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Es wurden keine eigenen pflanzenbaulichen Versuche unternommen, um benötigte Mo-dellparameter zu ermitteln. Grundlage der pflanzenbaulichen Kennzahlen sind Auswertun-gen pflanzenbaulicher Literatur, in der für das Modell relevante WirkunAuswertun-gen aufgezeigt wur-den. Das Modell wird aufgrund dessen als hypothetisches Modell konzipiert, welches in ei-nem relationalen Datenbanksystem umgesetzt wird. Die Datenbank erfasst die erforderli-che ökonomiserforderli-che und pflanzenbaulierforderli-che Datengrundlage sowie die kleinräumigen Standort-informationen der analysierten Schläge. Des Weiteren werden Funktionen erfasst, um das bioökonomische System Marktfruchtbau zu beschreiben und abzubilden. Im Mittelpunkt stehen dabei die Berechnung der Standorterträge der einzelnen Schläge und die Berech-nung der Kosten und Leistungen. Hierauf aufbauend wird die Simulation realisiert und die Entscheidungsunterstützung umgesetzt. In den Szenariorechnungen können ökonomische und/oder biologische Parameter variiert werden, so dass deren Einfluss auf die Vorzüglich-keit der Produktionsprogramme ermittelt werden kann. Die Parametervariation erlaubt zu-dem, das Modell an die jeweiligen Standortverhältnisse anzupassen.

Die Systemanalyse identifiziert den Marktfruchtbau als System, welches aus biologischen und ökonomischen Subsystemen besteht. Die Produktionsprogrammwahl wird sowohl durch das biologische als auch das ökonomische Subsystem beeinflusst, wobei die Sys-temsteuerung anhand ökonomischer Kriterien erfolgt. Entscheidend für die Entscheidungs-unterstützung ist die Ertragsentwicklung der Fruchtarten sowie der Kosten und Leistungen der Produktionsprogramme. Aufgrund der Verflechtung pflanzenbaulicher und betriebswirt-schaftlicher Aspekte wird ein interdisziplinärer Ansatz umgesetzt, um die Subsysteme mit-einander vereinen zu können.

Die Standortanalyse identifiziert das Produktionsumfeld und die Parameter, welche das Produktionsprogramm beeinflussen. Den Produktionsrahmen bestimmen die klimatischen Bedingungen und die Bodeneigenschaften, welche die Faktormengen nicht kontrollierbarer Ertragsfaktoren determinieren. Des Weiteren wird der Standort von Faktoren geprägt, die sich auf die Produktionskosten auswirken. Dies sind Preis- Kostenverhältnisse des Men-gengerüstes der Erzeugung, Kosten der Produktionsverfahren sowie agrarstrukturelle Standortverhältnisse.

Teil der Entscheidungsfindung sind Handlungsalternativen in Form der Fruchtfolgen, die aus den Modellfruchtarten gebildet werden können. Hierzu werden alle technisch möglichen Fruchtfolgen aus den im Modell erfassten Fruchtarten gebildet. Die auf dem Standort reali-sierbaren Erträge werden in Abhängigkeit der Niederschlags- und Temperatursumme be-rechnet, die in der Vegetationsperiode den einzelnen Fruchtarten zur Verfügung stehen. In-strument hierfür sind linear – limitationale Produktionsfunktionen. Erster Schritt der Ertrags-berechnung ist die Berechnung der Erträge homogener Teilflächen mit der linear – limitati-onalen Ertragsfunktion. Die Erträge des Gesamtschlages werden hierauf aufbauend in Form einer aggregierten Gesamtertragsfunktion ermittelt.

Für die ökonomische Analyse werden die Kosten und Leistungen der Produktionsprogram-me berechnet. Die Kostenrechnung erfolgt mit einer Prozesskostenrechnung in Form einer Fixkostendeckungsrechnung. Die Kostenrechnung gliedert sich in die Kostenbereiche er-tragsabhängige und flächenabhängige Kosten. Während sich die erer-tragsabhängigen Kos-ten aus den realisierbaren Erträgen ableiKos-ten, werden die flächenabhängigen KosKos-ten anhand Standardproduktionsverfahren ermittelt, die für die einzelnen Fruchtarten definiert wurden.

Ergebnis der Fixkostendeckungsrechnung ist der Deckungsbeitrag II, anhand dessen die Produktionsprogrammwahl getroffen wird.

Das konstruierte Simulationsmodell greift auf die einzelnen Module Ertragsberechnung, Kosten- und Leistungs- bzw. Deckungsbeitragsrechnung, zurück und ermittelt aus den mo-dellintern berechneten Produktionskosten und den Leistungen der Anbauprogramme das vorzügliche Anbauprogramm. Dabei kommt das Modell mit Parametern aus, die auf betrieb-licher Ebene verfügbar sind bzw. aus der Fachliteratur entnommen werden können. Im Mit-telpunkt der Simulation stehen die Ertragsberechnung und die Berechnung der Produkti-onskosten. In der Ertragsrechnung kommen dabei die Standorteigenschaften bzw. deren Einfluss auf die Ertragsentwicklung der Fruchtarten zum Ausdruck. Die Prozesskostenrech-nung bewertet die Kosten und Leistungen der Produktionsprogramme und generiert die entscheidungsrelevante Kennzahl, den Deckungsbeitrag II.

Die Sensitivitätsanalyse zeigt, dass alle im Modell erfassten Parameter, Angebot nicht kon-trollierbarer Ertragsfaktoren, Schlaggröße und Produktpreis, entscheidend für das wirt-schaftliche Ergebnis und die Anbauentscheidung sind. Dabei reagiert das Modell in Abhän-gigkeit der Parametervariation in der erwarteten Weise. Hervorzuheben sind die Wirkungen der Schlaggröße, die das wirtschaftliche Ergebnis der Marktfruchtproduktion stark beein-flusst. Durch entsprechende Schlaggestaltung kann aufgrund dessen das wirtschaftliche Ergebnis verbessert werden.

Die Modellrechnungen zeigen, dass die Vorzüglichkeit der Produktionsprogramme auf Grenzstandorten in Abhängigkeit der Produktionsbedingungen schwankt. Das heißt, dass bespielsweise mit sich änderndem Faktorangebot unterschiedliche Fruchtfolgen auf den Grenzstandorten vorzüglich sind. Auf Hochertragsstandorten hingegen ändert sich lediglich die Höhe der Deckungsbeiträge; die als vorzüglich ermittelten Produktionsprogramme blei-ben stabil. Auf Grenzstandorten besteht deshalb neblei-ben dem Ertrags- auch ein Anbaurisiko, bei dem falsche Anbauentscheidungen zu Deckungsbeitragsverlust führen. Auf Hocher-tragsstandorten ändern sich die als vorzüglich ermittelten Anbauprogramme bei variieren-den Bedingungen nicht. Diese Standorte sind insbesondere durch das Ertragsrisiko ge-prägt, da Ertragsänderungen in folge der Witterungsverhältnisse zu schwankenden De-ckungsbeiträgen führen. Die damit verbundenen Risiken können durch operative Maßnah-men gemindert werden.

Das Modell ermöglicht, Aussagen bezüglich der Vorzüglichkeit von Produktionsprogram-men unter variierenden Standortverhältnissen zu treffen. Dabei werden die Veränderungen der Deckungsbeiträge in Abhängigkeit der Produktionsbedingungen abgebildet. Zudem be-steht die Möglichkeit, getroffene Produktionsentscheidungen bei veränderten Produktions-bedingungen zu überprüfen und die Entscheidungen der Vergangenheit ggf. an die neuen Bedingungen anzupassen. Entscheidungsebene sind die einzelnen Schläge, wobei in die Entscheidungsfindung die Wirkungen kleinräumiger Standorteigenschaften auf die Erträge einfließen. Neben der Entscheidungsunterstützung basierend auf den Standort- und Be-triebsdaten können Szenariorechnungen durchgeführt werden, mit denen das Systemver-ständnis des Anwenders erweitert wird. Dazu sind einzelne Parameter, wie bspw. die Marktfruchtpreise oder die Maschinenkosten, zu ändern. Das Modell ist somit sowohl als Entscheidungsunterstützungssystem als auch als Simulationsmodell einsetzbar. Mögliche Anwender sind daher neben Landwirten auch Berater, die in der Anbauberatung tätig sind und Erkenntnisse über die Vorzüglichkeit unterschiedlicher Produktionsprogramme benöti-gen.

Potenziale zur weiteren Modellentwicklung bestehen in der Erweiterung des Ertragsmo-dells. Hier sind zusätzliche den Ertrag bestimmende Parameter aufzunehmen, um eine breitere Basis der Ertragsschätzung zu erreichen. Weiterer Handlungsbedarf besteht darin, die pflanzenbauliche Datengrundlage des Modells zu verbreitern, um das Ertragsmodell auf standortspezifische Bedingungen einzustellen und fruchtfolgebedingte Effekte realitätsnah abzubilden. Dies setzt voraus, dass das Wissen über das Systemverhalten sowie die be-schreibende Datengrundlage mit pflanzenbaulichen Versuchen zu erweitern. Das Ertrags-modell ist in Folge der Datenerweiterung zu kalibrieren, um die standortbezogenen Mo-dellaussagen zu verbessern. Sinnvoll ist des Weiteren, das Modell durch zusätzliche Fruchtarten zu ergänzen. Damit würde die Möglichkeit geschaffen, weitere Produktionspro-gramme auf deren wirtschaftliche Vorzüglichkeit zu beurteilen.

Das vorgestellte Modell bietet die Möglichkeit, die unter den gegebenen Standortbedingun-gen vorzüglichen Produktionsprogramme zu ermitteln. Vor dem Einsatz in Praxisbetrieben ist das Modell einer Untersuchung der empirischen Gültigkeit zu unterzie-hen. Die Entscheidungsunterstützung bezüglich der umzusetzenden Produktionsprogram-me ist beim Anwender durch Zuwachs an Wissen über das Systemverhalten zu erwarten.