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Vollkosten und Finanzierung der Betreuung in Tagesfamilien und Tagesheimen

Im Dokument Kapitel 4 Kinderbetreuung (Seite 32-38)

Im Rahmen der Erhebung bei den Tagesheimen wurden von den Einrichtungsleitungen als Vollkosten für einen Ganztagsplatz in-klusive Verpflegung mit wenigen Ausnahmen Beträge zwischen Fr.

110.– und Fr. 125.– genannt. Als durchschnittlicher Vollkosten-betrag pro Platz (also die Kosten, die der Betreuungseinrichtung inklusive aller Nebenkosten pro Platz tatsächlich entstehen) ist von Fr. 120.– auszugehen, die jährlichen Vollkosten liegen damit im Mittel bei Fr. 28.800.–. Bei einer Betreuungszeit von 10 Stunden am Tag betragen die Kosten pro Betreuungsstunde im Durch-schnitt Fr. 12.–. In den nicht subventionierten Einrichtungen liegen die Vollkosten tendenziell unter den Vollkosten subventionierter Einrichtungen. Die Differenz zwischen durchschnittlichen Vollkos-ten und den in Tabelle 4-3 ausgewiesenen durchschnittlichen Höchsttarifen in Höhe von Fr. 10.– ist darauf zurückzuführen, dass die Höchstsätze insbesondere in subventionierten Einrichtungen zum Teil nicht kostendeckend kalkuliert sind und das Defizit durch weitere öffentliche Zuschüsse oder Zuwendungen ausgeglichen werden muss. Den massgeblichen Anteil an den Vollkosten in Schweizer Tagesheimen bilden mit etwa 70% bis 75% die Perso-nalkosten. Der Anteil der Miet- und Verpflegungskosten liegt je-weils bei etwa 10%.42

Um Angaben zur öffentlichen Subventionierung der familienergän-zenden Kinderbetreuung in Tagesheimen machen zu können, wurde im Rahmen des Familienberichts eine schriftliche Befragung bei den Gemeinden zur Höhe der entsprechenden Ausgaben durchgeführt. Die Beträge wurden soweit möglich mit erhobenen

42 Prognos AG: Analyse und Vergleich der Kosten von Krippenplätzen anhand einer Vollkostenrechnung. Gutachten im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen. 2009.

Vollkosten der Ta-gesheim-Betreuung

Ausgaben und Einnahmen der subventionierten Tagesheime ab-geglichen. Dennoch konnten lückenhafte Angaben einiger Ge-meinden nicht ergänzt werden. Zum Teil konnte auch nicht ausge-schlossen werden, dass in den genannten Beträgen auch Subven-tionen für Angebote wie Spielgruppen enthalten sind, die im Ver-gleich zu Tagesheimen allerdings nur geringe Kosten für die öf-fentliche Hand verursachen. Insgesamt dürfte die ermittelte Summe der Subventionierung der Tagesheim-Betreuung eher zu niedrig als zu hoch liegen.

Auf Grundlage der plausibilisierten Ergebnisse der Gemeindebe-fragung wurde die Kinderbetreuung in Tagesheimen im Jahr 2009 in Höhe von 7.1 Mio. Franken durch die Gemeinden subventio-niert. In Gemeinden mit hohen Subventionen wurden etwa 39%

der Vollkosten von den Familien getragen und 61% von den Ge-meinden übernommen. Förderungen in dieser Höhe erfolgen al-lerdings nur in einem Teil der subventionierten Tagesheime.

In 69 der 86 Gemeinden im Kanton Basel-Landschaft wird die Kin-derbetreuung in Tagesfamilien von den Gemeinden gefördert (vgl.

Abbildung 4-16). In diesen Gemeinden sind die Elternbeiträge ein-kommensabhängig gestaltet, wobei Familien mit niedrigem Ein-kommen von den Gemeinden durch Subventionen unterstützt werden. Die auf Grundlage von Daten des VTN Verband Tages-familien Nordwestschweiz ermittelten Vollkosten für eine Betreu-ungsstunde in Tagesfamilien liegen im Kanton Basel-Landschaft bei Fr. 11.90. Bei knapp 300‘000 Betreuungsstunden im Jahr 2009 lagen die Gesamtkosten für die Betreuung in Tagesfamilien exklu-siv der Verpflegung bei etwa 3.5 Mio. Franken. Mit total 2.0 Mio.

Franken und einem durchschnittlichen Elternbeitrag von Fr. 6.80 pro Stunde wurden 57% der Betreuungskosten von den Eltern getragen. Die Gemeinden subventionierten die Tagesfamilien-Betreuung im Rahmen von Leistungsaufträgen, Defizitgarantien oder von der Einwohnerzahl abhängigen Verwaltungspauschalen mit einem Gesamtbetrag von 1.5 Mio. Franken beziehungsweise 43%.

Die Gesamthöhe der Subventionierung der Kinderbetreuung in Tagesheimen und Tagesfamilien durch die Gemeinden im Kanton Basel-Landschaft lag im Jahr 2009 damit bei etwa 8.6 Mio.

Franken.

Der Vergleich der Kostenstrukturen der Betreuung in Tagesheimen und Tagesfamilien zeigt, dass bezogen auf die einzelne ungsstunde nur geringe Unterschiede bei den Kosten der Betreu-ungsarten bestehen. Je nach Menge und zeitlichem Umfang der nachgefragten Betreuungsplätze in einer Gemeinde können

Tagesfamilien dennoch die erheblich günstigere Betreuungslösung darstellen, da Tageseltern auch für einzelne Kinder Betreuungs-zeiten flexibel ohne Nachteile bei der Kostenstruktur anbieten kön-nen. Tagesheime benötigen dagegen eine Mindest-Nachfrage (im

Subventionierung der Betreuung in Tagesheimen:

7.1 Mio. Franken

Subventionierung der Betreuung in Tagesfamilien:

1.5 Mio. Franken

Vergleich der Kos-ten der Betreuung in Tagesheimen und Tagesfamilien

Kanton Basel-Landschaft umfasst nur ein Tagesheim weniger als 10 Plätze an) und wegen der fixen Kosten für Personal, Miete und Administration eine konstante Auslastung der vorhandenen Platz-kapazitäten. Für Gemeinden, in denen die Betreuung nur für ein-zelne Kinder und nur in geringen Stundenumfängen nachgefragt wird, stellen Tagesfamilien daher die wirtschaftlichere Betreu-ungslösung dar. In Gemeinden mit grösserer Nachfrage sind Ta-gesfamilien als wichtige Ergänzung der Tagesheim-Angebote zu sehen, mit denen vor allem kürzere Betreuungszeiten abgedeckt werden können.

4.5 Spielgruppen

Spielgruppen sind Angebote für Familien mit Kleinkindern, bei de-nen sich die Kinder einmal oder mehrmals pro Woche zum freien Spielen und Werken, Singen, Geschichten hören, Gestalten und Experimentieren treffen. Da das Angebot nur einen begrenzten zeitlichen Rahmen von wenigen Stunden an ausgewählten Tagen in der Woche umfasst, sind Spielgruppen kein mit Tagesheimen oder Tagesfamilien vergleichbares Angebot zur familienergänzen-den Betreuung, sondern verschaffen allenfalls kurze zeitliche Frei-räume, z.B. zur Erledigung von Einkäufen. Die Spielgruppen sollen in erster Linie den Kindern Spiel- und Lerngelegenheiten mit ande-ren Kindern bieten. Gleichzeitig ermöglichen sie Erziehungsbe-rechtigten, sich mit anderen Eltern zu Fragen der Entwicklung, Pflege und Erziehung der Kinder auszutauschen und können da-mit sowohl zur frühen Förderung der Kinder als auch zur Elternbil-dung beitragen.

Spielgruppen werden zumeist von privaten Initiativen, Vereinen oder (Kirchen-)Gemeinden angeboten. Die Kosten werden durch Elternbeiträge und mancherorts durch Zuschüsse der Gemeinden gedeckt. Gemäss der Gemeindebefragung gibt es in über 80% der Gemeinden im Kanton Basel-Landschaft Spielgruppen.

4.5.1 Nutzung der Spielgruppen

Nach den Ergebnissen der Familienbefragung werden die Spiel-gruppen von über einem Viertel (27%) der Familien mit Kleinkin-dern regelmässig genutzt. Weitere 19% der Familien geben an, Spielgruppen gelegentlich zu nutzen.

Zwischen der Nutzung von Spielgruppen und der Erwerbstätigkeit der Eltern zeigt sich ein umgekehrter Zusammenhang wie bei Ta-gesheimen und Tagesfamilien: Je geringer der Erwerbsumfang der Eltern ist, desto häufiger werden Spielgruppen besucht. So besu-chen 31% der Familien, in denen der Partner in Vollzeit und die Partnerin nicht erwerbstätig ist, Spielgruppen regelmässig, aber nur 17% der Familien, in denen die Mutter bei

Vollzeiterwerbstä-Etwa jede vierte Familie mit Kleinkindern nutzt Spielgruppen regelmässig

tigkeit des Mannes mindestens ein 50%-Pensum oder Vollzeit ar-beitet (vgl. Abbildung 4-12).

Abbildung 4-12: Nutzung von Spielgruppen nach Erwerbsmuster in Paarhaushalten, Familien mit Kleinkindern, Prozentwerte

17%

26%

41%

31%

13%

19%

7%

25%

0% 20% 40% 60%

Partner Vollzeit, Partnerin Teilzeit ab 50% oder Vollzeit Partner Vollzeit, Partnerin Teilzeit

bis 50% (bis 19 Stunden) beide Partner Teilzeit Partner Vollzeit, Partnerin nicht

erwerbstätig

regelmässig ab und zu

Frage: Von wem oder wo wird Ihr Kind unter der Woche normalerweise betreut?

Antwortkategorie: In einer Spielgruppe. Auswahl: Familien mit Kindern , die noch nicht den Kindergarten besuchen (N = 331)

Prozent der Familien Quelle: Baselbieter Familienbefragung 2010

Am häufigsten werden Spielgruppen im Bezirk Sissach genutzt:

Die Hälfte der Eltern mit Kleinkindern nehmen diese in Anspruch, davon 32% regelmässig und 18% ab und zu. Daneben nehmen rund ein Viertel der Eltern in Arlesheim (28%), Liestal (25%) und Laufen (24%) Spielgruppen-Angebote regelmässig in Anspruch.

Eltern in Waldenburg nutzen Spielgruppen am seltensten. Nur 16% der Waldenburger Eltern mit Kleinkindern schicken ihre Kin-der regelmässig in Spielgruppen, 19% nutzen sie gelegentlich, zwei Drittel (66%) nie (vgl. Abbildung 4-13).

Spielgruppen am häufigsten im Bezirk Sissach genutzt

Abbildung 4-13: Nutzung von Spielgruppen nach Bezirken, Familien mit Kleinkindern, Prozentwerte

16%

32%

25%

24%

28%

19%

18%

18%

24%

18%

0% 20% 40% 60%

Waldenburg Sissach Liestal Laufen Arlesheim

regelmässig ab und zu

Frage: Von wem oder wo wird Ihr Kind unter der Woche normalerweise betreut?

Antwortkategorie: In einer Spielgruppe. Auswahl: Familien mit Kindern , die noch nicht den Kindergarten besuchen (N = 339)

Prozent der Familien Quelle: Baselbieter Familienbefragung 2010

4.5.2 Besuch der Spielgruppen nach Bildungsstand und Nationalität der Familien

Mit Blick auf die Funktion der Spielgruppen als Angebot zur Frü-hen Förderung und Elternvernetzung ist es bedeutsam, welche Familien in Abhängigkeit von Bildungsstand und Nationalität durch die Angebote erreicht werden. Wie Abbildung 4-18 zeigt, sinkt der Anteil der Familien, die regelmässig eine Spielgruppe besuchen, je niedriger der berufliche Bildungsabschluss der Mutter ist. Während Mütter mit höherem Berufsbildungsabschluss oder Hochschulab-schluss am häufigsten Spielgruppen regelmässig nutzen (29%), trifft dies nur auf 20% der Mütter mit niedrigem Abschluss zu. Je-doch ist der gelegentliche Besuch von Spielgruppen bei Müttern mit niedrigen Abschlüssen deutlich stärker verbreitet. 35% der Mütter mit niedrigem oder keinem Schulabschluss geben an, Spielgruppen ab und zu zu nutzen, so dass gesamt über die Hälfte dieser Mütter durch die Spielgruppen-Angebote erreicht wird (vgl.

Abbildung 4-14).

Abbildung 4-14: Nutzung von Spielgruppen nach höchstem beruflichen Abschluss der Mutter, Familien mit Kleinkindern, Prozentwerte

29%

25%

20%

16%

19%

35%

0% 20% 40% 60%

höherer Berufsbildungsabschluss, Hochschulabschluss Berufslehrabschluss,

(Fach-)Hochschulreife ohne Schulabschluss, obligatorische

Schule abgeschlossen

regelmässig ab und zu Frage: Von wem oder wo wird Ihr Kind unter der Woche normalerweise betreut?

Antwortkategorie: In einer Spielgruppe. Auswahl: Familien mit Kindern , die noch nicht den Kindergarten besuchen (N = 337)

Prozent der Familien Quelle: Baselbieter Familienbefragung 2010

Nach Nationalität der Eltern zeigen sich deutliche Unterschiede bei der Nutzung von Spielgruppen. Familien, in denen mindestens ein Elternteil die Schweizer oder eine EU-Staatsangehörigkeit besitzt, besuchen Spielgruppen etwas häufiger als Familien mit zwei Schweizer Elternteilen. Seltener werden die Spielgruppen dagegen von ausländischen Familien ohne Staatsangehörigkeit eines EU-Landes genutzt. Vor allem die gelegentliche Nutzung der Angebote ist bei diesen Familien mit 8% seltener als bei Familien mit Schweizer oder EU-Nationalität (jeweils 20%, vgl. Abbildung 4-15). Der Teil der ausländischen Familien ohne EU-Nationalität, der regelmässig Spielgruppen nutzt, ist im Vergleich zu den anderen Familien ebenfalls geringer.

Abbildung 4-15: Nutzung von Spielgruppen nach Nationalität, Familien mit Kleinkindern, Prozentwerte

22%

29%

26%

8%

20%

20%

0% 20% 40% 60%

mind. ein Elternteil Nicht-EU-Ausländer mind. ein Elternteil EU-Ausländer

alle Elternteile Schweizer

regelmässig ab und zu Frage: Von wem oder wo wird Ihr Kind unter der Woche normalerweise betreut?

Antwortkategorie: In einer Spielgruppe. Auswahl: Familien mit Kindern , die noch nicht den Kindergarten besuchen (N = 339)

Prozent der Familien Quelle: Baselbieter Familienbefragung 2010

Wie der Bildungsbericht 2007 des Kantons Basel-Landschaft fest-gestellt hat, sind die Bildungschancen bei Kindern aus Familien aus Nicht-EU-Ländern bereits bei Eintritt in Kindergarten und Pri-marschule geringer als bei Kindern aus Familien mit anderer Her-kunft.43 Den Spielgruppen-Angeboten gelingt es derzeit nicht, diese Familien, bei denen in besonderer Weise ein Bedarf für die frühkindliche Förderung besteht, im gleichen Masse zu erreichen wie Familien aus der Schweiz oder der EU.

Im Dokument Kapitel 4 Kinderbetreuung (Seite 32-38)