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Zeitgeschichtliche Erinnerungsarbeit – Initiativen der Landesregierung

Im Dokument ━ Belastung und Bereicherung ━ (Seite 39-43)

Der seinerzeit zuständige Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Bran-denburg, Steffen Reiche (geb. 1960 Potsdam), hat sich in dem die Gedenkveranstaltungen im Land Brandenburg zum 50. Jahrestag der Befreiung 1995 dokumentierenden Band55 zu den damaligen Schwerpunktsetzungen der Landesregierung geäußert. Zur in ganz Deutschland vo-rausgehenden und begleitenden öffentlichen Debatte über den 8. Mai 1945 bezog er klar Stel-lung: „Die Vielzahl von geschichtsträchtigen Daten und ihre Würdigung barg meiner Ansicht nach auch problematische Elemente, da von einigen Versuche unternommen wurden, des Kriegsendes und der Befreiung in einem generalisierenden Kontext zu gedenken.“ Gemeint ist nicht nur die in den damaligen Diskussionen begegnende provokative Frage, ob man im Kriegsende „das Datum der Befreiung oder etwa“ den „Beginn neuen Unrechts“ sehen müsse, sondern auch die ebenso anzu-treffende, meist im Verharmlosungsverdacht stehende Frage, ob man an diesem Tag nur allge-mein an „alle Opfer des Weltkriegs“ erinnern solle oder ganz bewusst und konkret an die „Opfer des nationalsozialistischen Regimes und seiner kriegerischen Expansionen“. Das Land Brandenburg habe sich entschieden, „zum Jahrestag der Befreiung Gedenkveranstaltungen abzuhalten, in deren Mittelpunkt die Opfer des nationalsozialistischen Terrors stehen sollten“.56

54 Trotz der Knappheit des vorgegebenen Rahmens mit einem eigenen Abschnitt „Nachkriegszeit – Besatzungs-zeit“: Gerd Heinrich: Land und Städte in Brandenbug und Berlin. II. Land und Städte in der Neuzeit bis zur Gegenwart. In: Städtebuch Brandenburg und Berlin. Hrsg. von Evamaria Engel u. a. (Deutsches Städtebuch.

Neubearb., Bd. 2). Stuttgart u. a. 2000, S. XXXVI–L, darin S. XLVIII ein ganzer Absatz zur „Vertreibung von Teilen der Bevölkerung“. – Ders.: Geschichtliche Einführung. In: Berlin und Brandenburg. Mit Neumark und Grenzmark Posen-Westpreußen. Hrsg. von Gerd Heinrich. 3., überarb. u. erg. Aufl. (Handbuch der Histo-rischen Stätten Deutschlands, Bd. 10). Stuttgart 1995, S. XV–CVI, zu Flucht und Vertreibung S. LXXXVII–

LXXXIX.

55 Erinnerung und Begegnung. Gedenken im Land Brandenburg zum 50. Jahrestag der Befreiung. Mit Beitr. von:

Wolfgang Benz u. a. Hrsg. vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Branden-burg. Projektleitung: Cordula Rinsche. Potsdam 1996, darin S. 184–197 ein chronologisches Verzeichnis der (auch lokalen) Veranstaltungen im Land vom 15. März 1995 bis 27. Januar 1996, darunter auch allgemeiner gehaltene Veranstaltungen, z. B. in Eisenhüttenstadt und Guben. – Siehe auch den von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung publizierten Band: Der 8. Mai 1945 als historische Zäsur. Strukturen, Erfahrungen, Deutungen. Hrsg. von Arnd Bauerkämper, Christoph Kleßmann, Hans Misselwitz. Potsdam 1995 (Protokolle).

56 Steffen Reiche: Erinnerung und Begegnung in Brandenburg. Zur Philosophie und Zielsetzung der Gedenkver-anstaltungen. In: Erinnerung und Begegnung (wie Anm. 55), S. 13–17, hier S. 13. – Zumindest mit deutlichen Worten erwähnt wird die Vertreibung in der Rede des damaligen Ministerpräsident Stolpe zum 8. Mai, wenn

Ins Feld geführt wird als Begründung vor allem die Häufung von NS-Lagerstandorten im Land Brandenburg wie Sachsenhausen und Ravensbrück sowie in der Tat zahlloser Au-ßen- und Nebenlager, so dass verständlicherweise die direkten Opfer des Nationalsozialismus in das Zentrum des Gedenkens gerückt wurden, zumal auch deren Erforschung – in den ein-zelnen Orten – noch längst nicht als fortgeschritten bezeichnet werden konnte. Die gleichsam indirekten Opfer, also auch die von Bombenkrieg, Flucht oder Vertreibung, wurden in das Gedenken nicht einbezogen. Dementsprechend fehlten Flucht und Vertreibung nahezu ganz in dem bereits 1995 vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) des Landes Brandenburg herausgegebenen und insofern offiziellen Gedenkband des Landes zum 50. Jahrestag der Befreiung. Die für den Band inhaltlich verantwortliche Historikerin Annette Leo (geb. 1948 Düsseldorf, ab 1952 aufgewachsen in der DDR) lässt lediglich zwei Seiten mit einem Textauszug aus dem Bericht eines Treckarztes stellvertretend für das vielschichtige Ge-samtthema „Flucht und Vertreibung“ – unkommentiert – stehen und setzt vier Abbildungen hinzu, deren Inhalte nur unzureichend erläutert werden.57

Nachdem bereits ab der Jahrtausendwende in ganz Deutschland – in Wissenschaft und medialer Öffentlichkeit58 – das Thema Flucht und Vertreibung der Deutschen immer mehr dis-kutiert wurde und die Bundesregierung – auf der Basis des Koalitionsvertrages von 2005 – im Jahre 2008 die Errichtung einer „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ auf den Weg gebracht hatte59, kam auch in Brandenburg etwas Bewegung in das Thema. So veröffentlichte das MWFK 2009 den Entwurf eines Konzepts der Landesregierung zur zeitgeschichtlichen Erinnerungs-kultur, in der die Gedenkkultur nun umfassend, für alle Opfergruppen des 20. Jahrhunderts, in den Blick genommen wurde.60 In der Geschichts- und Kulturarbeit tätige Institutionen und Per-sonen sowie Vertreter von Opferverbänden (im weitesten Sinne) bat man um Stellungnahmen,

auch ohne Hinweis auf das Fluchtgeschehen der Monate vor dem 8. Mai 1945: „Danach [nach Kriegsende – P. B.] war diese Region Ziel Hunderttausender von jenseits der Oder und Neiße. Bis Ende 1949 nahm das Land rund 700 000 Flüchtlinge und Vertriebene auf. Fast ein Drittel der Bevölkerung Brandenburgs stammte aus dem deutschen Osten. Wohl keine Region Deutschlands war von den Ereignissen des Jahres 1945 stärker betroffen.“ (Manfred Stol-pe: Der 8. Mai als Symbol deutscher Geschichte. In: Der 8. Mai 1945 als historische Zäsur [wie Anm. 55], S. 25–34, hier S. 26).

57 Geschichte wird Erinnerung. Zum 50. Jahrestag der Befreiung im Land Brandenburg. Berichte, Dokumente, Essays, Fotos. Hrsg. vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg u. der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung. Textausw. u. Red.: Annette Leo. Potsdam 1995, S. 140 f. Die knappen Bildunterschriften zu den auf den beiden anschließenden Seiten 142 f. abgedruckten vier Abbildungen zum Flüchtlingsthema sind so formuliert, dass sie teilweise desinformierend wirken.

58 Siehe als Beispiel für vieles andere: Spiegel special, Nr. 2/2002 „Die Flucht der Deutschen“, 130 S.

59 Chronologie der Stiftungsgeschichte: www.sfvv.de/de/stiftung/chronologie [26.6.2017]. Weitere Hinter-gründe und Vorgeschichte in: Stefan Troebst: Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“. In: Lexikon der Vertreibungen. Deportation, Zwangsaussiedlung und ethnische Säuberung im Europa des 20. Jahrhun-derts. Detlef Brandes / Holm Sundhausen / Stefan Troebst (Hg.). Wien/Köln/Weimar 2010, S. 96–97.

60 Geschichte vor Ort: Erinnerungskultur im Land Brandenburg für die Zeit von 1933 bis 1990. Konzept der Landesregierung. Stand: 15. Januar 2009 (Entwurf). [Potsdam] (2009), hwww.mwfk.brandenburg.de/me dia/lbm1.a.1492.de/geschichtevorort.pdf [17.10.2016].

die anschließend als PDFs auf der Internetseite des Ministeriums veröffentlicht wurden. Ein Teil der in diesen enthaltenen Anregungen und Berichtigungen wurde in das Konzept eingearbeitet, konnten sie doch nach Darstellung der zuständigen Referentin „entscheidend zur Qualifizierung des Papiers beitragen“.61 Grundlegende Änderungswünsche zum Themenbereich Flucht und Vertreibung hatte nur der Landesverband Brandenburg des Bundes der Vertriebenen (BdV) in seiner Stellungnahme angemeldet, der auf „Lücken“ hinwies und dessen teils fundamentale, teils aber auch konkret-konstruktive Kritik in einigen kleineren Punkten berücksichtigt wurde.62 An-schließend wurde das überarbeitete Konzept von der Landesregierung beschlossen und vom Landtag Brandenburg – nach einer Parlamentsdebatte – als Drucksache veröffentlicht.63

Mit dem – von den MWFK-Referenten Dr. Ralf Kretschmann64 und Dr. Petra Haustein65 (geb. 1970) verfassten – Papier „will die Landesregierung ‚blinde Flecken‘ im Zeitraum 1933 bis 1990 aufarbeiten und interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter von Gedenkstätten, Archiven und Museen im Hinblick auf diese offenen Fragen anregen, sich zu engagieren und mit zu diskutieren.“66 Allerdings soll das Konzept nicht nur „eine erste Bilanz der Aufarbeitung der Zeitgeschichte im Land Brandenburg nach zwanzig Jahren deutscher Ein-heit“ sein, sondern zugleich „Prämissen im Umgang mit der deutschen VergangenEin-heit“ benennen und erläutern: „Die Landesregierung bekräftigt darin ihre Überzeugung, dass dem nationalsozialisti-schen Völkermord an den europäinationalsozialisti-schen Juden, Sinti und Roma als bis dahin unvorstellbarem Zivilisa-tionsbruch eine herausgehobene Bedeutung zukommt. Gleichzeitig betont sie, dass der verbrecherische Charakter des Stalinismus und das Unrecht der SED-Diktatur eindeutig benannt werden müssen.“67

Flucht und Vertreibung werden in einem die öffentliche Bekanntmachung des Konzepts begleitenden zusammenfassenden Kurzbeitrag von Petra Haustein nicht erwähnt, sondern sind

61 Haustein, Geschichte vor Ort (wie Anm. 4), S. 21.

62 Schreiben des Landesvorsitzenden Harald Heerwagen vom 9.2.2009 (www.mwfk.brandenburg.de/media/

lbm1.a.1492.de/28stellungnahme.pdf).

63 Geschichte vor Ort: Erinnerungskultur im Land Brandenburg für die Zeit von 1933 bis 1990. Konzept der Lan-desregierung. Ausgegeben: 04.05.2009. [Potsdam] 2009 (Landtag Brandenburg, 4. Wahlperiode. Drucksache 4/7529), www.mwfk.brandenburg.de/media_fast/4055/Konzept_GeschichtevorOrt.pdf [17.10.2016].

64 Jurist (Diss. A. Univ. Leipzig 1990), 2019 Leiter des Referats 15 (Bau- und Liegenschaftsangelegenheiten, Koordinierung von EU-Strukturfonds) in der Zentralabt. des MWFK.

65 Politologin, Referentin im Referat 31 (Grundsatzangelegenheiten der Kultur) des MWFK, auch als „Gedenk-stättenreferentin“ bezeichnet, seit 1995 hervorgetreten durch zahlreiche Publikationen zum Umgang der Ge-sellschaft mit ehemaligen Lagern der NS- und Nachkriegszeit und zur Gedenkstättenkultur, u. a.: Geschichte im Dissens. Die Auseinandersetzungen um die Gedenkstätte Sachsenhausen nach dem Ende der DDR. [Diss.

FU Berlin 2005]. Leipzig 2006; Instrumentalisierung, Verdrängung, Aufarbeitung. Die sowjetischen Spezial-lager in der gesellschaftlichen Wahrnehmung 1945 bis heute. Hrsg. von Petra Haustein, Annette Kaminsky, Volkhard Knigge u. Bodo Ritscher. Göttingen 2006.

66 Zusammenfassende Formulierung nach einem Referat von Dr. Petra Haustein in der Konrad-Adenauer-Stif-tung e. V. in Berlin am 21.4.2009 in dem VeranstalKonrad-Adenauer-Stif-tungsbericht von Birgit Lißke: Vom Umgang mit der Ver-gangenheit. Historische Bildungsarbeit und Erinnerungskultur in Brandenburg, https://idw-online.de/de/

news313571 [16.6.2017].

67 Haustein, Geschichte vor Ort (wie Anm. 4), S. 21.

nur summarisch mit zu denken in der Formulierung, das Papier beinhalte „den Zweiten Weltkrieg, die Nachkriegsordnung und den Neubeginn nach 1945“. Auch in dem Satz, der fünf Themen benennt, bei denen sich „Handlungsbedarf“ gezeigt habe, werden sie nicht genannt, hier heißt es u. a. nur

„Zweiter Weltkrieg“ und „Alltagsgeschichte in der DDR“. Im Konzept selbst werden Flucht und Ver-treibung zwar benannt, aber an etwas versteckter Stelle unter der Überschrift „Fürstenwalde“.68 Hier wird aber nicht, wie man erwarten könnte, zur spezifischen Nachkriegssituation an diesem Ort Stellung genommen, sondern ein allgemeiner, nicht Brandenburg-spezifischer Kurzüberblick (21 Zeilen) über das Vertreibungsthema eingefügt – mit einem Fußnotenverweis auf die weiterfüh-rende, als „ausführlich“ bezeichnete Broschüre von Oehlsen über die Vertriebenenlager in Bran-denburg69. Es folgt ein 18-zeiliger Absatz zum in Fürstenwalde ansässigen „Haus Brandenburg“, dem, wenn auch wohl in Zusammenwirken mit Kooperationspartnern, letztlich die Behandlung und Darstellung des Vertreibungsthemas in Ausstellungen als einziger zuständiger Einrichtung im Land zugewiesen werden soll, obgleich das Haus eine klare Zuständigkeit lediglich für die Pflege der Geschichte und Kultur des ostbrandenburgischen Vertreibungsgebietes (Neumark und öst-liche Niederlausitz) besitzt und damit mehr als ausgelastet ist70: „Zukünftige Ausstellungen sollten dabei auch einen Akzent auf die Integration der Menschen im Land Brandenburg setzen. Dabei kann auf die derzeit vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) vorbereitete Quellenedition ‚Integrati-on der Vertriebenen in Brandenburg in der frühen Nachkriegszeit‘71 zurückgegriffen werden.“72 Weniger

68 Ebd., S. 75 f. Eine mehr beiläufige Erwähnung findet sich im sonst ganz dem Thema „Heimkehrer“ gewidmeten Abschnitt zu Frankfurt (Oder) (S. 74): „Hinzukamen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vertriebene Deut-sche, unter ihnen Frauen und Kinder. Teilweise waren die Menschen schwer krank und unfähig zum Weitertransport, sodass zahlreiche Notlazarette eingerichtet werden mussten.“ Außerdem finden Vertriebene beim Lager Jamlitz knappe Erwähnung (S. 39), mithin einem Ort, der – anders als etwa die Lager Küchensee, Rathenow-Maga-zininsel oder Rüdersdorf – für die Gruppe eine eher untergeordnete Rolle gespielt hat.

69 Oehlsen, Vertriebenenlager (wie Anm. 45). – Andreas Weigelt, dem diese Literaturbasis wohl auch et-was dünn erschien, verweist in seiner Stellungnahme zum Konzept-Entwurf (www.mwfk.brandenburg.de [17.10.2016]) immerhin auf eine bereits in Müllrose gezeigte Ausstellung und eine von Schülern zusammen-gestellte Broschüre: Flucht, Vertreibung, Neubeginn nach 1945. Schicksasle und Berichte aus dem Raum Lie-berose. Mit Beitr. von: Karl Beerfelde u. a. Hrsg. von der Evang. Kirchengemeinde Lieberose und Land. Red.:

Andreas Weigelt. Lieberose 2006.

70 Werner Vogel: Das Haus Brandenburg. Geschichte und Wirksamkeit. In: Landesherr, Adel und Städte in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Neumark. Klaus Neitmann (Hrsg.) (Bibliothek der Brandenburgi-schen und PreußiBrandenburgi-schen Geschichte, Bd. 14). Berlin 2015, S. 407–411. – Zur Neumark und Ostbrandenburg siehe den knappen Überblick: Beata Halicka / Matthias Diefenbach: Neumark / Ostbrandenburg / Ziemia Lubuska. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2018. URL:

ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p38427 (Stand 23.01.2018).

71 [Gemeint ist das zunächst von Dr. Detlef Kotsch, dann von Dr. Harald Engler im Auftrag des BLHA geplante Editionsvorhaben, in das der Verf. erst 2013 als Nachfolger Englers eingestiegen und das erst mit dem vorlie-genden, um eine Darstellung erweiterten (aber auch im Quellenteil völlig neu konzipierten) Werk abgeschlos-sen worden ist.]

72 Ebd., S. 76. Im Entwurf (S. 60) hatte es noch knapper, aber weniger deutlich delegierend geheißen: „Zukünftige Ausstellungen können demnächst auf die derzeit vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) vorbereitete Quellenedition ‚Integration der Vertriebenen in Brandenburg in der frühen Nachkriegszeit‘ zurückgreifen.“

deutlich auf das Fürstenwalder Haus fokussiert ist die Formulierung im allgemeineren Abschnitt zu Desideraten: „Darüber hinaus gibt es einen dringenden Bedarf an einer auf der Grundlage des ak-tuellen Forschungsstands zu erarbeitenden ständigen Ausstellung zum Schicksal der deutschstämmigen73 Heimatvertriebenen. Hier ist zu diskutieren, von welcher Institution eine solche Einrichtung getragen wer-den könnte. In jedem Fall jedoch ist die Kooperation mit polnischen Partnerinstitutionen anzustreben.

Hierbei kann an bereits bestehende Kontakte der Stiftung Brandenburg74 angeknüpft werden.“75 Auch hier wird also zwar erstmals ausdrücklich das Desiderat einer Dauerausstellung formuliert, aber letztlich wohl doch wiederum der (vom Land rechtlich unabhängigen) Stiftung Brandenburg als Trägerin des Fürstenwalder Hauses, wenn auch indirekt, die Zuständigkeit zugewiesen. Demge-genüber hatte die Sozialforscherin und Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Dr. Anna Kaminsky (geb. 1962 Gera) in ihrer Stellungnahme zum Entwurf des Konzepts bezüglich der „Frage nach dem Ort, an dem die Geschichte der Heimatvertriebenen aufge-arbeitet und ausgestellt werden könnte“ behutsam kritisch angemerkt: „Käme hier nicht das Haus der Brandenburgischen Geschichte76 in Potsdam oder Eisenhüttenstadt77 in Frage?“78

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