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KŸnstlerische Quellen. Rolle der Zeitschriften und der Ausstellungen

Im Dokument Nikolaus Trübner (Seite 43-46)

6. Das Werk Nikolaus TrŸbners

6.1. KŸnstlerische Quellen. Rolle der Zeitschriften und der Ausstellungen

Wie alle anderen KŸnstler des Historismus schšpfte auch Nikolaus TrŸbner seine Vor-bilder aus dem Formenvorrat der Kunstgeschichte. Daneben inspirierten ihn zu seinen Werken auch die zeitgenšssischen Arbeiten, die in regionalen und internationalen Ausstellungen prŠsentiert wurden. Eine besondere Bedeutung kam natŸrlich hierbei den Weltausstellungen zu. Diese dienten nicht nur als Ma§stab fŸr das internationale Kunsthandwerk, sondern sie waren auch richtungsweisend fŸr neue Stilstršmungen gewesen, wŠhrend die kleineren Ausstellungen doch eher den Stand des regionalen Kunstgewerbes widerspiegelten. Als Beispiel mag der Pokal fŸr den Heidelberger Ru-derclub gelten, Kat.-Nr. 169, dem in der Gesamtkonzeption zuletzt wohl der berŸhmte Tafelaufsatz des ÒVater RheinÒ zugrundelag. Als Reichsauftrag erster Klasse, von Ga-briel Hermeling fŸr den Rat der Stadt Kšln gefertigt, wurde er im Jahre 1900 auf der Weltausstellung in Paris gezeigt. An dieser beteiligte sich ebenfalls Nikolaus TrŸbner mit dem Goldenen Buch der Stadt Heidelberg, fŸr dessen Goldschmiedearbeit er den Grand Prix der Jury erhielt. Wie auch heute noch dienten Ausstellungen dazu, Ge-schŠftskontakte zu pflegen und neue GeschŠftsbeziehungen aufzubauen. Sicherlich verhielt es sich 1893 in Chicago auch so. TrŸbner stellte auf jener gro§en Weltausstel-lung in Chicago verschiedene Arbeiten aus, fŸr die er auch prompt den Goldenen Preis errang. Dort lernte er vermutlich die GebrŸder Daum kennen, die wie GallŽ mit ihren berŸhmten JugendstilglŠsern ebenfalls an der Weltausstellung teilnahmen. Seit dieser Weltausstellung bestanden enge GeschŠftsbeziehungen zwischen der Firma TrŸbner und der Firma Daum, die fortan ihren Glasarbeiten mit prezišsen Silbermontierungen von TrŸbner versehen liessen. Diese waren im Stile der franzšsischen Silberfassungen

mit naturalistisch-floralen Elementen des Jugendstils und mit Rokokoornamenten de-koriert und Šhnelten auch in der technischen AusfŸhrung den franzšsischen Arbei-ten.112

†ber die Entwicklungen und die neuesten Tendenzen im Kunsthandwerk allgemein wurden das interessierte Publikum sowie der Fachmann durch die vielen Ausstel-lungsberichte und Fachzeitschriften unterrichtet. Um jedoch Ÿber das Kunstgewerbe in Frankreich auf dem Laufenden zu sein, unternahm TrŸbner zudem regelmŠ§ige Studienfahrten nach Paris.113 Die zeitgenšssischen Fachzeitschriften brachten aber nicht nur zeitgenšssische Werke, sondern auch historische Vorbilder, besprachen Ge-schmacksfragen, analysierten den jeweiligen Stil, diskutierten neueste industrielle Herstellungsverfahren wie alte Handwerkstechniken und gaben Anleitungen fŸr den Umgang mit Werkstoffen und sogar fŸr die AusschmŸckung von ganzen GerŠteteilen mit Ornamentfriesen etc. Seine historischen VorlŠufer hatten die kŸnstlerischen Vorla-gen in Form von selbstŠndig publizierten VorlaVorla-genwerken, z.B. in Ornamentstich-sammlungen (seit der Mitte des 15. Jahrhunderts) und dann in MusterbŸchern. Die gezielte Nutzung von MusterbŸchern, deren es gerade im 19. Jahrhundert viele gab, konnte im Werk TrŸbners nicht ermittelt werden. Jedoch konnte in einem Falle die Vorlage eines Ornamentstiches von 1535 nachgewiesen werden. Hierbei handelt es sich um ein Motiv Heinrich Aldegrevers, das auf eine kleine Silberflasche Ÿbertragen wurde (Kat.-Nr. 134).

Anderseits wirkten sicherlich TrŸbners Werke ebenso vorbildhaft auf seine KŸnstler-kollegen ein, wurden sie doch des šfteren in den Ausstellungsberichten und in fŸhren-den Fachzeitschriften wie dem ÒKunstgewerbeblattÒ oder sogar im ÒMusterbuch fŸr Gold- und SilberarbeitÒ114 abgebildet und mit einem lobenden Kommentar versehen.

Inwieweit Nikolaus TrŸbner selbst dabei einen entscheidenden Einflu§ auf die Veršf-fentlichung seiner Arbeiten gehabt hatte, lŠ§t sich nicht mehr zurŸckverfolgen.

112. Saskia Esser, FŸhrungsblatt

113. im Nachruf aufgefŸhrt, z.B. in der Stadtchronik fŸr 1910 114. Musterbuch fŸr Gold- und Silberarbeiter, Stuttgart o.J., 93

6.1.1. Teilnahme Nikolaus TrŸbners an Ausstellungen

Nikolaus TrŸbner hat auf vielen Ausstellungen seine Werke prŠsentiert. Doch sind we-der alle seine Ausstellungsbeteiligungen mit den entsprechenden, ausgestellten Arbei-ten Ÿberliefert, noch werden alle PrŠmiierungen in den Quellen aufgefŸhrt:

1876: Heidelberg, Landwirtschaftliche und Gewerbeausstellung, Goldene Medaille115 1882: Karlsruhe, Diplom

1885: MŸnchen, Deutschnationale Kunstgewerbeausstellung, Silbergeschenk der badi-schen StŠdte an das Gro§herzogliche Paar Friedrich und Hilda von Baden

1888: MŸnchen, Deutschnationale Kunstgewerbeausstellung, nochmalige Ausstellung des Silbergeschenkes der badischen StŠdte und dazu in einem eigenen Ausstellungs-schrank TrŸbners Pokale, einer davon einer mit teilweise vergoldeten Elfenbeinschnit-zereien, entworfen von Gštz; Becher, Platten, Brillantschmuck, Juwelen und sonstige SchmuckgegenstŠnde 116

1888: BrŸssel, Jardiniere mit FŠhrmann, Silberne Medaille

1893: Chicago, Weltausstellung, Silbergeschenk der badischen StŠdte an das Gro§her-zogliche Paar, Teeservice, Petschaften, GŸrtelschnallen, Stockgriffe, TafelaufsŠtze, MŸnzhumpen, Pokale117, drei Preise

1894: Gro§e Berliner Kunst-Ausstellung, Kollektion PrunkgefŠ§e und Juwelenarbei-ten, Diplom118

1895: Stra§burg, Industrie- und Gewerbe-Ausstellung, ÒPhotographierahmen, Ciga-rettenetuis, ZŸndholzdosen, Pettschaften, Stockgriffe und SchnallenÒ119, Ehrendiplom mit Medaille

1900: Paris, Weltausstellung, Goldenes Buch der Stadt Heidelberg, Grand Prix, Golde-ne und SilberGolde-ne Medaille

115. PrŠmiierungen ohne nŠhere Angaben dem Briefkopf des Briefpapiers Nikolaus TrŸbners entnommen.

116. Chronik der Deutschnationalen Kunstgewerbeausst., 44, 138, 144, 161 117. Saskia Esser, FŸhrungsblatt

118. Ausst.Kat., Grosse Berliner Kunst-Ausstellung 1894, 4. Außage, 41, 137 119. Ausst.Kat. Stra§burg 1895, 41

1901: Karlsruhe, GedŠchtnisausstellung fŸr Hermann Gštz des Kunstgewerbevereins Karlsruhe

1906: Karlsruhe, JubilŠumsausstellung zur Goldenen Hochzeit des Gro§herzoglichen Paares Friedrich und Luise von Baden, Ausstellung des 15teiligen Silbergeschenkes der badischen StŠdte, ÒGold- und Silberarbeiten, Jardini•ren, Kannen, SchŸsseln, Scha-len, Service etc. Ehrengeschenk fŸr Hr. Dr. Caro. Entwurf: Direktor Hoffacker, Karls-ruhe. Modell d. AthenabŸste: O. Feist, KarlsKarls-ruhe.Ò120

1910: BrŸssel, Weltausstellung, ÒselbstŠndige Silberarbeiten. 1 Pokal u. 1 Platte, und ei-nen Tafelaufsatz - nach Modell von Bildhauer Professor Hugo KaufmannÒ, Silberne Medaille121

Im Dokument Nikolaus Trübner (Seite 43-46)