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Eine klare Forderung der IFSW – Das Klimagerechtigkeitsprogramm

2 Klimaschutz – Ein Paradigmenwechsel in der Sozialen Arbeit?

2.2 Eine klare Forderung der IFSW – Das Klimagerechtigkeitsprogramm

Die International Federation of Social Workers, auch kurz IFSW genannt, ist ein international operierender Zusammenschluss der Profession der Sozialen Ar-beit. Diese Organisation setzt sich für Förderung der Sozialarbeit und die Er-leichterung der internationalen Zusammenarbeit für soziale Gerechtigkeit, Men-schenrechte und soziale Entwicklung ein (IFSW, 2020a). Sie vereint laut ihrer Website aktuell 141 Ländermitglieder und verleiht diesen eine globale Stimme.

Ihre internationalen Arbeitspartner sind unter anderem der Wirtschafts- und So-zialrat der Vereinten Nationen, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation WHO (ebd.).

Die IFSW gab am Weltumwelttag 2019, datiert auf den fünften Juni, den inter-nationalen Start des Programms für Klimagerechtigkeit bekannt (IFSW, 2019).

Laut der IFSW ermöglicht dieses Programm unserer Profession Möglichkeiten,

„[…] Maßnahmen zu ergreifen, um die Ungerechtigkeiten zu beseitigen, zu de-nen wir mit unseren persönlichen und beruflichen Konsummustern beitragen“

(IFSW, 2019a). Es richtet sich ausdrücklich an alle Sozialarbeitenden, den Freundeskreis, Familienmitglieder:innen, Kolleg:innen, Unternehmen und Uni-versitäten.

Zuerst ist zu klären, was die IFSW unter dem Begriff der Klimagerechtigkeit versteht: „Die Klimakrise ist direkt mit menschlichen Aktivitäten verbunden und nicht nur auf normale Naturmuster zurückzuführen. Zum Beispiel haben Men-schen und Ökosysteme Wasser-, Land- und Luftverschmutzung durch industri-elle Verschmutzung und giftige landwirtschaftliche Praktiken, Bodenerosion, Wüstenbildung sowie Arten- und Lebensraumverlust aufgrund ausgedehnter Entwaldung und einer Zunahme der Häufigkeit und Intensität katastrophaler Wettermuster ertragen, wie Taifune. Während die Klimakrise uns alle betrifft, erleben sie diejenigen, die ausgegrenzt oder unterdrückt werden, in noch grö-ßerem Maße, was zu einer Ungerechtigkeit des Klimas für die Menschen und unseren Planeten führt. Ein Großteil der Belastung durch nicht nachhaltige Konsummuster ist überproportional auf die am stärksten gefährdeten Menschen der Welt gefallen, die normalerweise die kleinsten Konsummuster

aufwei-sen. Darüber hinaus erhalten diese schutzbedürftigen Personen weniger

Vortei-le aus den Umweltressourcen. Diese kolVortei-lektiven Muster des nicht nachhaltigen Konsums tragen zur Klimakrise bei und machen sie zu einem globalen Gerech-tigkeitsproblem für Menschen und den Planeten. Dies wird als Klimagerechtig-keit bezeichnet“ (IFSW, 2019b).

Die Verantwortung, sich gegen den Klimawandel und den damit verbundenen Ungerechtigkeiten in der Profession der Sozialen Arbeit auszusprechen, be-gründet die International Federation of Social Workers folgendermaßen: „In un-serem globalen Beruf ist es wichtig, dass wir Wege finden, uns miteinander zu verbinden, um Solidarität aufzubauen, kritische Forschungsergebnisse, Ideen und Ressourcen auszutauschen und uns für kollaborative Lösungen für die Probleme zu vernetzen, die wir als Beruf angehen müssen (z.B.

IFSW-Ereignisse). Wir müssen uns jedoch auch darüber im Klaren sein, wie sich un-ser Reisen, um solche Verbindungen herzustellen, auf das Klima auswirken und zu den Ungerechtigkeiten für den Planeten und die Menschen beiträgt, denen wir dienen wollen“ (ebd.). Auch auf die Wichtigkeit, den individuellen ökologi-schen Fußabdruck zu verringern, wird im Rahmen der Klimagerechtigkeit hin-gewiesen (ebd.). Der ökologische Fußabdruck wird im Rahmen des Klimage-rechtigkeitsprogramms als eine Schätzung der Belastung, die wir unserer Welt beim Verbrauchen von Energie, Nahrungsmitteln, Land und Wasser aufbürden beschrieben (ebd.). Das Klimagerechtigkeitsprogramm beinhaltet neben dem Durchsetzen von weltweiter Klimagerechtigkeit drei weitere Zielsetzungen, wel-che im Einzelnen konkret erläutert werden (IFSW, 2019b).

Die IFSW benennt dabei die drei folgenden Punkte: Das Erziehen von uns und anderen, ein Anwalt für Änderungen in Richtlinien und Praktiken zu sein und die Veränderung zu sein, die man in der Welt sehen möchten.

Für die Erziehung von uns selbst und anderen ist es wichtig, dass wir nicht mehr Teil des (Klima-)Problems sind, sondern Teil deren Lösung. Die IFSW spricht davon, dass es Zeit ist, sich aktiv für Veränderungen einzusetzen. In erster Linie geht es darum, sich weiterzubilden und sich bewusst zu sein, dass jeder Mensch einen Einfluss auf Klimaschutz und damit Menschenschutz hat, zu welchem wir laut IFSW als Profession verpflichtet sind. Das Reduzieren von Konsummustern, um den ökologischen Schaden und soziale Ungerechtigkeiten zu verringern steht ebenfalls im Zentrum dieser Zielsetzung.

Als konkrete Lebensbereiche, die eine kritischen Betrachtung erfahren sollen, werden Reisen, die Wahl der Unterkunft, die Auswahl des Essens und papier-schonendes Arbeiten aufgezählt. Bei beruflich und privat unternommenen Rei-sen soll möglichst auf CO2 günstige oder neutrale Reisemittel geachtet werden.

In der Unterkunft ist es am besten, Wasser zu sparen, Handtücher und Bettwä-sche wiederzuverwenden oder die Klimaanlage falls vorhanden nicht einzu-schalten. Beim Essen werden lokale, biologische Mahlzeiten auf pflanzlicher Basis empfohlen. Somit kann festgehalten werden, dass bei dieser Zielsetzung bereits bekannte Handlungsmuster für nachhaltige Entwicklung ausgewählt werden. Es wird damit klar betont, dass Sozialarbeitende diesen Lebensstil so gut es geht in berufliche und private Lebensmuster integrieren sollen.

Das zweite Ziel beschreibt das IFSW-Programm für Klimagerechtigkeit als ein Instrument der Interessensvertretung, um politische und praktische Änderungen innerhalb von Organisationen zu fördern. Die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks soll hierbei erreicht werden. Als Umsetzungsmöglichkeiten wer-den unter anderem das Hosten von virtuellen statt persönlichen Meetings, die Bestellung von lokalen, biologischen und pflanzlichen Lebensmitteln, die Ver-wendung von wiederverwendbaren oder kompostierbaren Produkten oder die Reduzierung von Druckerpapier genannt.

Das dritte Ziel versteht sich grundsätzlich als ein Aufruf zur aktiven Unterstüt-zung von Projekten, die sich unmittelbar positiv auf Regionen auswirken, die mit Klimaungerechtigkeiten konfrontiert sind (ebd.).

Somit hat die IFSW die Ernsthaftigkeit der Klimakrise erkannt und will als Ant-wort darauf die Profession für den Klimaschutz mobilisieren. Dies passiert in einer Zeit, in der die Themen des Klimawandels an der Sozialen Arbeit bisher ohne maßgebliche Beteiligung vorbeigezogen sind.

Auch für Deutschland gibt es seit 2019 erstmalig ein konkretes Positionspapier des Jungen DBSH, welches Klimagerechtigkeit einfordert und damit gesell-schaftliche Veränderung aktiv anstoßen will.

2.3 Positionspapier und Forderungen des Jungen DBSH für