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Muster der Vermögensbildung·····································································l23

Exkurs 6: VERGLEICH ZWEIER SPARKONZEPTE

4.3.7 Muster der Vermögensbildung·····································································l23

Ein weiteres Muster ist die sogenannte organische Abfolge der Vermögensbil-dung, d. h. dass die einzelnen Vermögensarten über den Lebenszyklus in unter-schiedlicher Priorität und Gewichtung aufgebaut werden. Bei verhältnismäßig

48 Die Abweichungen zu der Analyse von Bartzsch (2007) erklären sich möglicherweise durch die Definition der einbezogenen Variablen sowie die weitere Modellspezifikation.

geringen Einkommen wird in jungen Jahren vorzugsweise Geldvermögen gebil-det. Signalisieren die individuelle Einkommens- und Vermögensposition eine hinreichende Kreditwürdigkeit, besteht der nächste Schritt im Erwerb selbst ge-nutzten Wohneigentums. Zuletzt erfolgt in der Regel der Aufbau von weiterem Immobilienbesitz und Produktivvermögen. (Vgl. Ring, A., 2000, S. 312 f.) Die Auswertungen der SOEP-Daten zeigen, dass die relative Bedeutung des Immobilienbesitzes mit steigendem Alter zu-, die des Versicherungsvermögens hingegen abnimmt. Die relative Bedeutung des Finanzvermögens weist einen förmigen Verlauf auf und die des Betriebsvermögens einen umgekehrt u-förmigen. (Vgl. Schaubild 35, unterer Teil) Die Gewichtung mit den Anteilen der Altersgruppen am Gesamtvermögen lässt hingegen einen umgekehrt u-förmigen Zusammenhang zwischen dem Alter und allen Vermögensarten, d. h.

dem Versicherungs-, Betriebs- und Finanzvermögen sowie dem Immobilienbe-sitz - für die Bruttoimmobilienvermögen, vor allem aber für die Immobilien-schulden - erkennen. Die empirische Analyse bestätigt die Theorie der organi-schen Abfolge des Vermögensaufbaus, der Beitrag des Immobilienvermögens der einzelnen Altersklassen weist einen deutlich ausgeprägteren ,,Buckel" auf als bspw. die Finanzvermögen. (Vgl. Schaubild 35, oberer Teil)

vorherige Untersuchung liefert Hinweise für einen typischen Verlauf der Ver-mögensakkumulation: Bis zu einem Alter von Mitte 30 werden vermehrt Kredite aufgenommen, zunächst sowohl Konsumentenkredite als auch Hypotheken-schulden, später zunehmend Immobilienkredite. Sofern ein Vermögensaufbau in jungen Jahren erfolgt, geschieht dies (Erbschaften ausgenommen) zumeist in Form von Finanz- oder Versicherungsvermögen, wobei möglichen Immobilien-schulden entsprechender Immobilienbesitz gegenübersteht. Vor allem in den mittleren Altersgruppen bleibt dessen Wert sehr ähnlich, ein Aufbau sonstigen Immobilienvermögens erfolgt über zusätzliche (statt teurere) Immobilien.49 Spiegelbildlich nimmt der Wert der Hypothekenschuld mit zunehmendem Alter ab. Der umgekehrt u-förmige Verlauf von Betriebsvermögen impliziert, dass weder die sehr jungen noch die sehr alten Personen große Vermögen dieser Art halten. In jungen Jahren liegt Betriebsvermögen vermutlich vornehmlich dann vor, wenn es geerbt, geschenkt oder übertragen wurde und analog haben die äl-teren Altersgruppen ihr ehemaliges Vermögen bereits vererbt, geschenkt oder übertragen.

49 Allerdings ist auch im Rahmen dieser Analyse einschränkend auf das mögliche Vorliegen von Kohorteneffekten hinzuweisen.

Schaubild 35: Zusammensetzung der Nettovermögen in den Altersklassen im Jahr 2002 EI 1üclu selbst gcnu111cr

l1mr,bilicnbcsitz Quelle: Eigene Berechnungen, Quelle für Rohdaten: SOEP.

Eine weiter differenzierende Betrachtung der Portfoliostruktur des Geldvermö-gens nach Altersgruppen anhand von EVS-Daten zeigt, dass neben den Bauspar-summen vor allem das Versicherungsvermögen stark altersabhängig (im Sinne eines umgekehrt u-förmigen Verlaufs) ist, wohingegen die Sparguthaben und die sonstigen Geldvermögen relativ einheitlich über die verschiedenen Altersgrup-pen verteilt sind. Der durchschnittliche Wertpapierbesitz steigt mit der

Alters-gruppe, wobei ab einem Alter von 50 Jahren keine wesentlichen Veränderungen mehr auszumachen sind. (Vgl. Börsch-Supan et al., 2001)

4.4 Erbschaften und Schenkungen

Erbschaften werden bisweilen als einer der Hauptgründe für eine Zerstörung der

„Startchancengleichheit", eine Verringerung der intergenerativen Mobilität und eine „Verkastung" der Gesellschaft erachtet. Im Folgenden soll der Zusammen-hang zwischen Erbschaften und bestimmten Merkmalen wie Einkommen, Ver-mögen oder Alter näher betrachtet werden, um herauszufinden, wer erbt sowie ob tatsächlich eine erbschaftsinduzierte Zunahme der Vermögenskonzentration vorliegt oder droht. Sexauer (2004) umschreibt diese Fragestellung sehr an-schaulich mit: ,,Erbschaften - elitär oder egalitär". Zwischen Erbschaften und Vermögen besteht eine ähnlich reziproke Beziehung wie zwischen Einkommen und Vermögen. Erbschaften tragen einerseits zum Vermögensaufbau bei, ande-rerseits beeinflusst der Vermögensbestand die Höhe der Erbschaften. Daher gibt die starke Ungleichverteilung der Vermögen Anlass zu der Vermutung einer ebenso starken Ungleichheit in den Erbchancen und Erbhöhen. Andererseits zei-gen ältere, insbesondere modelltheoretische Überlegunzei-gen, dass sich durchaus Szenarien konstruieren lassen, in denen Erbschaften eine nivellierende Wirkung ausüben. Sofern jedoch entweder ein (negativer) Zusammenhang zwischen Reichtum und Fertilität besteht oder die Existenz des ,,Rechts des Erstgebore-nen" ungleiche Erbchancen von Geschwistern bedingt, können Erbschaften die Konzentration auch verschärfen.50 (Vgl. Kohli et al., 2006)

Seit dem Jahr 2000 gibt es im Haushaltsfragebogen des sozioökonomischen Pa-nels die Frage nach dem Erhalt größerer Geldbeträge aus Erbschaften, Schen-kungen oder Lotteriegewinnen. Im Jahr 200 I wurden in den Personenfragebo-gen umfangreiche FraPersonenfragebo-gen zu Erbschaften integriert. Konkret gefragt wurde:

„Haben Sie persönlich schon einmal eine Erbschaft gemacht oder eine größere Schenkung erhalten? Wir meinen dabei Übertragungen von Haus- und Grundbe-sitz, von Wertpapieren, Beteiligungen, sonstigem Vermögen oder größeren Geld-beträgen".

50 Ein weiteres - wenn auch eher technisches Argument - ist, dass, um eine Erhöhung der Konzentration zu bewirken, Personen mit einem höheren Vermögen nicht nur mehr, sondern auch überproportional viel erben müssen, damit skaleninvariante Verteilungsmaße wie der Gini-Koeffizient eine höhere Ungleichheit anzeigen.

Es bestand die Möglichkeit, bis zu drei Erbschaften oder Schenkungen anzuge-ben. Für diese wurde anschließend detailliert nach dem Zeitpunkt, der Zugangs-art (Erbschaft oder Schenkung/Überschreibung), der VermögensZugangs-art (Haus- und Grundbesitz, Eigentumswohnung, Wertpapiere wie Schatzbriefe, Aktien oder Fonds, Bargeld, Bankguthaben etc., Unternehmensbesitz oder -beteiligungen sowie sonstige Vermögenswerte oder Sachgeschenke), dem damaligen Wert und dem Erblasser oder Schenker (Eltern, Elternteil, Schwiegereltern, Großeltern, Ehepartner(in), sonstige Person(en)) gefragt.51

Nur 15 % der Befragten geben an, jemals eine Erbschaft oder Schenkung erhal-ten zu haben, nur 11,1 % benennen deren konkreten Wert. Der früheste Zeit-punkt, zu dem ein Erwerb stattfand, war das Jahr 1932, jedoch erfolgte über die Hälfte aller erfassten Erbschaften nach dem Jahr 1990. Generell lässt sich fes-thalten, dass Erbschaften sehr stark konzentriert sind: Selbst wenn nur die Per-sonen mit Erbschaften betrachtet werden, liegt der Gini-Koeffizient bei 0,68, und die 10 % mit den höchsten Erbschaften haben über die Hälfte des gesamten Erbschaftsvolumens geerbt.52 (Vgl. Tabelle 24)

II

Tabe e 24: Dezilbetrac tung von Erbse a ten un h h f d Sh k c en ungen tan (S d 2001)

alle Personen nur Personen mit Erbschaften Klassen- Klassen- Klassen- Klassen- Klassen-

Klassen-anteil grenze[€] mittel[€] anteil grenze[€] mittel[€]

I.Dezil 0,00% 0 0 0,25% 6.184 3.563 Quelle: Eigene Berechnungen, Quelle für Rohdaten: SOEP.

Einschränkend ist anzumerken, dass dieses Ergebnis insofern eine Besonderheit aufweist, als im SOEP 2001 nach sämtlichen Erbschaften in den vergangenen Jahren und dem damaligen Wert der Erbschaft gefragt wurde. Um mögliche

51 Des Weiteren sollte noch angegeben werden, ob der Befragte in Zukunft (noch einmal) eine Erbschaft oder größere Schenkung erwartet, sowie ob deren Wert über oder unter 50.000 DM liegen wird.

52 In einer Untersuchung des DSGV haben immerhin 28 % der Befragten angegeben, bereits geerbt zu haben, die Ergebnisse bezüglich der Konzentration der Erbschaften sind jedoch ähn-lich. (DSGV, 2007)

Verzerrungen abzuschwächen, wurden für die eigene Analyse Preissteigerungen einbezogen, von einer differenzierten Berücksichtigung von Wertsteigerungen für die einzelnen Vermögenskategorien wurde jedoch abgesehen. 53

Um herauszufinden, ob bestimmte Bevölkerungsgruppen eher oder mehr erben, wird im Folgenden die Höhe der Erbschaften in Abhängigkeit bestimmter sozio-ökonomischer Merkmale dargestellt. Naheliegend ist der Zusammenhang zu Einkommen und Vermögen, aber auch Alter, Haushaltsgröße/-typ und Herkunft stellen potentielle Einflussfaktoren dar.

Tabelle 25 zeigt eine deutliche Abhängigkeit der relativen Häufigkeit und der Höhe der Erbschaften vom Alter, am seltensten erben die Älteren (über 65 Jahre), die meisten Erben sind in der Gruppe der 26- bis 35-Jährigen zu fin-den, die größten Erbvolumina liegen für die 56- bis 65-Jährigen vor. Die Un-gleichverteilung innerhalb der einzelnen Altersklassen unterscheidet sich zwi-schen diesen nur marginal - der Gini-Koeffizient liegt in einem Bereich von 0,71 bis 0,79.

Tbll 25 Eb hf a e e : r sc a ten nac hAI ter zum e1tpun t er k d Üb ertragung tan (S d 2001) Altersgruppe Mittelwert [€] Gini Anteil Altersklasse Anteil Erben

0-25 52.984 0,7850 2,15% 77,92%

26-35 76.735 0,7630 4,06% 72,19%

36-45 78.553 0,7657 3,85% 70,27%

46-55 94.259 0,7400 3,71 % 74,77%

56-65 114.756 0,7162 1,99% 76,19%

66-75 58.814 0,7677 0,69% 59,55%

>76 29.208 0,7485 0, l0% 77,20%

,,

Quelle: Eigene Berechnungen, Quelle für Rohdaten: SOEP.

Gemäß Daten des Alterssurvey hat ein wesentlich höherer Anteil - fast die Hälf-te - der 40- bis 85-Jährigen bereits geerbt. Die ErbschafHälf-ten in Höhe von über 25.000 Euro verteilen sich gemäß dieser Erhebung anders auf die verschie-denen Altersklassen als zuvor anhand der positiven Erbschaften auf Basis der

53 Wenngleich die Beschränkung auf die allgemeine Preisbereinigung eine Vereinfachung darstellt, musste für die eigene Analyse auf komplexere Verfahren der Wertkorrektur verzich-tet werden. Szydlik und Schupp (2004) bspw. korrigieren Immobilien mit einem gesonderten Faktor, welcher sogar für west- und ostdeutsche Immobilien differenziert angewendet wird.

54 In der Spalte „Anteil der Altersklasse" ist der Anteil der Personen, die im Alter von x bis y Jahren geerbt haben, an der Gesamtbevölkerung abgetragen, welcher sich - im Gegensatz zu dem Anteil der entsprechenden Altersgruppenader Gesamtbevölkerung nicht zu 100 % addie-ren kann.

SOEP-Daten beschrieben: Erbschaften erfolgen verstärkt ab einem Alter von über 40 Jahren, wobei der Anteil der Personen mit Erbschaften in der Gruppe der 50- bis 59-Jährigen noch einmal rund 2 Prozentpunkte höher ausfällt.

Vergleiche mit dem mittleren Einkommen oder Vermögen dieser Altersgruppen und auch deren Anteil an der Bevölkerung sind insofern schwierig, als es sich bei dem hier betrachteten Alter nicht um das zum Erhebungszeitpunkt im Jahr 2001 handelt, sondern um das Alter zum Zeitpunkt des Erbanfalls. Für die Analyse des Zusammenhangs zwischen Erbschaft und Einkommen respektive Vermögen wird als Indikator näherungsweise das Einkommen des Jahres 2001 bzw. das Vermögen des Jahres 2002 herangezogen. Der Verzicht auf eine exakte oder genauere Analyse erfolgt nicht nur aus Vereinfachungsgründen, sondern auch weil eine weitere Verlängerung des Panels die Fallzahlen reduzieren und somit die Gefahr eines selection-bias erhöhen würde.

Die Tabellen 26 und 27 zeigen, dass der Verdacht einer Beeinträchtigung der Startchancenungleichheit durch Erbschaften insofern bekräftigt werden kann, als diejenigen eher und/oder mehr erben, die ohnehin bereits reich sind - gemessen an Einkommen oder Vermögen. Erbschaften sind - selbst wenn die Personen nach ihren Einkommen sortiert werden - stärker konzentriert als Einkommen, wenngleich weder der Anstieg des Anteils am gesamten Erbschaftsvolumen noch der des Anteils der Erben an der Grundgesamtheit über die Einkommens-dezile monoton verlaufen.

Tabelle 26: Erbschaften nach Einkommensdezil (Stand 2001)

Einkommensdez Klassenanteil Klassenanteil Erbe Anteil Erben

I.Dezil 3,53% 2,80% 6,51%

2.Dezil 5,56% 2,27% 6,85%

3.Dezil 6,73% 6,59% 6,43%

4.Dezil 7,66% 4,98% 7,36%

5.Dezil 8,54% 6,24% 10,95%

6.Dezil 9,54% 6,90% l0,82%

7.Dezil l0,70% l0,59% 11,97%

8.Dezil 12,17% 17,64% 15,03%

9.Dezil 14,37% 13,02% 15,45%

10.Dezil 21,18% 28,98% 20,95%

Quelle: Eigene Berechnungen, Quelle für Rohdaten: SOEP.

Wohingegen das unterste Einkommensquintil im Jahr 2001 über mehr als 9 % der Nettoäquivalenzeinkommen verfügte, betrug sein Anteil am aggregierten Erbschaftsvolumen lediglich gut 5 %. Spiegelbildlich beliefen sich die Erbschaf-ten des obersErbschaf-ten Einkommensquintils auf rund 42 %, ihr Einkommensanteil lag bei etwas über 35 %. Nach der Höhe der Erbschaften sortiert hatten die lO % mit

den höchsten Erbschaften aber einen deutlich höheren Anteil am Erbschaftsvo-lumen, was nahelegt, dass neben dem Einkommen noch weitere Determinanten der Erbschaftsverteilung bestehen. (Vgl. Tabelle 26) Der Zusammenhang zwi-schen Vermögen und Erbschaften ist insofern stärker als der zwizwi-schen Einkom-men und Erbschaften, als den vermögensreichsten l 0 % über 54 % des gesamten Erbschaftsvolumens zukommt, was in etwa dem Anteil der l 0 % mit den höch-sten Erbschaften (55 % ) entspricht, und auch in den anderen Dezilen fallen die Abweichungen nur gering aus. Das Argument, dass die Vermögen, die im Jahr 2002 erfasst wurden, zu einem großen Teil aus den Erbschaften, die bis zum Jahr 2001 erfolgten, bestehen, kann insofern entkräftet werden, als das ge-samte Erbschaftsvolumen mit knapp 11 Mio. Euro viel zu gering ist, um einen derart dominanten Einfluss auf die Vermögensverteilung ausüben zu können.

(Vgl. Tabelle 27)

T b II 27 E b h a e e : r sc a ten nac f hV ermö11;ens ez1 ( tan d ·1 S d2001)

Vermö11;ensdezi 1 Klassenanteil Vennö!!:en Klassenanteil Erbe Anteil Erben

I .Dezil -1,93% 1,85% 4,86%

2.Dezil 0,00% 1,75% 4,61%

3.Dezil 0,00% 0,45% 2,67%

4.Dezil 0,43% 1,55% 5,60%

5.Dezil 1,28% 1,83% 6,65%

6.Dezil 3,07% 4,17% 11,75%

7.Dezil 6,95% 6,24% 11,95%

8.Dezil 12,74% 8,51% 16,70%

9.Dezil 20,85% 19,58% 20,67%

10.Dezil 56,59% 54,07% 26,86%

Quelle: Eigene Berechnungen, Quelle für Rohdaten: SOEP.

Die am häufigsten vererbten Vermögensarten waren Geld- und Immobilienver-mögen, jeweils über die Hälfte der Erben (Mehrfachnennungen möglich) gaben an, derartige Erbschaften erhalten zu haben. Deutlich seltener wurden Wertpa-piere, Betriebsvermögen und andere Vermögensarten vererbt, wobei die über-tragene Vermögensart allerdings nicht unabhängig von den sozioökonomischen Charakteristika von Erblasser und Erbe ist.55 In diesen Anteilen spiegeln sich deutlich die in Abschnitt 3.4.2 beschriebenen Besitzerquoten der verschiedenen Vermögensarten wider. Ähnlich verhält es sich bei der Verteilung des Erb-schaftsvolumens auf die einzelnen Vermögensarten: Wertmäßig dominieren mit einem Anteil von etwa 80 % des Erbschaftsvolumens die Immobilien. (Vgl. Ta-belle 28)

55 Die Studie des DSGV (2007) bestätigt die Verteilung der Vermögensarten, 46 % erben Immobilien-, 50 % Geldvermögen.

Tabelle 28: Erbschaften nach übertragener Vermögensart (Stand 2001)

Anteil an der Summe ... Verteilung der der ersten der zweiten der dritten aller Erbfälle

Erbschaften

Quelle: Eigene Berechnungen, Quelle für Rohdaten: SOEP.

Nicht alle Erben oder Beschenkten scheinen das erhaltene Vermögen „sorgsam"

zu behandeln. So weist ein Drittel der Personen, die geerbt haben, ein Vermögen auf, welches im Jahr 2002 geringer ausfällt als die ursprüngliche (preisbereinig-te) Erbsumme. Ein Zehntel der Personen, die einmal eine Erbschaft erhalten ha-ben, verfügt sogar mittlerweile über ein Nettovermögen von kleiner gleich Null.

(Vgl. Tabelle 29)

Tabelle 29: Einfluss von Erbschaften auf die Vermögen (Stand 2001)

Erbe Erbe verbraucht alle verbraucht (Bruttovermögen ne<>ativl Kalenderjahr zum Zeitpunkt der Erbschaft (Mitte 1989 1992 1992 Alter zum '.Zeitpunkt der Erbschaft (Mittelwert) 41 37 37 Kalenderjahr zum '.Zeitpunkt der Erbschaft (Medi 1993 1994 1994

Alter zum '.Zeitounkt der Erbschaft (Median) 41 33 33

Alter (Mittelwert) 48 52 46

Alter (Median) 47 53 43

mittleres NettoäQuivalenzeinkommen (2002) 18.676 19.762 14.981 Median der NettoäQuivalenzeinkommen (2002) 16.840 17.825 13.725 Vermögen korrigiert um Erbschaften (Mittelwert 66.211 -136.012 -2.772 Vermögen korrigiert um Erbschaften (Median) 14.000 -45.375 0 mtt korrigiert* um komgiert um Erbschaften Erbschaften Erbschaften

Vermögen Mittelwert 147.741 66.211 55.599

Median 93.267 13.000 10.000

Anteil= 0 8,39% 24,07% 23,13%

Anteil< 0 2,36% 5,98% 10,54%

Gini 0,6173 0,7479 0,7619

* Bet dieser Korrektur wurde nur um diejenigen Erbschaften korrigiert, die das Bruttovermögen nicht überstiegen.

Quelle: Eigene Berechnungen, Quelle für Rohdaten: SOEP.

Die Vermutung, dass es sich hierbei (tendenziell) um weiter zurückliegende Erbschaften handelt, die bspw. vor einem der beiden Weltkriege erfolgten und

infolgedessen verzehrt/vernichtet wurden, kann anhand des vorliegenden Da-tenmaterials nicht bestätigt werden. Vielmehr liegen sowohl Mittelwert als auch Median dieser weit zurückliegenden Erbschaften über den entsprechenden Wer-ten aller ErbschafWer-ten. Die Erben, die ihr Erbe bereits „verbraucht" haben, sind durchschnittlich jünger und - was vor allem bemerkenswert ist - ihr Erbe liegt weniger weit zurück als im Durchschnitt. Träfe die eingängige Erklärung zu, dass beispielsweise „Omas Häuschen" geerbt, dann aber veräußert wurde, um eine „schicke Stadtwohnung" zu kaufen, die u. U. sogar teurer ist, müsste das Nettovermögen unverändert bleiben und zumindest das Bruttovermögen anstei-gen, da zwar ein Kredit oder eine Hypothek aufgenommen wurde, diesem/r je-doch auch ein höheres Immobilienvermögen gegenübersteht. Die Personen, die mittlerweile nur noch über kein oder ein negatives Nettovermögen verfügen, sind allerdings gemessen am Einkommen deutlich ärmer - sowohl im Mittelwert als auch im Median liegt ihr Nettoäquivalenzeinkommen bei etwa zwei Dritteln der entsprechenden Gesamtwerte, was ein mögliches Indiz dafür darstellt, dass ein Teil der Erbschaft zum Lebensunterhalt verwendet wurde/werden musste.

Ein intertemporaler Vergleich des Erbschafts- und Schenkungsgeschehens in-nerhalb der letzten acht Jahre lässt keinen eindeutigen Trend erkennen. Der obe-re Teil von Schaubild 36 zeigt die Entwicklung der durchschnittlichen Erbschaf-ten und/oder Schenkungen, der mittlere Teil die bedingErbschaf-ten Mittelwerte, d. h. bei ausschließlicher Betrachtung der Personen mit Erbschaften und/oder Schenkun-gen, deren Anteile an der Gesamtbevölkerung im unteren Teil abgetragen sind.

Das uneindeutige Bild der längerfristigen Entwicklung der durchschnittlichen Erbschaften und/oder Schenkungen resultiert auch aus den teilweise gegenläufi-gen Entwicklungegenläufi-gen der Anteile der Erben und/oder Beschenkten und deren mitt-leren Erwerben - so lagen die höchsten durchschnittlichen Erbschaften im Jahr 2004 vor, dem Jahr, in dem der Anteil der Erben seinen Tiefstand erreicht hatte. Die unterstellte Zunahme von Erbschaften und Schenkungen - Stichwort ,,Erbengeneration" - kann mit dem vorliegenden Datenmaterial - trotz nomina-ler Betrachtung - nicht nachgewiesen werden.

Kohli et al. (2006) zeigen, dass 40 % der Haushalte56 mit Erbschaften dem ober-sten Vermögensperzentil angehören. Überhaupt geerbt hat nur rund ein Sechstel der Bevölkerung. Die Autoren zeigen anhand einer fiktiven

Vermögensvertei-56 Infolge der Aggregation der Vermögen und Erbsummen über die Haushaltsmitglieder wird die Untersuchungseinheit Haushalt - und nicht wie in den voranstehenden eigenen Analysen die Einheit Person - betrachtet.

lung - von den Vermögen wurden die Erbschaften abgezogen -, dass nun nicht mehr 40 %, sondern nur noch 33 % der Personen mit Erbschaften die Unterg-renze des fünften Quintils der Vermögensverteilung überschreiten.

Schaubild 36: Durchschnittliche Erbschaften/Schenkungen, bedingte Mittelwerte und Anteile der Erben/Beschenkten an der Gesamtbevölkerung im Zeitraum der Jahre 2000 bis 2007

1.600

Quelle: Eigene Berechnungen, Quelle für Rohdaten: SOEP.

Dieser Befund kann als ein Beleg dafür gesehen werden, dass Erbschaften einen bedeutenden Teil des Vermögens ausmachen, wenngleich dieser

Zusammen-hang in der Theorie alles andere als unumstritten ist. (Vgl. etwa die Diskussion zwischen Modigliani und Kotlikoff im Jahr 1988 im Journal of Economic Pers-pectives - Modigliani, 1988 und Kotlikoff, 1988). Einige Verteilungsmaße (Gi-ni, Theil 1, MW) deuten allerdings auf eine stärkere Vermögenskonzentration ohne die Berücksichtigung der Erbschaften hin. Besonders stark ist die Verände-rung bei der MW, was auf deutliche Auswirkungen der Erbschaften auf den un-teren Bereich der Verteilung schließen lässt. Ein Blick auf die Vermögensquinti-le der Erbenhaushalte deutet eine Zunahme der Konzentration durch die Nicht-Berücksichtigung der Erbschaften in Form von höheren Vermögensanteilen im oberen und eine höhere Verschuldung im unteren Bereich der Verteilung an.

Die Analyse von Szydlik und Schupp (2004) - ebenfalls basierend auf Daten des SOEP 2001 - bestätigt, dass die meisten Erbschaften in der zweiten Lebenshälf-te erfolgen und dass sowohl die Wahrscheinlichkeit zu erben als auch die Höhe der Erbschaften sehr ungleich verteilt sind. Darüber hinaus ermitteln die Auto-ren, dass die meisten Erbschaften zwischen Eltern und Kindern erfolgen sowie dass Westdeutsche höhere Beträge und erheblich häufiger erben. Das Ver-wandtschaftsverhältnis von Erblasser und Erbe variiert mit bestimmten sozioö-konomischen Charakteristika. So haben unter 40-Jährige, aber auch wohlhaben-dere Personen, verstärkt von ihren Großeltern geerbt. Besonders benachteiligt sind Personen mit Migrationshintergrund, die seltener erben als west- und ost-deutsche Personen ohne Migrationshintergrund, allerdings höhere Beträge als Ostdeutsche. Bevorteilt hingegen sind diejenigen, die ohnehin bereits über höhe-re Einkommen verfügen.57 Letztere Beobachtung impliziert, dass die intergene-rationale Mobilität in Deutschland gering ist - nur diejenigen erben, in deren Familien hohe Einkommen und Vermögen vorliegen, wobei die Erben selbst bereits eine gute relative Einkommensposition aufweisen. Durch Benachteili-gungen hinsichtlich der Einkommen verringert sich die Sparfähigkeit, wodurch wiederum geringere Vermögen akkumuliert werden können, was dann den Um-fang der möglichen Nachlasse begrenzt, wodurch sich eine bestehende Un-gleichverteilung (von Startchancen) verfestigt.

Die Autoren untersuchen des Weiteren die Verteilung von Erbchancen (und die der Erbhöhen) mittels Regressionsanalysen. Der wesentliche die Erbchancen

57 Szydlik und Schupp (2004) untersuchen im Wesentlichen den Einfluss des höchsten Bil-dungsgrads, die „ohnehin wohlhabenden" Personen bezeichnen sie demzufolge als „Bildungs-schichten". Da in einer Durchschnittsbetrachtung der positive Zusammenhang zwischen Bil-dungsgrad und Einkommenshöhe auch in den eigenen Untersuchungen nachgewiesen werden kann, schient diese Approximation geeignet.

begünstigende Faktor ist der Tod der Eltern.58 Des Weiteren haben das Bil-dungsniveau und das Vorhandensein eigener Kinder einen positiven Einfluss, wobei letzterer Faktor mit dem Alter des Befragten in Verbindung gebracht werden muss. Die Höhe der Erbschaft wird ebenfalls wesentlich vom Tod der Eltern, vom Alter und vom Bildungsgrad begünstigt. Zuvor benannte Resultate

begünstigende Faktor ist der Tod der Eltern.58 Des Weiteren haben das Bil-dungsniveau und das Vorhandensein eigener Kinder einen positiven Einfluss, wobei letzterer Faktor mit dem Alter des Befragten in Verbindung gebracht werden muss. Die Höhe der Erbschaft wird ebenfalls wesentlich vom Tod der Eltern, vom Alter und vom Bildungsgrad begünstigt. Zuvor benannte Resultate