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Die in den 70er Jahren des vorherigen Jahrhunderts gehegte Vorstellung, man könne durch flä- chendeckende Institutionalisierung von staat- lichen Weiterbildungseinrichtungen in Analo- gie zu anderen Bildungseinrichtungen (4

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129 Sauer überzieht seine Kritik hin zu Alternati-

ven: „Im Gegensatz dazu ist heute aber der souveräne Akteur als souveräner Lerner ein Erfordernis hoch komplexer dezentraler Ge- sellschaften. Selbstorganisation und Selbst- steuerung sind Kennzeichen und Notwendig- keiten von Entwicklung in dezentralen markt- wirtschaftlich organisierten System. Damit ist die traditionelle Weiterbildung mit ihren ein- seitigen Vorstellungen organisierten Lernens nach einem teilnehmerorientierten schuli- schen Paradigma vor dem Hintergrund lau- fender Transformationsprozesse selbst zu ei- nem Entwicklungsproblem geworden. Die in den 70er Jahren des vorherigen Jahrhunderts gehegte Vorstellung, man könne durch flä- chendeckende Institutionalisierung von staat- lichen Weiterbildungseinrichtungen in Analo- gie zu anderen Bildungseinrichtungen (4. Säu- le des Bildungswesens) die Probleme konti- nuierlichen Lernens Erwachsener lösen, hat sich als Irrtum erwiesen“ (S. 437). Mag sein, dass einige von den Volkshochschulen her Denkende vor langer Zeit ein solches immer schon zu kritisierendes Konzept vertreten ha- ben; mittlerweile treibt diese Frontstellung eher zu einem missionarischem Kampf gegen einen Popanz.

Zugegebenermaßen hat die AG QUEM zu ei- ner veränderten und erweiterten Sichtweise auf die Weiterbildung beigetragen. Problema- tisch wird das zur Alternative stilisierte Kon- zept, wo der Akzent auf den „souveränen Ak- teur als souveränem Lerner“ zum neolibera- len Postulat umgemünzt wird. „In Zukunft wird ein neuer ‚Typ Mensch’ benötigt bzw.

wird sich herausbilden, der souveräne Mensch“ (S. 436). Dass ausgerechnet Gernot Böhme in seiner Kant-Kontinuität der „Anthro- pologie in pragmatischer Hinsicht“ dazu her- angezogen wird, ist erstaunlich (das Zitat und die Quelle finden sich am angegebenen Ort so nicht). Der „souveräne Mensch“ wird in einem merkwürdigen Kontrast gegen den

„emanzipierten Menschen“ gestellt. Dies un- terläuft in eklektizistischer Form die notwen- dige Anstrengung um Begriffsklarheit, welche sich, wenn man schon Böhme zitiert, erst in der Kontinuität der Diskussion seit Kant her- stellen lässt. „Mündigkeit“ aber ist in dieser Tradition ein kritischer Begriff, der sich gegen unterdrückende, erniedrigende und knechten- de gesellschaftliche Verhältnisse stellt. Indem diese kritische Kategorie nun abstrahiert und

kontextfrei schlicht als positives Ideal gesetzt wird, gerät „der souveräne Akteur“ unmittel- bar in das Begriffsfeld der „Ich-AG“, die zu meiner großen Zufriedenheit zum Unwort des Jahres 2002 erklärt worden ist.

Peter Faulstich

Rolf Arnold (Hrsg.)

Qualitätssicherung in der Berufsbildungszu- sammenarbeit

(Studien zur Vergleichenden Berufsbildungs- zusammenarbeit, Band 17)

(Nomos Verlagsgesellschaft) Baden-Baden 2002, 135 Seiten, 23.00 Euro

Die im Wirtschaftsdiskurs beheimatete und hieraus gespeiste Debatte zur Qualitätssiche- rung ist inzwischen nicht mehr nur für Wirt- schaftsunternehmen von Relevanz. Es ist viel- mehr so, dass qualitätsbezogene Fragen für Organisationen allgemein von zentraler Be- deutung sind und „Qualitätsentwicklung“

branchenübergreifend zu dem Steuerungs- und Gestaltungskriterium organisatorischer Prozesse geworden ist. Diese Entwicklung hat auch die unterschiedlichen pädagogischen Handlungsfelder erfasst. Der vorliegende, von Rolf Arnold herausgegebene Band beschäftigt sich mit der Qualitätsthematik im Kontext der Berufsbildung im Allgemeinen und – wie es der Titel nahe legt – der Berufsbildungszusam- menarbeit im Speziellen. Der Sammelband gehört zu der Schriftenreihe „Studien zur Ver- gleichenden Berufspädagogik“ und fokussiert dementsprechend auch internationale Ent- wicklungen zur Qualitätsthematik. Erklärtes Ziel des Buches ist es, „auf grundlegende Pro- bleme“ der Qualitätsbewertung einzugehen

„und zugleich erste pragmatische Ansatzpunk- te“ für Qualitätssicherung in der Berufsbil- dungszusammenarbeit zu liefern (Arnold 2002, S. 7). Der Band beginnt mit einem auf das deutsche Berufsbildungssystem konzent- rierten Aufsatz von Elisabeth Krekel und Edgar Sauter, in dem sie die Diskussion zur Quali- tätssicherung in ihrem historischen Ablauf seit den 70er Jahren nachzeichnen. Dabei konsta- tieren sie, dass sich die Qualitätssicherungs- aktivitäten ausgehend von inputorientierten Kriterienansätzen der 70er Jahre über eine Outputorientierung in den 80er und eine Pro- zessbezogenheit in den 90er Jahren zu einer Fokussierung der Verbraucher gewandelt ha-

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ben. Dieser Paradigmenwechsel, der hierzu- lande in vergleichenden Bildungstests und der initiierten Stiftung Bildungstest seinen Nieder- schlag findet, wird im Anschluss an den his- torischen Abriss hinsichtlich seiner Vorteile für den potenziellen Nachfrager von Weiterbil- dung diskutiert. Claudio de Moura Castro – Autor des anschließenden Artikels – kontras- tiert zwei, unterschiedlichen Logiken folgen- de Perspektiven, die sich an der Qualitätsde- batte entzünden und die die „blinden Flecken“

der jeweils anderen besetzen: diejenige des pädagogisch versierten Trainers und diejeni- ge des verwertungsorientierten Bildungsöko- nomen. Dabei plädiert der Autor in seinem Fazit gerade nicht für das „Entweder-oder“ der beiden Perspektiven, sondern für eine syste- matische Bezugnahme eines „Sowohl-als- auch“.

Thomas Stahl und Eckart Severing spannen in ihrem Aufsatz den Bogen zu den Initiativen auf europäischer Ebene. Dabei setzen sie die nationalen durch das jeweilige Bildungssys- tem sowie die Arbeitsmarktsituation gepräg- ten Ausgangskonstellationen zu den Qualitäts- sicherungsaktivitäten in Beziehung. Vor die- sem Hintergrund arbeiten sie vier Muster heraus, die sich durch unterschiedliche Re- gulations- und Partizipationsformen der an der Diskussion beteiligten Akteure auszeichnen.

Zugleich attestieren sie den zwischen Markt und Staat logierenden Initiativen in den un- terschiedlichen Ländern eine Tendenz zur Aufwertung von Marktmechanismen zu Las- ten staatlicher Regulierung – ein Aspekt, der der von Krekel und Sauter beobachteten Ver- braucherorientierung in der Qualitätsdebatte der jüngsten Vergangenheit das Wort redet.

In den beiden letzten Aufsätzen des Sammel- bandes geht es zunächst um die Entwicklungs- zusammenarbeit im Allgemeinen und um die Qualitätssicherung im Kontext der Berufsbil- dungszusammenarbeit im Besonderen. Man- fred Wallenborn problematisiert die Entwick- lungszusammenarbeit und die Durchsetzung der in ihrem Kontext diskutierten Paradigmen- wechsel unter systemtheoretischer Perspekti- ve. Am Beispiel der Berufsbildung verdeutlicht er seine Überlegungen und profiliert die der Entwicklungszusammenarbeit immanente Komplexität, die die Wahrscheinlichkeit des Verfehlens ex ante gesetzter Ziele steigert.

Abschließend werden in dem Beitrag von Rolf Arnold, Konrad Faber und Uwe Wieckenberg

unterschiedliche Verfahren und Instrumente der Qualitätssicherung vorgestellt. Diese wer- den hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Qua- litätssicherung in der Berufsbildungskoopera- tion ausgewertet und zu einem Katalog der

„Best Practices“ zusammengestellt.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die ein- zelnen Artikel für sich genommen wesentli- che Aspekte der Qualitätsdiskussion aufgrei- fen. Diese werden kenntnisreich dargestellt, sodass das Werk einen deskriptiven Charak- ter gewinnt und dem Leser einen informati- ven Einblick in die Qualitätsdiskussion bie- tet. Allerdings wäre eine systematische Bezug- nahme der Einzelarbeiten zu der Gesamtthe- matik „Qualitätssicherung in der Berufsbil- dungszusammenarbeit“ wünschenswert. Da- mit könnte dem Leser das Leitmotiv des Bu- ches stärker nahe gebracht werden und es obläge weniger ihm, die implizit enthaltenen Bezüge zwischen den Aufsätzen sowie zur Ge- samtthematik herzustellen.

Stefanie Hartz

Eugen Baacke/Siegfried Frech/Gisela Rup- recht (Hrsg.)

Virtuelle (Lern) Welten

Herausforderungen für die politische Bildung (Wochenschau Verlag) Schwalbach/Ts. 2002, 313 Seiten, 14.80 Euro

Der Sammelband „Virtuelle (Lern) Welten“, herausgegeben von Mitarbeitern der Landes- zentrale für politische Bildung in Baden- Württemberg, beschäftigt sich mit den Aus- wirkungen der „globalen Mediatisierung und Digitalisierung“ (S. 7) auf die politische Bil- dung. Der Titel des Buches signalisiert bereits, dass es um mindestens zwei Themenbereiche geht: um die Virtualisierung der „Welt“ und um die Virtualisierung des „Lernens“. Damit ist ein weites Spektrum von Themen eröffnet, das neuere Entwicklungen im E-Commerce und im Electronic Government, Fragen der Gestaltung von Telearbeitsplätzen aus gewerk- schaftlicher Sicht, das Eindringen des Rechts- extremismus in das Internet, die Interaktion und Kommunikation in virtuellen Welten, die Leistung von Bildungsservern, die Internet- Auftritte der im Bundestag vertretenen Partei- en und ihre Weiterentwicklungen im Blick auf parteiinterne und parteiübergreifende Kommu- nikation sowie die Wissensvermittlung und

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