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Bedeutung des Eigenverbrauchs

5 Windenergie auf See

5.4 Pfade zur Einführung eines Ausschreibungssystems für Windenergie auf See

6.2.1 Größenstruktur des Dachanlagenmarktes und De-minimis-Regelung

6.2.2.1 Bedeutung des Eigenverbrauchs

Neue PV-Anlagen auf Gebäuden werden heute fast ausschließlich so ausgelegt, dass ein Teil des Stroms selbst verbraucht wird. Die Anlagengröße und damit die Höhe des Eigenverbrauchsanteils hängen im Einzelfall vom jeweiligen Gebäude, dem Stromverbrauchsprofil sowie dem Strompreisni-veau ab. Während im Kleinanlagensegment weitgehend homogene Strukturen vorherrschen (Einfami-lienhaus, typisches Haushaltslastprofil, vergleichsweise hohe Arbeitspreise) sind die übrigen PV-Seg-mente im Hinblick auf Verbrauchsprofile, Dachflächen und die Höhe der substituierbaren Arbeitspreise äußerst heterogen.

Mit dem EEG-Eigenverbrauchsbonus wurde zwischen Anfang 2009 und Ende März 2012 die Selbstver-sorgung mit PV-Strom für Neuanlagen gefördert. Die damit angereizte Eigenverbrauchsmenge der unter den Eigenverbrauchsbonus fallenden PV-Anlagen beläuft sich auf 0,7 TWh/a. Mit dem Erreichen der Netzparität wurde der Eigenverbrauchsbonus abgeschafft, so dass seit dem Wegfall des Eigenver-brauchsbonus (April 2012) keine statistische Erfassung der über den EigenverEigenver-brauchsbonus hinaus-gehenden Eigenverbrauchsmengen von Neuanlagen erfolgt. Die gesamten Eigenverbrauchswerte ab 2012 können deshalb nur im Rahmen von Schätzungen bzw. Modellansätzen ermittelt werden. Für die untenstehende Prognose des PV-Eigenverbrauchs bis 2019 wurden die Angaben aus der EEG-Mit-telfristprognose der Übertragungsnetzbetreiber herangezogen.

Mit dem Rückgang des PV-Zubaus in den Jahren 2013 und 2014 haben sich die Zuwächse der Eigen-verbrauchsmengen abgeschwächt. Insgesamt ist für das Jahr 2014 von rd. 2 TWh PV-Eigenverbrauch

auszugehen. Bis zum Jahr 2019 ist im Trendszenario der EEG-Mittelfristprognose von einem modera-ten Wachstum auf gut 3,5 TWh auszugehen (vgl. Abbildung 6-2).

Abbildung 6-2: Szenario zur möglichen Entwicklung des PV-Eigenverbrauchs bis 2019 (Quellen: bis 2014 ZSW, ab 2015 Trendszenario der EEG-Prognose [IE 2014])

Das in der EEG-Mittelfristprognose angesetzte Wachstum des PV-Eigenverbrauchs gründet auf An-nahmen zu Eigenverbrauchsanteilen von Neuanlagen. Änderungen in der EEG-Struktur – wie z. B. der Umstieg auf Ausschreibungen – sind nicht abgebildet.

Bezogen auf die gesamte PV-Erzeugung von 34,9 TWh im Jahr 2014 steht PV-Eigenverbrauch für ei-nen Anteil von knapp 6 %. Bis zum Jahr 2019 wächst dieser Anteil im Trendszenario der EEG-Mittel-fristprognose auf 8 % der gesamten PV-Erzeugung an. Wird der PV-Eigenverbrauch auf die Brut-tostromerzeugung in Deutschland bezogen, so ist heute ein Anteil von 0,33 % zu verzeichnen.

Gemessen an den Eigenverbrauchsmengen insgesamt (PV und anderer Eigenverbrauch, insb. KWK-Anlagen) ist die heutige energiewirtschaftliche Bedeutung des PV-Eigenverbrauchs relativ gering. Ins-gesamt ist derzeit von einer Größenordnung in Höhe von 56 TWh Eigenverbrauch (einschl. PV) auszu-gehen (Prognos 2013, Bardt et al. 2014). Der Anteil der PV am Eigenverbrauch in Deutschland be-läuft sich heute also auf weniger als 4 %.

Wie bereits beschrieben wird Eigenverbrauch heute primär mit dem Ziel genutzt, den Netzstrombe-zug zu verringern. Die Eigenerzeugung ist auch unter Berücksichtigung der anteiligen EEG-Umlage-pflicht günstiger als der Netzbezug, da darüber hinaus keine Abgaben und Umlagen für den selbst verbrauchten Strom anfallen. Dadurch wird einerseits die EEG-Umlage entlastet – zumindest solange die eingesparten Differenzkosten höher sind als die EEG-Umlage. Andererseits entstehen an anderer Stelle Einnahmeausfälle (z. B. Stromsteuer, Netzentgelte, Konzessionsabgaben, etc.) bzw. höhere Kosten für die übrigen Letztverbraucher, da die Abgaben und Umlagen auf eine geringere Strom-menge zu verteilen sind. Für das Jahr 2013 wurden im Photovoltaik-Bericht zur Vorbereitung des EEG-Erfahrungsberichts (Kelm et al. 2014) Belastungen von 260 Mio. € sowie Entlastungen von 144 Mio. € abgeschätzt, womit Netto-Belastungen von 117 Mio. € zu verzeichnen waren.

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

TWh/a

Die einzelwirtschaftlichen Treiber für Eigenverbrauch unterscheiden sich je nach Anlage und Anwen-dungsfall. Im Wesentlichen lassen sich jedoch folgende zentrale Eigenverbrauchs-Treiber im PV-Be-reich identifizieren:

 Steigerung der Erlöse, wenn der substituierte Arbeitspreis (abzgl. MwSt.-Steuer und anteili-ger EEG-Umlage) die Vergütung übersteigt; wie bereits dargestellt sind insbesondere Kleinan-lagen häufig ohne Eigenverbrauch nicht mehr wirtschaftlich.

 Absicherung gegenüber steigenden Strompreisen, insbesondere im Haushaltssektor

 Selbstversorgungs- und Autarkiebestrebungen, insbesondere im Haushaltssektor

Die Differenz zwischen substituiertem Arbeitspreis und der entgangenen EEG-Vergütung bestimmt die wirtschaftliche Attraktivität des Eigenverbrauchs. Je größer die Differenz, umso attraktiver ist die Ver-drängung des Strombezugs durch Eigenerzeugung. Nachfolgend sind zur Veranschaulichung für ver-schiedene Anwendungsbereiche (Haushalte, Handel/Gewerbe, Industrie) die EEG-Vergütungssätze den Bandbreiten der substituierten Strombezugspreise gegenübergestellt.

Abbildung 6-3: Vergleich der Größenordnungen von EEG-Vergütungen und der substituierten Arbeitspreise 2014 nach Abzug von anteiliger EEG-Umlage und MwSt.

Quellen: bdew, IE, REC, ZSW, eigene Berechnungen

Im Haushaltsbereich liegt der substituierte Strombezugspreis deutlich über der Einspeisevergütung, so dass höhere Eigenverbrauchsanteile zu vergleichsweise hohen Erlösen führen. Die Eigenver-brauchsquoten im Haushaltsbereich liegen typischerweise in der Größenordnung von 30 %. Steige-rungen der Eigenverbrauchsanteile können nur durch spezifisch deutlich teurere Kleinstanlagen oder zusätzliche Investitionen (Speicher) realisiert werden.

Kleinere Betriebe in den Sektoren Handel und Gewerbe profitieren durch die Substitution von ver-gleichsweise teurem Strom mit günstigem PV-Strom. Größere Gewerbe- und Industriebetriebe mit geringen Strombezugspreisen (<15 ct/kWh) profitieren vergleichsweise wenig.

0 5 10 15 20 25

Haushalte Handel, Gewerbe Industrie

[ct/kWh]

Substituierter Arbeitspreis EEG-Vergütung

Den Treibern zum PV-Eigenverbrauch stehen jedoch zahlreiche Hemmnisse bei der Realisierung von PV-Eigenverbrauchsanlagen entgegen. Diese sind eine gewichtige Ursache dafür, dass sich trotz theo-retisch attraktiver Eigenkapitalrenditen die Attraktivität nicht in der Nachfrage/Marktentwicklung wi-derspiegelt:

 Unsicherheit über die Entwicklung der Strompreise und des eigenen Stromverbrauchs über 20 Jahre (Haushalte: weniger Bewohner, effizientere Geräte; Gewerbe/Industrie: effizientere o-der neue/geäno-derte Prozesse, Produktionsverlagerungen, Äno-derungen in o-der Produktpalette, Nutzungsdauer von Gebäuden).

 Hohe Anforderungen an die Geschäftsmodelle außerhalb von Privathaushalten. So liegt z. B.

häufig keine Personenidentität zwischen Anlagenbetreiber und Stromverbraucher vor, was zur Folge hat, dass die volle EEG-Umlage auf den selbst verbrauchten Strom zu zahlen ist ( Di-rektverbrauch); Individuelle Projektplanung und Wirtschaftlichkeitsberechnung gegenüber ei-ner weitgehenden Standardisierung bei Volleinspeisung.

 Trotz theoretisch attraktiver Rendite sind die Amortisationszeiten für PV-Anlagen auf Ge-werbe-/Industriebetrieben gemessen an den Anforderungen von 3 bis 5 Jahren oft zu hoch.

Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Erlöskomponente Eigenverbrauch im Zeitverlauf auf-grund von Strompreissteigerungen ansteigt, wohingegen gerade in den Anfangsjahren hohe Erlöse für kurze Amortisationszeiten wichtig sind.

 Unsicherheiten bzgl. Änderungen der Tarifierung für Eigenverbrauchshaushalte bzw. Kunden ohne Leistungsmessung und den sonstigen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für den Eigenverbrauch.

 Neben der Entwicklung des Strompreises und der selbst verbrauchten Strommenge besteht für Neuanlagen die Unsicherheit über die Entwicklung der EEG-Umlage, die anteilig für Eigen-verbrauch fällig ist.