50 phIakzente 1/2011
Mediensplitter |
Sie haben Post!
Toll. Jetzt gibt es diese kleinen Sensoren, die man sich in den Briefkasten legt. Sobald ein Brief, eine Postkarte oder Werbesendung eingeworfen wird, schickt das winzige Ge- rät eine Nachricht auf Ihr Smartphone.
Die Warterei hat endlich ein Ende und Sie ersparen sich den ständigen Weg zum Briefkasten, um nachzusehen, ob schon etwas eingetrudelt ist.
Das clevere Gadget mit eingebauter Briefwaage und Digitaluhr lässt sich auf ein Höchstgewicht und eine be- stimmte Anzahl Tage programmieren. Wenn sich zu viel Post ansammelt, wird sofort eine Mitteilung an Ihre Pinn- wand auf Facebook gepostet: «Der Speicherplatz Ihres Offline-Postfachs ist beschränkt. Sie nutzen zur Zeit über 80 % des verfügbaren Volumens.»
Sollte der Briefkasten gar eine Woche oder länger nicht geleert werden, löst das bei der Notrufzentrale der Polizei automatisch einen Alarm aus.
Könnte ja gut sein, dass man Sie als Geisel festhält, dass Sie auf dem Parkettboden verbluten oder einfach nicht von Ihrem Computer wegkönnen, weil die Gilde im
Online-Rollenspiel dringend Ihre Hilfe braucht, um einen Drachen oder Tyrannen zu erlegen.
Den Nachbarn fällt derweil nichts Ungewöhnliches auf. Man wundert sich höchstens, dass Sie sich so lange nicht mehr über Kindergeschrei beschwert haben oder Ih- re Weihnachtsbeleuchtung neuerdings bis Ostern hängen lassen. Aber man mischt sich ungern in anderer Leute Angelegenheiten ein.
Einen Haken hat die Sache allerdings. Nachdem ich das Teil all meinen Freunden und Bekannten aufge- schwatzt habe, fällt mir auf, dass die nun noch öfter ihr Handy zücken, um zu sehen, ob sie Post haben oder die Eierfrau schon da war. | Daniel Ammann