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Offener Brief Keine Zukunft ohne Vergangenheit. Ein Stadt stellt sich ihrer Geschichte

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Offener Brief

Keine Zukunft ohne Vergangenheit. Ein Stadt stellt sich ihrer Geschichte

Robert Streibel, 10. Oktober 2012

Nicht nur die Stadt Krems hat sich nach 1945 schwer getan, sich der NS-Vergangenheit zu stellen. Krems hat in der Geschichte als nationale Stadt „Geschichte“ geschrieben. Krems war die erste Stadt, wo bei einem Gauturnfest der „Arierparagraph“ zur Anwendung kam, Krems war die erste Stadt Österreichs mit einem nationalsozialistischen Bürgermeister im Jahr 1927. Nach einem Bombenanschlag im Alauntal wurde die NSDAP in Österreich verboten. In der Zeit der Illegalität war Krems das Zentrum der verbotenen NSDAP in Österreich. Krems wurde Gauhauptstadt. Die jüdischen BewohnerInnen wurden wie in anderen Städten vertrieben. In der Nähe von Krems befand sich das größte

Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet der Ostmark, und Krems war der Schauplatz für eines der größten „Endzeitverbrechen“ am 6. April 1945.

Dass die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in den 50er Jahren unter keinem günstigen Stern stand, war unter anderem auch der Bildung der ÖVP-Wahlgemeinschaft von Dr. Wilhelm bei den Gemeinderatswahlen 1950 geschuldet. Dieser geschickte Schachzug hat mit dazu beigetragen, die VdU (später FPÖ) salonfähig zu machen. Durch mehr als zwei Jahrzehnte gab es keine Koalition zwischen ÖVP und VdU, sondern eine gemeinsame Liste.

Dieses „Kremser Modell“ war für Österreich ein Unikum .Den Versuchen, derartige Wahlgemeinschaften in anderen Städten zu bilden, war nirgends ein so langanhaltender Erfolg wie in Krems beschieden.

Die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit war der Stadt Krems nie ein Anliegen.

Unter Bürgermeister Ing. Erich Grabner gab es zum ersten Mal die Bereitschaft, Aktionen zum Gedenken (Erinnerungsband auf dem jüdischen Friedhof durch Hans Kupelwieser) zu setzen.

Eigenständig und ohne den Druck von BürgerInnen hat die Stadt Krems jedoch keine Initiativen gesetzt. So sind die Pläne für eine Neugestaltung des Eingangsbereiches des jüdischen Friedhofes in Krems am Desinteresse gescheitert, wie wohl das Land NÖ einen Großteil der Kosten übernommen hätte. So wichtig und künstlerisch gelungen das Denkmal auf dem jüdischen Friedhof ist, bleibt dieses Erinnerungszeichen ein Gedenken hinter Mauern. Es ist längst an der Zeit, dass der Opfer des Nationalsozialismus öffentlich gedacht wird, nicht als Pflichtübung, sondern als Herzensangelegenheit. Es kann dabei nicht darum

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gehen die Opfer des Nationalsozialismus gegen die Opfer des Krieges gegeneinander auszuspielen oder hochzurechnen. Die Toten des 2. Weltkrieges werden bereits erinnert.

Ohne das Andenken zu schmälern, muss aber immer klar sein, dass es ein Angriffskrieg war, an dem sie teilgenommen haben.

So wäre es auch ein Zeichen eines neuen Europas, wenn Krems auch an eine Patenschaft mit einem Ort nachdenken sollte, wo Soldaten aus Krems zB. in der 44. Infanteriedivision gekämpft haben. Deutsche und italienische Veteranenverbände haben dies bereits getan und den Aufbau von Schulen und Kindergärten unterstützt.

Aktionsplan

1) Ein zentrales und sichtbares Gedenken für die Widerstandskämpfer und Deserteure von Krems. Am besten wäre es, vor dem Steinertor in Krems auf dem Platz, wo die drei Offiziere aus dem Stalag 17B gehenkt wurden, einen Gedenkstein zu errichten, ein Gedenken für die Widerstandskämpfer von Krems und die Deserteure. Natürlich sollte dieses Gedenken auch den künstlerischen Ansprüchen der Zeit entsprechen und in Abstimmung mit dem Land NÖ, Kunst im öffentlichen Raum erfolgen.

2) Erinnerungsstele aus Glas für die 1978 zerstörte Synagoge in der Dinstlstraße. Nach den Plänen von Hans Kupelwieser. Auf Initiative der VHS Hietzing und Robert Streibel wurde eine derartige Glasstele in Hietzing und in Wien Margareten aufgestellt. Durch die Glasstele kann ein Bild der Synagoge mit dem JETZT verglichen werden.

3) Gedenktafel für den auf dem Pfarrplatz im Februar 1945 erschossenen Deserteur Richard Ott

4) Gedenktafel für Franz Zeller im Rahmen der Neugestaltung des Franz Zeller Platzes, in Erinnerung an Franz Zeller, der als einer von drei Kremsern durch das Volkgericht zum Tode verurteilt und geköpft wurde.

5) Umbenennung der Fortsetzung der Anibas Promenade in Stein, die zur Ringstraße in Gerassimos-Garnelis-Gasse in Erinnerung an die griechischen Opfer beim Massaker in Stein.

6) Neugestaltung des Eingangsbereiches des Jüdischen Friedhofes

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7) Partnerschaft mit einem von Kremser Soldaten zerstörten Ort oder Stadt in Polen, der Ukraine oder in Russland.

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Dr. Robert Streibel, Erwachsenenbildner, Historiker

Tel. 0664/5235277; www.streibel.at

www.judeninkrems.at

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