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6. Diskussion

6.3. Die Zufriedenheit mit der Haupttätigkeit

In Kapitel 5.3. wurde der Frage nachgegangen, ob ausgewählte Charakteristika der jungen Erwachsenen zur achten Erhebungswelle Unterschiede in der Zufriedenheit mit der gewählten Haupttätigkeit und den darin erbrachten Leistungen erklären können. Bei der Interpretation der Ergebnisse muss bedacht

werden, dass sich die jungen Erwachsenen überwiegend als zufrieden mit ihrer Haupttätigkeit beschrieben.

Hervorgehoben werden soll der Befund, dass eine positive Bindung an die Eltern mit einer erhöhten Zufriedenheit hinsichtlich der Wahl bzw. der Ausübung der Haupttätigkeit einherging. Dies bestätigt die Ergebnisse von Demir et al. (2011), dass die wahrgenommene Unterstützung durch Vertrauenspersonen das Wohlbefinden erhöhe (s. auch Wright & Perrone, 2010). Die Beziehung der jungen Erwachsenen zu ihren Freunden zeigte hingegen nur eine einzige (schwache) Korrelation mit der Zufriedenheit mit der Haupttätigkeit auf. Dies deutet darauf hin, dass wiederum verstärkt die Eltern, und nicht die Freunde, als sichere Vertrauensbasis angesehen werden, mit denen Probleme besprochen und von denen Hilfestellungen angeboten werden. Auf den Berufsfindungsprozess und die damit in Verbindung stehende Zufriedenheit haben sie jedoch keinen Einfluss.

Des Weiteren zeigte sich erneut, dass die Mütter in beruflichen Belangen für die jungen Erwachsenen bedeutender sind als die Väter (enstprechend Maschetzke, 2009; Paloş & Drobot, 2010).

Hinsichtlich des Stands der Identitätsentwicklung der jungen Erwachsenen ergab sich folgendes Bild: Während zwischen den Identitätsstatusgruppen nach Marcia (1980) nur unbedeutende Unterschiede bestanden, zeigten sich zwischen der Zufriedenheit in und mit der (Wahl der) Haupttätigkeit und der Identitätsdimension Verantwortungsübernahme gering-positive Korrelationen. Es wurde erwartet, dass sich Personen mit erarbeiteter und übernommener Identität zufriedener beschreiben als solche in den anderen beiden Stadien (vgl. Hirschi, 2012; Porfeli et al., 2011; Waterman, 2007). Dies konnte in der vorliegenden Untersuchung jedoch nicht bestätigt werden. Der Grund dafür kann der Tatsache geschuldet sein, dass sich – wie bereits erwähnt – der Großteil der Probanden als (sehr) zufrieden mit der Haupttätigkeit beschrieben hatten und dadurch aufgrund mangelnder Normalverteilung nur unbedeutende Unterschiede zwischen den Gruppen vorlagen.

Nichtsdestoweniger deutet der Befund, dass ein hoher Grad an Verantwortungsübernahme mit einer hohen beruflichen Zufriedenheit einherging, darauf hin, dass – wie Hirschi (2012) es formulierte – sehr wohl das Erreichen

eines Commitments, welches eben bei erarbeiteter und übernommener Identität gegeben ist, die Zufriedenheit erhöhe (vgl. auch Earl & Bright, 2007;

Uthayakumar et al., 2010). Dies ist anscheinend auch unabhängig davon, wie es erreicht wurde. Das Ergebnis widerspricht somit Waterman (2007), der dem Explorationsprozess eine große Bedeutung für die Zufriedenheit zuschreibt.

In diesem Zusammenhang soll zusätzlich darauf hingewiesen werden, dass in dieser Studie eine stärkere Klarheit der Vorstellung über die zukünftige Berufslaufbahn mit einer höheren Zufriedenheit in der Haupttätigkeit einherging.

Dies unterstützt wiederum die oben genannten Ergebnisse, dass das Erreichen eines Commitments – in diesem Falle das Festlegen auf eine konkrete Berufslaufbahn – die Zufriedenheit erhöhe (vgl. Earl & Bright, 2007; Hirschi, 2012; Uthayakumar et al., 2010).

Hinsichtlich des Temperaments und der Persönlichkeit zeigte sich, dass eine erhöhte berufliche Zufriedenheit mit einer geringeren Ausprägung auf der Neurotizismus- und der Zurückgezogenheits-/Schüchternheits-Skala einhergeht.

In Zusammenhang mit den bisherigen Befunden (Judge et al., 2002) spiegeln die beiden letztgenannten Dimensionen – aufgrund ähnlicher Konzeption – im Großen und Ganzen das Gleiche wider, und zwar, dass schüchternes und ängstliches Verhalten das Wohlbefinden vermindert (vgl. Hirschi, 2012).

Des Weiteren zeichnete sich auf Ebene des Temperaments eine höhere Zufriedenheit mit der Haupttätigkeit durch einen höheren Grad an Erziehbarkeit/Anpassungsbereitschaft, Zielstrebigkeit – dies zeigt sich auch bei der Zufriedenheit mit der Wahl der Haupttätigkeit – und Soziabilität aus.

Hinsichtlich letzterer Dimension bestand zusätzlich ein positiver Zusammenhang mit der Zufriedenheit mit der Leistung. Alle drei Dimensionen haben gemein, dass sie „positive Affektivität“ (Heller et al., 2002) abbilden. Personen mit offenem und zielorientiertem Verhalten, welches auf Erfolg ausgerichtet ist, sind somit prädisponiert, ein angenehmes Umfeld zu erzeugen, welches sich positiv auf die Zufriedenheit auswirkt. Entgegen der Ergebnisse in der Literatur lässt die vorliegende Arbeit in Hinblick auf die Persönlichkeitsebene jedoch nicht darauf schließen, dass eine hohe Ausprägung in der Extraversion mit höherer Zufriedenheit einhergeht (Judge et al., 2002; Steel et al., 2008). Dies legt die

Vermutung nahe, dass eventuell ein positives Temperament für das Wohlbefinden (in beruflichen Belangen) wichtiger ist, als Eigenschaften wie Geselligkeit und Gesprächigkeit, wie sie typisch für extravertierte Personen sind. Demnach soll an dieser Stelle die Forderung von Steel et al. (2008), Interaktionseffekte zwischen dem Temperament und der Persönlichkeit stärker in den Mittelpunkt der (zukünftigen) Forschung zu stellen, nachdrücklich unterstrichen werden.

Hinsichtlich der Zufriedenheit mit der eigenen Leistung wurde herausgefunden, dass zufriedenere Personen höhere Werte in der Gewissenhaftigkeit sowie niedrigere in der Offenheit für Erfahrung aufwiesen. In der Literatur liegt bezüglich dieser beiden Dimensionen ein mehrdeutiges Bild – mit sowohl positiven als auch negativen Korrelationen – vor (Judge et al., 2002;

Hirschi, 2012). Aufgrund der Ergebnisse dieser Untersuchung wird daher geschlussfolgert, dass diese beiden Persönlichkeitseigenschaften womöglich nur auf spezifischer Ebene hinsichtlich der Zufriedenheit zum Tragen kommen. Ein Grund dafür kann sein, dass einerseits gewissenhaftes Arbeiten mit einer anschließend positiveren Bewertung einhergeht. Andererseits kann ein hohes Interesse für Neues bewirken, dass der Fokus auf unterschiedliche Themen gelegt wird und eventuell dadurch weniger Energie in die Haupttätigkeit fließt.

Hinsichtlich des Geschlechts der jungen Erwachsenen bestanden keinerlei Unterschiede in der Zufriedenheit. Dies entspricht den Ergebnissen von Elmore und Huebner (2010) sowie Uthayakumar et al. (2010).

Betrachtet man die Haupttätigkeit der Probanden, so zeigte sich, dass Studierende sowohl mit der Wahl als auch mit der Ausübung der Haupttätigkeit zufriedener waren als Berufstätige. Dieses Ergebnis entspricht somit den Angaben der jungen Erwachsenen in der österreichischen Werte-Studie (Heinzlmaier &

Ikrath, 2012). Bei der Zufriedenheit mit den eigenen Leistungen verhielt es sich genau umgekehrt: Ein Grund könnte darin liegen, dass Studierende häufiger als Berufstätige Investigative-Interessen (s. Kapitel 5.1.8.) aufweisen, welche ebenso mit einer geringeren Zufriedenheit einhergehen. Zusätzlich kann der von Studierenden häufiger berichtete Leistungsdruck (vgl. Heinzlmaier & Ikrath, 2012) die Zufriedenheit vermindern. Diesbezüglich sind in jedem Fall noch weitere Forschungen durchzuführen.

6.4. Unterschiede zwischen den