• Keine Ergebnisse gefunden

3. ERGEBNISSE

3.2. Zusammenhänge zwischen den kindlichen Temperamentsmaßen

In dieser Arbeit wird die Hypothese verfolgt, dass Entwicklungsverläufe in unterschiedlichen Bereichen des kindlichen Verhaltensrepertoires spezifisch verlaufen könnten. Zur Überprü-fung dieser Annahme sollen die Zusammenhänge der einzelnen definierten Verhaltenskom-ponenten der mutmaßlich temperamentsbasierten Reaktionen auf neuartige Reize berechnet werden.

Es wurden korrelative Methoden verwendet, um die Zusammenhänge der mit vier, zwölf und 30 Monaten erhobenen kindlichen Verhaltenstendenzen zu überprüfen. Zunächst werden die Zusammenhänge der negativen Reaktivität mit vier Monaten mit späteren Reaktionen auf neuartige Reize und unbekannte Personen untersucht, im nächsten Kapitel die Stabilität der aktiven und passiven Strategien mit solchen Reizen umzugehen. Anschließend wird eine kur-ze Zusammenfassung der Ergebnisse geliefert.

3.2.1. Zusammenhänge zwischen negativer Emotionalität mit vier Mona-ten und späteren Reaktionen auf neuartige Reize

Wie im Literaturteil ausgeführt, konnte in Extremgruppen die frühkindliche negative Emotio-nalität als Vorläufer der Verhaltenshemmung identifiziert werden. Vor allem die Latenz bis zum Ansprechen einer fremden Person zeigte sich hier als valides Maß der Verhaltenshem-mung. In diesem Abschnitt soll der Frage nachgegangen werden, ob sich Positionsstabilität auch in einer unausgelesenen Stichprobe zeigt, also ob Zusammenhänge zwischen dem früh-kindlichen Temperament und der Art der Reaktionen auf neuartige Reize und fremde Perso-nen mit zwölf und 30 Monaten bestehen. Hierzu wurden Phi-Koeffizienten und punktbiseriale Korrelationen berechnet, die Ergebnisse sind in unten stehender Tabelle 4 abgetragen. Um die Bedeutsamkeit der Phi-Koeffizienten besser einschätzen zu können, wurden zudem die sich aus den Randfeldbesetzungen der 2×2-Kreuztabellen ergebenden maximal erreichbaren (bzw.

bei negativen Koeffizienten minimal erreichbaren) Werte angegeben. Diese wurden gemäß der Formel <125> bzw. <126> nach DIEHL und KOHR (1994) berechnet. Die Kreuztabellen, die zu den Phi-Koeffizienten führten sind im Anhang G in den Tabellen 23 a-c zu finden.

Tabelle 4: Zusammenhänge zwischen der negativen Emotionalität mit vier Monaten und den Tempe-ramentsmaßen mit zwölf und 30 Monaten

12 Monate 30 Monate

Furchtreaktion Emotionsregulationsstrategien

Aktiv Passiv

Spricht

Fremde an Aktiv Passiv

Neg. Emotionali-tät 4 Mon.

n

-.080 ( ) [ min = -.980]

55

.102 ( ) [ max = .612]

56

-.341* ( ) [ min = -.960]

52

-.291 51

.167 51

Anmerkung: * Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.05 (2-seitig) signifikant. ( ) Phi-Koeffizient, ohne besondere Kennzeichnung punktbiseriale Korrelation.

Wie erwartet zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem frühkindlichen Tem-perament und späterer Verhaltenshemmung. Kinder, die im Alter von vier Monaten negativ auf neuartige Reize reagierten sprachen im dritten Lebensjahr die fremde Versuchsleiterin signifikant seltener an. Die Korrelationen zu den Furchtreaktionen mit zwölf Monaten und den beiden Komponenten der Emotionsregulation mit 30 Monaten sind dagegen nicht statis-tisch bedeutsam. In Abbildung 4 ist das signifikante Ergebnis nochmals grafisch veranschau-licht. Hierzu wurden die nach Zufall erwarteten Häufigkeiten den tatsächlich beobachteten gegenübergestellt. Unter den beiden Bedingungen, die dem in der bisherigen Forschung wie-derholt gefundenen typischen Entwicklungsgang entsprechen – geringe negative Emotionali-tät mit vier Monaten gepaart mit geringer Verhaltenshemmung mit 30 Monaten und hohe ne-gative Emotionalität mit vier Monaten gepaart mit hoher Verhaltenshemmung mit 30 Mona-ten – übersteigt die beobachtete Häufigkeit die erwartete. Frühkindliche negative Emotionali-tät zeigt sich also auch in dieser Stichprobe als ein Vorläufer späterer Verhaltenshemmung.

0 5 10 15 20

gering/gering gering/hoch hoch/gering hoch/hoch

beobachtete Häufigkeit erwartete Häufigkeit

Abbildung 4: Zusammenhang von negativer Emotionalität mit vier Monaten (gering vs. hoch) und Verhaltenshemmung (Latenz bis zum Ansprechen der Fremden) mit 30 Monaten (gering vs. hoch)

3.2.2. Zusammenhänge zwischen Verhaltenshemmung/ Furchttendenz mit zwölf Monaten und Komponenten der Emotionsregulation mit 30 Mo-naten

Mittels Korrelationen soll nun geklärt werden, in welchem Zusammenhang die Reaktionen auf neuartige Reize und fremde Personen im zwölften und im 30. Lebensmonat stehen. Hier-zu wurden ebenfalls Phi-Koeffizienten und punktbiseriale Korrelationen berechnet, die Er-gebnisse sind in unten stehender Tabelle 5 abgetragen. Auch hier sind die maximal bzw. mi-nimal erreichbaren Koeffizienten mit angegeben. Die Kreuztabellen, die zu den Phi-Koeffizienten führten sind in den Tabellen 23 d-e im Anhang G zu finden.

Kinder, die mit zwölf Monaten auf neuartige Reize ein hohes Ausmaß an aktiven Furchtreak-tionen zeigten, sprachen mit 30 Monaten die fremde Versuchleiterin signifikant häufiger an.

Hinsichtlich der Neigung, auf neuartige Reize mit passiven Strategien zu reagieren, zeigt sich zwischen zwölf und 30 Monaten eine gewisse Stabilität. Bezüglich des aktiven Furchtaus-drucks oder Umgangs bei Konfrontation mit solchen Reizen besteht dagegen kein Zusam-menhang zwischen den beiden Messzeitpunkten.

Neg. Emotionalität 4 Mon./

Verhaltenshemmung 30 Mon.

Chi2 = 6.03 p = .014

Tabelle 5: Zusammenhang zwischen kindlichen Reaktionsweisen auf neuartige Reize: Furchtreaktion mit zwölf Monaten und Emotionsregulation und Verhaltenshemmung mit 30 Monaten

30 Monate

Emotionsregulationsstrategien Spricht Fremde an

Aktiv Passiv

Aktive Furchtreak-tion 12 Mon.

n

.315* ( ) [ max = 1.00]

53

-.088 52

-.188 52 Passive

Furchtreak-tion 12 Mon.

n

-.151 ( ) [ min = -.662]

54

-.023 53

.299*

53 Anmerkung: * Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.05 (2-seitig) signifikant. ( ) Phi-Koeffizient, ohne besondere Kennzeichnung punktbiseriale Korrelation.

3.2.3. Zusammenfassung

In Tabelle 6 sind die signifikanten Ergebnisse der letzten beiden Kapitel nochmals zusam-mengefasst.

Tabelle 6: Zusammenfassung der Zusammenhänge von negativer Reaktivität mit vier Monaten, aktiver und passiver Furchtreaktion mit zwölf Monaten und aktiver und passiver Emotionsregulati-on und der Latenz, die Fremde anzusprechen mit 30 MEmotionsregulati-onaten

12 Mon. 30 Mon.

Aktiv Passiv Aktiv Passiv Latenz

4 Mon. n.s. n.s. n.s. n.s. -.341* ( )

Aktiv n.s. n.s. .315* ( )

12 Mon.

Passiv n.s. .299* n.s.

Anmerkung: * Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.05 (2-seitig) signifikant. ( ) Phi-Koeffizient, ohne besondere Kennzeichnung punktbiseriale Korrelation. n.s. nicht signifikant.

Hohe negative Reaktivität ist mit der Tendenz, die fremde Versuchsleiterin mit 30 Monaten nicht anzusprechen verbunden. Dagegen ist ein häufiger aktiver Furchtausdruck mit 12 Mona-ten mit einem häufigen Ansprechen der Fremden verbunden. Weiterhin besteht eine Korrela-tion zwischen den passiven FurchtreakKorrela-tionen mit zwölf Monaten (Erstarren und Latenz die Puppe zu Ergreifen) und den passiven Emotionsregulationsstrategien mit 30 Monaten (Auf-merksamkeitsfokus zur Mutter, Disengagement der Aufmerksamkeit, Verweigerung der An-näherung an das Angstobjekt). Die zweite der in dieser Arbeit formulierten Hypothesen lässt sich somit weitgehend bestätigen.

3.3. Zusammenhang der mütterlichen Merkmale mit den