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2 Ergebnisse

2.4 Mengenelement- und Sulfatbilanzen

2.4.5 Einfluss auf den Harn-pH-Wert

Währen der drei Sammelperioden von jeweils fünf Tagen wurde in frischen Spontanharnproben der pH-Wert gemessen. Es war durchgehend möglich, von jedem Tier mindestens zwei Spontanharnproben täglich zu gewinnen. Am Ende der fünftägigen Sammelperiode wurde von allen ermittelten Einzelwerten ein Mittelwert gebildet.

Tabelle 27 a-c: Ermittelte Harn-pH-Werte von Minischweinen in den drei Versuchs-abschnitten

Tabelle 27 a: 300 g Mischfutter für tragende Sauen

Tag Schwein 1 Schwein 2 Schwein 3

1 7,03/6,4/6,34 7,33/7,06/6,41 6,65/6,9

2 6,7/7,04/6,13 6,76/7,19/6,17 6,82/6,8

3 6,7/6,41/7,21 7,05/6,94/6,17 6,75/6,67

4 6,22/6,95/6,5 6,78/6,68/6,49 6,85/6,97

5 6,07/6,65 6,65/6,74 7,05/6,8

MW 6,6 6,74 6,85

MW±SD 6,73 ± 0,32a

Eigene Untersuchungen

Tabelle 27 b: 412 g einer Mischung aus MF und vinassierten Trockenschnitzeln (V 20 %) im Verhältnis 52 : 48

Tag Schwein 1 Schwein 2 Schwein 3

1 6,41/7,82/8,17 6,83/8,13/8,01 7,73/7,66

2 6,33/7,32/7,56 6,44/7,79/7,5 7,4/7,28 3 6,39/7,52 6,84/7,75/8,2 7,35/7,5

4 6,6/7,59/7,55 7,02/7,85/7,64 7,74/7,68

5 6,75/7,75/8,69 7,04/8,37 7,86/7,32

MW 7,32 7,53 7,58

MW±SD 7,48 ± 0,57b

Tabelle 27 c: 200 g vinassierte Trockenschnitzel (V 20 %) pro Tag

Tag Schwein 1 Schwein 2 Schwein 3

1 6,44/7,93/7,63/8,22 6,81/6,9/7,24 8,5/8,2

2 7,98/8,35/8,01 8,09/7,99 8,91/7,4

3 8,13/8,51/7,77 7,61/8,34/8,47 8,56/8,0

4 8,2/8,34 8,25/8,46/8,36/8,65 6,64/6,8

5 7,64/8,36/8,19 8,29/8,49 7,4/7,6

MW 7,98 7,8 7,8

MW±SD 7,86 ± 0,61c

Wie aus den Tabellen 27 a-c ersichtlich, stieg der mittlere Harn-pH-Wert der Schweine bei Zulage von Trockenschnitzeln im Gegensatz zur alleinigen Fütterung mit einem Mischfuttermittel auf Getreidebasis signifikant an. Es war eine

Eigene Untersuchungen

Verschiebung des pH-Wertes ins alkalische Milieu (von 6,73 ± 0,15 um fast eine Einheit auf 7,48 ± 0,25) zu verzeichnen. Bei alleiniger Fütterung von Trockenschnitzeln mit 20 % Vinassezusatz erfolgte abermals eine signifikante Erhöhung des mittleren Harn-pH-Wertes um eine halbe Einheit auf 7,86 ± 0,61.

2.4.6 Einfluss auf den Kot-TS-Gehalt

Je höher der Anteil an vinassierten Trockenschnitzeln in der Ration war, desto geringer fiel der ermittelte Wert für den Kot-TS-Gehalt aus.

So betrug der Kot-TS-Gehalt bei alleiniger Fütterung des üblichen Sauenfutters 33,5

± 1,02 %. Wurde den Tieren eine Mischung aus dem Sauenfutter und vinassierten Trockenschnitzeln (20 % Vinassezusatz) im Verhältnis 52 : 48 % angeboten, war der TS-Gehalt mit 29,5 ± 2,48 % signifikant niedriger. Als die vinassierten Trockenschnitzel isoliert verfüttert wurden, sank der Wert für den Kot-TS-Gehalt nicht signifikant ab und betrug noch 25,4 ± 2,75 %.

Tabelle 28: Mittlerer Kot-TS-Gehalt in den einzelnen Versuchabschnitten

Versuchsabschnitt Kot-TS-Gehalt (%)

300 g AF für tragende Sauen 33,5 ± 1,02a

412 g einer Mischung aus AF und vin.

Trockenschnitzeln (V 20%) 29,5 ± 2,48b

200 g vinassierte Trockenschnitzel (V20%) 25,4 ± 2,75b

Die Tendenz eines abnehmenden Kot-TS-Gehalts bei steigenden Anteilen an Vinasse in der Ration wurde bereits in den Versuchen zur Verdaulichkeit der Rohnährstoffe von Trockenschnitzelexpandaten mit unterschiedlichen Gehalten an Vinasse beob-achtet. Ob und wie die ermittelten Werte zueinander in ein Verhältnis gesetzt werden können, wird zu diskutieren sein.

Diskussion

IV DISKUSSION

1 Kritik der Methoden 1.1 Futtermittel

Bei der den Trockenschnitzeln zugesetzten Vinasse handelte es sich laut Hersteller um eine nicht-entkalisierte Zuckerrübenvinasse aus der fermentativen Vermehrung von Backhefe. Je nach Produktionsrichtung (alkoholische Gärung, Zitronensäure-herstellung, Hefeproduktion) beinhalten die verschiedenen Verfahren zur Vinasse-herstellung unterschiedliche Produktionsschritte. Über das genaue Entstehungs-verfahren der in den Versuchen zum Einsatz gekommenen Vinasse aus der Backhefeproduktion sind vom Hersteller keine Angaben gemacht worden. Es ist daher nicht abschließend zu klären, ob der Vinasse während der Produktion weitere Zusätze (wie bspw. Salze) zugesetzt worden sind.

Die eingesetzten Trockenschnitzel mit 20 % Melassezusatz stammten aus einer anderen Produktionscharge als die übrigen, mit Vinasse versetzten Schnitzel. Sie konnten daher sowohl bezüglich ihrer Inhaltsstoffe als auch ihrer Verdaulichkeit nicht uneingeschränkt mit den übrigen Schnitzeln verglichen werden.

Hinzu kommt, dass auch unmelassierte Trockenschnitzel noch einen Restgehalt an Melasse aufweisen können. Es ist daher nicht auszuschließen, dass in den eingesetzten Trockenschnitzeln mehr Restmelasse enthalten war, als vom Hersteller angegeben.

1.2 Akzeptanzversuch

Die zur Verfügung stehende Menge der im Akzeptanzversuch eingesetzten Trocken-schnitzel war aufgrund der erstmaligen und einmaligen Herstellung vinassierter Trockenschnitzel limitiert, so dass die Versuchsdauer, in der die Schnitzel ad-libitum angeboten wurden, auf jeweils sechs Tage begrenzt werden musste bzw. dass die mit Rapsöl versetzten Schnitzel in diesen Versuch nicht miteinbezogen werden konnten.

Es wären längere Fütterungsintervalle wünschenswert gewesen, um differenziertere

Diskussion

Aussagen über Akzeptanz und Körpermassenentwicklung treffen zu können. Die Ergebnisse dieser Arbeit ermöglichen daher lediglich die Beurteilung der „spontanen Akzeptanz“, d.h. die Frage, welche Rolle ein eventueller Gewöhnungseffekt an Trockenschnitzel mit steigenden Vinassegehalten auf die Futteraufnahme bei mehrwöchigem Angebot spielen könnte, kann hier nicht geklärt werden.

Es besteht allerdings auch ein Vorteil im abrupten Futterwechsel ohne Adaptation.

So kann die spontane Reaktion der Tiere auf das jeweils neu angebotene Trocken-schnitzelprodukt beurteilt werden. Gerade vor dem Hintergrund, dass ein Wechsel des Futters in der heutigen Schweinehaltung an der Tagesordnung ist, sind Informa-tionen über eine problemlose Akzeptanz (vom ersten Tag an) von Bedeutung.

Des Weiteren war es von Nachteil, dass sich die Anzahl der Sauen in der Versuchsgruppe von Woche zu Woche änderte. Die Anzahl an Sauen, die sich zwischen dem 28. und 108. Tag der Trächtigkeit in der Gruppenhaltung befanden, variierte zwischen 34 und 41 Tieren. Unter diesem Gesichtspunkt ist ein eventuell auftretender Gewöhnungseffekt an die vinassierten Trockenschnitzel zu beachten, da diese im Gegensatz zu melassierten Schnitzeln einen bittereren Geschmack aufweisen. So wird ein neu in die Gruppe eingestelltes Tier nicht die gleichen Mengen an Trockenschnitzeln aufnehmen wie ein die Gruppe verlassendes Tier, welches sich schon einige Zeit an die Vinassekomponente in den Schnitzeln gewöhnen konnte.

In den Versuchen dieser Arbeit zur Akzeptanz wurde nicht die individuelle Aufnahme an Trockenschnitzeln der einzelnen Sauen erfasst, sondern am Ende eines jeden Tages ein Durchschnittswert kalkuliert.

Um genauere Daten über die Akzeptanz der Trockenschnitzel mit verschiedenen Konzentrationen an Vinasse zu erhalten, würde sich eine individuelle Datenerfassung anbieten, was jedoch unter den beschriebenen Haltungsbedingungen nicht realisierbar war.

Diskussion

1.3 Verdaulichkeitsversuch

Die Versuche zur Ermittlung der Verdaulichkeit der verschiedenen Trocken-schnitzelkonfektionierungen wurden mit ausschließlicher Fütterung der jeweiligen Trockenschnitzel durchgeführt. Da die Schweine pro Tag jedoch nicht mehr als 300 g uS der Trockenschnitzel aufnahmen, konnte der Erhaltungsbedarf (0,37 MJ ME pro kg KM 0,75 und Tag) der Tiere nicht gedeckt werden. Die Tiere nahmen während der Versuchsreihe mit fünf verschiedenen Trockenschnitzelkon-fektionierungen nur zwischen 2,88 MJ ME (Trockenschnitzel mit 20 % Vinasse-zusatz) und 3,54 MJ ME (Trockenschnitzel mit 10 % RapsölVinasse-zusatz) pro Tag auf. Bei einer mittleren Körpermasse von 57,9 ± 5,64 kg zu Anfang der Versuchsreihe hatten die Tiere einen Erhaltungsbedarf an Energie von 7,77 MJ ME. Es lag also eine Energieunterversorgung von 4,23 MJ ME (Trockenschnitzel mit 10 % Rapsölzusatz) bis 4,89 MJ ME pro Tag (Trockenschnitzel mit 20 % Vinassezusatz) vor. Dies war der Grund für die reduzierte mittlere Körpermasse der Tiere (54,3 ± 5,48 kg) am Ende des Versuches.

1.4 Mineralstoffbilanzversuch

Obwohl die Tiere sich für die Dauer dieses Versuches in Bilanzständen befanden, in denen unter dem Gitterrost ein feinmaschiges Edelstahlnetz angebracht war, welches zusätzlich mit Gaze abgedeckt wurde, konnte eine Kontamination von Harn und Kot mit Futterbestandteilen sowie mit Schuppen und Haaren nicht komplett ausgeschlos-sen werden. Da jedoch davon ausgegangen werden kann, dass die Kontaminationen bei alleiniger Fütterung von Trockenschnitzeln oder Mischfutter bzw. einer Kombination aus beiden ungefähr gleich waren, konnte dennoch ein Rückschluss bezüglich des Einflusses einer Fütterung mit vinassierten Trockenschnitzeln auf die Mineralstoffgehalte im Harn gezogen werden.

Diskussion

Hinzu kommt, dass sich trotz der Bemühungen, Kot und Harn stets vollständig aufzufangen und zu sammeln, geringgradige Ungenauigkeiten bei der Probennahme unter Umständen nicht vermeiden ließen.

Bezüglich der Mengenelementbilanzen ist anzuführen, dass die Tiere in den drei Versuchsabschnitten nicht die gleichen absoluten Mengen der einzelnen Elemente aufnahmen, wodurch ein Vergleich an einigen Stellen schwierig erscheint. Bedingt waren die unterschiedlichen Gehalte an Mengenelementen in der Ration durch das Bestreben, eine praxisübliche Kombination aus Mischfutter und vinassierten Trockenschnitzeln mit der isolierten Fütterung der einzelnen Komponenten zu vergleichen und eventuell auftretende Einflüsse durch Zulage vinassierter Trockenschnitzel aufzudecken.

Bei den Untersuchungen zur Auswirkung vinassierter Trockenschnitzel auf den Harn-pH-Wert muss angeführt werden, dass nicht an jedem Tag die gleiche Anzahl an Spontanharnproben pro Tier zur pH-Wert-Bestimmung gewonnen werden konnten. Da es jedoch stets gelang, jeden Tag mindestens zwei Spontanharnproben pro Tier zu gewinnen, können auch hier begründete Aussagen getroffen werden.

Diskussion

2 Diskussion der Ergebnisse

2.1 Akzeptanz der verschiedenen Trockenschnitzelprodukte und Auswirkungen auf die KM-Entwicklung

Während in früheren Untersuchungen (KIRCHGESSNER u. WEIGAND 1980b;

WEIGAND u. KIRCHGESSNER 1980a; LETTNER 1980; VAN KEMENADE et al. 1988) zu den Einsatzmöglichkeiten von Vinasse keine Akzeptanzprobleme beschrieben wurden, konnte GERDES (2003) in Untersuchungen zur Akzeptanz von Vinasse bei tragenden Jungsauen mit zunehmendem Vinasseanteil in der Ration (10 %, 20 % und 40 %) eine verminderte Akzeptanz (über die Futteraufnahmedauer erfasst) beobachten. Selbst ein Gehalt von 10 % Vinasse in der Ration führte bei erstmaligem Angebot zu einer deutlich längeren Dauer der Futteraufahme im Vergleich zu alleiniger Fütterung des üblichen Mischfutters für Sauen.

Zu ähnlichen Erkenntnissen führten die Ergebnisse dieser Arbeit. Dabei nahm die Trockenschnitzelaufnahme bei ad-libitum-Angebot (zusätzlich zum rationierten Mischfutter für Sauen) mit steigenden Vinassegehalten der Trockenschnitzel ab.

Abbildung 6: Trockenschnitzelaufnahme dargestellt als Index bei restriktiver Zuteilung eines Mischfutters (1,5 kg uS pro Tier und Tag) und ad-libitum-Angebot von Trockenschnitzeln (= kombinierte Fütterung tragender Sauen in Gruppenhaltung); Trockenschnitzel mit 20 % Melassezusatz=100

69 66 100 97

0 20 40 60 80 100

M (20%) M/V (20%) V (10%) V (20%)

Diskussion

Das oben abgebildete Diagramm veranschaulicht die während der Versuchsreihe um rund 37 % zurückgegangene Trockenschnitzelaufnahme. Die Aufnahme an Trocken-schnitzeln mit 20 % Melassezusatz wurde gleich 100 gesetzt.

Eine mögliche Ursache für die verminderte Akzeptanz könnte zum Einen der hohe Rohaschegehalt der Vinasse sein. Zum Anderen ist zu berücksichtigen, dass es durch den verhältnismäßig hohen Sulfatgehalt zu einem „bitteren“ Geschmack kommt.

BEENING (1999) konnte bei der Fütterung eines glaubersalzhaltigen Sauenfutters eine langsamere Futteraufnahme beobachten als bei der Fütterung mit anderen Zusätzen oder im Vergleich zum eingesetzten Kontrollfutter.

Auswirkungen auf die KM-Entwicklung

Die Körpermassenzunahme fiel erwartungsgemäß bei den Trockenschnitzeln mit 20 % Melassezusatz am größten aus. Grund dafür war der süßliche Geschmack der den Trockenschnitzeln zugesetzten Melasse, welcher die Tiere zu einem

„Luxuskonsum“ bei ad-libitum-Angebot verleitete. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass den Tieren die Trockenschnitzel mit 20 % Melasse bereits vor Versuchsbeginn ad-libitum angeboten wurden. Somit ist die bei Zulage von Trockenschnitzeln anfangs auftretende stärkere Magen-Darm-Füllung nicht in die Messungen eingegangen.

Bei Trockenschnitzeln mit steigenden Vinassegehalten fielen die wöchentlichen Körpermassenzunahmen der Sauen geringer aus. Dies war bedingt durch die sinkende Akzeptanz und die damit einhergehende reduzierte Trockenschnitzelaufnahme.

Die letzte Wägung (eine Woche nach Absetzen der Trockenschnitzel und einer Erhöhung der rationierten Mischfuttermenge von 1,5 auf 2,5 kg) zeigte eine deutliche Abnahme der Körpermasse um mehr als 5 kg. Dieser Effekt war allerdings darauf zurückzuführen, dass die starke Magen-Darm-Füllung, bedingt durch die stark quellfähigen Trockenschnitzel, bei alleiniger Mischfuttergabe deutlich zurückging.

Diskussion

2.2 Verdaulichkeit/Futterwert der Trockenschnitzelexpandate

Da etwa zwei Drittel der Trockensubstanz von Melasse aus Zucker bestehen, reichern sich bei Entzug des Zuckers die übrigen Bestandteile der Rübe im Rückstand an (KIRCHGESSNER u. WEIGAND 1980b). Vinassen sind demnach rohprotein- und rohaschereiche Produkte.

Daher führte ein Zusatz von Vinasse zu Trockenschnitzeln in unterschiedlicher Konzentration erwartungsgemäß zu Veränderungen im Zucker-, Rohasche- und Rohproteingehalt der Trockenschnitzel. Der Zuckergehalt war im Vergleich zu Schnitzeln, die bspw. noch 10 % Melasse enthielten, reduziert. Dagegen stiegen Rohasche- und Rohproteingehalt mit zunehmendem Vinassegehalt in den Trockenschnitzeln an.

Der im Vergleich zu melassierten Trockenschnitzeln niedrigere Zuckergehalt, und ein daraus resultierender reduzierter Energiegehalt, ist in der Fütterung tragender Sauen ein willkommener Effekt, da sich eine Verfettung der Tiere negativ auf die Reproduktionsleistung auswirkt.

Bei den im Versuch zusätzlich untersuchten Ölschnitzeln war das Öl für die höheren Rohfettgehalte verantwortlich, während Rohasche- und Rohproteingehalt niedrig waren, da diesen Schnitzeln weder Melasse noch Vinasse zugesetzt wurden.

Die in den vorliegenden Untersuchungen verwendeten Trockenschnitzel wiesen mit zunehmendem Vinassegehalt ansteigende Natrium-, Kalium- und vor allem Sulfatgehalte auf.

Da sich bei der Herstellung von Vinasse aus Melasse (fermentative Entzuckerung der Melasse) die übrigen Bestandteile der Rübe (insbesondere die Mineralstoffe) im Rückstand anreichern, enthält Vinasse laut GERDES (2003) einen mehr als dreimal so hohen Rohaschegehalt als Melasse. Ein Anreicherungsquotient von 3,5 kann jedoch nicht auf alle einzelnen Mineralstoffe deckungsgleich übertragen werden. So konnte GERDES (2003) eine starke Anreicherung von Magnesium, Natrium, Phosphor und Chlorid nachweisen. Dies lässt vermuten, dass während des Produktionsprozesses ein Eintrag dieser Elemente stattgefunden haben muss.

Diskussion

In welcher Menge sich ein einzelnes Element in der Vinasse anreichert, ist vom angewendeten Herstellungsverfahren abhängig und unterliegt somit starken Schwankungen im Vergleich verschiedener Vinassen.

Laut WECKE et al. (1984) ist der Gehalt an mineralischen Salzen einer Vinasse neben dem Ausgangsmaterial vom eingesetzten Wasser und den zugesetzten Nährsalzen abhängig. Zur Vermehrung von Hefen in Melasse setzten SCHIWECK und HABERL

(1973) beispielsweise Calciumpantothenat, m-Inosit, Thiamin, Pyridoxin, Mono-ammoniumphosphat und Magnesiumsulfat ein.

Betrachtet man nun den absoluten Gehalt an Mineralstoffen in den verwendeten Trockenschnitzeln, so fiel auf, dass in allen Schnitzeln (ausgenommen die Ölschnitzel) Kalium das dominierende Element war. Da es sich bei der den Trocken-schnitzeln zugefügten Vinasse um eine nicht-entkalisierte Vinasse handelte, stieg der Kaliumgehalt bei Verdopplung des Vinassegehaltes von 10 auf 20 % deutlich an.

Besonders auffällig waren weiterhin die steigenden Sulfatgehalte der Trocken-schnitzel mit unterschiedlichem Vinassezusatz.

Bei teil- und vollentkalisierten Vinassen ist das beim Entkalisierungsprozess im Überschuss zugesetzte Ammoniumsulfat (LEWICKI 1978) vermutlich die entschei-dende Eintragsquelle für Sulfat. Die in den vorliegenden Untersuchungen den Trockenschnitzeln zugesetzte Vinasse sollte aber laut Herstellerangaben nicht-entkalisiert sein. GERDES (2003) wies in seinen Untersuchungen für die eingesetzte Vinasse einen nur doppelt so hohen Kaliumgehalt im Vergleich zur untersuchten Melasse nach, während sich der Rohaschegehalt verdreifachte. Er stellte daher die Vermutung an, dass zumindest eine Teilentkalisierung stattgefunden haben könnte.

Eine weitere Erklärung für den hohen Sulfatgehalt der den Trockenschnitzeln zugesetzten Vinasse wäre der Zusatz von Salzen, wie beispielsweise Magnesiumsulfat (WECKE et al. 1984), sowie die Beimischung von Schwefelsäure zur Melasse zur pH-Wert-Regulierung im Substrat der Fermentation, um dadurch eine Vermehrung unerwünschter Mikroorganismen, wie z.B. Bakterien zu verhindern (STEINMETZER 1991).

Diskussion

Scheinbare Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe

GERDES (2003) führte Versuche zur Verdaulichkeit von expandierten, melassierten Trockenschnitzeln beim Schwein durch. Ziel der eigenen Arbeit war es, Untersuchungen zur Verdaulichkeit von expandierten, vinassierten Trockenschnitzeln vorzunehmen. Derartige Untersuchungen sind beim Schwein bislang noch nicht durchgeführt worden.

Es zeigte sich, dass Vinassezusätze von 10–20 % keinen negativen Einfluss auf die scheinbare Verdaulichkeit der organischen Substanz und der N-freien Extraktstoffe haben.

Jedoch wirkte sich ein Vinassierungsgrad von 20 % negativ auf die scheinbaren Verdaulichkeiten von Rohprotein und Rohfaser aus.

GERDES (2003) stellte Verdaulichkeitsversuche an, in denen die zu prüfende Vinasse 50 % bzw. 20 % der Ration ausmachte. Er kam zu dem Ergebnis, dass bei einem geringeren Vinasseanteil (20 %) in der Ration die Verdaulichkeit der Rohnährstoffe aus der Vinasse deutlich zunahm. Dabei war die Trockensubstanz-, Rohprotein- und Rohascheverdaulichkeit bei Fütterung von 20 % Vinasse in der Ration signifikant höher als bei Fütterung von 50 % Vinasse in der Ration. Die Verdaulichkeit der N-freien Extraktstoffe wurde durch den reduzierten Vinasseanteil in der Ration jedoch kaum beeinflusst.

Ergebnis der eigenen Arbeit war, dass ein Zusatz von 10 % Melasse + 10 % Vinasse oder ausschließlich 10 % Vinasse keinen Einfluss auf die Verdaulichkeit von organischer Substanz, Rohprotein und Rohfaser hatte.

Ab einer zugesetzten Vinassemenge von 20 % war ein signifikanter Rückgang der Verdaulichkeit von organischer Substanz, Rohprotein und Rohfaser zu verzeichnen.

Eine Mischung aus Melasse und Vinasse als Zusatz zu Trockenschnitzeln bzw. ein moderater Zusatz von Vinasse (10 %) könnte also eine sinnvolle Alternative (reduzierter Energiegehalt bei nur geringgradig vermindertem Futterwert) zu ausschließlich melassierter Trockenschnitzeln darstellen.

Diskussion

Erklären lässt sich der leichte Rückgang der Verdaulichkeit unter anderem dadurch, dass ein erheblicher Teil der Vinasse im Dickdarm verdaut wird (GERDES 2003). Da bei steigenden Vinasseanteilen in der Ration die Kotkonsistenz abnimmt, ist die Passagezeit im Dickdarm verkürzt, woraus eine verminderte Verdaulichkeit resul-tiert. STOLTE (2000) stellte bei Kälbern mit Durchfall keinen negativen Einfluss auf die Verdaulichkeit fest, was dadurch erklärbar ist, dass es sich beim Milchaustauscher um ein leicht verdauliches Futtermittel handelt, welches zum größten Teil praecaecal verdaut wird.

2.3 Bedeutung vinassierter Trockenschnitzel für die Mengenelementverwertung

Mit der vorliegenden Arbeit sollte ein Einblick in das Ausmaß der Verschiebungen im Mineralstoffhaushalt gewonnen werden, wenn neben dem Grundfutter vinassierte Trockenschnitzel verfüttert werden. Dementsprechend sind auch die Auswirkungen der hier geprüften vinassierten Trockenschnitzel auf die Mineralstoffbilanz der Schweine in erster Linie aus Sicht des praktischen Einsatzes von vinassierten Trockenschnitzeln als Rationskomponente zu diskutieren.

Die Ca-Verdaulichkeit wurde durch die Zulage von vinassierten Trockenschnitzeln zum Mischfutter im Vergleich zur alleinigen Mischfuttergabe nicht beeinflusst. Die ermittelten Werte lagen bei 40 % und waren somit niedriger als die von KAMPHUES

et al. (2004) angenommene Ca-Verwertung beim Schwein in Höhe von 50-70 %. Bei isolierter Gabe der vinassierten Schnitzel war jedoch ein signifikanter Rückgang der Ca-Verdaulichkeit zu verzeichnen.

Die renale Exkretion ging durch Zulage vinassierter Trockenschnitzel zum Mischfutter signifikant von 21 % auf 13 % zurück.

Ein weiterer Unterschied bestand in der retinierten Menge, die parallel zu erhöhter Ca-Aufnahme anstieg. So war die retinierte Ca-Menge bei kombinierter Fütterung von Mischfutter und vinassierten Trockenschnitzeln am größten.

Diskussion

Die P-Verdaulichkeit lag bei Fütterung von Mischfutter bzw. Mischfutter und Schnitzeln um 39 % und war somit etwa 10 % niedreiger als die von KAMPHUES et al. (2004) veranschlagte angenommene P-Verwertung beim Schwein von 50 %. Die P-Verdaulichkeit wird demnach durch die Zulage vinassierter Schnitzel nicht negativ beeinflusst.

AHLBORN (1993) ermittelte in seinen Untersuchungen bei Minischweinen einen höheren Wert für die P-Verdaulichkeit von 53,1 % und auch KIRCHGESSNER und ROTH (1980) wiesen einen höheren Wert beim Ferkel von 49,7 % nach. PADITZ et al.

(2002) stellten Versuche zum Einfluss mikrobieller Phytasen auf die P-Verdaulichkeit an. In der Kontrollgruppe ohne Phytasezusatz betrug die scheinbare Verdaulichkeit nur 22,2 %.

Die unterschiedlichen Verdaulichkeitswerte werden unter anderem dadurch verständlich, dass die P-Quelle einen großen Einfluss auf die Verdaulichkeit hat. So liegt nach SCHULZ und BERK (1998) die Verdaulichkeit für Mono-Ca-Phosphat bei 91 %, während der Phosphor in Rapsextraktionsschrot nur zu 24 % verdaut wurde.

Bei isolierter Fütterung vinassierter Trockenschnitzel im dritten Versuchsabschnitt stieg die scheinbare Verdaulichkeit sprunghaft auf 54 % an. Nachvollziehbar ist dieser hohe Wert vor dem Hintergrund, dass die P-Aufnahme bei alleiniger Trockenschnitzelfütterung äußerst gering war und so eine höhere Resorption des Phosphors seitens der Tiere notwendig war. Die täglich mit dem Kot ausgeschiedene P-Menge betrug 0,13 g/Tag. Dieser Wert lag deutlich unter der von RODEHUTSCORD

(1995) postulierten unvermeidlichen fäkalen P-Ausscheidung von 0,31 g/Tag (unabhängig von der Körpermasse der Tiere und der verzehrten Trockensubstanz) bei suboptimaler P-Versorgung von wachsenden Schweinen.

Die renale P-Ausscheidung ging mit Zulage vinassierter Schnitzel zurück, bei isolierter Fütterung der Schnitzel war die prozentuale renale P-Exkretion am größten, was wiederum mit der geringen P-Aufnahme zu erklären war.

Die P-Retention war im zweiten Versuch (trotz eriner geringeren P-Aufnahme als bei alleiniger Mischfuttergabe) durch die reduzierte renale Exkretion am größten, im

Diskussion

dritten Versuch blieb die Bilanz bei deutlicher P-Unterversorgung nahezu ausgeglichen.

KIRCHGESSNER et al. (1960) stellten im Harn von Mastschweinen mit steigender Ca-Zufuhr einen deutlichen Rückgang der renalen P-Exkretion fest. Dieser Effekt spiegelte sich in den vorliegenden Ergebnissen wider. So resultierte bei der höchsten Ca-Versorgung (Versuch 2) durch einen Rückgang der renalen P-Exkretion die höchste P-Retention.

Trotz steigender Mg-Aufnahme bei Zulage vinassierter Trockenschnitzel wurden die Verdaulichkeit sowie die renale Exkretion dieses Elements nicht beeinflusst. Bei isolierter Fütterung der Trockenschnitzel stieg die Verdaulichkeit und die renale Exkretion signifikant an; dies dürfte ähnlich wie beim Phosphor durch die geringe Aufnahme begründet sein. Aus der in allen Versuchen geringen Mg-Retention, die durch steigende Gehalte vinassierter Trockenschnitzel in der Ration nicht beeinflusst wurde, wird deutlich, dass der Mg-Bedarf der Schweine in jedem Versuch gedeckt war.

Kam die Kombination von Mischfutter und vinassierten Trockenschnitzeln zum Einsatz, stiegen die Na-, K- und Chloridaufnahmen im Vergleich zu isolierter Mischfuttergabe um etwa das Doppelte bis Dreifache. Bei der generell sehr hohen Verdaulichkeit kam es zur forcierten renalen Exkretion, so dass für Kalium keine veränderte Retention zu beobachten war. Beim Natrium und Chlorid stieg die

Kam die Kombination von Mischfutter und vinassierten Trockenschnitzeln zum Einsatz, stiegen die Na-, K- und Chloridaufnahmen im Vergleich zu isolierter Mischfuttergabe um etwa das Doppelte bis Dreifache. Bei der generell sehr hohen Verdaulichkeit kam es zur forcierten renalen Exkretion, so dass für Kalium keine veränderte Retention zu beobachten war. Beim Natrium und Chlorid stieg die