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Was Hausärzte von MacDonald’s lernen könnten

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ARS MEDICI 2 2010 F O R U M

Walter Grete

Die Erstversorgung verlagert sich zusehends in die Spitäler

Kritik an den Hausärzten ist selten. Ihr Wissen, ihre Fertigkeiten und ihr Engage- ment werden kaum infrage gestellt. Ihre Klientel ist arzttreu, oft etwas überaltert.

Die Patientinnen und Patienten sind mit

«meiner» Ärztin, mit «meinem» Arzt sehr zufrieden, sonst hätten sie längst gewechselt. Und doch, immer deutlicher verlagert sich die Erstversorgung bei Neuerkrankungen und gesundheitlichen Störungen — vor allem zur Unzeit — in die Spitäler. Die Notfallambulatorien dieser Institutionen quellen über. Sie werden deshalb landesweit personell und baulich mit Steuergeldern aufgerüstet, denn lange Wartezeiten und harzige interne Abläufe schaden dem Ruf des lokalen Spitals. Weil dort breit ausgebildete Triageärzte feh- len, besinnen sich die Verantwortlichen an Spitälern auf ihre hausärztlichen Zu- weiserinnen und Zuweiser und gestalten die Notfallversorgung an der Spitalpforte zusammen mit «ihren» Hausärzten — zum gegenseitigen Nutzen. Wirklich?

Der Trend zur Institution nimmt zu Obschon an den Notfallstationen der öf- fentlichen Spitäler bisher Assistenzärzte in Weiterbildung die Frontarbeit besorg- ten, die Einrichtungen und auch die Or- ganisation oft suboptimal waren, die Wartezeiten die Patienten und Ange hö - rigen belasteten und die Abklärungs- und Behandlungspfade sehr komplex, hierar- chisch gesteuert und auch teuer waren, hat der Trend zu diesen Institutionen un-

aufhaltsam zugenommen. Die gegenwär- tige Qualitätsverbesserung der spitalba- sierten Notfallversorgung wird den Trend zur Institution zu sätzlich beschleunigen.

Diese Entwicklung leitet eine sanfte, aber grundlegende Veränderung der ambu- lanten Gesundheitsversorgung in unse- rem Land ein.

Eine Systemveränderung wird augenfällig Die Gründe sind mannigfaltig. Meine Pra- xismitarbeiterinnen versuchten jeweils die Patienten zu informieren oder viel- mehr zu erziehen. Dies ist natürlich ein erfolgloses, beinahe naives Unterfangen.

Als Ursache für diesen unaufhaltsamen Trend zur Institution als Anlaufstelle bei gesundheitlichen Störungen in den Städten und in der Agglomeration wer- den Usanzen in anderen Ländern mit anderen Gesundheitssystemen, die mo- derne Ungeduld, die medial geschürten Krankheitsängste, eine «Tankstellenshop- rund-um-die-Uhr-Mentalität» und kom- plizierte Telefonbeantwortersysteme in den Praxen genannt.

Zentral ist jedoch das uneinheitliche Bild über die Leistungsfähigkeit der Arztpra- xen in der Grundversorgung. Zugegeben, Spezialisten haben es einfacher, ein spe- zifischer FMH-Titel grenzt das Arbeits - gebiet ein und deutet das Angebot an.

Dennoch, die Leistungsfähigkeit der notfalldienstleistenden Praxen ist nicht definiert.

Die Marke «Hausarzt» ist kaum definiert Hauptproblem ist zweifellos das weit auseinander klaffende Leistungsange- bot der Grundversorgerpraxen. Die Indi-

vidualität der hausärztlichen Praxis hat massiv zugenommen.

Das Spektrum der Grundversorger reicht von der psychosomatischen Sprech- stunde mit alternativmedizinischer Aus- richtung über die nicht operative Gynä- kologie durch hochspezialisierte Kolle- ginnen ohne FMH-Zertifikat bis zum nicht invasiven Krampfaderndoktor — kurz, den Grundversorgerpraxen fehlt das Gesicht und damit die Kontur des Leistungsange- bots. Die Marke «Hausarzt» ist für den

«Marktteilnehmer» nicht definiert.

Weiterbildungsengpässe, knappe Mittel zur Praxiseinrichtung und eine Stan - despolitik, die alle Ärzte zur allgemeinen Notfalldienstleistung drängte, haben die Marke Hausarzt als Anlaufstelle für viele Patienten massiv beschädigt. Viele Not- fallpatienten erlebten den Notfalldienst in den letzten Jahren als lästigen, zeit- raubenden und auch teuren Umweg ins Spital:

Was Hausärzte von MacDonald’s lernen könnten

Das fehlende Profil der Hausarztpraxis als Wettbewerbsnachteil im Notfalldienst

Walter Grete

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ARS MEDICI 2 2010

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■«Nein wir nähen keine Wunden.»

■«Ein verstopfter Katheter? Das ist Sache der Spitex.»

■«Nein, wir nehmen keine Kinder unter 16 Jahren.»

■«Unterleib? Dafür ist der gynäkologi- sche Notfalldienst zuständig.»

■«Nein, wir röntgen nicht.»

■«Hausbesuch? Wenn er nicht zu mir kommen kann, gehört er ohnehin ins Spital!»

■«Kratzen im Auge, melden Sie sich beim Augenarzt.»

Sie kennen alle die Aussagen der Patien- ten. Hinzu kommen ärztliche Ängste, ge- schürt durch Haftpflichtbedenken und natürlich die Hinweise und Empfehlun- gen der Medien, sicherheitshalber doch immer gleich 144 zu wählen. Auch die öf-

fentlichen Klagen über unerträgliche ärztliche Arbeitszeiten führen zur Scho- nung des Hausarztes durch feinfühlige Patienten.

Was ist in dieser Situation zu tun?

Die Prognose für die hausärztliche Ein- zelkämpferpraxis als institutionalisierte Anlaufstelle im Notfalldienst ist — abge- sehen von wenigen abgelegenen Bergre- gionen — schlecht. Die Professionalisie- rung der ambulanten Notfalldienste er- fordert ein Leistungsspektrum, das die Einzelpraxis längerfristig nicht mehr an- bieten kann, vielleicht auch nicht anbie- ten soll. Nur ein Zusammenschluss von Ärztinnen und Ärzten, die diese Anlauf - stellen mit einheitlichem Angebot und Marktauftritt pflegen, wird Bestand ha - ben. Der Patient (wirtschaftlich ausge-

drückt der Kunde) muss wissen, was er wo erwarten darf. MacDonald’s macht es vor: Ein einheitliches, erkennbares Logo, ein uniformierter Auftritt, eine klare Pa- lette bei den Angeboten, flächende- ckende Qualitätsvorgaben und trans - parente Preise sind die Garanten des Erfolgs. Es ist zu wünschen, dass die kommende Generation der Hausärzte diese Chance nicht verpasst und das Feld der Anlaufstellen nicht allein den staatli- chen Institutionen überlässt, denn die ärztliche Anlaufstelle lenkt die weiteren

Behandlungspfade.

Dr. med. Walter Grete Allgemeinmedizin FMH 8184 Bachenbülach E-Mail: walter.grete@hin.ch

Weiter- und Fortbildungskurs der SGIM vom 17.—18. März 2010

Innere Medizin in Praxis und Klinik — News & Basics

B E K A N N T M A C H U N G

18 interaktive Workshops z.B.

■Wenn die Lunge pfeift:

Update obstruktive Lungenerkrankung Peter Dür, Baar

■Neue und mühsame Erreger, zunehmend auch in der Praxis Marco Rossi, Luzern

■Das schwierige EKG David Ramsay, Baar

■Akutes Nierenversagen — Fallbeispiele und diagnostische Hilfsmittel

Rahel Pfammatter, Baar

■Altbekannte und «moderne» Notfälle in der Onkologie Teresa De Zulueta, Baar

■Erhöhte Leberwerte — was tun?

Martin Diem, Baar

■Welche Antibiotika braucht es überhaupt in Praxis und Klinik?

Markus Vogt, Baar

5 Hauptreferate

■Rheumatologie-Update Beat Michel, Zürich

■Pneumologie-Update Thomas Geiser, Bern

■Neue Trends bei sexuell ubertragbaren Krankheiten (STIs) Stephan Lautenschlager, Zürich

■Neues aus der Kardiologie

David Ramsay, Baar / Georges Borek, Zug

■Hepatitis — ein Update für die Praxis Darius Moradpour, Lausanne

Anerkennung:

10 Credits SGIM / volle Fortbildungsdauer anrechenbar SGAM

Tagungspräsident:Prof. Dr. med. Markus Vogt, Baar Tagungsort:Parkhotel Zug

Informationen und Anmeldung:

www.congress-info.ch/sgimfbk2010

Schweizerische Gesellschaft für Innere Medizin Société Suisse de Médecine Interne Società Svizzera di Medicina Interna Swiss Society of Internal Medicine

Referenzen

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