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Die Stärke der Pflegebedürftigkeit ist laut Kesselring et al. (2001) ein wichtiger Faktor für die Belastungsintensität der pflegenden Angehörigen. Persönlichkeitsveränderungen,

Stimmungsveränderungen und eine verminderte Kommunikation stellen oft erhebliche Herausforderungen für Pflegende dar (Perrig-Chiello & Höpflinger 2012, S.13).

Bedeutend ist auch das Alter der Pflegenden. Laut Vitalino et al. (2003) stellt das Alter eine wichtige Determinante dar, da ältere pflegende Angehörige selber an körperlichen

Erkrankungen oder Belastungen leiden (Perrig-Chiello & Höpflinger 2012, S.114).

Im Bezug auf das Geschlecht haben laut Bédard et al (2000) Untersuchungen in der Schweiz gezeigt, dass vor allem Frauen und unter anderem auch Töchter unter stärkeren Belastungen vor allem psychischer Natur leiden als Männer (Perrig-Chiello & Höpflinger 2012, S.114).

Thiede et al. (1999) beschreibt, vor allem bei der Pflege älterer Menschen, dass vor allem

21 Kinder welche die Pflege übernehmen von stärkeren Problemen belastet sind, als beispielsweise pflegende PartnerInnen. Die ist vor allem durch das Alter zu erklären, da Kinder meist zu den Eltern fahren müssen, und nur selten im selben Haushalt wohnen (Perrig-Chiello & Höpflinger 2012, S.114-115).

Laut Meyer (2006) fühlen sich laut einer 2003 durchgeführten Sozialforschungsstudie in etwa 43% der pflegenden Angehörigen belastet. 41% der Befragten gaben an unter einer schweren physischen aber auch psychischen Belastung zu stehen. Lediglich 7% können mit der Situation gut umgehen (Allwicher 2009, S.65).

Generell werden pflegende Angehörige schnell krank und sind vor allem häufig von

stressbedingten Krankheiten betroffen. Dadurch, dass die häusliche Pflege meist über einen längeren Zeitraum stattfindet, verstärkt dies natürlich die pathogenen Belastungen. Körperliche Folgeerscheinungen sind vor allem Schmerzen im Kreuz- Schulter und Nackenbereich und auftretende Gelenksschwierigkeiten. Aber weitaus stärker sind psychische Belastungen die durch die andauernde Pflege zu Hause auftreten. Vor allem die zeitlichen Verpflichtungen werden als besonders belastend angegeben. Wobei auch das Gefühl der Verpflichtung und die aufkommende Aussichtslosigkeit zu psychischen Belastungsfaktoren werden (Pochobradsky 2005, S.42-44).

Für die meisten pflegenden Angehörigen unabhängig vom Alter ist es sehr schwer zu

unterscheiden ob die Pflegesituation anstrengend oder bereits zu anstrengend ist. Wie bereits erläutert sind es unterschiedliche Belastungen welche pflegende Angehörige zu schaffen

machen. Jedoch werden meist vier Hauptpunkte genannt welche die größten Herausforderungen darstellen. Darunter zählen unter anderem die körperlichen Tätigkeiten, die finanzielle Lage, die soziale Situation und seelische Befindlichkeiten (Specht-Tomann 2009, S.81-90).

Die unklare finanzielle Situation und weitere Absicherung stellt einen hohen Belastungsfaktor für pflegende Angehörige dar. Niedrige Pensionen und fehlende Rücklagen stellen erschwerte Bedingungen für Familien dar. Dazu kommt noch, dass Angehörige ihre Arbeit ganz aufgeben müssen, beziehungsweise reduzieren müssen um alle pflegerischen Tätigkeiten durchführen zu können. Weiters müssen in den meistens Fällen zusätzliche Materialien wie Matratzen,

Unterlagen oder Materialien zu Wundversorgung besorgt werden, wodurch weitere Kosten entstehen und viele finanzielle Einschränkungen für die ganze Familie notwendig sind (Specht-Tormann 2009, S.81-90).

22 Vor allem sind es aber auch körperliche Belastungen welche pflegende Angehörige oft an die Grenzen bringen. Einerseits liegt dies am mangelnden Wissen, wie man einen pflegebedürftigen Menschen am besten beim Positionswechsel hilft und Bewegungen am schonendsten

durchgeführt werden, andererseits müssen aber auch einige Mehrarbeiten im Haushalt durchgeführt werden. Sehr oft leiden pflegende Angehörige unter Schlafmangel, da sie im schlimmsten Fall 24 Stunden im Einsatz sind und immer wieder unerwartet aufstehen müssen.

Hinzu kommen noch der mangelnde Rückzug und die körperliche Daueranspannung (Specht-Tormann 2009, S.81-90).

Besonders zu beachten sind auch soziale und seelische Belastungen, welche meist durch mangelnde Kommunikation und Inanspruchnahme von diversen Hilfeleistungen auftreten (Specht- Tormann 2009, S.81-90).

Auf mögliche Hilfestellungen und Beratungsmöglichkeiten werde ich in einem späteren Kapitel noch näher eingehen.

Sehr häufig treten verschiedenste Emotionen auf, wie beispielsweise das Gefühl ausgenutzt zu werden, mangelnde Rückzugsmöglichkeiten und Ruhephasen, Einsamkeit und Wut seine Leben an den Rhythmus einer anderen Person auszurichten (Specht-Tormann 2009, S.87).

Die unterschiedlichen Anforderungen und Belastungen stellen eine große Herausforderung für pflegende Angehörige dar. Vermehrte Anforderungen auf sozialer, psychischer, ökonomischer als auch spiritueller Hinsicht bestimmen den Alltag der häuslichen Pflege. Daher hat es diesbezüglich Erneuerungen in der aktuellen Pflegereform beziehungsweise dem Pflegeweiterentwicklungsgesetz gegeben. Hier wird der Anspruch auf Beratung und

Hilfeleistungen betont. Eine sichere Versorgung von pflegebedürftigen Personen, als auch eine gerechte Hilfestellung und Beratung um mit der neuen Situation umgehen zu können und diese zu bewältigen wurden eingeführt. Für diesen Tätigkeitsbereich steht das Verfahren des Case Managements zur Verfügung (Frommelt et al. 2008, S.5-17).

Somit sind vor allem die vier Faktoren körperliche Belastungen, seelische Belastungen, finanzielle Belastungen und soziale Belastungen von großer Bedeutung und verlangen

unterschiedliche Hilfestellungen (Specht-Tomann 2009, S.81). Darauf wird im nächsten Kapitel genauer eingegangen.

23 7 Mögliche Beratungsansätze und Beratungskonzepte für pflegende Angehörige

Die zuvor genannten unterschiedlichen Bereiche entstehender Belastungen können durch unterschiedliche Hilfsangebote gemildert werden.

Das Auftreten finanzieller Schwierigkeiten wie ich es im vorhergehenden Kapitel bereits erläutert habe, kann durch gezielte Beratung minimiert werden. Anlaufstellen sind dafür

beispielsweise die Caritas oder das rote Kreuz. Da es länderspezifische Unterschiede gibt, ist es ratsam die nötigen Kontakte auf der jeweiligen Home Page zu entnehmen (Specht-Tomann 2009, S.82).

Körperliche Beschwerden auf Grund von zusätzlicher Belastung der täglichen pflegerischen Maßnahmen können vor allem durch eine Wahrnehmung der Situation und der Beschwerden zu Lösungsmöglichkeiten führen. Nur wenn man die eigenen Schwachstellen und Problembereiche kennt kann man dagegen vorgehen. Ein Besuch beim Arzt, eine Kurs für angewandte Pflege, oder externe Pflegekräfte als Unterstützung heran zu ziehen können mögliche Verbesserungen darstellen. Wichtig ist jedoch sich Ruhepausen und Entspannung zu gönnen, ausreichend und vollwertig zu essen, oder diverse Entspannungshilfen wie Entspannungs- CD´s zum Abschalten zu verwenden (Specht-Tomann 2009, S.86-87).

Soziale Belastungen können durch diverse Veränderungen und Verhaltensweisen der zu

pflegenden Person entstehen und können nur durch das Bewusstwerden und durch das Einlassen und die Toleranz an die neue Situation verändert und verbessert werden. Es ist wichtig sich mit seinen Gefühlen und Emotionen auseinanderzusetzen um damit schlussendlich besser umgehen zu können (Specht-Tomann 2009, S.87-112).

Eine Möglichkeit wäre hierfür die Biografiearbeit. Unter der Biografiearbeit wird die Beschäftigung mit der Vergangenheit bezeichnet. Dabei werden positive als auch negative Aspekte, Rituale und Gewohnheiten aber auch Fragen aufgearbeitet. Dieser Methode kann sich im Prinzip jeder bedienen, dabei ist lediglich der Inhalt von Bedeutung, welcher sich auf die Lebensgeschichte beziehen soll. Erfahrungen als auch Wünsche für die Zukunft können so geäußert werden (Spech-Tomann 2009, S.113-114). Durch diese Art der Gesprächsführung können Lebensphasen besser bewältigt werden, indem sie bewusst wahrgenommen und überwunden werden können. Durch die Anzahl der erzählten Erfahrungen kann die

„individuelle Welt“ geformt werden. Dies kann zu einer Ressource im Umgang mit Situationen

24 werden. Erlebnisse können so verarbeitet und neue Situationen bewältigt werden. Durch diese Methode der Gesprächsführung kann auf individuelle Bedürfnisse besser eingegangen werden.

Die Individualität des Patienten/der Patientin kann so zur Geltung gebracht werden und ist im weiteren Pflegeverlauf von enormer Bedeutung (Spech-Toman 2009, S.115-116). Eine

Grundlegende Erhaltung oder Aufbau der sozialen Beziehung zwischen Pflegenden und zu Pflegenden kann so erreicht werden. Wichtig dabei zu beachten ist, dass diese Methode als ein Prozess verstanden werden muss welcher aus einem andauernden Informationsaustausch zwischen aktuellen und vergangenen Ereignissen besteht (Wirsing 2007, S. 7).

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es unterschiedliche Möglichkeiten im Umgang mit Belastungen gibt, welche durch verschiedenste Strategien gemildert werden können. Zur weiteren Unterstützung und als Ansatz werden nun unterschiedliche Beratungskonzepte erläutert.

Die Beratung von pflegenden Angehörigen ist ein freiwilliges Interaktionsangebot, bei dem professionelle BeraterInnen Pflegende dabei unterstützen rechtliche, soziale, psychisch- soziale aber auch medizinische und pflegerische Aspekte zu verstehen und damit umzugehen. Sie versuchen Autonomie, Wissen, aber Kompetenzen zu vermitteln. So erhalten Pflegende Lösunges- beziehungsweise Coping- Kompetenzen (Allwicher 2009, S.149).

Alle Ressourcen und Möglichkeiten im gesundheits- rehabilitations- kurativen- präventiven aber auch palliativen Bereich werden eingesetzt. Belastungen und entstandenen Folgen sollen durch eine gezielte Beachtung der individuellen personenbezogenen Lebenswelt vermindert werden.

Somit kann die Qualität der Arbeit verbessert werden (Allwicher 2009, S.149).

Es gibt unterschiedliche Beratungskonzepte aus anderen Bereichen, wie Pädagogik oder Soziologie. Jedes Beratungskonzept hat einen anderen Schwerpunkt bezüglich des

Menschenbildes, dem Verhalten und den erwünschten Zielen. Dabei ist es immer wichtig darauf zu achten, welches Konzept im Bereich Pflege angewendet werden kann. Es gibt

Psychologische Beratungskonzepte, Sozialwissenschaftliche Beratungskonzepte und die Integrative Beratung (Koch-Straube 2008, S. 104).

25 Psychologische Beratungskonzepte

Humanistische Konzepte

Das meist gekannte und angewendete Verfahren innerhalb der Pflege ist die Klienten zentrierte Gesprächspsychotherapie. Dabei wird davon ausgegangen das der Mensch von Natur aus seelisch gesund ist, und alle Ressourcen in sich hat um ein glückliches Leben zu führen, jedoch wurden seine Entwicklungen im Laufe des Lebens durch negative Erfahrungen gestört. In dieser Art der Gesprächsführung soll eine offenen gleichberechtigte Kommunikation zwischen dem Patienten/der Patientin und dem Therapeuten stattfinden, welche dem Patienten/der Patientin dabei verhelfen soll innere Blockaden zu lösen, und so zu einer eigenen Lösung zu gelangen.

Menschen werden in diesem Konzept in einer Einheit zwischen Körper, Geist und Seele gesehen. Dieses Modell wird jedoch oft als unzureichend betrachtet, da viele PatientInnen unzureichende Bereitschaft zeigen über ihr Leben und ihre Probleme so offen und frei zu sprechen (Koch-Straube 2008, S.104-106).

Verhaltenswissenschaftliche Konzept

Dieses Konzept orientiert sich an naturwissenschaftlichen Sichtweisen, dabei werden

therapeutische Maßnahmen aus verschiedenen vorhandenen Lerntheorien gesetzt. Hier geht es um die Veränderung und das Verhalten in der Gegenwart und nicht um das biografische Erleben oder Verhalten. Daher werden Lebensstile oder Verhaltensweisen verändert. Dies wird meist aber nur dann eingesetzt wenn eine Heilung aus medizinischer Sicht nicht mehr möglich ist, und der PatientIn mit der Situation umgehen muss (Koch-Straube 2008, S. 107-108).

Systemische Konzepte

Laut Sickendiek et al. (1999) werden hier Probleme und Diskrepanzen immer im Ganzen gesehen, das heißt beispielsweise in der Pflege im ganzen System der Familie. Treten Konflikte auf werden die nie isoliert betrachtet, sondern immer im ganzen Beziehungsgefüge. Vor allem in der ambulanten Pflege wird dieser Ansatz sehr oft verwendet. Somit wird zur Lösung von Verhaltensauffälligkeiten immer eine systemische Betrachtungsweise eingenommen (Koch- Straube 2008, S.109-110).

Sozialwissenschaftliche Beratungskonzepte

Hier gilt die Betrachtung von sozial benachteiligten Personen oder Gruppen. Laut Sickendiek et al. (1999) wählt dieses Konzept keine einheitliche Methode, sondern ist multimethodisch und verwendet unterschiedliche Verfahren aus verschiedenen Konzepten. Das heißt hier setzt man sich nicht nur mit psychischen und physischen Einschränkungen auseinander, sondern mit allen

26 damit verbundenen Konsequenzen in der Umwelt. Beispielsweise muss sich eine behinderte Person nicht nur mit erschwerten Bewegungsmöglichkeiten auseinandersetzten, sondern auch mit eingeschränkten Möglichkeiten und Zugangsbarrieren (Koch-Straube 2008, S.110-112).

Integrative Beratung

Vor allem im Bereich der Pflege ist dies einer der wichtigsten Ansätze. Hier geht es um die Integration unterschiedlicher Ansätze, um den Menschen in der gesamten Situation mit seiner individuellen Problemlage. Die integrative Beratung setzt sich aus drei Bereichen zusammen:

der Gestalttherapie, der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie. Der Mensch wird ebenfalls aus drei unterschiedlichen Sichtweisen betrachtet: aus einer philosophischen, einer

naturwissenschaftlichen und aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive. Es geht es um die Beziehung die wir mit unserer Umwelt haben, die notwendig ist um uns zu entwickeln und durch die wir uns selber verstehen können.

Weiters geht es wie bereits zuvor erwähnt um die Integration unterschiedlicher Therapiearten.

Wie auch im Leben sind wir ständig damit konfrontiert neue Dinge in unser Leben zu

integrieren. Durch eine gute Therapie lernen wir neue Ereignisse und auch negative Erlebnisse in unser Leben zu integrieren und damit umzugehen.

Ein zentraler Begriff ist auch die Leiblichkeit, bei der der Mensch als Ganzes verstanden wird, denn kein Gefühl geschieht ohne eine Reaktion unseres Körpers darauf auszulösen, sowie es auch keine körperliche Reaktion ohne eine emotionale Antwort darauf gibt.

All jene Aspekte haben eine wichtige Bedeutung um Pflege auszuführen. Pflegepersonen treffen nicht auf einen Patient/eine Patientin um lediglich körperliche Folgen zu minimieren, sondern um den Menschen in seiner neuen Situation zu begleiten, und dabei zu unterstützen mit den neuen Ereignissen umzugehen. In diesem Prozess der Integration der Lebensumstände sind Pflegepersonen unterstützend tätig. Pfleger sollen dadurch keine perfekt ausgebildeten Berater werden, aber eine gesteigerte Sensibilität für den Menschen entwickeln (Koch-Straube 2008, S.112-116).

Zusammenfassend muss festgehalten werden, dass Case Management durch unterschiedliche Beratungskonzepte auch an unterschiedlichen Schwerpunkten ansetzten kann.

Überschneidungen können und dürfen stattfinden (Weber-Halter 2011, S.104).

27 8 Bedeutung von Case Management in der Pflege

Im amerikanischen Raum findet Case Management im pflegerischen Bereich bereits statt. Es wird als komplexer Vorgang beziehungsweise Leistungsfunktion betrachtet. Mittlerweile nimmt es eine führende Rolle im Verlauf des Pflegeprozess ein (Wendt 1999, S.165).

Durch Case Management kann ebenfalls eine gute Vernetzung zwischen der stationären Pflege und der ambulanten Pflege stattfinden. Die Notwendigkeit einer häuslichen Pflege

beziehungsweise die Einweisung in ein Pflegeheim kann oft durch Akutfälle und den damit verbundenen Aufenthalt auf eine Krankenhausstation notwendig werden. Dadurch ist oder wird ein gezieltes Case Management notwendig. Weiters sind jedoch sehr oft auch Pflegefachkräfte bei der ambulanten Pflege überfordert und es muss zwischen intra- und extramuraler Pflege gewechselt werden. Dieses Wechseln setzt aber eine genaue Planung und Steuerung voraus (Wendt 1999, S.165-167).

In der Altenpflege ist es vor allem notwendig Unterstützung und Verbindungen von formellen und informellen Hilfeleistungen in Anspruch zu nehmen, da die Pflege meist zu Hause

durchgeführt wird. Pflegende Angehörige haben sehr oft professionelle Unterstützung durch ambulante Pflegedienste. Diese Verknüpfung bedarf jedoch guter Planung und Zusammenarbeit.

Die Planung, Koordination, Steuerung und Vereinbarung von Zielen muss in guter Abstimmung stattfinden. Case Management kann somit Unterstützungen abstimmen damit die Bewältigung des Alltags gut möglich wird (Wendt 1999, S.166-168).

Laut Schaeffer (2000) sollte Case Management in der Pflege als Instrument verstanden werden, welches Versorgungsdefizite ausgleichen soll, jedoch auch die Pflege in ihrer Position und Profession verbessern soll (Sambale 2005, S.98-99).

9 Gesetzliche Vorgaben

Gesetzlich gibt es folgende Ansätze bezüglich Case Management in der Pflege:

Art.1 § 7a PfWg: „Danach sollen Pflegebedürftige, die Anspruch auf Leistungen nach dem SGB XI haben, einen Anspruch auf individuelle Beratung und Hilfestellung erhalten, sowohl bezogen auf die ihnen zustehenden sozialleistungsrechtlichen Ansprüche als auch auf andere

aufgeworfene Fragestellungen im Zusammenhang mit ihrem Pflege-, Versorgungs- und

Betreuungsbedarf. Es soll ein Hilfeplan erstellt werden, wobei die Erstellung im Einvernehmen

28 mit allen an der Versorgung Beteiligten erzielt werden soll, mit denen eng zusammen zu arbeiten ist. Die Aufgabe der sogenannten „Pflegeberatung“ obliegt den Pflegekassen, die Teilaufgaben von dritten Stellen wahrnehmen lassen können“ (Klie T. 2008, S. 6).

Zusammenfassend besteht die Aufgabe der PflegeberaterInnen darin, den Bedarf der Hilfe systematisch zu erfassen, gesundheitsförderliche, präventive, rehabilitative, kurative als auch medizinische und pflegerische Unterstützungen bereitzustellen und eine individuelle Versorgung als auch das Aufstellen von notwendigen Plänen zu gewährleisten. Weiters besteht die Aufgabe darin, die Durchführung der notwendigen Maßnahmen durch eine Genehmigung der einzelnen Leistungsträger zu erlangen um die Versorgung und die Einhaltung des Plans sicherzustellen, aber auch jene Durchführung genau zu überwachen und gegebenenfalls Änderungen

veranlassen. Am Ende sollte eine genaue Dokumentation vorliegen (Allwicher 2009, S. 15-16).

10 Beratungsmöglichkeiten in der Steiermark

In diesem Kapitel werden einige Beratungsstellen genannt, welche Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige anbieten.

Hilfswerk Steiermark

Ältere Personen wollen so lange wie möglich zu Hause bleiben, dadurch steigt der Bedarf an häuslicher Betreuung. Über 400 Dienste werden durch die einzelnen Gemeinden gemeinsam mit dem Land Steiermark sicher gestellt. Das Hilfswerk bietet unter anderem eine

Hauskrankenpflege, Pflegehilfe, Heimhilfe, Mobiler Kinderkrankenpflegedienst, ein

Notruftelefon, 24 Stunden Betreuung und eine Palliativ Betreuung an (Hilfswerk Steiermark 2012).

Kontaktdaten:

Erika Wagner

Akademische Leitung des Pflegedienstes Pflegemanagerin „Public Health“

Tel: 0316/813181-4019

@mail: erika.wagner@hilfswerk-steiermark.at

29 Österreichische Rotes Kreuz

Das österreichische rote Kreuz bietet eine umfassende Beratung im Bereich Unterstützung und Beratung bei pflegerischen Anliegen.

Kontaktdaten:

Österreichisches Rotes Kreuz, Landesverband Steiermark Merangasse 26

8010 Graz

Tel: 050 144 5-10000

@mail: landesverband@st.roteskreuz.at

Versicherungsanstalt öffentlicher Bediensteter BVA

Die Versicherungsanstalt öffentlicher Bediensteter bietet langfristige Unterstützung und Betreuung durch einen Case Manager an. Dieser Service wird vor allem angeboten, da der größte Teil der PatientInnen nach einem Krankenhausaufenthalt nicht wissen woher sie weitere Betreuung und Unterstützung erhalten. Ein Mangel an Informationen als auch existentielle Ängste belasten PatientInnen. Die BVA versucht genau hier anzusetzen und eine umfassende Beratung und Betreuung bereit zu stellen. Eine langfristige Hilfestellung soll so gewährleistet werden. Der Case Manager versucht ein individuelles Betreuungsangebot gemeinsam mit allen mit wirkenden Akteuren zu erstellen und gemeinsame Ziele zu entwickeln. In jeder Landes-, als auch Außenstelle wird ein Case Manager zur Verfügung gestellt um flächendeckend ein

angemessenes Versorgungssystem zu gewährleisten. Kontakt mit einem Case Manager kann ein anderes Familienmitglied als auch jeder Vertragspartner der BVA herstellen. Dieses

Versorgungsangebot stellt eine kostenlose und freiwillige Dienstleistung dar.

Zu den Aufgaben des Case Managers der BVA gehören:

- Individuelle Ziele fördern und individuelle Probleme und Bedürfnisse erkennen - Ausführliche Information über Leistungsumfang

- Ermittelt Möglichkeiten und vermittelt die Notwendigen Kontakte und hilft bei notwendigen Erledigungen bei Behörden

- Koordiniert die Bereitstellung von allen notwendigen Pflegehilfsmitteln und versucht den notwendigen Pflegeablauf zu koordinieren um doppelte Leistungserbringungen zu

verhindern

- Versucht sowohl Kosten zu minimieren als auch Familien zu entlasten

30 - Durch das Entlassungsmanagement des Krankenhauses werden notwendige Informationen

über die Lage des Patienten/der Patientin eingeholt (Versicherungsanstalt öffentlicher Bediensteter 2010).

Kontaktdaten:

Case Management Graz Tel: 050405-25550

@mail: graz.casemanagement@bva.at

31 11 Schlussfolgerungen

Mit dem demographischen Wandel und dem damit verbundenen Anstieg der Lebenserwartung, steigt auch die Pflegebedürftigkeit in der Bevölkerung (Marschitz 2006, S.52). Bereits 80% der pflegebedürftigen Frauen und Männer werden zu Hause versorgt. Dies geschieht durch ein oder mehrerer Familienmitglieder. Diese meist sehr anspruchsvolle Arbeit wird Großteils von Frauen durchgeführt. Für pflegende Angehörige entstehen vielfältige Alltagsbelastungen. Nach wie vor fehlen jedoch notwendige Unterstützungsmaßnahmen (Pochobradsky 2005, S.1).

Das Bedürfnis im hohen Lebensalter so lange wie möglich zu Hause zu bleiben um in der Nähe der Bezugsperson zu bleiben, ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Dafür müssen jedoch angepasste Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige geschaffen werden (Perrig-Chiello &

Höpflinger 2012, S.18-20).

Pflegende Angehörige sind einer hohen körperlichen als auch psychischen Belastung ausgesetzt und stellen dennoch die größte Pflegeversorgung der Welt dar (Perrig-Chiello & Höpflinger 2012, S.17-19). Hierbei ist auch zu beachten, dass pflegende Angehörige keine homogene Gruppe darstellen, sondern das diese Aufgabe von unterschiedlichen Akteuren übernommen wird. Dabei ist es wichtig wer gepflegt wird und welcher Beziehungsgrad pflegende Angehörige mit den zu Pflegenden verbindet. Der Beziehungs- beziehungsweise Verwandtschaftsgrad, als auch der Grad der Pflegebedürftigkeit stellt eine wichtige Determinante dar (Perrig-Chiello & Höpflinger 2012, S.113). Weiters stellen körperliche als auch psychische Herausforderungen unterschiedliche Belastungsintensitäten dar. Für pflegende Angehörige ist es sehr oft sehr schwer zu unterscheiden ob die Pflegesituation anstrengend oder bereits zu anstrengend ist (Specht-Tomann 2009, S.81-90).

Anforderungen auf psychischer, physischer, sozialer und ökonomischer Ebene bestimmen den Pflegealltag. Das aktuelle Pflegeweiterentwicklungsgesetz als auch die neue Pflegereform betonen die Hilfestellungen und Beratung für pflegende Angehörige (Frommelt et al. 2008, S.5-17).

Aus diesem Grund ist es besonders wichtig eine Beratung und Unterstützung für pflegende Angehörige zu ermöglichen.

Daher ist Case Management von so großer Bedeutung. Eine umfassende Steuerung als auch

Betreuung von einzelnen Fällen oder Individuen ist notwendig um eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Durch Case Management kann eine auf die Person zugeschnittene Betreuung

Betreuung von einzelnen Fällen oder Individuen ist notwendig um eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Durch Case Management kann eine auf die Person zugeschnittene Betreuung