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4 Auswertungen der nächsten Bäume (Formular 2)

4.4 Flächenanteile der verbissenen Bäume

Der Flächenanteil der verbissenen Bäume einer Baumart an der mit dieser Baumart besetzten Fläche (in der Abb. 19 und 20 jeweils grün dargestellt) entspricht nicht der Verbissintensität. Bei der klassischen Verbissintensität werden alle verbissenen Bäumchen einer Baumart durch die Gesamtzahl dieser Baumart dividiert. Probeflächen mit viel Verjüngung werden also sehr viel stärker

„gewichtet“ als diejenigen mit weniger Verjüngung. Dies ist beim Flächenanteil der verbissenen Bäume einer Baumart an der mit dieser Baumart besetzten Fläche nicht der Fall. Hier wird jede Probefläche welche Verjüngung dieser Baumart besitzt genau gleich stark – nämlich mit 1 Baum – gewichtet. Dies erlaubt eine räumlich viel breiter abgestützte Aussage über den Verbiss. Zusammen mit der klassischen Verbissintensität kann zudem abgeschätzt werden, ob Einzelbäume stärker verbissen werden als „geklumpt“ vorkommende.

Im Wildraum 2 wurde über die Gesamtfläche gesehen, wie auch im Buchenwald- und Tannenwaldgürtel der Ahorn am häufigsten verbissen (siehe Abb. 19) mit einem Flächenanteil der verbissenen Ahorne an der mit Ahornen besetzten Fläche von 40.9%, resp. 31% im Buchenwaldgürtel und 46% im Tannenwaldgürtel. Anders ausgedrückt am Beispiel des Tannenwaldgürtels, 39 zum Probeflächenzentrum nächst stehende Ahorne waren verbissen und 45 unverbissen (siehe Tab. 27 mit den Anzahlen). Die Flächenanteile der verbissenen Tannen an der mit Tannen besetzten Fläche lagen bei 21% im Buchenwaldgürtel und 15 % im Tannenwaldgürtel, diejenigen der Fichte je bei knapp 7% (Tab. 25).

Abbildung 19: Flächenanteile inkl. deren Standardfehler je Baumart in Wäldern des Wildraumes 2 welche den minimalen Verjüngungskriterien entsprachen getrennt nach Höhenstufen von Bäumen zwischen 10 und 129 cm Baumhöhe.

Schwarz: Flächenanteile der mit Pflanzen dieser Baumart besetzten Fläche. Grün: Flächenanteile der verbissenen Bäume dieser Baumart an der mit dieser Baumart besetzten Fläche (siehe auch Tab. 25). Blau: Flächenanteile der verbissenen Bäume dieser Baumart an der Gesamtfläche (siehe auch Tab. 26).

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Im Wildraum 8 wurde über die Gesamtfläche gesehen ebenfalls der Ahorn am häufigsten verbissen (siehe Abb. 20) mit einem Flächenanteil der verbissenen Ahorne an der mit Ahornen besetzten Fläche von 46.2% (siehe Tab. 25). Mit rund 42% lag der Flächenanteil der verbissenen Tannen an der mit Tannen besetzten Fläche aber viel höher als in Wildraum 2. Im Gegensatz zum Ahorn, der weniger häufiger im Buchenwaldgürtel verbissen wurde, waren die Flächenanteile der verbissenen Tannen im Buchenwaldgürtel und Tannenwaldgürtel gleich hoch. Es spielte also offenbar keine Rolle welche anderen Baumarten noch vorhanden waren oder wie „geklumpt“ die Tanne vorkam. Im Wildraum 8 war zudem der Flächenanteil an verbissenen Fichten an der mit Fichten besetzten Fläche im Fichtenwaldgürtel mit 21.6% hoch. Jede 5. Probefläche mit Fichten hatte also eine verbissene Fichte als nächsten Baum. Für eine Baumart die beim Wild nicht bevorzugt abgeäst wird, ist dies beachtlich.

Abbildung 20: Flächenanteile inkl. deren Standardfehler je Baumart in Wäldern des Wildraumes 8 welche den minimalen Verjüngungskriterien entsprachen getrennt nach Höhenstufen von Bäumen zwischen 10 und 129 cm Baumhöhe.

Schwarz: Flächenanteile der mit Pflanzen dieser Baumart besetzten Fläche. Grün: Flächenanteile der verbissenen Bäume dieser Baumart an der mit dieser Baumart besetzten Fläche (siehe auch Tab. 25). Blau: Flächenanteile der verbissenen Bäume dieser Baumart an der Gesamtfläche (siehe auch Tab. 26).

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Tabelle 25: Der Flächenanteil der verbissenen Bäume einer Baumart an der mit dieser Baumart besetzten Fläche (als Basis dienten die Probeflächen welche den minimalen Verjüngungskriterien entsprachen). NA steht für „not available“, also für fehlende Werte. Fett gedruckt sind Flächenanteile die mittels mehr als 20 nächster Bäumchen berechnet wurden.

Tabelle 26: Der Flächenanteil der verbissenen Bäume einer Baumart an der Gesamtfläche welche den minimalen Verjüngungskriterien entsprach.

Berechnungen lassen sich leicht anstellen, aber die Frage ist, wie zuverlässig diese Angaben sind. Der berechnete Fehler bei Fichte, Tanne, Buche und Ahorn war nicht extrem gross (siehe Abb. 19 und 20). Flächenanteile die auf der Basis von weniger als ungefähr 20 nächsten Bäumchen berechnet wurden, würde ich persönlich aber nicht beurteilen, da sie zu sehr von Zufälligkeiten abhängen. Zum Beispiel wurden von 3 Eichen im Buchenwaldgürtel beider Wildräume eine verbissen (= 33.3%

Flächenanteil). Wäre nur auf einer weiteren Probefläche eine Eiche gefunden wurden, wäre das Resultat entweder 25% oder 50%.

In den „Empfehlungen zur Merkmalserhebung an den Kanton St. Gallen“ (Kupferschmid 2017) schrieb ich: “20 Bäumchen pro Art sind meines Erachtens aber am untersten Limit für aussagekräftige Beurteilungen. Sinnvoller für stabilere, reproduzierbarere Aussagen auf Wildraumebene wären über 100 Bäume pro Baumart.“

Mittels der durchgeführten Erhebungen können stabile, reproduzierbare Aussagen zum Verbiss auf Wildraumebene für Fichte, Tanne, Buche und Ahorn im Wildraum 2 und Fichte im Wildraum 8

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Wildraumes 2, womit für den Wildraum 2 auch für den Tannenwaldgürtel alleine stabile Aussagen gemacht werden können. Hingegen fanden sich im Wildraum 8 trotz der Netzerweiterung in den 223 Probeflächen nur gerade 31 nächste Tannen, davon 21 im Tannenwaldgürtel (Tab. 27). Eine grobe Abschätzung zum Verbiss kann mittels dieser nächsten Bäumchen gemacht werden, aber eigentlich wäre eine Erhebung auf dem 250 x 250 m Netz aus meiner Sicht wünschenswert gewesen. Der Flächenanteil der mit Tannen besetzten Fläche an der gesamten Fläche mit einer Erhebung im 2018 betrug nur gerade 13.3% im Tannenwald resp. 16.2% im Buchenwald des Wildraumes 8 (Tab. 23).

In meinen Empfehlungen (Kupferschmid 2017) ging ich für Wildräume mit rel. spärlicher Baumverjüngung von Verjüngung in ca. jeder 3. Probefläche aus. Im Wildraum 8 kam Tanne aber nur auf jeder 6. Probefläche welche den minimalen Verjüngungskriterien entsprachen vor und nur auf jeder 8. Probefläche mit Erhebung im 2018.

Tabelle 27: Anzahl verbissener und nicht verbissener nächster Bäumchen je Höhenstufe und Wildraum, die als Basis für die Berechnung der Flächenanteile mittels Probeflächen welche den minimalen Verjüngungskriterien entsprachen dienten. Fett gedruckt sind Gesamtzahlen je Höhenstufe welche > 20 waren.

Höhenstufe Anzahl Fichte Tanne Föhre Buche Ahorn Eiche Linde

Bemerkungen für Folgeerhebungen: Es müsste also überlegt werden, ob bei weiteren Erhebungen nicht die Gesamtzahl der Bäumchen zur Festlegung des Netzes verwendet wird, sondern die Anzahl Probeflächen welche überhaupt Verjüngung der jeweiligen Art haben. Zum Beispiel müsste je Wildraum mindestens in z.B. 30 Probeflächen mindestens 1 Tanne im

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Tannenwaldgürtel vermessen werden. Sollten die Tannen in weniger Probeflächen im Tannenwaldgürtel vorkommen, müsste das Netz für den entsprechenden Wildraum erweitert werden. Und genau dasselbe würde für alle Baumarten die auf der entsprechenden Höhenstufe von Interesse sind gelten. Möchte man also über Tanne, Fichte, Buche und Ahorn im Tannenwald eines Wildraumes eine Aussage machen können, müsste von jeder dieser Baumarten in mindestens z.B. 30 Probeflächen ein Baum vorkommen. Sollte das für 1 Baumart nicht zutreffen, müsste das Netz erweitert werden.

Theoretisch könnte man sich überlegen, ob in einem erweiterten Netz nur noch die „selten“ vorkommenden Hauptbaumarten vermessen würden. Also ob, z.B. im Wildraum 8 auf den Probeflächen die zusätzlich hinzukämen bei einer Erhebung auf dem 250 x 250 m Netz, nur noch die Tannen vermessen würden. Aber i) könnte man dann für diese Probeflächen keinen Vergleich zwischen den Baumarten z.B. im Zuwachs machen und ii) waren die anderen Baumarten ja auch nicht wirklich häufig vorhanden (Buche 36 Probeflächen, Ahorn 46 Probeflächen, vgl. Tab. 27). Die Aussagekraft der Resultate würde also deutlich verbessert, wenn alle Baumarten im erweiterten Netz erhoben würden.

Tabelle 28: Der Flächenanteil der verbissenen Bäume einer Baumart an der mit dieser Baumart besetzten Fläche. Als Basis dienten alle Probeflächen auf welchen eine Erhebung im 2018 erfolgte. (Zur Vollständigkeit abgedruckt, aber nicht diskutiert im Text).

Tabelle 29: Der Flächenanteil der verbissenen Bäume einer Baumart an der Gesamtfläche auf welcher eine Erhebung im 2018 erfolgte.

Wenn keine Tannen der Höhenklasse 1 bis 4 vorhanden waren, mussten Tannen der Höhenklasse 0 =

„Keimling bis <10 cm“ beurteilt werden. Im Wildraum 2 war dies 7-mal der Fall, wobei alle unverbissen waren und 3 im Buchenwald und 4 im Tannenwald vorkamen. Im Wildraum 8 waren total 20 Tannen der HK 0 beurteilt worden, 8 im Buchenwald und 12 im Tannenwald. 14 HK 0 Tannen waren unverbissen und je 3 leicht und 3 stark verbissen. Für den Wildraum 8 errechnete ich einen Flächenanteil verbissener HK0 - Tannen an der HK 0 Tannenverjüngung von 43%.

Fichte Tanne Föhre Buche Ahorn Eiche Linde

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