• Keine Ergebnisse gefunden

„Social work is a game changer“ (IFSW, 2014) leitet die Definition der IFSW zur Sozialen Arbeit ein. Es ist an der Zeit, dass sich Soziale Arbeit mit den Themen der Nachhaltigkeit, des Klimaschutzes und der Klimagerechtigkeit in Fachdis-kussionen auseinandersetzt. Die negativen Folgen des Klimawandels werden aller Wahrscheinlichkeit nach viele der Klient:innen der Profession in hohem Maße betreffen, da diese mehrheitlich zu den ärmeren oder stark benachteilig-ten Bevölkerungsschichbenachteilig-ten weltweit gehören. Laut Wissenschaft wird sich die weltweite Ungleichheit dadurch weiter vertiefen.

Die aktuelle berufsethische Ausrichtung der Sozialen Arbeit wird für Deutsch-land durch den DBSH festgelegt. Der DBSH ist als Mitglied des weltweit tätigen Dachverbands IFSW verpflichtet, den eignen Ethikkodex und die eigenen ethi-schen Richtlinien im Einklang mit Stellungnahmen der IFSW weiterzuentwickeln und auf den neuesten Stand zu bringen (DBSH, 2014, S. 31).

Die IFSW bereitete im Jahr 2019 den Weg für ein Klimagerechtigkeitspro-gramm, dass nachhaltige Entwicklung zu einer professionsinternen Hand-lungsmaxime hervorhebt. Für Deutschland reagierte bisher einzig der Teilbe-reich Junger DBSH mit einem Positionspapier auf die Herausforderungen des Klimawandels und den Vorstoß der IFSW. Innerhalb der aktuell gültigen Be-rufsethik des DBSH findet das Thema der Nachhaltigkeit ausschließlich in ei-nem historischen Kontext Erwähnung, nicht in eiei-nem aktuellen. Dies kann als Versäumnis des DBSH bezeichnet werden, da der Klimawandel unumstritten zu den zentralen weltgesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit gehört, die es zu lösen gilt.

An welchen Kriterien soll sich also zukünftiges soziales Handeln in der Profes-sion orientieren? Die hier vorliegende Arbeit gibt eine klare Antwort: Die globale Erwärmung muss so gering wie möglich gehalten werden, damit die negativen Auswirkungen für die Natur und die Menschen abgemildert werden können – eine besonderen Mitwirkungsverantwortung ergibt sich hierbei für die Soziale Arbeit. Durch die ausführliche Betrachtung der Wildnispädagogik und dazuhörige aktuelle Forschungsergebnisse, konnte eine Antwort auf die Frage ge-geben werden, ob und welchen Beitrag die Wildnispädagogik für den Klima-schutz leisten kann. Grundsätzlich konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass

die Wildnispädagogik im Vergleich zu anderen professionsinternen Fachdiszip-linen eine ebenbürtige pädagogische Strömung ist. Ihre Inhalte entspringen den Lehren von unterschiedlichen indigenen Völkern, welche sich alle ein ähnliches Natur- und Gemeinschaftsverständnis teilen. Die Umwelt wird dort als Mitwelt betrachtet und der Mensch als ein Bestandteil dessen. Als besonders schüt-zenswert werden Tiere und Pflanzen innerhalb dieser Mitwelt betrachtet. Statt als Ressource für Massenschlachtungen in einer Größenordnung von durch-schnittlich zwei Millionen geschlachteten Tieren täglich in Deutschland (Statista, 2020), werden Tiere als empathiefähige und beseelte Lebewesen angesehen.

Die Natur mit ihrer reichhaltigen Pflanzenwelt wird verehrt und auch den Pflan-zen werden Fähigkeiten zugeschrieben, die sonst nur den Menschen vorbehal-ten werden. Daraus resultiert ein Naturverständnis, das es den Menschen durch ökologische, spirituelle und praktische Kenntnisse ermöglicht, die jeweiligen Folgen des eigenen Handelns besser einordnen und abschätzen zu können.

Die Wildnispädagogik benutzt das Naturerleben als zentrales Element, diese Naturverbindung herzustellen. Eine Interaktion mit der Natur soll auf täglicher Basis in das Leben des Einzelnen integriert werden. Damit resultiert die Entste-hung einer stabilen NaturbezieEntste-hung, die Respekt, Achtsamkeit und Nachhaltig-keit garantieren kann. Die Wildnispädagogik ist von einem NachhaltigNachhaltig-keitsden- Nachhaltigkeitsden-ken geprägt, welches die Bedürfnisse der nachfolgenden sieben Generationen in das eigene Handeln miteinbeziehen soll. Eine Gemeinschaft, die ihre Werte nicht auf Privatbesitz und Güteranhäufung aufbaut, ermöglicht es vor allem er-wachsenen Menschen in kapitalistischen Gesellschaften einen neuen Blickwin-kel einzunehmen und die Besinnung auf den unmittelbaren Lebensraum auszu-richten. Dies ist gerade in der jetzigen Klimakrise mehr als notwendig. Die Men-schen in wirtschaftlich starken Ländern könnten von der kulturellen Weisheit indigener Völker lernen und deren Wissen zum Wohle der Umwelt einsetzen.

Die IFSW hat das erkannt und nahm indigenes Wissen in die international gülti-ge Definition der Sozialen Arbeit auf. Der DBSH kommentiert in seiner, mit dem Fachbereichstag Sozialer Arbeit abgestimmten deutschen Übersetzung, das in der englischen Definition angeführte indigenous knowledge mit dem Verweis, dass diese international gültige Definition aus Gründen der Solidarität gegen-über der IFSW auch in Deutschland bestehen bleibt (DBSH, 2016).

Somit muss sich der DBSH fragen lassen, warum es die Wichtigkeit des indige-nen Wissens rein aus Solidaritätsgründen in der Definition belässt. Es stellt sich die Frage, ob nicht auch Deutschland von indigenen Völkern und deren Wis-sens- und Erfahrungsschatz profitieren kann. Die Klimakrise, verursacht durch den patriarchal geprägten Kapitalismus, zeigt in aller Deutlichkeit auf, dass es nicht nur die Solidarität sein sollte, sondern vielmehr eine Notwendigkeit und eine Frage der Anerkennung indigenes Wissen zu nutzen.

Die wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Ignoranz und Hilflosigkeit gegenüber der Klimakrise sollte die Soziale Arbeit in Deutschland ermutigen, ihr Hegemoniestreben abzulegen und die Notwendigkeit indigener Einflüsse anzu-erkennen und daraus zu lernen. Mit der Wildnispädagogik bietet sich eine ein-zigartige Gelegenheit, gesammeltes indigenes Wissen zu Ökologie und Ge-meinschaft aus einer professionsinternen Fachdisziplin zu beziehen. Der päda-gogische Schwerpunkt der Wildnispädagogik trägt zusätzlich dazu bei, dass die meisten Teilnehmenden der Weiterbildung aus pädagogisch-sozialen oder me-dizinisch-pflegerischen Berufen tätig sind und das Gelernte gut in den berufli-chen Alltag integrieren können. Es kann, mit Berücksichtigung der Aussagekraft der vorliegenden Daten, darauf geschlossen werden, dass die Akzeptanz dieser Fachdisziplin im sozialen und pädagogischen Bereich vorhanden ist.

Die Wildnispädagogik bietet Antworten und Handlungsalternativen auf die drängenden Fragen unserer Zeit. Schubert konnte nachweisen, dass die Lehr-methode des Coyote Mentoring eine Verbesserung der Naturverbindung und einen nachhaltigeren Umgang mit Natur und Ressourcen ermöglicht.

Sollte es gelingen, Sozialarbeitende mit Hilfe der Wildnispädagogik und mit ei-ner Anpassung des professionsinternen Leitbildes für mehr nachhaltige Ent-wicklung zu sensibilisieren, dann kann dies verschiedene Auswirkungen haben.

Es würde sich eine reelle Chance ergeben, dass die Forderungen der IFSW im Rahmen des Programms für mehr Klimagerechtigkeit von den Sozialarbeiten-den erfüllt werSozialarbeiten-den können. Denn durch die Wildnispädagogik werSozialarbeiten-den zwei Vo-raussetzungen für nachhaltigeres Handeln ermöglicht. Zum einen wird ein Be-wusstsein über die Konsequenzen des eigenen Handelns für das Ökosystem geschaffen und zum anderen besitzen die Sozialarbeitenden ein entsprechen-des Handlungspotential, das eine klimaorientierte Lebensweise ermöglicht.

Die Umsetzung der Forderungen der IFSW in ihrem Klimagerechtigkeitspro-gramm ist für einen kapitalistisch-patriarchal sozialisierten Sozialarbeitenden aller Wahrscheinlichkeit nach zu einem großen Teil nur mit einschneidenden Verhaltensänderungen möglich. Und das Wissen um die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung trägt nicht zwangsläufig zu einer solchen bei. Gerade des-halb ist es von entscheidender Bedeutung, dass es eine Methode gibt, mit der die Chancen auf eine nachhaltigere Lebensweise erhöht werden – und diese Chance bekommt die Soziale Arbeit durch die Wildnispädagogik. Aus der Sicht der IFSW wird es künftig für alle Sozialarbeitenden erforderlich sein, sich selbst und den eigenen Lebensstil so zu verändern, dass die Lebensbereiche Ernäh-rung, Mobilität und Arbeit möglichst CO2 neutral gestaltet werden. Zusätzlich soll der Klimaschutz und die damit verbundene Klimagerechtigkeit politisch und gesellschaftlich vorangetrieben werden. Damit soll für Menschen, denen es an Ressourcen, Möglichkeiten oder Einsicht fehlt selbst nachhaltig zu leben, eine Teilhabe ermöglicht werden. Dies erfordert weiterhin die Bekämpfung von Ar-mut und die Ermöglichung von Umweltbildung.

Eine Gesellschaft, die auf unendlichem Wirtschaftswachstum und der irrwitzi-gen Anhäufung privater Konsumgüter basiert, wird auf dem Weg zu einer Ge-meinschaft, die auf Nachhaltigkeit und Solidarität basiert in vielen Bereichen radikal umdenken müssen. Es ergeben sich daher neue, zukünftige For-schungsfelder, die von der Sozialforschung mitgestaltet werden müssen. Wie denken die Menschen über Konsum oder die Folgen des Klimawandel? Wie wirken sich erneuerbare Energien auf das soziale Gefüge aus? Wann sind Menschen bereit, ihren Privatbesitz einzuschränken und ihren Lebensstil zu verändern? Welche Auswirkungen hat eine tiefe Naturverbindung für die indivi-duelle Lebensweise? Dies sind nur einige wenige Fragen, die Gegenstand von zukunftsweisender Sozialforschung sein müssen.

„Social work is a game changer” (IFSW, 2014).

Spätestens jetzt kann die Soziale Arbeit beweisen, wie ernst sie es damit meint.

Anhang: Interview_Deubzer

Das nachfolgende Interview wurde am 05.11.2020 mit Frau Dr. Barbara Deub-zer für die Verwendung in dieser Bachelorarbeit geführt.

Das Interview fand telefonisch statt. Deubzer ist die Gründerin und Leiterin der Wildnisschule Kinder der Erde, in welcher die Interviewende bis März 2021 zur Wildnispädagogin ausgebildet wird.

Deubzer berichtet im Folgenden über Ihre Einschätzungen zum Thema Wild-nispädagogik, Klimaschutz und die Verbindung mit der Natur.

Lehrforschungsprojekt: Bachelorarbeit – Experteninterview 2020 Name der Datei: Interview_Deubzer

Dauer der Aufnahme: 43:38 Minuten

Transkripteurin: Theresa Reichenberger

I: So hallo liebe Barbara. Vielen Dank, dass du dich zu dem 1

Interview bereit erklärt hast. Ich hab ähm, bevor wir jetzt 2

anfangen, zwei Fragen an dich. Und zwar erstens bist du 3

einverstanden dass unser Gespräch aufgezeichnet wird?

4

(00:15) 5

B: Bin ich. (00:16) 6

I: Und führst du dieses Gespräch auch freiwillig? (00:19) 7

B: Ja mach ich. (00:21) 8

I: Super vielen Dank. Dann steigen wir direkt ein mit der ers-9

ten Frage. + Ich würde gerne etwas über dich und deinen 10

Werdegang erfahren und wie du selbst zur Wildnispädagogik 11

gekommen bist. (00:33) 12

B: + Ok ich bin + 53 Jahre alt also ich hab schon relativ viel 13

Erfahrung und die Hälfte meines Lebens hinter mir, und ich 14

bin als Studentin der Biologie hab ich mich schon immer für 15

die Natur interessiert. + Nach meinem Studium hab ich pro-16

moviert und hab aber gemerkt dass ich in der Wissenschaft 17

nicht mein Zuhause finde, und hab dann angefangen + mich 18

nach außen zu orientieren in den pädagogischen Bereich, hab 19

dann die Ausbildung als Erlebnispädagogin bei Outward Bound 20

gemacht. + (I: Mhm) Des war für mich sehr ++ intensiver, 21

neue Richtung vor allendingen in der Wissenschaft, die hat-22

te nich viel mit Pädagogik zu tun, und mit der Wertschät-23

zung der Kompetenzen der sozialen Kompetenzen des Einzel-24

nen. In der Erlebnispädagogik geht man ja ganz viel raus, 25

und arbeitet mit der Gemeinschaft und mit den Personen, und 26

dann hab ich mir gedacht „Hm, mir fehlt da dieser Naturbe-27

zug, diese Wertschätzung der Natur.“ + Ich bin draußen 28

aber, äh die Natur ist das Szenario. Und durch mein Hinter-29

grundwissen als Biologin + war ich halt auch sehr interes-30

siert, dieses Wissen der Natur weiterzugeben und das hat in 31

der Erlebnispädagogik überhaupt keinen Platz gehabt. Und 32

auf einer Amerikareise, die ich dann gemacht hab, bin ich 33

zu Tom Brown Junior gekommen, das ist der, Vater der Wild-34

nispädagogik auf der Welt + äh und er hat eine Survival, äh 35

+ School in USA. Da hab ich dann den Beginn, als ich den 36

ersten Kurs gemacht dann hab eigentlich erstmal gesehen wie 37

wenig ich weiß, von, der Natur bezüglich überleben, und mit 38

welcher Wertschätzung, dort die Natur, man der Natur begeg-39

net ist, denn Tom Brown hat von einem Lipan Appachen der 40

auch, Stalking Wolf Großvater heißt gelernt. Und diese Lip-41

an Appache + war sechzig Jahre in ganz Amerika unterwegs, 42

und hat versucht, den Ursprung von Naturverbindung heraus-43

zufinden und auch, wie kann ich in Harmonie mit der Natur 44

leben ++ in einer Art und Weise, so dass es auch ein schö-45

nes und gutes Leben äh in unserem Verständnis auch ist. Und 46

dann war ich bei Tom Brown und das hat mich so fasziniert 47

weil ich gesehen hab, wie wenig + ich als Biologin und Er-48

lebnispädagogin in Beziehung, zu, der Natur stehe. Und, des 49

war genau, seine Lehren, die was er vermittelt hat, des was 50

mich sehr tief berührt hat. Weil es so wertschätzend war 51

und es war dann wertschätzend nicht nur den Menschen gegen-52

über sondern auch dem, Lebensraum gegenüber. + Genau deswe-53

gen hab ich dann, 98 bei ihm angefangen, bei ihm ganz viele 54

Kurse zu machen und mich da weiterzubilden, und äh so kam 55

dann auch wo ich gemerkt hab diese Wertschätzung, die er 56

der Natur gegenüber bringt, wie wenig Wertschätzung ich in 57

meiner Sprache den Menschen gegenüber be-äh gegen gegen-58

über, bringe weil, die Sprache baut ja Brücken zueinander.

59

Und, um Menschen zu erreichen und mit der Natur in Verbin-60

dung zu bringen, hat mir die Kommunikation bisschen gefehlt 61

und dann hab ich halt ne Kommunikationsausbildung gemacht, 62

ich hab halt Heilkräuterausbildungen gemacht, ich hab mei-63

nen Jagdschein gemacht, um, auch diesen Aspekt der Naturbe-64

ziehung hineinzunehmen also ich war, bin seitdem, immer 65

aufm Weg, + mich, weiterzubilden, mit den Ursp mit dem Fo-66

kus, wie, kann ich in Naturverbindung gehen und welche Ebe-67

nen fehlen noch weil es ist für mich so ein ganzheitliches 68

Konzept. Oder beziehungsweise ganzheitlicher Ansatz. Der 69

lebensverändernd ist, wenn man den wirklich lebt. (04:58) 70

I: Mhm. Ja du hast sehr viele Aspekte jetzt genannt, die dir 71

die Wildnispädagogik gegeben hat, die du in anderen Berei-72

chen nicht gefunden hast. Ähm, ich hab jetzt vor allem 73

rausgehört, die Wertschätzung für die Natur, und in der Li-74

teratur hab ich gemerkt, dass ganz oft Mensch von Natur ge-75

trennt wird bei Definitionen. Und es geht ja eigentlich 76

auch darum, wie können wir die Natur, in unseren Alltag in-77

tegrieren. + Und (B: Mhm) das bringt mich auch zur 78

nächsten Frage, was für dich denn die wichtigsten Kernas-79

pekte auch die für unseren Alltag relevant sind in der 80

Wildnispädagogik. (05:39) ++++

81

B: Also es sind ganz viele Kernaspekte. Also Naturbeziehung, 82

wenn ich eine Naturverbindung hab, fühle ich mich nicht 83

mehr getrennt. Ich bin ein, Teil + des Lebendigen auf die-84

ser Erde. Joanna Macy die eine, äh Gründerin der Tiefenöko-85

logie hat es sehr sehr gut, aus dem buddhistischen, Hinter-86

grund her beleuchtet, hat gesagt im Grunde genommen sind 87

wir Natur. Wir gehören genauso zu der Natur wie der Baum, 88

wie die Pflanze, wie das Tier, wir sind Natur. Und wir le-89

ben auf dieser Erde + mit allen anderen Wesenheiten. Die da 90

auch leben. Und + was wir, der Natur, antun tun wir eigent-91

lich uns selber an. Weil alles hat ja Auswirkungen auf uns.

92

Und deswegen finde ich diesen Begriff der früher verwendet 93

worden ist als, Umwelt überhaupt nicht glücklich gewählt.

94

Sondern es heißt Mitwelt. Wir sind ein Teil dieser Welt, 95

die uns, alles gibt was wir brauchen für unseren Alltag.

96

Sei es das Handy ist aus Natur, des ist genauso Natur wie 97

alles andere, wir Menschen haben es nur modifiziert, aber 98

im Grunde genommen kommt alles von, der Natur. Und wenn 99

wir, die Natur schädigen, schädigen wir unsere Lebensgrund-100

lage und dadurch schädigen wir uns selber. Also wenn ich 101

eine gute Naturverbindung hab, + wird, mein Handeln sich 102

verändern weil ich sehe dass alles Auswirkungen hat. Und 103

nicht nur, bezüglich der Natur, sondern auch anderer Men-104

schen. Weil ich weiß mein Handeln hat Auswirkungen, für die 105

nächsten Generationen, die auf die Erde kommen. Und wenn 106

ich eine Verantwortung, für die nächsten Generationen über-107

nehme, übernehme ich auch eine Verantwortung für die Bezie-108

hungen zu den nächsten Menschen, die (h) ich da, mit denen 109

ich verbunden bin. Weil ich sag meine Kinder wollen ja auch 110

noch eine schöne Erde haben also muss ich hier, meine 111

Strukturen und mein Miteinander verändern sodass wir, als 112

Gemeinschaft, + mit der Natur leben, für die nächsten Gene-113

rationen. Also äh, Naturverbindung, ist die Basis, + ääh 114

um, ein äh respektvolles und achtsames und nachhaltiges Le-115

ben auf dieser Erde zu garantieren. (08:20) 116

I: Mhm. Und, diese Naturverbindung von der du sprichst. Die 117

geht ja wirklich sehr tief. + Und denkst du, unsere moderne 118

westliche Zivilisation und wir als, normale Menschen in An-119

führungsstrichen haben auch eine Chance diese Naturverbin-120

dung herzustellen? (08:38) + 121

B: Bin ich auf jedenfall hundertprozentig davon überzeugt weil 122

+++ es, in der no, in der modernen Forschung, heißt es ja 123

dass, ähm, in unseren Genen all unsere vergangenen Erfah-124

rungen gespeichert sind. Das ist die Epigenetik. Die jetzt 125

immer mehr kommt und sagt „Aha, Traumen sind gespeichert, 126

die aber nicht mir persönlich passiert sind sondern schon, 127

Generationen vorher“. In dem, dass dann, die DNA anders ab-128

gelesen wird. Also die Wicklung der DNA verändert sich. Das 129

ist wird jetzt bewiesen. (I: Mhm) Das heißt + alle unse-130

re Erfahrungen sind gespeichert und der Mensch hat, tausen-131

de von Jahren in Harmonie mit der Natur gelebt. Also das 132

ist eigentlich unsere Basis gewesen. Wir (?)(09:33) in der 133

Evolution, haben wir uns entwickelt dass wir erstmal Jäger 134

und Sammler waren, und dann wurden wir sesshaft. Und diese 135

Information, ist die Grundlage auf die unsere DNA aufbaut.

136

Wir haben also in unserer DNA es drin, dass wir eine Natur-137

verbindung haben. Die wurde jedoch + durch + die Weiterent-138

wicklung und Zivilisation ab den + ähm, achtzehnhundert mit 139

dem Sesshaft werden hat sichs schon angefangen, zu verän-140

dern, wurde aber dann ähm durch die Abgrenzung des Men-141

schen, zu gegenüber der Natur dass wir gesagt haben wir 142

sind nicht mehr Teil der Natur + überlagert. Es heißt im 143

Grunde genommen haben wir noch alle Menschen diese Zugänge 144

(ein Tuten in der Leitung), wenn wir uns wieder drauf ein-145

lassen, wird es für uns, ganz einfach sein, diese Naturver-146

bindung wieder, zu erspüren, und wahrnehmen zu können. ++

147

Weil es ist in uns drin. Es muss nur sozusagen wieder, ak-148

tiviert werden. + (I:Mhm) Deswegen glaube ich dass es jeder 149

könnte. (10:55) 150

I: Okay. Und, diese Aktivierung von der du sprichst. Kann denn 151

die Wildnispädagogik durch ihre Lehren diese Aktivierungs-152

funktion übernehmen? (11:06) 153

B: Sie kann es sehr wohl weil diese, Aktivierungs oder Trigger 154

+ ähm sind von, Völkern überliefert worden die noch diese 155

Naturbeziehung haben, und die seit Jahrtausenden funktio-156

nieren. Also es ist nichts was Neues, sondern es ist was 157

Erprobtes. (I: Mhm) Wie zum Beispiel der Sitzplatz. Wenn du 158

ne zeitlang immer wieder aufn gleichen Sitzplatz gehst in 159

die Natur dich für eine zeitlang hinsetzt, und nicht in dir 160

selber versinkst sondern mit deiner Aufmerksamkeit nach au-161

ßen gehst, und wirklich wahrnehm versuchst wahrzunehmen + 162

wird es aktiviert. Wirst du verbunden mit deiner Umgebung.

163

Weil du erkennst Zusammenhänge. Wir sind Menschen und kön-164

nen sehr gut Zusammenhänge erkennen. Und sehen dann „Ah das 165

eine hängt mit dem andern zusammen“. Ich sitze sehe dann 166

eine, eine Kräuterwiese vor mir und sehe dass das (h) Reh, 167

an den Kräutern knabbert. Dann setzte ich mich woanders mal 168

hin, und sehe eine industrialisierte, Landwirtschaft vor 169

mir und sehe dass das Reh nichts mehr zum essen hat. Und 170

dann seh ich „Aha mhm wenn des Reh draußen genug zum fres-171

sen hat dann wird es im Wald nicht die Knospen anknabbern“.

172

Und diese Verbindungen, + wenn wir aufmerksam und interes-173

siert dabei sind, das heißt mit den ganzen Kernroutinen aus 174

der Wildnispädagogik die auch machen, ist ein Gerüst

der Wildnispädagogik die auch machen, ist ein Gerüst