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Stabile Entwicklung im

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 44-51)

ostdeutschen Tourismusmarkt

Der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) veröffentlicht jährlich umfangreiche Analysen zum ostdeutschen Tourismusmarkt.

D

ie neuen Bundesländer sind reich an touristischen Highlights. Hier liegen sieben der 13 deutschen Nationalparks und zwölf der 39 UNESCO-Welterbestätten in Deutschland. Von den Stränden der Ostsee bis zu den mitteldeutschen Mittelgebirgen bietet die Region eine enorme kulturelle wie landschaftliche Vielfalt. In den 25 Jahren seit Öffnung der Mauer wurden verfallene mittelalterliche Stadtkerne restauriert, einzigartige Naturräume geschützt und die Infrastruktur erneuert. Die Deindustrialisierung der Neuen Bundesländer ist insgesamt ein umstrittenes Erbe der Deutschen Einheit, doch für den Tourismus war dieser Umstand eher förderlich.

Mittlerweile haben sich zwischen Kap Arkona und Fichtelberg touristische Highlights etabliert, die über die Grenzen der Region und ganz Deutschlands hinausstrahlen. Dass sich der Tourismus in den Neuen Bundesländern mittlerweile zu einem zentralen Wirtschaftszweig entwickelt hat, ist auch der unterdurchschnittlichen Ausprägung der produzierenden Industrie zuzuschreiben, ändert jedoch nichts daran, dass sich mit touristischen Dienstleistungen wichtige Potentiale für die weitere Entwicklung der Region verbinden.

Dr. Michael Ermrich, Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), auf dem 17. OSV-Tourismusforum am 6. März 2014 im Berliner ICC. Die Veranstaltung findet jährlich während der Internationalen Tourismusbörse in Berlin statt. Foto: Thomas Koehler, photothek.net/OSV

UNTERNEHMERIN KOMMUNE • AUSGABE 03 / SEPTEMBER 2014 45 südeuropäischen Staaten mit Wachstumsraten

zwischen sechs und sieben Prozent. Nord- und West-europa blieben mit durchschnittlich vier Prozent etwas dahinter zurück, konnten aber dennoch ein Wachstumsplus erzielen. Am deutschen Markt lässt sich diese Entwicklung nur bedingt nachvollziehen.

Das Wachstum der Incoming-Zahlen lag mit 3,7 Prozent klar unter dem weltweiten und europäischen Durchschnitt. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kann Deutschland aktuell nicht mehr zu den treibenden Kräften im Europatourismus gezählt werden. Ähnlich ernüchternd fällt die Bilanz mit Blick auf den Inlandsmarkt aus. Hier wird lediglich ein Plus von 1,6 Prozent bei den Ankünften sowie von 1,1 Prozent bei den Übernachtungen erreicht.

Für das laufende Jahr 2014 wird jedoch ein deutlicher Aufwärtstrend erwartet. Die florierende deutsche Wirtschaft spiegelt sich auch in den Reise-budgets wider. Laut Umfragen wollen die Deutschen für 2014 mehr Geld für Reisen ausgeben, als noch in den vergangenen Jahren. International rechnet die UN-Welttourismusorganisation mit einem Auf-wuchs von vier Prozent. Wie sich diese Entwicklung in Deutschland abbilden wird, bleibt abzuwarten.

Die Prognosen ausgewählter Marktforschungs-organisationen geben jedenfalls Anlass zu recht ausgeprägtem Optimismus.

Nach dem Vorbild des ifo-Geschäftsklima-index befragt die dwif-Consulting (dwif), die das Tourismusbarometer im Auftrag des OSV wissen-schaftlich bearbeitet, dreimal pro Jahr Vertreter von Orten und Regionen nach ihrer Zufrieden-heit mit der touristischen Entwicklung und ihren Erwartungen für die kommenden Monate. Der mögliche Indexwert reicht dabei von 0 (durchweg negative Bewertung) bis 200 (durchweg positive Bewertung). Im Hinblick auf Ostdeutschland

liegt der Index seit seiner erstmaligen Erhebung im Jahr 2011 durchweg über dem Mittelwert von 100 Punkten. Allerdings zeigte sich ab Juni 2012 eine leicht negative Tendenz, die erst im Sommer/

Herbst des vergangenen Jahres leicht und zu Beginn 2014 deutlich umgekehrt wurde. So wird für dieses Jahr eine deutlich bessere Tendenz erwartet als noch im vergangenen Jahr. Mit einem Wert von 135 liegt der Tourismusindex aktuell auf einem guten Niveau. Aus Sicht der Befragten

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und Weiterentwickeln der Qualität bestehender Infra-struktur – vor allem aus Sicht der lokalen Touristiker.

Hierin spiegelt sich auch der zunehmende Investiti-onsbedarf in der ostdeutschen Tourismuswirtschaft wider. Auf Rang drei der wichtigsten Arbeitsfelder 2014 folgt das Innenmarketing, welches ebenfalls an Bedeutung zunimmt und zu den Managementaufga-ben der Tourismusorganisationen zählt.

Die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Arbei-ten sind jedoch nicht durchweg positiv. Obwohl die Mehrheit auf stabile Budgets und Mitarbeiterzahlen setzen kann, erwartet auch im Jahr 2014 fast jede vierte Organisation sinkende Personalkapazitäten.

Die Akteure müssen handeln, um den Herausforde-rungen einer professionellen Gästebetreuung und Vermarktung dennoch gerecht zu werden. Ein noch stärkeres Zusammenrücken mit den benachbarten Orten und Regionen stellt aus Expertensicht einen zentralen Lösungsansatz dar.

Abb. 3: Tourismusklimaindex Ostdeutschland

Tourismusklimaindex Ostdeutschland

Durchschnittswert Übernachtungen und Tagesreisen Tourismusklimaindex nach Ländern (Februar 2014)

127,8

151,4 130,3

147,3 134,8

Trend

134,8

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200

Feb Juni Okt Feb Juni Okt Feb Juni Okt Feb

2011 2012 2013 2014

Quelle: dwif 2014

Abb. 1: Tourismusklimaindex Ostdeutschland

hat sich der Tourismus in Ostdeutschland in den Wintermonaten überwiegend gut entwickelt.

Besonders optimistisch zeigen sich die Sachsen-Anhalter und die Brandenburger.

Tourismusmagnet Ostdeutschland 25 Jahre nach dem Mauerfall hat sich der Touris-mus in den neuen Bundesländern zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt. Die ist unter anderem massiven öffentlichen Förderprogrammen aber auch privaten Investitionen zu verdanken. Die Über-nachtungsnachfrage in Ostdeutschland hat sich seit Beginn der 90er Jahre mehr als verdoppelt. Mit einem Plus von 170 Prozent erreicht Mecklenburg-Vor-pommern einen Spitzenwert. Im Freistaat Thüringen war das Wachstum mit 50 Prozent am geringsten ausgeprägt. Der Marktanteil der neuen Bundes-länder am gesamtdeutschen Tourismus ist von 10,4

auf 18,1 Prozent signifikant gestiegen. Damit ent-fällt heute ein in Relation zur Einwohnerzahl über-proportional hoher Anteil der Übernachtungen auf die neuen Bundesländer. Die touristisch seit einigen Jahren besonders stark boomende Hauptstadt Berlin ist in dieser Statistik noch gar nicht berücksichtigt.

Die neuen Bundesländer haben ihre touristische Anziehungskraft auch über die Grenzen der Bundes-republik hinweg steigern können. So übernachten heute etwa dreimal so viele Gäste aus dem Ausland in den neuen Bundesländern als noch 1990. Mit dem Jahre 2010 hat sich das touristische Wachstum in Ostdeutschland allerdings etwas abgeschwächt.

Für 2013 war sogar ein leichter Rückgang der Übernachtungszahlen um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Hier hat sich ins-besondere Elbeflut der Sommermonate negativ ausgewirkt. So lässt sich erklären, dass die davon nur in Randgebieten betroffenen Bundesländer

Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Zuwächse von immerhin einem Prozent der Übernachtungszahlen erzielen konnten. Trotz der Prognosen eines wiederauflebenden Wachstums für das Jahr 2014 muss insgesamt konstatiert werden, dass der Tourismus-Markt Ostdeutschland nach den enormen Steigerungen der letzten beiden Jahr-zehnte als weitgehend gesättigt angesehen werden muss und nur noch in qualitativer Hinsicht ein signifikantes Wachstum möglich scheint.

Auf regionaler Ebene zeigen sich im ost-deutschen Vergleich für das vergangene Jahr recht unterschiedliche Werte. Bei den urban geprägten Destinationen konnten insbesondere die sächsischen Städte – allen voran Chemnitz, aber auch Leipzig und Dresden – deutlich zulegen. Im Zuge der über-durchschnittlich positiven Übernachtungszahlen an der Ostseeküste konnte auch die Hansestadt Rostock signifikante Zuwächse erzielen. Newcomer bei den Seenregionen ist das Lausitzer Seenland.

Die Flutung und Renaturierung ehemaliger Tage-baulöcher kann zumindest mit dem heutigen Stand als voller touristischer Erfolg bezeichnet werden.

Doch auch das nahegelegene Dahme-Seenland oder die Uckermark konnten bei den Übernachtungs-zahlen deutlich zulegen. Seit dem Jahr 2013 ver-fügt Ostdeutschland nicht nur über vielfältige Weltkulturerbestätten, sondern auch über ein Welt-naturerbe. Die alten Buchenwälder Deutschlands wurden 2013 in die Liste aufgenommen. Vier von fünf dieser Wälder liegen in Ostdeutschland und zwar in den Nationalparks Jasmund auf Rügen, Hainich in Thüringen, Mecklenburger Seenplatte und im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Ins-besondere der Hainich und das Eichsfeld in Nord-westthüringen erwarten sich von diesem Schritt zusätzliche touristische Impulse. Diese Erwartungen konnten durch die Zahlen des vergangenen Jahres weitgehend bestätigt werden.

Im Hinblick auf die Entwicklung im Tourismus-markt war die Sächsische Schweiz besonders stark vom Hochwasser des vergangenen Jahres betroffen.

Aber auch andere Regionen an der Elbe und ihren Zuflüssen mussten teilweise erhebliche Einbußen in Kauf nehmen – so etwa Anhalt-Wittenberg, das Thüringer Vogtland, das Sächsische Elbland in und um Dresden, die Elbe-Börde-Region bei Magdeburg, Saale-Unstrut und die Prignitz. In diesem Zusammenhang starteten die betroffenen Länder und Kommunen Image- und Aufklärungs-kampagnen, die den Tourismus als besten Auf-bauhelfer vor Ort würdigen und Ängste vor infrastrukturellen Defiziten begegnen wollten.

Geringe Dynamik im Incoming-Segment

Wie in den Vorjahren ist der Übernachtungs-zuwachs bundesweit auch im Jahr 2013 vor allem der gestiegenen Nachfrage aus dem Sparkassen

TOURISMUSPREIS DES OSTDEUTSCHEN SPARKASSENVERBANDES 2015

Der Tourismuspreis des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) „MarketingAward – Leuchttürme der Tourismuswirtschaft“ ist wieder zu haben. Beteiligen können sich touristische Unternehmen, die mit pfiffigen Angeboten und nachahmenswerten Konzepten glänzen. Der Preis wendet sich an tou-ristische Einrichtungen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Thüringen wird der Wettbewerb vom Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen ausgelobt. Einsendeschluss ist der 15. November.

Zu folgenden Themenfeldern können Wettbewerbsbeiträge eingereicht werden:

ˆ Angebote & Produkte (Pauschalangebote, Veranstaltungskonzepte, Entwicklung neuer Dienstleistungen, Bündelung von Angebotskomponenten)

ˆ Vertrieb & Preisgestaltung (Online-Vertrieb, Kooperationen, neue Formen der Preisdifferenzierung)

ˆ Gästewerbung & Gästeinformation (innovative Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Werbekam-pagnen, Maßnahmen mit definierter Zielgruppenorientierung, Marketingstrategien, Nutzung von Social Media, Kommunikationskonzepte)

ˆ Qualitätssicherung mit Servicequalität, Gästebindung, Personalmanagement

Teilnehmen können Unternehmen, Freizeit- und Tourismusorganisationen, öffentliche Einrichtun-gen, Verbände und Vereine sowie Landkreise und Gemeinden. Die eingereichten Angebote und Konzepte sollen kreativ, originell und nachhaltig sein. Erwartet wird, dass der Wettbewerbsbeitrag den Markttest bestanden hat und bereits umgesetzt worden ist. Die Ansätze müssen zudem lang-fristig ausgerichtet sein und Impulse für die Region setzen.

Die besten Tourismusideen werden im Rahmen des OSV-Tourismusforums auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin präsentiert. Die Beteiligung am Wettbewerb ist kostenfrei. Teilnahme-unterlagen stehen im Internet unter der Adresse www.tourismusbarometer.de zur Verfügung.

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O s t d e u t s c h e r S p a r k a s s e n v e r b a n d

Ostdeutschland-Tourismus im Wettbewerbsvergleich

i 1. Rahmenbedingungen und Stimmung

Zusammenfassung

Der Welttourismus hat 2013 für Überraschungen gesorgt und mit einem Wachstum von 5 Prozent alle Prognosen übertroffen. Auch die Dynamik in den europäischen Ländern zieht wieder an. Die deutsche Tourismuswirtschaft allerdings legte nach überaus erfolgreichen Vorjahren eine Wachstumspause ein.

Für das Tourismusjahr 2014 stehen die Zeichen auch im Land der Reiseweltmeister wieder auf Wachs-tum. Die aufstrebende Wirtschaft in Deutschland und Europa scheint sich positiv auf die Reiselust aus-zuwirken. Auch das Tourismusklima in Ostdeutschland verbessert sich.

Tourismusjahr 2013: Deutlicher Aufschwung weltweit

Nachdem sich der Tourismus in den vergangenen Jahren weltweit eher verhalten entwickelt hatte und die Zuwachsraten bei den internationalen Ankünf-ten seit 2010 stetig abnahmen, brachte das Jahr 2013 einen unvorhergesehenen Boom: Mit einem Wachstum von 5 Prozent wurden die Prognosen der Welttourismusorganisation UNWTO (3 bis 4 Prozent) deutlich übertroffen.

ii Welttourismus dreht auf – Deutschland holt Luft nach den hohen Zuwächsen in den Vorjahren. 

Die zweite große Überraschung: Der europäische Markt, mit dem niemand gerechnet hatte (Progno-sen zwischen 2 und 3 Prozent) zählte 2013 zu den dynamischsten. Dieses Wachstum ist in erster Linie auf die osteuropäischen sowie die krisengebeutelten südeuropäischen Länder zurückzuführen, in denen der Incoming-Tourismus entgegen den Erwartungen florierte (+6 respektive +7 Prozent). Die nord- und westeuropäischen Staaten blieben mit Zuwächsen um 4 Prozent leicht dahinter zurück. >> Abb. 2

Abb. 2: Rückblick auf das Tourismusjahr 2013 und Prognosen für 2014

Entwicklung der internationalen Ankünfte 2013 ggü. 2012

Welt

Europa

Deutschland

5,0%

5,4%

3,7%

Prognosen ausgewählter Marktforschungsorganisationen für das (Tourismus-)Jahr 2014

Zuwachs bei den internationalen Ankünften weltweit (UNWTO)

+4

%

der Deutschen haben bereits feste Urlaubspläne (FUR/RA).

55

%

der Deutschen blicken mit Zuversicht auf das Jahr 2014 (Stiftung für Zukunftsfragen).

72

%

Steigerung der Einnahmen aus dem Incoming-Tourismus in Deutschland (FUR)

+6

%

mehr Reiseausgaben geplant (dt. Bevölkerung; lastminute.de).

11

%

Erwartetes Umsatzplus in der Hotellerie (Hoteldirektorenvereinigung Deutschland)

2

%

BIP-Wachstum in Deutschland (DIW Berlin)

1,8

%

Quelle: dwif 2014, Daten Statistisches Bundesamt, UNWTO 2014, FUR 2014a, FUR 2014b, HDV 2014, lastminute.de 2014, DIW 2014, Stiftung für Zukunftsfragen 2013

Abb. 2: Rückblick auf das Tourismusjahr 2013 und Prognosen für 2014

UNTERNEHMERIN KOMMUNE • AUSGABE 03 / SEPTEMBER 2014 47

FORUM NEUE LÄNDER

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sTourismusbarometer – Jahresbericht 2014

Abb. 5: Übernachtungsentwicklung in Betrieben ab zehn Schlafgelegenheiten 2013 gegenüber 2012

Bundesländer (in %) Reisegebiete (in %)

12,6 9,1 8,2 7,6 1,6 1,3 1,2 0,8 0,3 0,2 0,2 -0,3 -0,4 -0,5 -1,6 -3,0 Saarland Hamburg Berlin Bremen Nordrhein-Westfalen Schleswig-Holstein Hessen Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg Bayern Baden-Württemberg Niedersachsen Sachsen Rheinland-Pfalz Thüringen Sachsen-Anhalt

Lausitzer Seenland Niederlausitz Saaleland

8,2 -2,3 -1,9

<

< bis ≥-5,0

< bis ≥-2,5

< bis ≥0,0 2,5 2,5 0,0 -2,5 -5,0

-7,5 -2,0 -2,9

-2,7 4,4 -5,0

2,2 -2,9

-6,5 0,0 -0,2

-7,2 8,7

1,4 -2,6

-3,72,3 -0,5 13,2

-4,6 -11,4

-0,5 -0,9 3,0 -2,8 2,8

0,5 4,7 -3,0 1,2 -3,3 -2,3

-2,6 1,2

2,7 -0,5

0,5 -0,4

-3,0 Quelle: dwif 2014, Daten Statistisches Bundesamt und Statistische Landesämter

Top-Regionen 2013: Städte, Seen und Welt-naturerbe

Auf regionaler Ebene fiel die Bilanz des Tourismus-jahres ebenfalls sehr unterschiedlich aus. Zu den Gewinnern zählten in erster Linie …

 städtisch geprägte Reisegebiete: Allen voran legten die sächsischen Städte (Chemnitz mit zweistelligen Zuwächsen, aber auch Leipzig und Dresden) sowie die Mecklenburgische Ostseeküste mit der starken Städtedestination Rostock an Übernachtungsvolu-men zu.

 Seenregionen: Seit Jahren boomt der Tourismus am Wasser; 2013 profitierten davon vor allem das Lausitzer Seenland, das Dahme-Seenland und die Uckermark, die schon in den Vorjahren stets an Bedeutung gewonnen hatten.

 Regionen mit Weltnaturerbestätten: Der Hainich und das Eichsfeld – beide nördlich des Thüringer Waldes gelegen – sind langfristig gesehen die Zugpferde im Thüringen-Tourismus. 2013 allerdings legte das Eichsfeld nach einem überaus erfreu-lichen Vorjahr eine Wachstumspause ein, während

der Hainich zu den erfolgreichsten ostdeutschen Reisegebieten zählte. Seit Juni 2011 stehen die Buchenwälder im Nationalpark Hainich auf der Liste der UNESCO-Welterbestätten. 2014 steht das Thema UNESCO Welterbe im Mittelpunkt der Marketingaktivitäten der Deutschen Zentrale für Tourismus.5 Davon ausgehend sind weitere Impulse für die ostdeutschen Vertreter zu erwarten.

Von dem Hochwasser besonders schwer betroffen war die Sächsische Schweiz, wo die touristische Nachfrage 2013 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 10 Prozent zurückging (–32,1 Prozent im Hochwasser-Monat Juni). Aber auch die anderen Regionen an der Elbe und ihren Zuflüssen bekamen die Folgen der Überschwemmungen zu spüren: in erster Linie Anhalt-Wittenberg und das (Thüringer) Vogtland, aber auch das Sächsische Elbland, die Elbe-Börde-Heide-Region um Magdeburg, die Saale-Unstrut-Region um Halle sowie die Prignitz. Selbst groß angelegte Image- und Aufklärungskampagnen konnten nur Schadensbegrenzung leisten. >> Abb. 5

5 www.germany.travel/de/presse-international/themenjahr/unesco-presse.html

Abb. 4: Übernachtungsentwicklung in Betrieben ab zehn Schlafgelegenheiten 2013 gegenüber 2012

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i 2. Touristische Nachfrage

2.1 Übernachtungsgäste

25 Jahre nach dem Mauerfall hat sich der Tourismus in den neuen Bundesländern zu einer wahren Erfolgs-geschichte entwickelt – auch mithilfe umfassender öffentlicher Förderprogramme und privater Investi-tionen. Die Übernachtungsnachfrage in Ostdeutsch-land hat sich seit Anfang der 1990er Jahre mehr als verdoppelt (Spitzenwert: Mecklenburg-Vorpommern

Zusammenfassung

Ostdeutschland im 25. Jahr nach dem Mauerfall: Der Tourismus ist eine Erfolgsgeschichte und hat sich zu einer tragenden Säule für die Wirtschaft in den neuen Bundesländern entwickelt. Das Übernachtungs-volumen hat sich mehr als verdoppelt, der Marktanteil am Deutschland-Tourismus konnte stetig ausge-baut werden.

Allerdings flacht die Wachstumskurve seit einigen Jahren ab; 2013 reichte es sogar nur für ein leichtes Minus. Die Gründe hierfür sind zwar vielfach auf äußere Einflüsse zurückzuführen (Hochwasser, langer Winter). Dennoch: Neue Impulse für die Vermarktung, das Angebot und die Infrastruktur sind erforderlich.

Die Marktakteure sollten von Vorbildern lernen; denn einzelne ostdeutsche Regionen entwickeln sich überaus erfolgreich. Die größten Markterschließungspotenziale für die neuen Bundesländer liegen weiterhin im Incoming-Tourismus.

Darüber hinaus darf der Tagestourismus nicht vernachlässigt werden. Insbesondere im ländlich gepräg-ten Ostdeutschland hat er bei weitem nicht die Bedeutung wie in anderen vergleichbaren Regionen der Bundesrepublik. Die beträchtlichen Umsätze, die durch Tagesgäste generiert werden können, schöpfen die neuen Länder noch längst nicht aus.

+170 Prozent; Schlusslicht: Thüringen +50 Prozent;

jeweils gerundet). Gleichzeitig stieg der Marktanteil der neuen Bundesländer am Deutschland-Tourismus von 10,4 auf 18,1 Prozent. Die „touristische Export-nachfrage“ – also die Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland – erhöhte sich sogar um das Dreifa-che und entwickelte sich damit parallel zu den deut-schen Exporten insgesamt. >> Abb. 4

Abb. 4: 25 Jahre nach dem Mauerfall – Erfolgsgeschichte Ostdeutschland-Tourismus

100 200 300

1993 2003 2013

Ostdeutschland

2013: 18,1%

1993: 10,4%

Ausfuhrwert deutscher Exporte

Übernachtungen ausländischer Gäste in Deutschland Übernachtungen ausländischer Gäste in Ostdeutschland

6,8%

3,3%

1,7%

1,2%

2,8%

1,6%

2,3%

2,0%

4,4%

2,5%

Marktanteil der ostdeutschen Bundesländer an allen

Übernachtungen in gewerblichen Betrieben in Deutschland Entwicklung der Übernachtungsnachfrage im Vergleich zum deutschen Außenhandel insgesamt (Index 1993 = 100)

MV

ST BB

TH SN

Quelle: dwif 2014; Daten Statistisches Bundesamt

Abb. 3: 25 Jahre nach dem Mauerfall – Erfolgsgeschichte Ostdeutschland-Tourismus

Ausland zu verdanken. Allerdings lässt die Dynamik im Incoming-Tourismus etwas nach.

Stieg die Zahl ausländischer Übernachtungen zwischen 2010 und 2012 durchschnittlich um knapp acht Prozent, waren es im vergangenen Jahr nur 4,5 Prozent. Die neuen Bundesländer schnitten mit einer Steigerung von lediglich 1,1 Prozent deutlich schwächer ab, als die west-deutschen Mitbewerber. Während Branden-burg MecklenBranden-burg-Vorpommern und Sachsen zumindest ein leichtes Plus erzielten, war die Zahl der Incoming-Übernachtungen in Thüringen und Sachsen-Anhalt stark rückläufig. Damit wurde der Aufschwung der vergangenen Jahre in diesem Segment recht jäh gestoppt. Das Tourismusjahr 2012 hatten noch mehr als die Hälfte der ostdeutschen Regionen mit zwei-stelligen Wachstumsraten im Incoming-Segment abgeschlossen. 2013 verzeichneten 23 der 42 ost-deutschen Reisegebiete ein Minus am Jahresende.

Auch hier mussten die vom Elbe-Hochwasser betroffenen Regionen besonders starke Einbußen in Kauf nehmen.

Generell verbinden sich mit dem Incoming-Tourismus in Ostdeutschland noch enorme Potentiale. So ist der Anteil der Übernachtungen

ausländischer Gäste in Westdeutschland fast dreimal so hoch (17,5 Prozent) wie in den neuen Bundes-ländern. Innerhalb Ostdeutschlands erreicht ledig-lich Sachsen einen Wert von mehr als zehn Prozent.

Mecklenburg-Vorpommern liegt mit drei Prozent recht abgeschlagen am Ende der Rangliste. Das Tourismusbarometer mahnt daher seit Jahren an, das Auslandsmarketing weiter zu forcieren.

Deutschlandweit kamen im Jahr 2013 die meisten ausländischen Übernachtungsgäste aus den benachbarten Niederlanden. Dies gilt auch für die neuen Bundesländer. Auf dem zweiten Platz rangiert die Schweiz. Insbesondere die Ost-seestrände in Mecklenburg und Vorpommern, zunehmend aber auch andere Tourismus-regionen der neuen Bundesländer erfreuen sich dort großer Beliebtheit. Polen lag 2009 lediglich auf dem sechsten Rang, schafft es aber aktuell unter die Top 3 der wichtigsten Quellmärkte Ostdeutschlands. Mit der wachsenden Kauf-kraft und der andauernd positiven wirtschaft-lichen Entwicklung in Osteuropa verbinden sich insbesondere für die neuen Bundesländer einige Chancen im Tourismusmarketing. Auf den Rängen vier bis sechs finden sich mit Dänemark, Österreich und Schweden ebenfalls europäische Länder. Die USA als siebtwichtigster Quellmarkt für den Tourismus in Ostdeutschland sind das erste nicht-europäische Land in der Rangfolge.

Unterdurchschnittlicher Anteil des Tagestourismus

Tagesreisen nehmen eine tragende Rolle in der deutschen Tourismuswirtschaft ein. Sie werden nahezu von der gesamten Bevölkerung unter-nommen. So gaben nur 16 Prozent der Deutschen an, zwischen Mai 2012 und April 2013 keinen Ausflug unternommen zu haben. Der Durch-schnitt lag im betreffenden Zeitraum bei 38 Tagesreisen pro Kopf der Bevölkerung. Diese waren überwiegend privater Natur. Ostdeutsch-land verzeichnet bei den Tagesreisen einen geringeren Marktanteil (15 Prozent) als bei den Übernachtungen (18 Prozent). Allerdings lässt sich dieser Umstand unter anderem auf die ver-gleichsweise geringe Bevölkerungsdichte in den neuen Bundesländern zurückführen. Innerhalb der neuen Bundesländer erreichen Sachsen und Brandenburg überdurchschnittlich gute Werte.

Sparkassen

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O s t d e u t s c h e r S p a r k a s s e n v e r b a n d

Werbekampagnen gegen die Nachfrageflaute infolge des Hochwassers

„Tourismus als bester Fluthelfer“. Nach den Hoch-wasserereignissen des Frühjahres 2013 war Schnelligkeit gefragt, um den Tourismus in den betroffenen Gebieten wieder anzukurbeln. Die Lan-desmarketinggesellschaft in Sachsen-Anhalt setzte auf Plakataktionen in westdeutschen Großstädten.

Unter dem Motto „Sachsen-Anhalt ist gerade jetzt eine Reise wert“ wollte man insbesondere den Rad-tourismus an Elbe und Co. wieder in Gang bringen.

Das Land Sachsen warb in Sonderbeilagen popu-lärer Zeitungen und Zeitschriften sowie in Online-Medien und Social Media für seine Reisegebiete und Großstädte. Für die Aktion mit dem Slogan

„Sommer, Sonne, goldener Herbst: nach Sachsen!“

investierte das Land rund 750.000 Euro. Auch das brandenburgische Wirtschaftsministerium initiierte eine Online-Werbekampagne: Kurzfilme über un-versehrte Landschaften und intakte touristische Infrastruktur vermittelten die Botschaft, dass die Gäste hier unbesorgt Urlaub machen können.6

6 www.sachsen-anhalt-tourismus.de; www.sachsen-tourismus.de;

www.mwe.brandenburg.de

Ausländische Übernachtungen: Dynamik lässt weiter nach

Wie in den Vorjahren war der bundesweite Übernach-tungszuwachs im Jahr 2013 großteils auf die Nach-frage aus dem Ausland zurückzuführen. Allerdings lässt die Dynamik im Incoming-Tourismus etwas nach und ist bei weitem nicht mehr so hoch wie in den Jahren nach der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009. Stieg die Zahl der ausländischen Übernach-tungen zwischen 2010 und 2012 durchschnittlich um knapp 8 Prozent jährlich, so reichte es 2013 „nur“ für 4,5 Prozent.

Die neuen Bundesländer schnitten mit einer Steige-rung um 1,1 Prozent deutlich schwächer ab als viele westdeutsche Mitbewerber. Während Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen zumindest ein (wenn auch unterdurchschnittliches) Plus schaff-ten, ging die Zahl der Incoming-Übernachtungen in Sachsen-Anhalt und Thüringen drastisch zurück.

Insofern konnte Ostdeutschland nicht an die erfolg-reiche Bilanz des Vorjahres (+10,6 Prozent) anknüp-fen. >> Abb. 6

Abb. 6: Entwicklung ausländischer Übernachtungen in Betrieben ab zehn Schlafgelegenheiten 2013 gegenüber 2012

Quelle: dwif 2014, Daten Statistisches Bundesamt und Statistische Landesämter

Bundesländer (in %) Reisegebiete (in %)

32,8 11,6

11,3 10,2 9,2 5,0 4,1 3,6 3,3 3,0 2,7 2,4 1,4 -1,7 -5,1 -5,1 Saarland Schleswig-Holstein Hamburg Bremen Berlin Baden-Württemberg Bayern Brandenburg Nordrhein-Westfalen Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Hessen Niedersachsen Rheinland-Pfalz Thüringen Sachsen-Anhalt

Lausitzer Seenland Niederlausitz Saaleland Hainich Kyffhäuser

-13,0 -19,8 33,5 -18,8 0,1

-38,7-37,9 -18,6

-3,0 3,2-4,3

-20,8 6,6 -4,3

-11,9 11,0

1,6 -49,3

-17,63,4 1,2 16,3

-3,9 -21,8 -1,0 -0,2 31,6

-11,0 27,8

-6,0 13,5 7,4 23,9 10,3 -37,6

-34,8 9,1

-0,9 -4,7

5,2 8,8

30,2

bis ≥ bis ≥ bis ≥

<

<

<

<

-10 0 10 20 20 10 0 -10

Abb. 5: Entwicklung ausländischer Übernachtungen in Betrieben ab zehn Schlafgelegenheiten 2013 gegenüber 2012

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 44-51)