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Mögliche Ziele und Maßnahmen zur Gestaltung der Förderung der

Bevor darauf eingegangen wird, mit welchen Zielen und Maßnahmen die Gesundheitswirtschaft gefördert werden könnte, gilt es, die Förderung der Gesundheitswirtschaft selbst zu (re-) organisieren. Dabei könnten vier Ziele leitend sein, denen entsprechende Ansätze zur Zielerreichung zuge-ordnet werden. Die aus diesen Möglichkeiten ausgewählten Empfehlun-gen finden sich in der einleitenden Zusammenfassung zu dieser Expertise.

Ziel I: Aufbau einer integrierten, auf die Gesundheitswirtschaft ab-gestimmten Förderstruktur unter weitgehender Nutzung be-stehender Strukturen und Ressourcen

Wie Kapitel 12 gezeigt hat, ist die Förderung schon im Land Brandenburg auf eine Vielzahl von Einrichtungen verteilt. Der angelaufene Prozess der Förderintegration mit Berlin erhöht die Anzahl der Förderinstitutionen wei-ter und schafft insgesamt eine Vielzahl von Überschneidungen in den Zu-ständigkeitsbereichen. Die Gesamtkoordination von mehr als 100 betei-ligten Organisationen, Verbänden und Unternehmen soll durch eine Steu-erungsgruppe unter Leitung von Prof. Günter Stock erfolgen, dem eine Lenkungsgruppe beigegeben ist, und deren Geschäftsstelle bei der Tech-nologiestiftung Berlin (TSB) GmbH angesiedelt sein soll.

Der Vorschlag für den Masterplan Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg ist ganz überwiegend aus dem Berliner Kontext formuliert worden. Für die Beauftragten des Landes Brandenburg in der Lenkungsgruppe und in den zwölf Arbeitsgruppen sollte eine Abstimmung darüber erfolgen, welche Brandenburger Spezifika bei der Prioritätenfindung berücksichtigt werden sollten. Sechs Felder des Vorschlags für den Masterplan haben für Bran-denburg eine hervorgehobene Bedeutung:

• Wissenschaft,

• Lehre und Ausbildung,

• Prävention und Gesundheitsförderung,

• Kernbereich der Versorgung, insbesondere Krankenhauswirtschaft,

• Zulieferer-Industrie, inklusive Weiterentwicklung von Technologie-standorten,

• Gesundheitstourismus.

Am weitesten entwickelt sind die Organisationsstrukturen und die Instru-mente der Wirtschaftsförderung im Bereich der Zulieferer. Insbesondere für den Bereich der Biotechnologie wurde in den vergangenen Jahren er-folgreich Clustermanagement von der Organisation BioTop (TSB), die gemeinsam von Berlin und Brandenburg unterhalten wird, geleistet. Nach diesem Muster sollte eine ähnliche Arbeitsgruppe für den Bereich Medi-zintechnik errichtet werden, die administrativ bei der TSB (z. B. TSBmedi-ci) aufgehängt wird, deren strategische Lenkung aber über ein gemeinsam von Brandenburg und Berlin besetztes Gremium erfolgt. Dabei muss ge-klärt sein, wie in diesem Bereich auf der operativen Ebene Brandenburger Spezifika berücksichtigt werden. Die Förderung der Pharmaindustrie sollte aufgrund der vergleichsweise geringen Bedeutung dieser Branche in die Biotechnologie-Förderung integriert werden. Zentrale Aufgabe dieser Ar-beitsgruppen ist das Clustermanagement inklusive des Lobbyings für die-se Bereiche sowie die Koordinierung der für diedie-sen Bereich branchen-übergreifend tätigen Banken und Förderinstitutionen. Die entsprechende Organisationsstruktur ist in Abbildung 27 dargestellt.

Abbildung 27: Förderung der Gesundheitswirtschaft – Organisationsstruktur

AG StS'e Berlin AG StS'e Brandenburg

Staatssekretärsrunde Berlin-Brandenburg

Sprecher: Prof.Dr. Stock, Berlin StV: N.N., BB

Masterplan 2005-2015 - Umsetzung

Prioritäten Brandenburgs für Masterplan Beauftragte für 12 Bereiche

aus Berlin und Brandenburg

Bereichs-Beauftragte

noch offen (abhängig von Ergebnissen der Statusberichte)

Quelle: IGES

Die Wahrnehmung der analogen Aufgaben des Clustermanagements so-wie des Lobbyings für den Gesundheitstourismus sollte der TMB (Touris-mus Marketing Brandenburg) übertragen werden. Die Übertragung auf eine rein brandenburgische Organisation ist zweckmäßig, weil dieser Be-reich nahezu ausschließlich für Brandenburg relevant ist. Unabhängig von dieser Aufgabe sind die Aktivitäten zur Förderung des „Patiententouris-mus“ zu sehen: Hier sollen Patienten, insbesondere aus dem Ausland, für die Behandlung in regionalen Krankenhäusern gewonnen werden. Dafür existiert bereits mit der NBMC (Network for Better Medical Care Berlin) eine Organisation, für die Brandenburger Krankenhäuser prüfen sollten, inwieweit eine Beteiligung ökonomisch sinnvoll ist.

Für den Kernbereich der Gesundheitswirtschaft, insbesondere die Kran-kenhauswirtschaft, liegen entsprechende Erfahrungen mit den modernen Instrumenten der Wirtschaftsförderung bisher praktisch nicht vor. Das re-sultiert nicht zuletzt aus der historisch gewachsenen Form der Investiti-onsförderung in der Krankenhauswirtschaft. Auch für die sonstigen Felder des Kernbereichs (ambulante Versorgung, Rehabilitation, Pflege) gibt es bisher keine Erfahrungen. Deshalb wird vorgeschlagen, die neuen Aktivi-täten vor dem Aufbau organisatorischer Strukturen zunächst im Rahmen eines Projekts zu entwickeln. Die strategische Lenkung sollte unter der Federführung des MASGF Brandenburg durch die AG der Staatssekretäre in Brandenburg erfolgen. Aufgabe des Projekts ist die Förderung der neu-en Methodneu-en des Clustermanagemneu-ents, insbesondere ansetzneu-end bei dneu-en größeren Unternehmen der Krankenhauswirtschaft im Lande Branden-burg. Das Projekt sollte auf einen mittleren Zeitraum ausgelegt sein und mit speziell qualifizierten Mitarbeitern ausgestattet sein.

Drei Bereiche des Vorschlags für den Masterplan Gesundheitsregion Ber-lin-Brandenburg werden in dieser Expertise nicht näher bearbeitet, weil hier bisher kaum empirische Grundlagen zur Verfügung stehen: Wissen-schaft, Ausbildung und Lehre sowie Prävention. Ob hier eine besondere organisatorische Verankerung der Förderung notwendig ist, sollte erst nach Erstellung von drei entsprechenden Statusberichten entschieden werden (s. u. Ziel II).

In Berlin wurden in den vergangenen Jahren mit zwei Organisationen Er-fahrungen gesammelt, die sich schwerpunktmäßig mit der „Förderung der Gesundheitsförderung“ befasst haben: Gesundheitsstadt Berlin e.V. und auf gesetzlicher Grundlage die Landesgesundheitskonferenz Berlin. Ana-loge Organisationen existieren für Brandenburg nicht. Im Zusammenhang mit dem Statusbericht zum Thema Prävention sollte geklärt werden, in-wieweit die Schaffung entsprechender, ggf. korrespondierender Organisa-tionen für Brandenburg produktiv ist.

Der Vorschlag für einen Masterplan Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg rückt die Entfaltung von Aktivitäten in den zwölf

ausgewähl-ten Bereichen in den Vordergrund. Darüber darf nicht außer Acht bleiben, dass ein wesentlicher Beitrag zur Förderung der Gesundheitsregion Ber-lin-Brandenburg darin liegt, dass die beteiligten Akteure - alle Bereiche übergreifend - den Willen zum Ausdruck bringen, dieses politische und wirtschaftliche Ziel zu verfolgen. Es bedarf eines eigenen Teilprogramms im Masterplan, das sich mit der übergreifenden Darstellung befasst. Hier sind insbesondere die Aufgaben der Spitzen der Politik sowie der führen-den Unternehmer und der überregional renommierten Wissenschaftler und Ärzte zu sehen.

Ziel II: Entwicklung eines abgestimmten Förderkonzepts für die Ge-sundheitswirtschaft und Integration in bestehende Förder-konzepte

Sowohl für die Gesundheitswirtschaft insgesamt als auch für ihre Teil-branchen sollten abgestimmt zwischen den verschiedenen Förderinstituti-onen und den betroffenen Unternehmen Konzepte zur Förderung der Ge-sundheitswirtschaft entwickelt werden. Diese Konzepte sind sowohl mit den schon bestehenden Konzepten in Brandenburg (Wirtschaftsförde-rungskonzept, Landestourismuskonzept, Innovationskonzept etc.) als auch mit den Konzepten, die ursprünglich in Berlin (Masterpläne für die Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg sowie für die Biotechnologie und die Medizintechnik) entwickelt wurden, abzustimmen bzw. in diese zu in-tegrieren.

Wesentlich dabei ist, dass sich ein Konzept zur Förderung der Gesund-heitswirtschaft schon in den Zielsetzungen eindeutig an den Unternehmen der Gesundheitswirtschaft orientiert und ihr unternehmerischen Handeln fördert.

Dabei sollte dem Fokus auf die spezifischen Brandenburger Förderinte-ressen Vorrang eingeräumt werden gegenüber einer möglichst vollständi-gen Behandlung denkbarer oder anderweitig vorgegebener gesundheits-wirtschaftlicher Handlungsfelder.

Zudem hat sich im Verlauf der Erstellung dieser Expertise gezeigt, dass die Datengrundlagen für die Förderung der Gesundheitswirtschaft in Brandenburg in vielen Bereichen noch unzureichend sind. Diese sind als Vorbereitung für eine weitere Planung zu verbessern.

Strategische Ansätze:

• Datengrundlagen für die Förderung verbessern und Marktbeobachtung intensivieren.

• Abforderung der Daten, zu denen das Land nach § 303 f SGB V einen Zugang hat (MASGF)

• im Hinblick auf den erwarteten erheblichen Beschäftigungsrück-gang eine Studie zur Personalentwicklung in der Krankenhaus-wirtschaft durchführen (MASGF)

• eine Marktanalyse für den Bereich der Pflege durchführen unter besonderer Berücksichtigung von demographischer Entwicklung und Pflegequalität (MASGF)

• Angebotsstrukturen und Nachfragepotenzial für den Gesund-heitstourismus in Brandenburg untersuchen; dazu Gesundheits-tourismus zum Bestandteil der Gästebefragung 2007 machen (TMB)

• Bestandsaufnahme der Forschungskapazitäten der Brandenbur-ger Krankenhäuser (MASGF zusammen mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur)

• Versorgungsbereichsübergreifende Prognose für den Bedarf an medizinischen und pflegerischen Leistungen (MASGF)

• Bestandsaufnahme der Forschungskapazitäten der Brandenbur-ger Krankenhäuser (MASGF zusammen mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur)

• Statusberichte für die Bereiche Wissenschaft, Ausbildung und Lehre sowie Prävention (Entwicklungspotenzial in Brandenburg, Darstellung des Potenzials im Kontext der Region Berlin-Brandenburg, Empfehlung zur Förderung aus dem Kontext der Gesundheitswirtschaft)

• Förderkonzepte für die verschiedenen Bereiche der Gesundheitswirt-schaft entwickeln, insbesondere

• Erweiterung der Berliner Masterpläne für Biotechnologie und Me-dizintechnik auf Brandenburg (BioTOP, ZAB)

• Entwicklung eines eigenständigen Konzeptes für die Entwicklung des Kernbereiches der Gesundheitswirtschaft (MASGF)

• Entwicklung eines eigenständigen Konzeptes für die Entwicklung des Gesundheitstourismus in Brandenburg (TMB)

• Entwicklung eines geriatrischen Versorgungskonzepts für Bran-denburg (MASGF, Geriatrienetz BranBran-denburg)

Ziel III: Überprüfung und Abstimmung des Förderportfolios für die Gesundheitswirtschaft

Die Gesundheitswirtschaft führt einerseits Branchen zusammen, die aus Förderperspektive bisher weitgehend voneinander getrennt waren oder noch gar nicht gezielt gefördert wurden (Bsp. Gesundheitstourismus). An-dererseits entstehen durch die Kooperation mit Berlin Überschneidungen im Maßnahmenportfolio der Förderinstitute. Zudem haben die Untersu-chungen im Rahmen dieser Expertise gezeigt, dass an einigen Stellen

(z. B. Venture Capital für Biotechnologie-Unternehmen) Förderbedarfe sind, die durch die gegenwärtigen Instrumente nicht oder nicht in genü-gendem Umfang befriedigt werden können.

Strategischer Ansatz:

Zur Verbesserung dieser Situation sollten Vertreter der verschiedenen Förderinstitutionen (ZAB, Berlin Partner, TSB), die Banken (ILB, IBB samt Beteiligungsgesellschaften), der Politik (zuständige Ministerien) und der Gesundheitswirtschaft unter Federführung der Beauftragten für Transpa-renz und Steuerung ein Konzept für eine möglichst effektive, effiziente und transparente Förderung im Bereich Gesundheitswirtschaft erarbeiten und umsetzen.

Ziel IV: Effizientes Umsetzungs- und Erfolgscontrolling für die Förde-rung der Gesundheitswirtschaft

Bisher konnte noch in keinem Bundesland gezeigt werden, dass die kon-zertierte Förderung der Gesundheitswirtschaft dazu beitragen konnte, Wachstum und Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft zu fördern.

Allerdings sprechen eine Reihe von guten Gründen dafür, dass dies der Fall ist. Aufgrund dieser Unsicherheit ist es dringend notwendig, die Um-setzung und den Erfolg der Fördermaßnahmen möglichst zeitnah zu über-prüfen.

Strategische Ansätze:

Die Entwicklung und Umsetzung dieses Projektcontrollings sollte durch den Gesamtbeauftragten für die Gesundheitswirtschaft in der Region Ber-lin-Brandenburg (Prof. Stock) in Zusammenarbeit mit den Handlungsfeld-beauftragten erfolgen. Das Controlling der Brandenburg-spezifischen Akti-vitäten sollte durch den Gesamtbeauftragten für Brandenburg erfolgen.

13.3 Mögliche Ziele und Maßnahmen zur Förderung der