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Vortr¨age / Session 7 / Phytomedizin II

Vermehrung von Chrysoperla carnea auf der Basis von Kunstfuttervarianten

Tobias Lehmann, Christian Ulrichs Humboldt-Universität zu Berlin

lehmanto@cms.hu-berlin.de

Die Larven der Gemeinen Florfliege (Chrysoperla carnea) sind ein natürlicher Feind von Blattläusen, wie z. B. Acyrthosiphon pisum, und können im Gartenbau im Rahmen der biologischen Schädlingsbekämpfung als Nützlinge eingesetzt werden.

Nützlingsproduzenten benötigen stabile Dauerpopulationen mit hoher Individuenanzahl adulter Weibchen, um einen kostengünstigen Abverkauf von Eiern und Larven für die Praxisanwendung gewährleisten zu können. Die Zunahme der Individuenanzahl in einer Dauerpopulation ist auf der Produktionsseite durch die Ernährung der Larvenstadien via Lebendbeute (A. pisum) ökonomisch begrenzt. Die angewendeten Anzuchtmethoden sind zu kosten- und arbeitsintensiv. Der Einsatz von kostengünstigerem Kunstfutter zur dauerhaften Ernährung der C. carnea könnte der Produktionslimitierung entgegenwirken.

Für die Anzucht der Larven von Chrysoperla carnea wurde eine Kunstfutterrezeptur auf der Basis eines Nährstoffprofils von Acyrthosiphon pisum erstellt. Zudem wurden verschiedene Varianten der Futterapplikation entwickelt und im Vorfeld getestet. In den vorangegangenen Praxisversuchen zur Findung einer geeigneten Applikationsvariante zeigte sich, dass viele Methoden den klimatischen Anzuchtbedingungen nicht standhielten oder von den C. carnea-Larven als Nahrungsquelle verweigert wurden. In der Praxisphase wurden drei Futtervarianten, je eine Futtervariante pro Versuchsgruppe, via Futterschwamm an die Larven der C. carnea verfüttert. Appliziert wurde das eigene Kunstfutter (KF-V-C2), ein Kunstfutter nach HASSAN und HAGEN (1978) und das Kontrollfutter Sitotroga cerealella-Eier. Bewertet wurde die Entwicklung der Larven u.a.

anhand des körperlichen Längenzuwachses pro Tag und der Gesamtentwicklungszeit bis zum Eintritt in das Puppenstadium.

Die Larven der Kontrollvarianten entwickelten sich ohne erhöhtes Mortalitätsaufkommen und verpuppten sich nach einer larvalen Entwicklungszeit von durchschnittlich elf Tagen.

Die Verfütterungen des eigenen Kunstfutters KF-V-C2 und des Futters nach HASSAN und HAGEN (1978) hatten in allen Versuchen eine Verzögerung der larvalen Entwicklung im Gegensatz zur Kontrollvariante zur Folge. Die mit dem Kunstfutter nach HASSAN und HAGEN (1978) ernährten Larven zeigten eine Gesamtmortalitätsrate von über 80 %; keine der Larven erreichte das Puppenstadium innerhalb des Versuchszeitraumes. Die mit dem eigenen Kunstfutter (KF-V-C2) ernährten Larven zeigten überwiegend eine zeitverzögerte Vollentwicklung bis zum Eintritt in das Puppenstadium. Die Mortalitätsrate war gering.

Am Ende aller Entwicklungsversuche konnte aus den Ergebnissen die Erkenntnis gezogen werden, dass die Verfütterung des Kunstfutters nach HASSAN und HAGEN (1978) unter den gegebenen Versuchsbedingungen nicht zu einer vollständigen larvalen Entwicklung führte. Die Applikation des eigenen Kunstfutters hatte die vollständige Entwicklung der Larven zur Folge, wenn das L1-Stadium anfänglich mit natürlicher Beute ernährt wurde.

Beim jetzigen Entwicklungsstand ist das eigene Kunstfutter aufgrund der

Vortr¨age / Session 7 / Phytomedizin II

Ist die Düngung von Brokkoli mit Gärgülle aus Biogasanlagen nach dem Geschmack der Kohldrehherzgallmücke?

Ute Vogler, Simone Fähndrich

Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ute.vogler@acw.admin.ch

Die Verwendung von Gärgülle aus Biogasanlagen bietet die Möglichkeit, Nährstoffe auf Freilandflächen zurückzuführen. Die anaerobe Vergärung besitzt den Vorteil, dass das Verschleppen bodenbürtiger Pathogene minimiert werden kann (Bandte et al. 2012; Total

& Heller 2007). In der Schweiz wird Gärgülle aus Biogasanlagen zur Düngung im Brokkoli-Bioanbau genutzt. Dabei wurde ein Anstieg des Befalls mit der Kohldrehherzgallmücke Contarinia nasturtii (KIEFFER) (Diptera: Cecidomyiidae) beobachtet. Bei der Kohldrehherzgallmücke handelt es sich um einen bedeutenden Schädling, da der Befall zur Vermarktungsunfähigkeit des Brokkoli führen kann.

Ob ein Zusammenhang zwischen der Verwendung der Gärgülle aus Biogasanlagen und dem verstärkten Befall mit Kohldrehherzgallmücken besteht, wurde in einem Freilandversuch mit natürlicher Infektion untersucht. Die verwendeten Gärgüllen stammten aus Praxis-Biogasanlagen, die entweder nur mit pflanzlicher Biomasse, pflanzlicher Biomasse und Gülle, oder nur mit Gülle als Substrat betrieben wurden. Die Parameter der anaeroben Vergärung waren in den Biogasanlagen unterschiedlich. In Kisten gepflanzte Brokkolipflanzen erhielten eine Grunddüngung, um Düngungseffekte zu vermeiden.

Anschließend wurden die Pflanzen wie in der Praxis üblich mit den Gärgüllen gedüngt und zu Versuchsende auf den Befall mit Kohldrehherzgallmücken ausgewertet.

Die Attraktivität der Gärgüllen aus Biogasanlagen als Lockstoff wurde im Vergleich zu Brokkoliblättern in einem weiteren Versuch getestet. Dafür wurden Klebefallen mit einem Dispenser ausgestattet, der den jeweiligen Lockstoff enthalten hat. Die Anzahl gefangener Individuen wurde dokumentiert.

Die Auswertungen haben gezeigt, dass sich der Befall von Brokkoli mit Larven der Kohldrehherzgallmücke in den mit Gärgüllen aus Biogasanlagen behandelten Varianten nicht signifikant von der unbehandelten Kontrolle unterscheidet (P < 0,05). Bei der Auswertung der Fallenfänge der Klebefallen mit Dispensern, die entweder Gärgülle aus Biogasanlagen oder Brokkoliblätter enthielten, konnte ebenfalls kein Unterschied zwischen den Varianten festgestellt werden.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die im anaeroben Gärprozess eingesetzten Substrate und die daraus resultierenden Gärgüllen keinen Einfluss auf den Befall von Brokkoli mit Kohldrehherzgallmücken haben. Der Einsatz von Gärgülle aus Biogasanlagen wird in einem agrarökologischen Kontext diskutiert.

Bandte M., Pietsch M., Schultheiß U. und Büttner C. (2012). Ein Verbundprojekt zum phytosanitaeren Risiko bei der anaeroben Vergaerung von pflanzlichen Biomassen in Biogaasanlagen. Tagungsband 58. Deutsche Pflanzenschutztagung Braunschweig.

Total R. & Heller W. (2007). Wie Rüstabfälle großtechnisch hygienisiert werden können.

Der Gemüsebau 2/2007 5-6

Vortr¨age / Session 7 / Phytomedizin II

Partnerbetrieb Naturschutz - Neue Chancen für Betriebe?

Brigitte Leicht

Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück brigitte.leicht@dlr.rlp.de

Rheinland-Pfalz hat ein bundesweit einmaliges Instrument des Naturschutzes auf den Weg gebracht, das auch im landwirtschaftlichen Berufsstand hohe Anerkennung erfährt.

Denn im Partnerbetrieb Naturschutz wird Naturschutz mit den Anforderungen an eine gewinnorientierte Betriebsführung verknüpft. Dieses Ziel stand im Vordergrund, als es darum ging, Landwirten neue, attraktive Anreize für mehr Naturschutz in der Fläche zu schaffen. Die notwendigen Rahmenbedingungen für die praxisgerechte Umsetzung dieser Zielsetzung wurden gemeinsam mit Praktikern in einem Modellvorhaben ermittelt.

Herausgekommen ist ein ganzheitliches Beratungskonzept, das die Interessen einer ökonomisch ausgerichteten Betriebsführung genauso im Fokus hat wie die Ziele des Naturschutzes.

Im Mai 2010 erfolgte die landesweite Einführung über ein Bewerbungsverfahren. 85 Betriebe aus Rheinland-Pfalz mit einer Gesamtflächenausstattung von mehr als 6.000 ha, einschließlich Sonderkulturen wie Obst, Wein und Gemüse, reichten ihre Bewerbung ein.

60 davon konnten in der ersten Runde aufgenommen werden. 2012 startete das zweite Bewerbungsverfahren, bei dem sich die Zahl der Interessenten um ca. 30 % auf 110 Bewerber steigerte. Diese Resonanz ist ein großer Erfolg und veranlasste das Land Rheinland-Pfalz dazu, allen Bewerbern die Teilnahme zu ermöglichen.

Was ist das Angebot, das der Partnerbetrieb Naturschutz Landwirten, Winzern, Obstbauern - kurz: In und mit der Kulturlandschaft Wirtschaftenden - macht und warum ist es für die Betriebe attraktiv? Im Vortrag wird die Vorgehensweise des Partnerbetrieb Naturschutz vorgestellt und anhand von praktischen Beispielen die Erfolgsfaktoren für die gelingende Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz aufgezeigt. Einer kann bereits genannt werden: Beide Seiten müssen profitieren - die Betriebe und die Natur!

Vortr¨age / Session 7 / Phytomedizin II

Alternative Wachstumsregulierung von Pflanzen mittels gesteuerter Vibrationstechnik - Versuchsaufbau und Erfassung technischer Parameter

Thorsten Rocksch, Diana Helbig, Heiner Grüneberg Humboldt-Universität zu Berlin

t.rocksch@agrar.hu-berlin.de

Synthetische Wuchshemmstoffe werden in fast allen Bereichen des Zierpflanzenbaus angewendet. Einsatzziele sind die Hemmung des Längenwachstums, die Förderung der Verzweigung sowie die Blühinduktion. Allerdings steht der Einsatz synthetischer Wuchshemmstoffe zunehmend in der Kritik, im ökologischen Anbau ist die Anwendung grundsätzlich untersagt.

Alternativen zum Einsatz synthetischer Wachstumsregulatoren sind u.a. eine trockene Kulturführung, Diff und Drop sowie eine Kultivierung mit reduzierter Stickstoffdüngung.

Auch mechanische Reize, z.B. mit dem an der LVG Heidelberg entwickelte Großstreichelwagen, können das Längenwachstum hemmen.

Im Rahmen des Bundesprogramms ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) soll eine neue, innovative und alternative Regulierung des Wachstums von Pflanzen untersucht werden. Ziel ist es, eine Wachstumshemmung durch einen definierten mechanischen Reiz mittels Vibrationen zu realisieren, der einen vollständigen Verzicht auf synthetische Wuchshemmstoffe ermöglicht.

Zur Übertragung von Vibrationen mittels Unwuchtmotoren auf Pflanzen sind herkömmliche Gewächshaustische nicht geeignet. Die im Rahmen des Projektes entwickelten Tische zeichnen sich durch eine verbiegungssteife Tischplatte, einer verstärkten und schwingungsgedämmten Unterkonstruktion und einer massiven Montageplatte aus, an der zwei gegenläufig arbeitende Motoren angebracht sind. Diese erzeugen eine gerichtete horizontale Bewegung, die über einen vorgeschalteten Umrichter in der Frequenz verändert werden kann. Darüber hinaus sind die Motoren mit veränderlichen Unwuchtgewichten ausgestattet, so dass die wirkenden Kräfte entsprechend der Auflagelast angepasst werden können.

Zur Beurteilung der auf die Tische und Pflanzen übertragenen Schwingungen werden triaxiale Beschleunigungssensoren eingesetzt, die die in x-, y- und z-Richtung wirksamen Beschleunigungen aufnehmen, aus denen sich die wirksamen Geschwindigkeiten und Schwingbreiten errechnen lassen. Darüber hinaus werden die Bewegungsabläufe visualisiert. Es wurden deutliche Unterschiede der Beschleunigungen in Abhängigkeit der Platzierung der Sensoren (Tisch mittig oder am Rand, am Topf) erfasst.

Mit dem beschriebenen Versuchsaufbau und den aufgezeichneten Messdaten sind die eingestellten Untersuchungsparameter (Frequenz, Schwingbreite) auch in Bezug auf die pflanzenbaulichen Versuche reproduzierbar.

Vortr¨age / Session 8 / Innovative Technologien in der