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Sind die Verbissintensitäten und Dichten des Vollkreises vergleichbar mit den Flächenanteilen des Verbisses resp. den Dichten berechnet mit der k-Baum Methode aus den nächsten Bäumchen? Hätte man also die Vollkreisaufnahme „weglassen“ können?

Zuerst wird die Dichteschätzung der Verjüngung verglichen. Wie schon bei Huber et al. 2018 ist nicht so sehr die Methode entscheidend, sondern vielmehr der abgesuchte Radius resp. die maximale Suchdistanz. Bei einem Vollkreis von 2 m kommt entweder 1 Baum pro Probefläche vor oder nicht, was einer minimalen Dichte von 796 Bäumchen / ha entspricht, die „detektiert“ werden kann. Da Ahorn und Buche bis auf 5 m und Tanne und Fichte bis auf 8 m Distanz für die nächsten Bäumchen gesucht wurden, kann dort auch eine kleinere Dichte als Median ausgerechnet werden.

Vergleich für Wildraum 2:

Bei der Buche im Wildraum 2, wo viele Individuen über den gesamten Wildraum verteilt vorkamen, waren die Resultate zur Dichte sehr ähnlich (Abb. 54). Beim Ahorn im Wildraum 2 unterschieden sich die Methoden zwar leicht in der Dichteschätzung. Aber waldbaulich dürfte weniger entscheidend sein, ob im Median rund 1'250 Ahorne pro ha oder 3'180 Ahorne pro ha vorkommen, als ob im Median ca. 60 Tannen pro ha oder 0 Tannen pro ha vorkommen.

Im Wildraum 2 sind auf beiden Höhenstufen die Flächenanteile aller vier Hauptbaumarten an der Gesamtfläche ≥ 50% und weder die Verbiss-Häufigkeit noch die Verjüngung war deutlich geklumpt.

Bei Tannen gab es einzig Gebiete mit starkem und solche mit leichtem Verbiss. Dies wiederspiegelt sich in den sehr ähnlichen Resultaten der klassischen Verbissintensitäten versus den Flächenanteilen mit verbissenen Bäumchen an den mit diesen Bäumchen besetzten Flächen (Abb. 54).

Die Resultate der 2m-Kreise mögen intuitiver sein – weil gewohnter – aber mittels der Methode mit den nächsten zwei Bäumchen konnten die Endtrieblängen vieler Bäumchen gemessen werden und damit die Zuwachsverhältnisse der Baumarten untereinander verglichen werden. Wird das Resultat der klassischen Verbissintensität mit dem Gesamtfazit aus den nächsten Bäumchen verglichen, dann divergieren diese im Wildraum 2 genau aus dem Grunde, dass mittels nächster Bäumchen keine durch Verbiss bedingte Verschiebung der Zuwachsverhältnisse nachgewiesen wurde.

Anhand der Interpretation der Verbissintensität wie sie bisher in VEKO Erhebungen gemacht wurde, würde man von einem Verbisseinfluss mindestens von Tanne im Buchenwaldgürtel und Buche, Ahorn und Vogelbeere im Tannenwaldgürtel sprechen. Genau zu derselben Einschätzung würde man gelangen, wenn man die Flächenanteile mit verbissenen Bäumchen an den mit diesen Bäumchen besetzten Flächen mit diesen Richtwerten für die zulässige Verbissintensität interpretieren würde.

Damit ist meines Erachtens gezeigt, dass die Erhebung im Vollkreis keine sichtbaren Zusatzinformationen zu den Erhebungen der nächsten Bäumchen im Wildraum 2 bringt und damit in Folgeerhebungen weggelassen werden könnte - sofern auf die „klassische" Verbissintensität mit all ihren Vor- und Nachteilen und den dazugehörenden Interpretationsschwierigkeiten verzichtet werden kann.

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Abbildung 54: Vergleich der Resultate für den Wildraum 2 berechnet mittels Erhebung im 2m-Kreis (oben) mit

denjenigen der nächsten Bäumchen zum Probeflächenzentrum (unten). Berücksichtigt sind nur Probeflächen, welche den minimalen Verjüngungskriterien entsprachen. Links sind die Dichten pro ha für die Hauptbaumarten je Waldgürtel dargestellt (Beachte die Log-Skala). Die rote Linie zeigt die Dichte, wenn ein Baum pro 2m-Radius-Kreisfläche vorhanden wäre. Rechts oben findet sich die klassische Verbissintensität inkl. Vertrauensintervall je nach Waldgürtel (Farben).

Rechts unten sind je Waldgürtel (gleiche Farben wie bei Verbissintensität) die Flächenanteile inkl. Standardfehler abgebildet für:

x: Flächenanteile der mit Pflanzen dieser Baumart besetzten Fläche.

Kreis: Flächenanteile der verbissenen Bäume dieser Baumart an der mit dieser Baumart besetzten Fläche.

91 Vergleich für Wildraum 8:

Im Wildraum 8 kamen die allermeisten Baumarten nicht auf der Hälfte der Probefläche welche den minimalen Verjüngungskriterien entsprachen vor. Deshalb ist die berechnete Dichte stark von dem festgelegten Radius resp. der maximalen Suchdistanz abhängig (Abb. 55). Aber auch hier ist das Resultat für die Buche im Buchenwaldgürtel fast identisch zwischen den zwei Methoden. Keine Baumart kommt zudem gemäss Dichteberechnung mittels der nächsten Bäumchen häufiger als andere Baumarten vor, welche in der Berechnung mittels 2m-Vollkreis dies nicht auch hätte erwarten lassen (vgl. Fichte im Tannenwald- und Fichtenwaldgürtel). Die Dichteberechnung mittels der nächsten 2 Bäumchen zum Probeflächenzentrum ergibt also auch bei wirklich geringer Verjüngungsdichte Resultate, die man auch mit anderen Methoden (z.B. hier der Vollkreis-Erhebung) bekommt.

Die Flächenanteile an der Gesamtfläche waren im Wildraum 8 nur für Buche im Buchenwald und Fichten im Tannen- und Fichtenwald ≥ 50%. Zudem stellte ich mit beiden Methoden räumliche Muster mindestens einzelner Baumarten fest. Damit war eigentlich zu erwarten, dass die Resultate zum Verbiss im Wildraum 8 stärker divergieren als im Wildraum 2.

Im Wildraum 8 wären im Buchenwaldgürtel von den Hauptbaumarten die Fichte, (evtl. die Tanne) und der Ahorn über den Richtwerten für die zulässige Verbissintensität mittels Vollkreiserhebung.

Dies sieht man anhand der Flächenanteile mit verbissenen Bäumchen an den mit diesen Bäumchen besetzten Flächen nicht (Abb. 55). Fichte ist klar weniger häufig verbissen und Buche viel öfters. Beim Ahorn ist der Standardfehler grösser, aber der Verbiss würde als ungefähr 30% eingeschätzt. Im Tannenwaldgürtel wären von den Hauptbaumarten die Tanne, der Ahorn und die Buche über den Richtwerten für die zulässige Verbissintensität mittels Vollkreiserhebung. Dasselbe erhält man mittels der Analyse der k-Baum Methode. Im Fichtenwald wären die Ahorne über dem Richtwert für die zulässige Verbissintensität mittels Vollkreiserhebung. Der Flächenanteil mit verbissenen Ahornen an den mit Ahornen besetzten Flächen war 60% und bestätigt damit die hohe Verbissintensität. Aber die Fichten hatten einen Flächenanteil mit verbissenen Fichten an den mit Fichten besetzten Flächen von 21.6% und damit deutlich über dem Richtwert für die zulässige Verbissintensität für Fichte. Trotzdem kam ich, infolge des Zuwachses, der Durchwuchszeit etc. mittels der zwei nächsten Bäumchen zum Schluss, dass es keinen direkten Hinweis gibt, dass der Verbiss das Aufwachsen der Fichten im Wildraum 8 behinderte (vgl. Kapitel 4.12). Dies bedeutet, dass zwar die „Zahlen“ für die Fichte anders sind, aber dass das mittels der zusätzlichen Informationen der nächsten Bäumchen gewonnene Ergebnis dasselbe ist, wie dasjenige der Interpretation der 2m-Kreisdaten mittels der Richtwerte.

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Abbildung 55: Vergleich der Resultate für den Wildraum 8 berechnet mittels Erhebung im 2m-Kreis (oben) mit

denjenigen der nächsten Bäumchen zum Probeflächenzentrum (unten). Berücksichtigt sind nur Probeflächen, welche den minimalen Verjüngungskriterien entsprachen. Links sind die Dichten pro ha für die Hauptbaumarten je Waldgürtel dargestellt (Beachte die Log-Skala). Die rote Linie zeigt die Dichte, wenn ein Baum pro 2m-Radius-Kreisfläche vorhanden wäre. Rechts oben findet sich die klassische Verbissintensität inkl. Vertrauensintervall je nach Waldgürtel (Farben).

Rechts unten sind je Waldgürtel (gleiche Farben wie bei Verbissintensität) die Flächenanteile inkl. Standardfehler abgebildet für:

x: Flächenanteile der mit Pflanzen dieser Baumart besetzten Fläche.

Kreis: Flächenanteile der verbissenen Bäume dieser Baumart an der mit dieser Baumart besetzten Fläche.

93 Fazit des Methodenvergleichs:

Aufgrund der obigen Ausführungen könnte meines Erachtens in Folgeerhebungen auf eine Erhebung im Vollkreis verzichtet werden. Würde man dies tun, müssten natürlich nicht nur von den 7 in dieser Pilotstudie ausgewählten Baumarten die nächsten zwei Bäumchen je Höhenklasse gemessen und beurteilt werden, sondern von allen vorhandenen Baumarten. Speziell die Esche, Ulme und Vogelbeeren dürften dabei einen ähnlichen Erhebungsaufwand zur Folge haben wie z.B.

Ahorne oder Buchen. Aber ich gehe davon aus, dass die Arbeiten im Feld trotzdem etwas schneller und vor allem weniger anfällig auf Fehler wären, da nur eine Methode konsequent durchgezogen werden müsste.

Unabhängig von der Erhebungsmethode zeigen die Resultate, dass eine Einteilung in Buchen-, Tannen- und Fichtenwaldgürtel für beide Wildräume sinnvoll war (Abb. 54 und 55). Es gab klare Unterscheide zwischen den Höhenstufen bezüglich Verjüngungsdichte, Baumartenzusammensetzung und der Zuwachsverhältnisse (vgl. Kapitel 4.8). Dies bedingt, dass nicht einfach pro Wildraum, sondern pro Höhenstufe genügend Probeflächen mit Verjüngung der Hauptbaumarten vorhanden sein sollten.

Berücksichtigt man diese 3 Höhenstufen, war die Anzahl der beurteilten Bäumchen unabhängig von der Erhebungsmethode für so grosse Gebiete eher am unteren Limit (Tab. 52). Im Wildraum 2 waren je Höhenstufen für die Baumarten Fichte, Tanne, Ahorn und Buche mehr als 60 Bäumchen als das nächste je Probefläche in die Analyse eingeflossen und stets mehr als 100 der jeweils für die Höhenstufen wirklich wichtigen Hauptbaumarten (vgl. auch Tab. 18). Dies ermöglichte eine fundierte Analyse. Eine Vergrösserung des Rasters auf z.B. 1 km x 1 km hätte aber eine definitiv zu grosse Reduktion der Anzahl Bäumchen zur Folge und ist darum nicht praktikabel.

Im Wildraum 8 waren Fichten im Tannen- und Fichtenwald und Buchen im Buchenwald zwar auch mit mehr als 100 nächsten Bäumchen vertreten (Tab. 18), aber die anderen Baumarten nur über alle Höhenstufen zusammen (Ahorn) oder erreichten keine 100 nächsten Bäumchen (Tanne, vgl. Tab. 52).

In Anbetracht dieser geringen Anzahl an Tannen im Tannenwaldgürtel müsste vielmehr – unabhängig von der Erhebungsmethode – über eine Verdichtung des Erhebungsnetzes vom Erw. 500 m Raster auf ein 250 x 250 m Raster im Wildraum 8 diskutiert werden. Dafür würde ich mehr Probeflächen zum Vornherein (= Büroentscheid) ausschliessen, da wieder viele Probeflächen wegfallen dürften infolge Steilheit, Unzugänglichkeit oder weil sie auf einer Wiese liegen, verdämmende Vegetation aufweisen oder zu dunkel sind. So sollten, trotz verdichtetem Netz am Ende nicht wesentlich mehr Probeflächen angelaufen werden müssen, aber deutlich mehr Verjüngung erhoben werden.

Tabelle 52: Vergleich der Anzahl erhobener (und analysierter) Bäumchen im 2m-Vollkreis vs. den nächsten 2 Bäumchen zum Probeflächenzentrum. „Erhoben“ steht für alle Probeflächen mit Erhebung 2018 und den gemessenen nächsten 2 Bäumchen, „analysiert“ steht für Probeflächen, welche den minimalen Verjüngungskriterien entsprachen und Reduktion auf nächstes Bäumchen (zweit-nächstes Bäumchen wurde aber für die Dichtebestimmung benutzt).

2m-Vollkreis Nächste Bäumchen

Wildraum 2 Wildraum 8 Wildraum 2 Wildraum 8 Total alle Arten 7106 (6285) 3987 (3057) 3220 (1577) 2451 (973)

Fichte 564 (515) 626 (515) 822 (399) 1401 (512)

Tanne 623 (540) 47 (42) 647 (311) 162 (73)

Ahorn 1769 (1528) 360 (219) 1089 (297) 531 (137)

Buche 2544 (2290) 1766 (1477) 603 (533) 363 (217)

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