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Auffälligkeiten in der Verarbeitung affektiver Berührungen bei Frauen mit Dermatillomanie: eine Studie mit funktioneller Magnetresonanztomographie

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Academic year: 2022

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Maja Sekulic, BSc

Auffälligkeiten in der Verarbeitung affektiver Berührungen bei Frauen mit Dermatillomanie:

eine Studie mit funktioneller Magnetresonanztomographie

Masterarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science

an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz

Betreuerin und Begutachterin: Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Anne Schienle Karl-Franzens-Universität Graz

Institut für Psychologie

Arbeitsbereich Klinische Psychologie

Graz, 2021

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Danksagung

Mein aufrichtiger Dank gilt Frau Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Anne Schienle, die mich sowohl bei meiner Bachelorarbeit als auch bei meiner Masterarbeit betreut hat. Ich bedanke mich für die fachliche Unterstützung und die Möglichkeit der Mitwirkung in einem so spannenden Projekt.

Weiters möchte ich mich bei Herrn Mag. Dr.rer.nat. Albert Wabnegger bedanken, der sich stets die Zeit nahm, Fragen zu beantworten und besonders bei der fMRT-Auswertung eine große Hilfe war.

Ein Dankeschön geht auch an Carina Schlintl, BSc MSc und Thomas Zussner, BSc MSc für die angenehme Zusammenarbeit während der Datenerhebung. Hierfür möchte ich mich auch bei meiner Projektpartnerin Kerstin bedanken, mit der ich sehr gern zusammengearbeitet habe.

Außerdem danke ich meiner Familie und meinem Freund Thomas, die mich mein ganzes Studium lang unterstützten und motivierten, und dies auch in jeglichen anderen Belangen des Lebens tun.

Schlussendlich bedanke ich mich bei allen Personen, die bei dieser Studie teilgenommen haben und somit einen wichtigen Beitrag für die Forschung geleistet haben.

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Inhaltsverzeichnis

Kurzzusammenfassung ... 5

Abstract ... 6

1. Theoretischer Hintergrund ... 7

1.1. Dermatillomanie ... 7

1.1.1. Definition und Diagnose ... 7

1.1.2. Differenzialdiagnostik ... 8

1.1.3. Komorbiditäten ... 9

1.1.4. Ausführungsformen der Hautmanipulation ... 10

1.1.5. Prävalenz ... 11

1.1.6. Beginn der Störung ... 11

1.1.7. Ätiologie & Störungsmodelle ... 12

1.1.7.1. Genetik ... 12

1.1.7.2. Impulsivität/ dysfunktionale Emotionsregulation ... 12

1.1.7.3. Lerntheoretisches ComB-Modell ... 14

1.1.7.4. Pathologisches Grooming ... 16

1.1.7.5. Zwangsstörung ... 18

1.1.8. Psychosoziale Auffälligkeiten ... 20

1.1.9. Hirnstruktur ... 21

1.1.10. Symptomprovokation ... 22

1.2. Affektive Berührung ... 24

1.3. Regions of Interest ... 26

1.4. Funktionelle Magnetresonanztomographie ... 27

1.4.1. Physikalische Grundlagen ... 27

1.4.2. Der BOLD-Effekt ... 28

1.4.3. fMRT-Design ... 29

2. Methodik ... 31

2.1. Rekrutierung ... 31

2.2. Entschädigung ... 31

2.3. Vorscreening ... 32

2.3.1. Demographische Daten ... 32

2.3.2. Messinstrumente ... 33

2.3.2.1. Skin Picking Impact Scale – Short (SPIS-S) ... 33

2.3.2.2. Fragebogen zur Erfassung des Selbstekels (FESE) ... 33

2.3.2.3. Skin Picking Scale – Revised (SPS-R) ... 34

2.3.2.4. Valenz des Skin-Pickings ... 35

(4)

3

2.3.3. Vorläufige Gruppenzuteilung ... 35

2.4. Telefonscreening ... 35

2.5. Klinisches Interview ... 37

2.6. fMRT-Untersuchung ... 37

2.6.1. Ablauf ... 37

2.6.2. Taktile Stimuli ... 38

2.6.3. Paradigma ... 39

2.6.4. Scannerparameter ... 40

2.7. Stichprobe ... 40

2.8. Datenanalyse ... 41

2.8.1. Ratings ... 41

2.8.2. fMRT-Daten ... 42

2.9. Fragestellungen ... 43

2.9.1. Hauptfragestellung ... 43

2.9.2. Nebenfragestellungen ... 44

3. Ergebnisse ... 46

3.1. Ergebnisse der Ratings ... 46

3.1.1. Erregung ... 46

3.1.2. Valenz ... 48

3.1.3. Kratzdrang ... 49

3.2. fMRT-Ergebnisse ... 51

3.2.1. Zwischengruppenvergleiche ... 51

3.2.2. Korrelationen innerhalb der Dermatillomanie-Gruppe ... 54

3.3. Explorative Analysen ... 54

4. Diskussion ... 57

4.1. Diskussion der Ratingergebnisse ... 58

4.1.1. Erregung ... 58

4.1.2. Valenz ... 60

4.1.3. Kratzdrang ... 61

4.2. Diskussion der fMRT-Ergebnisse ... 62

4.2.1. Diskussion der Zwischengruppenvergleiche ... 62

4.2.2. Diskussion der Korrelationen innerhalb der Dermatillomanie-Gruppe ... 64

4.3. Diskussion der explorativen Analysen ... 66

4.4. Limitationen und Implikationen ... 67

Literaturverzeichnis ... 68

Anhang ... 75

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4

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Lerntheoretisches ComB-Modell der Dermatillomanie (Gallinat, Martin &

Schmidt, 2020) ... 16

Abbildung 2. BOLD-Effekt (Barth & Poser, 2011) ... 29

Abbildung 3. fMRT-Paradigma ... 39

Abbildung 4. Design der 3 zweifaktoriellen Varianzanalysen ... 42

Abbildung 5. Graphische Darstellung der Post-Hoc Testergebnisse der signifikanten Wechselwirkung der zweifaktoriellen Varianzanalyse mit der AV „Erregung“ ... 47

Abbildung 6. Graphische Darstellung des Haupteffekts „Pinselbedingung“ der zweifaktoriellen Varianzanalyse mit der AV „Valenz“ ... 48

Abbildung 7. Graphische Darstellung des Haupteffekts „Gruppe“ der zweifaktoriellen Varianzanalyse mit der AV „Valenz“ ... 49

Abbildung 8. Graphische Darstellung des Haupteffekts „Gruppe“ der zweifaktoriellen Varianzanalyse mit der AV „Kratzdrang“... 50

Abbildung 9. Graphische Darstellung des Haupteffekts „Pinselbedingung“ der zweifaktoriellen Varianzanalyse mit der AV „Kratzdrang“... 50

Abbildung 10. Stärkere Aktivierung im parietalen Operculum rechts bei Frauen mit Dermatillomanie, verglichen mit weiblichen Kontrollpersonen, im Kontrast „langsam – schnell“ ... 52

Abbildung 11. Stärkere Aktivierung im rechten supramarginalen Gyrus anterior bei Frauen mit Dermatillomanie, verglichen mit weiblichen Kontrollpersonen, im Kontrast „langsam – schnell“ ... 53

Abbildung 12. Stärkere Aktivierung im rechten supramarginalen Gyrus posterior bei Frauen mit Dermatillomanie, verglichen mit weiblichen Kontrollpersonen, im Kontrast „langsam – schnell“ ... 53

Abbildung 13. Streudiagramm der Variablen SP-Valenz und Valenz_langsam ... 56

Abbildung 14. Streudiagramm der Variablen SP-Valenz und Valenz_schnell ... 56

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1. Deskriptive Statistik der Fragebogenwerte ... 41

Tabelle 2. Deskriptive Statistik der Erregungsratings ... 47

Tabelle 3. Gehirnaktivierung in der langsamen Pinselbedingung (vs. schnellen Pinselbedingung) im Gruppenkontrast „Frauen mit Dermatillomanie > weibliche Kontrollpersonen“ ... 52

Tabelle 4. Deskriptive Statistik der Skin-Picking-Valenz ... 55

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Kurzzusammenfassung

Dermatillomanie (pathologisches Hautzupfen/ -quetschen) ist eine psychische Störung, welche erst im Jahr 2013 als eigenständige Diagnose anerkannt wurde. Zu ihren Hauptsymptomen gehört das wiederholte Manipulieren der eigenen Haut, welches Hautläsionen verursacht. Betroffene berichten von Leidensdruck und Einschränkungen in wichtigen Funktionsbereichen, wie beispielsweise in ihrem Sozialleben.

Der bisherige Forschungsstand zeigt eine Hyposensitivität auf selbstzugefügte angenehme Berührungen bei Frauen mit Dermatillomanie. Aufgrund dieser Befundlage wurde im Rahmen dieser Studie die Sensitivität auf fremdzugefügte angenehme Berührungen (=

affektive Berührungen) bei Frauen mit Dermatillomanie mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht.

26 Frauen mit Dermatillomanie und 26 weibliche Kontrollpersonen nahmen an dieser Studie teil. In der fMRT-Messung wurde ihre Hirnaktivität gemessen, während sie am Unterarm bepinselt wurden, was in zwei unterschiedlichen Bedingungen geschah. Es gab eine langsame Bedingung in einer Geschwindigkeit von 3 cm/s und eine schnelle Bedingung in einer Geschwindigkeit von 30 cm/s. Die langsame Pinselbedingung stellte die angenehme Berührung/ affektive Berührung dar, da sie in einer optimalen Geschwindigkeit zur Stimulation der C-taktilen Fasern, welche für affektive Berührungen unabdinglich sind, stattfand. Weiters bewerteten die Untersuchungspersonen die Pinselbedingungen nach ausgelöster Erregung, Valenz und Kratzdrang. Außerdem wurden Fragebögen zur Erfassung des Selbstekels und der psychosozialen Auswirkungen des Hautzupfens vorgegeben.

Frauen mit Dermatillomanie zeigten während der affektiven Berührungen eine stärkere Aktivierung im rechten parietalen Operculum, im rechten supramarginalen Gyrus anterior und im rechten supramarginalen Gyrus posterior als die weiblichen Kontrollpersonen. Weiters empfand die klinische Gruppe, verglichen mit der Kontrollgruppe, mehr Erregung, eine negativere Valenz und einen stärkeren Kratzdrang während der taktilen Stimulationen.

Eine Hypersensitivität auf affektive Berührungen bei Frauen mit Dermatillomanie konnte aufgezeigt werden. Aufgrund der bisherigen Berichte zum dysfunktionalen Sozialleben im Rahmen der Dermatillomanie sollten zukünftige Studien den Einfluss sozialer Deprivation auf die veränderte Verarbeitung affektiver Berührungsreize untersuchen.

Schlüsselwörter:

Dermatillomanie, affektive Berührung, fMRT, Hypersensitivität, soziale Deprivation

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Abstract

Skin-picking disorder (SPD) is a mental disorder, which has been acknowledged as an independent diagnosis only in the year of 2013. One of its core symptoms is the repetitive manipulation of one’s own skin leading to skin lesions. Affected persons report psychological distress and impairments in important areas of functioning, for instance in their social lives.

Previous research has shown a hyposensitivity to self-induced pleasant touch in women with SPD. Because of these findings, this study investigated the sensitivity to other-induced pleasant touch (= affective touch) of women with SPD by using functional magnetic resonance imaging (fMRI).

Twenty-six women with SPD and 26 female controls took part in this study. During the fMRI session their brain activation was recorded, while their underarm got stroked with a brush.

The stroking took place in 2 different conditions. There was a slow condition with a velocity of 3 cm/s and a faster condition with a velocity of 30 cm/s. The slow condition represented the pleasant touch/ affective touch, as it happened in the optimal velocity for stimulating c- tactile fibers, which are indispensable for affective touch. Additionally, the subjects rated their perceived arousal, valence and urge to pick after the brushing conditions. Amongst others, questionnaires for the assessment of self-disgust and psychosocial consequences of the skin picking were also conducted.

Women with SPD showed a stronger activation during the affective touch stimulation in the right parietal operculum, the right anterior supramarginal gyrus and the right posterior supramarginal gyrus than the female controls. Furthermore, the clinical sample felt a higher arousal, less valence, and a stronger urge to pick during the tactile stimulations.

A hypersensitivity to affective touch in women with SPD was shown. Because of the previous reports about dysfunctional social lives in the context of Skin-picking disorder, future studies should investigate the impact of social deprivation on the altered processing of affective touch stimuli.

Keywords:

Skin-picking disorder, affective touch, fMRI, hypersensitivity, social deprivation

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1. Theoretischer Hintergrund 1.1. Dermatillomanie

1.1.1. Definition und Diagnose

Dermatillomanie (pathologisches Hautzupfen/ -quetschen) ist eine psychische Erkrankung, die sich durch das sich wiederholende Manipulieren der eigenen Haut kennzeichnen lässt (Grant, Stein, Woods & Keuthen, 2012).

Das repetitive Manipulieren der eigenen Haut kann, neben dem Quetschen und Zupfen, auch in Form von Kratzen stattfinden. Diese Symptomatik kann nicht durch Substanzwirkungen, andere psychische Erkrankungen oder körperliche Erkrankungen erklärt werden. Die Haut ist als Folge der Hautmanipulationen verletzt, und Betroffene weisen einen Leidensdruck sowie Einschränkungen in wichtigen Funktionsbereichen ihres Lebens auf. Daher sind meist auch mehrere erfolglose Versuche, das Bearbeiten der Haut zu reduzieren oder zu beenden, festzustellen (American Psychiatric Association, 2013).

Dermatillomanie ist seit dem Jahr 2013 als eigenständige psychische Störung im DSM-5 anerkannt. Hier ist sie der Kategorie „Zwangsstörung und verwandte Störung“ zugeteilt (American Psychiatric Association, 2013).

Im Diagnosemanual ICD-10 ist die Dermatillomanie nicht als eigenständige Diagnose enthalten. Sie kann der Kategorie „F63 Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle“ zugeordnet werden. Hier wurde sie verschlüsselt als „Sonstige abnorme Gewohnheit und Störungen der Impulskontrolle“ (World Health Organization, 1993).

Im neueren Diagnosemanual ICD-11 ist sie als eigenständige Diagnose enthalten, und zwar als „6B25.1 Excoriation disorder“. Diese befindet sich im Abschnitt „Zwangsstörung und verwandte Störungen“, in der Subgruppe „body-focused repetitive behaviour disorders (BFRBDs)“ – also die körperfokussierten repetitiven Verhaltensstörungen (World Health Organization, 2019).

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1.1.2. Differenzialdiagnostik

Die Aufzählung der Symptomatik im Kapitel 1.1.1. deutet bereits auf Differenzialdiagnosen, auf die es zu achten gilt, hin. Diese können körperliche Erkrankungen, andere psychische Erkrankungen oder Konsequenz von Substanzwirkungen sein (American Psychiatric Association, 2013).

Als körperliche Erkrankungen, die zu Hautmanipulationen führen können, gelten Hauterkrankungen, wie Neurodermitis, die in Studien zur Dermatillomanie als Ausschlusskriterium gehandhabt werden können (Dieringer et al., 2019).

Eine weitere körperliche Erkrankung, die als Differenzialdiagnose zu beachten gilt, ist das Prader-Willi-Syndrom. Das genetisch bedingte Prader-Willi-Syndrom, bei welchem Betroffene eine Genmutation am Chromosom 15 aufweisen (Cassidy & Schwartz, 1998), kann ebenfalls zu Hautmanipulationen beziehungsweise Skin-Picking führen. Eine Untersuchung mit 119 Personen mit Prader-Willi-Syndrom zeigte, dass 86 % dieser Personen ihre Haut manipulierten (Didden, Korzilius & Curfs, 2007).

Zu den psychischen Erkrankungen, die zu einer ähnlichen Symptomatik wie die Dermatillomanie führen können, zählt beispielsweise die körperdysmorphe Störung.

Personen mit körperdysmorpher Störung manipulieren teilweise ebenfalls ihre Haut.

44.9% der von Grant, Menard und Phillips (2006) befragten Personen mit körperdysmorpher Störung gaben an, in ihrem Leben bereits Skin-Picking durchgeführt zu haben. 36.9% wiesen zum Befragungszeitpunkt eine Skin-Picking-Symptomatik auf. Diese Personen gaben an, dass sie sehr beschäftigt mit ihrem Hauterscheinungsbild waren. Weiters berichteten sie eher von Sorgen um diese Köperregion als jene Personen mit körperdysmorpher Störung, die nicht ihre Haut manipulierten.

Ein weiteres psychisches Phänomen, welches nicht als Dermatillomanie diagnostiziert werden kann, ist das nichtsuizidale selbstverletzende Verhalten (NSSV), das zwar noch nicht als eigenständige Störung klassifiziert wurde, jedoch im DSM-5 als Forschungsdiagnose aufgenommen wurde (American Psychiatric Association, 2013). Das nichtsuizidale Selbstverletzungsverhalten unterscheidet sich in mehreren klinischen Merkmalen von der Dermatillomanie und anderen körperfokussierten repetitiven Verhaltensstörungen. Eines davon ist: Personen mit NSSV führen die Hautmanipulationen eher aufgrund von sozioaffektiven Gründen durch. Ein solcher Grund wäre beispielsweise die Aufmerksamkeit anderer zu erlangen (Mathew et al., 2020).

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9 Hautläsionen, die teilweise wie bei einer Dermatillomanie aussehen, können auch Folge von Substanzkonsum sein. Kokainkonsum kann dazu führen, dass es zu taktilen Halluzinationen kommt, die in Hautmanipulationen enden (Brewer, Meves, Bostwick, Hamacher & Pittelkow, 2008).

1.1.3. Komorbiditäten

Komorbide psychische Erkrankungen zeigen sich gehäuft bei Personen mit Dermatillomanie.

In einer Studie von Odlaug und Grant (2008) zeigten 38.3% der untersuchten Personen mit Dermatillomanie eine weitere psychische Störung, die zum Erhebungszeitraum ebenfalls präsent war. Hierbei wurden Trichotillomanie, pathologisches Nägelbeißen, Zwangsstörung und Depression am häufigsten genannt.

Eine andere Untersuchung mit 1916 StudentInnen zeigte, dass 4.2% der Personen eine Dermatillomanie aufwiesen und zeitgleich eine höhere Lebenszeitrate für Angststörungen, affektive Störungen, Essstörungen, Impulskontrollstörungen und Substanzabusus hatten (Odlaug et al., 2013).

Weiters wird in der bisherigen Literatur ein Zusammenhang zwischen der Dermatillomanie und folgenden Störungen berichtet: Major Depression, Alkoholsucht und Nikotinsucht. Auch wurde ein Zusammenhang zwischen der Dermatillomanie und dem Auftreten von Suizidgedanken entdeckt (Machado et al., 2018).

Im Jahr 2020 zeigte eine Studie (Grant & Chamberlain) mit 10169 TeilnehmerInnen, dass die 213 darin enthaltenen Frauen und Männer mit Dermatillomanie folgende Komorbiditäten hatten: Depression, generalisierte Angststörung, Panikstörung, Posttraumatische Belastungsstörung, Zwangsstörung, Trichotillomanie, Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitäts-Störung, Essstörung, Alkohol- und Drogenabusus, Tic-Störung und bipolare Störung. Die generalisierte Angststörung trat am häufigsten als Komorbidität auf – bei 63.4%

der Personen mit Dermatillomanie.

Es zeigt sich, dass es eine große Spannbreite an möglichen Komorbiditäten bei der Dermatillomanie gibt. Dabei lässt sich jedoch feststellen, dass sich die in den Studien genannten komorbiden Störungen teilweise wiederholen, wie zum Beispiel die Depression oder die Trichotillomanie.

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1.1.4. Ausführungsformen der Hautmanipulation

Das Ausführen des Hautzupfens/ -quetschens, also der Manipulation der Haut, kann in unterschiedlichster Form stattfinden. Beispielsweise gibt es unterschiedliche Körperregionen, deren Haut von den Betroffenen manipuliert wird: Gesicht, Arme, Hände/ Finger, Beine, Füße oder auch Torso. Meist wird mit den Fingernägeln gezupft, gequetscht oder gekratzt. Jedoch können auch Hilfsmittel für die Durchführung der Hautmanipulationen vorkommen, wie Pinzetten oder Nadeln. Auch der dadurch entstehende Zeitaufwand kann mehrere Stunden täglich betragen, variiert jedoch stark zwischen den Betroffenen (Odlaug et al., 2008).

Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Symptomatik sind die Trigger, die der Anlass für das Skin-Picking sind. Das Spüren/ Sehen von Hautunreinheiten oder -unebenheiten ist ein möglicher Trigger für die Hautmanipulation. Weiters können beispielsweise Ängstlichkeit, Anspannung, Stress, ein Leeregefühl, Müdigkeit oder auch Langeweile als Trigger vorkommen. Auch gibt es Betroffene, die von einem Juckreiz als taktilen Trigger des Skin- Pickings berichten (Neziroglu, Rabinowitz, Breytman & Jacofsky, 2008; Odlaug et al., 2008).

Im Bereich der Ausführungsformen der Hautmanipulation ist auch die Erwähnung des automatisierten Pickings und des fokussierten Pickings relevant.

Das fokussierte Picking kann als bewusste Form der Hautmanipulation betrachtet werden.

Hier findet das Skin-Picking beispielsweise aufgrund von erlebten negativen Emotionen, wie Stress, Frustration, Ärger oder Traurigkeit statt. Ein intensiver Drang die Haut zu manipulieren, kann ebenfalls vorkommen. Das automatisierte Picking findet hingegen eher unbewusst statt. Die Betroffenen bemerken in diesem Fall oftmals erst, dass sie die Haut manipuliert haben, nachdem es bereits passiert ist. Hier ist es möglich, dass die Betroffenen in Gedanken vertieft sind, die nichts mit Hautmanipulationen zu tun haben, oder dass sie sich während des unbewussten Skin-Pickings gerade auf eine andere Aktivität konzentrieren.

Personen mit Dermatillomanie können auch beide Formen des Skin-Pickings ausüben und somit eine Mischung beider Formen aufweisen (Walther, Flessner, Conelea & Woods, 2009).

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1.1.5. Prävalenz

Es gibt unterschiedliche Schätzungen zur Prävalenz der Dermatillomanie.

Laut DSM-5 liegt die Lebenszeitprävalenz bei 1.4% (American Psychiatric Association, 2013).

Allgemein liegen die Schätzungen zur Punktprävalenz für klinisch relevantes Manipulieren der Haut zwischen 1.4% und 5.4% (Hayes, Storch & Berlanga, 2009; Keuthen, Koran, Aboujaoude, Large & Serpe, 2010).

Geschlechterunterschiede in Bezug auf die Prävalenz der Dermatillomanie wurden schon mehrfach berichtet. Hierbei gibt es unterschiedliche Prozentangaben, jedoch lässt sich feststellen, dass Frauen stets eine höhere Prävalenzrate aufweisen als Männer.

Odlaug et al. (2013) untersuchten eine studentische Stichprobe von 1916 Personen, wovon 4.2% die DSM-5-Kriterien der Diagnose Dermatillomanie erfüllten. Bei Betrachtung der Geschlechter wurde erkennbar, dass es sich um 5.8% Frauen und 2% Männer handelte.

Grant et al. (2020) erhielten in ihrer Untersuchung zur Prävalenz der Dermatillomanie einen Prozentsatz von 2.1%, wobei es bei den Männern eine Prävalenz von 1.72% und bei den Frauen eine von 2.32% gab.

1.1.6. Beginn der Störung

Die klinische Manifestation der Störung, also der Ausbruch der Symptomatik, ist in verschiedenen Altersstufen beziehungsweise Lebensphasen möglich. Häufig wird jedoch die Pubertät als Zeitpunkt des Beginns berichtet. Odlaug et al. (2008) stellten in ihrer Untersuchung von 60 ProbandInnen mit pathologischer Hautmanipulation ein durchschnittliches Alter von 12.3 Jahren (SD = 9.6) als Beginn der Symptomatik fest.

Ricketts et al. (2018) kamen in ihrer größer angelegten Studie zu einem ähnlichen Ergebnis:

Sie konnten 700 ProbandInnen mithilfe eines LPA-Modells (Latent Profile Analysis) zu 2 Klassen des Ausbruchs zuordnen. Die erste, größere Gruppe (n = 650) hatte ihren Skin- Picking-Symptomausbruch in der Adoleszenz, mit einem durchschnittlichen Alter von 13.6 Jahren (SD = 5.4 Jahre). Die zweite Gruppe (n = 50) hatte den Ausbruch im mittleren Erwachsenenalter, mit einem Durchschnittsalter von 42.8 Jahren (SD = 8).

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1.1.7. Ätiologie & Störungsmodelle

In diesem Kapitel werden verschiedene Faktoren genannt, die zur Ätiologie der Erkrankung Dermatillomanie beitragen können.

1.1.7.1. Genetik

Einige Studien befassten sich bereits mit der Entstehung der Dermatillomanie und somit mit den möglichen prädisponierenden Faktoren der Erkrankung.

In der Erforschung von Prädispositionen ist die Genetik ein wesentlicher Punkt. Neziroglu et al. (2008) untersuchten unter anderem die familiäre Häufung der Skin-Picking-Symptomatik von 40 ProbandInnen, die ebenfalls eine solche aufzeigten. 16 ProbandInnen berichteten von Familienmitgliedern, die ihre Haut manipulierten.

Im Bereich der genetischen Prädisposition werden oftmals auch Zwillingsstudien durchgeführt. Monzani et al. (2012) führten eine solche Zwillingsstudie mit 2518 Zwillingen durch, wovon 1.2% klinisch relevantes Skin-Picking aufwiesen. Hierbei war auffällig, dass diese 1.2% der Zwillinge mit klinisch relevantem Skin-Picking ausschließlich Frauen waren.

Durch weitere Analysen innerhalb der weiblichen Zwillinge (n = 2191) ließ sich feststellen, dass 40% der Varianz des Skin-Pickings durch genetische Faktoren erklärt werden konnte.

Die restlichen 60% der Varianz wurden durch nicht gemeinsame Umweltfaktoren und Messfehler erklärt.

1.1.7.2. Impulsivität/ dysfunktionale Emotionsregulation

Das Persönlichkeitsmerkmal Impulsivität beziehungsweise die dysfunktionale Emotionsregulation werden ebenfalls als mögliche prädisponierende Komponente der Dermatillomanie diskutiert.

Dass Betroffene Schwierigkeiten in der Emotionsregulation zeigen können, lässt sich bereits durch die Berichte der Trigger, die zum Skin-Picking führen, erahnen. Dabei werden beispielsweise Stress oder Ängstlichkeit als Trigger genannt, wie im Kapitel 1.1.4. bereits

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13 erläutert wurde. Das Manipulieren der Haut könnte in solchen Fällen als Regulationsstrategie dienen.

Auch das Messinstrument MIDAS (Milwaukee Inventory for the Dimensions of Adult Skin Picking) von Walther et al. (2009), welches die Subtypen automatisiertes Picking und fokussiertes Picking erhebt, beinhaltet Items, die zu einer ähnlichen Interpretation der Regulationsstrategie schließen lassen, wobei sich diese auf den Subtyp des fokussierten Pickings begrenzen. Ein Item bezieht sich beispielsweise auf das Hautmanipulieren bei negativen Emotionen, wie Frustration, Traurigkeit, Stress oder Ärger.

Pozza, Giaquinta und Dèttore (2016) untersuchten unter anderem durch welche Emotionsregulationsdefizite die Subtypen des Skin-Pickings vorhergesagt werden können.

Eines der Studienergebnisse war, dass höhere Ausprägungen in Bezug auf Schwierigkeiten im zielgerichteten Verhalten und beschränkten Zugang zu Emotionsregulationsstrategien, höhere Werte im fokussierten Picking vorhersagten. Schwierigkeiten im zielgerichteten Verhalten konnten des Weiteren auch das automatisierte Skin-Picking vorhersagen.

Schienle, Zorjan, Übel und Wabnegger (2018) versuchten in ihrer Studie unter anderem die Ergebnisse von Pozza et al. (2016) zu replizieren. In ihrer Studie kam es jedoch zu anderen Ergebnissen, die allerdings genauso die Mitwirkung der Impulsivität beziehungsweise der dysfunktionalen Emotionsregulation im Skin-Picking zeigten. Impulskontrollschwierigkeiten konnten in dieser Stichprobe das fokussierte Skin-Picking vorhersagen, mit einer Varianzaufklärung von 33%. Das automatisierte Picking konnte durch den Mangel an emotionaler Klarheit vorhergesagt werden.

In einer anderen Untersuchung berichtete eine Mehrheit der vom pathologischen Skin-Picking Betroffenen von einer ansteigenden Anspannung vor dem Skin-Picking und einer Erleichterung oder Befriedung während des Skin-Pickings. Die Berechnungen im Rahmen der Studie führten zum Ergebnis, dass Schwierigkeiten in der Emotionsregulation und emotionale Reaktivität das pathologische Skin-Picking vorhersagten (Snorrason, Smari & Olafsson, 2010).

Die Wichtigkeit der emotionalen Reaktivität in der Dermatillomanie konnte auch bereits mittels fMRT-Bildgebung gezeigt werden. Wabnegger, Übel, Suchar und Schienle (2018) untersuchten Frauen mit Dermatillomanie und gesunde Kontrollpersonen. Diesen wurden affektive Bilder während der fMRT-Messung gezeigt, welche Angst, Ekel oder Freude hervorrufen sollten. Frauen mit Dermatillomanie hatten allgemein höhere Werte in den Ekelratings und Angstratings. Die Hirnaktvierungsmuster zeigten, dass Frauen mit

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14 Dermatillomanie bei allen affektiven Bildern (Angst, Ekel und Freude) stärkere Aktivierungen zeigten. Beim Betrachten von fröhlichen Bildern zeigten sie eine stärkere Amygdala-Aktivierung. Bei angstbezogenen Bildern ließ sich eine stärkere Aktivierung in der Insula, im orbitofrontalen Cortex und marginal in der Amygdala feststellen. Ekelbezogene Bilder führten zur stärkeren Aktivierung in Insula und Amygdala. Somit lässt sich festhalten, dass Frauen mit Dermatillomanie, sowohl subjektiv durch die Ratings als auch objektiv durch die fMRT-Messung, eine erhöhte emotionale Reaktivität aufwiesen.

Zusammengefasst lassen diese Befunde darauf schließen, dass Personen mit Dermatillomanie zum einen eine höhere emotionale Reaktivität haben und zum anderen mehr Schwierigkeiten haben mit diesen Emotionen umzugehen oder diese zu regulieren. Das Manipulieren der Haut könnte hierbei im Sinne eines Emotionsregulationsmodells als Regulationsversuch dienen.

Das Emotionsregulationsmodell bei körperfokussierten repetitiven Verhaltensstörungen basiert auf einer negativen Verstärkung, da die relevante Verhaltensstörung als Befreiung von negativen Emotionen fungiert, und die Befreiung beziehungsweise Entlastung dazu führt, dass das Verhalten verstärkt und gefestigt wird (Roberts, O’Connor, Bélanger, 2013).

Dennoch ist wichtig zu erwähnen, dass nicht alle Personen mit Dermatillomanie einen negativen affektiven Zustand vor dem Hautmanipulieren haben und somit auch nicht aufgrund einer Entlastung dieses Zustands ihre Haut manipulieren (Snorrason et al., 2010).

1.1.7.3. Lerntheoretisches ComB-Modell

Gallinat, Martin und Schmidt (2020) überarbeiteten das Comprehensive Behavior Modell (ComB-Modell) von Mansueto, Stemberger, Thomas und Golomb (1997), welches als lerntheoretisch basiertes Störungsmodell zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Trichotillomanie entwickelt wurde. Gallinat et al. (2020) veränderten das Modell, um als Störungsmodell der Dermatillomanie zu dienen, indem sie es mit Einflussfaktoren erweiterten. Diese Anpassung des Modells an die Dermatillomanie rechtfertigen die AutorInnen mit der engen Verbindung der Trichotillomanie und der Dermatillomanie, da es sich bei beiden um körperfokussierte repetitive Verhaltensstörungen handle.

Die nachfolgende Erklärung des Modells wurde auf Grundlage der Arbeit von Gallinat et al.

(2020) erfasst.

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15 Zentrale Bestandteile des ComB-Modells sind Cues, diskriminative Stimuli, Verhalten und Konsequenzen. Ergänzend wurde für das Modell der Dermatillomanie die Komponente Personenvariablen hinzugefügt.

Cues: Die Cues können in internale und externale Cues unterteilt werden. Als internale Cues zählen Kognitionen, Sensationen, aber auch Emotionen. Diese könnten beispielsweise Anspannung oder Langeweile sein. Externale Cues können Settings oder Werkzeuge sein. Ein Drang die Haut zu manipulieren, kann durch diese Cues erzeugt werden, weil sie durch klassische Konditionierung zu Hinweisreizen werden, die einen Impuls beziehungsweise Drang zum Verhalten auslösen.

Diskriminative Stimuli: Auch bei den diskriminativen Stimuli, die als zweite zentrale Komponente genannt werden, gibt es sowohl internale als auch externale. Internale diskriminative Stimuli können Gedanken oder auch die Körperhaltung sein. Externale hingegen beziehen sich beispielsweise auf die An- oder Abwesenheit anderer Personen. Die diskriminativen Stimuli sind Hinweisreize, die wiederholt im Kontext der Hautmanipulation erscheinen. Sie hemmen oder erleichtern über die operante Konditionierung das Skin-Picking.

Hemmen sie es, nennt man sie auch Inhibitoren. Erleichtern sie es, sind sie Disinhibitoren.

Verhalten: Pathologische Verhaltensweisen treten auf, welche oftmals ritualisiert stattfinden.

Man kann sie in Vorbereitung, Ausführung und Nachbereitung gliedern. Die Vorbereitung kann beispielsweise das Zurechtlegen einer Nadel sein. Die Ausführung betrifft das Skin- Picking, welches in Form von Quetschen, Zupfen oder Kratzen stattfinden kann. Die Nachbereitung kann zum Beispiel die Wundversorgung nach der Hautmanipulation sein.

Konsequenzen: Die Konsequenzen des Skin-Pickings kann man in belohnende und aversive unterteilen. Belohnend wäre das Gefühl von Erleichterung oder Befriedung nach dem Skin- Picking. Als belohnende Konsequenz kommt auch das Gefühl von Erfolg vor, wenn beispielsweise eine Hautunreinheit entfernt wurde. Aversiv wären unter anderem Schuldgefühle oder blutende Wunden. Auch Schamgefühle können hierbei auftreten. Diese Konsequenzen (belohnend sowie aversiv) führen kurzfristig zur Beendigung der Skin- Picking-Episode, aber zeitgleich auch zur langfristigen Aufrechterhaltung des pathologischen Verhaltens.

Das ComB-Modell der Dermatillomanie wurde um die Komponente Personenvariablen erweitert, wie in Abbildung 1 zu sehen ist. Damit sind prädisponierende und aufrechterhaltende Faktoren gemeint, die personenbezogen sind und in die einzelnen

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16 Komponenten mitwirken könnten. Hier werden biologische Prädispositionen, Neigung zu Hautunebenheiten, Impulsivität, Reizreaktivität und mangelnde Emotionsregulationsfähigkeit genannt.

Abbildung 1. Lerntheoretisches ComB-Modell der Dermatillomanie.

1.1.7.4. Pathologisches Grooming

Self-Grooming ist bei den Tieren als Fellpflege bekannt, die unter anderem passiert, um Parasiten zu entfernen (Prokop, Fančovičová & Fedor, 2014). Grant und Stein (2014) argumentieren, dass die Dermatillomanie sowie die Trichotillomanie in eine Kategorie der Grooming-Störungen zusammengefasst werden könnten.

Prokop et al. (2014) haben in ihrer Studie untersucht, inwiefern Grooming-Verhalten auch bei Menschen gezeigt wird. Dafür wurde den Untersuchungspersonen ein Vortrag über Hormone und einer über Parasiten gehalten. Nach dem Vortrag über Parasiten hatten die Untersuchungspersonen höhere Werte in der HPAS (Human Parasite Avoidance Scale) als zuvor. Die von den AutorInnen selbstkonstruierte HPAS beinhaltet 3 Items, die abfragen, wie

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17 häufig eine Person in den letzten 45 Minuten einen Kratzdrang verspürte, wie häufig sie das Gefühl hatte, dass etwas auf ihrem Körper krabbelte, und wie stark ihr Bedürfnis war ihre Hände zu waschen. Somit führten die visuellen und verbalen Informationen über die Parasiten und mögliche Gesundheitsrisiken aufgrund dieser zur Aktivierung des Grooming-Verhaltens.

Außerdem zeigte sich, dass die empfundene Vulnerabilität für Krankheiten der Untersuchungspersonen positiv korrelierte mit der Neigung zum Grooming-Verhalten. Auch emotionales Unbehagen bei salienten Krankheitshinweisreizen korrelierte positiv mit der Neigung zum Grooming-Verhalten. Da des Weiteren auch die Informationen über Parasiten besser erinnert werden konnten als jene über die Hormone, argumentierten die AutorInnen über den Ekel als Emotion, welche eine wichtige Rolle in der Aktivierung von Vermeidungsverhalten bei Parasiten spielen könnte (Prokop et al., 2014).

Schienle, Übel und Wabnegger (2018) lieferten Befunde zur erhöhten Ekelsensitivität bei Frauen mit Dermatillomanie, die auch im Zusammenhang mit pathologischem Grooming stehen könnte. Es handelte sich hierbei um eine fMRT-Studie, die visuelle Symptomprovokation im Sinne von affektiven Bildern durchführte. Die Bilder beinhalteten Hautunreinheiten beziehungsweise Hautunebenheiten sowie glatte Haut. Den Studienteilnehmerinnen (Frauen mit Dermatillomanie und gesunde weibliche Kontrollpersonen) wurden die Bilder während der fMRT-Messung präsentiert. Fünf randomisiert ausgewählte Bilder der Hautunreinheiten und der glatten Haut sollten im Anschluss von den Probandinnen bewertet werden. Frauen mit Dermatillomanie bewerteten Hautunreinheiten als ekeliger und fühlten mehr Anspannung und Drang zu Kratzen als Kontrollpersonen. Des Weiteren zeigten die Frauen mit Dermatillomanie, verglichen mit den Kontrollpersonen, stärkere Aktivierungen in der linken Insula sowie der linken Amygdala beim Betrachten von Hautunreinheiten. Die Involvierung der Amygdala und der Insula in der Ekelverarbeitung ist bereits durch vorherige Studien bekannt (Stark et al., 2007).

Auch zeigten Frauen mit Dermatillomanie in der Studie von Schienle et al. (2018) hohe Werte im Selbstekel und in der Ekelsensitivität. Ein positiver Zusammenhang zwischen dem empfundenen Ekel der Frauen mit Dermatillomanie während des Betrachtens der Hautunreinheiten und ihrer Aktivierung in Insula und Putamen konnte ebenfalls erfasst werden. Die Insula und das Putamen spielen eine Rolle im Kratzdrang/ Juckreiz und im Kratzen selbst (Papoiu et al., 2013).

Diese Befunde deuten darauf hin, dass das wiederholte Manipulieren der Haut als ekelgesteuertes Schutzverhalten dienen könnte, um potentielle Pathogene fernzuhalten.

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18 Maraz, Hende, Urbán und Demetrovics (2017) konnten aufzeigen, dass Skin-Picking, Nägelbeißen und Trichotillomanie auf demselben Faktor laden, was als Indiz eines allgemeinen Grooming-Faktors interpretiert wurde.

1.1.7.5. Zwangsstörung

Die Zuordnung der Dermatillomanie zu den zwangsassoziierten Störungen ist eine weit verbreitete Handhabung, da sie sowohl im Diagnostikmanual DSM-5 (American Psychiatric Association, 2013) als auch im ICD-11 der Zwangsstörung zugeordnet wurde. So wird sie im ICD-11 als wiederkehrendes Picking der eigenen Haut, welches zu Hautläsionen führt, bezeichnet (World Health Organization, 2019).

Gemeinsamkeiten zur Zwangsstörung lassen sich im fokussierten Skin-Picking erkennen:

Hier verspüren Betroffene einen zwanghaften Drang ihre Haut zu manipulieren, was unter anderem in Form von Gedanken oder Impulsen passieren kann (Walther et al., 2009). Weiters wiederholen sie das Skin-Picking immer wieder. Ritualisiertes Verhalten kann hierbei beobachtet werden (Gallinat et al., 2020).

Dennoch gibt es auch Personen mit Dermatillomanie, die die Hautmanipulationen unbewusst und automatisiert durchführen. Beziehungsweise gibt es Betroffene, die eine Mischform von fokussiertem und automatisiertem Skin-Picking zeigen (Walther et al., 2009). Somit fällt in dieser Variante eine Form des Zwangsgedankens, der in der Zwangsstörung üblich ist, weg.

Ein Hinterfragen der Zuordnung der Dermatillomanie als Zwangsstörung fand schon in mehreren wissenschaftlichen Arbeiten statt. Odlaug und Grant (2010) konnten beispielsweise die Dermatillomanie eher als Suchterkrankung einordnen, da sie unter anderem die Gemeinsamkeit feststellten, dass sowohl Suchterkrankte als auch Personen mit Dermatillomanie daran scheitern, das Problemverhalten abzulegen, auch wenn sie die Folgen der Erkrankung kennen. Andere Zuordnungen der Dermatillomanie, die AutorInnen bisher gemacht haben, wurden bereits in den vorherliegenden Kapiteln beschrieben.

Eine Vergleichsstudie der klinischen Merkmale der Dermatillomanie und der Zwangsstörung von Grant, Odlaug und Kim (2010) zeigte unter anderem, dass die Personen mit Dermatillomanie (= Skin-PickerInnen) eher zu zeitgleich auftretendem Nägelbeißen neigen als jene mit Zwangsstörung. Weiters investierten die ProbandInnen mit Zwangsstörungen mehr Zeit in ihre Gedanken und Handlungen als die Skin-PickerInnen. Die Conclusio der

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19 AutorInnen war, dass es zwar Ähnlichkeiten zwischen den beiden Störungsbildern gibt, es aber dennoch bedenklich wäre, die Dermatillomanie lediglich als eine Art der Zwangsstörung anzusehen.

In den Neurowissenschaften gibt es ebenfalls Befunde, die sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zwischen der Dermatillomanie und den Zwangsstörungen aufzeigen.

Eine voxelbasierte Morphometrie-Analyse wurde von Schienle, Potthoff und Wabnegger (2018) durchgeführt, um mögliche hirnstrukturelle Auffälligkeiten bei Personen mit Dermatillomanie aufzudecken. Hierzu wurden Männer und Frauen mit der Diagnose Dermatillomanie sowie gesunde Kontrollpersonen untersucht. Dabei zeigte sich, dass Personen mit Dermatillomanie reduzierte graue Volumina im orbitofrontalen Cortex und in der Insula aufweisen. Pujol et al. (2004) erhielten in ihrer MRT-Studie, bei welcher sie Personen mit Zwangsstörungen und Kontrollpersonen untersuchten, einen ähnlichen Befund:

Personen mit Zwangsstörungen hatten ein reduziertes graues Volumen im medialen orbitofrontalen Cortex, in der linken insulo-opercularen Region und im medialen frontalen Gyrus. Auch Yoo et al. (2008) konnten in ihrer Untersuchung von ZwangspatientInnen unter anderem eine verringertes graues Hirnvolumen in der Insula im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen feststellen. Funktionen, die dem orbitofrontalen Cortex zugeschrieben werden, sind unter anderem im Rahmen der Entscheidungsfindung (Rich, Stoll & Rudebeck, 2018), der Verarbeitung von Belohnungsreizen (Klein-Flügge, Barron, Broderson, Dolan &

Behrens, 2013) sowie auch bei der Wahrnehmung von Berührungen (Rolls et al., 2003). Die Insula wird unter anderem als relevante Region für die Interozeption beschrieben (Critchley, Wiens, Rotshtein, Öhman & Dolan, 2004).

Dennoch gibt es auch Berichte, die Unterschiede in hirnstrukturellen Auffälligkeiten aufzeigen, wie zum Beispiel im Cerebellum. Wabnegger und Schienle (2019) konnten in ihrer Studie herausfinden, dass Männer und Frauen mit Dermatillomanie, verglichen mit Kontrollpersonen, ein geringeres graues Volumen in den linken cerebellaren Lappen 5 und 6 haben. Im Gegensatz dazu zeigt eine groß angelegte Studie mit MRT-Bilden von Personen mit Zwangsstörungen, dass diese ein vergrößertes graues Volumen im Cerebellum bilateral aufzeigen (De Wit et al., 2014).

Somit wird erkennbar, dass weder die pathologischen Verhaltensmuster noch die neurologischen Befunde der Dermatillomanie und der Zwangsstörungen eindeutig übereinstimmen, allerdings sind Gemeinsamkeiten erkennbar.

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1.1.8. Psychosoziale Auffälligkeiten

Dass Personen mit Dermatillomanie psychosoziale Auffälligkeiten zeigen, bestätigen bereits die Diagnosekriterien, da eines davon lautet, dass Personen mit Dermatillomanie Einschränkungen in wichtigen Funktionsbereichen, womit unter anderem soziale Funktionen gemeint sind, aufzeigen (American Psychiatric Association, 2013).

Es konnte in einer Untersuchung von Tucker, Woods, Flessner, Franklin und Franklin (2011) gezeigt werden, dass pathologisches Skin-Picking zu moderaten psychosozialen, aber auch physischen Einschränkungen führt. 62.5% der ProbandInnen berichteten davon, Unterhaltungsveranstaltungen und andere soziale Events zu meiden, während 57.7% der Befragten berichteten, die Öffentlichkeit zu meiden. Arbeitsbeeinträchtigungen durch pathologisches Skin-Picking kamen bei 28.3% der befragten Betroffenen täglich vor. 26.7%

der ProbandInnen berichteten von versäumten Schultagen aufgrund des Skin-Pickings.

Eine weitere Studie, die unter anderem auch Personen mit Dermatillomanie untersuchte, kam zum Ergebnis, dass 56% der Skin-PickerInnen moderate bis schwerwiegende psychosoziale Einschränkungen aufgrund ihrer Störung berichteten. Höhere Einschränkungen standen dabei im Zusammenhang mit einer stärkeren Symptomschwere des Skin-Pickings. Die AutorInnen der Studie argumentieren, dass berichtete Einschränkungen im Sozialleben oder Arbeitsleben nicht überraschend sind, da es bei den Betroffenen mit Dermatillomanie zu regelmäßiger Narbenbildung der Haut kommt, die auch von anderen bemerkt wird (Grant, Redden, Leppink, Odlaug & Chamberlain, 2016).

Scham und Selbstekel sind wichtige Faktoren, die bei den psychosozialen Dysfunktionen der Skin-PickerInnen mitspielen. Die Skin Picking Impact Scale (SPIS; Keuthen et al., 2001) ist ein Selbstbeurteilungsinstrument, welches die psychosozialen Konsequenzen des Skin- Pickings erfasst. Die SPIS enthält unter anderem Items, die die Scham und den Selbstekel der Personen, die sie aufgrund ihres Skin-Pickings verspüren, thematisieren. Ein Item beinhaltet die Aussage, dass man sich wegen des Skin-Pickings schämt. Ein weiteres, welches eher den Selbstekel erfasst, beinhaltet die Phrase, dass man es hasst, wie man aufgrund des eigenen Skin-Pickings aussieht.

Es konnte bereits gezeigt werden, dass sowohl Männer als auch Frauen mit Dermatillomanie einen höheren Selbstekel aufweisen als gesunde Personen (Schienle, 2018).

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21 Ypsilanti, Lazuras, Powell und Overton (2019) kamen in ihrer Studie unter anderem zu dem Befund, dass einsamere Menschen einen stärkeren Selbstekel empfinden als weniger einsame Menschen.

Somit stellt der bisherige Forschungsstand dar, dass der Selbstekel eine Rolle in den psychosozialen Dysfunktionen spielen kann – sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch bei Personen mit Dermatillomanie.

1.1.9. Hirnstruktur

Bei psychischen Erkrankungen ist es auch stets von Interesse zu erfahren, inwiefern sich die Strukturen des Gehirns im Vergleich zu jenen Hirnstrukturen gesunder Personen unterscheiden. Auch in Bezug auf die Dermatillomanie gibt es bereits hirnstrukturelle Befunde.

Roos, Grant, Fouche, Stein und Lochner (2015) konnten in ihrer Untersuchung, in welcher Frauen mit Dermatillomanie, Frauen mit Trichotillomanie und weibliche Kontrollpersonen teilnahmen, feststellen, dass es hirnstrukturelle Unterschiede in diesen Gruppen gab. Im Vergleich zu Frauen mit Trichotillomanie und Kontrollpersonen hatten Frauen mit Dermatillomanie ein größeres Volumen im ventralen Striatum beidseitig, eine reduzierte kortikale Dicke in frontalen Arealen der rechten Hemisphäre und eine stärkere kortikale Dicke im Cuneus beidseitig. Die stärkere Ausprägung des ventralen Striatums (Nucleus Accumbens) wurde von Roos et al. mit einer möglichen stärkeren Involvierung des Belohnungssystems bei Skin-Pickerinnen argumentiert. Denn dieses Areal ist unter anderem für die Belohnungsverarbeitung bekannt, wie in der Review von Salgado und Kaplitt (2015) nachlesbar ist.

Weitere Befunde lieferten Harries et al. (2017), die unter anderem die kortikale Dicke von Frauen mit Dermatillomanie untersuchten. Es kam zu keinen Gruppenunterschieden zwischen Kontrollpersonen und Frauen mit Dermatillomanie, jedoch kam es zu interessanten Korrelationen. Unter anderem zeigte sich bei der Skin-Picking-Gruppe ein positiver Zusammenhang zwischen der kortikalen Dicke der linken Insula und der Impulsivität der Skin-Pickerinnen. Weiters zeigte sich bei den Skin-Pickerinnen ein negativer Zusammenhang zwischen der Symptomschwere und der kortikalen Dicke im supramarginalen Gyrus, im

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22 rechten parietalen Cortex inferior und im rechten temporalen Cortex. Je stärker die Symptomschwere war, desto geringer war die kortikale Dicke in den 3 Regionen.

Wie auch bereits im Kapitel 1.1.7.5. beschrieben, deckten auch Schienle et al. (2018) in ihrer Studie strukturelle Abnormalitäten auf: Personen mit Dermatillomanie hatten eine reduzierte graue Substanz in der Insula und im orbitofrontalen Cortex.

Strukturelle Auffälligkeiten des Cerebellums bei Skin-PickerInnen wurden ebenfalls bereits im Kapitel 1.1.7.5. thematisiert. Neben den reduzierten grauen Volumina in den linken cerebellaren Lappen 5 und 6 der Skin-PickerInnen, zeigte sich innerhalb der Skin-Picking- Gruppe eine positive Korrelation zwischen der grauen Masse im rechten cerebellaren Lappen 8 und dem automatisierten Skin-Picking (Wabnegger et al., 2019).

Weiters gibt es einen strukturellen Befund im Vergleich der Subtypen des Skin-Pickings (Schienle & Wabnegger, 2020). Die Subtypen des Skin-Pickings unterteilten sich hierbei einerseits in Skin-PickerInnen, die das Picking positiv erleben (positiver Affekt) – hierbei empfinden die Betroffenen das Picking beispielsweise beruhigend. Andererseits gab es noch den Subtyp der Skin-PickerInnen, die das Picking mit negativen Gefühlen (negativer Affekt), wie Anspannung oder Nervosität, verbinden. Beide Subtypen des Skin-Pickings zeigten ein geringeres graues Volumen der Insula im Vergleich zu gesunden Personen. Wobei die Skin- PickerInnen mit negativem Affekt während des Pickings weniger graues Volumen der Insula aufzeigten als jene mit positivem Affekt während des Pickings. Im Operculum hingegen zeigten die Skin-PickerInnen mit negativem Affekt ein größeres graues Volumen als die Skin- PickerInnen mit positivem Affekt und als die Kontrollpersonen. Dem Operculum (parietal) wird unter anderem eine Rolle in der Schmerzwahrnehmung zugeschrieben (Horing, Sprenger

& Büchel, 2019).

1.1.10. Symptomprovokation

In der Erforschung einer psychischen Störung ist es unter anderem relevant zu erfahren, inwiefern ihre Symptome provoziert werden können und ob dies mit unterschiedlichen objektiven Maßen erfassbar ist. Dies kann zu einem besseren Verständnis der komplexen Symptomatik führen.

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23 Mehrmann, Urban und Gerlach (2020) wollten in ihrer Studie erfahren, ob Skin-Picking durch visuelle Stimuli getriggert werden kann. Diese visuellen Stimuli waren Bilder von menschlicher Haut. Diese waren in drei Kategorien unterteilt: picking-/ zupfbezogene Hautbilder, kratzbezogene Hautbilder und neutrale Hautbilder. Zupfbezogene Hautbilder zeigten beispielsweise Pickel, Schorf oder lose Hautschuppen. Kratzbezogene Hautbilder waren zum Beispiel Bilder von Mückenstichen oder Ekzemen. Neutrale Hautbilder zeigten gesunde, intakte Haut. Nach jedem Hautbild folgten 4 Fragen, die sich unter anderem auf die Intensität des eigenen Juckreizes und des eigenen Drangs die Haut zu zupfen, bezogen. Die anderen Fragen bezogen sich auf die Meinung, wie stark die Intensität des Juckreizes und des Zupfdrangs bei der betroffenen Person auf dem jeweiligen Bild sein könnte. Eines der Ergebnisse war: Personen mit Dermatillomanie und jene mit Dermatillomanie und zusätzlicher atopischer Dermatitis zeigten einen stärkeren Zupfdrang bei zupfbezogenen Bildern als gesunde Personen und jene, die eine atopische Dermatitis ohne Dermatillomanie hatten. Somit war die Conclusio der Studie, dass der Drang, die Haut zu zupfen, durch visuelle Stimuli getriggert werden kann.

Auch Schienle et al. (2018) führten eine Studie zur visuellen Symptomprovokation durch, die mit zusätzlicher fMRT-Messung stattfand. Diese Studie wurde bereits im Kapitel 1.1.7.4.

näher beschrieben. Bei den visuellen Triggern handelte es sich um Bilder von Hautunebenheiten, die unter anderem dazu führten, dass die Probandinnen mit Dermatillomanie eine stärkere Anspannung und einen stärkeren Kratzdrang erlebten als gesunde Kontrollpersonen.

Die Relevanz der visuellen Wahrnehmung von Hautproblemen in der Dermatillomanie wird durch die Befunde dieser beiden Studien bewiesen. Die Studien zeigen, dass sowohl ein Kratzdrang als auch ein Zupfdrang bei Personen mit Dermatillomanie durch visuelle Stimuli hervorgerufen werden kann.

Auch gibt es bereits Befunde zur taktilen Symptomprovokation, die in Form von selbstzugefügten Berührungen stattfand (Schienle, Übel & Wabnegger, 2018). Hierbei wurden Männer und Frauen mit Dermatillomanie sowie gesunde Kontrollpersonen rekrutiert.

Die Untersuchungspersonen sollten ihre Haut während einer fMRT-Messung manipulieren.

Es gab die zwei Bedingungen „Kratzen“ und „Streicheln“. Abhängig von der jeweiligen Bedingung, erhielten die Versuchspersonen im MRT-Scanner die Instruktion, ihre Haut zu streicheln oder zu kratzen. Jede der Bedingungen dauerte 15 Sekunden und wurde insgesamt 4-mal wiederholt. Innerhalb der weiblichen Untersuchungspersonen konnte ein interessanter

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24 Unterschied aufgezeigt werden: Frauen mit Dermatillomanie zeigten weniger Aktivierung im mittleren frontalen Gyrus, im primären somatosensorischen Cortex und im sekundären somatosensorischen Cortex während des selbstzugefügten Streichelns (vs. Kratzens) im Vergleich zu den weiblichen Kontrollpersonen. Dieser Befund der taktilen Symptomprovokation deutet auf eine verringerte Sensitivität auf selbstzugefügte angenehme Berührungen bei Frauen mit Dermatillomanie hin.

1.2. Affektive Berührung

Im Bereich der menschlichen Berührungswahrnehmung ist eine Unterscheidung zwischen diskriminativer Berührung und affektiver Berührung von großer Bedeutung.

Diskriminative Berührung beruht darauf, externe Stimuli aufzudecken, zu unterscheiden und zu identifizieren. Sie dient beispielsweise der Wahrnehmung von Druck, Vibration oder auch Beschaffenheit. Hierfür sind niedrigschwellige Mechanorezeptoren mit schnell leitenden myelinisierten Aβ-Fasern verantwortlich, die sich sowohl in unbehaarten als auch in behaarten Hautstellen des Menschen befinden (McGlone, Wessberg & Olausson, 2014). Die Leitgeschwindigkeit der Aβ-Fasern wird auf durchschnittlich 69.1 m/s (SD = 7.4 m/s) geschätzt (Tran, Lam, Hoshiyama & Kakigi, 2001).

Affektive Berührungswahrnehmung kann hingegen nur in jenen Hautstellen stattfinden, die behaart sind (McGlone et al., 2014). Hierbei sind niedrigschwellige Mechanorezeptoren mit unmyelinisierten C-taktilen Fasern zur Impulsleitung zugange, die langsamer leiten als Aβ- Fasern. Die Leitgeschwindigkeit der C-taktilen Fasern wird zwischen 0.8 und 1.2 m/s geschätzt (Wessberg, Olausson, Fernstörm & Vallbo, 2003).

Unter anderem konnte Nordin (1990) die niedrigschwelligen Mechanorezeptoren mit unmyeliniserten C-taktilen Fasern beim Menschen feststellen. Er konnte zeigen, dass die Sensitivität dieser bevorzugt bei langsamen mechanischen Stimuli, wie langsamen Streichelbewegungen, gegeben war und bezeichnete das langsame Streicheln als besonders effektiven Stimulus. Schnelles Streicheln reduzierte dahingegen die Reaktion.

Auch neuere Untersuchungen zur Aktivierung von C-taktilen Fasern zeigen, dass diese auf sanftes, langsames Streicheln ansprechen. Besonders die Streichelgeschwindigkeit zwischen 1 und 10 cm/s führte zu einer starken Aktivierung der C-taktilen Fasern. Diese Streichel- beziehungsweise Pinselgeschwindigkeit wurde von den untersuchten Personen als am

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25 angenehmsten empfunden, weshalb die AutorInnen schlussfolgern, dass C-taktile Fasern einen Pfad für angenehme taktile Stimulation darstellen, der soziale körperliche Berührungen widerspiegelt (Löken, Wessberg, McGlone & Olausson, 2009).

Pawling, Cannon, McGlone und Walker (2017) untersuchten, ob Streichelberührungen nicht nur zu subjektiv empfundener Annehmlichkeit führen, sondern auch ein affektiver Zustand dadurch erreicht werden kann. Der affektive Zustand wurde hierbei mittels Elektromyographie im Gesicht sowie Herzratenmessung ermittelt. Im Gesicht wurden zwei emotional relevante Muskeln gemessen: Zygomaticus Major und Corrugator Supercilii. Auch wurde abgefragt, wie angenehm die Untersuchungspersonen die Streichelbewegungen empfunden haben. Diese wurden mit 3 cm/s und 30 cm/s durchgeführt. 3 cm/s galt dabei als optimale Geschwindigkeit C-taktile Fasern zu stimulieren (= CT optimal) und 30 cm/s nicht (= CT nicht optimal). Weiters wurden zwei Körperregionen gestreichelt: der Unterarm, welcher C-taktile Fasern enthält, und die Handfläche, die diese nicht besitzt. Die subjektiven Ratings und die Herzratenmessung konnten keinen Unterschied zwischen der Stimulation des Unterarms (C-taktile Fasern) und der Handfläche (keine C-taktilen Fasern) aufzeigen. Das Streicheln in einer Geschwindigkeit von 3cm/s wurde in beiden Körperregionen als angenehmer empfunden als das Streicheln mit höherer Geschwindigkeit. Auch wurde beim langsamen Streicheln beider Körperregionen eine stärkere Herzratenverlangsamung erzielt als beim schnellen Pinseln. Die Elektromyographie der Gesichtsmuskeln konnte jedoch einen Unterschied der stimulierten Körperregionen aufzeigen. Das langsame, CT optimale Streicheln des Unterarms, aber nicht der Handfläche, führte zu einer stärkeren Aktivierung des Zygomaticus Major als das schnelle Streicheln. Da eine stärkere Aktivierung des Zygomaticus Major mit der Verarbeitung angenehmer Reize zusammenhängt (Cacioppo, Petty, Losch & Kim, 1986), kam es zur Conclusio, dass soziale taktile Interaktionen, die die C-taktilen Fasern aktivieren, eine positive affektive Valenz besitzen und implizite emotionale Reaktionen hervorrufen.

Involvierte Hirnregionen bei der Verarbeitung von affektiver Berührung des Armes (C-taktile Körperstelle) sind beispielsweise die posteriore Insula, der mediale präfrontale Cortex (mPFC)/ dorsoanteriorer cinguläre Cortex (dACC) und der rechte superiore temporale Sulcus posterior (pSTS). Weiters zeigte sich auch die Involvierung des intraparietalen Sulcus, des somatosensorischen Cortex und des visuellen Cortex. All diese Regionen waren in der Studie von Gordon et al. (2013) stärker aktiviert bei der affektiven Berührung des Armes als bei der affektiven Berührung der Handfläche.

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26 Unter anderem wird auch die Rolle des parietalen Operculums in der Verarbeitung affektiver Berührungen diskutiert (Olausson, Wessberg, Morrison & McGlone, 2016).

1.3. Regions of Interest

Da in dieser Studie die funktionelle Magnetresonanztomographie als Methode verwendet wurde, wurden Regions of Interest (ROIs), also zu untersuchende Gehirnareale, festgelegt.

Die Studie behandelte die Unterschiede der neuronalen Verarbeitung von fremdzugefügten Berührungen bei Frauen mit Dermatillomanie und weiblichen Kontrollpersonen. Daher wurden jene Hirnregionen für die Analyse gewählt, die in der bisherigen Literatur unter anderem im Rahmen der taktilen Wahrnehmung thematisiert wurden.

Die gewählten ROIs dieser Studie waren: supramarginaler Gyrus anterior, supramarginaler Gyrus posterior und parietales Operculum.

Schienle et al. (2018) konnten bereits Auffälligkeiten in der Aktivität des supramarginalen Gyrus bei Skin-Pickerinnen aufdecken: Frauen mit Dermatillomanie zeigten bei selbstzugefügter angenehmer Berührung eine geringere Aktivierung im supramarginalen Gyrus als weibliche Kontrollpersonen. Im Rahmen von fremdzugefügten angenehmen Berührungen gibt es ebenfalls Hinweise auf eine Involvierung des supramarginalen Gyrus, jedoch wurde dies noch nicht bei Personen mit Dermatillomanie untersucht (Boehme, Hauser, Gerling, Heilig & Olausson, 2019).

Die Involvierung des parietalen Operculums in der taktilen Verarbeitung konnte ebenfalls bereits nachgewiesen werden. Beispielsweise zeigen PatientInnen mit Hirnschädigungen, die eine gestörte Berührungswahrnehmung haben, dass sie sich unter anderem in der Struktur des parietalen Operculums von gesunden Personen unterscheiden (Preusser et al., 2015). Weiters wird das parietale Operculum im Zusammenhang mit affektiver Berührung diskutiert (Olausson et al., 2016). Bei Skin-PickerInnen zeigte sich das parietale Operculum bereits strukturell auffällig (Schienle et al, 2020), weshalb eine Fokussierung dieses Areals in funktioneller Bildgebung ebenfalls von Interesse ist.

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1.4. Funktionelle Magnetresonanztomographie 1.4.1. Physikalische Grundlagen

Die Magnetresonanztomographie wird mithilfe eines MRT-Scanners durchgeführt, der ein starkes Magnetfeld besitzt. Die Magnetfeldstärke variiert bei herkömmlichen Scannern zwischen 1.5 und 4.7 Tesla (Logothetis & Wandell, 2004). Im Gebrauch für menschliche Untersuchungen sind jedoch Scanner mit einer Magnetfeldstärke bis zu 11 Tesla möglich, während bei Untersuchungen von Tieren bis zu 24 Tesla eingesetzt werden können (Huettel, Song & McCarthy, 2008).

Durch die Magnetresonanztomographie können unterschiedliche Eigenschaften des Gehirns gemessen werden: die Struktur, die neuronale Aktivität/ Funktion und die Perfusion (Logothetis et al., 2004).

Für die Bildgebung in der Magnetresonanztomographie ist wichtig, wie sich elektromagnetische Wellen in Radiofrequenz auf Dipole auswirken. Vor allem die Dipoltransition zwischen den unterschiedlichen Energiezuständen ist damit gemeint. Der Fokus liegt auf den Wasserstoffatomen, da es sich um Dipole handelt, die in einer großen Dichte vorhanden sind und somit eine hohe räumliche Auflösung für die Messungen bieten.

Die Wasserstoffkerne (= Protonen) eines Menschen haben einen niedrigen Energiezustand, wenn der Mensch sich in den MRT-Scanner legt und dem statischen Feld (B0) von diesem ausgesetzt ist. Für die MRT-Methode kommen Radiofrequenzimpulse in der Larmorfrequenz zum Einsatz, die die Wasserstoffkerne erregen und sie somit von ihrem Ruhezustand in einen höheren Energiezustand bringen. Im Anschluss gehen sie wieder in ihren niedrigen Energiezustand zurück (Logothetis et al., 2004). Die Larmorfrequenz ist abhängig von der Magnetfeldstärke des MRT-Scanners: bei Wasserstoff beträgt die Larmorfrequenz 42.58 MHz (Megahertz) pro Tesla (Huettel et al., 2008).

Bei dieser Transition von einem niedrigen Energiezustand in einen höheren geht es um die Spins, also die Eigendrehimpulse der Wasserstoffprotonen. Befindet sich ein externes Magnetfeld in der Nähe der Protonen, führt dies dazu, dass sie sich parallel oder antiparallel zum Magnetfeld ausrichten. Dies ist der niedrige Energiezustand, der eine Längsmagnetisierung darstellt. Die Abgabe eines Hochfrequenzimpulses (Larmorfrequenz) führt zu einem höheren Energiezustand und somit zur Transversalmagnetisierung der Wasserstoffprotonen. Die Spins kippen somit in diesem Prozess. Im Anschluss gehen die

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28 Spins wieder in die Längsmagnetisierung, und somit in den niedrigeren Energiezustand, über (Huettel et al., 2008).

Die Relaxation zurück in den ursprünglichen Energiezustand wird als Veränderung beschrieben, die in 2 Dimensionen stattfinden kann. Diese lauten: longitudinales Wiederwachstum und transversale Relaxation. 2 exponentielle Prozesse mit den Zeitkonstanten T1 und T2 erklären die Relaxation zurück in den ursprünglichen, niedrigen Energiezustand. Die T1-Konstante misst dabei das longitudinale Wiederwachstum, während die T2-Konstante die transversale Relaxation des Dipols misst. Das longitudinale Wiederwachstum basiert auf der Relaxation in Richtung des B0-Magnetfelds (Z-Achse), während die transversale Relaxation auf der X-Y-Ebene senkrecht zum B0-Magnetfeld verläuft. Diese Vorgänge werden mithilfe von Spulen, die sich im Scanner befinden, gemessen. In einem homogenen Magnetfeld verläuft die transversale Relaxation in einem exponentiellen Signalabfall (FID: free induction decay) und die Zeitkonstante dieses Abfalls nennt man T2. Jedoch ist während einer MRT-Messung kein homogenes Magnetfeld zu erwarten – Inhomogenitäten treten beispielsweise durch das zu messende Gewebe auf. Sind Inhomogenitäten vorhanden, nennt man die Abfallkonstante T2*. Die Frequenz der Bewegung (= Präzession) der Wasserstoffprotonen wird auch durch Inhomogenitäten, die aufgrund von physiologischen Zuständen passieren, beeinflusst. Für den physiologischen Zustand ist die neuronale Aktivität verantwortlich. Daher ist die T2*-Konstante für die funktionelle Magnetresonanztomographie relevant (Logothetis et al., 2004).

1.4.2. Der BOLD-Effekt

Für die Entstehung des Signals der funktionellen Magnetresonanztomographie ist der BOLD- Effekt (Blood Oxygen Level Dependent-Effekt) von großer Wichtigkeit. Dieser beschreibt den erhöhten Sauerstoffbedarf bei aktivierten Neuronen und den daraus resultierenden Levels von oxygeniertem und deoxygeniertem Hämoglobin. Zu Beginn der Aktivierung von Neuronen kommt es zu einem Überkonsum von Sauerstoff, weshalb ein initialer Dip zustande kommt. Dieser initiale Dip bedeutet, dass der Gehalt des oxygenierten Hämoglobins sinkt, während deoxygeniertes Hämoglobin vorhanden bleibt. Oxygeniertes Hämoglobin ist diamagnetisch und deoxygeniertes Hämoglobin paramagnetisch, daher führt dieser initiale Dip dazu, dass das magnetische Feld weniger homogen wird und das MRT-Signal dadurch abnimmt. Im Anschluss kommt es zu einem Überschuss an oxygeniertem Hämoglobin, da der

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29 cerebrale Blutfluss durch die erhöhte Aktivität zunimmt. Das nun vorhandene oxygenierte Hämoglobin führt zu einem Rückgang des deoxygenierten Hämoglobins und somit zu einer Homogenisierung des Magnetfelds und Verstärkung des MRT-Signals. Das positive BOLD- Signal kommt durch den Rückgang des deoxygenierten Hämoglobins zustande, da dies den erhöhten Blutfluss widerspiegelt (Harris, Reynell & Attwell, 2011).

Abbildung 2 zeigt den BOLD-Effekt beziehungsweise die BOLD-Response. Der Peak des oxygenierten Hämoglobins passiert etwa 4 bis 5 Sekunden nach der Stimulusdarbietung.

Danach folgt ein Abfall des oxygenierten Hämoglobins, bei welchem es zum Undershoot kommen kann (Barth & Poser, 2011).

Abbildung 2. BOLD-Effekt.

1.4.3. fMRT-Design

Im Hinblick auf die Stimulusdarbietung während der fMRT-Messung sind vor allem das Blockdesign und das Event-related Design zu nennen. Im Blockdesign werden Stimuli derselben Bedingungen nacheinander in einem Block dargeboten. Gibt es beispielsweise 2 unterschiedliche Bedingungen, wird im Blockdesign häufig der AB-Block angewandt, bei welchem die Bedingungsblocks abwechselnd präsentiert werden (Amaro & Barker, 2006).

Das Event-related Design erlaubt eine randomisierte Reihenfolge der Stimuli, welche einzeln präsentiert werden. Dies wird als Vorteil des Event-related Designs gegenüber dem Blockdesign beschrieben. Dadurch wird unter anderem vermieden, dass

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30 Untersuchungspersonen Antizipationseffekte in ihren Reaktionen zeigen. Auch ist eine variierende Dauer des Interstimulusintervalls hierfür hilfreich (D’Espositio, Zarahn &

Aguirre, 1999).

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2. Methodik

2.1. Rekrutierung

Für diese Studie wurden erwachsene Frauen mit Dermatillomanie sowie gesunde weibliche Kontrollpersonen gesucht. Die Stichprobe beschränkte sich auf weibliche Probandinnen, da die relevante Vorgängerstudie von Schienle et al. (2018) lediglich bei weiblichen Personen mit Dermatillomanie eine veränderte Sensitivität bei angenehmen Berührungen aufdeckte.

Diese angenehmen Berührungen (= Streicheln) fügten sich die ProbandInnen der Studie von Schienle et al. (2018) selbst zu. In der Studie dieser Masterarbeit ging es jedoch um die Untersuchung einer potentiell veränderten Sensitivität bei fremdzugefügten angenehmen Berührungen. Die weiblichen Kontrollpersonen dienten dem Vergleich.

Für den Zweck der Rekrutierung wurde eine Rundmail mit Informationen zum Studienablauf und dem Link zur Online-Umfrage über den student.umfrage-Service der Karl-Franzens- Universität Graz verschickt. Ebenfalls wurden Facebook-Gruppen genutzt, in welchen entsprechende Anzeigen geschaltet wurden, die ähnliche Informationen wie die Rundmail enthielten.

Aushängeblätter wurden in unterschiedlichen Gebäuden der Karl-Franzens-Universität Graz aufgehängt sowie bei HautärztInnen in Graz und Deutschlandsberg. Bei diesen war ein QR- Code angegeben, der zum Link der Online-Umfrage führte. Weiters konnten Papierabschnitte mit dem entsprechenden Link entnommen werden. Als mögliche weitere Probandinnen wurden Personen aus dem Bekanntenkreis der Autorin angefragt.

Hier ist anzumerken, dass die für die Rekrutierung veröffentlichten Informationen zum Studienablauf vom Ablauf dieser Studie abweichen, da die hier vorliegende Studie Teil eines größer angelegten Projektes war.

2.2. Entschädigung

Als Entschädigung wurde den Teilnehmerinnen angeboten, ein strukturelles MRT-Bild des eigenen Gehirns sowie Informationen zu den Studienergebnissen zu erhalten. Des Weiteren bekamen Psychologiestudentinnen einen Versuchsschein im Ausmaß von 60 Minuten.

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2.3. Vorscreening

Das Vorscreening, eine Online-Umfrage, diente der Einschätzung, ob sich die jeweils befragte Person für die Kontrollgruppe oder die klinische Gruppe eignete.

2.3.1. Demographische Daten

Nach Bestätigung der Einwilligungserklärung des Vorscreenings und der Erstellung des ProbandInnencodes wurden demographische Daten erhoben.

Die Einwilligungserklärung beinhaltete die Zustimmung, dass im Rahmen der Studie personenbezogene Daten erhoben und gespeichert wurden. Diese waren unter anderem für die Kontaktaufnahme zur Terminvereinbarung der Hauptuntersuchung notwendig. Auch ein Hinweis auf die anonyme weitere Behandlung der Daten und den streng vertraulichen Vorgang wurde angeführt sowie die Anmerkung, dass ein Studienabbruch jederzeit ohne Angabe eines Grundes getätigt werden kann.

Der ProbandInnencode wurde folgendermaßen zusammengestellt:

1.: Anfangsbuchstabe des Namens der Mutter 2.: Anfangsbuchstabe des Namens des Vaters 3.: Geburtstag (zweistellige Angabe notwendig) 4.: die letzten 2 Ziffern des Geburtsjahres

Beispiel: Wenn die Mutter Brigitte und der Vater Jörg heißt, und der eigene Geburtstag am 07.07.1997 ist, ergibt sich daraus der Code BJ0797.

Zu den erhobenen demographischen Daten zählten das Geschlecht, das Alter, die Muttersprache sowie die höchste abgeschlossene Ausbildung. Weiters wurde nach der konkreten Studienrichtung des abgeschlossenen Studiums gefragt, falls eines absolviert wurde. Auch wurde die derzeitige Beschäftigung erhoben sowie die Händigkeit und das Rauchverhalten.

Um eine Zuordnung in die Kontrollgruppe oder klinische Gruppe vollziehen zu können, war weiters die Nachfrage nach derzeitigen und vergangenen psychischen Störungen notwendig.

Ebenfalls war die Nachfrage nach derzeitigen oder vergangenen Hauterkrankungen

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