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Zusammenhang von Einkommen und Vermögen

Exkurs 3: CLUSTERANALYSE

4 Analyse: Treiber der Konzentration

4.2 Soziodemographische Faktoren

4.2.1 Zusammenhang von Einkommen und Vermögen

Nicht nur unter der Schlagzeile „Vermögen in Deutschland wesentlich unglei-cher verteilt als Einkommen" (vgl. bspw. Grabka, Frick, 2007) wird im Rahmen der Analyse der Vermögensverteilung eine Brücke zur Einkommensverteilung geschlagen. Prinzipiell vergleicht man hier „Äpfel mit Birnen", denn Einkom-men sind Strom-, Vermögen hingegen Bestandsgrößen. Gleichwohl ist ein sach-licher Zusammenhang zwischen der Stromgröße Einkommen und der Bestands-größe Vermögen nicht von der Hand zu weisen: Vermögen generieren Einkom-men (vgl. auch Abschnitt 3.2) und aus EinkomEinkom-men bzw. Ersparnis werden Ver-mögen aufgebaut.

Im Folgenden soll daher untersucht werden, ob einkommensreiche Personen auch vermögensreich sind - und umgekehrt. In der Literatur wird oftmals ein sehr enger Zusammenhang zwischen Einkommen und Vermögen konstatiert, dies kann anhand der nachstehenden Ergebnisse nicht uneingeschränkt bestätigt werden. Zumindest ist nicht klar, ob hinsichtlich des Einflusses auf die relative

27 Mögliche Einschränkungen dieser zunächst sehr eingängigen Betrachtung werden in Ab-schnitt X erläutert.

Vermögensposition die Höhe des Einkommens von größerer Bedeutung ist als etwa Altersunterschiede oder der berufliche Status.

Tabelle 12 zeigt, dass die Einkommen - betrachtet werden hier die äquivalenz-gewichteten Haushaltsnettoeinkommen des Jahres 2001 - kein allzu guter Prä-diktor für die Vermögen sind: Das oberste Einkommensdezil besaß im Jahr 2002 nur knapp ein Drittel des aggregierten Vermögens, das oberste Vermögensdezil hingegen weit über die Hälfte. Die gegenläufige Betrachtung bestätigt dies:

Tabelle 12: Verteilung von Einkommen und Vermögen über die Dezile im Jahr 2002

Nettovermögen, Dczilc nach Nettovermögen Nettovermögen, Dczilc nach Nettoeinkommen Klassenanteil Klassenmittel[€] Klassenerenze [€] Klassenanteil Klassenmittel[€]

J.Dezi/ -1,71% -13.561 0 2.29% 18.167,26

10.Dezil 58,10% 461.518 46.723.220 31,36% 249.057.72

Nettoeinkommen, Dezile nach Nettoeinkommen Nettoeinkommen, Dczile nach Nettovcrrnöecn Klassenanteil Klassenmittel[€] Klassenerenze [€] Klassenanteil Klassenmitte/[€]

l.Dezil 3,23% 6.279 8.677 8.10% 15.747.40

Quelle: Eigene Berechnungen, Quelle für Rohdaten: SOEP.

Während die einkommensreichsten 10 % über knapp 24 % der Summe der äqui-valenzgewichteten Haushaltsnettoeinkommen verfügten, sank dieser Anteil für die vermögensreichsten 10 % auf 17 %. Lediglich in der Mitte der Einkommens-und Vermögensverteilung sind die Unterschiede weniger groß.

Ein möglicher Grund für die geringe „Übereinstimmung" von relativer Vermö-gens- und Einkommensposition besteht darin, dass im Rahmen dieser Betrach-tung Strom- und Bestandsgrößen über Individuen, die sich in unterschiedlichen Positionen ihres Lebenszyklus befinden, miteinander verglichen werden (Details vgl. Abschnitt 4.2.2). So verfügt von zwei Personen mit identischen

Einkorn-mens- und Erspamisprofilen diejenige über das deutlich höhere Vermögen, die die Ersparnisse über einen längeren Zeitraum akkumulieren konnte, sprich die älter ist. Umgekehrt kann ein hohes Vermögen aber auch entweder über eine lange Zeit kontinuierlich und somit aus einem verhältnismäßig geringen Ein-kommen angespart oder aber auch aus sehr hohen EinEin-kommen in einem sehr kurzen Zeitraum aufgebaut worden sein.

Wie bereits gezeigt wurde, ist die Portfoliostruktur individuellen Vermögensbe-sitzes keineswegs unabhängig von der Höhe des Gesamtvermögens. Schau-bild 15 stellt in Analogie zu den SchauSchau-bildern 10 und 12 die relative Bedeutung der einzelnen Vermögensarten sowie den Beitrag zum Gesamtvermögen für die einzelnen Dezile dar. Der obere Teil des Schaubilds zeigt, dass sich auch bezo-gen auf die Höhe des Einkommens deutliche Unterschiede ergeben. Das Be-triebsvermögen28 ist nicht nur für die Vermögens- sondern auch für die Ein-kommensreichsten von überdurchschnittlicher Bedeutung, wenngleich dieser Zusammenhang nicht monoton ist. Werden die Dezile nicht nach den gesamten Nettoeinkommen, sondern nach den Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit gebildet, nimmt der Anteil der Betriebsvermögen der obersten Dezile am Ge-samtvermögen merklich zu. Die Betriebsvermögen der unteren Dezile sind mit Ausnahme des fünften von geringer Relevanz. Allerdings überrascht die Tatsache, dass es nicht wenige Selbstständige ohne jegliches Betriebsvermögen gibt -dies scheint zumindest teilweise auf Missverständnisse im Rahmen der Befra-gung hinzudeuten. Ein ungewöhnliches Bild bietet sich für die nicht selbst ge-nutzten Immobilien. Zwar verwundert kaum, dass für die beiden obersten Ein-kommensdezile eine überdurchschnittliche Bedeutung des sonstigen Immobi-lienvermögens vorliegt, kontraintuitiv ist jedoch, dass der Anteil und der Beitrag zum Gesamtvermögen im ersten Einkommensdezil nur wenig geringer ausfallen als im Durchschnitt und sogar den des achten Dezils übersteigen. In der relati-ven Bedeutung der Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung spiegelt sich dies für das erste Einkommensdezil allerdings nicht wider.

Dass die vorherige Beobachtung hoher Anteile selbst genutzten Immobilienbe-sitzes im Rahmen der gewichteten Betrachtung aufrechterhalten werden kann, ist im Wesentlichen auf die relativ gleichmäßige Verteilung der Anteile der Ein-kommensdezile am Gesamtvermögen zurückzuführen. In Analogie zu den vor-herigen Schlussfolgerungen zeigen die hohen Anteile der beiden obersten Dezile

28 Die Analyse von Ammermüller et al. (2005) bestätigt diesen Befund. Die Besitzerquoten nehmen mit dem Einkommensdezil monoton und teilweise deutlich zu, wobei insbesondere der Vorsprung des zehnten Dezils im Zeitraum der Jahre 1993 bis 2002 abgenommen hat.

am sonstigen Immobilienbesitz - insbesondere gegenüber eher durchschnittli-chen Anteilen am selbst genutzten Immobilienbesitz -, dass mit steigendem Einkommen eher zusätzliche Immobilien angeschafft werden, als dass ein Wechsel zu wertvolleren selbst genutzten Immobilien erfolgt. Wie aus dem un-teren Teil von Schaubild 15 ersichtlich, weist der selbst genutzte Immobiliensitz ohnehin eine recht gleichmäßige Verteilung auf. Die Beobachtung, dass be-züglich der relativen Bedeutung von Versicherungs- und Finanzvermögen keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Dezilen bestehen, der Beitrag der ein-zelnen Vermögensarten zum Gesamtvermögen aber dennoch mit dem Dezil ans-teigt, behält auch für eine Dezilbildung nach dem Einkommen Gültigkeit.

Auffällig ist der positive Zusammenhang zwischen Verschuldung und Einkom-men, fast ein Drittel der gesamten hier erfassten Schulden sind dem einkom-mensreichsten Quintil zuzurechnen. Eine nähere Betrachtung zeigt jedoch, dass diese hauptsächlich in Form von Hypothekenkrediten und hier insbesondere in Verbindung mit den nicht selbst genutzten Immobilien vorliegen. In Anbetracht der Tatsache, dass Kreditvergaberestriktionen hinsichtlich nachzuweisender Si-cherheiten etc. nicht unüblich sind, erscheint die Beobachtung eines positiven Zusammenhangs zwischen Einkommen und Verschuldung plausibel. Sofern Personen und Haushalte mit geringeren Einkommen eine schlechtere Bonität attestiert wird und ihnen erforderliche Kredite erst gar nicht bewilligt werden, verfügen sie weder über ein für die Akkumulation von Vermögen mittels konti-nuierlicher Ersparnis erforderliches Einkommen, noch können sie kreditfinan-ziert Vermögensgegenstände erwerben, wenngleich dies ohnehin nur ihr Brutto-und nicht ihr Nettovermögen vermehren würde.

Die zuvor getroffenen Beobachtungen sprechen allerdings dem individuellen Einkommen nicht jeglichen Einfluss auf die Höhe des Vermögens ab, wurde doch gezeigt, dass das durchschnittliche Vermögen mit dem Einkommensdezil ansteigt. Vielmehr soll dargelegt werden, dass das Einkommen die Ungleichheit des Vermögens nicht allein erklären kann, also nicht der alleinige oder wesentli-che Einflussfaktor der Vermögensverteilung ist. Daher bleibt zu untersuwesentli-chen, welche weiteren Erklärungsansätze in Betracht kommen und inwieweit sie einen Beitrag zur Aufklärung der Vermögenskonzentration liefern (können).

Schaubild 15: Zusammensetzung des Nettovermögens in den Einkommensdezilen im

-25% gesamt I .Dezil 2.Dezil 3.Dezil4.Dezil 5.Dezil 6.Dezil 7 .Dezil 8.Dezil 9.Dezill O.Dezil Quelle: Eigene Berechnungen, Quelle für Rohdaten: SOEP.