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2 Diskussion der Ergebnisse

2.4 Nebeneffekte auf die Kot- und Harnqualität

In der Versuchsreihe zur Untersuchung der Harnqualität mit drei „Göttinger Mini-pigs“ konnte festgestellt werden, dass steigende Anteile an vinassierten Trocken-schnitzeln in der Ration eine signifikante Erhöhung des Harn-pH-Werts bewirken.

Wie schon bei den Auswirkungen vinassierter Trockenschnitzel auf die Mineralstoffverwertung beschrieben, erfolgte die Abgabe der aufgenommenen K-Mengen fast vollständig über die Nieren. Dies dürfte, ähnlich wie bei Herbivoren, die normalerweise besonders viel Kalium aufnehmen, zur Bildung des alkalischen Urins wesentlich beigetragen haben, nachdem bei der Na-Reabsorption in den Nieren verstärkt K+-Ionen mit H+-Ionen konkurrierten.

Jedoch kann der Harn-pH-Wert nicht allein von der aufgenommenen K-Menge abgeleitet werden. Es muss vielmehr auch dem Verhältnis von aufgenommenen

„alkalogenen“ Kationen zu aufgenommenen „acidogenen“ Ionen Beachtung geschenkt werden.

So sind die in den 3 Versuchsabschnitten steigenden Harn-pH-Werte durch die vermehrte Aufnahme von „alkalogenen“ Ionen (bei den vorliegenden vinassierten Trockenschnitzeln vor allem Kalium) und die nicht in gleichem Umfang steigende Aufnahme von „acidogenen“ Ionen zu erklären, da der Basenüberschuss („Base-Excess“) der Futterration direkten Einfluss auf den Harn-pH-Wert hat (FINKENSIEP

1993).

In der Abbildung 7 sind die im Versuch ermittelten Werte für den Harn-pH-Wert sowie die mittels einer Formel zur Berechnung des Harn-pH-Werts aufgrund der Kationen-Anionen-Bilanz (KAB) im Futter errechneten Werte gegenübergestellt (Kalkulation nach DOBENECKER et al. 1998: KAB (mmol/kgTS) = 49,9*Ca + 82,3*Mg + 43,5*Na + 25,6*K - 59*P – 62,5*S - 28,3*Cl;

Harn-pH-Wert = 6,19 + 0,0031*KAB+3*10-6*KAB2).1)

1) Zur Berechnug der KAB wurde eine Analyse des Gesamt-S-Gehalts durchgeführt. Der vor dem Schwefel stehende Faktor 62,5 ergibt sich aus Atomgewicht und Wertigkeit.

Diskussion

Dabei zeigte sich, dass die gemessenen und errechneten Werte bei alleiniger Fütterung des Mischfutters, sowie bei kombinierter Fütterung des Mischfutters mit Zulage von vinassierten Trockenschnitzeln, nahezu identisch waren

Abbildung 7: Vergleich der gemessenen und der errechneten Entwicklung des Harn-pH-Werts bei steigenden Anteilen an vinassierten Trocken-schnitzeln in der Ration

Nur bei ausschließlicher Fütterung der vinassierten Trockenschnitzel wich der beob-achtete pH-Wert im Harn deutlich von dem kalkulierten, erwarteten Wert ab (~ 0,6 pH-Einheiten). Die Ursache dieser Abweichung konnte letztlich nicht geklärt werden; es ist allerdings zu betonen, dass die zur Ableitung des Harn-pH-Werts benutzte Regressionsgleichung bei KAB-Werten im Futter von - 400 bis + 400 mmol/kg TS bestimmt wurde. Der KAB-Wert der vinassierten Trockenschnitzel (677 mmol/kg TS) lag damit weit außerhalb des Spektrums, aus dem die Beziehung abgeleitet wurde (BEKER et al. 1999).

7,86

Diskussion

Kot-TS-Gehalt

Untersuchungen zum Einfluss steigender Vinassegehalte im Futter auf den TS-Gehalt im Kot sind in dieser Arbeit an zwei Stellen durchgeführt worden. Zum Einen wurden Trockenschnitzelexpandate mit steigenden Zusätzen an Vinasse verfüttert (siehe Versuch zur Verdaulichkeit der Rohnährstoffe), zum anderen wurden steigende Anteile an Trockenschnitzeln mit 20 % Vinassezustz einem üblichen Mischfutter für tragende Sauen zugelegt (siehe Versuche zum Einfluss der Vinassierung auf die Mineralstoffverwertung).

Beide Versuche führten zu dem Ergebnis, dass steigende Einträge von Vinasse in die Ration einen Rückgang der TS-Gehalte im Kot zur Folge haben.

Gleiche und gegenteilige Effekte wurden in der Literatur bereits beschrieben, wobei sich diese Untersuchungen jeweils auf die Zulage reiner Zuckerrübenvinasse zur Ration bezogen. Während sowohl in den Untersuchungen von BOEVE et al. (1973) als auch von WEIGAND und KIRCHGESSNER (1980 a und b; 1981) keine Veränderungen der Kotqualität nach Fütterung von Vinasse (bis zu 23 % in der TS) zu beobachten waren, berichteten LETTNER (1980) und VAN KEMENADE (1988) über einen reduzierten TS-Gehalt im Kot, wenn das Mischfutter 6 % Vinasse enthielt.

Auch Untersuchungen vonGERDES (2003) und STEMME et al. (2003), in denen Sauen ein Mischfutter mit verschiedenen Vinasseanteilen erhielten, ließen einen Zusam-menhang zwischen der Vinasseaufnahme und dem TS-Gehalt im Kot erkennen.

Einen wesentlichen Grund für die Veränderung der Kotqualität sahen die o.g.

Autoren in dem hohen Sulfatgehalt (bis zu 150 g/kg TS) der verwendeten Vinasse.

Nach STOLTE (2000) verblieb bei höherer Sulfataufnahme mehr Sulfat im Enddarmbereich und konnte osmotisch wirksam werden. In Abhängigkeit von der aufgenommenen Menge an Sulfat veränderte sich also der TS-Gehalt im Kot. Es kam zu einer osmotisch bedingten Diarrhoe.

Dass es sich bei den rückläufigen TS-Gehalten im Kot in den vorliegenden Versuchen ebenfalls um eine osmotisch bedingte Diarrhoe handelt, ist anhand der ermittelten Sulfatmengen in g/kg Kot-TS zu belegen. Denn je mehr Sulfat im

Diskussion

Enddarm ankommt, desto mehr Wasser kann es mit sich ziehen. So betrug der Wert für den Sulfat-Gehalt in der Kot-TS bei alleiniger Gabe des Mischfutters 3,21 g.

Wurden vinassierte Trockenschnitzel zugelegt, stieg dieser Wert auf 3,87 g. Bei isolierter Trockenschnitzelgabe wurde ein deutlich höherer Wert von 9,38 g Sulfat/kg Kot-TS erreicht.

GERDES (2003) kam zu dem Ergebnis, dass der TS-Gehalt im Kot bereits ab einer Sulfataufnahme von 0,25 g Sulfat/kg KM auf unter 20 % fällt. Ähnlich fiel das Ergebnis dieser Arbeit aus. Der Kot-TS-Gehalt liegt mit 26,2 ± 1,91 % zwar noch deutlich über der oben genannten Grenze von 20 %, jedoch zeigten relativ geringe Sulfataufnahmen (0,06 g/kg KM) verhältnismäßig große Auswirkungen auf den TS-Gehalt im Kot.

Daraus lässt sich schlussfolgern, dass in der Vinasse neben dem Sulfat noch weitere Substanzen einen laxierenden Effekt haben müssen, wie es zum Beispiel für bestimmte, nicht näher definierte Amino- oder N-Verbindungen in Melasse beschrieben ist (NAUMANN 1967).

Die Entwicklung des TS-Gehalts im Kot in Abhängigkeit von der im Futter enthaltenen Menge an Sulfat ist in Abb. 8 dargestellt.

Diskussion

Abbildung 8: Beziehungen zwischen dem Sulfat-Gehalt in der Ration und dem TS-Gehalt im Kot ( = Bilanzversuche „ = Verdaulichkeitsversuche)

Die aus den gemessenen Werten ermittelte Funktion (s. obige Abbildung; y=34,8-0,694*x) stimmt mit Ergebnissen von GERDES (y=29,973-0,643*x; 2003) und STEMME et al. (y=32,217-0,609*x; 2003) überein.

Die in den Verdaulichkeitsversuchen ermittelten Werte für den TS-Gehalt im Kot fielen insgesamt etwas höher als erwartet aus. Dies war durch die unterschiedliche Art der Probennahme in den jeweiligen Versuchen zu erklären. Während der Kot in den Bilanzversuchen mehrmals täglich aus den Ständen entnommen wurde, erfolgte die Kotsammlung in den Verdauungsversuchen nur dreimal täglich. So kann es durch die längere Verweildauer im Stall zu einer gewissen Abtrocknung des Kotes gekommen sein.

WARZECHA, A. (Diss. in prep., persönliche Mitteilung; 2006), arbeitete einen weiteren Effekt des Zusatzes von Vinasse zu Trockenschnitzeln heraus. So trat bei Fütterung von melassierten Trockenschnitzeln ein feuchter, klebriger Kot auf (durch wasserbindende Pektine). Wurde den Trockenschnitzelprodukten jedoch Vinasse zugesetzt, resultierte daraus eine eher wässrige Kotqualität, bei dem die oben angesprochene Klebkraft weniger ausgeprägt war.

Diskussion

Dieser Effekt lässt sich auch anhand obiger Abbildung nachvollziehen und ist unter praktischen Gesichtspunkten von Vorteil. Denn klebriger Kot führt zum einen zu einem rutschigen Stallboden, woraus eine erhöhte Verletzungsgefahr für die Tiere resultiert, zum anderen treten erhebliche Schwierigkeiten bei der Reinigung des Bodens auf.

2.5 Perspektiven vinassierter Trockenschnitzel in der Sauenfütterung

Vorab ist zu bemerken, dass rohfaserreiche Futtermittel wie Trockenschnitzel in der Schweinemast, welche auf hohe Tageszunahmen bei möglichst geringem Futter-aufwand abzielt, nur in geringem Maße zum Einsatz kommen.

Lediglich in der Fütterung tragender Sauen erscheint ein Einsatz dieser Produkte unter verschiedenen Gesichtspunkten sinnvoll.

Im Hinblick auf die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Haltung und Fütterung tragender Sauen (Richtlinie 2001/88/EG über Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen) werden rohfaserreiche Futtermittel (wie z.B.

Trockenschnitzel) in der Fütterung wieder an Bedeutung gewinnen. Der Inhalt der Richtlinie schreibt vor, dass alle tragenden Sauen zur „Stillung des Hungers“ und des

„Kaubedürfnisses“ genügend Grundfutter oder Futter mit hohem Rohfaseranteil sowie Kraftfutter erhalten müssen.

Eine kombinierte Fütterung mit Trockenschnitzeln zeichnet sich durch die im Folgenden genannten positiven Effekte aus.

Zum einen wird durch die stärkere Magen-Darm-Füllung mit Zunahme des Ingestavolumens ein Sättigungsgefühl erreicht (BROUNS et al. 1995; DAY et al.1996) und somit das Wohlbefinden der Tiere gesteigert.

Aufgrund der geringen Futtermenge, die bei der Verabreichung von Konzentrat-futtermitteln in der Trächtigkeit zur adäquaten Energie- und Nährstoffversorgung notwendig ist, wird weder ein ausreichende Sättigung der Tiere erreicht (TABELING

2001), noch wird das angeborene Wühl- und Kaubedürfnis der Schweine befriedigt (DURAN GIMENEZ-RICO 2001). Leerlaufhandlungen, Aggressivität (z.B.

„Scham-Diskussion

beißen“, insbesondere bei Sauen, die vor der Abrufanlage auf die Zuteilung von Futter warten; RIZVI et al. 1998) und abnorme Verhaltensweisen wie z.B. Leerkauen, Stangenbeißen oder unnötiges Betätigen der Selbsttränken können die Folge sein, die laut VESTERGAARD (1997) als ein Indikator für mangelndes Wohlbefinden anzusehen sind.

Die bei rationierter und rohfaserarmer Fütterung wiederholt beschriebenen Nachteile hinsichtlich des Tierverhaltens treten bei ad-libitum-Fütterungssystemen nicht in dieser Form auf (TABELING 2002), da durch das sich einstellende Sättigungsgefühl die Ruhezeiten in der Gruppe erhöht, das Wohlbefinden gesteigert und die Aggressivität reduziert werden kann (ROBERT et al. 1993).

Des Weiteren wirkt sich eine kombinierte Fütterung mit Trockenschnitzeln positiv auf die Kotqualität aus. Denn die eingesetzten konzentrierten Futtermittel mit niedrigem Rohfaseranteil können zwar den Energie- und Nährstoffbedarf tragender Sauen decken, doch in Kombination mit der einstreulosen Haltung und der eingeschränkten Bewegung können rohfaserarme Rationen zu Verdauungsstörungen in Form von Verstopfungen bei Sauen führen. Durch die mit einer Fütterung der stark quellfähigen Trockenschnitzel einhergehende Dehnung des Magen-Darm-Trakts wird insbesondere die Dickdarmmotorik angeregt und einer Verstopfung vorgebeugt (TABELING 2001).

Um eine Überversorgung der Tiere bei einer ad-libitum-Fütterung zu vermeiden, können verschiedene Rohfaserquellen eingesetzt werden, welche die Energiedichte des Futters herabsetzen. Beim Einsatz von Trockenschnitzeln gelingt es (im Gegensatz zu einigen anderen Rohfaserquellen wie z.B. Stroh, Weizenkleie oder Malzkeime) die Futteraufnahme der Sauen auf ein akzeptables Niveau zu begrenzen.

Denn aufgrund der hohen Wasserbindungskapazität und den damit verbundenen Quelleigenschaften (BERTIN et al. 1988) kommt es zu einer stärkeren Füllung des Magen-Darm-Trakts, wodurch auf physikalischem Weg ein gewisses Sättigungs-gefühl erzeugt wird (DAY et al. 1996).

Alle oben beschriebenen positiven Effekte einer kombinierten Fütterung tragender Sauen in Gruppenhaltung gelten für Trockenschnitzel jeglicher Art. Sie beziehen sich

Diskussion

auf Untersuchungen, die an den bisher auf dem Markt befindlichen unmelassierten oder melassierten, losen oder pelletierten Trockenschnitzeln durchgeführt worden sind. Da sich das Augenmerk dieser Arbeit auf die im Versuchsmaßstab hergestellten vinassierten Trockenschnitzel richtet, seien im Folgenden Vor- und Nachteile aufgeführt, die sich durch Zusatz von Vinasse zu den Trockenschnitzeln ergeben.

Die zurückgehende Akzeptanz der Trockenschnitzel bei steigenden Vinassegehalten ist in der Fütterung tragender Sauen bis zu einem gewissen Grad durchaus wünschenswert. So stellt sich beispielsweise beim Einsatz von süßen, melassierten Trockenschnitzel die Frage, wie einem „Luxuskonsum“ der Tiere und einer damit einhergehenden unerwünschten Verfettung in der kombinierten Fütterung tragender Sauen entgegengewirkt werden kann. In diesem Zusammenhang ist auch der niedrigere Zucker- und Energiegehalt der vinassierten Trockenschnitzel im Gegen-satz zu melassierten Trockenschnitzeln von Vorteil. Unter Umständen könnte mit weniger schmackhaften und weniger energiereichen Trockenschnitzeln eine ausreichende Beschäftigung, Sättigung und somit eine Steigerung des Wohlbefindens der Tiere bei weniger hohen, unerwünschten Körpermassenzunahmen erreicht werden.

STEMME et al. (2003) konnten einen Gewöhnungseffekt bei kontinuierlich ansteigenden Vinasseanteilen in der Ration (von 5 auf 40 %) beobachten. Selbst bei einem Anteil der Vinasse von 40 % in einem üblichen, bekannten Mischfutter konnte im Vergleich zu einem Mischfutter ohne Vinassezusatz kein negativer Effekt auf die Dauer der Futteraufnahme festgestellt werden.

Über einen eventuell auftretenden Gewöhnugseffekt konnten in dieser Arbeit aufgrund der jeweils nur kurzen Fütterungsintervalle keine Angaben gemacht werden. Die täglich aufgefüllte Futtermenge nahm jedoch bei keinem der zum Einsatz gekommenen Trockenschnitzelprodukte zum Versuchsende hin zu.

Die Tiere nahmen vom ersten Tag der Futterumstellung an (keine Adaptationsphase) durchschnittlich gleiche Mengen an Trockenschnitzeln auf. Es konnte also ein Eindruck der spontanen Reaktion der Tiere ggewonnen werden, als ihnen das unbekannte Futter vorgesetzt wurde. Diese Information ist vor dem Hintergrund von

Diskussion

Bedeutung, dass in der heutigen Schweinefütterung ein plötzlicher Futterwechsel normal ist und eine Umstellung ohne Akzeptanzprobleme anzustreben ist.

Die bei Fütterung vinassierter Trockenschnitzel auftretende Abnahme des Trockensubstanzgehalts im Kot könnte bei der Fütterung tragender Sauen von Vorteil sein, da bei konventioneller Fütterung gravider Sauen mit kleinen Mengen eines energiereichen Futters mit geringem Rohfaseranteil häufig sehr hohe Trockensubstanzgehalte im Kot zu beobachten sind. Dies kann zu Verstopfungen führen (BEENING 1999). So würde sich eine Zulage vinassierter Trockenschnitzel mit moderat laxierendem Effekt im Hinblick auf eine etwaige MMA-Prophylaxe positiv auswirken.

Auch auf den Zustand des Stallbodens hat der eher wässrige Kot beim Einsatz vinassierter Trockenschnitzel einen positiven Einfluss. Nach WARZECHA,A. (Diss. in prep., persönliche Mitteilung; 2006;) war bei der Fütterung herkömmlicher, melassierter Trockenschnitzel ein schmieriger, klebriger Kot zu beobachten, wodurch Reinigungsarbeiten erschwert und die Rutsch- und Verletzungsgefahr für die Tiere erhöht waren. Da der wässrige Kot über weniger Klebkraft verfügt, treten die genannten negativen Effekte weniger ausgeprägt auf.

Die festgestellte Alkalisierung des Harns bei steigenden Vinasseanteilen in der Ration (von 6,73 auf 7,48) ist zweifellos kritisch zu beurteilen und ist besonders zu beachten.

So hat ein alkalischer pH-Wert im Harn nach MARTINEAU et al. (1992) eine begünstigende Wirkung auf die Haftung und Vermehrung von Bakterien im Urogenitaltrakt, was zu Harnwegsinfektionen, und - damit verbunden - zu ver-mehrtem Auftreten von MMA- und Fruchtbarkeitsproblemen führen kann.

Darüber hinaus soll eine enge Beziehung zwischen alkalischem Harn und der Kristallausfällung („Kalkharnen“) im Harn bestehen (HEINTZ u. ALTHOF 1993).

BERNER (1987) sieht einen möglichen Zusammenhang zwischen einer vermehrten Bildung von Harnkonkrementen und der Entstehung von Zystitiden beim Schwein.

In diesem Zusammenhang sind eventuell diätetische Maßnahmen zur Harnansäuerung in Betracht zu ziehen.

Diskussion

3 Schlussfolgerungen

Nach vorliegenden Ergebnissen könnte Vinasse bei der Herstellung von melassierten Trockenschnitzeln als partieller Ersatz für die Melasse genutzt werden. Bei einem Einsatz von Melasse und Vinasse zu gleichen Anteilen geht die Akzeptanz solcher Trockenschnitzel bei Sauen schon merklich zurück, was bei angestrebtem ad-libitum-Angebot als durchaus gewünschter Effekt anzusehen ist. Auch hinsichtlich der Kotbeschaffenheit wäre eine solche neue Variante von Trockenschnitzeln nicht ungünstig zu werten, wenngleich unter diesen Bedingungen ein Trend zu höheren pH-Werten im Harn erkennbar wurde (in Betrieben mit einer höheren Frequenz von Harnwegsinfektionen allerdings eher kontraindiziert).

Die Frage nach den Perspektiven für ein solches mit Vinasse versetztes Trockenschnitzelprodukt hängt insbesondere davon ab, in welchem Maße und zu welchen Preisen Melasse und Vinasse auf dem Markt verfügbar bleiben.

Vermutlich aber steigt das Interesse an einer sinnvollen Verwertung für die Vinasse, da dieses Produkt aufgrund des zunehmenden Einsatzes von Melasse in der Gärungsindustrie in immer größeren Mengen anfällt.

Zusammenfassung

V ZUSAMMENFASSUNG

Claudia Baackmann

Untersuchungen zum Futterwert (Zusammensetzung, Akzeptanz und Verdau-lichkeit) von expandierten Trockenschnitzeln mit unterschiedlichem Melasse- bzw. Vinassegehalt und deren Einfluss auf die Kot- und Harnzusammensetzung bei Schweinen

Ziel der vorliegenden Untersuchungen waren Aussagen zum Futterwert (Zusammen-setzung, Akzeptanz und Verdaulichkeit) von expandierten Trockenschnitzeln, denen schon bei der Herstellung (Expandertechnologie) Melasse und/oder Vinasse zugesetzt worden war. Bei dem angestrebten Einsatz dieser neuen Trockenschnitzelvariante in der Sauenfütterung interessierten ferner deren mögliche Einflüsse auf die Mengenelementverwertung sowie auf die Beschaffenheit und Zusammensetzung von Kot und Harn.

Für die Untersuchungen standen expandierte Trockenschnitzel mit einem Anteil von 20 % Melasse (M 20 %), je 10 % Melasse und Vinasse (M 10 %/V 10 %), 10 % Vinasse (V 10 %) bzw. 20 % Vinasse (V 20 %) zur Verfügung, die hinsichtlich ihrer Akzeptanz bei tragenden Sauen (n=41) geprüft wurden. Hierbei erhielten die Sauen täglich 1,5 kg eines Mischfutters (Basis: Getreide, Sojaschrot, Mineralfutter) und zusätzlich die verschiedenen Trockenschnitzelvarianten zur freien Aufnahme (an zwei Automaten in einer einstreulosen Großraumbucht) über eine Zeit von jeweils 6 Tagen (verfügbare Mengen an diesen Trockenschnitzeln erlaubten leider keine längere Prüfung). Die durchschnittliche je Tier und Tag aufgenommene Menge an Trockenschnitzeln wurde ebenso protokolliert wie die Körpermasse der Sauen zu Beginn und am Ende der jeweiligen Testphase.

Die Verdaulichkeit der verschiedenen Trockenschnitzelvarianten wurde mit vier Göttinger Miniatur-Schweinen (Körpermasse: 50 bis 64 kg; Alter: 1 bis 4 Jahre)

Zusammenfassung

bestimmt. Hierfür erhielten die Tiere über die Adaptations- und Kollektionsphase (7 bzw. 5 Tage) eine Menge von 300 g/Tier und Tag.

In Bilanzstudien zur Prüfung möglicher Effekte von vinassierten Trockenschnitzeln auf den Mengenelementhaushalt erhielten drei Göttinger-Miniatur-Schweine (s.o.) entweder ein übliches Mischfutter für tragende Sauen oder eine Mischung dieses Futters mit vinassierten Trockenschnitzeln (Mischungsverhältnis: 52 zu 48 %), ferner kamen auch vinassierte Trockenschnitzel isoliert zum Einsatz. Bestimmt wurden dabei die faecale und renale Exkretion sowie die Mengenelementretention. Auch zielte diese Untersuchung auf Aussagen zum Einfluss des Sulfats (1,2/6,0/11,3 g/kg TS) auf die Nährstoffverdaulichkeit. Für die Analysen von Futtermitteln und Kot kamen nur etablierte Methoden zum Einsatz. Die Untersuchung des Harn-pH-Wertes erfolgte nur in Proben, die unmittelbar nach der Miktion aufgefangen werden konnten. Die Sulfatbestimmung in Futter, Kot und Harn erfolgte gravimetrisch nach Fällung als BaSO4.

Die wesentlichen Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

• Zusammensetzung der verschiedenen Trockenschnitzelvarianten:

Die Variante M 10 %/V 10 % zeigte übliche Nährstoffgehalte (Angaben in g/kg TS:

63,8 Rohasche, 121 Rohprotein, 143 Rohfaser, 9,8 Rohfett, 143 Zucker). In der Variante V 10 % wurden höhere Gehalte an Rohfaser bei sinkendem Zuckergehalt ermittelt, während in der Variante V 20 % steigende Werte für den Rohasche- und Rohproteingehalt bei noch weiter reduziertem Zuckergehalt festgestellt wurden. Mit steigendem Vinasseanteil stieg auch der Sulfatgehalt (M 10 %/V 10 %: 6,9; V 10 %:

9,5; V 20 %: 11,3 g/kg TS) in den Schnitzeln.

• Akzeptanz der verschiedenen Trockenschnitzelvarianten:

Bei einer Kraftfuttermenge von 1,5 kg pro Tier und Tag lag die zusätzliche Aufnahme (aus den Trockenschnitzeln) von M 20 % bei 1,76 kg; rückläufig waren diese Werte bei höherem Vinasseanteil (M 10 %/V 10 %: 1,71 kg; V10 %: 1,22 kg;

V 20 %: 1,17 kg).

Zusammenfassung

• Mengenelementverwertung unter dem Einfluss vinassierter Trockenschnitzel:

Bei alleinigem Einsatz des üblichen Mischfutters lag die scheinbare Verdaulichkeit (%) bei: Ca~41,5; P~38,8; Mg~26,7; Na~94; K~93,5; Cl~95,8; SO4~57,1. Die kombinierte Verabreichung von Mischfutter und vinassierten Trockenschnitzeln (V 20 %) blieb ohne Einfluss auf die Verdaulichkeit von Ca, Mg, P, K und Cl, während der Wert für die Na-Verdaulichkeit signifikant zurückging und die SO42- -Verdaulichkeit erhöht war. Selbst bei ausschließlichem Einsatz der vinassierten Trockenschnitzel blieben die Verwertungsraten für die o.g. Mengenelemente nahezu ähnlich (außer für Kalium: ↓).

• Effekte auf die Kotqualität:

Bei isolierter Verabreichung von Trockenschnitzeln mit einem Vinassezusatz (M 10 %/V 10 %, V 10 % bzw. V 20 %) ergaben sich bei Göttinger Miniatur-Schweinen Werte für den TS-Gehalt im Kot von 31,6 ± 1,93 bzw. 30,8 ± 0,07 bzw.

26,2 ± 1,91. Bei isolierter Verabreichung eines üblichen Mischfutters für tragende Sauen, einer Kombination aus Mischfutter und vinassierten Trockenschnitzeln (V 20

%) bzw. isolierter Verabreichung von vinassierten Trockenschnitzeln (V 20 %) wurden bei Göttinger Miniatur-Schweinen im Bilanzstand Werte von 33,5 ± 1,02 bzw. 29,5 ± 2,48 bzw. 25,4 ± 2,75 festgestellt. Dabei war diese Veränderung im Kot-TS-Gehalt (y) ganz wesentlich von dem Sulfatgehalt im Futter (x) abhängig:

y=34,8-0,694x; y=Kot-TS-Gehalt in %; x=Sulfat-Gehalt in g/kg TS.

• Effekte auf die Harnqualität:

Während bei ausschließlichem Angebot des üblichen Mischfutters die pH-Werte im frisch abgesetzten Harn um 6,73 ± 0,15 variierten, stiegen die Werte bei Kombination (Mischfutter + V 20 %) auf 7,48 ± 0,25. Die ausschließliche Aufnahme von V 20 % ergab noch höhere Werte (7,86 ± 0 ,61). Die Sulfatausscheidung im Harn lag bei Einsatz des üblichen Mischfutters bei 0,76 g/Tier und Tag. Nach Angebot der Kombination stieg der Wert auf 1,76 g/Tier und Tag.

Zusammenfassung

Vorliegende Untersuchungsergebnisse lassen erkennen, dass es durchaus möglich ist, gewisse Mengen an Vinasse (kombiniert mit Melasse) bei der Herstellung von Trockenschnitzeln zu verwerten, wenn diese zusätzlich zu einem Kraftfutter (limitiert) zur Sättigung von tragenden Sauen Verwendung finden sollen.

Die reduzierte Energiedichte und Schmackhaftigkeit sowie die feuchtere Kotqualität sind unter diesen Fütterungsbedingungen durchaus willkommene Nebeneffekte, d.h.

werden spezifisch genutzt.

Beachtung verdient dann allerdings die weniger erwünschte Reaktion der Harn-pH-Werte (durchschnittlich über pH 7).

Summary

VI SUMMARY

Claudia Baackmann

Investigations on the nutritive value (composition, palatability and digestibility) of expanded dried beet pulp with different contents of molasses and condensed molasses solubles, and their effects on urine and feces quality in pigs

The aim of these investigations was to assess the nutritive value (composition, pala-tability and digestibility) of expanded dried beet pulp, to which was added a different amount of molasses (M) and/or condensed molasses solubles (CMS) during the production process (expander-technology). Because of the intended use of these dried beet products for feeding of sows, furthermore there was an interest about knowing potential effects of those products on the utilisation of macro minerals and

The aim of these investigations was to assess the nutritive value (composition, pala-tability and digestibility) of expanded dried beet pulp, to which was added a different amount of molasses (M) and/or condensed molasses solubles (CMS) during the production process (expander-technology). Because of the intended use of these dried beet products for feeding of sows, furthermore there was an interest about knowing potential effects of those products on the utilisation of macro minerals and