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Gefühlter Ärztemangel – Eine Stadt sucht Hausärzte

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Berufspolitik

458 Ärzteblatt Sachsen 9 / 2006

„Drohender Hausärztemangel in der Ver- sorgungsregion Döbeln – Mochau – Ross- wein“ lautet der Beschluss des Landes- ausschusses der Ärzte und Krankenkassen.

Wenn Hausärztemangel nur „droht“, besteht ein Mangel per definitionem noch nicht wirklich! Das empfinden aber Ein- wohner und verbliebene Hausärzte dieser Region ganz anders: Die Wartezimmer sind übervoll, die Wege zur Praxis wer- den länger, Hausbesuche werden immer seltener gefahren, die effektive Arzt-Pati- enten-Kontaktzeit wird immer kürzer.

Weil die praktizierenden Hausärzte nach Schließung von sechs Hausarztpraxen während der letzten zwei Jahre ihr kapa- zitives Limit erreicht, oder in einzelnen Fällen auch überschritten haben, wird es insbesondere für chronisch Kranke immer schwieriger, einen neue Hausarzt zu fin- den. Und die Ärzte kommen immer öfter in ethische Konflikte, wenn sie verständ- licherweise die Betreuung neuer Patienten ablehnen (müssen), um die Qualität der Betreuung ihrer bisherigen Stammpatien-

ten nicht zu gefährden. Wir leben offen- sichtlich in einer Zeit, in der das Gefühl einen status quo objektiver erfasst als Sta- tistiken und Instanzen!

Abhilfe könnten nur neue, junge Hau- särzte schaffen, aber diese kamen bisher trotz intensiver Bemühungen der ausge- schiedenen Ärzte nicht. – Warum will bloß keiner „’raus aufs Land“? Dabei ist Döbeln eine nach der Flut 2002 frisch renovierte, liebenswerte kleine Stadt mit Gymnasium, Berufsschule, Theater, Kino, Stadtbad, Diskothek, reizvoller Umge- bung und guter Infrastruktur ...

Helfen wollen bei der Ansiedlung neuer Hausärzte alle. Unter Regie der Kreisärzte- kammer suchen Kommune, Landrat und Kassenärztliche Vereinigung Sachsen nach neuen, nicht nur finanziellen Anreizen.

Ohne Investitionsrisiko (und ersteres ganz neu für Sachsen) wäre die Anstellung in

Gefühlter Ärztemangel – Eine Stadt sucht Hausärzte

Dr. med. Lutz Liebscher

Die Sächsische Landesärztekammer ver- zeichnet in den letzten vier Jahren stei- gende Arztzahlen. Diese Entwicklung trifft aber nur auf den stationären Bereich sowie bei Ärzten im Ruhestand. Allein die Anzahl der Ärzte, welche sich im Ruhestand befinden, hat sich im Zeitraum 2002 bis 2005 fast verdoppelt (siehe Gra- fik).

Im ambulanten Bereich, also vor allem bei den Fachärzte für Allgemeinmedizin, ist dagegen ein stetiger Rückgang von 5.911 Ärzten im Jahre 2002 auf 5797 Ärzte im Jahre 2005 nachzuweisen. Es gab zum 31.12.2005 114 ambulant tätige Ärzte in Sachsen weniger als im Jahr 2002. Dieser Trend wird sich nach Ein- schätzung der Sächsischen Landesärzte- kammer weiter fortsetzen, weil die Rah- menbedingungen für eine ärztliche Tätig- keit in eigener Niederlassung permanent schlechter werden und der Altersdurch- schnitt von 51,8 Jahren bei dieser Arzt- gruppe sehr hoch ist. Vor allem die gerin-

gere Vergütung im Vergleich zu den alten Bundesländern sowie die Bürokratie wer- den als Ablehnungsgründe von jungen Ärzten genannt, wenn es um die Über- nahme einer Praxis in Sachsen geht.

Der Anstieg der Arztzahlen im stationären Bereich wird auf den erhöhten Bedarf an Ärzten auf Grund der Spezialisierung von Leistungen zurück geführt. Über den enormen Anstieg bei den Ärzten im

Ruhestand, unter ihnen sind viele Ärzte aus anderen Bundesländern, kann nur spekuliert werden. Vielleicht haben diese Ärzte Sachsen als besonders schönes Land für den Lebensabend entdeckt.

Prof. Dr. med. habil. Winfried Klug Knut Köhler M.A.

Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Steigende Anzahl von Ärzten im Ruhestand

Grafik: Arztzahlen 2002 bis 2005

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Berufspolitik

Ärzteblatt Sachsen 9 / 2006 459

einer hausärztlichen Ambulanz am Stadt- krankenhaus in Döbeln (Jobsharing mög- lich) oder als Sicherstellungsassistent bei einem Hausarzt in Voll- oder Teilzeit. Bei eigener Niederlassung stehen individuell gestaltbare Praxisräumen in einem sich neu entwickelnden Ärztehaus im Zentrum der Stadt zur Verfügung. Auf Grundlage des eingangs zitierten Beschlusses, der bei Verfassung noch nicht schriftlich vor-

lag, ist sind finanzielle Förderungen als Investitionspauschale oder fallzahlabhän- gige Vergütungszuschläge denkbar.

So hofft eine Region eigentlich nicht unberechtigt auf hausärztlichen Nach- wuchs.

Hier lässt es sich recht gut leben, der Berufsstand wird noch geachtet und junge Ärzte sind willkommen – bei Kom- mune, Patienten und Kollegen!

Ansprechpartner:

Kreisärztekammer Döbeln

Dr. med. Lutz Liebscher, Nordstraße 29, 04720 Döbeln, Tel.: 03431 701891 Dr. med. Petra Pabst, Däbritzer Str. 13, 04749 Ostrau, Tel.: 034362 32278 Kassenärztliche Vereinigung Leipzig, Herr Christoff, Herr Beder,

Tel.: 0341 2432-126

Mit dem Ziel, Fachärzte für Allgemein- medizin für eine Niederlassung in länd- lichen Regionen zu interessieren und damit einer drohenden Unterversorgung im hausärztlichen Bereich vorzubeugen, hat der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in seiner Beratung am 12. Juli 2006 neue Fördermaßnahmen be- schlossen. Danach können Weiterbildung- sassistenten während der Zeit ihrer Wei- terbildung in niedergelassenen Praxen einen zusätzlichen Förderbetrag von 600 Euro je Monat erhalten. Voraussetzung

dafür ist, dass sie ihre Weiterbildung in Planungsbereichen absolvieren, in denen eine Unterversorgung droht. Aktuell sind das folgende Planungsbereiche: Land- kreis Torgau-Oschatz, Landkreis Döbeln, Mittlerer Erzgebirgskreis, Landkreis Aue- Schwarzenberg, Landkreis Freiberg, Gör- litz-Stadt / Niederschlesischer Oberlausitz- kreis, Muldentalkreis, Weißeritzkreis und Landkreis Riesa-Großenhain.

Die monatliche Förderung erfolgt nur dann, wenn sich die Weiterbildungsassis- tenten verpflichten, nach Beendigung der

Weiterbildung drei Jahre in Sachsen im niedergelassenen vertragsärztlichen Be- reich tätig zu sein. Die Regelung zur För- derung gilt für Weiterbildungsassistenten, die ab dem 1. August 2006 die Weiterbil- dung in der vertragsärztlichen Versorgung in oben genannten Planungsbereichen aufnehmen.

Knut Köhler M.A.

Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Fördermittel für

Weiterbildungsassistenten

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