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Werkstattbetrieb der Gold- und Silberschmiede Nikolaus TrŸbners

Im Dokument Nikolaus Trübner (Seite 54-59)

7.1. Werkstattgrš§e und Arbeitsweise

Das Werk TrŸbners umfa§t eigenhŠndige Schšpfungen vom Entwurf bis zur AusfŸh-rung und Nachbearbeitung (ZiselieAusfŸh-rung), Arbeiten nach FremdentwŸrfen, Werkstatt-arbeiten und eine gro§e Anzahl von industriell hergestellten Silberwaren, hauptsŠchlich Tafelsilber. Als SpezialitŠt schrieb TrŸbner in einer GeschŠftsanzeige:

ÒAtelier fŸr getriebene Gold- und SilberarbeitenÒ. 127 Daraus ist zu schlie§en, da§

TrŸbner Gu§arbeiten grundsŠtzlich au§er Haus zum Fertigen gab. Dies wŠre nicht verwunderlich. Denn diese Art von Arbeitsteilung hatte gerade im

Goldschmiede-127. GeschŠftsanzeige im Kat. zur JubilŠumsausstellung, 1906, 11

handwerk, besonders bei GŸssen, eine sehr lange Tradition. Zudem fehlte in der Werk-statt TrŸbners eine Anlage fŸr solche aufwendigen Arbeiten.128 In einem Falle konnte die Fremdfertigung bei TrŸbner sogar nachgewiesen werden. Es handelt sich hierbei um den Pokal fŸr den Heidelberger Ruderclub. Dieser Pokal ist im Zinkspritzgu§ver-fahren hergestellt worden und trŠgt noch auf der Innenseite des Fu§es Firmenmarken, die leider nicht identifiziert werden konnten. ZinkspritzgŸsse wurden Ÿblicherweise nach eingegebenen EntwŸrfen und Modellen des KŸnstlers in Serie gefertigt. Daher ist es durchaus mšglich, da§ noch mehrere Exemplare dieses Pokales existieren.

†ber die Grš§e der Werkstatt gibt es keine Aufzeichnungen und keine Quellen aus er-ster Hand mehr. Im Nachruf auf TrŸbner wird geschrieben, da§ er fŸnf Ziseleure Òvon RufÒ beschŠftigte.129 Dazu kamen fŸnf Silberarbeiter, die in seiner Gold- und Silber-schmiede tŠtig waren. (Die zweite Werkstatt ist Ÿbrigens erst 1889 hinzugekommen, wie aus dem Schriftverkehr und den eingereichten Fassadenaufrissen TrŸbners her-vorgeht.130) Bei gro§en Auftragsarbeiten wurden noch zusŠtzliche Handwerker-KŸnstler und auch eine Silberwarenmanufaktur mit der AusfŸhrung betraut, so z.B.

bei der Fertigung des Ehrengeschenkes fŸr das gro§herzogliche Paar anlŠ§lich ihrer Goldenen Hochzeit.131 In der HochblŸte des GeschŠftes sollen sogar drei§ig Arbeiter fŸr TrŸbner tŠtig gewesen. Demnach hŠtte die Firma TrŸbner die wohl grš§te Silber-schmiede Badens dargestellt.132

Von den Angestellten TrŸbners sind nur drei Goldschmiede bzw. Gold/Silberarbeiter namentlich bekannt: es handelt sich um den Goldschmiedemeister Gottfried Kehr, der vermutlich erst in der Firma TrŸbner tŠtig geworden ist, nachdem diese von Franziska TrŸbner Ÿbernommen worden war. Der andere, ein gewisser ÒP. BuzÒ, wurde bereits 1911 mit drei Arbeiten, dem Badenia- Pokal, dem Weimar-Jagdrennen-Pokal, dem Sie-gespreis fŸr die Oberrheinische Flugwoche, in der Tagespresse lobend erwŠhnt. Deren ÒEntwurf und AusfŸhrung unter BerŸcksichtung spezieller WŸnsche der hohen Auf-traggeber lag in den HŠnden des Herrn P. Buz, des langjŠhrigen kŸnstlerischen und

128. nach frd. Mitteilung von Herrn Treusch, der die originale Werkstatt von TrŸbner, die bis 1972 noch erhalten war, in diesem Jahr Ÿbernommen hatte, fehlte eine Anlage fŸr Zink-spritzgu§arbeiten.

129. Stadtchronik, 1910, 293

130. Akte des Bauaufsichtsamtes, op. cit.

131. Stadtchronik, 1906, 157

132. nach frdl. Mitteilung von Herrn Treusch

technischen Mitarbeiters der Firma TrŸbnerÒ, berichtete die Heidelberger Zeitung.133 Der Ehrenpreis des Badischen Landesmuseums, Kat.-Nr. 100, ist von einem ÒF. HessaÒ signiert. Weitere Werke konnten von ihnen nicht nachgewiesen werden, auch fehlen leider jegliche biographische Hinweise. Von einem anderen Mitarbeitern TrŸbners sind nur seine Initialen bekannt: ein gewisser ÒCTÒschuf den Petschaft, Kat.-Nr. 102.

Eine typische Punzierung der Arbeiten der Firma Nikolaus TrŸbner zeigt die Abb. 5.

7.2. Industrieware und Halbfabrikate

Nikolaus TrŸbner bezog wie viele der zeitgenšssischen GoldschmiedekŸnstler und Ju-weliere von den gro§en Silberwarenmanufakturen im In- und Ausland hauptsŠchlich Tafelsilber (Corpusware und Bestecke) und ToilettegegenstŠnde und verkaufte diese an seine Kunden weiter. Oft Òbenutzte der Juwelier bei gro§en, dem Publikum be-kannten Firmen die FŸhrung des Herstellernamens als VerkaufshilfeÒ134, wie es heute noch Ÿblich ist. Diese Silberware war zur GŠnze fremdgefertigt, bekam in der Regel noch in der Fabrik den Namensstempel TrŸbners eingeschlagen und zumeist auch noch die Firmenmarke neben den vorgeschriebenen Feingehalts- und Reichsstempeln, s. Abb. 6.

Die Silberwarenfabriken, von denen TrŸbner Silberware bestellte und in seinem Ge-schŠft zum Verkauf anbot, waren: Wilhelm Binder, SchwŠbisch GmŸnd; Bruckmann

& Sšhne, Heilbronn am Neckar; Andreas Bucher, Buchau am Federsee; Max Fleisch-mann, Pforzheim; Koch & Bergfeld, Bremen; Wilkens & Sšhne, Bremen; Langer &

GŸnther, Lichtenstein-Callnberg i. S.; Lutz & Weiss, Pforzheim; H. Wurm, Braun-schweig; vielleicht auch die Firma Spliedt, Itzehoe; Gustav Adolf Schmidt, Wien und die auslŠndische Firma Olier & Caron. Zwei Firmenmarken konnten nicht identifiziert werden.

Mšglicherweise bezog TrŸbner von den Silbermanufakturen nicht nur Fertigware, sondern auch Halbfabrikate. Genaues konnte aber hierzu nicht ermittelt werden, weil schriftliche Quellen darŸber nicht mehr vorhanden sind. Auch die tatsŠchliche Anzahl

133. nach frdl. Mitteilung von Herrn Treusch und Frau Eidel; Heidelberger Zeitung , 26. 4.

1911. Diese Goldschmiede sind jedoch weder in den BŸrgerbŸchern, den Adre§bŸchern Heidelbergs, noch in den Archivalien der Goldschmiedeinnung in irgendeiner Form fa§-bar.

134. Vgl. SŠnger, 36ff.

der bestellten industriell gefertigten Silberarbeiten, und inwieweit spezielle Auftrags-arbeiten, sogenannte ÒPrivatmusterÒ fŸr TrŸbner ausgefertigt wurden, konnten heute nicht mehr ermittelt werden. Im Kunsthandel taucht heute noch ab und an eine Arbeit einer Silberwarenmanufaktur auf, die den Stempel TrŸbners trŠgt und um die sich die vorliegende Arbeit ergŠnzen liesse.

7.3. Auftraggeber und Entwerfer

Die Auftraggeber und Entwerfer von TrŸbner-Arbeiten waren selten ein und dieselbe Person. Im weitesten Sinne traf dies auf solche gro§en Gemeinschaftsarbeiten zu, bei denen mehrere KŸnstler beteiligt waren. Dann hatte einer, zumeist Hermann Gštz, die Gesamtleitung des Projektes Ÿbertragen bekommen, lieferte den Gesamtentwurf und vergab die einzelnen AuftrŠge zur AusfŸhrung an die verschiedenen KŸnstler weiter.

Das berŸhmteste Beispiel hierfŸr, das Òumfangreichste UnternehmenÒ Deutschlands der achtziger Jahre135, gleichzeitig fŸr TrŸbner die erste Auftragsarbeit, war das Silber-geschenk fŸnfundsechzig badischer StŠdte und Gemeinden an das Gro§herzogspaar Friedrich und Hilda von Baden zu deren Hochzeit, Kat.-Nr. 51. Aber nicht nur andere KŸnstler, sondern auch Silberwarenmanufakturen konnten an einem Gro§projekt wie dem Tafelsilber fŸr das gro§herzogliche Hochzeitspaar von Sachsen-Weimar nach dem Entwurf Henry van de Veldes beteiligt werden.136

Als Auftraggeber sind auch Firmen zu nennen, die sich auf ganz andere Objekte spe-zialisierten, wie z.B. die GebrŸder Daum. Als wichtigster Auftraggeber jedoch wirkte der Gro§herzog von Baden, der als engagierter Fšrderer der heimischen KŸnste gro§e AuftrŠge fŸr den Hof an TrŸbner vergab und daneben regelmŠ§ig Ehrenpreise und Pokale fŸr die heimischen Rennveranstaltungen bestellte. Auch Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar, der das Palais Weimar in Heidelberg bewohnte, betŠtigte sich als Stifter vieler Ehrenpreise und Rennpokale. Einzelne Vereine, wie der Heidelberger SchŸtzenverein 1490, traten als Auftraggeber ebenso auf, wie StŠdte und Gemeinden, z.B. die Stadt Heidelberg, Firmen, wie die BASF, die einen verdienten Mitarbeiter mit

135. Esser, op. cit.

136. SŠnger, 208ff.

einem TrŸbnerschen Pokal beschenkte, und vor allem zahlreiche Privatpersonen einer gehobeneren Gesellschaftsschicht, wie aus den Bildunterschriften der vielen zeitge-nšssischen Fotografien aus der Kundenkartei TrŸbners hervorgeht.

ÒNach eigenen oder gegeben EntwŸrfenÒ warb die GeschŠftsanzeige TrŸbners im Ju-bilŠumskatalog von 1906.137 In der Zeit des Historismus galt es bei den Kunsthand-werkern, besonders den Goldschmieden, geradezu als schicklich, sich seine Arbeiten von Ògro§enÒ KŸnstlern wie Bildhauern und Architekten und Malern entwerfen zu lassen. Man traute dem Kunsthandwerker sogar noch nicht einmal zu, eigenhŠndige qualitŠtvolle EntwŸrfe zu fertigen.138 Sicherlich ist dies bei TrŸbner nicht mehr der Fall gewesen, doch zog auch er viele Kollegen aus anderen Kunstgattungen, die sich be-reits in der Fachwelt und beim Publikum einen gro§en Namen gemacht hatten, fŸr sei-ne Arbeiten heran. Zu den ÒEntwerfernÒ sind hier auch diejenigen KŸnstler hinzugezŠhlt, die nicht den reinen Entwurf lieferten, sondern in einer anderen Weise an der Konzeption einer TrŸbner-Arbeit beteiligt waren, z.B. indem sie das Modell fŸr ein bestimmtes Werk erarbeiteten.

Zu nennen ist unter den Entwerfern primŠr Professor Hermann Gštz, Karlsruhe; dann Nikolaus TrŸbners Witwe Franziska TrŸbner; Professor Ferdinand Barth, MŸnchen;

Heinrich Bauser, Karlsruhe; O. Feist, Karlsruhe; Professor Anton Heinrich Hess, MŸn-chen; Professor Karl Hoffacker, Karlsruhe; Professor Hugo Kaufmann, MŸnMŸn-chen; Pro-fessor Rudolf Mayer, Karlsruhe; Anton Muschwak, MŸnchen; Heinrich Schwabe, MŸnchen; Hugo Vogel, Berlin; Professor Hermann Volz, Karlsruhe und Edwin Weis-senfels, MŸnchen.

Die reinen Jugendstil-Arbeiten, die so wenig den Stil Nikolaus TrŸbners verspŸren las-sen, wurden von anderen KŸnstlern entworfen und sind anschlie§end von der Werk-statt TrŸbners ausgefŸhrt worden, wŠhrend die inschriftlich gravierten (Jugendstil-) Arbeiten eigenstŠndige Werke TrŸbners darstellen.

137. Esser, op. cit.

138. Mundt, 22

Im Dokument Nikolaus Trübner (Seite 54-59)