Der Übertritt – ein Programm für die Schulgemeinschaft Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium Moosburg
Durchführung, Erfahrungen und Beispiele Maßnahmen für das Direktorat
Austausch der Direktoren:
Zu Beginn eines jeden Schuljahres werden die Rektorinnen und Rektoren der Grundschulen im Einzugsbereich des Gymnasiums zu einem Gespräch eingeladen, bei dem unter anderem spezielle Anliegen der verschiedenen Vertreter, die den Übertritt betreffen, zur Sprache kommen.
Maßnahmen für die Lehrkräfte
Gegenseitige Hospitationen der Lehrkräfte:
Interessierte Lehrkräfte der umliegenden Grundschulen und des Gymnasiums melden jeweils zu Beginn eines Schuljahres ihre Teilnahme an den gegenseitigen Hospitationen telefonisch an, die dann von der verantwortlichen Lehrkraft des Gymnasiums zusammen mit den Ansprechpartnerinnen an den Grundschulen organisiert und koordiniert werden.
Meist erfolgt der Besuch der Grundschullehrkräfte am Gymnasium im November, wobei die Lehrkräfte der Grundschule zwei Schulstunden vorwiegend in zwei Kernfächern in einer fünften Klasse besuchen. In einer anschließenden Gesprächsrunde mit den beteiligten Lehrkräften werden verschiedene Themen wie die Gestaltung des Unterrichts oder die Anforderungen des Gymnasiums analysiert – alles Aspekte, die für die Übertrittsberatung von Relevanz sind. Analog wird bei der Hospitation der Gymnasiallehrer an der Grundschule nach Pfingsten verfahren. Außerdem gibt man sich gegenseitig stets Anregungen, wie der Übertritt für die Kinder möglichst reibungslos gestaltet werden könnte.
Lotsensystem
Eine Grundschullehrkraft unterrichtet acht Stunden in den fünften Klassen derzeit im Fach Deutsch sowohl in Intensivierungsstunden als auch „Lernen lernen“. Außerdem erfolgt im Teamteaching mit einer Gymnasiallehrkraft eine Differenzierung der Schülerinnen und Schüler, wobei die schwächeren bei der Grundschullehrkraft eine ihrem Lerntempo angepasste Förderung in einem eigenen Raum erhalten.
Teambildung
Im April suchen sich Kernfachlehrer (Deutsch, Mathematik und Englisch) selbstständig ein Team, mit dem sie im folgenden Schuljahr eine fünfte Klasse führen wollen. Dadurch ist eine regelmäßig Kommunikation über die Schülerinnen und Schüler sowie die Klassensituation gewährleistet.
Maßnahmen für die Schülerinnen und Schüler
Schnuppernachmittag für Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen und deren Eltern An einem Freitagnachmittag im April stellen die meisten Fachbereiche, vertreten durch eine Lehrkraft, ihr Fach kurz vor und erklären dabei Inhalte und Zielsetzungen sowie die Möglichkeiten an unserem Gymnasium. Eltern sowie Schülerinnen und Schüler werden nach einer Begrüßung durch die Schulleitung und die Unterstufenbetreuung in Kleingruppen aufgeteilt, die von Tutoren in einem fest gesteckten Zeitplan von Raum zu Raum geführt werden und somit alle Angebote kennenlernen können. Zum Beispiel werden u.a. die Fächer Sport, Chemie, Physik und Informatik vorgestellt, die Lesebücherei in ihrem Aufbau erklärt und die Ganztagsbetreuung kann besichtigt werden.
Tutorensystem
Jeweils vier Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe sind einer fünften Klasse zugeordnet und unterstützen die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler tatkräftig bei der Eingewöhnung am Gymnasium, indem sie beispielsweise zusammen mit den Klassenleitern den Wandertag sowie den Schullandheimaufenthalt planen und durchführen, eine Schulhausralley sowie verschiedene Feste organisieren etc. und somit Hemmschwellen der „Kleinen“ der neuen Schule gegenüber abbauen. Koordiniert und unterstützt wird die Tätigkeit der Tutorinnen und Tutoren von der Unterstufenbetreuung.
Zudem sind die Tutoren besonders in den Pausen ständige Ansprechpartner für die Fünftklässler und vermitteln häufig auch bei Konfliktfällen.
Die Schulung der Tutoren erfolgt jeweils zu Beginn eines Schuljahres in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring Freising im Rahmen eines Blockseminars, bei dem Themen wie Spielpädagogik, Projektmanagement und „Recht & Aufsicht“ zur Sprache kommen. Die Besonderheit dieses Konzepts besteht darin, dass es sich um ein schulartenübergreifendes Projekt handelt, da die Tutoren der Realschule Moosburg gemeinsam mit denen des Gymnasiums ausgebildet werden. (vgl. Anlage
„Tutorenschulung“)
Schullandheimaufenthalt
Um die Gemeinschaft der Schülerinnen und Schüler innerhalb der neuen Klasse zu stärken und um möglichen Konflikten innerhalb der Gruppe möglichst schon präventiv zu begegnen, findet für die Fünftklässler ein dreitätiger Schullandheimaufenthalt statt, bei dem neben gruppendynamischen Spielen und Wanderungen auch die „Freizeit“ nicht zu kurz kommt, um sich gegenseitig besser kennen zu lernen.
Derzeit wird dieser Schullandheimaufenthalt in der Jugendherberge „Miriam“ in Benediktbeuren aus organisatorischen Gründen nach den Osterferien durchgeführt, also zu einem bereits fortgeschrittenen Zeitpunkt im Schuljahr, was jedoch dem Programm, das in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Kultur und Umwelt Benediktbeuern (ZUK) gestaltet wird, zugute kommt, da die meisten „Aktionen“ in freier Natur stattfinden (z.B.
Bergwaldexkursion, Moorwanderung, Vogelbeobachtung, Nachtwanderung, LandArt etc.).
Lernen lernen für Schülerinnen und Schüler
Fest im Stundenplan verankert ist das Fach „Lernen lernen“ mit jeweils einer
Wochenstunde vierzehntägig. Unabhängig von speziellen Fachinhalten lernen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Lerntechniken kennen und erfahren Hilfestellung bei der Entwicklung einer eigenen (lerntypbedingten) Lernmethode.
4. Maßnahmen für die Eltern
Vortragsabend „Lernen lernen“ für Eltern
Da die Hilfe der Eltern beim Übertritt an das Gymnasium und insbesondere beim Begleiten des Lernens erfahrungsgemäß am Anfang meist unerlässlich ist, bietet das Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium auch für die Eltern eine Abendveranstaltung zum Thema „Lernen lernen“ bereits im Oktober an (vgl. Material 1).
Nach einem einführenden Vortrag über die allgemeinen Aspekte von Lerntypen mit einem externen Referenten finden verschiedene Workshops statt, die von Lehrkräften der Schule geleitet werden (Zur Gruppeneinteilung liegen auf den Stühlen verschieden farbige Konzeptpapiere aus.). In Anlehnung an ein Stationentraining besuchen die Eltern nacheinander die drei Workshops: „Lerntypen und Vokabeln lernen“, „Konzentration und Motivation im Schulalltag und bei den Hausaufgaben“ und „Arbeitsplatzorganisation, langfristiges und nachhaltiges Lernen“. In diesen Workshops arbeiten die Lehrkräfte mit verschiedenen Vermittlungsmethoden (Powerpoint-Vortrag, Flipcharts und die klassische Tafel sowie OHP), um an konkreten Beispielen die Beteiligung der verschiedenen Sinne am Lernen und während des Schulalltags mit den verschiedenen Lehrertypen zu demonstrieren.
Inhalte des Workshops „Lerntypen und Vokabeln lernen“ (OStRin Bernadette Hohe)
Zu Beginn wird den Eltern anhand einer schematischen Darstellung grob erläutert, wie unser Gedächtnis funktioniert und dass Lernen als eine Form der Informationsverarbeitung angesehen werden kann. Anschließend werden Übungen zur Funktionsweise des Sensorischen Speichers, des Kurzzeitgedächtnisses und des Langzeitgedächtnisses gemacht, bei dem der Aspekt der Selbsterfahrung im Vordergrund steht. Nach Hinweisen zu den verschiedenen Lerntypen erfolgen ausführliche Erklärungen zum Lernen mit verschiedenen Sinnen, was im Anschluss konkret auf die Wortschatzarbeit bezogen wird. Neben Tipps zum Vokabellernen erhalten die Eltern auch weitere Anregungen zum „hirngerechten“ Lernen, die in allen Fächern Anwendung finden können (vgl. Materialien 2 und 3).
Inhalte des Workshops „Konzentration und Motivation im Schulalltag und bei den Hausaufgaben“ (StRin Christine Warda)
Beim Workshop „Konzentration und Motivation im Schulalltag und bei den Hausaufgaben“ wird ausgehend von unterschiedlichen Arten der Motivation, wie z.B.
Wettbewerbsgedanke oder Streben nach Anerkennung unter unterschiedlichen Einflussfaktoren (z.B. bezüglich Elternhaus oder Schulklima) aufgezeigt, was verschieden veranlagte Kinder situationsbedingt in ihrer Motivation fördert und zum Erhalt dieser beitragen kann. Dabei werden sowohl Tipps und Tricks aus der Psychologie gegeben, welche den Eltern im akuten Fall Hilfe zur Hilfe sein können, aber auch Methoden vorgestellt, die bestenfalls zu einer langfristig positiven Arbeitseinstellung beitragen können (z.B. Lernvertrag, Belohnungsprinzip, Beachtung der Kleinschrittigkeit, Erkennen von Sinnhaftigkeit,...).
Nach Vorstellung der Grundvoraussetzungen für Konzentration werden mit den Eltern
verschiedene praktische Übungen durchgeführt, welche mit den Kindern erprobt werden können.
Inhalte des Workshops „Arbeitsorganisation, langfristiges und nachhaltiges Lernen“ (StRin Sandra Rödl)
Zum Einstieg in diesen Workshop wird mit einem Elternteil ein szenisches Rollenspiel durchgeführt, in dem sich eine Mutter/ein Vater an einen von der Lehrkraft vorbereiteten, heillos überfüllten Schreibtisch setzen muss und versuchen soll, drei kleinere Mathematikaufgaben zu lösen. Dabei klingelt noch das Handy und laute Musik läuft im Hintergrund. Außerdem stört die Lehrkraft ständig durch Fragen wie: „Denkst du an den Zahnarzttermin nachher?“ usw., um zu zeigen, dass ein ruhiges, aufgeräumtes Lernumfeld entscheidend zum Lernerfolg beiträgt. (vgl. Material im Anhang) Anschließend werden den Eltern die verschiedenen Möglichkeiten des effektiven Zeitmanagements erläutert, indem sie einen kopierten Wochenkalender erhalten und dort alle fixen Termine ihres Kindes eintragen sollen. Mit verschiedenen Farben tragen sie dann noch weitere, regelmäßige Faktoren (Essen z.B.) ein, um zu erkennen, wie viel reine Lernzeit dem Kind pro Woche bleibt. Als letzten Teil des 20minütigen Workshops erläutert die Lehrkraft die Herangehensweise an Schulaufgaben und die Möglichkeiten des langfristigen Lernens (z.B. siebenmalige Wiederholung, kurz vor dem Einschlafen wichtige Punkte nochmals durchlesen, am Schulaufgabentag selbst nichts mehr anschauen) (vgl. Material 4).
Am gesonderten Elternsprechtag für die fünften Klassen Ende November stehen die beteiligten Lehrkräfte für individuelle Fragen zum Thema „Lernen lernen“ noch einmal zur Verfügung.
Literatur
Endres, Wolfgang: So macht Lernen Spaß. Praktische Lerntipps für Schülerinnen und Schüler. 21., überarbeitete Auflage, Weinheim/Basel 2008
Endres, Wolfgang und Bernard, Elisabeth: Voll bei der Sache. Das Konzentrations- programm für Kinder. Ein Elternratgeber. München 1994
Endres, Wolfgang: 99 starke Lerntipps. 6.-10. Klasse. Weinheim/Basel 1996
Kroll, Sibylle: Richtig lernen. Tipps und Lernstrategien für die Klassenstufen 5 bis 7.
Freising 1998
fachliche und pädagogische Auswirkungen
Die Schülerinnen und Schüler werden behutsam an die neuen Lernmethoden und das gymnasiale Arbeitstempo herangeführt, wobei auch den Eltern Einblick und Hilfestellung gegeben wird. Durch die unterschiedlichen Maßnahmen wird der Übergang an das Gymnasium und insbesondere das Eingewöhnen in das neue Lernumfeld erleichtert.
Besonders die Veranstaltung „Lernen lernen für Eltern“, für die wir auch Herrn Schmalfuß, den Leiter der Schulberatungsstelle Oberbayern Ost, als Experten gewinnen konnten, wurde sehr gut besucht (ca. 80 % der Fünftklasseltern) und von Seiten der Eltern sehr gelobt.
Begrüßen würden es die Eltern auch sehr, wenn „Lernen Lernen“ und insgesamt ein Methodentraining auch in den höheren Klassenstufen des Gymnasiums fortgeführt werden könnte, was derzeit an unserer Schule jedoch noch nicht realisiert wird.