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Parallelveranstaltung 1: Kinder- und Jugendpsychiatrie

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N:\9_\92\92_7\92_76 Ta PsyPlan Nov 11\PV_Parallel 1 Kinder Jugend_20111103_d.doc 1 Fachveranstaltung der GDK zur Psychiatrieplanung vom 3.11.2011

Parallelveranstaltung 1: Kinder- und Jugendpsychiatrie

Dr. med. Bruno Rhiner1 stellt die Multisystemische Therapie (MST) im Kanton Thurgau vor.

MST ist ein Behandlungsangebot für Jugendliche mit so auffälligem Sozialverhalten, dass ihnen eine Platzierung und/oder ein Schul-/Arbeitsplatzverweis droht. Der Fokus liegt auf der Befähigung der Eltern bzw. der Bezugspersonen. Als MST „Klient“ wird die gesamte Umge- bung des Jugendlichen (Familie, Gleichaltrige, Schule, Nachbarn) betrachtet. MST zeichnet sich durch eine hohe Behandlungsintensität im aufsuchenden Setting (24h/7 Tage Erreich- barkeit) und eine begrenzte Behandlungsdauer (rund 120 – 150 Tage) aus. Die Wirksamkeit und Kosteneffektivität der MST sind wissenschaftlich belegt.

Im Kanton Thurgau konnten vor rund vier Jahren die Regierungsräte der drei Departemente Finanzen und Soziales, Erziehung und Kultur sowie Justiz und Sicherheit vom Nutzen der MST für den Kanton überzeugt werden. Nach zwei Projektphasen ist die MST seit April 2010 ein definitives Angebot im Kanton. Die Finanzierung wird zur Hälfte vom Kanton und zur Hälfte über TARMED übernommen. Erste Ergebnismessungen zeigen erfreuliche Resultate, sowohl was den Outcome betrifft (die Jugendlichen leben weiterhin zu Hause, besuchen die Schule/Arbeit, begehen keine neuen Delikte), als auch die finanziellen Auswirkungen für den Kanton.

Prof. Dr. med. François Ansermet präsentiert die Vor- und Nachteile einer Kinder- und Ju- gendpsychiatrie in der Pädiatrie. Grundsätzlich kann die Kinder- und Jugendpsychiatrie in- nerhalb der Psychiatrie oder der Pädiatrie angesiedelt sein. Letzteres ist in der Schweiz ein- zig am Universitätsspital Genf der Fall. Vorteile sind v.a. der erleichterte Zugang zur Behandlung z.B. in Hinblick auf die Sekundärprävention oder Früherkennung; der multidis- ziplinäre Ansatz und die koordinierte Behandlung sowie eine Verringerung der Stigmatisie- rung. Ein Problem bilden hingegen die unterschiedlichen Altersgrenzen: In der Pädiatrie werden Patient/innen bis zum 16. Lebensjahr aufgenommen, in der Kinder- und Jugendpsy- chiatrie bis zum 18. Lebensjahr. Hier müsste eine einheitliche Altersgrenze über alle Depar- temente hinweg festgelegt werden. Eine Gefahr könnte auch darin bestehen, dass eine in die Pädiatrie integrierte Kinder- und Jugendpsychiatrie nicht den ihr gebührenden Stellen- wert erhält. Dies ist in Genf jedoch nicht der Fall. Der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst kann vielmehr auch von Räumlichkeiten und Personalressourcen der Pädiatrie profi- tieren. Eine enge Verbindung zum Departement für psychische Gesundheit und Psychiatrie ist gewährleistet. Dadurch kann eine Art Matrixstruktur erreicht werden.

Prof. Dr. med. Benno Schimmelmann berichtet über die Früherkennung von Psychosen in der Schweiz. Durch die Früherkennung sollen einerseits Psychosen erkannt werden, bevor sie manifest werden. Dadurch kann z.B. die symptombedingte Verunsicherung reduziert werden, die Risiko-Symptomatik behandelt oder der Psychoseausbruch verzögert oder im Schweregrad abgeschwächt werden. Andererseits sollen Psychosen erkannt werden, sobald sie manifest geworden sind. Dadurch soll die „Dauer der Unbehandelten Psychose“ (DUP) reduziert werden und Sekundärfolgen der Erkrankung (z.B. Auswirkungen auf Schulentwick- lung/Ausbildung, Freundeskreis/Partnerschaft) vermindert bzw. verhindert werden. Die För- derung der Früherkennung darf jedoch nicht auf Kosten der langfristigen Behandlungsquali- tät geschehen, da durch eine Verkürzung der DUP der Verlauf einer Psychose nur wenig beeinflusst werden kann.

1 Dr. med. Renata Siljevic, stv. Kantonsärztin Thurgau, musste sich wegen Krankheit entschuldigen.

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N:\9_\92\92_7\92_76 Ta PsyPlan Nov 11\PV_Parallel 1 Kinder Jugend_20111103_d.doc 2 In der Schweiz gibt es verschiedene Projekte zur Früherkennung von Psychosen sowie das schweizweite „Swiss Early Psychoses Project“ (SWEPP, www.swepp.ch). Potential für eine interkantonale Zusammenarbeit wird bei den Früherkennungsangeboten, kantonsübergrei- fenden Aufklärungsstrategien, Therapieevaluation von Risikopatienten sowie der Verbesse- rung der Therapie und Netzwerke von Ersterkrankten geortet. Die GDK könnte hier eine aktive Rolle spielen.

Prof. Dr. Klaus Schmeck und Dr. Marc Graf stellen die Jugendforensik aus Sicht von Ju- gendpsychiatrie und Erwachsenenforensik vor. Die Jugendforensik ist an der Schnittstelle von Jugendpsychiatrie und Forensik anzusiedeln und kann Grundsätzlich als Abteilung einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik oder als Abteilung einer Forensischen Klinik ange- boten werden. In Basel wurde der zweite Weg beschritten und Ende Oktober 2011 die erste jugendforensische Abteilung der Schweiz mit 12 Plätzen eröffnet. Die Station ist auf die Be- handlung von Jugendlichen spezialisiert, welche unter dem Einfluss einer psychiatrischen Erkrankung ein Delikt begangen haben und bei denen von einem Jugendgericht eine Mass- nahme nach dem Jugendstrafgesetz ausgesprochen wurde. Gesamtschweizerisch sollte eine nationale oder zumindest konkordatliche Forensikplanung erfolgen, wobei sowohl die Justiz- wie auch die Gesundheitsdepartemente (und teilweise noch weitere wie z.B. Vor- mundschaftsbehörden) einbezogen werden müssen.

Dr. Chantal Ruffieux stellt das Psy Mobile des Zentrums für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Freiburg vor. Das Psy Mobile ist ein mobiles Angebot mit aufsuchendem Charakter für Kinder und Jugendliche. Anmeldungen erfolgen durch Eltern, niedergelassene Kinderpsy- chiater, Pädiater, Hausärzte oder andere Fachpersonen, wobei die Eltern immer einverstan- den und zu einer Zusammenarbeit bereit sein müssen. Nach einem Erstgespräch werden Arbeitsziele formuliert und Interventionen durchgeführt. Das Team besteht aus vier Fachleu- ten welche alle Teilzeit arbeiten. Ein Teil der Kosten wird über TARMED abgerechnet, ein Teil durch das Freiburger Netzwerk für psychische Gesundheit getragen.

Das illustrierende, von Nadine Plaschy Moreau präsentierte Fallbeispiel zeigt den erfolgrei- chen Einsatz des Psy Mobile bei einem Jugendlichen, der aufgrund seiner lähmenden Angst und seinen Panikzuständen nicht mehr zur Schule gehen konnte. In einem intensiv betreu- ten Prozess lernt der Jugendliche seine Ängste überwinden und kann schlussendlich wieder die Schule besuchen.

Für den Kurzbericht:

Dr. Daniela Schibli Projektleiterin GDK

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