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Zu allererst wird in 3 unterschiedlichen Strategien unterschieden, der Fallarbeit, die Arbeit in den Organisationen und die Netzwerkarbeit. Wie auch in vielen anderen prozessorientierten Vorgehen wird zuerst geplant dann umgesetzt, dann geprüft und zum Schluss verbessert (Ehlers 2011, S.30).

Die einzelnen Arbeitsphasen können in einem Modell dargestellt werden, dem so genannten Arbeitsphasenmodell (Ehlers 2011, S.31).

Abbildung 1: Arbeitsphasenmodell

(Ehlers 2011, S.31)

17 In der Klärungsphase wird überprüft ob für PatientInnen ein Case Management Prozess

geeignet ist. Ist dies abgeklärt, versucht man die Reichweite des Programms festzulegen, und den Zugang zu einem gezielten Case Management zu bestimmen. Das heißt es muss bestimmt werden, welche Zielgruppe und welche Abteilungen dadurch beteiligt sind, ob das Case Management an eine Organisation gebunden ist und welche Kooperationspartner darüber informiert werden müssen.

Weiters müssen folgende Kriterien für die Aufnahme in ein Case Management Program erfüllt werden (Ehlers 2011, S.32-34):

- „Es liegt eine komplexe Bedarfs- und Bedürfnissituation vor.

- Mehrere Leistungsanbieter sind beteiligt, die im Einzelfall aufeinander abgestimmt werden müssen, um integrierte Versorgung zu gewährleisten.

- Regelversorgungspfade greifen in diesen Einzelfällen nicht oder nicht ausreichend.

- Es fehlen Ressourcen des Klienten und dessen Bezugspersonen, sodass professionelle Hilfe notwendig ist.

- Grundsätzlich: Die Klienten bzw. Patienten nehmen freiwillig am Case Management teil (Ehlers 2011, S.34).“

-

In der Falleinschätzung werden Daten erhoben und eine Bewertung durchgeführt. Für die Erhebung der Daten werden unterschiedliche Erhebungsinstrumente verwendet. Unterschiedlich vom Einsatzbereich, das heißt im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege werden

unterschiedliche Messungen durchgeführt. Beispielsweise häufig zur Anwendung kommt der FIM – Fragebogen (Funktionale Selbstständigkeitsmessung) bei dem die Aktivitäten des

täglichen Lebens abgefragt werden. Mögliche Ressourcen und Netzwerke werden durch diverse Methoden wie beispielsweise einer Netzwerkanalyse ermittelt. Als gängige Methoden wird hier häufig das Genogramm oder das Soziogramm verwendet, durch die gängige und hilfreiche Kontakte und Beziehungen zwischen den Personen herausgefunden werden können.

Zielformulierungen und eine angepasste Hilfeplanung finden nach einer ausreichenden Bedarfsanalyse statt. Die Hilfeplanung wird gemeinsam mit dem Patienten/der Patientin besprochen und schriftlich fixiert.

Die Umsetzung erfolgt dann mit Hilfe des aufgestellten Hilfeplans. Es werden nun mit den besprochenen Dienstleistern Kontakte hergestellt und ein fallspezifisches Netzwerk aufgebaut.

18 Am Ende findet eine Evaluation statt, bei der der individuelle Fall bewertet und evaluiert wird, aber auch fallübergreifende Prozesse und Strukturen reflektiert und in die Bewertung mit

einbezogen werden (Ehlers 2011, S.32-70).

5 Die Bedeutung häuslicher Pflege

Pflegende Angehörige sind einer großen körperlichen aber auch psychischen Belastung ausgesetzt. Sie stellen aber dennoch die größte Pflegeversorgung der Welt dar. Vor allem für pflegebedürftige Personen stellen sie eine besonders hohe Bedeutung dar (Perrig-Chiello &

Höpflinger 2012, S.17-19). Genau jene Bedeutung wird in diesem Kapitel hervorgehoben um die Wichtigkeit häuslicher Pflege und damit verbunden auch die Unterstützung von pflegenden Angehörigen zu betonen.

In den eigenen vier Wänden zu bleiben ist von großer Bedeutung für pflegebedürftige Personen.

Dies bedeutet noch den Erhalt der Intimsphäre und die Möglichkeit sein Leben noch im eigenen Rhythmus zu leben. Folgende Aspekte sind für pflegebedürftige Personen zum Erhalt ihrer Lebensqualität von besonders großer Bedeutung: die Unabhängigkeit, soziale Beziehungen, Gesundheit, finanzielle Mittel und Möglichkeiten und Respekt und Anerkennung. Somit können sie noch Einfluss auf eigene Geschicke nehmen und dies hängt direkt mit dem psychischen Befinden zusammen. So haben sie noch die nötige Kontrolle über ihr eigenes Leben. Somit stellt vor allem der Übertritt in ein Altersheim eine starke psychische Belastung dar. Die Folgen sind eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes, eine verminderte Lebensqualität und eine Herabsetzung des Selbstwertgefühles. Depressive Verstimmungen und Hoffnungslosigkeit resultieren sehr oft daraus. Daher ist es wünschenswert das pflegebedürftige Personen so lange wie möglich zu Hause bleiben können. Dadurch ist die Hilfe durch Familie, Nachbarn oder Freunde jedoch unumgänglich. Hier wird die Hilfe direkt oder indirekt erwünscht, aus Liebe oder jahrelanger Verbundenheit oder aus Pflichtgefühl und Dank beispielsweise der Kinder für die jahrelange Unterstützung. Dies ist jedoch wieder abhängig von persönlichen Ressourcen.

Jedoch wird die Hilfe der Familie zunehmend auch von der Gesellschaft erwartet. Meist sind pflegende Angehörige jedoch auf externe BetreuerInnen angewiesen, wie beispielsweise die ambulante Pflege um bei den täglichen Aufgaben Unterstützung zu bekommen (Perrig-Chiello

& Höpflinger 2012, S.11-113).

19 5.1 Angehörigen Pflege

In diesem Kapitel wird genauer auf die Rolle von pflegenden Angehörigen eingegangen.

Die größte Pflegeversorgung der Welt wird von pflegenden Angehörigen durchgeführt. Diese so genannte gratis Dienstleistung muss jedoch von mehreren Seiten betrachtet werden. Zu einem wird Pflege im häuslichen Bereich sehr oft auf Grund von emotionaler Nähe, moralischen Verpflichtungen, die Liebe zu nahe stehenden Person oder aus Solidarität durchgeführt. Jedoch stellt diese Tätigkeit unabhängig von den Motiven eine sehr hohe körperliche aber auch

psychische Belastung dar. Eigene Bedürfnisse müssen zurückgestellt werden, chronische Sorgen und ein anhaltender Stress können hin zu einer sozialen Isolation führen. Daher werden viele Pflegende mit der Zeit selbst zu PatientInnen. Zu beachten ist auch, dass sich die

Familienstrukturen zunehmend verändern, dadurch können wie noch vor einigen Jahren Familienmitglieder die Aufgabe der Pflege nur schwer übernehmen (Perrig-Chiello &

Höpflinger 2012, S.17-20).

Laut Meyer (2006) gehören zu Pflegenden Angehörigen nicht nur Familienmitglieder sondern dazu gehören auch Bekannte, Freunde oder Nachbarn welche meist seit Jahren ein starkes Vertrauensverhältnis zu den zu Pflegenden PatientInnen haben. Weiters gibt es darunter eine Person welche die Hauptaufgaben übernimmt. Diese Person ist so zu sagen für die Hauptpflege verantwortlich (Allwicher 2009, S.39-40).

Pflegende Angehörige stellen den größten Betreuungsdienst aber auch Pflegedienst in

Österreich dar. Jedoch fehlen nach wie vor die finanziellen Mittel um ausreichende Beratung und Unterstützung zu gewährleisten (Pochobradsky et al. 2005, S.42-44). Auf die Beratung pflegender Angehöriger wird jedoch in einem späteren Kapitel genauer eingegangen.

Ein wichtiger Punkt im Bezug auf pflegende Angehörige ist, dass dies keine homogene Gruppe ist, sondern aus unterschiedlichen kontextbezogenen Akteuren besteht, und es besonders wichtig ist zu beachten wer gepflegt wird, da es hier unterschiedliche Belastungen gibt. Eine besonders wichtige Determinante ist der Beziehungsgrad beziehungsweise der Verwandtschaftsgrad des pflegenden Angehörigen und der Grad der Pflegebedürftigkeit (Perrig-Chiello & Höpflinger 2012, S.113).

20 6 Aufgaben pflegender Angehöriger

Abhängig von der jeweiligen Pflegestufe müssen pflegende Angehörige vor allem manuelle und körperliche Tätigkeiten übernehmen. Darunter zählen unter anderem das Anziehen und

Ausziehen, das Waschen und Mobilisieren. Einige übernehmen auch spezielle Aufgaben wie das Spritzen von Medikamenten und die Verabreichung der Medikamente, aber auch das Wechseln von Verbänden oder die Versorgung von Wunden werden von vielen Angehörigen übernommen.

Dazu kommen die täglichen Verpflichtungen wie Betten machen, Einkaufen und Kochen. Ein Großteil der Arbeit besteht jedoch auch darin Sozialleistungen zu optimieren, und die

Buchhaltung dazu zu führen (Allwicher 2009, S.63-64).

Familienmitglieder können aber auch unerwartet zu Pflegenden werden. Hat ein

Familienmitglied eine plötzliche Erkrankung kann es passieren, dass Angehörige unerwartet zu einem Pflegefall werden. Niemand ist mit den Aufgaben häuslicher Pflege vertraut und es kommen einige Veränderungen des täglichen Ablaufes auf die Familie zu. Viele offenen Fragen und beantwortete Fragen stehen im Raum und müssen zum Teil sehr rasch beantwortet werden.

Ein schnelles und bestmögliches Management ist hier nötig um die neue Situation zu meistern (Specht – Tomann 2009, S.42-44). Als Beratung aber auch Hilfestellung bietet Case

Management eine gute Möglichkeit eine bestmögliche Versorgung für pflegebedürftige Personen zu gewährleisten (Frommelt et al. 2008, S.5)

6.1 Belastungen pflegender Angehöriger

Die Stärke der Pflegebedürftigkeit ist laut Kesselring et al. (2001) ein wichtiger Faktor für die Belastungsintensität der pflegenden Angehörigen. Persönlichkeitsveränderungen,

Stimmungsveränderungen und eine verminderte Kommunikation stellen oft erhebliche Herausforderungen für Pflegende dar (Perrig-Chiello & Höpflinger 2012, S.13).

Bedeutend ist auch das Alter der Pflegenden. Laut Vitalino et al. (2003) stellt das Alter eine wichtige Determinante dar, da ältere pflegende Angehörige selber an körperlichen

Erkrankungen oder Belastungen leiden (Perrig-Chiello & Höpflinger 2012, S.114).

Im Bezug auf das Geschlecht haben laut Bédard et al (2000) Untersuchungen in der Schweiz gezeigt, dass vor allem Frauen und unter anderem auch Töchter unter stärkeren Belastungen vor allem psychischer Natur leiden als Männer (Perrig-Chiello & Höpflinger 2012, S.114).

Thiede et al. (1999) beschreibt, vor allem bei der Pflege älterer Menschen, dass vor allem

21 Kinder welche die Pflege übernehmen von stärkeren Problemen belastet sind, als beispielsweise pflegende PartnerInnen. Die ist vor allem durch das Alter zu erklären, da Kinder meist zu den Eltern fahren müssen, und nur selten im selben Haushalt wohnen (Perrig-Chiello & Höpflinger 2012, S.114-115).

Laut Meyer (2006) fühlen sich laut einer 2003 durchgeführten Sozialforschungsstudie in etwa 43% der pflegenden Angehörigen belastet. 41% der Befragten gaben an unter einer schweren physischen aber auch psychischen Belastung zu stehen. Lediglich 7% können mit der Situation gut umgehen (Allwicher 2009, S.65).

Generell werden pflegende Angehörige schnell krank und sind vor allem häufig von

stressbedingten Krankheiten betroffen. Dadurch, dass die häusliche Pflege meist über einen längeren Zeitraum stattfindet, verstärkt dies natürlich die pathogenen Belastungen. Körperliche Folgeerscheinungen sind vor allem Schmerzen im Kreuz- Schulter und Nackenbereich und auftretende Gelenksschwierigkeiten. Aber weitaus stärker sind psychische Belastungen die durch die andauernde Pflege zu Hause auftreten. Vor allem die zeitlichen Verpflichtungen werden als besonders belastend angegeben. Wobei auch das Gefühl der Verpflichtung und die aufkommende Aussichtslosigkeit zu psychischen Belastungsfaktoren werden (Pochobradsky 2005, S.42-44).

Für die meisten pflegenden Angehörigen unabhängig vom Alter ist es sehr schwer zu

unterscheiden ob die Pflegesituation anstrengend oder bereits zu anstrengend ist. Wie bereits erläutert sind es unterschiedliche Belastungen welche pflegende Angehörige zu schaffen

machen. Jedoch werden meist vier Hauptpunkte genannt welche die größten Herausforderungen darstellen. Darunter zählen unter anderem die körperlichen Tätigkeiten, die finanzielle Lage, die soziale Situation und seelische Befindlichkeiten (Specht-Tomann 2009, S.81-90).

Die unklare finanzielle Situation und weitere Absicherung stellt einen hohen Belastungsfaktor für pflegende Angehörige dar. Niedrige Pensionen und fehlende Rücklagen stellen erschwerte Bedingungen für Familien dar. Dazu kommt noch, dass Angehörige ihre Arbeit ganz aufgeben müssen, beziehungsweise reduzieren müssen um alle pflegerischen Tätigkeiten durchführen zu können. Weiters müssen in den meistens Fällen zusätzliche Materialien wie Matratzen,

Unterlagen oder Materialien zu Wundversorgung besorgt werden, wodurch weitere Kosten entstehen und viele finanzielle Einschränkungen für die ganze Familie notwendig sind (Specht-Tormann 2009, S.81-90).

22 Vor allem sind es aber auch körperliche Belastungen welche pflegende Angehörige oft an die Grenzen bringen. Einerseits liegt dies am mangelnden Wissen, wie man einen pflegebedürftigen Menschen am besten beim Positionswechsel hilft und Bewegungen am schonendsten

durchgeführt werden, andererseits müssen aber auch einige Mehrarbeiten im Haushalt durchgeführt werden. Sehr oft leiden pflegende Angehörige unter Schlafmangel, da sie im schlimmsten Fall 24 Stunden im Einsatz sind und immer wieder unerwartet aufstehen müssen.

Hinzu kommen noch der mangelnde Rückzug und die körperliche Daueranspannung (Specht-Tormann 2009, S.81-90).

Besonders zu beachten sind auch soziale und seelische Belastungen, welche meist durch mangelnde Kommunikation und Inanspruchnahme von diversen Hilfeleistungen auftreten (Specht- Tormann 2009, S.81-90).

Auf mögliche Hilfestellungen und Beratungsmöglichkeiten werde ich in einem späteren Kapitel noch näher eingehen.

Sehr häufig treten verschiedenste Emotionen auf, wie beispielsweise das Gefühl ausgenutzt zu werden, mangelnde Rückzugsmöglichkeiten und Ruhephasen, Einsamkeit und Wut seine Leben an den Rhythmus einer anderen Person auszurichten (Specht-Tormann 2009, S.87).

Die unterschiedlichen Anforderungen und Belastungen stellen eine große Herausforderung für pflegende Angehörige dar. Vermehrte Anforderungen auf sozialer, psychischer, ökonomischer als auch spiritueller Hinsicht bestimmen den Alltag der häuslichen Pflege. Daher hat es diesbezüglich Erneuerungen in der aktuellen Pflegereform beziehungsweise dem Pflegeweiterentwicklungsgesetz gegeben. Hier wird der Anspruch auf Beratung und

Hilfeleistungen betont. Eine sichere Versorgung von pflegebedürftigen Personen, als auch eine gerechte Hilfestellung und Beratung um mit der neuen Situation umgehen zu können und diese zu bewältigen wurden eingeführt. Für diesen Tätigkeitsbereich steht das Verfahren des Case Managements zur Verfügung (Frommelt et al. 2008, S.5-17).

Somit sind vor allem die vier Faktoren körperliche Belastungen, seelische Belastungen, finanzielle Belastungen und soziale Belastungen von großer Bedeutung und verlangen

unterschiedliche Hilfestellungen (Specht-Tomann 2009, S.81). Darauf wird im nächsten Kapitel genauer eingegangen.

23 7 Mögliche Beratungsansätze und Beratungskonzepte für pflegende Angehörige

Die zuvor genannten unterschiedlichen Bereiche entstehender Belastungen können durch unterschiedliche Hilfsangebote gemildert werden.

Das Auftreten finanzieller Schwierigkeiten wie ich es im vorhergehenden Kapitel bereits erläutert habe, kann durch gezielte Beratung minimiert werden. Anlaufstellen sind dafür

beispielsweise die Caritas oder das rote Kreuz. Da es länderspezifische Unterschiede gibt, ist es ratsam die nötigen Kontakte auf der jeweiligen Home Page zu entnehmen (Specht-Tomann 2009, S.82).

Körperliche Beschwerden auf Grund von zusätzlicher Belastung der täglichen pflegerischen Maßnahmen können vor allem durch eine Wahrnehmung der Situation und der Beschwerden zu Lösungsmöglichkeiten führen. Nur wenn man die eigenen Schwachstellen und Problembereiche kennt kann man dagegen vorgehen. Ein Besuch beim Arzt, eine Kurs für angewandte Pflege, oder externe Pflegekräfte als Unterstützung heran zu ziehen können mögliche Verbesserungen darstellen. Wichtig ist jedoch sich Ruhepausen und Entspannung zu gönnen, ausreichend und vollwertig zu essen, oder diverse Entspannungshilfen wie Entspannungs- CD´s zum Abschalten zu verwenden (Specht-Tomann 2009, S.86-87).

Soziale Belastungen können durch diverse Veränderungen und Verhaltensweisen der zu

pflegenden Person entstehen und können nur durch das Bewusstwerden und durch das Einlassen und die Toleranz an die neue Situation verändert und verbessert werden. Es ist wichtig sich mit seinen Gefühlen und Emotionen auseinanderzusetzen um damit schlussendlich besser umgehen zu können (Specht-Tomann 2009, S.87-112).

Eine Möglichkeit wäre hierfür die Biografiearbeit. Unter der Biografiearbeit wird die Beschäftigung mit der Vergangenheit bezeichnet. Dabei werden positive als auch negative Aspekte, Rituale und Gewohnheiten aber auch Fragen aufgearbeitet. Dieser Methode kann sich im Prinzip jeder bedienen, dabei ist lediglich der Inhalt von Bedeutung, welcher sich auf die Lebensgeschichte beziehen soll. Erfahrungen als auch Wünsche für die Zukunft können so geäußert werden (Spech-Tomann 2009, S.113-114). Durch diese Art der Gesprächsführung können Lebensphasen besser bewältigt werden, indem sie bewusst wahrgenommen und überwunden werden können. Durch die Anzahl der erzählten Erfahrungen kann die

„individuelle Welt“ geformt werden. Dies kann zu einer Ressource im Umgang mit Situationen

24 werden. Erlebnisse können so verarbeitet und neue Situationen bewältigt werden. Durch diese Methode der Gesprächsführung kann auf individuelle Bedürfnisse besser eingegangen werden.

Die Individualität des Patienten/der Patientin kann so zur Geltung gebracht werden und ist im weiteren Pflegeverlauf von enormer Bedeutung (Spech-Toman 2009, S.115-116). Eine

Grundlegende Erhaltung oder Aufbau der sozialen Beziehung zwischen Pflegenden und zu Pflegenden kann so erreicht werden. Wichtig dabei zu beachten ist, dass diese Methode als ein Prozess verstanden werden muss welcher aus einem andauernden Informationsaustausch zwischen aktuellen und vergangenen Ereignissen besteht (Wirsing 2007, S. 7).

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es unterschiedliche Möglichkeiten im Umgang mit Belastungen gibt, welche durch verschiedenste Strategien gemildert werden können. Zur weiteren Unterstützung und als Ansatz werden nun unterschiedliche Beratungskonzepte erläutert.

Die Beratung von pflegenden Angehörigen ist ein freiwilliges Interaktionsangebot, bei dem professionelle BeraterInnen Pflegende dabei unterstützen rechtliche, soziale, psychisch- soziale aber auch medizinische und pflegerische Aspekte zu verstehen und damit umzugehen. Sie versuchen Autonomie, Wissen, aber Kompetenzen zu vermitteln. So erhalten Pflegende Lösunges- beziehungsweise Coping- Kompetenzen (Allwicher 2009, S.149).

Alle Ressourcen und Möglichkeiten im gesundheits- rehabilitations- kurativen- präventiven aber auch palliativen Bereich werden eingesetzt. Belastungen und entstandenen Folgen sollen durch eine gezielte Beachtung der individuellen personenbezogenen Lebenswelt vermindert werden.

Somit kann die Qualität der Arbeit verbessert werden (Allwicher 2009, S.149).

Es gibt unterschiedliche Beratungskonzepte aus anderen Bereichen, wie Pädagogik oder Soziologie. Jedes Beratungskonzept hat einen anderen Schwerpunkt bezüglich des

Menschenbildes, dem Verhalten und den erwünschten Zielen. Dabei ist es immer wichtig darauf zu achten, welches Konzept im Bereich Pflege angewendet werden kann. Es gibt

Psychologische Beratungskonzepte, Sozialwissenschaftliche Beratungskonzepte und die Integrative Beratung (Koch-Straube 2008, S. 104).

25 Psychologische Beratungskonzepte

Humanistische Konzepte

Das meist gekannte und angewendete Verfahren innerhalb der Pflege ist die Klienten zentrierte Gesprächspsychotherapie. Dabei wird davon ausgegangen das der Mensch von Natur aus seelisch gesund ist, und alle Ressourcen in sich hat um ein glückliches Leben zu führen, jedoch wurden seine Entwicklungen im Laufe des Lebens durch negative Erfahrungen gestört. In dieser Art der Gesprächsführung soll eine offenen gleichberechtigte Kommunikation zwischen dem Patienten/der Patientin und dem Therapeuten stattfinden, welche dem Patienten/der Patientin dabei verhelfen soll innere Blockaden zu lösen, und so zu einer eigenen Lösung zu gelangen.

Menschen werden in diesem Konzept in einer Einheit zwischen Körper, Geist und Seele gesehen. Dieses Modell wird jedoch oft als unzureichend betrachtet, da viele PatientInnen unzureichende Bereitschaft zeigen über ihr Leben und ihre Probleme so offen und frei zu sprechen (Koch-Straube 2008, S.104-106).

Verhaltenswissenschaftliche Konzept

Dieses Konzept orientiert sich an naturwissenschaftlichen Sichtweisen, dabei werden

therapeutische Maßnahmen aus verschiedenen vorhandenen Lerntheorien gesetzt. Hier geht es um die Veränderung und das Verhalten in der Gegenwart und nicht um das biografische Erleben oder Verhalten. Daher werden Lebensstile oder Verhaltensweisen verändert. Dies wird meist aber nur dann eingesetzt wenn eine Heilung aus medizinischer Sicht nicht mehr möglich ist, und der PatientIn mit der Situation umgehen muss (Koch-Straube 2008, S. 107-108).

Systemische Konzepte

Laut Sickendiek et al. (1999) werden hier Probleme und Diskrepanzen immer im Ganzen gesehen, das heißt beispielsweise in der Pflege im ganzen System der Familie. Treten Konflikte auf werden die nie isoliert betrachtet, sondern immer im ganzen Beziehungsgefüge. Vor allem in der ambulanten Pflege wird dieser Ansatz sehr oft verwendet. Somit wird zur Lösung von Verhaltensauffälligkeiten immer eine systemische Betrachtungsweise eingenommen (Koch- Straube 2008, S.109-110).

Sozialwissenschaftliche Beratungskonzepte

Hier gilt die Betrachtung von sozial benachteiligten Personen oder Gruppen. Laut Sickendiek et al. (1999) wählt dieses Konzept keine einheitliche Methode, sondern ist multimethodisch und verwendet unterschiedliche Verfahren aus verschiedenen Konzepten. Das heißt hier setzt man sich nicht nur mit psychischen und physischen Einschränkungen auseinander, sondern mit allen

26 damit verbundenen Konsequenzen in der Umwelt. Beispielsweise muss sich eine behinderte Person nicht nur mit erschwerten Bewegungsmöglichkeiten auseinandersetzten, sondern auch mit eingeschränkten Möglichkeiten und Zugangsbarrieren (Koch-Straube 2008, S.110-112).

Integrative Beratung

Vor allem im Bereich der Pflege ist dies einer der wichtigsten Ansätze. Hier geht es um die Integration unterschiedlicher Ansätze, um den Menschen in der gesamten Situation mit seiner individuellen Problemlage. Die integrative Beratung setzt sich aus drei Bereichen zusammen:

der Gestalttherapie, der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie. Der Mensch wird ebenfalls aus drei unterschiedlichen Sichtweisen betrachtet: aus einer philosophischen, einer

naturwissenschaftlichen und aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive. Es geht es um die Beziehung die wir mit unserer Umwelt haben, die notwendig ist um uns zu entwickeln und durch die wir uns selber verstehen können.

Weiters geht es wie bereits zuvor erwähnt um die Integration unterschiedlicher Therapiearten.

Wie auch im Leben sind wir ständig damit konfrontiert neue Dinge in unser Leben zu

integrieren. Durch eine gute Therapie lernen wir neue Ereignisse und auch negative Erlebnisse in unser Leben zu integrieren und damit umzugehen.

Ein zentraler Begriff ist auch die Leiblichkeit, bei der der Mensch als Ganzes verstanden wird, denn kein Gefühl geschieht ohne eine Reaktion unseres Körpers darauf auszulösen, sowie es auch keine körperliche Reaktion ohne eine emotionale Antwort darauf gibt.

All jene Aspekte haben eine wichtige Bedeutung um Pflege auszuführen. Pflegepersonen treffen nicht auf einen Patient/eine Patientin um lediglich körperliche Folgen zu minimieren, sondern

All jene Aspekte haben eine wichtige Bedeutung um Pflege auszuführen. Pflegepersonen treffen nicht auf einen Patient/eine Patientin um lediglich körperliche Folgen zu minimieren, sondern