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Betablocker bei Hypertonie undkardiovaskulären Erkrankungen

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Betablocker spielen in der Behandlung des Blut- hochdrucks und kardiovaskulärer Erkrankungen eine bedeutende Rolle. Doch nicht alle Betablo- cker bieten die gleiche kardiovaskuläre Schutz- wirkung.

B R I T I S H M E D I C A L J O U R N A L

Betablocker sind in der Behandlung der Angina pectoris hilfreich, und sie reduzieren die Mortalität nach Myokardinfarkt und bei Herzinsuffizienz. Einiges spricht dafür, dass sie bei Hochrisiko- patienten kardiovaskuläre Ereignisse vor und nach Operationen reduzieren. Darüber hinaus bremsen Betablocker die Progre- dienz der Atherosklerose. Bei jüngeren Patienten sollten Beta- blocker weiterhin als Antihypertensiva erster Wahl gelten – zusam- men mit Diuretika, Kalziumantagonisten, ACE-Hemmern und antiadrenergen Substanzen; die Wahl hängt vom Einzelfall ab.

Aktuelle Publikationen kamen zum Schluss, dass Betablocker kardiovaskuläre Ereignisse bei Hypertonikern nicht so effektiv verhindern können wie andere Antihypertensiva. Doch bei der Interpretation dieser neuen Daten muss man auch frühere Stu- dien und Metaanalysen berücksichtigen, wie H.T. Ong von der Heart Clinic Penang, Malaysia, im «British Medical Journal»

schreibt.

Zeigen Betablocker bei Hypertonikern eine gerin- gere protektive Wirkung?

Die Ergebnisse der ASCOT-BPLA-Studie (the Anglo-Scandina- vian cardiac outcomes trial – blood pressure lowering arm) las- sen vermuten, dass Atenolol (z.B. Tenormin® oder Generika) im Vergleich zu Amlodipin (z.B. Norvasc® oder Generika) nur ge- ringfügig unterlegen ist. Doch nach sorgfältiger Analyse der Daten kommt der Autor zu dem Schluss, dass ASCOT-BPLA nicht so sehr die Unterlegenheit von Atenolol belegt, sondern vielmehr zeigt, wie wichtig es im Hinblick auf die Reduktion der klinisch manifesten kardiovaskulären Erkrankung ist, den Blutdruck und andere Risikofaktoren aggressiv zu kontrollieren.

Metaanalysen:Zwei grosse Metaanalysen stellen den Wert von Betablockern hinsichtlich des kardiovaskulären Schutzes von Hypertonikern infrage. Diese Metaanalysen zeigen, dass Ateno- lol Schlaganfälle und Mortalität nicht so gut reduzieren kann, dass Nicht-Atenolol-Betablocker in dieser Hinsicht aber so effektiv sein können wie andere Antihypertensiva.

Atenolol:Die pharmakokinetischen Eigenschaften von Atenolol unterscheiden sich von denjenigen anderer Betablocker. Das kann erklären, warum Atenolol bei älteren Hypertonikern eine andere kardiovaskuläre Schutzwirkung zeigt als die anderen Substanzen. Vieles spricht für eine Unterlegenheit von Ateno- lol, aber die Daten sind nicht so überzeugend, dass es gerecht- fertigt wäre, bei allen Patienten Atenolol durch ein anderes Me- dikament zu ersetzen. Dennoch sollte sich ein gewissenhafter Arzt fragen, ob nicht ein anderer Betablocker verordnet werden könnte, bevor er Atenolol neu verordnet oder ein Folgerezept ausstellt. Atenolol ist hydrophil, wird in der Leber kaum ver- stoffwechselt und mit dem Urin ausgeschieden. Bei älteren Patienten mit Nierenfunktionsstörung kann das pharmakoki- netische Profil von Atenolol ungünstig sein, weil es zu einer Verlangsamung der Atenolol-Clearance kommt.

Betablocker bei Hypertonie und kardiovaskulären Erkrankungen

Unterschiedliche Schutzeffekte auf Herz und Kreislauf

ARS MEDICI 23 2007

1139

F O R T B I L D U N G

■■

■ Betablocker senken nach einem Herzinfarkt die Mortalität und bessern bei Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz die Prognose.

■■

■ Bei jüngeren Patienten (unter 60 Jahren) sind Beta- blocker so wirksam wie andere Antihypertensiva.

■■

■ Betablocker können bei koronarer Herzkrankheit die Prognose verbessern und die Progredienz der Erkrankung bremsen.

■ Der Betablocker Atenolol schnitt in klinischen Studien im Vergleich zu anderen Antihypertensiva nicht so gut ab.

M M M

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Spielen Betablocker bei kardiovaskulärer Erkran- kung eine Rolle?

Der Einsatz von Betablockern in der Frühphase des Myokard- infarkts wird kontrovers diskutiert, doch führt die Gabe von Betablockern in der Sekundärprävention nach einem Infarkt eindeutig zu einer Reduktion unerwünschter Ereignisse. Die Behandlung mit Betablockern nach einem Infarkt senkt die Mortalität signifikant, wie die Analyse von 31 Studien mit fast 25 000 Patienten ergab. Allerdings kam es zu unterschiedlichen Ergebnissen: Acebutolol, Metoprolol (Beloc ZOK®, Lopresor®, Metopress®, Meto Zerok®), Propranolol (Inderal® oder Generi- kum) und Timolol senkten die Mortalität, Atenolol dagegen nicht.

Betablocker reduzieren die Symptome einer Angina pectoris und wirken antiatherosklerotisch. Sie beeinflussen die patho- physiologischen Vorgänge der Atheromprogression und kön- nen so die Prognose verbessern.

Darüber hinaus bessern Betablocker die Prognose bei allen Gra- den der symptomatischen Herzinsuffizienz. Aktuelle Daten weisen darauf hin, dass Betablocker in der medikamentösen Initialbehandlung der Herzinsuffizienz so effektiv sind wie ACE-Hemmer. Die Substanzen Bisoprolol (Concor® oder Gene- rikum), Metoprolol und Carvedilol (Dilatrend® oder Generika) senken die Mortalität der Herzinsuffizienz, wie verschiedene Studien belegen. Das trifft jedoch nicht für alle Betablocker zu.

Beispielsweise führte Bucindolol in einer plazebokontrollierten Studie mit herzinsuffizienten Patienten (NYHA-Klasse III und IV) nicht zu einer signifikanten Reduktion der Mortalität.

Hängt das Behandlungsergebnis vom Patienten- profil ab?

Ältere Hypertoniker weisen andere Merkmale auf als jüngere.

In 21 Hypertonie-Studien mit über 145 000 Patienten wurden die auftretenden kardiovaskulären Ereignisse analysiert. Es zeigte sich, dass Betablocker im Vergleich zu Plazebo bei unter 60-jährigen Patienten zu einer Reduktion kardiovaskulärer Er- eignisse führten und mit anderen Antihypertensiva äquivalent waren. Bei älteren Patienten (ab 60 Jahren) schnitten Beta- blocker nicht besser als Plazebo und schlechter als andere Anti- hypertensiva ab. Diese Ergebnisse sind klinisch nachvollzieh- bar, denn die pathophysiologischen Vorgänge der Hypertonie sind bei jüngeren Patienten anders als bei älteren. Bei älteren Hypertonikern sollten Betablocker vermieden werden – es sei denn, dass ihr Einsatz aufgrund einer anderen Erkrankung erforderlich ist.

Betablocker können bei jüngeren Hypertonikern, die einen höheren Sympathikotonus, aber einen im Wesentlichen norma- len Gefässwiderstand haben, nützlicher sein. Nach heutigem Kenntnisstand bieten Betablocker jüngeren Menschen mit Blut- hochdruck einen wirksamen kardiovaskulären Schutz.

Wie sollten Betablocker angewandt werden?

Welcher Betablocker am besten geeignet ist, richtet sich nach der klinischen Situation. Dass Betablocker Angina-pectoris- Beschwerden lindern, ist seit den Sechzigerjahren bekannt. In der Sekundärprävention nach Herzinfarkt senken Betablocker eindeutig die Mortalität. Auch führen Betablocker zu einer Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse, wenn sie Hochrisiko- patienten mit Ischämie vor einer grossen Gefässoperation ver- abreicht werden. Wird nach der Operation Bisoprolol für wei- tere zwei Jahre verabreicht, reduziert dies die Rate an kardialen Todesfällen und an Myokardinfarkten.

Betablocker senken die Mortalität bei allen Klassen der Herz- insuffizienz, doch wirken hier nicht alle Betablocker gleich:

Bucindolol kann die Mortalität bei vergleichbaren Patienten nicht in gleichem Mass senken wie Carvedilol. Obwohl Beta- blocker in der Sekundärprävention eindeutig nützlich sind, be- einflussen sie die Prognose nicht, wenn sie in der Frühphase des Herzinfarkts gegeben werden; sie senken zwar die Rate an Reinfarkten und an plötzlichen Todesfällen, doch dem steht eine Zunahme an Herzinsuffizienz und Schock gegenüber.

Die Daten zum Einsatz von Atenolol bei Hypertonie sind nicht ermutigend. Atenolol scheint bei dieser Indikation anderen Betablockern unterlegen zu sein und schnitt auch im Vergleich zu anderen Antihypertensiva wie zum Beispiel Losartan

(Cosaar®) nicht so günstig ab.

H.T. Ong (Heart Clinic, Penang, Malaysia): Betablockers in hypertension and cardio- vascular disease. British Medical Journal 2007; 334: 946–949.

Interessenkonflikte: keine deklariert.

Andrea Wülker F O R T B I L D U N G

F O R T B I L D U N G

1140

ARS MEDICI 23 2007

Welche Betablocker sollten wir verordnen?

Klinische Studien haben gezeigt, dass Bisoprolol, Carvedilol und Metoprolol die Prognose bei chronischer Herzinsuffi- zienz verbessern.

Es ist ebenfalls gut belegt, dass Acebutolol, Metoprolol, Timolol und Propranolol die Mortalität nach einem Herz- infarkt reduzieren.

Metoprolol und Bisoprolol können die Prognose bei Patien- ten mit koronarer Herzkrankheit bessern. Einige rando- misierte Studien haben nämlich ergeben, dass diese Beta- blocker bei stabilen und bei Hochrisikopatienten zu einer Reduktion unerwünschter Ereignisse führen.

In klinischen Studien war Atenolol anderen Antihyperten- siva unterlegen, weil es kardiovaskuläre Ereignisse (ins- besondere Schlaganfälle) nicht so erfolgreich reduzieren konnte. Es gibt keine Evidenz aus klinischen Studien, wel- che den Einsatz von Atenolol nach einem Herzinfarkt oder bei Herzinsuffizienz stützt.

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