• Keine Ergebnisse gefunden

Betreuungssituation und Handlungsbedarf aus Sicht der Familien

Im Dokument Kapitel 4 Kinderbetreuung (Seite 44-50)

Im Rahmen der Familienbefragung wurden die Familien gebeten, ihre Betreuungssituation sowie den aus ihrer Sicht bestehenden Handlungs- und Ausbaubedarf der familienergänzenden Betreu-ungsstrukturen zu bewerten.

Für die Beurteilung der eigenen Betreuungssituation wurden die Antworten von Familien mit Kindern im betreuungsintensiven Alter bis 12 Jahre ausgewertet. Probleme, die Kinderbetreuung unter den bestehenden Bedingungen zu organisieren, werden nur von einer Minderheit der Familien genannt. Gut die Hälfte der Familien (51%) stimmt der Aussage, dass die Kinderbetreuung kein grosses Problem darstelle, uneingeschränkt zu; weitere 35% der Familien stimmen dieser Aussage eher zu. Lediglich 12% der Familien ge-ben an, Probleme mit der Organisation der Kinderbetreuung zu haben; 4% lehnen die Aussage, dass die Kinderbetreuung kein Problem darstelle, entschieden ab (vgl. Abbildung 4-20).

Diesem Bild entsprechend beurteilt eine deutliche Mehrheit der Familien das bestehende professionelle Kinderbetreuungsangebot für ausreichend: Knapp die Hälfte der befragten Familien stimmt dieser Aussage vollständig oder überwiegend zu, für weitere 24%

der Familien spielen die Betreuungsangebote – vor allem aufgrund privat geleisteter Betreuung – keine Rolle. Für 5% der Familien reicht die bestehende Angebotsstruktur überhaupt nicht aus, wei-tere 20% halten die Angebote für eher nicht ausreichend.

Die Kosten der familienergänzenden Kinderbetreuung bewerten ein Viertel der Familien als problematisch für ihre eigenen Betreu-ungsarrangements. 9% der Familien stimmen der Aussage, dass sie sich die benötigte Betreuung nicht leisten könnten, uneinge-schränkt zu; weitere 16% halten diese Aussage für eher zutref-fend46. 42% der Familien geben dagegen an, (eher) keine Prob-leme mit der Finanzierung der gewünschten Betreuung zu haben, und für weitere 31% spielen kostenpflichtige Betreuungsangebote keine Rolle.

Ein Drittel der Familien gibt an, dass die Organisation der Kinder-betreuung öfters zu Stress in Alltag und Beruf führe. 8% der Fami-lien sehen mit dieser Aussage ihre Situation genau charakterisiert.

Familien mit Kleinkindern sprechen hierbei häufiger als Familien mit älteren Kindern von einer Stressbelastung durch die Organisa-tion der Kinderbetreuung. Zwei Drittel der Familien geben an, dass die Kinderbetreuung überwiegend stressfrei organisiert werden kann.

46 Vgl. Kap. 4.2.1 „Gründe gegen die Nutzung familienergänzender Betreuungsangebote“: 53 % der Familien mit

Kleinkindern und 32 % der Familien mit Kindern in Kindergarten oder Primarschule geben als Grund zu hohe Kosten an.

Die Hälfte der Familien haben keine Betreuungs-probleme

Abbildung 4-20: Bewertung der eigenen Betreuungssituation durch Familien mit Kindern unter 12 Jahren, Prozentwerte

8%

Die Organisation der Kinderbetreuung führt oft zu Stress in Alltag und Beruf.

Die Betreuung, die wir eigentlich bräuchten, können wir uns nicht leisten.

Bestehende Möglichkeiten und Angebote für die Kinderbetreuung reichen uns aus.

Die Betreuung der Kinder ist für uns kein grosses Problem.

stimmt Frage: Wie gut treffen die folgenden Aussagen auf die Betreuungssituation in Ihrer Familie zu? (N = 699)

Prozent der Familien Quelle: Baselbieter Familienbefragung 2010

Zusätzlich zur Bewertung der eigenen Situation durch die Familien wurde in der Familienbefragung erhoben, wo aus Sicht der Fami-lien Handlungsbedarf besteht. Deutliche Unterschiede bei der Be-wertung des Handlungsbedarfs zeigen sich in Abhängigkeit vom Alter der Kinder und vom Wohnbezirk der Familien. Nach Er-werbsmodell und Einkommen der Eltern bestehen dagegen keine Unterschiede bei der Einschätzung des Handlungsbedarfs. Im Folgenden werden zunächst die Antworten sämtlicher befragten Haushalte als Meinungsbild der Baselbieter Familien insgesamt dargestellt. Anschliessend wird nach Alter der Kinder und Bezirk differenziert auf den Handlungsbedarf aus Sicht der Familien ein-gegangen.

Insgesamt sind die Bewertungen des Handlungsbedarfs in einzel-nen Betreuungsarten und -bereichen breit gestreut. In keinem der angeführten Bereiche, die vom Angebot und den Kosten der Be-treuung im Frühbereich bis zum Ausbau der Tagesstrukturen an Schulen reichen, wird von einer grossen Mehrheit dringender Handlungsbedarf gesehen. Auf der anderen Seite halten bei sämt-lichen Bereichen jeweils mindestens ein knappes Viertel der Fami-lien einen Ausbau oder Anpassungen für geboten. Im Gesamturteil der Baselbieter Familien bestehen damit keine gravierenden Defi-zite beim Kinderbetreuungsangebot, gleichzeitig wird aber in den meisten Bereichen ein mehr oder weniger ausgeprägter Entwick-lungsbedarf gesehen (vgl. Abbildung 4-21).

Bewertung des

Am häufigsten wird ein sehr hoher oder teilweiser Handlungsbe-darf bei der Höhe der Kosten oder der Zuschüsse für die familien-ergänzende Betreuung gesehen. Über die Hälfte der Familien (54%) hält hier Anpassungen für notwendig; ein knappes Drittel der Familien bewertet den Handlungsbedarf als sehr hoch. 38%

der befragten Familien sehen dagegen dezidiert keinen Bedarf für eine Anpassung der Betreuungskosten.

Neben kostengünstigeren Angeboten für die Regelbetreuung sind vor allem temporäre Betreuungsmöglichkeiten gefragt: Eine Aus-weitung der Angebote für die Betreuung in Not- und Ausnahme-fällen hält ebenfalls mehr als die Hälfte der befragten Familien für notwendig, wobei ein Viertel der Familien den Ausbaubedarf als sehr hoch bewertet. Der Ausbau der Tagesstrukturen an Schulen wird von knapp der Hälfte der befragten Familien als sehr oder teilweise notwendig gesehen. Mehr Angebote für die Betreuung während der Schul- und Kindergartenferien werden ebenfalls von etwas weniger als der Hälfte der Familien (46%) zumindest teil-weise für notwendig gehalten.

Abbildung 4-21: Ausbaubedarf bei der familienergänzenden Kinderbetreuung, alle Familien, Prozentwerte

10%

Mehr Betreuungsplätze bei Tagesfamilien Mehr Plätze in Kindertagesstätten Ausweitung der Betreuungs- und Unterrichtszeiten in Kindergarten und Schule

Mehr Mittagstische Betreuungsangebote während der Schul- und

Kindergartenferien

Ausbau der Tagesstrukturen an Schulen Mehr Angebote für die Betreuung in Not- und

Ausnahmefällen

Geringere Kosten / höhere Zuschüsse für familienergänzende Betreuung

sehr hoch teilweise gering kein Bedarf Frage: Wo besteht aus der Sicht Ihrer Familie Ausbaubedarf bei der familienergänzenden Kinderbetreuung, wo nicht? Alle Familien (N = 1011)

Prozent der Familien Handlungs-/Ausbaubedarf:

Quelle: Baselbieter Familienbefragung 2010

Bei der Einrichtung weiterer Mittagstische und bei der Ausweitung der Betreuungs- und Unterrichtszeiten in Kindergarten und Schule sieht jede fünfte Familie hohen Handlungsbedarf und weitere 24%

bzw. 23% teilweisen Handlungsbedarf.

Am geringsten ist aus Sicht der befragten Familien der Ausbaube-darf beim Platzangebot in Tagesheimen und Tagesfamilien. Je-weils über die Hälfte der Familien sehen hier keinen Bedarf. Ein

Höchster Hand-lungsbedarf bei den Kosten der Betreuung

hoher Ausbaubedarf besteht bei den Tagesheimplätzen aus Sicht von 17% der Familien; die Ausweitung des Betreuungsangebots in Tagesfamilien hält jede zehnte Familie für dringend notwendig.

Handlungs- und Ausbaubedarf nach Alter der Kinder

Bei der Einschätzung des Handlungsbedarfs in Abhängigkeit vom Alter der Kinder zeigen sich zwischen den Angaben der Familien mit Kindern unter 12 Jahren, die bereits den Kindergarten oder die Schule besuchen, und allen befragten Familien nur sehr geringe Unterschiede. Mit einem Unterschied von 4 Prozentpunkten ist der Unterschied am grössten bei der Ausweitung des Betreuungsan-gebots in Tagesheimen, der nur von 13% der Familien mit Kindern unter 12 Jahren, die bereits den Kindergarten oder die Schule be-suchen, als sehr hoch beurteilt wird (ohne Abbildung).

Deutliche Unterschiede zeigen sich bei der Bewertung des Hand-lungsbedarfs hingegen, wenn nur die Familien mit Kleinkindern, die noch nicht den Kindergarten besuchen, betrachtet werden.

Auch bei ihnen dominiert die Angabe, dass der Handlungsbedarf bei der Höhe der Kosten oder der Zuschüsse für die familiener-gänzende Betreuung sehr hoch ist. Jedoch sehen hier 44% der Familien hohen Handlungsbedarf; dies sind 8 Prozentpunkte mehr im Vergleich zu den Angaben aller Familien (vgl. Abbildung 4-22).

Auch der Ausbaubedarf von Betreuungsangeboten in Not- und Ausnahmefällen sowie die Betreuungsangebote in Tagesheimen und Tagesfamilien wird von Familien mit Kleinkindern in höherem Umfang als sehr hoch eingestuft. Am deutlichsten sind die Unter-schiede hier bei den Angaben zu den Plätzen in Tagesheimen, wo 24% der Familien mit Kleinkindern – aber nur 17% aller Familien – sehr hohen Ausbaubedarf äussern.

Abbildung 4-22: Ausbaubedarf bei der familienergänzenden Kinderbetreuung, Familien mit Kleinkindern, Prozentwerte

9%

Mehr Betreuungsplätze bei Tagesfamilien Mehr Plätze in Tagesheimen Mehr Angebote für die Betreuung in Not- und

Ausnahmefällen

Geringere Kosten / höhere Zuschüsse für familienergänzende Betreuung

sehr hoch teilweise gering kein Bedarf Frage: Wo besteht aus der Sicht Ihrer Familie Ausbaubedarf bei der familienergänzenden Kinderbetreuung, wo nicht? Auswahl: Familien mit Kindern , die noch nicht den Kindergarten besuchen (N = 333)

Prozent der Familien Handlungs-/Ausbaubedarf:

Quelle: Baselbieter Familienbefragung 2010 Handlungsbedarf

bei Familien mit Kleinkindern höher

Handlungs- und Ausbaubedarf nach Bezirken

Die Aussagen der Eltern zum Ausbaubedarf und Handlungsbedarf werden im Folgenden nach Bezirken getrennt ausgewiesen: In den städtisch geprägten Bezirken Arlesheim und Liestal sowie in Lau-fen sehen über die Hälfte der Familien sehr hohen oder teilweise Handlungsbedarf hinsichtlich geringerer Kosten bzw. höherer Zu-schüsse für die familienergänzende Betreuung. Ein geringer oder gar kein Bedarf an günstigeren Betreuungsangeboten wird am häufigsten von Familien in Sissach und Waldenburg geäussert (vgl. Abbildung 4-23).

Abbildung 4-23: Handlungsbedarf: geringere Kosten oder höhere Zuschüsse für die familienergänzende Betreuung, nach Bezirken, alle Familien, Prozentwerte

26%

sehr hoch teilweise gering kein Bedarf

Ausbaubedarf: geringere Kosten oder höhere Zuschüsse für die familienergänzende Betreuung (N = 1011)

Prozent der Familien Handlungs-/Ausbaubedarf:

Quelle: Baselbieter Familienbefragung 2010

Etwa ein Viertel der Familien in den Bezirken Arlesheim, Laufen, Liestal und Waldenburg schätzt den Handlungsbedarf für den Ausbau von Tagesstrukturen an Schulen sehr hoch ein (vgl. Abbil-dung 4-24). Im Bezirk Sissach wird der Ausbau von Tagesstruktu-ren von einem etwas kleineTagesstruktu-ren Teil der Familien als vordringlich bewertet. Zwischen dem geäusserten Handlungsbedarf und dem tatsächlichen Angebot an Blockzeiten an Primarschulen (vgl. Ka-pitel 4.5) besteht kein Zusammenhang. In den Bezirken Arlesheim und Liestal, in denen die Blockzeiten am weitesten verbreitet sind, wird ein genauso hoher Ausbaubedarf gesehen wie im Bezirk Laufen, in dem der Anteil der Gemeinden mit Blockzeiten am nied-rigsten liegt.

Abbildung 4-24: Ausbaubedarf: Tagesstrukturen an Schulen, nach Bezirken, alle Familien, Prozentwerte

25%

sehr hoch teilweise gering kein Bedarf Ausbaubedarf: Ausbau der Tagesstrukturen an Schulen (N = 1011)

Prozent der Familien Handlungs-/Ausbaubedarf:

Quelle: Baselbieter Familienbefragung 2010

Der Ausbaubedarf bei den Plätzen in Tagesheimen wird von Fami-lien in Arlesheim – dem Bezirk mit der höchsten Betreuungsquote von Kindern bis 12 Jahre (vgl. Tabelle 4-2) – am häufigsten ge-äussert: 19% der Familien schätzen den Bedarf sehr hoch ein;

22% sehen hier teilweise Bedarf. Das vergleichsweise hohe Betreuungsangebot in Arlesheim wird weiterhin als ausbaufähig betrachtet. Umgekehrt sehen 60% und mehr der Familien in allen Bezirken geringen oder keinen Ausbaubedarf, am stärksten in Waldenburg (71%) und Sissach (72%) (vgl. Abbildung 4-25).

Abbildung 4-25: Ausbaubedarf: mehr Plätze in Kindertagesstätten, nach Bezirken, alle Familien, Prozentwerte

17%

sehr hoch teilweise gering kein Bedarf Ausbaubedarf: mehr Plätze in Tagesheimen (N = 1011)

Prozent der Familien Handlungs-/Ausbaubedarf:

Quelle: Baselbieter Familienbefragung 2010

Sehr hoher Bedarf an Plätzen bei Tagesfamilien wird am häufigs-ten in Liestal (13%), Laufen (12%) und Sissach (11%) gesehen (vgl. Abbildung 4-26). Dies sind die Bezirke, in denen das Betreu-ungsangebot in Tagesheimen am geringsten ist und Betreuungs-leistungen – wenn überhaupt – von Tagesfamilien angeboten wer-den.

Abbildung 4-26: Ausbaubedarf: mehr Plätze bei Tagesfamilien, nach Bezirken, alle Familien, Prozentwerte

9%

11%

13%

12%

8%

13%

20%

19%

23%

28%

10%

7%

12%

16%

12%

67%

62%

56%

49%

52%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Waldenburg Sissach Liestal Laufen Arlesheim

sehr hoch teilweise gering kein Bedarf Ausbaubedarf: mehr Betreuungsplätze bei Tagesfamilien (N = 1011)

Prozent der Familien Handlungs-/Ausbaubedarf:

Quelle: Baselbieter Familienbefragung 2010

Insgesamt wird der Handlungsbedarf für günstigere Tarife bei der familienergänzenden Kinderbetreuung und für den Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten durch die Familien aus Bezirken mit einem tatsächlich grösseren Kinderbetreuungsangebot keines-wegs geringer bewertet als durch Familien aus Bezirken mit weni-ger ausgebauten Betreuungsstrukturen. Dies zeigt, dass in den Bezirken eine unterschiedlich hohe Nachfrage nach professioneller familienergänzender Betreuung besteht. Ziel eines bedarfsge-rechten Ausbaus der Betreuungsangebote im Kanton Basel-Land-schaft kann es daher nicht sein, flächendeckend eine einheitliche Betreuungsquote zu erreichen. Vielmehr muss die jeweilige lokale Nachfrage berücksichtigt werden. Die Ergebnisse der Familienbe-fragung zeigen jedoch auch, dass in sämtlichen Bezirken von einem nicht zu vernachlässigenden Teil der Familien ein sehr hoher Bedarf für günstigere und zusätzliche familienergänzende Betreuungsangebote gesehen wird.

Im Dokument Kapitel 4 Kinderbetreuung (Seite 44-50)