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Wann Handschrift C?

Im Dokument Die Prenzlauer Chronik des Pfarrers (Seite 54-200)

IV. Zur Reihenfolge der Handschriften

4. Wann Handschrift C?

Bei Handschrift C stellt sich die Frage der Reihenfolge komplizierter, als anfangs voraus-gesetzt. Im Folgenden werden dazu die Handschriften B und C verglichen.

Beschreibung von Uckermark und Prenzlau

Zu den Schlössern in der Uckermark hat Süring im ersten Kapitel von Handschrift C

„Ucariae Chorographia das ist, Kurtze allgemeine Beschreibung der Marck Ukermarck“

(C, fol. 3 r−15 v) hinsichtlich der arnimschen Erbteilung vermerkt: „Boytzenburg das Nidere, Herren Bernd von Arnims, Churfürstl. Cammer=Praesidenten und Uckermärcki-schen Landvoigts seeligen Erben“ (C, fol. 8a r). Da Bernd von Arnim 1661 starb, kann die Notiz erst aus der Zeit danach stammen. Das heißt, dass Süring nach – oder auch nach – 1661 am ersten Kapitel der Handschrift C gearbeitet hat.

Die Chorographia der Handschrift C oder zumindest Teile davon müssen sogar erst nach 1669 geschrieben worden sein. Denn unter den aufgeführten Hof- und Landrichtern der Uckermark befi ndet sich der Sohn des Bürgermeisters Thomas Bötticher, Thomas jun., der erst ab 1669 das Hof- und Landrichteramt bekleidete (C, fol. 10 r f., §. 21). Dies ist Süring, als er diese Passage niederschrieb, offenbar schon bekannt gewesen.

Ebenfalls einen Hinweis auf die jüngere Entstehung von Handschrift B/1 gegenüber Handschrift C liefern zwei Stellen mit Bezug auf die Lage und Kapazität eines Ziegel-ofens. Während sich in der Aussage von Handschrift B/1 (B, fol. 17 r) der Ziegelofen noch auf dem Vorwerk Hindenburg, wenn auch nicht „im würden“ (= nicht betriebsfä-hig) befi ndet, ist er in Handschrift C (C, fol. 24 v) bereits in die Stadt verlegt worden.

Nochmals bestätigt wird die B/1-Aussage in einem weiteren Eintrag in Handschrift B/1 (B, fol. 18 r), wo vermerkt wird, dass der Standort des Ziegelofens früher einmal von der Stadt am Blindower Tor zum Vorwerk Hindenburg verlegt worden war. Von einer erneu-ten Rückverlegung in die Stadt ist auch hier noch nicht die Rede. Mit dieser Feststellung verbindet sich die Entdeckung, dass Süring in Handschrift C (C, fol. 24 v) einen Preis von 2 ½ Gulden für 1.000 Ziegel genannt und damit eine fehlerhafte Angabe in Handschrift B/1 (B, fol. 17 r) korrigiert hat (2 ½ Gulden für 100 Ziegel).

Zwei weitere Stellen in Handschrift C könnten sogar Indizien dafür sein, dass das Ma-nuskript erst 1670 fertiggestellt wurde. Süring schreibt zu Beginn in dem gedachten sehr ausführlichen mit Πρωτοπολιχρονικον beginnenden Handschriftentitel, dass der zeitli-che Rahmen des Chronikteils die Jahre 1138 bis 1670 umfasse (C, fol. 2 r). Im Kapitel

„Primislaviae Topographia“ greift er den Ansatz noch einmal auf und schreibt, dass die Stadt „zu allererst vor 532 Jahren“ angelegt wurde (C, fol. 16 r). Da er für die Gründung als Burg das Jahr 1138 angegeben hat, addiert sich diese Jahreszahl mit der 532 zum Jahr der möglichen Niederschrift 1670. Dies schließt zwar nicht aus, dass er die Handschrift C zu der Zeit, als er die Aufzeichnungen der Handschrift B einstellte, als eine ältere Fas-sung erst 1670 an einer freigelassenen Stelle in der Einleitung mit dieser Zahl versah. Die

LIII IV. Zur Reihenfolge der Handschriften

Stelle in der Primislaviae Topographia macht jedoch nicht den Eindruck, als sei dieses Zahlenspiel mit 532 Jahren dort nachträglich eingefügt worden.38

Der Ereignisteil

Die anfängliche Annahme, dass Handschrift B/1 auf Grund des größeren Umfangs, der präziseren Literaturangaben und präsentierter Urkundentexte auf Handschrift C aufbaute, wird in ein anderes Licht gerückt, wenn man die Ereignisteile näher betrachtet.

Der Beschreibung der Uckermark und Prenzlaus folgt in Handschrift C der Ereig-nisteil von 1138 bis 1541. Für die Frage der Reihenfolge ist der Vergleich zwischen den Ereignisteilen von Handschrift B/1 (Zeitrahmen von 1138 bis 1541) und Handschrift C außerordentlich interessant. Zwischen 1255 und 1538 fi nden sich allein an elf Stellen in Handschrift C gegenüber Handschrift B/1 zusätzliche Informationen über das Sabinen-kloster – wohl überwiegend aus dem hier nicht edierten Mikro=Chronicon Curiae Sabini-ano-Neostadio Primislavianae Sürings – eingefügt. Weiterhin sind zahlreiche Ergänzun-gen, die in Handschrift B/1 noch am Rand für sich stehen, in Handschrift C in den Text integriert. Sie verteilen sich über den gesamten Ereignisteil. Beispielsweise ist der Ein-trag für 1334 in Handschrift B/1 und C etwa gleich lang, aber demjenigen in Handschrift B/1 ist eine Randergänzung beigefügt, die in Handschrift C eingearbeitet worden ist, so-wie zusätzlich Literaturangaben, die in Handschrift C entfallen (B, fol. 32 r und C, fol.

39 v f.). Diese Vorgehensweise bezüglich der Randergänzungen lässt sich zweifach bele-gen. Erstens an der berühmten, aber umstrittenen Begebenheit, bei der ein Marquard Rol-lenhagen den Markgrafen Ludwig durch die Ucker getragen haben soll (B, fol. 37 r und C, fol. 55 r)39, und zweitens an einem lateinischen Satz, der zugleich eine verschlüsselte Angabe in römischen Zahlen enthält (B, fol. 40 v und C, fol. 59 v). Dieser ist in Hand-schrift C außerdem durch eine größere Schrift und eine besondere Anordnung hervorge-hoben. Sodann beziehen sich zwei komplette Einträge auf das Jahr 1500, die in B/1 (B, fol. 45 r) nachträglich auf dem Rand und unter der letzten Zeile eingefügt wurden und in Handschrift C (C, fol. 67 r) in den Text eingefl ossen sind. Dem folgen zahlreiche ähnliche Fälle, an deren Ende ein Eintrag für 1540 steht (B, fol. 52 r), der in den Text von Hand-schrift C eingegangen ist (C, fol. 71 r).

Im Umkehrschluss zeigen mehrere Randergänzungen in Handschrift C, die nicht in Handschrift B/1 eingearbeitet sind, dass Handschrift C auf B/1 aufbaute und später durch Zusätze vervollständigt wurde. Dies zeigt sich exemplarisch an einer Beifügung für 1425, die ebenfalls das oben beschriebene Ereignis mit Markgraf Ludwig betrifft (C, fol.

55 v; B, fol. 37 r), dann an einer Hinzufügung für 1446, die sich auf ein uckermärkisches Sprichwort (C, fol. 59 v; B, fol. 40 v), und an einer Ergänzung für 1512, die sich auf den

38 Auch Emil Schwartz hat diese Vermutung geäußert. Vgl. Schwartz, Geschichte (wie Anm. 1), S. 12.

39 Bei dieser Begebenheit passen allerdings die genannten Personen mit der angegebenen Zeit nicht zusammen.

Die Prenzlauer Chronik LIV

Wechselkurs zwischen Gulden und Talern bezieht (C, fol. 67 v; B fol. 45 v). Letztere fällt besonders ins Auge, da die Einträge ansonsten nahezu identisch sind.

Für die Reihenfolge der Manuskripte Sürings sind auch Korrekturen von Bedeutung.

In Handschrift C (C, fol. 41 r) hat er etwa eine falsche Reihenfolge der Ereignisse von 1348 aus Handschrift B/1 (B, fol. 33 v), die den falschen Waldemar betreffen, korrigiert.

Es scheint, dass Süring in Handschrift C gegenüber B/1 Kürzungen vorgenommen hat, die wahrscheinlich auf eine Reduzierung des Umfangs im Hinblick auf eine Druckle-gung zurückzuführen sind. An einem Eintrag für 1278 lässt sich dies zeigen; denn eine la-teinische Passage und Informationen, die die Stadt Prenzlau nicht direkt betrafen, wurden weggelassen (B, fol. 27 v und C, fol. 33 v). Am Beispiel des Eintrags für 1516 zeigt sich darüber hinaus zweierlei, nämlich dass Details, die Prenzlau nicht betrafen, weggefallen, dass zugleich jedoch Informationen, die sich auf Prenzlau bezogen, dazugekommen sind (C, fol. 68 r und B, fol. 51 r).

Der Eintrag zu 1516 ist abschließend ein starker Hinweis darauf, dass Handschrift C im oder nach dem Jahr 1670 verfasst wurde. Dort heißt es: „Diese Kirche ist mit der Re-formation in der Marck, fl ugs wüste stehen geblieben; und stehet noch wüste bis an das 1670 Jahr“ (C, fol 68 r). Die Jahreszahl macht nicht den Eindruck, nachträglich eingetra-gen worden zu sein. In Handschrift B/1 fi ndet sich hingegen kein Hinweis auf das Jahr 1670.

Die Listen der Amtsträger

Eine genauere Einordnung der Manuskripte ermöglichen die Listen der kirchlichen und städtischen Amtsträger und Beschäftigten, die dem Ereignisteil in Handschrift C folgen (C, fol. 72 r−114 r). Sie sind – dies gilt hier für den städtischen Bereich – bis zum Jahr 1656 erstellt und erst später ergänzt worden. Dafür spricht vor allem der Untertitel der lateinischen Listenüberschrift: „Andencken etlicher Bürgermeister, Syndicorum [...] von 1300 her, bis 1656, wen sie gestorben und ihren Aemptern abkommen [...]“ (C, fol. 80 r).

Der letzte Eintrag bis zum Jahr 1656 war zunächst derjenige Gottfried Weilers von 1654.

Die Liste müsste vor August 1656 vorläufi g geschlossen worden sein, denn die folgen-den Einträge für 1656, betreffend Andreas Rode und Georgius Potzern im August bzw.

September, wurden in ähnlicher Form, aber in kleinerer Schrift auf dem unteren Rand des Blattes nachgetragen (C, fol. 84 v).

Für den kirchlichen Bereich gelten nachstehende Beispiele. In der Liste der Archidia-kone zu St. Marien steht als letzter Eintrag Sürings: „Georgius Krukenberg [...] Stirbt in diesem 1655 Jahr, den 1 Septembris“ (C, fol. 93 r). In Sürings letztem Eintrag in der Liste der Pfarrherren zu St. Jakobi heißt es zu Vitus Hufnagel, der seit 1651 dieses Amt beklei-dete: „[...] weßwegen Er auch noch in dem außgehenden 1655 Jahr, Gott weiß wie noch lenger [...], wil erkant und angenommen werden.“ und „Noch in diesem 1655 Jahr, den 18 Octobris, recht am Tage Lucae des Evangelisten, kurtz hernach, als ich diese Consigna-tion der Prediger gestellet gehabt [...]“ (C, fol. 94 v und 96 r). Der letzte Eintrag Sürings in der Liste der Sub-Diakone zu St. Marien besagt: „Augustus Merckius [...] wird 1656

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hiezu vociret, von Berlin her, kömpt zu Prentzlow den 1. Junii, und wird den 24 hujus, recht am Tage Johannis Baptistæ dazu introduciret [...].“ Dies bestätigt die Annahme, dass Süring sich in der Mitte des Jahres 1656 befand, als er diese Liste für längere Zeit ab-schloss. Erst später wurde dieser Eintrag fortgesetzt: „Stirbt den 31. Maji, mittages ümb 10 uhr zu Franckfurt an der Oder [...] daselbsten an der Phtisi, Anno 1664. Im 34. Jahr seines Alter.“ (C, fol. 93 v). An anderer Stelle hat Süring die Pastoren zu St. Sabinen auf-gelistet, was mit dem Eintrag seiner Person 1655 und einem lateinischen Schlusssatz en-det. Auch hierin zeigt sich ein vorläufi ger Abschluss; denn darunter fi nden sich erst für 1681 und 1686 zwei weitere Einträge, die daher von anderer Hand gemacht worden sind (C, fol. 101 v).

Die Beispiele zeigen, dass Süring die Listen in einem ersten Durchgang von 1655 bis 1656 erstellt hat. In ihnen deutet sich für 1656 eine Schwelle an, bis zu der Süring seine Daten zunächst komplett recherchiert und eingetragen hat, um dann – zum Teil sehr viel später – Nachträge vorzunehmen. Auch nach Sürings Tod wurden noch von anderer Hand Einträge vorgenommen.

Vergleich der Amtsträgerlisten von Handschrift A mit Handschrift C

Dieser Vergleich bietet die Möglichkeit, an Hand von Ergänzungen verschiedener Listen Hinweise dafür zu fi nden, dass Handschrift A der Handschrift C vorausging.

Als Beispiel dient die Liste der Diakone zu St. Jakobi (C, fol. 96 v und A, fal. 179 »).

In der Handschrift A werden elf Personen genannt, in Handschrift C dieselben elf und drei zusätzliche, nämlich Paulus Rohrbeck, Nicolaus Barginus und Andreas Orthman.

Bei diesen drei Personen handelt es sich, wenn nicht um Rand-, so doch um Ergänzungen zwischen den Zeilen. Da die Personalangaben ergänzt und die Einträge in Handschrift C ausführlicher sind, ist davon auszugehen, dass die Listen der Handschrift C später als die der Handschrift A erstellt wurden.

Daneben zeigt sich als Indiz an der Liste der Bürgermeister, Kämmerer und Rats-personen, dass Süring aus einer wortwörtlich zitierten Liste Christoph Schivelbeins aus Handschrift A (A, fal. 20a › ff.) eine erweiterte Aufstellung der genannten Amtsträger in Handschrift C (C, fol. 80 r ff.) erstellt hat. Daraus lässt sich die Annahme ableiten, dass die Listen in Handschrift C zu einem späteren Zeitpunkt verfasst wurde, da es nicht sinn-voll erscheint, einer differenziert ausgearbeiteten Aufstellung eine weniger informative Liste nachfolgen zu lassen.

Die Listen und die Ereignisse ergeben ein stimmiges Bild. Im Gegensatz zur ur-sprünglichen Einschätzung kann dies nur bedeuten, dass nicht Handschrift B/1 auf Hand-schrift C aufbaute, sondern dass der Ereignisteil von HandHand-schrift C eine zwar im Ein-zelnen erweiterte, aber im Ganzen gekürzte Version von B/1 ist. Vom Uckermarkkapitel abgesehen, wäre Handschrift B/1 demnach ein größerer Text, den Süring zunächst mit äußerster Sorgfalt, mit viel Literatur und ihrer Wiedergabe bis hin zu den Seitenzahlen, mit dem Vergleich von Literaturangaben, mit sehr zahlreichen lokalen Quellen, mit vie-len Zutaten (Gedichte, Epizedien, usw.) und mit scharfsinnigen Überlegungen verfasst

Die Prenzlauer Chronik LVI

und erstellt hat, um ihn sodann – zumindest für die Zeit von 1138 bis 1541 – zur Hand-schrift C zusammenzustreichen. Besonders die Randergänzungen zeigen, dass Korrektu-ren aus Handschrift B/1 in Handschrift C berücksichtigt wurden. Als Folge der Überarbei-tung muss dann allerdings auch Sürings Verzicht auf präzise Literaturangaben angesehen werden, viele Urkundenzitate und Angaben wurden gekürzt oder auch ganz herausge-nommen. Ganz offensichtlich hat er seine Darstellung gegenüber Handschrift B/1 wegen des zu großen Umfangs auf Prenzlau konzentriert und daher auf viele andere Passagen verzichtet. In Handschrift C nennt er im Gegensatz zur Handschrift B/1 die Prenzlauer Amtsträger nur noch mit ihren Funktionen, nicht mehr mit ihrer Ortszugehörigkeit „zu Prentzlow“. Auch dies sollte vielleicht der Kürzung dienen.

Sieht man den Ereignisteil von Handschrift C als Überarbeitung von B/1, so ist zu fragen, warum dieser Handschriftteil um 1541 endet. Ist es tatsächlich die Annahme der Reformation in Brandenburg mit ihren unmittelbaren Folgen, die diese Zäsur bewirkte, oder ist es einfach die Tatsache, dass Süring mit der Endfassung nicht weitergekommen ist; oder dachte er doch, diese Neuformulierung der Chronik mit dem zu ergänzen, was an Handschrift A und B schon vorlag?

V. Fazit

20 Jahre arbeitete Christoph Süring an dieser Chronik, die sich für eine Vielzahl von The-men ausschöpfen lässt. Mit einer historischen Betrachtungsweite von über 600 Jahren, mit großem Bemühen um präzise und korrekte Angaben, hat er auf 1230 Seiten über 2100 Personen aller Stände geschrieben, die er mit über 940 Ländern, Landschaften, Städten, Dörfern und einzelnen Stätten – allen voran mit Prenzlau und der Uckermark – in Ver-bindung gebracht hat. In den Beschreibungen von Stadt und Land sowie der Sammlung von Ereignissen kommt eine hohe Informationsdichte über die Verhältnisse einer „Haupt-stadt“ und ihrer Region besonders nach dem Dreißigjährigen Krieg zum Ausdruck.

Die Abfassung der Chronik war kein gleichmäßig verlaufender Prozess, sondern stellt sich als sprunghafter Vorgang dar. Die Niederschrift von Handschrift A konnte nach den Spuren, die Süring in den Texten hinterlassen hat, auf die Jahre 1653/54 datiert werden.

Die Frage verschollener Manuskripte wird durch Bemerkungen Sürings provoziert. Es ist nicht auszuschließen, dass sie sich auf Stellen in Handschrift B/1 und Handschrift C be-ziehen, aber der Bezug auf eine Ausarbeitung, die den beiden voranging, ist wahrschein-licher. Auch Richard Arnoldt vermutete 1893 im Hinblick auf den Zeitraum von Hand-schrift A eine unbekannte Arbeit: „Doch muß Kanzow namentlich für die Jahre 1587 bis 1650 noch eine andere Originalhandschrift Sürings vorgelegen haben, über deren Ver-bleib ich nichts habe in Erfahrung bringen können.“40 Wenn es jedoch keine Vorarbei-ten gab, die verschollen sind, stand dieses Manuskript am Anfang von Sürings ArbeiVorarbei-ten, bevor er die Stelle als Pfarrer zu St. Sabinen übernahm. Wenn Handschrift A der erste

40 Arnoldt, Geschichte (wie Anm. 1), S. 47.

LVII V. Fazit

Teil war, dann hat Süring seine Arbeit nicht mit der Gründung der Stadt Prenzlau, sondern mit einer Sammlung historischer Ereignisse für die Jahre 1585 bis 1654 begonnen. Das Manuskript trägt deutlich die Zeichen einer Anfängerarbeit. Dies zeigt sich in der grund-sätzlich angestrebten Chronologie, die an vielen Stellen durchbrochen wird. Süring hat gleichwohl das, was er recherchiert hatte, sehr präzise, wenn auch nicht immer gut leser-lich, zu Papier gebracht. Eine einheitliche, übersichtliche Form der Absätze, wie sie in allen anderen Teilen auf die eine oder andere Art vorhanden ist, gibt es hier noch nicht.

Die Erstellung der Amtsträgerlisten konnte den Jahren 1655/56 zugeordnet werden.

Sie wurden später ergänzt. Da sich in Handschrift A bereits Ansätze zu derartigen Listen befi nden, liegt es auf der Hand, dass Süring diese Listen vervollkommnen wollte. Er war zunächst offenbar bemüht, sich mit Hilfe dieser Daten einen Überblick zu verschaffen, wer in den verschiedenen öffentlichen und kirchlichen Funktionen tätig war. Auch die-ser Teil trägt noch den Charakter einer Vorarbeit, denn die Listen sind vielfach verbesdie-sert und ergänzt worden.

Handschrift B/1 besteht zunächst aus den einleitenden Teilen über Uckermark und Prenzlau. War an Handschrift A vieles provisorisch, hat Süring seiner Arbeit jetzt ein völ-lig neues Gesicht gegeben. Im Unterschied zu Handschrift A liegt hier ein sauber aus-formulierter und gegliederter Text vor, der eine Kurzbeschreibung der Uckermark und eine wohlgeordnete ausführlichere Beschreibung der Stadt Prenzlau bietet. Der Text ist mit einer Reihe lateinischer Randstichwörter zur Orientierung und mit kurzen deutschen und lateinischen Randbemerkungen ausgestattet. Die Seiten sind andererseits ebenfalls mit zahlreichen Randergänzungen zur Textkorrektur versehen. Süring hat hier offenbar bereits begonnen, sein eigenes Manuskript kritisch zu lesen, wollte es noch verbessern und ausweiten. Ihm schwebte ein großes Werk vor. Fließend ist Süring zum ersten, kür-zeren Ereignisteil von 1105 bis 1587 übergegangen. Hier ändert sich die Form des Textes im Gegensatz zu den Eingangskapiteln insofern, als jetzt datumsbezogene Einträge vor-genommen werden, die jeweils für sich stehen und einheitlich und übersichtlich gestal-tet sind. Die Literatur- und Quellenangaben sind hier die präzisesten aller seiner Manu-skripte. Ziel war hier offenbar, eine ausführliche, fundierte Druckfassung vorzubereiten.

Auch hier gibt es Randergänzungen, die auf den Bedarf an Korrektur hinweisen. In der Endphase dieses Teils nimmt Sürings Neigung, sehr eingehend zu belegen, ab. Den größ-ten zusammenhängenden Teil der gesamgröß-ten süringschen Arbeit bildet die Ereignischronik seit 1653. Sie endet eindeutig 1670, der Beginn kann nur eingegrenzt werden. Der Text wird im Vergleich zu Handschrift B/1 in einigen Aspekten einer Neugestaltung unterzo-gen. Während die Zahl der Einträge pro Zeiteinheit erheblich zunimmt und ihr Informa-tionswert deutlich steigt, ist die Zahl der Literatur- und Quellenbelege weiter rückläufi g.

Denkbar wäre, dass Süring selbst angesichts der Fülle der Informationen, die er sam-melte, Überlegungen zu einer künftigen Kürzung angestellt hat.

Die Indizien verweisen auf eine Niederschrift des Einleitungs- und Ereignisteils von Handschrift C ab 1670. Die Arbeit folgte den Ereignisrecherchen von Handschrift B/2.

Deren abruptes Ende könnte damit zu tun haben, dass Süring sich auf eine endgültige Druckfassung konzentrieren wollte. Wie erwähnt, ist Handschrift C die einzige Version, die ausdrücklich die Absicht zu drucken erkennen lässt: „Zum Druck verfertiget Anno

Die Prenzlauer Chronik LVIII

16[??]“ (C, fol. 2 r). Man stolpert zudem über die kryptische Bemerkung seiner „schlech-ten Arbeit“, an der eventuell doch „Leute ein wollgefallen tragen“ und als „geneigte Pa-tronos [...] sie zubefördern Lust haben“ (C, fol. 15 v) könnten. Wenn diese Bemerkung keine Ausdruck der Demut und Selbstironie war, zielte sie offenbar auf eine fremde Kritik an seiner Arbeit, die er selbst nicht teilte. Ob er selbst die Notwendigkeit zu einer Neu-orientierung sah oder von anderen Personen Anstöße dazu erhielt, wird nicht zu klären sein. In der Tat fi ndet sich eine gravierende Änderung der Handschrift C im Vergleich zu der größtenteils denselben Zeitraum behandelnden Handschrift B/1. Dies bedeutete eine massive Kürzung an Text, Literatur- und Quellenangaben. Unklar bleibt, warum der Er-eignisteil von Handschrift C im Jahr 1541 endete und was Süring mit den anderen Teilen vorhatte. Wurde ursprünglich vermutet, dass Handschrift C als gedachter erster Teil der Chronik bis zur Reformation reichen sollte, muss jetzt in Rechnung gestellt werden, dass gesundheitliche Probleme den Chronisten zwangen, die Arbeit an dieser jetzt als letzter eingestuften Handschrift, aufzugeben. Die sich in Handschrift B andeutende große Ver-sion konnte offenbar nicht verwirklicht werden.

Handschrift A (1506/1585 –1654)

Sign.: BLHA Potsdam Pr. Br. Rep. 8 Prenzlau

Nr. 811

[fal. 0 ›]1 [1506.]

ǀA1506. ward die Universität und Hohe Schuel zu Franckfurt an der Oder auffgerichtet und gestifftet von den beiden Gebrüdern, Margraff Joachim dem 1 Churfürsten zu Brandenburg p und Marggraff Albrechten, der nachmals Ertz=Bischoff zu Meintz und Magdeburg worden ǀav. vom Keyser Maximiliano dem I. diß nahmens, v. Bapst Alexandro VI. bestetiget v. befreyet worden. (Wolfg: Jobsten im Kurtzen Außzug v. Beschreibung der Marck Brandenburg.aǀ2 Die einführung derselben geschahe auff den 27, Calvis: Chronol:

hat den 26, Aprilis; die Profeshores wurden fürnemlich von Leipzig dahin gefordert, unter welchen der erste Rector Academiæ erwehlet ward Conradus Wimpina ǀbein D. der H. Schrifftbǀ3 ein sehr erfahrner und Hochgelahrter Mann, zu seiner zeit, von Buchen im Franckenlande bürtig, welcher auch anfenglich die Leges und Statuta Academiæ

hat den 26, Aprilis; die Profeshores wurden fürnemlich von Leipzig dahin gefordert, unter welchen der erste Rector Academiæ erwehlet ward Conradus Wimpina ǀbein D. der H. Schrifftbǀ3 ein sehr erfahrner und Hochgelahrter Mann, zu seiner zeit, von Buchen im Franckenlande bürtig, welcher auch anfenglich die Leges und Statuta Academiæ

Im Dokument Die Prenzlauer Chronik des Pfarrers (Seite 54-200)