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Vergleichende Bewertung der Designoptionen

5 Windenergie auf See

5.3 Mögliche Ausschreibungssysteme

5.3.4 Vergleich der Ausschreibungssysteme

5.3.4.2 Vergleichende Bewertung der Designoptionen

Tabelle 5-2 gibt einen Überblick über die Vor- und Nachteile der diskutierten Ausschreibungssysteme.

Anders als bei anderen EE-Technologien besteht bei OWPs in allen Ausschreibungssystemen eine hohe Realisierungswahrscheinlichkeit, da zum Ausschreibungszeitpunkt bereits eine sehr gute Infor-mationsbasis besteht. Maßnahmen im Ausschreibungsdesign (Sicherheiten, Pönalen, etc.) können in allen Systemen genutzt werden, um die Realisierungswahrscheinlichkeit weiter zu erhöhen. Eine Überprüfung der Realisierung ist zudem aufgrund der geringen Anzahl an Projekten einfacher als bei anderen Technologien.

Ohne Berücksichtigung der aktuellen Situation in Deutschland überwiegen im direkten Vergleich die Vorteile des zentralen Systems. Aufgrund der Ausgestaltung als Eingut-Ausschreibung und dem resul-tierenden „Intra-Flächen-Wettbewerb“ kann grundsätzlich eine große Anzahl von konkurrierenden Akteuren an der Ausschreibung teilnehmen. Das zu erwartende relativ hohe Wettbewerbsniveau lässt auch auf Grundlage der dänischen Erfahrungen Förderkostensenkungen erwarten. Das System führt

zu einem gesamtwirtschaftlich effizienten Ausbau von Windenergie auf See; günstige Standorte wer-den zuerst ausgebaut, eine Ausweitung der bis 2030 zu erschließenwer-den Standorte über Zone 2 hinaus ist auch zur Sicherstellung eines ausreichenden Wettbewerbsniveaus nicht notwendig und Leer-standskosten des Netzes werden weitgehend vermieden. Die größte Herausforderung bei einer Ein-führung des zentralen Systems in Deutschland liegt in der umfassenden Veränderung der bisherigen Genehmigungspraxis. Um das System ohne einen Fadenriss beim Ausbau einzuführen, sind Über-gangsregelungen notwendig, mit denen Parks mit bestehenden Genehmigungen zumindest teilweise realisiert werden und in Betrieb gehen. Ein weiterer Nachteil liegt in der notwendigen staatlichen Zwi-schenfinanzierung für die Vorentwicklung der Projekte. Auch die Akteursvielfalt könnte ggf. reduziert werden, da Akteure, die auf Vorentwicklung spezialisiert sind, eine deutlich veränderte Geschäfts-grundlage vorfinden.

Das System O-NEP+ garantiert Kontinuität und vermeidet die Probleme beim Rückkauf der Genehmi-gungen wie zum Beispiel mögliche Vertrauenseinbußen bei den Genehmigungsinhabern und die Her-ausforderungen bei der Bestimmung des Werts von genehmigten Projekten (s. Box 6). Sofern durch den O-NEP sichergestellt wird, dass jederzeit ausreichend freie Netzanschlusskapazitäten existieren, so dass immer ein bestimmter Vorsprung gegenüber den Ausbauzielen existiert, besteht in diesem System keine Gefahr eines Fadenrisses und theoretisch die Möglichkeit von Wettbewerb. Das Wettbe-werbsniveau im System O-NEP+ wird jedoch aufgrund der begrenzten Anzahl der Teilnehmer und den relativ leicht beschaffbaren Informationen zu Kostenstrukturen der Wettbewerber stark einge-schränkt. Außerdem ist mittelfristig mit einer systematischen Abnahme des Wettbewerbsniveaus zu rechnen, wenn der Überhang aktuell existierender Genehmigungen abgeschmolzen ist. Da pro Aus-schreibungsrunde (800 MW/a entspricht perspektivisch 1 bis 2 OWP) nur eine überschaubare Anzahl von Projekten für die Teilnahme an der Ausschreibung in Frage kommt und somit auch die zusätzlich vorgehaltenen freien Netzanschlusskapazitäten und Genehmigungen mittelfristig in dieser Größenord-nung liegen dürften, um unnötige Leerstandskosten zu vermeiden, muss mit weniger ambitioniertem Bietverhalten gerechnet werden. Im System O-NEP+ gibt es immer den systematischen Trade-off zwischen Wettbewerb und freien Netzkapazitäten. Werden die freien Netzkapazitäten auf die Aus-schreibungsmenge von ein bis zwei zusätzlichen Jahresmengen begrenzt, ist mit keinem ernsthaften Wettbewerb zu rechnen. Wenn Kapazitäten von mehr als zwei Jahrestranchen frei gehalten werden müssen, steigen die Leerstandkosten (s. Box 4: Kosten) substanziell, weil es vermutlich zu einem Lebensdauerverzehr der freien Konverter kommt. Dieser Konflikt zwi-schen substanziellen

Leerstandkosten und mangelndem Wettbewerb lässt sich für das System O-NEP+ insbesondere mittel- und langfristig, in einem eingeschwungenen System, nicht auflösen. Au-ßerdem besteht bei zusätzlicher Transparenz unter den Teilnehmern ein erhöhtes Risiko impliziter Kollusion. Im Ergebnis werden durch die Ausschreibung nach O-NEP+ nur geringe Förderkostensen-kungen erwartet. Es ist außerdem zu berücksichtigen, dass die hoheitlich festzulegende O-NEP-Aus-baureihenfolge starken Einfluss auf die möglichen Realisierungszeitpunkte von Projekten und damit auf die wirtschaftlichen Perspektiven der im Wettbewerb stehenden Akteure hat. Insgesamt erscheint das System O-NEP+

daher als Zielsystem ungeeignet zur Realisierung eines effizienten Zubaus, wo-bei es im Übergang eine wichtige Rolle zur Sicherstellung eines kontinuierlichen Ausbaus einnehmen kann.

Das System „beschleunigter Netzausbau“ vermeidet den systematischen Leerstand von Netzan-schlusskapazität bei O-NEP+ und führt vermutlich zu mehr Wettbewerb, da die Anzahl der an der Ausschreibung teilnehmenden Parks nicht mehr durch die Netzanschlusszusage, sondern lediglich durch die Verfügbarkeit von Flächen beschränkt ist. Zum jetzigen Zeitpunkt ist aber noch nicht klar, inwieweit die für das System erforderlichen technischen und organisatorischen Weiterentwicklungen, um den Netzanschluss tatsächlich schneller zu realisieren, rechtzeitig zur Verfügung stehen. Die grundsätzlichen Probleme der geringen Anzahl jährlicher Projekte und der ggf. bei den Wettbewer-bern vorhandenen Informationen (die den Wettbewerb einschränken bzw. den Anreiz, mit wahren Kosten zu bieten, bei als günstig eingeschätzten Projekten reduzieren) können aber nicht komplett vermieden werden.

Die Frage der Akzeptanz der einzelnen Systeme kann derzeit noch nicht abschließend beantwortet werden. Insgesamt sinkt vermutlich die Akzeptanz der Bevölkerung für den Ausbau von Windenergie auf See, wenn die Ausschreibungen keine Kostensenkung mit sich bringen. Dies ist vor allem bei O-NEP+, aber auch beim beschleunigten Netzausbau zu erwarten. Beim System O-NEP+ kommt zudem der systematische Leerstand von Netzanbindungen zum Tragen, der sich ebenfalls negativ auf die Ak-zeptanz auswirken könnte. Ein Teil der Windbranche unterstützt derzeit vor allem die Modelle O-NEP+ und beschleunigter Netzausbau, die finale Akzeptanz der Branche (außer ggf. bei reinen Pro-jektentwicklern) wird jedoch von der genauen Ausgestaltung und der individuellen Lage/ den indivi-duellen Gewinnaussichten abhängen.

Tabelle 5-2: Vergleichende Bewertung der Designoptionen

Kriterien zentrales System O-NEP+ beschleunigter

Netzausbau Notwendig-keit zur Öffnung für Zone 3 aus

Kriterien zentrales System O-NEP+ beschleunigter an Parks pro Jahr sinken (auch abhängig von neue Akteure in den Markt

Akteursstruktur bleibt Projekte so gut, wie das BSH Daten für das Projekt bereitstellt; der Pro-jekte pro Jahr; 3 Jahre bis Rückzahlung durch

Kriterien zentrales System O-NEP+ beschleunigter bei einem Teil der Branche (Projektierer, Betreiber), finale Akzeptanz der Bran-che (außer ggf. bei reinen Projektentwicklern)

5.4 Pfade zur Einführung eines Ausschreibungssystems für Windenergie auf