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Notizen , Correspondenzen und Vermischtes.
Aus einem Briefe des Hrn. Brunell, Civilbeamten zu Rama-
patam im sfldlichen indien , an Dr. Rost.
— — I am very mnch obliged to you for the account of the
Whish MSS. I have, with one or two exceptions, all the works
you mention. Among the additions which I have lately made to my
own library are the following: Bharatasvamin's commentary on the
Säma-veda; the Phulla- (not Pushpa-) sfttras with Ajätasatru's com¬
mentary complete; the Sämatantra-bhäshya complete; Drähyäyana's
Qrauta-sütra complete in 32 chapters; Dhanvin's commentary on the
same; the Säma-pitrimedha-sütra-bhäshya ; all the 8 Brähmanas, and
Sayana's commentary on the Vanga- and Sämavidhäna-Br. I men¬
tioned to you in my last that I had acquired Bhattabhaskaramisra's
commentary on the Black Yajur-veda-samhitä 1; I have now Sain¬
hitä I — III, Brähmana III, and Aranyaka nearly complete. He refers
to Bhavasvämin as an authority. I do not despair of getting the
whole, but can only expect to do so by small fragments. Of other
mss. I 4>ossess collections of about 60 Upanishads and of 30 Smritis,
and three Qäkhäs of the Säma-veda (these show that the difference
is only in the gänas); alsö a complete copy of the Säma-veda with
the accents aud notes marked by letters. This is the old method
and is very singular. I have also the Paribhäshäs for this system.
Further, I possess several of those strange and rare books, the so-
called Qaiva-agamas , viz. the Kämika-, Kärana- and Paushkara-
tantras, the last with Jnäuasiväcärya's commentary; I have also the
Padma- and Paushkara Päficaratras. I have besides acquired some
Jain books; the chief is the Mahäpuräna (37000 verses) by Jinasena
and Bhadraguna, in Sanskrit. This book is very rare, and I had
great trouble to get hold of it ; it contains the lives of the 24 Jain
saints. Last year I was about five weeks at Conjeveram and saw
I believe every ms. in the place, and bonght all worth having. I am
this year looking about the Nellore district, but hardly anticipate last year's success. I hope soon to be able to tell you something about the Jain Bhagavati-uiga ; it is obtainable complete in Mysore.
I hope also to get the Syädväda-s&tra. I lately procured a very old
Mb. of the Paficatantra which surprised me very much. The stories
Notizen und Correspondenzen. 327
agree in order and arrangement witli the Arabic ; it seems to be
an abridgment, as it begins
Granthavistarabhirdnam bälänäm alpacetasäm
Bodhäya pancatanträkhyam idam sangrihya kathyate.
Bnt as it contains a large proportion of verse, it cannot be the
abridgment mentioned in your edition of Wilson's Essays.
The South Indian recension of the Mahäbhärata differs (as I
suppose you know) greatly from the Northern ones. Another curious
feet about Southern India is that the Atharva-veda is unknown. It
seems to me that important conclusions can be drawn from this fact.
I hope to shew this some day in a work I have long been preparing on the Religions and Philosophies of Southern India, .from Sauskrit and Tamil sources. I have lately been working hard at Inscriptions,
and found several new ones, on copper, of the Cälukya race. Did
you ever observe the copy (by Dr. Babington), in Vol. II of the
R. A. S. Transactions , of a Sanskrit Inscription at the Seven Pago¬
das? I lately went there and found the reason why he could make
out so little; he has jumbled the lines together, especially at the
end. But I can find no clue to the date. —
Camp, Ongole, Febr. 4, 1868.
Aus einem Briefe Prof. G. Böhler's an Prof. Weber.
Bombay, März 20. 1868.
Es wird Sie interessiren zu hören, dass eine zweite Copie des
Käthaka sich gefunden hat, so wie dass das grihyasütra dieser Qäkhä,
das voll von Astrologie ist, existirt, und das Dharmasütra auch ein
alter Bekannter ist unter dem Namen Vishnusmriti.
Aus einem Briefe des Prof. Graf an Prof. Broclihau.s.
Ich erlaube mir, Ihnen eine Nachricht über den Fortgang mei¬
ner Bearbeitung von Wis und Rämin zu gebeu. Der Fortgang ist
freilich nur ein sehr langsamer, denn diesen Sommer habe ich bei¬
nahe zwei Monate in der Schweiz in officiell-medicinisch verord¬
neter Müsse zubringen müssen, und kann jetzt nur schwer mein
bischen freie Zeit zu wissenschaftlicher Arbeit zusammenhalten, doch ich komme, wenn auch nur allmälig, vorwärts und übersetze zunächst
die Stücke, die mir der wörtlichen Mittheilung werth scheinen, um
sie dann später durch den Auszug des Uebrigen zu verbinden.
Ich hatte gehofft mit Hülfe des in der Sprengerschen Biblio¬
thek in Berliu befindlichen Manuscripts die Lücken, die der Lees'sche 2 5
328 Notizen und Correspondenzen.
Text darbietet, ausfüllen zu können, allein was ich nach einer An¬
deutung Rödigers schon gefürchtet, hat sich bewahrheitet ; das Spren-
ger'sche Manuscript ist nichts als eine Abschrift ebeu derselbeu
Handschrift, welche von Lees abgedruckt worden ist, nur mit dem
Unterschiede, dass die vorfindlichen Lücken durch nichts angedeu¬
tet siud und nur aus dem Mangel des Zusammenhaugs errathen
werdeu könnten, und dass hie und da Wörter oder halbe Verse
ausgelassen sind, die der Abschreiber nicht hatte lesen können, die
aber bei Lees in Folge besseren Verständnisses sich finden. Die
Abschrift ist nach der Unterschrift im J. H. 1270 (1853—54) auf
Befehl eines gewissen ^^[4^ .^^Lao gemacbt, über die Handsehriit,
aus der sie entnommen, erfährt mau aber hier ebeu so wenig etwas
als bei Lees. Da sich irgend eine andere Handscbrift in Europa
nicht weiter vorfindet als etwa in Paris oder London, ich aber
nach dem Tode Reinaud's nicht weiss, bei wem ich mich in Paris
desshalb erkundigen sollte, auch in London Nieraand kenne, dem
ich eine Nachforschung desshalb zurauthen könnte, so werde ich
mich mit dem Lees'schen Texte begnügen müssen, der ja im allge¬
meineu gut uud correct ist, um so mehr als es ja bei meiner
Arbeit auf Genauigkeit iu Kleinigkeiten wenig ankommt ; nur bedaure
ich die Lücke gerade in der Einleitung, wodurch der damalige
Regent (Togrulbeg) ganz im Dunkel bleibt, da sich hier bei allem
Schwulste vielleicht einiges historisch Interessante gefunden hätte.
Wis ist die jugendliche Gemahlin des alten Königs Mobad,
der gewöhnlich in Merw residirt, natürlich ein raoschusduftender
Ausbund aller Schönheit; sie findet aber mehr Gefallen an dera
jüngern Bruder des Königs, Rämin, und nun wird der gute 9L.i
^.^L^L.i; von dem Liebespaar auf alle Weise belogen und betrogen,
wobei ihnen die Amme hilfreiche Hand leistet.
Ich erlaube mir noch, Ihnen eine kleine Uebersetzungsprobe
beizulegen. Wis hatte dem Könige geschworen, dass sie mit Rämin
gar kein Verhältniss gehabt habe, doch sollte sie durch eine Art
Gottesgericht vor alleu Grossen des Reichs ihre Unschuld kund
thun; der König liess durch Feuer aus dem Feuerterapel ein Feuer
aus kostbarem Holze anzünden, durch welches sie hindurch gehen
sollte; da sie aber fürchten musste mit ihrer Unschuld die Feuer¬
probe doch nicht zu bestehen, zog sie es vor mit Rämin und der
Amme nach Rei zu entfliehen und sich dort zu verbergen. Als nun
der alte Mobad kam, um zum Gottesgericht sie abzuholen, hatte er
das leere Nachsehen, und was er dann that, ist eben in dera bei¬
liegenden Stücke bescbrieben, das mir besonderes Vergnügen geraacht
hat und ich glaube auch einigerraassen gelungen ist. Ueberhaupt
ist die ganze Geschichte auch sehr ergötzlich und unterhaltend, und
euthält auch manche alterthümliche Züge, z. B. wenn Wis, um zu
sagen, dass die Sachen nie so schlimm seien, als mau sie sich
2 5
Notizen und Correspondenzen. 329
denkt, anfuhrt: „Die Hölle ist nicht so kalt und Ahriman nicht so
hässlich, als man es sich Torstellt".
Ed. Lees p. 144.
Als Wis zu seh'n die Hoffnung er verlor,
Kam dunkel selbst der Sonne Strahl ihm vor.
Da übergab er ganz dem Serd das Reich,
Der ihm Wesir und Bruder war zugleich;
Er wählt' aus seinen Waffen sicb ein Schwert, Bestieg ein Wetterwolkenschnelles Pferd,
Ritt Wis zu suchen in die Welt allein,
Nach Wis uur rief er iu des Herzens Pein;
In Wüst' und grünem Land ritt er herum.
In Iran wie iu Turan, Hind wie Rum,
Von Wis sucht' eine Spur er zu gewahren,
Doch sah er nichts und konnte nichts erl'ahren;
Bald Gemsen gleich auf hoher Berge Zinnen,
Bald Löwen gleich in kühler Bäche Rinnen,
Bald gleich dem Diw in dürrer Wüste Sand,
Bald Schlangen gleich am schilfbewacbsneu Strand,
Bald ward durchbohrt er von der Hitze Pein,
Bald drang in's Mark der Kälte Qual ihm ein.
Bald nährte ihu der Mönche Fastenspeise,
Bald blieb des Nachts er in der Hirten Kreise;
So zog durch Berg und Wald und Wüst und Meer
Fünf Monde wie von Sinnen er umher;
Er schlief nicht oder wenu deu Schlaf er fand,
War Bett die Erde, Kissen ihm die Hand;
So war fünf Monde lang in Berg und Flur
Der Weg sein Freuud, Gram sein Genosse nur.
Meissen d. 25. Sept. 1867.
Aus einem Briefe des Prof. de Lagarde an den Herausgeber.
Kaum sind meine „Beiträge zur baktrischen Lexikographie"
erschienen, und schon habe ich ihnen eine Berichtigung nachzu¬
schicken, um deren Aulnahme in die Zeitschrift ich Sie bitte.
Ich habe in dem eben genannten Buche -^^o^ (für älteres
^ijuiLp) dem arabischen .jj? gleichgesetzt, und den Nameu „huz¬
varesch" an dieses, baktriscliem huzävare entsprechende Adjeetiv
anzuknüpfen versucht, woraus dann aber für die parthische und
sasanidische Zeit nicht die Nöthigung folgt — uud das ist die Be¬
richtigung, welche ich geben will — huzoresch zu sprechen, sondern
vielmehr, die huzavreseh zu sagen. Denu erst im dreizehnten Jahr-
330 Notizen tmd Correspondenzen.
hundert unserer Zeitrechnung geht ^qwLp in ^qop über, und die
Araber in den Heeren der ersten Chalifen haben auch nur yj*
gekannt. Wollen wir die Peblewisprache mit dem Namen nennen,
welchen sie bei ihren Lebzeiten gehabt, so müssen wir von huzav¬
reseh reden: ^^p = d^^a> "^^s heisst Herr eines ^14^ oder einer
Baronie. Das Nähere in meiner oben genannten Schrift.
So eben ist mir das vierte Heft der Zeitschrift für 1867 zuge¬
kommen, und ich kann nun eine schon lange für Sie bereit liegende
Notiz an Blaus Aufsatz 672 ff. anknüpfen. Ganz gewiss hat man im
Morgenlande bei foliis cpolhq (jJls nicht an den Beutel (vergl.
übrigens Hildebrand zu Apulejus I 237), sondern an (poXig Fisch¬
schuppe gedacht. Der Münzname ,f,^m nämlich (Abhandlungen
79, 18) entspricht dem persischen jjyi*^ (ähnlich wie mfbß^ dem
das die Lexika auch in ^ajI .jt y^S entstellt aufführen). Da
nun vjj.^^ bekannter Massen die Fischschuppe« bedeutet (Fakhri
53, 5), erscheint glaublich, dass deuselben Sinn gehabt ; danu
aber war ^^.i-i eine Uebersetzung von cpokig, während sein Werth
der des cpoklig war. Aehnlich nannten die Franzosen im Mittel¬
alter rait einem noch jetzt gekannten Worte die Halbenhellerstücke
raaille, weil sie klein und glänzend waren wie die Ringe der Pan¬
zerheraden. Das if, jener •Ji^ia ist übrigens die parthische Forra
der Präposition aipi, welche neupersisch i, armenisch ji 'ji (^^?)
lautet. Völlig klar ist wenigstens, dass i^o.'iif messen von iLnii^'i
= näonhan Nase stammt.
Lassen Sie raich, da ich einraal beim Armenischen bin, noch
eines Wortes gedenken, das mir anfängt Sorge zu machen, weil
man sich desselben zur Erklärung von nin^ za bedienen gewöhn^:
ich moine mumnLuiS- Gott. Windischmann hat es dem baktrischen
a^tvafit gleichgesetzt, dabei aber verkannt, dass es von den übri¬
gen Bildungen auf nLiu& doch unmöglich getrennt werden darf.
Avedikhean lehrt § 621 und 628 die Endung uii oder nmii sei
uipiniuq.pui^m'li erklärend oder ^^w^ui^ui^ , was wohl (Ciakciak hat
das Wort nicht) anagogisch sein mag. Wie ^"imumi von
q.npS-nt-mS- VOU ^npibf_^ q^fiuini-mi VOn n.jtu^lri^ hcrkomrat, SO raUSS iuuinni-ui& von mumbi^ stararacn. Dies Zeitwort ist nicht vorhanden,
wird aber mit ^muuibi_ so verwandt sein, wie ^m^ut mit dera bak¬
trischen äkhsta: die Präpositionen sind verschieden (sa oder ä),
der Stamm derselbe. Danach schiene uiumni.iu& zur Wurzel etä
zu gehören, welche bekanntlich sowohl mit ä als mit häm zusam¬
mengesetzt werden kann. Uebrigens bekenne ich, dass mir für
mein Theil (und ich möchte wohl durch dies Bekenntniss eine Aeus¬
serung eines Kundigeren hervorrufen) unerfindlich ist, wie man nin^
Notizetp und Correspondenzen. 331
lür etwas anderes als ein imperfectum quartae nehmen kann, nin^
kann nur den bezeichnen, welcher in's Dasein ruft, nicht den, wel¬
cher ist: ganz abgesehen von der theologischen, religionsgeschicht¬
lichen und psychologischen Unmöglichkeit aus dem dürren Begriffe der
ovaia irgend etwas für die Religion — wirkliches lebendiges Leben
mit und in Gott — Brauchbares und Wesentliches zu gewinnen.
Von meiner LXX ist der Pentateucb im Druck. Nach langem
Hin- und Herversuchen habe ich mich entschliessen müssen vor¬
läufig nur den Text der römischen Ausgabe mit dem Verzeichniss,
aber einem genausten und vollständigen, der Lesarten aus einer
Reihe von Handschriften zu geben. Holmes Ausgabe liefert das
Material zur Orientierung vollständig genug, auch zur Besserung einer langen Reihe von Stellen : zu einer wirklichen Recension des Textes
in dem Sinne, wie sie in der klassischen und deutschen Philologie
verlangt wird und wie ich sie mir schliesslich auch für die LXX
abverlangen und aberlangen werde, reicht sie nicht aus.
Schleusingen 22. Januar 1868.
Aus eineni Briefe des H. Leo Karabetz von Nagybun.
Wien, d. 11. Febr. 1868.
Die Sylbe ra (1^), das Zeichen des Casus obliquus im Persischen, ist durch Vullers als Abschwächung von »1^ (Weg) ganz überzeugend
dargestellt. Im Osmanli kommt dasselbe bei wirklich türkischen
Wörtern begreiflicher Weise sehr selten vor. Daher ist bisher das
ij von Liio oder 5yi*o immer räthselhaft gewesen. Gestern enthüllte
es sich mir durch Stellen des tshagataischeu ».*LjL*.ii als Ab¬
schwächung der Steigerungssylbe dll^. Der tshagataische Repräsen¬
tant des Osmanli l^xo oder ist nämlich «fit^
Aus einem Briefe des Prof. Mehren an Prof. Fleischer.
Kairo d. 12. Januar 1868.
— Ende October vor. J. ging ich von Lausanne über den
Simplen, Mailand, Venetien und Triest mit dem Lloyd-Dampfer
Minerva über Alexandrien hierher, wo ich den 12. Nov. ankam.
Bis jetzt ist, Gott sei Dank, Alles gut gegangen; ich arbeite mit
frischem Mnthe in.meinem Studienkreise. Das Klima ist ganz herr¬
lich, uur die Abende ein wenig kühl, die Tage aber wie bei uns
im Sommer. Hat man sich erst eingerichtet, so ist das Leben hier
nicht theurer als anderswo. Vor allen Dingen aber muss man in
seiuen Berührungen mit den hiesigen Europäern vorsichtig sein;
2 5 *
332 Notizen und Correspondenzen.
denn unter diesen giebt es das ärgste Gesindel. — Ein sanfteres
und gutmüthigeres Menschengeschlecht als die Araber hier kann
man sich kaum denken. Gleich nach meiner Ankunft nahm ich
einen Imäm Müsä Hasanein als Cicerone und Lehrer iu' der Um¬
gangssprache an. Gelehrte habe ich bis jetzt uicht getroffen, wenn
man nicht etwa Gelehrsamkeit nennen will, dass jemand seinen
j.iS'' so ziemlich keunt und etwas von dem Wuste des (üi und '^■■}>>^
versteht. Mein Imäm ist von Natur gut begabt, ehrlich und un¬
eigennützig im höchsten Grade, weiss aber nur seinen Koran aus¬
wendig und spricht am liebsten das schauerliche Jargon, zu dem
hier das Arabische herabgesunken ist und das kaum noch den
Namen einer Sprache verdient. Jedermann spricht im Allgemeinen
wie es ihm beliebt; die Gesticulation und Betonung müssen dera
Verständniss nachhelfen. Die gewöhnlichsten arabischen Wörter, die
nicht zu diesera Jargon gehören, sind dem Volke unverständlich.
Vou Vocalen ist eigentlich gar nicht mehr die Rede; die Meisten
sprechen die unentbehrlichsten Selbstlauter so aus, dass a, i, u
sich nicht unterscheiden lassen. — leb bin jetzt fast den ganzen
Tag in der Wüste ausserhalb der Stadt iu Gesellschaft raitleids-
werther, zerlumpter Geschöpfe, die rair aber immer die freundlichste Gesinnung gezeigt haben, mir überall bebülflich sind und sich freuen,
wenn ich mit ihnen ein paar Worte wechsle und deu armen Kindern
gelegentlich eine Orange gebe. Ich studire auf der üi' ä die alten
prächtigen Grabdenkmäler, und meine Araber bieten Alles auf, um
mir durch das, was sich bei ihnen noch durch Ueberlieferung er¬
halten hat, irgend einen Aufschluss zu geben. Mit dera nordöst¬
lichen Theile dieser Gräberstätte bin ich nun fertig; man findet da
die sogenannten Chalifengräber, d. h. die schönen Denkmäler der
Mamluken-Sultane Barkük, Bersebäi Melik el-asraf, Erair Kebir und
tnäl, die beiden letzten in ein Pulvermagazin verwandelt uud des¬
wegen nicht leicht zugänglich ; endlich die wohlerhaltene Gämi' Kait- Bey's. Ringsum ist eine zahllose Menge kleinerer Kubba's zerstreut,
in denen theils heilige Männer (Auliä), theils Farailienglieder der
Sultane •beigesetzt sind ; leider ist ein Theil davon wieder zu neuern
Farailienbegräbnissen verwendet worden. Alles ist hier überhaupt
der Zerstörung geweiht, und ein arraer, aber recht gebildeter Mann
redete mich neulich in diesera Sinne wörtlich so au: „Schau unser
Elend! Allah hat sich von hier abgewandt; Alles ist zertrümmert;
unsere heilige Ka'ba ist Nichts; die Musleniiu sind JLLu. ^y^i»
geworden; die Franzosen mögen nur Misr und die Engländer Säm
nehraen; Alles geht jetzt zu Grunde. Friede mit Dir! Gehe wohin
Du willst!" — „Vielleicht", fügte er dann geheimnissvoll hinzu,
„kommt das Heil aus Tanta" ').
1) S. Lane's Sitten und Gebräuche u. s. w. , übers, von Zenker, I, S. 69, Anm. 3., U, S. 54, Seetzen's Reisen, IU, S. 240, S. 351—2. Fl.
2 5 *
Notizen und Correspondenxen. 333
Von der Ausbeute meiner Karäfe-Studien theile ich Ihnen nach¬
stehend eine, wie ich hoffe, nicht uninteressante Probe mit. In
mehrern mittelalterlichen spanischen Romanzen ist die Rede von
dem Palaste der Thulbiba oder Thulbia, als eiuem Prachtgebäude
Kairo's. Das Grabmal dieser Ftirstin habe ich auf meinen Irrfahr¬
ten in der Wüste aufgefunden. Das alte Portal ist noch vollständig
erhalten und bildet eine Art Grotte von rothem Stein. Auf der
einen Seite steht: L^^i aJ ^^^^ ».<v,i Lj^i j^Äj. ^JS ^J, ^c>\
(^JLo'i)!^ jAiiJbj auf der andern: iSj-M iCj^xJ! «Äs^ -^LäjLj oyi!
NiTjJ ^iJ! l5 ».*AJy.b xiys* ü,-jXJi (*jlj^l. Man geht über eine
kleine neuere Begräbnissstätte in die Kubba hinein und findet hier
einen sehr schönen Sarkophag von Marmor; auf den beiden Seiten¬
wänden ist eine kufische Inschrift , die ich copiren werde und später
zu entzififern hofle. Auf der Vorderseite liest man ganz deutlich
c
in gewöhnlicher Schrift: »Lij g^j^Lj ^*p^J\ ^jJ' «^IJl
Bj5-"5)i Jt^JjJ j-iXc J^Lw SJt*^ |.j.J ^5 c>^i_jJ f^^jj »•■Ui LSiA*»:i jtAAAJjia S.ilL.^*.AA.wJ J^^ÄaWJ l^Jt*,*S>- KÄm.
Makrizi sagt iu den Chitat, Bulaker Ausg. II S. Iv Z. 3,
dass diese Kubba in der Nachbarschaft des Grabmals der Fürstin
Togäi, und ebendaselbst S. t^f Z. 13 u. 14, dass dieses letztere dem
des Mundschenken Tastemir gegenüber liege. Nach langem Suchen
ist es mir geglückt auch dieses aufzufinden, versteckt in dem Grab¬
male eines Pascha J-S'ijJ [^.Jiyyy>.A^ JajLö), gest. 1280. Ich liess mir die Schlüssel der Kubba geben, öffnete sie und erblickte zuerst
den prächtigen Sarkophag des Pascha, dann aber oben an der Wand
eine Platte mit der ganz deutlichen Inschrift: ^a.«^! ^LrJI jiti Jj"!!)! ^-H; v5 y-^^i »'U' f»*^ (_5^A-5L*1I j^La-JI j*i^iiJ!o ^4a.«JI
i'H->V-~_) D'Jj^^J LT^*^
Ich gedenke nun mein Forschungsrevier auf 'den südöstlichen
Theil der Karäfe zu verlegen, wo sich die Grabmäler des Imäm
f^äfe'i und einer Menge Auliä befinden, und dann die bedeutendsten
Gämi's und Monumeute der Stadt selbst näher in Augeuschein zu
nebmen.
1) Aus Sur. 24 V. 36. 2) Statt jlj'J! ; j!j( , wie in der Bedeu¬
tung: eine elirbare, sittsame Frau. FI. ^ ^
334 Notizen und Correspondenzen.
Alis eioem Briefe des Prof. Chwolson an Prof. Fleischer.
Petersburg 1/13. Febr. 1867.
— Während meines letzten Aufenthalts in London fand ich
im Britischen Museum in der ausgezeichneten Taylor Collection den
7. Theil einer historisch-geographischen Encyclopädie, betitelt
SUaajUJ! von nx*«3 j,*e iXj'i J.c!j.j1, der im J. 290
d. H. Medinah besuchte. Es ist einer jener guten ältern Schrift¬
steller, welche durch die spätern ^^y^axJ^ in völlige Vergessenheit
^ ui
gerathen sind. Bei ihm habe ich über Chazaren, Burtasen (o^^y),
Bulgaren (Wolga-Bulgaren), Madjaren, Slaven und Russen sehr be¬
merkenswerthe Nachrichten gefunden, die ich zuerst russisch über¬
setzen will. Einer deutschen Bearbeitung werde ich durch Bespre¬
chung des Handelsverkehrs der nördlichen Länder des Islams mit
denen des südöstlichen Europa über das kaspische Meer und durch
Beantwortung der Frage , woher die Araber ihre Kenntniss von Ost¬
europa erhielten, ein allgemeineres Interesse zu geben suchen. Zur
Vervollständigung meines Arbeitsmaterials liess ich mir drei arabi¬
sche Handschriften aus der Sprengerschen Sammlung kommen:
Nr. 1, a: i>Xji jLXiit, welches Sprenger dem ^äJUI j-jI
t 340 zuschreibt; dann Nr. 2, a: ^lO^JLJI ylxS', das von einem ge¬
wissen Öeizari gegen 290 compilirt und ein Auszug aus Ibn Fakih
sein soll; endlich die Geographie des Mokaddesi: |**.Lä>dl^^yw^s»! w^LäS',
Sprenger hat vollkommen Recht, den letztgenannten Geographen sehr
hoch zu stellen. Eine Ausgabe desselben wäre eine wahrhafte Be¬
reicherung unsers historischen Wissens. Seine geographischen An¬
gaben im engern Sinne sind etwas knapp gehalten; dagegen be¬
schreibt er Land und Leute fast wie man es jetzt thut : die Eigen¬
thümlichkeiten eines jeden Landes, seine Erzeugnisse, Staatseinkünfte,
Ein- und Ausfuhrartikel (sogar die eines jeden bedeutenden Ortes),
dann die Bewohner, ihre Sprache, Religion u. s. w. Das Werk
nach der einzigen Berliner Handschrift herauszugeben wäre schwierig,
doch nicht unmöglich. Leider hatte die Vorlage des Abschreibers
Lücken, die er durch leer gelassene Räume und die Bemerkung
J-o'Ü! ^5 Jaä-. angezeigt hat. Das am Ende fehlende Blatt scheint
nur noch einige Zeilen zum Schluss enthalten zu haben. Die von
Jäküt aus Mokaddesi angeführte Stelle über Russland habe icb nicht
gefunden, und sie kann auch nicht aus diesem Werke genommen
sein, da Mokaddesi in demselben, wie die Vorrede ausdrücklich sagt,
nur die Länder des Islams behandelt. Ebendaselbst spricht er von
seinen Vorgängern, ,_ji^J! ^jy^, qjI, ii=-L^
und j^jt, und giebt an was er an jedem von ihnen aus¬
zusetzen findet. Bei ihm selbst fällt besonders der Umstand ins
Notizen und Correspondenzen. 335
Gewicht, dass er die meisten der von ihm beschriebenen Länder
persönlich besucht und auch zur See viele Reisen gemacht hat.
Sein Werk schrieb er 375 d. H. im 40. Lebensjahre. Ich erinnere
mich , vor längerer Zeit irgendwo gelesen zu haben , dass Herr Prof.
Schefer in Paris, früher Dolmetscher bei der französischen Gesaudt¬
schaft in Constantinopel, daselbst eine Handschrift des Mokaddesi
erworben hat. Ob diese sich wohl jetzt noch in seinen Händen
befindet? —
Woher Dr. Sprenger die Angabe genommen hat, dass das Ms.
Nr. 2, a ^yljdJ; ^IxS' betitelt und „about A. H. 290" compilirt sei,
weiss ich nicht. Freilich habe ich auch nicht die ganze Hdschr.
durchgelesen. Es wird darin woiJ^ii- ^jI citirt. Ein guter Theil
der nicht umfangreichen Schrift besteht aus geographischen ki>..jiL>|
von äusserst geringem wissenschaftlichen Werthe. Das Ganze ist
ein Auszug aus einem offenbar ziemlich ausführlichen geographischen
Werke, was zum Theil schon aus manchen zu dem magern Inhalte
in grellem Missvcrhältniss stehenden Capitelüberschriften hervor¬
geht. Auch lautet die Nachschrift: SLj^wiJi J.c s'S^Xs^^ L-« »ij*^
lA^i ja«=» J.C ^Ai^' .... ».L! jL«ixi.^l ^' l^.t J^fiiU
iijL* Vj'^c iÜiJ^' Si.Ä*» (»j^! i (sie) yAfjjuXj i^jjA/iJt Vielleicht
ist dieser 'Ali bloss der Abschreiber. Ganz herausgegeben zu wer¬
den verdient das Werk nicht, wohl aber könnte man eine Anzahl
bemerkenswerther Notizen daraus zusammenstellen.
Im Ms. Nr. ],a fehlt der Anfang; am Schlüsse ist das Werk
JlXii^l lylxf betitelt, und Sprenger schreibt es, wie gesagt, dem
j^jäLJ! 0<4j jj5 zu. Die Richtigkeit dieser Anuahme bezweifle ich.
H. Ch. erwähnt von dem genannten Schriftsteller kein geographisches
Werk dieses Namens, wohl aber drei andere: 1) Nr. 3495
^jIlXLJI ohne nähere Angabe; 2) Nr. 7804 |»JLs'55tjj.»o mit dem
Urtheile Mokaddesi's darüber und der Angabe, dass es qJjÄc
1 w
enthalte (vgl. damit in dem Sprengerschen Ms. fol. 1, a: o^iAaas
UaIÜ ^yJ'iis: |.il«:it o^slj); 3) Nr. 11969 a5üL*:i üJÜL».... Die
nächstliegende Annahme wäre nun die, dass die Sprengersche Hdschr.
die i^JLäDIj^ enthalte. Ich fand aber, dass dieselbe in den vielen
von mir verglichenen Stellen wörtlich mit dem von Möller her¬
ausgegebenen, dem Istachri zugeschriebenen j^JLi'iSi ^Ixi überein¬
stimmt; nur fehlen in diesem verschiedene kürzere und längere,
zum Theil 3 bis 4 Blätter einnehmende Stücke jener, so dass es
ganz den Anschein hat, als sei das Kitäb al-akälim nur ein Auszug
aus der Sprengerschen Handschrift. Damit übereinstimmend giebt
es in dem herausgegebenen Werke sehr kurz gefasste und in der
Handschrift sehr ausführliche Stellen, dereu Text aber, insoweit er
336 Notixen und Correspondenzen.
auch in der kürzern Fassung vorliegt, wörtlich derselbe ist. Noch
räthselhafter wird die Sache dadurch, dass Stellen, welche Frähn in
seinen Abhandlungen über die Chazaren und Russen aus dem Lei¬
dener Cod. des Ibn Haukal mittheilt, bei Istachri fehlen, aber sich
w.örtlich in der Sprengerschen Hdschr. wiederfinden. Docb ent¬
hält diese gewiss .nicht das Werk des Ibu Haukal selbst , da ver¬
schiedene aus diesem hier und da angeführte Stellen iü ihr fehlen.
Alle drei Werke, nämlich obUi JLKä! , |.^L3^I s-'L^ (Istachri) und
das von Ibn Haukal, machen den Eindruck , als wären sie nur ver¬
schiedene Bearl)eitungeu eines und desselben Grundwerkes, eine jede
mit ihr eigenthümlichen Veränderungen und Erweiterungen. Auf
die Annahme einer gemeinschaftlichen Quelle führt auch der Um¬
stand, dass in manchen wörtlich übereinstimmenden Stellen jeder
der drei Schriftsteller von sich in der ersten Person spricht,
z. B. „ich habe gesehen", „es ist mir erzählt wordeu" u. s. w. Man
sieht auch hieraus, wie unsicher der Schluss aus solchen Aeusse¬
rungen auf die Abfassungszeit eines morgenländischen Schriftwerkes ist, — ein Puukt, auf den ich schon in meinen Ssabiern, II, S. 752 f.
Anm. 4 hingewiesen habe. Nach einer Privatnachricht dürfen wir
hoffen , vou Herrn Prof. de Goeje eine Ausgabe des Ibn Haukal nach
der Leidener Handschrift und in der Einleituug dazu eine ausführ¬
liche Abhandlung über das gegenseitige Verhältniss jeuer drei Schrift¬
steller zu erhalteu, über welches das von Spreuger in seinen Post-
und Reiserouten S. XIV Gesagte keine volle Aufklärung giebt.
Meiner Meinung nach wäre das Vortheilhalteste eine Gesammtaus¬
gabe der drei Geographen, so dass die kleinen Abweichungen iu
den übereinstimmenden Stellen als Varianteu unter dem Texte auf¬
geführt, dagegen die dem einen oder anderu eigenthümlichen Stellen
am Rande als solche kenntlich gemacht wnrden.
In meinen Ssabiern, H, S. 374, 376 u. 377, sind drei Stellen
aus Mas'üdi mitgetheilt, in der die Mandäer geuannt werden
^^.,jJjL*a\J1 oder ^^jj^L^xjül oder wie alle die dort angeführten Va¬
rianten weiter lauten. Ich habe über dieseu räthselhaften Namen
I, S. 106 ff. und II, S. 643 Mancherlei vernmthet, aber das Richtige, j^.jjjj^-^JI, nicht getroffen. Cascar hiess bekanntlich der am untern
Tigris und Eupbrat bis au das Meer bin gelegene District mit der
Hauptstadt Wäsit ; dort aber war der Hauptsitz der Mandäer. Eine
Handscbrift hat (s. II, S. 374) wirklich ^jJjLa^JCJI , was der rich¬
tigen Lesart sehr nahe kommt.
Notizen und. Corre.gpondenzen. 337
Alis einem Briefe des Prof. Le\y an Prof. Fleischer.
Breslau 7. Febr. 1868.
Icb glaube in Ihrem Siune zu handeln, wenn ich auf die Erwi¬
derung des Herrn Dr. Blau im letzten Hefte des vorigen Jahrgangs
unserer Zeitschrift nicht des Breitern eingehe; meine „Unachtsam¬
keit", dass ich aus einer angeblich zwei Inschrilten gemacht, n
und c, wird Jeder leicht als Druckfehler für „no. c" erkennen, da
n gar nicht als Bezeichnung einer Inschrift vorkommt; dass ich
ferner früher (18.')7) nn» in der Bedeutung „machen" augenommen,
habe ich in meinem phön. Wb. (1864) in Zweifel gezogen, und
was endlich meine Verwahrung gegen die symbolische Deutung eines
Zeichens inmitten einer Inschrift betrilft, so muss ich sie immer
noch aufrecht erbalten , und besitze die „Dreistigkeit" auch jetzt
noch zu bebaupten, dass in solchem Zusammenhang das bewusste
Zeichen nichts mit den auf cyprischen Inschriften geraein hat. Auf
das i-iTsnns komme ich meinem Versprechen gemäss noch zurück;
lür's Erste genüge die Bemerkung, dass AßSovaißos in der byb-
lus'schen Inschrift bei Renan (Mission de Phenicie p. 241) wobl
eher eiuen nabathäischen Namen , gleich dem danebenstehenden
Oauog, dessen Identität mit schon Renan vermuthet hat, ent¬
hält. Doch darüber mehr an eiuem andern Orte. Im Uebrigen
kann Herr Dr. Blau versichert sein, dass es mir ebenso wie ihra
um Förderung der Wissenschaft zu thun ist, und soll es raich freuen,
auf dem Wege zu diesem Ziele noch recht olt mit ihm in Znkunft
zusammen zu treifen.
Lassen Sie mich nun Ihnen einige epigraphische Neuigkeiten
mittheilen. Die Pariser Ausstellung, die ich im Frülijahr vorigen
Jahres besucht habe, hat mich durch die Wahrnehmung , dass auch
hier tür die Verbi eitung archäologischer Kenntnisse Sorge getragen
worden, recht freudig überrascht. Besonders ist das ägyptische
Altertbum reich ausgestattet worden, vorzüglich durch die Liberali¬
tät des Vicekönigs von Aegypten ; er hat die schönsten Stücke des
Museums von Bulak in einem grossen Tempel nach Anweisung des
Herrn Mariette aufstellen lassen. Docb über diese Gegenstände
werden wobl noch specielle Kenner dieses Wissenszweiges berichten.
Einstweilen sei auf einen ausführlichen Artikel iu der „Gazette des
beaux arts", Livr. du I«'" Septembre 1867, „l'Egypte par M. Frangois
Lenormant" p. 1—63 und auf den Catalog des Herrn Mariette, der
in der Ausstellung zu kauien war, verwiesen. — Auch die phöni¬
zische Alterthumskunde ist nicht ganz leer ausgegangen. In dem
„salle de la regence de Tunis" bemerkte ich in einem der Glas¬
schränke eine ziemliche Anzahl von Stelen mit phönizischen Inschrif¬
ten. Es sind die bekannten Votivtafeln. aus Nordafrika, welche mit
der Formel beginneu: bsn 10 n:nb nmr , es folgt danu ein
Nom. prop, und schliesst rait der Bitte um Segen der Gottheit.
Bd. XXII. 22
§38 Notizen und Correspondenzen.
Icb habe — soweit mir die Unte'sucbung durch die Glasfenster
ermöglicht war — nichts Merkwürdiges in den Inschriften gefun¬
den, bis auf den einen Eigennamen 07:s:a«;N, eine Analogie des
biblischen fr DOS 2. Chron. 17, IG. — Auch Herr Renan in Paris
hat kürzlich, wie ich von ihm erfahren, ähnliche Inschriften aus
Hadrumetum erhalten. Diese, sowie die aus Tunis sollen in dem
„Corpus inscriptionum Semiticarum" Aufnahme fiuden. —
In der Abtbeilung „Spanien" in der pariser Ausstellung waren auch typographische Seltenheiten ausgestellt ; im Bereiche der orien¬
talischen Wissenschaft fielen rair die Werke von Perez Bayer, de
numis Hebraeo - Samaritanis und die Vindiciae in die
Augen, die man auch in Deutschland selbst in Bibliotheken mitt¬
leren Ranges finden kann. Unter den typographischen Merkwürdig¬
keiten aus Portugal war mir eine Ausgabe des hebr. Pentateuchs
aus dem 15. Jahrh. aus Lissabon interessant.
Gerne bätte ich und mit mir gewiss mancher Andere cs gese¬
hen, wenn der die ägyptische Alterthumskuude fördernde Vicekönig
von Aegypten auch einige inschriftlicbe Steine von der Sinaibalb¬
insel in die Ausstellung geschickt hätte, doch tröstete ich raich rait dem Gedanken, das Werk von Charles Forster „Sinai photographed",
das ich im Britischen Museum einzusehen hoffte, werde einigeu
Ersatz bieten. Ich hatte schon die Hoffnung im Jahre 1862 genährt
(s. diese Zeitschr. XVII, S. 94), dass dieses Werk raanche Zweifel
löse, aber wie wurde ich getäuscht, als ich ira Britischen Museum
das gedachte Buch genauer angesehen hatte. Ein stattlicher Folio¬
band, von ziemlicher Stärke, trägt freilich den Nebentitel „or con¬
temporary records oflsrael in the wilderness" (London 1862), der
gerade nicht sehr zur Lektüre einzuladen geeignet ist, und in der
That enthalten die Deutungen durchgängig das albernste Zeug ; z. B.
S. 214 wird eine leicht lesbare Inschrift na itt i3 ^s.'JI DbiB
iiC'<'nn, welche die Aufschrift hat „legend aud devise inscription, with a sinaitic exemple of Hebrew poetry" folgendermassen erklärt:
„the people kicketh like an ass, slothful. They mutter like a goat,
replete with food, lasting". Doch darüber kann man sich hinweg¬
setzen, man kennt ja die geniale Interpretations-Methode des Herrn
Forster, wenn nur die Photographien treu die Inschriften der Steine
wiedergäben. Aber weit gefehlt! Was für Photographien ausgege¬
ben wird, sind lediglich Abdrücke aus Lottin de Laval's „voyage
dans la Peninsule arabique du Sinai etc." deren Treue wir sehon früher charakterisirt haben. — Nicht besser bestellt ist die Unter¬
suchung über hirajarische Inschriften, welche Charles Förster
im „Appendix" S. 279 fg. uus bietet. Es werden dort die ältern
himjarischen Inschriften, die schon Rödiger und Andere erklärt
habeu, nach einem ganz anders fixirten Alphabet, als das jetzt all¬
gemein als gesichert geltende, entziffert; was dabei ans Tageslicht
kommt, möge ewige Nacht bedecken! Dass aber solche höchst
kosfbore Werko in England Leser und Abnehmer finden, ist unj
Notizen und Correspondenzen. 339
Deutschen gewiss ein Bäthsel, wenn man sich nicht erinnert, dass
solche und ähnliche Bticher von reichen Engländern als Sonntags-
lectüre mit schwerem Gelde aufgewogen werden.
Im britischen Museum habe ich mir angelegen sein lassen,
neben manchen andern archäologischen Novitäten, auch die Aden-
Steine, über welche ich in dieser Zeitschr. (XXI, S. 156 fg.) bespro¬
chen habe, anzusehen. Ihr Inhalt ist im Allgemeinen dort richtig
angegeben ; Ausführlicheres über dieselben steht von einem Gelehr¬
ten am brit. Museum in Aussicht. Die Vermuthung des Herrn
Madden (s. a. a. 0. S. 159), dass die eigenthümliche Form des
Aleph auf einem dieser Steine seinen Ursprung dem Himjarischen
oder Aethiopisehen verdanke, scheiut mir uicht begründet. Es ist
genau betrachtet dieses Zeichen nur eine Modification des Aleph
der Quadratscbrift, was "hier zu zeigen mit typographischen Schwie¬
rigkeiten verbunden wäre.
Ad voeem „Himjaren" möchte ich auf zwei neuerdings ver¬
öffentlichte Inschriften, die von vielem Interesse sind, aufmerksam
machen. Der rüstige Herr Francois Lenormant gibt in dem „Bul¬
letin de l'Academie des Inseriptions et Belles-Lettres" (1867) eine
Inschrift mit himjarischen Lettern, von einem Steine, der aus Aden
herrührt und jetzt im Besitze eines Privatmannes in Paris ist. In
Umschrift lautet dieselbe:
3 I osnas»)
ay ha» 1 1
n I Dyri'' I T nri I -jp
Diese Umschrift dürfte hier genügen, da die Schrift nichts
Eigenthümliches hat, bis auf das n (cy), das ganz die Form der
Zahl 8, und das n , das = ist. Herr Lenormant giebt zur Erklä¬
rung einige Zeilen, die auf andere bereits bekannte Inschrifteu ver¬
weisen. Er übersetzt „A. fils de Aken, serviteur du (dieu) Yat'om,
a dedie le troupeau". Dass diese Uebersetzung Beifall finden wird,
möchte ich bezweifeln. Von einem Gott Dyn*« haben wir bis jetzt
in himjarischen Inschrifteu keine Spur gerunden, wohl aber finden
wir diesen Nameu, als Sohn von Martad^, auf den Playfair'scheu
Inschr. no. 12 Z. 10 (s. diese Zeitschr. XIX, S. 202) und so möchte
denn lay als „servus" vou Jat'im zu fassen sein. Wem die Wid¬
mung gegolten, steht freilich nicht in der Inschrift und muss viel¬
leicht rtporN oder sonst eine Gottheit in Gedanken hinzugedacht
werden. — Der Gegenstand der Weihe, nimmt Lenormant an, sei
ry-i „Heerde" gewesen, wir finden dies Wort zum ersteu Male in
1) Da Herr Lenoi-mant die Umsclirift „k l'exemple de M. Osiander" in hebr. Quadratscbrift gewählt hat, so habe ich mir erlaubt das erste Wort im
Texte OJ:~ny statt des von ihm gegebenen OtSnOy zu umschreiben. Das
Zeichen ist das in dieser Zeitschr. XX, S. 208 (letzte Zeile) erklärte, das Osiander mit Recht =;S und nicht bestimmt.
2i*
340 Notizen und Correspondenzen.
liimj. Inschr., während rfs-ia (Weideplatz?) Fr. XI angetroffen
wird. Herr Lenormant fügt zur Begründung von ny-i hinzu: „Et
pr6cisement la pierre sur laquelle est gravee l'inscription a 6t6
taillee de maniere ä rappeler grossierement une tete de boeuf."
Eine zweite Inschrift, auf welche Hr. Lenormant die Aufmerk¬
samkeit gelenkt, befindet sich auf einer Gemme (vgl. diese Zeitschr.
XIX, Taf. 35). „Les monuments de cette classe", bemerkt der
genannte Gelehrte, „sont, en effet, d'une extreme rarete. Je n'en
connais pour ma part que deux cn dehors de ceux qui ont 6te
ainsi edites. Le premier est un cam6e appartenant ä M. le baron
Roger de Sivry , et que j'esijere pouvoir quelque jour placer en
original sous les yeux de l'Academie. Le second est une intaille
dont j'ai riionneur de deposer un dessin plus que mediocre sur le
bureau. C'est une cbalcedoine brouillee, de forme ovale, assez
fortement bombee eu scarabeoide. Je I'ai vue il y a quelques
annees entre les mains de mon ami M. Th. Baltazzi, qui l'avait
acquise au Caire d'un marchand de Moka et qui doit la posseder
encore ä Constantinople, oii il est aujourd'hui fixe. L'empreinte en
donne l'inscription suivante en deux lignes, accompagnant la figure
symbolique que M. de Longperier a qualifiee du nom de mau-
dragore".
Soviel genügt zur näheren Beschreibung; die Inschrift p ]^i23-53
-inny -lay
ist leicht lesbar. Die Buchstaben sind ganz in der Form der Gem¬
men-Inschrift (s. diese Zeitschr. XIX, Taf 35, b), welche demnach
nur gelesen werdeu kanu, wie a. a. 0. S. 292 angegeben ist ')•
Auch in der vorliegenden Inschrift sind die einzelnen Wörter nicht
durch Theilungsstriche gesondert. Zur Erklärung giebt Herr Lenor¬
mant noch manche gelehrte Bemerkung; diejenigen, weicbe sich für
diesen Gegenstand interessiren, verweisen wir auf dessen Abband¬
lung a. a. 0. Bei T\a3a bezieht sich Herr Lenormant anf das ';j<:3 der Inscbr. v. Wrede mit den Worten : „dans la ligne 2 de l'inscrip¬
tion publiee par M. de Wrede, on lit le nom propre de meme for¬
mation le fils de El". Ob irgend wo schon die Inschr. vou
Wrede veröffentlicht worden sei, ist mir ganz unbekannt; es würe
zu wünschen gewesen, Herr Lenormant bätte hier die Quelle ange¬
geben, wahrscheinlich kennt er dieselbe nur durch Anführungen vou
Osiander.
Ich habe kürzlieh ebenfalls eiuen Siegelabdruck einer Gemme
mit himjarischen Zeichen erbalten, welche ich bald veröffentlichen
werde. Sie hat die Inschrift nach der Art, wie die Gemme Taf.
3.'), c (s. diese Ztschr. Bd. XIX) sie zeigt.
1) Tnv Iiat auch hier Jie Kreu/.csform , wie in der vorhergehenden lusclirift, das Ain ein Dreieck, das Ki'sili=^ , dns Nun wie in Taf. 35, b.
Notizen und Correspondenzen. 341
Heriehligiing.
In dem wissenschaftlichen Jahresbericht iiber die morgenländi¬
schen Studien 1859—61 von Professor Dr. Gosche, der mir so eben
zugekommen ist, lindet sich auf Seite 5 eine auf mich bezügliche
Angabe, welche der Berichtigung bedarf. Der Verfasser behauptet
nämlich, dass der verstorbene Baron von Bunsen mir zu meiner
Stelle in Puna verholfen habe. Dies ist unrichtig, da Bunsen nicht
den geringsten Antheil an meiuer Üebersiedlung uach Indien hatte,
vielmehr dem Projecte anfänglich entgegen war. Die Stelle in Puna
verschaffte mir ein englischer Gelehrter von Oxford, Herr Marc Pat-
tison, Rector of Lincoln College, der mich zufällig (ohne Zuthun
Buusens) kennen gelernt hatte. Ungefähr ein halbes Jahr nachdem
ich seine Bekanntschaft gemacht hatte, schrieb er mir, dass er von
seinem frühern Schüler und Freunde, dem jetzt verstorbenen E. J.
Howard, damals Direktor des oifentlichen Unterrichts der Präsident¬
schaft Bombay, dem er mich empfohlen ohne dass ich das Geringste
davon wusste, oder ihm den Auftrag dazu gegeben hatte, gefragt
worden sei , ob ich geneigt sei , die Leitung der Sanskritstudien im
Puna College zu übernehmen. Ich setzte sofort den Baron von
Bunsen von diesem Antrag in Kenntniss, der ihm indess nicht sehr
gelegen kam. Da ich grosse Lust hatte, die Stelle anzunehmen,
dies aber nicht thun wollte, ohne vorher mit einem der indischen
Verhältnisse kundigen Mann Rücksprache zn nehmen, so wandte
ich micb an Prof. Dr. Sprenger, der sich gerade damals in Heidel¬
berg aufliielt, um Rath. Er rieth mir die Stelle anzunehmen, wenn
ich gute Bedingungen erlangen würde. Auf seinen Rath hin, erklärte
ich mich unter gewissen Bedingungen zur Annahme bereit. Nach
langem "Warten erbielt ich die Nachricht, dass nur ein für indische
Verhältnisse völlig ungenügendes Salär zur Verfügung stehe , das
nur ein Drittel von dem der am College angestellten Engländer
betrug. Mr. Pattison rieth mir nun, unter solcben inadequate
terms die Stelle nicht anzunehmen, zugleich bedauernd, mir dieselbe
angetragen zu haben, was er nie gethan haben würde, hätte er die
Bedingungen zum voraus gekannt. Auf den Rath Sprenger's, der
sich sehr bewährte, unterhandelte ich nun weiter, und zwar direkt
mit Howard, um bessere Bedingungen zu erzielen, die mir schliess¬
lich auch theilweise zugestanden wurden. Nachdem ich gegeu ein
Jahr unterhandelt und das Verhältniss zu Bunsen aus Ueberdruss
bereits längst gelöst liatte, wurde mir die Stelle unter den ur¬
sprünglichen schlechten Bedingungen officiell von dem India
office angetragen. Des Wartens müde, und dem dringenden Wunsche
Howards mich bald in Indien zu sehen, wo er alles für mich zu
thuu versprach, nachgebend, nahm ich sie nicht ohne Zögerung und
342 Notizen und Correspondenzen.
ernste Bedenken an. Nach meiner Ankunft in Indien ergriff Mr.
Howard jede Gelegenheit, meine Lage zu verbessern, bis ich zuletzt
in angenehme Verhältnisse kam.
Dies möge zur Berichtigung der oben erwähnten irrigen Angabe
genügen.
Stuttgart den 5. Januar 1868.
^. Haug.
343
Bibliographische Anzeigen.
Arahischer Dragoman. Grammatik, Phraseusammlung und Wörterhuch
der neu-arabischen Sprache. Ein Vademecum für Reisende in Aegi/p- ten, Palästina und Sgrien, so wie zum Gebrauch für den Unterricht.
Von Dr. Phil. Wolff. 2. verbess. u. verm. Aufl. Leipzig. F. A.
Broekhaus. 1867. 8.
Die erste Auflage des Arab. Dragoman (1857) war von vielen Seiten bei- fSllig aufgenommen worden und hatte sich praktisch als erwünschtes Mittel des Verständnisses für Reisende im Orient erwiesen, wesshalb der Vf. alle Sorgfalt auf eine Vergrösserung und Erweiterung desselben verwendete. Die Frucht die¬
ser Bemühungen ist die vorliegende zweite ,, verbesserte und vermehrte", oder wie es richtiger hätte heissen sollen , gänzlich umgearbeitete Auflage. Denn nicht bloss, dass der 16. Abschnitt der ersten Auflage, ,, Grammatisches", in eine kurzgefasste Grammatik umgewandelt ist, wozu dem Vf. Nachträgliches von befreundeter Hand mitgetheilt worden, so ist auch der 17. Abschn., Redens¬
arten und Gespräche, zu einer ganzen Phrnsensammlung erweitert. Die Haupt¬
änderung hat aber die Wörtersammlung selbst betroffen, welche nicht mehr wie in der 1. Auflage nach den'Materien, sondern alphabetisch geordnet ist und eine bedeutende Vermehrung erfahien hat. Betrachten wir nun kurz die drei Abihei¬
lungen im Einzelnen. Die Grammatik ist unbedingt zu kurz gefasst, nnd schwerlich dürfte Einer, der mit den Semitischen Sprachen überhaupt noch nicht bekannt ist, wie dies doch hier vorausgesetzt werden muss, sich überall daraus hinlänglich belehren können. Die Nachträge dazu geben manche feine Bemerkungen; wir machen auf die über die Aussprache der Gutturale, wo der hebräische Chateph-Vocal in Formen wie irys, ^"^Si eine ausprechende Erliiu- ternng findet, über die Deminutivformen, die Plurr. fracti, die Demonstrativpro¬
nomina u. a. aufmerksam. In der Phrasen-Sammlung hat den Vf. offenbar die Vor¬
liebe für Wetzsteins Mittheilungen verführt, Dinge aufzunehmen, die hierher gar nicht gehören. Wir meinen damit uamentlich die verschiedenen Rufe der Ver¬
käufer auf dem Markte und in den Strassen von Damascus, die doch gewiss kaum allgemein orientalisch, sondern specifisch Damascenisch sind, wie aus¬
drücklich einzelne angeführte Parallelen von Kahira und Alexandrien beweisen.
Und wollte man solche Rufe auch noch gelten lassen , so sind doch solche Redensarten, die sich auf einzelne, ganz bestimmte Situationen beziehen, wio 8. 51 der Zuruf des Bäckermeisters an seine Gesellen des Morgens, oder gar die gleich darauffolgende Anrede „eines Mitleidigen an einen Thierquäler", wozu
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