

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4. Mai 2012 A 897

E

s ist ein Milliardendeal, der sich da anbahnt: Am 26. April unterbreitete der im DAX notier- te Gesundheitskonzern Fresenius, zu dem auch die Helios-Kliniken GmbH gehört, den Aktionären der im MDAX notierten Rhön-Klinikum AG ein Kaufangebot in Höhe von 22,50 Euro je Aktie. Das Angebot liegt damit um 52 Prozent über dem Schlusskurs der Aktie am Vortag.

Insgesamt hätte die Transaktion ein Volumen von mehr als drei Milliar- den Euro. Sie wird wirksam, wenn 90 Prozent des Rhön-Grundkapitals den Besitzer wechselt. Fresenius strebt einen Abschluss der Über- nahme im dritten Quartal 2012 an.

Der Großaktionär stimmt zu

Eugen Münch, der mit seiner Frau 12,45 Prozent der Rhön-Aktien hält, kündigte bereits an, das Fre - senius-Angebot anzunehmen und empfahl dies auch den anderen Ak- tionären. Er halte den Zusammen- schluss für einen richtigen und wegweisenden Schritt, von dem die

Patienten, die Mitarbeiter und die Aktionäre profitieren könnten, sag- te der Gründer und langjährige Vor- standschef der Rhön-Klinikum AG:

„Ich glaube an die Wachstums - perspektiven von Helios-Rhön.“ Er wolle aber nur an Fresenius verkau- fen, nicht an Dritte. Neben der Fa- milie Münch halten eine schwedi- sche Pensionskasse (9,94 Prozent), zwei US-amerikanische Finanzin- vestoren (3,07 und 3,03 Prozent) und ein kanadischer Investor die größten Stimmrechtspakete am Kli- nikkonzern mit Sitz in Bad Neu- stadt/Saale. 63,4 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz. Bei Rhön selbst hieß es, man wolle das Übernahmeangebot erst noch genau prüfen. Dabei gehe es auch um die Frage, ob das Angebot das Unter- nehmensinteresse und damit die In- teressen der Arbeitnehmer wahre.

Durch die Zukäufe der Damp- Gruppe und des Katholischen Kli- nikums Duisburg ist Helios mit einem Jahresumsatz von circa 3,5 Milliarden Euro gerade erst zum

Marktführer aufgestiegen. Rhön ist die aktuelle Nr. 2 und rechnet nach der jüngsten Übernahme der Horst- Schmidt-Kliniken in Wiesbaden für 2012 mit einen Umsatz von 2,9 Mil - liarden Euro. Fusioniert käme die neue Gesellschaft somit auf einen Umsatz in Höhe von mehr als sechs Milliarden Euro – dreimal mehr als Asklepios, die Nr. 3 der Branche.

Zu Helios-Rhön gehörten 104 Akut - krankenhäuser, 24 Rehabilitations- kliniken und 70 Medizinische Ver- sorgungszentren.

Erhebliche Größenvorteile

„Das flächendeckende Netzwerk wird es rund 75 Prozent der deut- schen Bevölkerung ermöglichen, eine Klinik der Gruppe binnen einer Stunde zu erreichen“, sagte Frese- nius-Vorstandschef Dr. Ulf M.

Schneider. Er hofft auf erhebliche Größenvorteile, unter anderem im Einkauf, in den Servicebereichen und in der Verwaltung sowie aus der Bündelung der operativen Sa- nierungserfolge beider Unterneh- KRANKENHAUSMARKT

Die Nr. 1 schluckt die Nr. 2

Der Gesundheitskonzern Fresenius bietet den Rhön-Aktionären viel Geld, um mit seiner Tochter Helios die Marktführerschaft deutlich auszubauen.

P O L I T I K

Foto:

da pd

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4. Mai 2012 tät der Behandlung seit der Über-

nahme im Jahr 2006 nach Meinung auch vieler Ärztinnen und Ärzte eher verschlechtert hat.

Der hessische Ministerpräsident, Volker Bouffier (CDU), hat das Übernahmeangebot von Fresenius an Rhön umgehend begrüßt: „Ich freue mich, dass meine Bemühun- gen um die Zukunft des Universi- tätsklinikums Gießen und Marburg jetzt in ein konkretes Stadium ge- treten sind.“ Die Landesregierung werde unverzüglich in Gespräche mit Fresenius eintreten, um die In- teressen des Landes zur Sicherung einer exzellenten Krankenversor- gung sowie für Forschung und Leh- re und die Zukunft der Beschäftig- ten zu erörtern. Bouffier: „Ich bin

zuversichtlich, dass auf diese Weise die erfolgreiche Zukunft des dritt- größten Klinikums in Deutschland sichergestellt werden kann.“

Das sehen Prof. Dr. Katharina Krause und Prof. Dr. Matthias Roth- mund freilich ganz anders: „Der Übergang an einen neuen privaten Träger wird bei den Beschäftigten des Klinikums und der Bevöl - kerung in Marburg schwerlich Akzeptanz finden“, betonten die Prä sidentin der Philipps-Universi- tät Marburg und der Dekan des Fachbereichs Medizin der Philipps- Universität Marburg in einer ge- meinsamen Stellungnahme. Und:

„Wir hoffen, dass das Land diese einmalige Chance nutzt und prüft, das Universitätsklinikum Gießen und Marburg wieder in die öffentli- che Hand zu überführen.“

Skepsis in Gießen und Marburg

Dekan Rothmund hatte es bereits am 11. April in einem Gastbeitrag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) als „worst case“

bezeichnet, wenn das fusionierte Klinikum an einen anderen privaten men. Damit werde sich die operati-

ve Rendite der neuen Gruppe He- lios-Rhön um ein bis zwei Prozent verbessern. Auch könnten die Über- leitungen von Akut- zu Rehaklini- ken und die Übergänge zwischen der stationären und ambulanten Krankenversorgung spürbar verbes- sert werden. Daraus ergäben sich in den kommenden Jahren zusätzliche Wachstumschancen.

Kartellrechtliche Fragen

Das Bundeskartellamt hat sich noch nicht zu den Übernahmeplänen geäußert. Dies werde auch erst ge- schehen, wenn das Vorhaben offi- ziell bei der Wettbewerbsbehörde angemeldet worden sei, sagte ein Sprecher gegenüber dem Deut- schen Ärzteblatt. Dies ist noch nicht der Fall. Da der addierte Jah- resumsatz der beteiligten Unter - nehmen über der Grenze von fünf Milliarden Euro liegt, ist zunächst ohnehin die europäische Wettbe- werbsbehörde in Brüssel für die Fusion zuständig. Das Bundes - kartellamt dürfte aber auf eine Ver- weisung ins eigene Haus drängen, weil nur auf dem deutschen Markt Wettbewerbsbeschränkungen droh- ten. Einem solchen Wunsch wird in der Regel auch stattgegeben.

Grundsätzlich schaut sich das Kartellamt bei Krankenhausfusio- nen jeweils die Folgen vor Ort an. Gibt es Regionen – „regionale Märkte“ –, wo den Patienten durch den Zusammenschluss Ausweichal- ternativen in Krankenhäuser ande- rer Träger genommen werden? Ist dies der Fall, so muss der Kranken- hausträger eines der betroffenen Häuser an einen Wettbewerber ver- kaufen. „Es ist nicht auszuschlie- ßen, dass einzelne Klinikstandorte veräußert werden müssen, um die kartellrechtliche Freigabe zu erhal- ten“, kündigte Fresenius-Vorstands- chef Schneider bereits an.

Gelingt Fresenius die Übernahme des Konkurrenten, dann wird der weltweit agierende Gesundheitskon- zern auch Eigentümer des Universi- tätsklinikums Gießen und Marburg.

Rhön steht aktuell massiv in der Kritik, weil der Konzern dort aus Renditeerwägungen Personal ab- bauen will, obgleich sich die Quali-

Träger verkauft werde: „Die Uni- versitätsmedizin in Marburg und Gießen käme vom Regen in die Traufe.“ In der Tat ist es so, dass die Renditevorgaben der Helios- Geschäftsführung die der Kollegen bei Rhön eher noch übertreffen.

Spätestens im fünften Jahr nach ei- ner Übernahme muss ein Helios- Akutkrankenhaus einen operativen Gewinn (EBITDA = Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibun- gen) von 15 Prozent des Umsatzes vorweisen können.

In seinem FAZ-Beitrag hatte sich Dekan Rothmund auch für ein gänzlich anderes Organisationsmo- dell am Universitätsklinikum Gie- ßen und Marburg ausgesprochen,

„in dem wissenschaftliche, ärzt -

liche und kaufmännische Leitung kooperativ an der gedeihlichen Ent- wicklung der fusionierten mittel- hessischen Hochschulmedizin ar- beiten“. Das wäre dann ein Ab- schied von dem bisher in Hessen praktizierten Modell mit der irre- führenden Bezeichnung „Koopera- tionsmodell“, in dem Klinikum und Fachbereich organisatorisch be- wusst mit der Zielsetzung getrennt worden waren, jeweils ihre eigenen Ziele bestmöglich zu verfolgen und zu vertreten. Rothmund: „Sicher ist, dass ein solches Integrationsmo- dell große Zustimmung und neues Engagement bei den Beschäftigten auslösen würde.“ Bemerkenswer- terweise sprach sich der Vorsit - zende der Helios-Geschäftsführung, Dr. Francesco De Meo, bei einem Presseworkshop am 26. März in Bad Homburg genau dafür aus. Auf die Frage, wie er die Entwicklun- gen in Gießen und Marburg bewer- te, sagte er damals: „Das Beispiel zeigt, dass das Integrationsmodell die Zukunft für die Universitätskli-

nika sein muss.“

Jens Flintrop

Wir hoffen, dass das Land diese einmalige Chance nutzt und prüft, das Universitätsklinikum Gießen und

Marburg wieder in die öffentliche Hand zu überführen.

Katharina Krause, Präsidentin der Philipps-Universität Marburg

Matthias Rothmund, Dekan des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität Marburg

P O L I T I K

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