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Wirtschaftliche Wärme für kommunale Gebäude

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 33-38)

EWE Wärme-Direkt-Service

Als einer der fortschrittlichsten Energiedienstleister Deutschlands versorgt EWE seit Jahrzehnten Menschen sicher mit Energie – in Teilen Branden-burgs, Mecklenburg-Vorpommerns und in der Ems-Weser-Elbe-Region. Wir entwickeln Energiekonzepte für die Zukunft, setzen uns für den Ausbau erneuer-barer Energien ein und realisieren innovative Projekte gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort.

Mit unserem Wärme-Direkt-Service profitieren Kommunen von einer kostengünstigen und wirtschaftlichen Wärmeversorgung, und das ganz ohne eigene Investition. Denn EWE plant, finanziert und betreibt neue Heizanlagen für sie.

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Erneuerbaren Energien erreicht werde, die Wertschöpfung am geringsten ist. Auch die Frage der Planungssicherheit sei nicht geklärt.

Die kommunalen Spitzenverbände wollen sich deshalb weiterhin intensiv in die Debatte zur Weiterführung der Energiewende ein-bringen, so der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg.

Die Gestaltungskraft bei kommunalen Beteiligungen Im Freistaat Thüringen hat es im vergangenen Jahr die größte Rekommunalisierung der ver-gangenen Jahre gegeben. „Dass eine derart große Zahl von Kommunen Eigentümer eines Regionalversorgers werde, sei in Deutschland

einmalig“, so Prof. Dr. Schäfer. Er fragt, ob die Thüringer Energie AG nun die Keimzelle für anderweitige Kooperationen bei der Daseins-vorsorge sein kann. „Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich dies noch nicht beantworten“, so Peter Hengstermann. Der ehemalige Landrat des Kyffhäuserkreises ist heute Vorsitzender der Kommunalen Energie Beteiligungs-Ge-sellschaft Thüringen AG (KEBT AG). Die kommunale Übernahme des eigenen Regional-versorgers hätte einigen Mut erfordert. Denn um die getätigten Kredite bedienen zu können, seien die beteiligten Kommunen noch auf Jahre hinaus auf verlässliche Ausschüttungen angewiesen. In diesem Zusammenhang gebe es einige, potentiell herausfordernde Markt-tendenzen, die aufmerksam beobachtet werden müssten, so Hengstermann.

Prof. Dr. Schäfer wirft ein, dass eine gestaltende kommunale Beteiligung nur aus einer strategischen Planung erwachsen könne.

Vor dieser Prämisse geht an Tim Hartmann die Frage, wie er den kommunalen Gestaltungs-anspruch bei möglichen Beteiligungen ein-schätzt. „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Kommunen an der Wertschöpfung in der Versorgungswirtschaft beteiligt werden

müssen“, so der Vorstandsvorsitzende der envia Mitteldeutsche Energie AG. „Nicht zuletzt weil wir als Unternehmen im Hin-blick auf Konzessionen oder auch Kunden-beziehungen auf die Kommunen angewiesen sind, werden regionale Verankerung und Verschränkung mit den Kommunen auch in Zukunft grundlegende Elemente unserer Unternehmensstrategie bleiben.“ Allerdings seien die Ausgangsbedingungen in den Kommunen vor Ort recht unterschiedlich.

Die meisten Investitionen für den Umbau

des Verteilnetzes im Zuge der Energiewende werden von den Regionalversorgern und nicht von den Stadtwerken getätigt. Auch hin-sichtlich Teuerungsraten, Größenordnungen oder Effizienz gäbe es recht unterschiedliche Ausgangslagen.

Bei der politischen Führung vermisst Hartmann klar strukturierte Vorgaben. Er merkt an, dass kleinere Versorger in der Regulierungspraxis

der vergangenen Jahre bevorteilt worden seien. So ist es erklärbar, dass es weiterhin bundes-weit 800 Versorger gibt, obwohl gerade kleinere Stadtwerke Effizienzsteigerungen nicht in vergleich-barer Form haben heben können. Das Marktvolumen werde in den kommenden Jahren deutlich schrumpfen. Parallel würden vor allem bei

den regenerativen Energien neue Eigentümer auf den Markt treten. Hartmann erwartet, dass sich im Zuge all dieser Entwicklungen der Versorgungsmarkt weiter verändern wird.

Aktuell sei es aber schwierig, klare Tendenzen zu prognostizieren.

Der steuerliche Querverbund Prof. Dr. Schäfer betont, dass die Energie-wirtschaft der einzige Bereich sei, wo die Kommunen noch Erträge generieren könnten.

Der steuerliche Querverbund werde auch

des-halb noch aufrechterhalten, weil der ÖPNV an vielen Standorten anders kaum finanziert werden könne. Aufbauend auf der Zustands-beschreibung Tim Hartmanns fragt er, wie Kommunen und Unternehmen auf die geschilderten Szenarien reagieren können und welche Rolle die Kommunen bei der Formulierung von Strategien spielen müssten.

Detlef Nonnen beleuchtet als Geschäftsführer der eins energie in sachsen die aktuelle Ent-wicklung anhand des eigenen Unternehmens.

„Wir haben vor vier Jahren eine Fusion voll-zogen, die deutschlandweit kaum Beispiele

kennt. Die Stadtwerke eines Oberzentrums, der immerhin viertgrößten Stadt des Ostens, haben sich mit einem kommunalen Zweckverband aus dem Umland auf Augenhöhe zusammen-geschlossen, um gemeinsam die Versorgungs-wirtschaft in der Region zu gestalten.“

Roundtable

Wir haben die kommunalen Beteiligungen seinerzeit erkämpft,

wir haben sie verteidigt und wir haben sie sukzessive weiter-entwickelt. Deshalb werden wir sie auch angesichts der aktuellen Rekommunalisierungswelle nicht

fraglos zur Disposition stellen.

„ ______________________

Karl-Ludwig Böttcher

Nicht zuletzt weil wir als Unternehmen im Hinblick auf Konzessionen oder auch

Kunden-beziehungen auf die Kommunen angewiesen sind, werden regionale

Verankerung und Verschränkung mit den Kommunen auch in Zukunft grundlegende Elemente

unserer Unternehmensstrategie bleiben.

„ ______________________

Tim Hartmann

Die Kommunen sind täglich gefragt, das gewachsene Vertrauen in ihre wirtschaftliche

Gestaltungskraft aufs Neue zu rechtfertigen. Schließlich kann das

Pendel der Rekommunalisierung auch wieder umschwenken, wenn

die Erfolge des wirtschaftlichen Engagements ausbleiben.

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Michael Thomalla

Steffen Ludwig (l.) und Detlef Nonnen

UNTERNEHMERIN KOMMUNE • AUSGABE 03 / SEPTEMBER 2014 35

Michael Thomalla (l.) und Caspar Baumgart

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Die erreichten Erfolge ließen darauf schließen, dass dies die richtige Strategie war und dass sie auch künftig noch tragfähig sei. Dieses Modell könne durchaus auch auf andere Regionen oder Sparten angewendet werden. Generell gelte, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen den Vertretern der Gesellschafter und der Geschäftsführung bestehen müsse, um Herausforderungen erkennen, Strategien entwickeln und diese Konzepte dann auch umsetzen zu können. „Die kommunalen Eigentümer erwarten zu Recht, dass die Vorschläge hierfür aus den Unternehmen heraus erwachsen. Die Rolle der kommunalen Energie-wirtschaft für gesellschaftliche und Energie-wirtschaftliche Strukturen vor Ort kann kaum überschätzt werden“, so Nonnen. Dies beträfe nicht nur den steuerlichen Querverbund, sondern auch die Auftragsvergabe, Arbeitsplätze und nicht zuletzt auch das Sponsoring für gesellschaft-liche Aktivitäten in der Region.

Prof. Dr. Schäfer entgegnet, dass kommunale Unternehmen zwar Impulse geben könnten, dass letztlich aber der kommunale Eigen-tümer strategische Vorgaben zum unternehmerischen Engagement entwickeln müsse. Er fragt, welche Prämissen dabei berücksichtigt werden müssen. „Vertrauen und Verlässlichkeit sind die grundlegenden Säulen einer kommunalen Beteiligung“, findet Michael Thomalla.

Die Kommunen seien täglich gefragt, das gewachsene Vertrauen in ihre wirtschaftliche Gestaltungskraft aufs Neue zu rechtfertigen.

Schließlich könne das Pendel der Rekommunalisierung auch wieder umschwenken, wenn die Erfolge des wirtschaftlichen Engagements ausbleiben. Eine enge Beziehung zwischen den beteiligten Kommunen

und der Geschäftsführung sei Voraussetzung, um im schwierigen Geflecht politischer Vorgaben und wirtschaftlicher Notwendigkeiten reüssieren zu können. Größere Projekte ließen sich generell nur dann umsetzen, wenn auch die Akzeptanz der Bürger gewonnen werde.

Und diese wiederum sei eng verbunden mit dem Grad der lokalen bis regionalen Wertschöpfung.

Wenn Windparkanlagen in Mecklenburg-Vorpommern lediglich das Vermögen bayerischer Zahnärzte mehren, dann würden sich die Bürger mit Recht dagegen stemmen. „Einerseits kämpfen wir um eine gesetzliche Verpflichtung, dass jede Kommune, auf deren Territorium Anlagen zur Erneuerbaren Energieerzeugung entstehen, ein Beteiligungsrecht von bis zu 20 Prozent erhält. Andererseits muss jedoch klar die Wirtschaftlichkeit einer Unternehmung nachgewiesen werden, bevor sich eine Kommune an ihr beteiligt. Als Verband hatten wir immer auch den Anspruch, die Kommunen bei diesen Abwägungen zu begleiten.“ Die Re-Finanzierung der WEMAG-Rekommunalisierung gelänge deutlich schneller, als dies ursprünglich erwartet wurde. Und mittlerweile sei auch das Land froh, mit der WEMAG ein Unternehmen zu haben, mit dem es sich energiepolitisch eng beraten kann. Der Landesenergieminister, Volker Schlotmann, hätte einen Energierat ins Leben gerufen, der erörtern soll, wohin sich Mecklenburg-Vorpommern im Zeitalter der Erneuerbaren Energien entwickeln soll und welche Impulse diesbezüglich die Politik setzen müsse. Auf dieser Plattform könnten auch die Stadtwerke angemessen einbezogen werden, so Thomalla.

Kooperationen als das Gebot der Stunde

Prof. Dr. Schäfer äußert die Ansicht ein, dass die dringend erforderliche Regionalisierung auch über ein verstärktes kommunales Engagement

bei den Regionalversorgern hergestellt werden könne. „Wir haben es immer begrüßt, dass die E.DIS über einen starken kommunalen Anteil verfügt“, antwortet Paasch. Dass die Kooperation zwischen E.DIS, den branden-burgischen Kommunen und nicht zuletzt mit dem Städte- und Gemeindebund Branden-burg so gut funktioniert, hätte auch mit gemeinsamen Ansichten zu tun, die sich alle Seiten zu wichtigen energiewirtschaft-lichen Entwicklungen gebildet hätten. „Im E.DIS-Aufsichtsrat sitzen Vertreter der 500 Kommunen, die sich intensiv einbringen.

Daneben kooperieren wir mit 800 Aktionären und Konzessionsgebern. Viele Kommunen wollen sich in der Energiewende engagieren, weil sie denken, dass sich hier risikolos Gewinne erwirtschaften lassen. Allerdings sind damit auch erhebliche Risiken verbunden. Eine Beteiligung an der E.DIS könnte ein guter Mittelweg sein, von unserem Know-how zu profitieren und das eigene Geld sinnvoll anzulegen. Wir sind dafür offen.“ Kommunale Beteiligungen seien immer auch ein Instrument, mit dem sich lokale und regionale Wertschöpfung erhöhen ließe und Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, so Paasch. „Brandenburg ist das Bundesland mit der absolut zweithöchsten und pro Kopf höchsten Erneuerbare-Energien-Erzeugung“, wendet Karl-Ludwig Böttcher ein. Diese Ent-wicklung sei bei den großen Stromkonzernen verschlafen worden. Aktuell sei es das Gebot der Stunde, Stadtwerke und Regionalversorger noch stärker zu vernetzen und Investitionen gemeinsam in Angriff zu nehmen. Dazu müssten aber auch die entsprechenden Rahmen-bedingungen geschaffen werden. Denn wenn auf Landes- oder Bundesebene keine klaren Konzepte verfolgt und abgestimmt werden, könnten auch verstärkte Kooperationen nicht die erwarteten Erfolge erzielen. „Generell werden wir nicht in der Kleinteiligkeit der gegebenen Strukturen verharren können. Wenn wir das Roundtable

Kirchturmdenken nicht überwinden, werden uns andere überrollen“, ist sich Böttcher sicher.

Caspar Baumgart teilt diesen Gedanken zwar, zeigt sich jedoch skeptisch, ob eine verstärkte kommunale Solidarität tatsächlich gelingen kann. Die Entwicklung der vergangenen Jahre deute in die entgegengesetzte Richtung.

Renaissance der Energiekombinate?

Interkommunale Solidarität werde offenbar von allen Beteiligten als ein zentrales Erforder-nis im ostdeutschen Energiemarkt angesehen, fasst Prof. Dr. Schäfer zusammen. Daraus ergebe sich jedoch die Frage, wie sich solche

gewünschten Strukturen initiieren lassen.

Denn tatsächlich zeige sich in der Praxis eine ganz andere Entwicklung, nämlich eine fort schreitende Entsolidarisierung. Steffen Ludwig bezieht sich auf die Ausgangsbedingungen des deutschen Energiemarktes im Jahre 1990. Hier seien in den ehemaligen Bezirken und heutigen sächsischen Regierungsbezirken unterschied-liche Partner und unterschiedunterschied-liche Heran-gehensweisen gewählt worden. „Mir gefällt es nicht, dass kommunales Eigentum gegen-einander konkurriert. Die kommunale Ebene schadet sich damit selbst“, so Ludwig. Dennoch gebe es auch lokale Egoismen. Sicherlich wolle

niemand zu den Energiekombinaten der DDR-Zeit zurückkehren. Doch eine stärkere Ver-schränkung der Kommunen und eine Vergrößerung der energiewirtschaft-lichen Strukturen hält Ludwig für unabding-bar. Hier müssten auch die privaten U n t e r n e h m e n mitmachen.

Tim Hartmann ergänzt, dass eine

Man kann nicht zuerst eine Energiewende gesetzlich vorgeben, um dann ständig an den

entscheidenden Stellschrauben zu drehen und die Unternehmen

zu verunsichern.

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Detlef Nonnen

Dort, wo es Sinn macht, bin ich eindeutig dafür, das unter-nehmerische Engagement auf andere Bereiche der

Daseinsvor-sorge auszudehnen. Dies wird vermutlich aber keine exklusive

Versorgungsfunktion, sondern eher ergänzende Dienstleistungen

betreffen.

„ ______________________

Caspar Baumgart

Fusion am Ende und nicht am Anfang eines Prozesses stehen kann. „Ich komme aus einer Region, in der energiewirtschaftliche Kooperationen konsequent vorangetrieben wurden. Im Saarland sind alle Stadtwerke an einem Regionalversorger beteiligt, der wiederum Anteile an allen Stadtwerken hält. Die Back-office-Prozesse wurden weitgehend ver-einheitlicht, doch nach außen treten die Unter-nehmen als eigene Marken auf. Wenn solche Strategien der Kostenoptimierung konsequent umgesetzt werden, ist eine Fusion am Ende ein möglicher, natürlicher Schritt.“ Investitionen würden allerdings erschwert durch die Vielzahl der maßgeblichen Rahmenbedingungen, die von der Politik seit Verkündung der Energie-wende in kurzen Abständen modifiziert werden.

Die Impulse für eine verstärkte Kooperation müssten daher aus den Unternehmen selbst kommen, so Hartmann.

In Thüringen sei die Situation der im Saar-land nicht unähnlich, sagt Peter Hengster-mann. Zwischen der jüngst kommunalisierten Thüringer Energie AG und den Stadtwerken im Land gebe es schon heute vielfältige Kooperationen, die in Zukunft noch weiter ausgebaut werden müssten.

Caspar Baumgart wirft ein, dass die Strukturen in Mecklenburg-Vorpommern einander teil-weise überlagern. Kooperationen würden dadurch deutlich erschwert. Neben Strom und Gas seien viele Stadtwerke auch im Trink- und Abwasser und in der Wärme tätig. Hier sei der wirtschaftliche Druck geringer. Auch deshalb werde die Notwendigkeit einer Zusammen-arbeit mit regionalen Partnern nicht unbedingt gesehen. Die WEMAG versuche, eine stärkere regionale Integration auch über Instrumente der Bürgerbeteiligung herzustellen. Dazu sei unter anderem eine Genossenschaft zur Förderung der Erneuerbaren Energien gegründet worden. „Alle der hier am Tisch vertretenen Unternehmen verfügen über die notwendige kritische Masse“, bilanziert Detlef Nonnen. Allerdings würde die

Peter Hengstermann (l.) und Tim Hartmann

UNTERNEHMERIN KOMMUNE • AUSGABE 03 / SEPTEMBER 2014 37 DIE TEILNEHMER DER DISKUSSIONSRUNDE

(IN NAmENSAlPHABETIScHER REIHENfOlGE)

ˆ Baumgart, Caspar – Vorstand WEMAG AG, Schwerin

ˆ Böttcher, Karl-Ludwig – Geschäftsführer Städte- und Gemeindebund Brandenburg

ˆ Hengstermann, Peter – Landrat a.D. Kyffhäuserkreis; Vorsitzender Kommunaler Energie Beteiligungs-Gesellschaft Thüringen AG (KEBT AG)

ˆ Hartmann, Tim – Vorstandsvorsitzender envia Mitteldeutsche Energie AG

ˆ Ludwig, Steffen – Bürgermeister der Gemeinde Reinsdorf, Vorsitzender des Aufsichtsrates der eins energie in Sachsen GmbH & Co. KG und Vorsitzender des kommunalen Anteilseigner-Zweckverbandes „Gasversorgung in Südsachsen“

ˆ Nonnen, Detlef – Geschäftsführer eins energie in Sachsen GmbH & Co. KG

ˆ Paasch, Manfred – Vorstand E.DIS AG, Fürstenwalde

ˆ Thomalla, Michael – Geschäftsführendes Vorstandsmitglied Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern

Moderation

ˆ Prof. Dr. Michael Schäfer – Chefredakteur von UNTERNEHMERIN KOMMUNE

Für die ostdeutsche Energieversorgung sind die Grenzen des Wachstums erreicht. In der derzeitigen Marktphase kann es nur darum gehen, die Versorgung nachhaltig zu sichern und qualitativ fortzuentwickeln. Dies wird vor den beschriebenen Rahmenbedingungen nur gelingen,

wenn der Solidargedanke möglichst intensiv gelebt wird. Daraus resultiert das Erfordernis, Ko-operationen zu beleben und Impulse in diese Richtung zu setzen. Nicht sinnvoll ist es, einen Pseudo-Wettbewerb auszurufen, der – wenn überhaupt – nur über extrem komplexe Regulie-rungsmodelle funktionieren könnte. Die seinerzeit eher zufällig entstandene Struktur der Re-gionalversorger mit starken kommunalen Beteiligungen bietet eine gute Basis, um gemeinsam mit Kommunen und Privatwirtschaft eine Energieversorgung zu schaffen, die den aktuellen Herausforderungen möglichst gerecht wird.

Falk Schäfer

i infos

Notwendigkeit von Kooperationen von Ver-tretern kleinerer Stadtwerke vermutlich ganz anders beurteilt werden. Für alle Marktakteure gelte hingegen die Notwendigkeit verlässlicher Rahmenbedingungen. „Man kann nicht zuerst eine Energiewende gesetzlich vorgeben, um dann ständig an den entscheidenden Stellschrauben zu drehen und die Unternehmen zu verunsichern.“

Mittlerweile seien die regulativen Rahmen-bedingungen für Windenergie in Sachsen derart eng gefasst, dass kaum ein neues Windrad mehr errichtet werde, kritisiert Nonnen.

Neue Geschäftsfelder

Zur Jahrtausendwende zeigte sich bei den großen Energieversorgern die Tendenz, sich mit Annex-Geschäften auch außerhalb der Energiesparten zu engagieren. Prof. Dr. Schäfer fragt, ob die bestehenden Regionalversorger in Ostdeutschland angesichts der geschilderten Marktendenzen diese Tradition wieder auf-nehmen sollten. „Es kommt darauf an, wie weit der Begriff der Daseinsvorsorge gefasst wird“, antwortet Hartmann. Generell sei es jedoch sinnvoll, die durch z.B. Regulierung und den demografischen Wandel bedingte Verkleinerung des Marktvolumens über andere Geschäfts-felder zu kompensieren. Wenn die Rahmen-bedingungen stimmen, könne er sich Aktivitäten der Regionalversorger insbesondere beim Aus-bau der Glasfasernetze vorstellen. Hier ließen sich einige Synergien im Zusammenhang mit dem Netzausbau realisieren. Dies setze jedoch voraus, dass die Landesebene bereit ist, den Glas-faserausbau konsequent voranzutreiben.

„Dort, wo es Sinn macht, bin ich eindeutig dafür“, sagt Caspar Baumgart. Insbesondere bei Wasser und Abwasser könne er sich Einiges vorstellen. Dies beträfe aber vermutlich keine exklusive Versorgungsfunktion, sondern eher

ergänzende Dienstleistungen. In puncto Mobilität müssten innovative Modelle ent-wickelt werden, wie ein angemessenes Angebot nachhaltig organisiert werden kann. Als Bei-spiele werden Elektromobilität oder der Aus-bau von Car-sharing-Modellen genannt. Die WEMAG könne hier einen Beitrag leisten.

Allerdings würden solche neuen Geschäfts-felder auf absehbare Zeit nicht ansatzweise den Stellenwert der Energieversorgung erreichen.

Peter Hengstermann fügt hinzu, dass sich die Thüringer Energie AG erklärtermaßen bereits auf den Weg zur Erbringung umfassender Daseinsvorsorgeleistungen begeben hat. „Auch in einem enger werdenden Markt wird es weiter-hin ein Ziel der E.DIS bleiben, Wachstum zu generieren“, sagt Manfred Paasch. In seinem Unternehmen seien neue Geschäftsfelder bereits in Tochterunternehmen gebündelt worden. Im Hinblick auf die Kommunen

sieht Paasch es an der Zeit, der wachsenden Komplexität in vielen Versorgungsmärkten durch stärkere Kooperationen zu begegnen.

Die E.DIS hätte zusammen mit den Stadt-werken in der Region bereits eine Plattform geschaffen, die den Austausch von Know-how und die gegenseitige Abstimmung ermöglichen soll. Der Wirkungsgrad solcher Modelle könne mittelfristig allerdings noch deutlich ausgebaut werden. Die normative Kraft des Faktischen werde in den kommenden Jahren allerdings schon dafür sorgen, dass die beteiligten Akteure näher zusammenrücken.

Die eins energie in sachsen engagiert sich bereits bei Wasser und Abwasser, sagt Detlef Nonnen. Zusätzlich sei das Unternehmen an der Thüga Erneuerbare Energien GmbH beteiligt.

Auch die energienahen Dienstleistungen würden weiter ausgebaut werden. Letztlich lägen einige Potentiale auch im Ausbau der Breitbandver-sorgung. Hier sei mit der Telekom AG eine deutschlandweit einzigartige Zusammenarbeit initiiert worden. „Wir haben seit 2012 50.000 Haushalte in Chemnitz anschließen können.

Die Glasfaserleitungen werden von uns gelegt und langfristig an die Telekom vermietet.“

Michael Thomalla betont abschließend, dass bei aller Harmonisierung und Kooperation auch der Wettbewerb nicht außer Acht gelassen

werden dürfe. n

Die Veranstaltung dokumentierte Falk Schäfer www.e-dis.de

www.eins.de www.enviam.de

www.kebt.de

www.stgb-brandenburg.de www.stgt-mv.de

www.wemag.com

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 33-38)