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2 Diskussion der Ergebnisse

2.2 Verdaulichkeit/Futterwert der Trockenschnitzelexpandate

Da etwa zwei Drittel der Trockensubstanz von Melasse aus Zucker bestehen, reichern sich bei Entzug des Zuckers die übrigen Bestandteile der Rübe im Rückstand an (KIRCHGESSNER u. WEIGAND 1980b). Vinassen sind demnach rohprotein- und rohaschereiche Produkte.

Daher führte ein Zusatz von Vinasse zu Trockenschnitzeln in unterschiedlicher Konzentration erwartungsgemäß zu Veränderungen im Zucker-, Rohasche- und Rohproteingehalt der Trockenschnitzel. Der Zuckergehalt war im Vergleich zu Schnitzeln, die bspw. noch 10 % Melasse enthielten, reduziert. Dagegen stiegen Rohasche- und Rohproteingehalt mit zunehmendem Vinassegehalt in den Trockenschnitzeln an.

Der im Vergleich zu melassierten Trockenschnitzeln niedrigere Zuckergehalt, und ein daraus resultierender reduzierter Energiegehalt, ist in der Fütterung tragender Sauen ein willkommener Effekt, da sich eine Verfettung der Tiere negativ auf die Reproduktionsleistung auswirkt.

Bei den im Versuch zusätzlich untersuchten Ölschnitzeln war das Öl für die höheren Rohfettgehalte verantwortlich, während Rohasche- und Rohproteingehalt niedrig waren, da diesen Schnitzeln weder Melasse noch Vinasse zugesetzt wurden.

Die in den vorliegenden Untersuchungen verwendeten Trockenschnitzel wiesen mit zunehmendem Vinassegehalt ansteigende Natrium-, Kalium- und vor allem Sulfatgehalte auf.

Da sich bei der Herstellung von Vinasse aus Melasse (fermentative Entzuckerung der Melasse) die übrigen Bestandteile der Rübe (insbesondere die Mineralstoffe) im Rückstand anreichern, enthält Vinasse laut GERDES (2003) einen mehr als dreimal so hohen Rohaschegehalt als Melasse. Ein Anreicherungsquotient von 3,5 kann jedoch nicht auf alle einzelnen Mineralstoffe deckungsgleich übertragen werden. So konnte GERDES (2003) eine starke Anreicherung von Magnesium, Natrium, Phosphor und Chlorid nachweisen. Dies lässt vermuten, dass während des Produktionsprozesses ein Eintrag dieser Elemente stattgefunden haben muss.

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In welcher Menge sich ein einzelnes Element in der Vinasse anreichert, ist vom angewendeten Herstellungsverfahren abhängig und unterliegt somit starken Schwankungen im Vergleich verschiedener Vinassen.

Laut WECKE et al. (1984) ist der Gehalt an mineralischen Salzen einer Vinasse neben dem Ausgangsmaterial vom eingesetzten Wasser und den zugesetzten Nährsalzen abhängig. Zur Vermehrung von Hefen in Melasse setzten SCHIWECK und HABERL

(1973) beispielsweise Calciumpantothenat, m-Inosit, Thiamin, Pyridoxin, Mono-ammoniumphosphat und Magnesiumsulfat ein.

Betrachtet man nun den absoluten Gehalt an Mineralstoffen in den verwendeten Trockenschnitzeln, so fiel auf, dass in allen Schnitzeln (ausgenommen die Ölschnitzel) Kalium das dominierende Element war. Da es sich bei der den Trocken-schnitzeln zugefügten Vinasse um eine nicht-entkalisierte Vinasse handelte, stieg der Kaliumgehalt bei Verdopplung des Vinassegehaltes von 10 auf 20 % deutlich an.

Besonders auffällig waren weiterhin die steigenden Sulfatgehalte der Trocken-schnitzel mit unterschiedlichem Vinassezusatz.

Bei teil- und vollentkalisierten Vinassen ist das beim Entkalisierungsprozess im Überschuss zugesetzte Ammoniumsulfat (LEWICKI 1978) vermutlich die entschei-dende Eintragsquelle für Sulfat. Die in den vorliegenden Untersuchungen den Trockenschnitzeln zugesetzte Vinasse sollte aber laut Herstellerangaben nicht-entkalisiert sein. GERDES (2003) wies in seinen Untersuchungen für die eingesetzte Vinasse einen nur doppelt so hohen Kaliumgehalt im Vergleich zur untersuchten Melasse nach, während sich der Rohaschegehalt verdreifachte. Er stellte daher die Vermutung an, dass zumindest eine Teilentkalisierung stattgefunden haben könnte.

Eine weitere Erklärung für den hohen Sulfatgehalt der den Trockenschnitzeln zugesetzten Vinasse wäre der Zusatz von Salzen, wie beispielsweise Magnesiumsulfat (WECKE et al. 1984), sowie die Beimischung von Schwefelsäure zur Melasse zur pH-Wert-Regulierung im Substrat der Fermentation, um dadurch eine Vermehrung unerwünschter Mikroorganismen, wie z.B. Bakterien zu verhindern (STEINMETZER 1991).

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Scheinbare Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe

GERDES (2003) führte Versuche zur Verdaulichkeit von expandierten, melassierten Trockenschnitzeln beim Schwein durch. Ziel der eigenen Arbeit war es, Untersuchungen zur Verdaulichkeit von expandierten, vinassierten Trockenschnitzeln vorzunehmen. Derartige Untersuchungen sind beim Schwein bislang noch nicht durchgeführt worden.

Es zeigte sich, dass Vinassezusätze von 10–20 % keinen negativen Einfluss auf die scheinbare Verdaulichkeit der organischen Substanz und der N-freien Extraktstoffe haben.

Jedoch wirkte sich ein Vinassierungsgrad von 20 % negativ auf die scheinbaren Verdaulichkeiten von Rohprotein und Rohfaser aus.

GERDES (2003) stellte Verdaulichkeitsversuche an, in denen die zu prüfende Vinasse 50 % bzw. 20 % der Ration ausmachte. Er kam zu dem Ergebnis, dass bei einem geringeren Vinasseanteil (20 %) in der Ration die Verdaulichkeit der Rohnährstoffe aus der Vinasse deutlich zunahm. Dabei war die Trockensubstanz-, Rohprotein- und Rohascheverdaulichkeit bei Fütterung von 20 % Vinasse in der Ration signifikant höher als bei Fütterung von 50 % Vinasse in der Ration. Die Verdaulichkeit der N-freien Extraktstoffe wurde durch den reduzierten Vinasseanteil in der Ration jedoch kaum beeinflusst.

Ergebnis der eigenen Arbeit war, dass ein Zusatz von 10 % Melasse + 10 % Vinasse oder ausschließlich 10 % Vinasse keinen Einfluss auf die Verdaulichkeit von organischer Substanz, Rohprotein und Rohfaser hatte.

Ab einer zugesetzten Vinassemenge von 20 % war ein signifikanter Rückgang der Verdaulichkeit von organischer Substanz, Rohprotein und Rohfaser zu verzeichnen.

Eine Mischung aus Melasse und Vinasse als Zusatz zu Trockenschnitzeln bzw. ein moderater Zusatz von Vinasse (10 %) könnte also eine sinnvolle Alternative (reduzierter Energiegehalt bei nur geringgradig vermindertem Futterwert) zu ausschließlich melassierter Trockenschnitzeln darstellen.

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Erklären lässt sich der leichte Rückgang der Verdaulichkeit unter anderem dadurch, dass ein erheblicher Teil der Vinasse im Dickdarm verdaut wird (GERDES 2003). Da bei steigenden Vinasseanteilen in der Ration die Kotkonsistenz abnimmt, ist die Passagezeit im Dickdarm verkürzt, woraus eine verminderte Verdaulichkeit resul-tiert. STOLTE (2000) stellte bei Kälbern mit Durchfall keinen negativen Einfluss auf die Verdaulichkeit fest, was dadurch erklärbar ist, dass es sich beim Milchaustauscher um ein leicht verdauliches Futtermittel handelt, welches zum größten Teil praecaecal verdaut wird.

2.3 Bedeutung vinassierter Trockenschnitzel für die Mengenelementverwertung

Mit der vorliegenden Arbeit sollte ein Einblick in das Ausmaß der Verschiebungen im Mineralstoffhaushalt gewonnen werden, wenn neben dem Grundfutter vinassierte Trockenschnitzel verfüttert werden. Dementsprechend sind auch die Auswirkungen der hier geprüften vinassierten Trockenschnitzel auf die Mineralstoffbilanz der Schweine in erster Linie aus Sicht des praktischen Einsatzes von vinassierten Trockenschnitzeln als Rationskomponente zu diskutieren.

Die Ca-Verdaulichkeit wurde durch die Zulage von vinassierten Trockenschnitzeln zum Mischfutter im Vergleich zur alleinigen Mischfuttergabe nicht beeinflusst. Die ermittelten Werte lagen bei 40 % und waren somit niedriger als die von KAMPHUES

et al. (2004) angenommene Ca-Verwertung beim Schwein in Höhe von 50-70 %. Bei isolierter Gabe der vinassierten Schnitzel war jedoch ein signifikanter Rückgang der Ca-Verdaulichkeit zu verzeichnen.

Die renale Exkretion ging durch Zulage vinassierter Trockenschnitzel zum Mischfutter signifikant von 21 % auf 13 % zurück.

Ein weiterer Unterschied bestand in der retinierten Menge, die parallel zu erhöhter Ca-Aufnahme anstieg. So war die retinierte Ca-Menge bei kombinierter Fütterung von Mischfutter und vinassierten Trockenschnitzeln am größten.

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Die P-Verdaulichkeit lag bei Fütterung von Mischfutter bzw. Mischfutter und Schnitzeln um 39 % und war somit etwa 10 % niedreiger als die von KAMPHUES et al. (2004) veranschlagte angenommene P-Verwertung beim Schwein von 50 %. Die P-Verdaulichkeit wird demnach durch die Zulage vinassierter Schnitzel nicht negativ beeinflusst.

AHLBORN (1993) ermittelte in seinen Untersuchungen bei Minischweinen einen höheren Wert für die P-Verdaulichkeit von 53,1 % und auch KIRCHGESSNER und ROTH (1980) wiesen einen höheren Wert beim Ferkel von 49,7 % nach. PADITZ et al.

(2002) stellten Versuche zum Einfluss mikrobieller Phytasen auf die P-Verdaulichkeit an. In der Kontrollgruppe ohne Phytasezusatz betrug die scheinbare Verdaulichkeit nur 22,2 %.

Die unterschiedlichen Verdaulichkeitswerte werden unter anderem dadurch verständlich, dass die P-Quelle einen großen Einfluss auf die Verdaulichkeit hat. So liegt nach SCHULZ und BERK (1998) die Verdaulichkeit für Mono-Ca-Phosphat bei 91 %, während der Phosphor in Rapsextraktionsschrot nur zu 24 % verdaut wurde.

Bei isolierter Fütterung vinassierter Trockenschnitzel im dritten Versuchsabschnitt stieg die scheinbare Verdaulichkeit sprunghaft auf 54 % an. Nachvollziehbar ist dieser hohe Wert vor dem Hintergrund, dass die P-Aufnahme bei alleiniger Trockenschnitzelfütterung äußerst gering war und so eine höhere Resorption des Phosphors seitens der Tiere notwendig war. Die täglich mit dem Kot ausgeschiedene P-Menge betrug 0,13 g/Tag. Dieser Wert lag deutlich unter der von RODEHUTSCORD

(1995) postulierten unvermeidlichen fäkalen P-Ausscheidung von 0,31 g/Tag (unabhängig von der Körpermasse der Tiere und der verzehrten Trockensubstanz) bei suboptimaler P-Versorgung von wachsenden Schweinen.

Die renale P-Ausscheidung ging mit Zulage vinassierter Schnitzel zurück, bei isolierter Fütterung der Schnitzel war die prozentuale renale P-Exkretion am größten, was wiederum mit der geringen P-Aufnahme zu erklären war.

Die P-Retention war im zweiten Versuch (trotz eriner geringeren P-Aufnahme als bei alleiniger Mischfuttergabe) durch die reduzierte renale Exkretion am größten, im

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dritten Versuch blieb die Bilanz bei deutlicher P-Unterversorgung nahezu ausgeglichen.

KIRCHGESSNER et al. (1960) stellten im Harn von Mastschweinen mit steigender Ca-Zufuhr einen deutlichen Rückgang der renalen P-Exkretion fest. Dieser Effekt spiegelte sich in den vorliegenden Ergebnissen wider. So resultierte bei der höchsten Ca-Versorgung (Versuch 2) durch einen Rückgang der renalen P-Exkretion die höchste P-Retention.

Trotz steigender Mg-Aufnahme bei Zulage vinassierter Trockenschnitzel wurden die Verdaulichkeit sowie die renale Exkretion dieses Elements nicht beeinflusst. Bei isolierter Fütterung der Trockenschnitzel stieg die Verdaulichkeit und die renale Exkretion signifikant an; dies dürfte ähnlich wie beim Phosphor durch die geringe Aufnahme begründet sein. Aus der in allen Versuchen geringen Mg-Retention, die durch steigende Gehalte vinassierter Trockenschnitzel in der Ration nicht beeinflusst wurde, wird deutlich, dass der Mg-Bedarf der Schweine in jedem Versuch gedeckt war.

Kam die Kombination von Mischfutter und vinassierten Trockenschnitzeln zum Einsatz, stiegen die Na-, K- und Chloridaufnahmen im Vergleich zu isolierter Mischfuttergabe um etwa das Doppelte bis Dreifache. Bei der generell sehr hohen Verdaulichkeit kam es zur forcierten renalen Exkretion, so dass für Kalium keine veränderte Retention zu beobachten war. Beim Natrium und Chlorid stieg die retinierte Menge parallel zur steigenden Aufnahme (Versuch 2) leicht an.

Wie oben beschrieben, findet die Ausscheidung von Kalium im Normalfall zum größten Teil über die Nieren statt.

In Untersuchungen von WEIGAND und KIRCHGESSNER (1979) an wachsenden Schweinen wurden dagegen größere Mengen über den Kot ausgeschieden. Nach BERGER (1960) ist die erhöhte K-Menge im Kot dabei nicht als eine verminderte Absorbierbarkeit dieses Elektrolyts aus dem Futter zu interpretieren, sondern mit einer mangelnden Na-Versorgung zu erklären. Na-Depletion bedingt nicht nur eine Verschiebung der Elektrolytzusammensetzung im Speichel (siehe BLAIR-WEST et al.

1967) und vermutlich auch in anderen Verdauungssekreten, sondern steigert auch die

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Na-Clearance im Darm, vor allem im Colon auf Kosten einer erhöhten K-Sekretion (JACKSON u. SMYTH 1971).

Die ausreichende Na-Aufnahme der Schweine in allen Versuchsansätzen ermöglichte in dieser Arbeit offensichtlich eine praktisch vollständige Abgabe der aufgenommenen K-Mengen, vor allem über die Nieren.

Kamen die vinassierten Trockenschnitzel in Kombination mit dem Mischfutter zum Einsatz, stieg die absolute SO42--Aufnahme im Vergleich zur alleinigen Mischfuttergabe etwa um den Faktor 7, die faecale und renale SO42--Abgabe aber nur um den Faktor 2. Daraus resultierte bei isolierter Mischfuttergabe eine negative

„Retention“ des Sulfates von -0,56 g. Bei steigenden Gehalten im Futter waren positive Retentionen von 0,15 (Versuch 2) bzw. 0,46 g (Versuch 3) zu beobachten.

Die negative Retention von Sulfat hat ihre Ursache darin, dass es sich beim Sulfat nicht um ein Element, sondern um eine Verbindung handelt, welche im Körper Metabolisierungsprozessen unterliegt. So wird nach ANKE und HENNIG (1972) per os aufgenommener Schwefel, der im Darmsaft unlöslich ist, von der Intestinalflora teilweise in die Sulfidform überführt, danach absorbiert und als Sulfat-Schwefel mit dem Harn exkretiert. Nach MÄNNER und BRONSCH (1987) leitet sich der im Stoffwechsel gebildete „Sulfat-Schwefel“ primär vom Cystein ab.

Des Weiteren reichert sich ein Teil des aufgenommenen Sulfats in Nieren und Milz an und verbleit dort für längere Zeit, gleichzeitig wird ein Teil des neutralen Schwefels zu Sulfat oxidiert und ausgeschieden (ANKE und HENNIG 1972).

Da eine Bestimmung von Schwefel in Futter, Kot und Harn nicht erfolgte, verfälschte das aus dem aufgenommenen Schwefel neu entstandene bzw. das im Körper verbliebene Sulfat die Bilanz.

Insgesamt ist also festzuhalten, dass steigende Sulfatgehalte im Futter keinen negativen Einfluss auf die Mengenelementverwertung zeigen. So waren in der Vergangenheit hohe Sulfatgehalte zum Beispiel vor dem Hintergrund einer möglichen Bildung von unverdaulichem CaSO4 (=Gips) kritisch beurteilt worden.

Wider Erwarten hatte das Sulfat nach vorliegenden Ergebnissen keinen nachteiligen Effekt auf die scheinbare Verdaulichkeit des Calciums.

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2.4 Nebeneffekte auf die Kot und Harnqualität Harn-pH-Wert

In der Versuchsreihe zur Untersuchung der Harnqualität mit drei „Göttinger Mini-pigs“ konnte festgestellt werden, dass steigende Anteile an vinassierten Trocken-schnitzeln in der Ration eine signifikante Erhöhung des Harn-pH-Werts bewirken.

Wie schon bei den Auswirkungen vinassierter Trockenschnitzel auf die Mineralstoffverwertung beschrieben, erfolgte die Abgabe der aufgenommenen K-Mengen fast vollständig über die Nieren. Dies dürfte, ähnlich wie bei Herbivoren, die normalerweise besonders viel Kalium aufnehmen, zur Bildung des alkalischen Urins wesentlich beigetragen haben, nachdem bei der Na-Reabsorption in den Nieren verstärkt K+-Ionen mit H+-Ionen konkurrierten.

Jedoch kann der Harn-pH-Wert nicht allein von der aufgenommenen K-Menge abgeleitet werden. Es muss vielmehr auch dem Verhältnis von aufgenommenen

„alkalogenen“ Kationen zu aufgenommenen „acidogenen“ Ionen Beachtung geschenkt werden.

So sind die in den 3 Versuchsabschnitten steigenden Harn-pH-Werte durch die vermehrte Aufnahme von „alkalogenen“ Ionen (bei den vorliegenden vinassierten Trockenschnitzeln vor allem Kalium) und die nicht in gleichem Umfang steigende Aufnahme von „acidogenen“ Ionen zu erklären, da der Basenüberschuss („Base-Excess“) der Futterration direkten Einfluss auf den Harn-pH-Wert hat (FINKENSIEP

1993).

In der Abbildung 7 sind die im Versuch ermittelten Werte für den Harn-pH-Wert sowie die mittels einer Formel zur Berechnung des Harn-pH-Werts aufgrund der Kationen-Anionen-Bilanz (KAB) im Futter errechneten Werte gegenübergestellt (Kalkulation nach DOBENECKER et al. 1998: KAB (mmol/kgTS) = 49,9*Ca + 82,3*Mg + 43,5*Na + 25,6*K - 59*P – 62,5*S - 28,3*Cl;

Harn-pH-Wert = 6,19 + 0,0031*KAB+3*10-6*KAB2).1)

1) Zur Berechnug der KAB wurde eine Analyse des Gesamt-S-Gehalts durchgeführt. Der vor dem Schwefel stehende Faktor 62,5 ergibt sich aus Atomgewicht und Wertigkeit.

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Dabei zeigte sich, dass die gemessenen und errechneten Werte bei alleiniger Fütterung des Mischfutters, sowie bei kombinierter Fütterung des Mischfutters mit Zulage von vinassierten Trockenschnitzeln, nahezu identisch waren

Abbildung 7: Vergleich der gemessenen und der errechneten Entwicklung des Harn-pH-Werts bei steigenden Anteilen an vinassierten Trocken-schnitzeln in der Ration

Nur bei ausschließlicher Fütterung der vinassierten Trockenschnitzel wich der beob-achtete pH-Wert im Harn deutlich von dem kalkulierten, erwarteten Wert ab (~ 0,6 pH-Einheiten). Die Ursache dieser Abweichung konnte letztlich nicht geklärt werden; es ist allerdings zu betonen, dass die zur Ableitung des Harn-pH-Werts benutzte Regressionsgleichung bei KAB-Werten im Futter von - 400 bis + 400 mmol/kg TS bestimmt wurde. Der KAB-Wert der vinassierten Trockenschnitzel (677 mmol/kg TS) lag damit weit außerhalb des Spektrums, aus dem die Beziehung abgeleitet wurde (BEKER et al. 1999).

7,86

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Kot-TS-Gehalt

Untersuchungen zum Einfluss steigender Vinassegehalte im Futter auf den TS-Gehalt im Kot sind in dieser Arbeit an zwei Stellen durchgeführt worden. Zum Einen wurden Trockenschnitzelexpandate mit steigenden Zusätzen an Vinasse verfüttert (siehe Versuch zur Verdaulichkeit der Rohnährstoffe), zum anderen wurden steigende Anteile an Trockenschnitzeln mit 20 % Vinassezustz einem üblichen Mischfutter für tragende Sauen zugelegt (siehe Versuche zum Einfluss der Vinassierung auf die Mineralstoffverwertung).

Beide Versuche führten zu dem Ergebnis, dass steigende Einträge von Vinasse in die Ration einen Rückgang der TS-Gehalte im Kot zur Folge haben.

Gleiche und gegenteilige Effekte wurden in der Literatur bereits beschrieben, wobei sich diese Untersuchungen jeweils auf die Zulage reiner Zuckerrübenvinasse zur Ration bezogen. Während sowohl in den Untersuchungen von BOEVE et al. (1973) als auch von WEIGAND und KIRCHGESSNER (1980 a und b; 1981) keine Veränderungen der Kotqualität nach Fütterung von Vinasse (bis zu 23 % in der TS) zu beobachten waren, berichteten LETTNER (1980) und VAN KEMENADE (1988) über einen reduzierten TS-Gehalt im Kot, wenn das Mischfutter 6 % Vinasse enthielt.

Auch Untersuchungen vonGERDES (2003) und STEMME et al. (2003), in denen Sauen ein Mischfutter mit verschiedenen Vinasseanteilen erhielten, ließen einen Zusam-menhang zwischen der Vinasseaufnahme und dem TS-Gehalt im Kot erkennen.

Einen wesentlichen Grund für die Veränderung der Kotqualität sahen die o.g.

Autoren in dem hohen Sulfatgehalt (bis zu 150 g/kg TS) der verwendeten Vinasse.

Nach STOLTE (2000) verblieb bei höherer Sulfataufnahme mehr Sulfat im Enddarmbereich und konnte osmotisch wirksam werden. In Abhängigkeit von der aufgenommenen Menge an Sulfat veränderte sich also der TS-Gehalt im Kot. Es kam zu einer osmotisch bedingten Diarrhoe.

Dass es sich bei den rückläufigen TS-Gehalten im Kot in den vorliegenden Versuchen ebenfalls um eine osmotisch bedingte Diarrhoe handelt, ist anhand der ermittelten Sulfatmengen in g/kg Kot-TS zu belegen. Denn je mehr Sulfat im

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Enddarm ankommt, desto mehr Wasser kann es mit sich ziehen. So betrug der Wert für den Sulfat-Gehalt in der Kot-TS bei alleiniger Gabe des Mischfutters 3,21 g.

Wurden vinassierte Trockenschnitzel zugelegt, stieg dieser Wert auf 3,87 g. Bei isolierter Trockenschnitzelgabe wurde ein deutlich höherer Wert von 9,38 g Sulfat/kg Kot-TS erreicht.

GERDES (2003) kam zu dem Ergebnis, dass der TS-Gehalt im Kot bereits ab einer Sulfataufnahme von 0,25 g Sulfat/kg KM auf unter 20 % fällt. Ähnlich fiel das Ergebnis dieser Arbeit aus. Der Kot-TS-Gehalt liegt mit 26,2 ± 1,91 % zwar noch deutlich über der oben genannten Grenze von 20 %, jedoch zeigten relativ geringe Sulfataufnahmen (0,06 g/kg KM) verhältnismäßig große Auswirkungen auf den TS-Gehalt im Kot.

Daraus lässt sich schlussfolgern, dass in der Vinasse neben dem Sulfat noch weitere Substanzen einen laxierenden Effekt haben müssen, wie es zum Beispiel für bestimmte, nicht näher definierte Amino- oder N-Verbindungen in Melasse beschrieben ist (NAUMANN 1967).

Die Entwicklung des TS-Gehalts im Kot in Abhängigkeit von der im Futter enthaltenen Menge an Sulfat ist in Abb. 8 dargestellt.

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Abbildung 8: Beziehungen zwischen dem Sulfat-Gehalt in der Ration und dem TS-Gehalt im Kot ( = Bilanzversuche „ = Verdaulichkeitsversuche)

Die aus den gemessenen Werten ermittelte Funktion (s. obige Abbildung; y=34,8-0,694*x) stimmt mit Ergebnissen von GERDES (y=29,973-0,643*x; 2003) und STEMME et al. (y=32,217-0,609*x; 2003) überein.

Die in den Verdaulichkeitsversuchen ermittelten Werte für den TS-Gehalt im Kot fielen insgesamt etwas höher als erwartet aus. Dies war durch die unterschiedliche Art der Probennahme in den jeweiligen Versuchen zu erklären. Während der Kot in den Bilanzversuchen mehrmals täglich aus den Ständen entnommen wurde, erfolgte die Kotsammlung in den Verdauungsversuchen nur dreimal täglich. So kann es durch die längere Verweildauer im Stall zu einer gewissen Abtrocknung des Kotes gekommen sein.

WARZECHA, A. (Diss. in prep., persönliche Mitteilung; 2006), arbeitete einen weiteren Effekt des Zusatzes von Vinasse zu Trockenschnitzeln heraus. So trat bei Fütterung von melassierten Trockenschnitzeln ein feuchter, klebriger Kot auf (durch wasserbindende Pektine). Wurde den Trockenschnitzelprodukten jedoch Vinasse zugesetzt, resultierte daraus eine eher wässrige Kotqualität, bei dem die oben angesprochene Klebkraft weniger ausgeprägt war.

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Dieser Effekt lässt sich auch anhand obiger Abbildung nachvollziehen und ist unter praktischen Gesichtspunkten von Vorteil. Denn klebriger Kot führt zum einen zu einem rutschigen Stallboden, woraus eine erhöhte Verletzungsgefahr für die Tiere resultiert, zum anderen treten erhebliche Schwierigkeiten bei der Reinigung des Bodens auf.

2.5 Perspektiven vinassierter Trockenschnitzel in der Sauenfütterung

Vorab ist zu bemerken, dass rohfaserreiche Futtermittel wie Trockenschnitzel in der Schweinemast, welche auf hohe Tageszunahmen bei möglichst geringem Futter-aufwand abzielt, nur in geringem Maße zum Einsatz kommen.

Lediglich in der Fütterung tragender Sauen erscheint ein Einsatz dieser Produkte unter verschiedenen Gesichtspunkten sinnvoll.

Im Hinblick auf die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Haltung und Fütterung tragender Sauen (Richtlinie 2001/88/EG über Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen) werden rohfaserreiche Futtermittel (wie z.B.

Trockenschnitzel) in der Fütterung wieder an Bedeutung gewinnen. Der Inhalt der Richtlinie schreibt vor, dass alle tragenden Sauen zur „Stillung des Hungers“ und des

„Kaubedürfnisses“ genügend Grundfutter oder Futter mit hohem Rohfaseranteil sowie Kraftfutter erhalten müssen.

Eine kombinierte Fütterung mit Trockenschnitzeln zeichnet sich durch die im Folgenden genannten positiven Effekte aus.

Zum einen wird durch die stärkere Magen-Darm-Füllung mit Zunahme des Ingestavolumens ein Sättigungsgefühl erreicht (BROUNS et al. 1995; DAY et al.1996)

Zum einen wird durch die stärkere Magen-Darm-Füllung mit Zunahme des Ingestavolumens ein Sättigungsgefühl erreicht (BROUNS et al. 1995; DAY et al.1996)