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Falscher Alarm

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ARS MEDICI 11 2008

449

Der mündige Patient ist eine prima Erfindung unserer Tage. Vorbei die Zeiten, in denen er sein Schicksal ganz in die Hände des Arztes legte. Der aufgeklärte Bürger ist zum ultimativen Kompe- tenzzentrum in eigener Sache geworden. Er ist es, der im Idealfall nach fairer und objektiver Bera- tung seine «informierte Entscheidung» trifft. Das Arrangement ist gut gemeint und ebenso schwer gemacht, nicht nur, aber besonders wenn es um die Krebsfrüherkennung geht. Deren Nutzen fällt – wählt man den unverstellten Datenblick – nicht selten geringer aus als manche uns (und sich) glauben machen wollen. Aber genau darum geht

es ja. Wir alle wollen (oder können) nicht mit freiem Auge auf die nackten und kaum je für sich selbst sprechenden Zahlen schauen und entschei- den. Wir haben immer ein emotionales Verhält- nis zu den Fakten. Und unsere Erfahrungen, Hoff- nungen, Ängste und Wünsche spielen mit hinein.

Nehmen wir ein Beispiel: Nur wenige Frauen, welche die 50 erreicht haben, dürften das Pro und Kontra eines Mammografie-Screenings bei maxi- maler Ausschöpfung ihres Verstands abwägen, bevor sie sich zur Teilnahme anmelden oder eben zu Hause bleiben. Und was bedeuten denn auch die Fakten: dass weniger als jede 100. Frau in die- sem Alter ein Mammakarzinom hat, dass bei regelmässiger Teilnahme am Screening 1 von 2000 Frauen weniger an einem Brustkrebs ster- ben wird, dass die Gesamtsterblichkeit jedoch nicht beeinflusst wird? Und was bedeutet die Er- fahrung, dass allzu oft falscher Krebsalarm gege- ben wird und dann belastende Folgeabklärungen erforderlich werden? Letzteres offenbar wenig.

Eine Studie hat Erstaunliches zutage gefördert:

Frauen, die sich für das Mammografie-Screening entscheiden, empfinden es nicht als besonders leidvoll, sich wegen eines verdächtigen unklaren Befundes einer Nachuntersuchung beziehungs- weise einer Gewebeentnahme unterziehen zu müssen. Eigentliche Sorgen bereitet ihnen, dass

viele Brustkrebse trotz des Screenings nicht er- kannt werden. Denn in der Tat täuscht die Mam- mografie eine Sicherheit vor, die sie nicht hat – wenn man sich täuschen lässt. Wie eine gerade im «JAMA» publizierte Studie (siehe S. 452) zeigt, bleiben bis zu 50 Prozent der Tumore mit der Mammografie unentdeckt. Gerade bei dichtem Brustgewebe ist die Sensitivität der Mammografie schlecht, der Vorhersagewert der Unter suchungs - methode gering. Die Ausbeute lässt sich allerdings steigern. Wird die Brust zusätzlich auch mit Ultraschall untersucht, bleibt «nur» jeder vierte bis fünfte Tumor unentdeckt. Allerdings um den Preis einer starken Zunahme falschpositiver Be- funde. Bis auf Weiteres dürfte also die Mammo- grafie der Screening-Standard bleiben, hier oder da ergänzt durch eine Sono grafie oder das ver- mutlich bessere MRI. Die Entscheidung, am Scree- ning teilzunehmen oder nicht, wird aber jede Frau weiterhin selbst treffen müssen.

Uwe Beise

E d i t o r i a l

Falscher Alarm

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