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PRAXIS

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juli 2020 | www.diepta.de

D

er Geschmacks-

sinn half den Menschen in der Entwicklungsge- schichte beim Überleben – so signalisierte ein süßer Ge- schmack energiereiche Lebens- mittel, während ein bitterer Ge- schmack ein Warnzeichen für giftige Pflanzen darstellte. Mit Hilfe des Geschmacks war es möglich, Lebensmittel zu über-

prüfen, bevor sie geschluckt wurden. Zwar sind Geschmä- cker verschieden, doch in einem Aspekt ticken zumindest Säug- linge gleich: Sie weisen eine Vorliebe für süß oder umami auf, Bitteres oder Saures lehnen sie hingegen ab.

Definition Wissenschaftlich gesehen handelt es sich beim Geschmack um einen komple-

xen Sinneseindruck, den man bei der Nahrungsaufnahme empfindet und der durch ein Zusammenspiel aus Tast-, Ge- ruchs-, Geschmackssinn und Temperatur- und Schmerzemp- finden entsteht. Man bezeichnet das Schmecken auch als gusta- torische Wahrnehmung.

Kombi aus Geschmack und Geruch Der menschliche Ge-

schmackssinn ist relativ einfach gestrickt, vergleicht man ihn mit den übrigen Sinnen. Ob eine Speise als schmackhaft empfunden wird, entscheidet nicht nur der Geschmacks- sinn, sondern zu einem gro- ßen Teil der Geruchssinn. Die Nahrungsbestandteile gelangen durch den Rachen von hinten in die Nase und reizen die Riech- rezeptoren. Eine gestörte Ge-

SINNE

© CentralITAlliance / iStock / Getty Images

Schmecken

Geschmacksstörungen zählen nicht gerade zu den häufigsten Themen im Apotheken-

alltag. Dennoch lohnt sich der „Blick hinter die Kulissen“, schließlich kann die Einnahme

verschiedener Medikamente zu Beeinträchtigungen des Geschmackssinns führen.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juli 2020 | www.diepta.de

ruchswahrnehmung wie etwa bei einem Schnupfen wirkt sich demnach auch auf das Empfin- den der geschmeckten Speisen aus.

Wie empfindet man über- haupt Geschmack? Bei der Nahrungsaufnahme treffen Ge- schmacksreize im Mund auf Nervenzellen und aktivieren diese, sodass es zu einer Aus- schüttung von Transmittern kommt, die wiederum eine Geschmackswahrnehmung an das Gehirn weiterleiten. Auf der Zungenschleimhaut befinden sich zahlreiche warzenähnliche Erhebungen, die sogenannten Geschmackspapillen. Sie ver- größern durch ihre Einkerbun- gen die Oberfläche der Zunge, sodass die Geschmacksquali- täten noch besser wahrgenom- men werden können. Die Ge- schmackspapillen enthalten viele Geschmacksknospen mit Sinneszellen, in deren Vertie- fungen sich eine Flüssigkeit be- findet. Die Geschmacksstoffe der Nahrung gelangen dort hinein und werden vor dem Schluckvorgang identifiziert.

Papillen und Knospen Man unterscheidet verschiedene Typen von Papillen: Die Blät- terpapillen erkennt man mit bloßem Auge am hinteren Sei- tenrand der Zunge, jeder Mensch verfügt etwa über 20 Stück. Die Pilzpapillen kom- men am häufigsten vor, liegen über die gesamte Zungenober- fläche verteilt und enthalten Geschmacks-, Tast- und Tem- peratursinneszellen. In den Pa- pillen sind jeweils drei bis fünf Geschmacksknospen ent- halten. Die Wallpapillen sind sehr groß, befinden sich an der Grenze zum Rachen und umfassen mehrere Tausend Geschmacksknospen. Jeder Mensch besitzt sieben bis zwölf Wallpapillen, die ebenfalls mit

bloßem Auge sichtbar sind. Die Bezeichnung Wallpapillen rührt daher, dass sie von einem Wallgraben mit vielen Drüsen umgeben sind, welche die Ge- schmacksreize zu den Sinnes- zellen befördern.

Die Geschmacksknospen stel- len das eigentliche Geschmacks- organ dar, denn sie enthalten die Sinneszellen, die wiederum mit den Geschmacksnerven verbunden sind. Die Knospen verfügen über 10 bis 50 Sinnes- zellen, die sich zu einer Kapsel, ähnlich einer Blütenknospe, formen. Oben an der Kapsel ist der Porus lokalisiert, ein flüssig- keitsgefüllter Trichter mit den Fortsätzen der Sinneszellen, den Geschmacksstiftchen. Die dort befindlichen Eiweiße binden wiederum die Geschmacks- stoffe.

Die Zunge ist mit den meisten Geschmacksknospen ausgestat- tet, doch auch im Mundraum befinden sich Geschmackszel- len. Sie sind beispielsweise im Nasenraum, Rachen, Kehlde- ckel sowie in der oberen Spei- seröhre lokalisiert. In der Zun- genmitte, der Lippen- und Wangenschleimhaut sowie auf dem harten Gaumen von Säug- lingen und Kleinkindern befin- den sich ebenfalls Sinneszellen.

Haben die Geschmacksreize die Hirnnerven erreicht, gelangen sie über das Rückenmark zum Nervensystem. Schließlich wer- den sie in Berührung, Schmerz, Temperatur oder Geschmacks- eindrücke umgewandelt.

Süß, sauer, salzig, bitter, umami Man geht von mindes- tens fünf Geschmacksqualitäten aus, viele Gerichte setzen sich allerdings aus einer Kombina- tion zusammen, wie etwa süß- saure Speisen. Der süße Ge- schmack kommt durch Zucker oder dessen Abkömmlinge zu- stande. Auch einige Aminosäu- ren sowie Alkohole in Frucht-

säften oder alkoholischen Ge tränken können die süßen Sinneszellen anregen. Als sauer werden saure Flüssigkeiten wie beispielsweise Zitronensaft be- zeichnet, wobei die Wasser- stoff ionen (H+) für den Reiz verantwortlich sind. Verschie- dene Pflanzen enthalten giftige Substanzen und sind mit einem bitteren Geschmack versehen – entwicklungsgeschichtlich eine lebenswichtige Einrichtung der Natur. Salzig ist ebenfalls eine Geschmacksrichtung, die auf der chemischen Wirkung von Natrium und Chlorid, den Ionen des Speisesalzes, beruht.

Auch Mineralsalze wie Kalium oder Magnesium können als salzig empfunden werden. Der Eindruck „umami“ erinnert an Fleischbrühe und wird durch Glutamin- oder Asparaginsäure hervorgerufen. Die Aminosäu- ren kommen in einigen Nah- rungseiweißen sowie in ver- schiedenen Pflanzen vor.

Glutamat, das Salz der Gluta- minsäure, wird beim Kochen auch als Geschmacksverstärker eingesetzt und soll den herz- haft-würzigen Geschmack der Speise unterstreichen.

Übrigens: Schärfe wird zwar häufig als Geschmack beschrie- ben, allerdings handelt es sich dabei nicht um eine Ge- schmacksrichtung. Das Emp- finden ist stattdessen eine Schmerz- oder Heißwahrneh- mung der Nerven, die zum Bei- spiel durch die Substanz Cap- saicin hervorgerufen werden kann.

Aktuelles aus der Wissen- schaft Derzeit suchen For- scher nach weiteren speziellen Sinneszellen für den Ge- schmack: Es scheint nach neu- sten Erkenntnissen Rezeptoren zu geben, die auf Fette reagie- ren. Beispielsweise wurde eine Andockstelle für die Linolsäure gefunden, sie ist Bestandteil

verschiedener Triglyceride, die etwa in Soja-, Sonnenblumen- oder Maiskeimöl vorkommen.

Erforscht werden momentan die möglichen Geschmacksqua- litäten alkalisch, metallisch und wasserartig.

Störungen des Geschmack- sinns Beeinträchtigungen im Bereich der Gustatorik werden als Dysgeusien bezeichnet. Sie beruhen auf Schädigungen oder Funktionsstörungen der Ge- schmacksknospen, der periphe- ren Nerven oder der Gehirn- areale, die für die Gustatorik zuständig sind. Personen mit Psychosen, während einer Chemotherapie oder der Be- handlung mit Salbutamol, bei Epilepsie, Lebererkrankungen, Schilddrüsenunterfunktionen oder Zinkmangel sind manch- mal von einem beeinträchtig- ten Geschmacksempfinden be- troffen. Außerdem treten Dys- geusien begleitend zu Xerosto- mien, Malabsorptionssyndro- men sowie zum Konsum von Drogen oder Betäubungsmit- teln auf.

Bei einer kompletten Ageusie ist das Wahrnehmen von Ge- schmacksreizen gar nicht mehr möglich. Dagegen können Men- schen mit einer partiellen Ageu- sie bestimmte Geschmacks- richtungen wie beispielsweise

„sauer“ nicht erkennen, wäh- rend bei der funktionellen Aguesie die Gustatorik deutlich eingeschränkt ist. Geschmacks- störungen kommen selten vor, schränken allerdings die Le- bensqualität enorm ein, schließ- lich ist ein Genießen von Spei- sen nicht möglich.  n

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

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