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1 Epidemiologie ausgewählter Infektionskrankheiten in Sachsen-Anhalt

1.2 Virushepatitis

Meldungen: 2017: 21 Erkrankungen 2016: 22 Erkrankungen

Inzidenzen: 2017: 0,89 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2016: 0,93 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Zeitlicher Verlauf Saisonale Verteilung

Steckbrief

Erreger: Hepatitis-A-Virus (HAV); weltweit verbreitet

Reservoir: Mensch

Übertragungsweg: fäkal-oral; Mensch-zu-Mensch-Übertragung (u.a. Schmierinfektion, Sexualkontakte);

kontaminierte Lebensmittel (z.B. Muscheln oder Austern sowie fäkaliengedüngtes Gemüse und Salate); kontaminiertes Trink- oder Badewasser;

Gebrauchsgegenstände (z.B. Spritzenbestecke bei Drogenabhängigen) Inkubationszeit: ca. 15–50 Tage

Ansteckungsfähigkeit: 1-2 Wochen vor und bis zu 1 Woche nach Auftreten des Ikterus oder der Transaminasenerhöhung; infizierte Säuglinge können mehrere Wochen im Stuhl ausscheiden

Symptome: v. a. bei Kindern häufig subklinisch oder asymptomatisch;

gastrointestinale Symptome, Fieber, Erhöhung der Serumtransaminasen;

selten ikterisch (Gelbfärbung der Skleren sowie evtl. der Haut)

Diagnostik: Antigennachweis nur aus Stuhl; Nukleinsäurenachweis nur aus Blut oder Stuhl;

IgM-Antikörpernachweis; IgG-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben)

Therapie: symptomatisch

Prävention: aktive Hepatitis-A-Impfung für die Zielgruppen der STIKO-Empfehlungen;

effektive Allgemein- und Händehygiene; Postexpositionelle Prophylaxe nach STIKO

Abb. 39: Inzidenz der Hepatitis-A-Erkrankungen seit 2008,

Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich Abb. 40: Saisonale Verteilung der Hepatitis-A-Erkrankung-en, Sachsen-Anhalt 2017 im Vergleich mit den Vorjahren

Demografische Merkmale

Im Jahr 2017 wurden 11 männliche und 10 weib-liche Hepatitis-A-Fälle aus Sachsen-Anhalt übermit-telt.

Regionale Verteilung

Betroffener Landkreis/

kreisfreie Stadt Anzahl Inzidenz

SK Halle 4 1,72

LK Wittenberg 3 2,16

LK Stendal 2 1,62

LK Mansfeld-Südharz 2 1,31

LK Börde 2 1,11

LK Burgenlandkreis 2 1,02

SK Magdeburg 2 0,87

LK Harz 2 0,85

LK Jerichower Land 1 1,03

LK Anhalt-Bitterfeld 1 0,56

Epidemiologische Besonderheiten Impfstatus

Von 17 Hepatitis-A-Fällen mit Angaben zum Impf-status war 1 Erkrankter geimpft. Bei den übrigen 4 Fällen waren die Angaben nicht ermittelbar oder wur-den nicht erhoben.

Infektionsland

Bei 2 Fällen ist bekannt, dass sie sich vor der Er-krankung im Ausland aufhielten, so dass der Exposi-tionsort im Ausland vermutet wurde: je 1-mal Ägypten und Tschechische Republik.

Häufungen

Mit Stand vom 19.03.2018 wurden seit Juni 2016 4.101 Hepatitis-A-Fälle aus 22 EU/EEA-Ländern ge-meldet, die in Zusammenhang mit einem Ausbruch standen, der anfänglich vor allem Männer betraf, die Sex mit Männern hatten (MSM). Die Falldefiniti-on für bestätigte Fälle umfasst EU/EEA-Bürger mit Labornachweis von Hepatitis-A-Viren Genotyp IA und ≥99,3% Sequenzhomologie zu einem der 3 Aus-bruchsstämme (VRD_521_2016; RIVM-HAV16-090;

und V16-25801).

Mit Impfkampagnen wurde in mehreren Ländern und insbesondere vor größeren Festivals versucht, die betroffene Bevölkerungsgruppe aufzuklären und zu schützen.

Seit 2017 ist ein Anstieg von Frauen unter den Fällen zu beobachten und außerdem Fall-Cluster in der Roma-Population. Beides zeigt, dass der Aus-bruch andauert und auf andere Bevölkerungsgrup-pen als die ursprünglich am häufigsten betroffenen MSM übergegangen ist.

In Sachsen-Anhalt wurden 2017 2 Fälle zu dem Ausbruch gezählt. Ein 29-Jähriger aus dem LK Je-richower Land und ein 33-Jähriger aus der Landes-hauptstadt Magdeburg gaben an MSM-Clubs in Ber-lin besucht zu haben.

Abb. 41: Hepatitis-A-Erkrankungen, altersspezifische Inzi-denzen, Sachsen-Anhalt, 2017

Tab. 8: Fallzahl und Inzidenz von Hepatitis-A-Infektionen, Landkreise und kreisfreie Städte, Sachsen-Anhalt, 2017

1.2.2 Hepatitis B

Meldungen: 2017: 90 Erkrankungen 2016: 72 Erkrankungen

Inzidenzen: 2017: 3,82 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2016: 3,06 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Zeitlicher Verlauf

Seit der letzten IfSG-Änderung vom 17.07.2017 besteht eine Meldepflicht für alle Hepatitis-B-Nach-weise, unabhängig davon, ob eine akute oder chro-nische Infektion vorliegt. Außerdem sind seitdem

An-gaben wie Geburtsstaat, Staatsangehörigkeit und gegebenenfalls Jahr der Einreise nach Deutschland bei der Meldung zu erfassen.

Steckbrief

Erreger: Hepatitis-B-Virus (HBV);

weltweit verbreitet

Reservoir: Mensch, insbesondere chronisch HBV-infizierte Personen

Übertragungsweg: parenteral über kontaminiertes Blut oder Blutprodukte, durch ungenügend sterilisierte Instrumente, Tätowierungs- und Ohrstichgeräte, gemeinsame Benutzung von Spritzen und Kanülen bei i. v. Drogenabhängigen;

sexuell über virushaltige Körperflüssigkeiten (Blut, Sperma, Zervix-Sekret);

vertikal von der Mutter auf das ungeborene Kind

Inkubationszeit: 45–180 Tage (im Durchschnitt etwa 2–4 Monate, abhängig von der Infektionsdosis) Ansteckungsfähigkeit: solange HBV-DNA, HBsAg oder HBeAg als Marker der Virusvermehrung nachweisbar

sind;

hohe Infektiosität für enge Kontaktpersonen bei HBV-DNA-Werten >107 IE/ml; < 104 IE/ml nur bei Übertragung großer Blutvolumina

Symptome: 2/3 asymptomatisch;

akute Phase: Krankheitsgefühl, Abneigung gegen Speisen, Schwindel, Erbrechen, Abdominalbeschwerden, Fieber, Hepatomegalie, Ikterus, erhöhte Transaminasenwerte im Serum, i. d. R. Ausheilung nach 2-6 Wochen;

selten schwerer Verlauf, 1 % fulminante Hepatitis (lebensbedrohlich);

in 5–10 % chronischer Verlauf mit HBsAg-Persistenz >6 Monate, Übergang in eine Leberzirrhose möglich, Risiko für die Entwicklung eines Leberzellkarzinoms um das 100fache erhöht;

Ko- bzw. Superinfektion mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) ist mit schwererem Verlauf möglich

Diagnostik: Nukleinsäurenachweis aus Blut;

HBs-Antigennachweis aus Blut, bestätigt durch mindestens eine der drei folgenden Methoden:

Zusatztest (z.B. HBsAg-NT), Anti-HBc-Gesamt-Antikörpernachweis, HBe-Antigen-nachweis

Therapie: i. d. R. symptomatisch; bei schweren/chronischen Verläufen antivirale Therapie (Nukleosid-/ Nukleotidanaloga, Interferon α);

bei fulminantem Verlauf/ progressiver Zirrhose Lebertransplantation und prophylaktische Gabe von Hepatitis-B-Immunglobulin und Nukleosid- bzw.

Nukleotidanaloga

Prävention: aktive Immunisierung laut STIKO-Empfehlungen;

postexpositionelle Prophylaxe bei Neugeborenen und beruflicher Exposition;

HBsAg-Screening der Schwangeren (Mutterschaftsrichtlinie) zur Verhinderung der perinatalen Übertragung bzw. Infektion im frühen Kindesalter;

effektive Desinfektion; Information und Aufklärung der Bevölkerung

Saisonale Verteilung

Epidemiologische Besonderheiten

Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Anzahl der Fälle auch 2017 weiter angestiegen. Auch deutsch-landweit stieg die Inzidenz 2017 weiter an.

Der Anstieg der Hepatitis-B-Inzidenz seit 2015 ist auch mit dem Flüchtlingszustrom in Verbindung zu brin-gen. Hepatitis B gehört zu den Erkrankungen, welche seit dem Herbst 2015 in Sachsen-Anhalt im Vergleich zur Gesamtbevölkerung überproportional bei Asylbe-werbern auftraten. Bei der Bewertung der Daten muss berücksichtigt werden, dass bei der Erstaufnahme von Asylsuchenden Untersuchungen auf Hepatitis B durch-geführt werden, soweit dies klinisch, epidemiologisch oder anamnestisch angezeigt ist. Dieses teilweise Screening kann zu einer höheren Erfassung führen.

Ko-Infektionen oder Super-Infektionen mit dem He-patitis-D-Virus wurden 2017 in Sachsen-Anhalt nicht gemeldet.

Expositionsort

2017 gaben 11 von 90 Fällen als möglichen Expositi-onsort ein Ausland an: 4-mal Syrien, 3-mal Afghanistan, je einmal Bangladesch, Benin, Guinea-Bissau, Kenia.

Häufungen

2017 wurde aus Sachsen-Anhalt keine Häufung mit Hepatitis-B-Erkrankungen übermittelt.

Impfstatus

Von 90 gemeldeten Hepatitis-B-Fällen waren 3 ge- impft, bei 57 lag keine Impfung vor und bei 30 Fällen war eine Impfung nicht ermittelbar oder es wurde kein Impfstatus erhoben.

Infektionsrisiken

Laut Recherchen der Gesundheitsämter wurden als mögliche Übertragungswege einmal berufliche Expositi-Demografische Merkmale

Regionale Verteilung

Landkreis / kreisfr. Stadt Anz. Erkrankungen Inzidenz

SK Halle 18 7,75

LK Jerichower Land 15 15,41

LK Saalekreis 12 6,03

LK Burgenlandkreis 8 4,07

SK Dessau-Roßlau 5 5,70

LK Anhalt-Bitterfeld 5 2,79

LK Harz 5 2,13

LK Wittenberg 4 2,88

LK Mansfeld-Südharz 4 2,62

LK Salzlandkreis 4 1,88

SK Magdeburg 4 1,74

LK Altmarkkreis Salzwedel 2 2,21

LK Stendal 2 1,62

LK Börde 2 1,11

Sachsen-Anhalt 90 3,82

Abb. 42: Inzidenz der Hepatitis-B-Erkrankungen seit 2008, Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

Abb. 43: Saisonale Verteilung der Hepatitis-B-Erkrankung-en, Sachsen-Anhalt 2017 im Vergleich mit den Vorjahren

Abb. 44: Hepatitis-B-Erkrankungen, altersspezifische Inzi-denzen und Geschlecht, Sachsen-Anhalt, 2017

Tab. 9: Regionale Verteilung der übermittelten Hepatitis-B-Erkrankungen, Sachsen-Anhalt, 2017

1.2.3 Hepatitis C

Meldungen: 2017: 81 Erkrankungen 2016: 93 Erkrankungen

Inzidenzen: 2017: 3,44 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2016: 3,95 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Seit der letzten IfSG-Änderung vom 17.07.2017 besteht eine Meldepflicht für alle Hepatitis-C-Nach-weise, unabhängig davon, ob eine akute oder chro-nische Infektion vorliegt. Außerdem sind seitdem An-gaben wie Geburtsstaat, Staatsangehörigkeit und gegebenenfalls Jahr der Einreise nach Deutschland bei der Meldung zu erfassen.

Hepatitis-C-Neuinfektionen verlaufen häufig rela-tiv symptomarm, außerdem ist es nicht möglich zwi-schen akuten und chronizwi-schen Infektionen zu unter-scheiden. Deshalb werden laut Referenzdefinition

Steckbrief

Erreger: Hepatitis-C-Virus (HCV);

weltweit verbreitet

Reservoir: Mensch

Übertragungsweg: kontaminiertes Blut oder Blutprodukte, durch ungenügend sterilisierte Instrumente, Tätowierungs- und Ohrstichgeräte, gemeinsame Benutzung von Spritzen und Kanülen bei i. v. Drogenabhängigen;

unwahrscheinlich: Körperflüssigkeiten wie Speichel, Schweiß, Sperma;

selten sexuell oder vertikal von der Mutter auf das ungeborene Kind Inkubationszeit: 2 Wochen bis 6 Monate (meist 6–9 Wochen)

Ansteckungsfähigkeit: solange HCV-RNA im Blut nachweisbar ist

Symptome: ca. 75 % keine auffällige Klinik oder nur grippeähnliche Symptome;

ca. 25 % mit akuter Hepatitis (selten fulminanter Verlauf);

ca. 50 bis 85 % chronischer Verlauf; davon bei ca. 20 % Entwicklung einer Leberzirrhose mit dem Risiko eines Leberzellkarzinoms

Diagnostik: nur aus Blut: Nukleinsäurenachweis, HCV-Core-Antigennachweis

Therapie: aufgrund der Komplexität in der Therapie und der Einführung neuer (direkter) antiviraler Medikamente Verweis auf die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS):

http://www.dgvs.de/leitlinien/aktuelle-empfehlungen/

Prävention: Untersuchung von Blutspenden und Blutprodukten bzw. Verwendung virusinaktivierter Blutprodukte oder gentechnologisch hergestellter Präparate, PCR-Screening bei Schwangeren;

Verhinderung der gemeinsamen Benutzung von Nadeln in der Risikogruppe der i.v.-Drogenabhängigen;

krankenhaushygienische Vorsorge (Standardhygiene) für eine Vermeidung der HCV-Übertragung bei der Behandlung und Pflege von Patienten;

berufliche Exposition: keine Postexpositionsprophylaxe möglich, bei akuter Infektion Interferon-Monotherapie zur Verhinderung einer Chronifizierung

alle neu diagnostizierten Erkrankungen (labordiag-nostischen Nachweise) gemeldet und in die Statistik aufgenommen, unabhängig davon, seit wann die Er-krankung besteht und ob eine klinische Symptoma-tik vorhanden ist. Somit werden nicht nur Neuerkran-kungen, sondern auch Zufallsbefunde einer länger zurückliegenden Infektion erfasst, was in der Konse-quenz zu einer Vermischung von Inzidenz und Prä-valenz führt.

Zeitlicher Verlauf

Saisonale Verteilung

Regionale Verteilung

Epidemiologische Besonderheiten Infektionsrisiken

Folgende mögliche Infektionsrisiken konnten von den Gesundheitsämtern ermittelt werden (Mehrfachnen-nungen waren möglich):

• 15 x i. v.-Drogenabhängigkeit,

• 8 x nosokomiale Infektion,

• 7 x Bluttransfusion (oder andere Blutprodukte),

• 3 x Tätowierung/ Piercing,

• 2 x operativer/ invasiv-diagnostischer Eingriff,

• 1 x medizinische Injektion im Ausland,

• 1 x beruflicher Kontakt zu Patienten/infektiösem Material

• 1 x Wohngemeinschaft mit Virusträger/in

Die gezeigte Altersverteilung mit der Mehrzahl der Fälle im jüngeren und mittleren Erwachsenenalter korreliert scheinbar mit den ermittelten Risikofakto-ren, die in diesem Lebensalter möglicherweise häufi-ger anzutreffen sind, als im Kindesalter oder bei älte-ren Menschen. Die in der Altersgruppe ab 50 Jahälte-ren aufgetretenen Fälle waren häufig Zufallsbefunde, die bei Vorbereitungen zu Operationen und anderen me-dizinischen Maßnahmen diagnostiziert wurden.

Häufungen von Hepatitis-C-Erkrankungen sind 2017 nicht aufgetreten.

Demografische Merkmale

Abb. 45: Inzidenz der erstmalig registrierten Hepatitis-C-Erkrankungen seit 2008, Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

Abb. 46: Saisonale Verteilung der Hepatitis-C-Erkrankung-en, Sachsen-Anhalt 2017 im Vergleich mit den Vorjahren

Abb. 47: Erstmalig registrierte Hepatitis-C-Erkrankungen, altersspezifische Inzidenzen nach Geschlecht, Sachsen-Anhalt, 2017

Abb. 48: Regionale Verteilung der übermittelten neudiag-nostizierten Hepatitis-C-Erkrankungen pro 100.000 Einwohner je Landkreis bzw. kreisfreie Stadt, Sachsen-Anhalt, 2017

1.2.4 Hepatitis E

Meldungen: 2017: 193 Erkrankungen 2016: 93 Erkrankungen

Inzidenzen: 2017: 8,19 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2016: 3,95 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Zeitlicher Verlauf Saisonale Verteilung

Steckbrief

Erreger: Hepatitis-E-Virus (HEV);

Vorherrschen der humanpathogenen Genotypen: HEV 1 (Asien/Afrika), 2 (Afrika, Mexiko), 3 (Amerika, Europa), 4 (Asien)

Reservoir: Mensch, HEV Genotyp 3 und 4 auch bei Schwein, Wildschwein

Übertragungsweg: unzureichend gegartes, infiziertes Schweinefleisch (v.a. Leber) Zoonose;

in Einzelfällen als Tropenkrankheit importiert (Infektion über kontaminiertes Trinkwasser oder Lebensmittel);

fäkal-oral, Mensch-zu-Mensch-Übertragung (nur Genotyp 1 und 2) Bluttransfusionen oder Organtransplantationen

Inkubationszeit: 15–64 Tage, Median 40 Tage

Symptome: > 99 % der Fälle asymptomatisch; i.d.R. selbstlimitierende Erkrankung ähnlich einer Hepatitis A mit Ikterus, Pruritus und Oberbauchschmerzen;

schwerwiegende Verläufe mit akutem Leberversagen sind selten, treten jedoch insbesondere bei Schwangeren und Patienten mit vorbestehender Lebererkrankung gehäuft auf (20–25 %);

bei immunsupprimierten Patienten sind auch chronische Verläufe möglich, die in kurzer Zeit zu Leberzirrhosen führen können

Diagnostik: Nukleinsäurenachweis nur in Blut oder Stuhl;

IgM-Antikörpernachweis; IgG-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben)

Therapie: symptomatisch;

akut und chronisch: Ribavirin; chronisch: Interferon-alpha und Ribavirin

Prävention: keine spezifische Prophylaxe möglich; Hände- und Lebensmittelhygiene; kein Verzehr von rohen Schweinefleischprodukten; Hygienevorschriften bei der Schweinemast

Abb. 49: Inzidenz der Hepatitis-E-Erkrankungen seit 2008,

Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich Abb. 50: Saisonale Verteilung der Hepatitis-E-Erkrankung-en, Sachsen-Anhalt 2017 im Vergleich mit den Vorjahren

Expositionsorte Anzahl

Tab. 10: Regionale Verteilung der übermittelten Hepatitis-E-Infektionen, Sachsen-Anhalt, 2017

Demografische Merkmale

Betroffener Landkreis/

kreisfreie Stadt Anzahl Inzidenz

LK Burgenlandkreis 33 16,8

SK Halle 36 15,5

LK Saalekreis 23 11,56

LK Harz 22 9,37

LK Wittenberg 12 8,64

LK Anhalt-Bitterfeld 14 7,81

LK Salzlandkreis 16 7,53

LK Börde 11 6,09

LK Mansfeld-Südharz 7 4,59

LK Altmarkkreis Salzwedel 4 4,42

LK Jerichower Land 4 4,11

SK Dessau-Roßlau 3 3,42

LK Stendal 3 2,43

SK Magdeburg 5 2,17

Epidemiologische Besonderheiten Expositionen

Bereits seit Jahren ist ein deutschlandweiter An-stieg der Hepatitis-E-Fälle zu beobachten. Im Jahr 2016 wurden in Sachsen-Anhalt 93 Hepatitis-E-Fäl-le gemeldet und im Jahr 2017 193 FälHepatitis-E-Fäl-le. Die Fallzahl von Hepatitis-E-Infektionen stieg damit von 2016 zu 2017 auf mehr als das Doppelte.

Zumindest teilweise lässt sich diese Entwicklung mit einer erhöhten Aufmerksamkeit der Ärzte für die-se Erkrankung und besdie-seren diagnostischen Metho-den erklären. Besonders betroffen von Hepatitis E sind laut Meldedaten ältere Personen.

Regionale Verteilung

Abb. 51: Hepatitis-E-Erkrankungen, altersspezifische Inzi-denzen und Geschlecht, Sachsen-Anhalt, 2017

Tab. 11: Mögliche Expositionsorte des Erwerbs einer Hepati- tis-E-Infektion, Sachsen-Anhalt, 2017. In den letzten Jahren wur- den zunehmend Erkrankungsfälle registriert, die nicht mit Aus-landsreisen in Zusammenhang standen, sondern in Deutschland erworben wurden.

Bisher ist bekannt, dass Hepatitis E hierzulande hauptsächlich über unzureichend gegartes, infizier-tes Schweinefleisch und Wild übertragen wird und nur in Einzelfällen als Reisekrankheit importiert wird.

Der Übertragung vorbeugen kann man mit einer gu-ten Hände- und Lebensmittelhygiene und indem man Schweinefleisch und Wild nur durchgegart verzehrt.

Die Auswertung der Meldedaten für die 2. Hälf-te des Jahres 2017, als besonders viele Hepatitis-E-Fälle in Sachsen-Anhalt gemeldet wurden, zeigte allerdings, dass trotz gezielter Erhebung der bekann-ten Risikofaktoren nur ein geringer Teil der Fälle er-klärt werden konnte. Um die Bevölkerung über weite-re mögliche Übertragungswege aufkläweite-ren zu können, führen die Fachbereiche Hygiene, Lebensmittelsi-cherheit und Veterinärmedizin des Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt gemeinsam mit den Gesundheitsämtern seit Mai 2018 eine Studie durch. Diese hat das Ziel weitere Risikofaktoren für eine Hepatitis-E-Infektion in Sachsen-Anhalt zu er-fassen. Bis Ende 2018 werden die Daten erhoben, so dass Anfang 2019 mit den ersten Ergebnissen ge-rechnet werden kann.

Häufungen

Im Jahr 2017 wurden 8 Häufungen von Hepatitis-E-Infektionen mit jeweils 2 Erkrankungen übermittelt.

Alle betrafen Privathaushalte. Nur bei einer Häufung wurden Risikolebensmittel, wie der Verzehr von ro-hen Schweinefleischprodukten bzw. Innereien ange-geben.