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Verdaulichkeit von Nährstoffen hefenhaltiger Alleinfuttermittel (organische Substanz, Rohfett, Rohfaser, NfE) sowie von Calcium und Phosphor

3 Eigene Untersuchungen

4.3 Die Leistung von Absetzferkeln bei Einsatz hefenhaltiger Mischfutter .1 Futteraufnahme, Zunahmen und Futteraufwand

4.3.3 Verdaulichkeit von Nährstoffen hefenhaltiger Alleinfuttermittel (organische Substanz, Rohfett, Rohfaser, NfE) sowie von Calcium und Phosphor

Die Ermittlung der scheinbaren Verdaulichkeit der Rohnährstoffe erfolgte im Rahmen der Verdauungsversuche bei einer restriktiver Futterzuteilung (90 g Futter uS/ kg KM0,75 pro Tag). Insgesamt wurden die Nährstoffverdaulichkeiten der gesamten Mischung (Tab. 31) ermittelt sowie im Anschluss mittels Differenzverfahren für die Hefen (Tab. 32 und 37) berechnet (organische Substanz, Rohprotein, Rohfett, N-freie Extraktstoffe).

Organische Substanz

Unabhängig von Art und Menge der eingesetzten Hefe war die Verdaulichkeit der organischen Substanz von hefenhaltigen Mischfuttern (BH, MH, MO 50, MO 100, MO 150) im Vergleich zum Kontrollfutter erhöht, was insgesamt für eine höhere Verdaulichkeit (oS) der verwendeten Hefen im Vergleich zu den restlichen Komponenten der Alleinfuttermittel spricht. Die ermittelte Verdaulichkeit der organischen Substanz nahm mit 88,0 % in der Kontrollgruppe und 89,0 % in der Gruppe MO 100 eine Größenordnung an, die nach AXELSON (1955) in Abhängigkeit vom Rohfasergehalt zu erwarten war. Die mittels Differenzmethode berechnete Verdaulichkeit der organischen Substanz aus Hefen betrug 91,5

% und stimmte mit Angaben aus der Literatur überein (Tab. 41). Der niedrige Rohfasergehalt in Hefen im Vergleich zum Sojaextraktionsschrot (6,50 vs. 87 g/kg TS) kann unter anderem verantwortlich sein für eine höhere Verdaulichkeit der organischen Substanz aus Hefen.

Schwankungen der Verdaulichkeit (v.a. organische Substanz) ähnlicher oder sogar gleicher Hefen lassen sich vor allem mit unterschiedlichen fermentativen Bedingungen als auch mit postfermentativen Aufbereitungen von Hefen erklären (s. o.). So spielt unter anderem die Temperatureinwirkung bei der Trocknung eine wesentliche Rolle (HEINZ et al. 1989).

Rohfett

Eine erheblich negative Beeinflussung der Rohfettverdaulichkeit in Mischfuttern durch den jeweiligen Hefeneinsatz, wie man sie möglicherweise nach SCHULZ (1975) oder nach DLG (1991) hätte erwarten können, zeigte sich in den Untersuchungen nicht.

Ein Eintrag an unverseifbaren und somit schwer verdaulichen (emulgierbaren) Fetten durch die Nährsubstrate der verwendeten Hefen (Malzkeime, Produktionswasser aus der Milchverarbeitung, Molke), wie es z.B. bei der Verwendung von Paraffinen als Nährsubstrate für die Hefenproduktion vorkommt, ist ausgeschlossen. Lediglich ein Vergleich der Rohfettverdaulichkeit von verschiedenen hefenhaltigen Alleinfuttermitteln ließ eine unterschiedliche Rohfettverdaulichkeit der untersuchten den Hefen erkennen, wie sie in der Literatur bereits beschrieben wird (Tab. 41). Die niedrigere Fettverdaulichkeit des milchhefehaltigen Alleinfuttermittels im Vergleich zum Kontrollfutter (75,3 vs. 73,9 %) kann unter anderem mit dem hohen Laktosegehalt in der Milchhefe in Verbindung stehen (AHLBORN 1993).

Ferner verweisen FAUST et al. (1982) auf eine Beeinflussung der Emulgierfähigkeit von Fetten durch den Trocknungsprozess und beurteilen ein Sprühtrocknungsverfahren (wie bei der Molkenhefe angewendet) als besonders positiv hinsichtlich der Fettverdaulichkeit, während sie der Walzentrocknung (Bierhefe) eher nachteilige Effekte auf die Verdaulichkeit von Fett beimessen. Somit konnte das Fett aus der sprühgetrockneten Molkenhefe durch die Gallensalze im Darm besser emulgiert werden und der Resorption besser zugänglich gemacht werden, was sich in einer höheren Fettverdaulichkeit bemerkbar machte. Allerdings spiegelt der Variationsbereich der Fettverdaulichkeit aus der Literatur die Bandbreite der Einflussmöglichkeiten auf die Verdaulichkeitsquotienten wider.

Rohfaser und N-freie Extrkatstoffe

Die Verdaulichkeit der Rohfaser (40,0- 45,6 %) sowie der N-freien Extraktstoffe (91,9- 92,3

%) der gesamten Mischung ist mit Werten von MÖLLER (2001), die unter ähnlichen Haltungsbedingungen im Institut für Tierernährung ermittelt wurden, zu vergleichen (40,7- 46,0 % und 91,8- 93,8 %). Eine Beeinträchtigung der Verdaulichkeit dieser Nährstoffe durch hefenhaltige Mischfutter konnte somit ausgeschlossen werden.

Ferner stiegen die Werte für die genannten Parameter in Abhängigkeit vom Alter der Tiere tendenziell an, was mit der höheren Verdauungskapazität älterer Tieren zu begründen ist (AUMAÎTRE 1983). Diesen Zusammenhang wies KAMPHUES (1987) ebenfalls in Versuchen mit Ferkeln unterschiedlichen Alters nach: der Autor beobachtete einen Anstieg der Rohfaserverdaulichkeit von 44,6 auf 53,6 % in einem Vergleich von 6 und 18 Wochen alten Ferkeln bei restriktiver Fütterung. Schließlich nahmen die Verdaulichkeit der organischen Substanz, des Rohfettes, der Rohfaser und der N-freien-Extraktstoffe in dem Alleinfuttermittel mit 11,2 % Molkenhefeanteil in der Mischung im Vergleich zu den anderen beiden Mischfuttern mit Molkenhefeneinsatz (MO 50, MO 150) tendenziell höhere Werte an.

Dieser nicht lineare Anstieg der Verdaulichkeit von beschriebenen Nährstoffen mit zunehmendem Anteil eines Futtermittels in der Mischung ist durch ein nicht additives Verhalten der Nährstoffverdaulichkeit zu erklären und weist auf Interaktionen zwischen den Futtermittelkomponenten hin, die sich mit steigendem Anteil bemerkbar machen. Dieser Sachverhalt könnte mit dem Gehalt an Nicht-Stärke-Polysacchariden in Verbindung stehen, deren Effekte (Nährstoffinteraktionen) sich erst bei höheren Molkenhefendosierungen bemerkbar machen.

Tab. 41: Vergleich der scheinbaren Verdaulichkeit von Nährstoffen (%) in Hefen nach unterschiedlichen Quellen

Vorliegende Untersuchungen 4) Quelle

1) für Hefen, die auf Melasse, Molke oder Malzextrakten gewachsen sind

2) Mittelwerte für die Nährstoffverdaulichkeiten in getrockneter Bierhefe (Saccharomyces cerevisiae; n = 30)

3) für Hefen, die auf Melasse gewachsen sind (n = 5)

4) Verdaulichkeitsquotienten ermittelt im Differenzverfahren

5) auf Grund der Zusammensetzung (Tab. 6) und der relativen Anteile der Nährstoffe (excl. N) an dem Gesamtnährstoffgehalt in der jeweiligen Mischung wurde nur die N-Verdaulichkeit bestimmt (n = 7)

6) Grundlage der Berechung für die Verdaulichkeiten waren die Verdaulichkeiten der Mischung mit höchstem Anteil (16,8 %) an Molkenhefe (n = 8)

Calcium

Die Beeinflussung der Ca-Verdaulichkeit der eingesetzten Mischfutter durch den unterschiedlichen Hefeneinsatz ist sehr vorsichtig zu beurteilen. Da die Ca-Anteile mikrobieller Herkunft in den beiden Alleinfuttermitteln mit Bierhefe- bzw. mit

Milchhefenzusatz (BH, MH) unter 2 % des Gesamtcalciumgehaltes in der Mischung betrugen (Abb. 7), wäre eine deutliche Beeinflussung (positiv oder negativ) der Calciumverdaulichkeit der gesamten Mischung durch Hefeneinsatz auf Grund von analytisch oder methodisch bedingten Variationen nicht erkennbar geworden.

Eine tendenziell positive Beeinflussung der Gesamtcalciumverdaulichkeit der Alleinfuttermittel ließe sich allerdings durch die Molkenhefe ableiten. Grund dafür könnten z.B. Calciumverbindungen (als Nähr- oder Puffersalze zugesetzt) sein, deren Ca-Verdaulichkeit gegenüber dem Futterkalk (Ca-Quelle in Basismischung) erhöht ist, wie z.B.

Monocalciumphosphat.

Phosphor

Die P-Verdaulichkeit nahm mit steigendem Molkenhefenanteil im Mischfutter deutlich zu (Abb. 10). Der Gesamtphosphorgehalt in Hefen setzt sich einerseits aus anorganischen P-Verbindungen (Nähr- und Puffersalze) und andererseits aus organisch gebundenem Phosphor zusammen. Der Phosphor der letzt genannten Fraktion liegt zu einem geringeren Anteil in Form von Phosphatiden (Inositphosphatiden) als Strukturkomponenten in Zellwänden der Hefen vor (BUDDECKE 1973), während ein wesentlich größerer Anteil des organisch gebundenen Phosphors aus mikrobiellen Ribonukleinsäuren (RNS-P) stammt. Dieser Anteil beträgt nach BURNS und BAKER (1976) für Hefen 93,2 mg P/g RNS und ist unabhängig von der Basensequenz der Hefen, so dass dieser P-Gehalt der RNS aller Hefen ohne Berücksichtigung ihrer genetischen Abstammung unterstellt werden kann. Dabei liegt der Phosphor aus mikrobieller RNS zu gleichen Anteilen in Form von Orthophosphat sowie von Ribosephosphat vor, die jeweils eine sehr hohe intestinale Verfügbarkeit besitzen (GREIFE 1984). Allerdings konnte in den vorliegenden Untersuchungen nicht nachvollzogen werden, welche P-Fraktionen der Molkenhefe zu einer Verbesserung der P-Verdaulichkeit der Alleinfuttermittel mit Hefeneinsatz führten. Eine Beeinflussung durch den RNS-P würde bedeuten, dass diese Fraktion aus der Molkenhefe hinsichtlich ihres geringeren Anteils im Vergleich zu den anderen Hefen (Tab. 42) deutlich besser verfügbar war als der RNS-P aus der Bier- und der Milchhefe, da selbst Anteile an RNS-P in den Alleinfuttermitteln mit Bier- bzw. Milchhefe nicht zu einer positiven Beeinflussung der P-Verdaulichkeit führten. Deshalb erscheint die Beeinflussung der P-Verdaulichkeit durch den P-Anteil, der nicht aus Ribonukleinsäuren stammt, als wahrscheinlich (im wesentlichen anorganische Verbindungen).

Tab. 42: Gesamtphosphor- und Ribonukleinsäurengehalte sowie P-Fraktionen in den eingesetzten Hefen (g/kg TS)

Parameter Bierhefe Milchhefe Molkenhefe

Gesamt-P 7,81 5,65 8,60

RNS 48,0 44,0 35,0

RNS-P 1) 4,47 4,10 3,26

Rest-P 2) 3,34 1,55 5,34

1) unter der Annahme, dass 93,2 mg P/g RNS enthalten sind (BRUNS und BAKER 1976)

2) Phosphoranteil, der im Wesentlichen aus zugesetzten Puffersalzen (anorganisch) während des Fermentationsprozesses stammt (Gesamt-P abzüglich RNS-P)

Ferner könnte ein verstärkter fermentativer Abbau von Nicht-Stärke-Polysacchariden (Tab.39) aus Molkenhefe (hohe Anteile) mit der höheren P-Verdaulichkeit von molkenhefehaltigen Mischfuttern (MO 100) im Vergleich zum Kontrollfutter (49,1 ± 4,13 vs.

55,2 ± 2,09) in Verbindung stehen. Durch die intensivere Tätigkeit der Mikroben im Darm stand mehr mikrobielle Phytase zur Verfügung, wodurch insgesamt im Darmlumen mehr Phosphor verfügbar war (Phytinphosphor im Getreide) und resorbiert werden konnte.

4.3.4 N-Stoffwechsel

In den vorliegenden Untersuchungen wurden unterschiedliche Effekte von hefenhaltigen Mischfuttern auf den N-Metabolismus von Absetzferkeln beobachtet.

Rohproteinverdaulichkeit und N-Retention

Die ursprünglich negative Einschätzung (u. a. ROTH und KIRCHGESSNER 1977) von Hefenproteinen bezüglich ihrer N-Verwertung („N-Mitreißeffekt“, hoher RNS-Gehalt) konnte in den vorliegenden Untersuchungen nicht bestätigt werden. Im Gegenteil stellte sich v. a. für die Molkenhefe eine sehr hohe Verdaulichkeit und Verwertung des Stickstoffs mikrobiellen Ursprungs heraus. Die an Hand der Differenzmethode ermittelte Rohproteinverdaulichkeit für die Molkenhefe nahm ähnliche Werte an (92,2 %), wie in der Literatur für Hefen angegeben werden (Tab. 41). Ferner war der berechnete Wert für die N-Verdaulichkeit in Bierhefe (87,2

%) nahezu identisch mit dem von der DLG (1991) bestimmten Wert (87,0 %). Insgesamt wurden positive Effekte sowohl der bierhefehaltigen, insbesondere aber der verschiedenen molkenhefehaltigen Mischfutter (erheblicher Ersatz von Sojaextraktionsschrot) im Vergleich zum Kontrollfutter (ohne Hefen) auf den N-Metabolismus beobachtet. So kam es bei einer jeweils gleichwertigen Versorgung der Ferkel (Energie, N) durch die eingesetzten Mischungen (Kontrollfutter vs. molkenhefehaltige Alleinfuttermittel) zu einer insgesamt höheren scheinbaren Rohproteinverdaulichkeit (86,5 % vs. 92,2 %) sowie N-Verwertung (59,7 % vs. 67,4 %) der Mischfutter mit steigendem Anteil an Molkenhefe und somit zu einer Reduktion der N-Ausscheidungen über Kot und Harn (Tab. 33 und 34). Ferner wurde für die Bierhefe im Vergleich zum Kontrollfutter eine höhere N-Verdaulichkeit (87,2 % vs. 86,5 %) sowie eine höhere N-Retention beobachtet (61,2 % vs. 59,7 %).

Lediglich die Rohproteinverdaulichkeit der Milchhefe nahm mit 82,8 % einen für ein Eiweißkonzentrat niedrigen Wert an, der sich allerdings noch im angegebenen Variationsbereich von Untersuchungen anderer Autoren befand (SCHULZ 1975). Auf Grund der Ähnlichkeit der Nährsubstrate sowie der engen Verwandtschaft der beiden Stämme von Milch- und Molkenhefe (Kluyveromyces lactis und fragilis) lassen sich dennoch die verschiedenen Verdaulichkeiten und Verwertungen des Rohproteins beider Hefen mit der unterschiedlichen chemischen Zusammensetzung sowie mit der Beeinflussung durch Inhaltsstoffe der Milchhefen erklären. So könnten relativ hohe Gehalte an Milchzucker (Laktose) in der Milchhefe (Tab. 20) verantwortlich für die niedrige N-Verdaulichkeit sein (AHLBORN 1993). Die Beeinträchtigung der N-Verdaulichkeit durch Laktose erklären SAUER und OZIMEK (1986) mit einer vermehrten Bindung von Stickstoff auf Grund erhöhter mikrobieller Tätigkeit im Darm sowie mit einer verminderten Freisetzung und

Absorption von Ammoniak bedingt durch die fermentative Absenkung des pH-Wertes im Chymus. Außerdem ist eine verminderte N-Verdaulichkeit auf Grund einer vermehrten Stickstoffsekretion in das Darmlumen sowie einer veränderten Passagezeit bedingt, durch die reizende sowie osmotische Wirkung der mikrobiellen Stoffwechselprodukte (organische Säuren) der Kohlenhydrate, denkbar (RETTIGER und CHEPLIN 1921).

Ferner kann die niedrige Verwertung des Rohproteins aus der Milchhefe (58,5 %) auf das Vorhandensein von Kondensationsprodukten aus reduzierenden Kohlenhydraten (Laktose) und Aminosäuren (v. a. Lysin) zurückzuführen sein, die unter hohen Temperatur-einwirkungen während der Trocknung (insbesondere Walzentrocknung) entstehen. Die ermittelten Befunde sprechen für eine höhere biologische Wertigkeit des Proteins aus Bierhefe sowie insbesondere aus der Molkenhefe im Vergleich zum Sojaprotein, was mit Untersuchungen von SCHILLER et al. (1972) und SCHULZ (1982) zum Proteinwert und zur Ergänzungseigenschaft von Futtermitteln zu erklären ist.

Dabei erreichte eine Mischung aus Gerste und Hefenprotein die gleiche biologische Wertigkeit wie eine Kombination aus gleichen Teilen aus Gerste und Fischmehl (77,9), obwohl das Fischmehl über eine höhere biologische Wertigkeit (85,4) als das Hefenprotein (80,1) verfügte. Daraus folgte eine relativ höhere Ergänzungseignung von Hefen gegenüber dem Fischmehl in Kombination mit Getreide, was die Autoren durch unterschiedliche Gehalte und Verfügbarkeiten der Aminosäuren in den Hefen erklärten. Schließlich besaß eine Mischung aus Gerste und Sojaextraktionsschrot lediglich eine biologische Wertigkeit von 73,1 Einheiten. So wird an Hand der vorliegenden Untersuchungen sowie der beschriebenen Literatur die insgesamt höhere biologische Wertigkeit von Hefenprotein (Bierhefe, insbesondere Molkenhefe) gegenüber dem Sojaprotein bestätigt. Die positive Beeinflussung des N-Stoffwechsels durch molkenhefehaltige Mischfutter im Vergleich zum Sojaextraktionsschrot kann durch eine Betrachtung des Idealen Proteins (NRC 2001) von Sojaextraktionsschrot allein sowie von einer Kombination aus Sojaextraktionsschrot und Molkenhefe unter Berücksichtigung der präzäkalen Aminosäurenverdaulichkeit verdeutlicht werden (Abb. 15). Durch die Substitution des Sojaproteins in Höhe von 40 % mittels Molkenhefenprotein (vorliegende Untersuchungen) kann den Ferkeln ein dem IDEAL Protein sehr ähnliches Aminosäurenmuster für den N-Ansatz zur Verfügung gestellt werden.

Somit wird deutlich, dass bei alleiniger Versorgung mit Sojaextraktionsschrot als Proteinquelle im Mischfutter von Absetzferkeln die N-Retention durch den niedrigen Gehalt an schwefelhaltigen Aminosäuren (Methionin, Cystin) limitiert wird und eine optimale Verwertung des zugeführten Proteins nicht möglich ist.

100

Lysin Methionin + Cystin Threonin Tryptophan

Anteilin%

IDEAL NRC (2001) Soja

Soja (60 %) und Molkenhefe (40 %)

Abb. 15: Vergleich des IDEALEN PROTEINS (NRC 2001) mit dem Aminosäurenmuster aus Sojaextraktionsschrot und einer Kombination aus 60 % Sojaprotein und 40 % Molkenhefenprotein unter Berücksichtigung der präzäkalen Aminosäurenverdaulichkeit

Insgesamt wurden deutliche Einflüsse der verschiedenen Mischfutter (mit und ohne Hefen) auf die N-Retention (N-Ansatz/ N-Aufnahme in %) von Absetzferkeln beobachtet (dazu siehe Abb. 14), welche sich aus den unterschiedlichen Positionen der Regressionsgrade einzelner Mischfutter zueinander im Graph (MO 150> MO 100> MO 50> BH> K> MH) ergeben.

Somit wird nochmals die hohe biologische Wertigkeit sowie die hohe Ergänzungseignung von Molkenhefe in Mischfuttern auf Getreidebasis bestätigt.

Leistungsbedingte Effekte (höhere N-Retention bei steigenden Tageszunahmen) waren nur ansatzweise zu erkennen (z.B. Kontrollgruppe). Auffällig erscheint jedoch die geringgradig niedrigere N-Retention (um ca. 0,8 %) von Tieren der Gruppe MO 150 bei höheren als bei niedrigeren Leistungen im Gegensatz zu Tieren der Kontrollgruppe. Diese Beobachtung kann mit einer geringen Energiedichte des hefenhaltigen Mischfutters (16,8 % Molkenhefeanteil) im Vergleich zum Kontrollfutter erklärt werden (14,0 vs. 14,3 MJ/kg TS). Durch die restriktive Futterzuteilung (90 g uS/kg KM0,75) machte sich die tendenziell niedrigere Energieversorgung erst bei höheren Leistungen (steigender Bedarf) bemerkbar, so dass den Tieren der Gruppe MO 150 mit hohen Leistungen zwar ausreichend Protein zur Verfügung stand, welches auf Grund der limitierten Energieversorgung (relativ) nicht in dem Unfang für den N-Ansatz verwendet werden konnte, wie von Tieren mit geringeren Leistungen (und relativ höherer Energieversorgung). Eine überdurchschnittliche N-Ausscheidung in Form von Allantoin bei höherer Leistung konnte ausgeschlossen werden.

Allerdings wurde der absolute Rohproteingehalt im Zuwachs (g Rp/kg Tageszunahme) durch die verschiedenen Mischfutter nicht beeinflusst (Tab. 43). Bei einer konstanten Versorgung (Energie, Stickstoff) von Absetzferkeln wird der Rohproteinansatz der Tiere lediglich durch ihr Alter bzw. ihr Gewicht (SCHULZ 1975), im Wesentlichen aber durch die Genetik bestimmt (MOSENTHIN et al. 1997). Die für die vorliegenden Untersuchungen eingesetzten

Tiere (konstante Versorgung) stammten alle vom Lehr- und Forschungsgut Ruthe, so dass eine genetische Beeinflussung dieses Parameters durch unterschiedliche Herkünfte der Tiere ausgeschlossen werden konnte. Die tendenziell höheren Rohproteingehalte im täglichen Körpermassenzuwachs von Tieren in Durchgang I (K, BH, MH) gegenüber Ansetzferkeln des zweiten und dritten Durchganges (K, MO 50, MO 100, MO 150) sind mit unterschiedlichen Körpermassen der Tiere zu erklären (Tab. 28 und 29). So waren die Ferkel im ersten Durchgang im Mittel um 10,0 kg schwerer als in Durchgang II und III, so dass sich aus dem unterschiedlichen Gewicht der Tiere eine altersabhängige (tendenzielle) Niveauverschiebung ergab.

Tab. 43: An Hand der N-Retention abgeleiteter Rohproteingehalt im Körpermassenansatz von Absetzferkeln der Kontroll- und Versuchsgruppen während der Verdauungsversuche; Durchgang I-III

Durchgang I Durchgang II und III Gruppe Außerdem liegt nach SCHULZ (1982) beim Gehalt an verwertbarem Protein in Hefen eine Kompensation zwischen der Höhe des Rohproteingehaltes und dem Physiologischen Nutzwert des Proteins vor. Der Autor verweist auf eine gewisse gegenläufige Korrelation zwischen dem Proteingehalt und der biologischen Wertigkeit des Hefenproteins. Dieser Zusammenhang wurde auch in den vorliegenden Untersuchungen bei einem Vergleich der Bier- und der Molkenhefe deutlich. Während die Bierhefe über den höchsten Rohproteingehalt verfügte, besaß sie eine deutlich niedrigere Verdaulichkeit sowie Retention als die Molkenhefe (s. o.). Als Grund für die verminderte Verdaulichkeit sowie N-Retention der Bierhefe im Vergleich zur Molkenhefe kann u. a. der geringere Anteil an Reineiweiß (76,5 % vs. 85,8 %) in Betracht gezogen werden.

Auswirkungen von Hefenprotein auf den intermediären N-Stoffwechsel

Der höhere Gehalt an NPN-Verbindungen (Rohprotein abzüglich Reineiweiß, s. o.) in der Bierhefe könnte ebenfalls mit dem Anstieg des Blutharnstoffgehaltes von Ferkeln zwei Stunden nach Fütterung bierhefehaltiger Mischfutter in Verbindung stehen. Den höheren Anstieg des Blutharnstoffgehaltes bei Fütterung von NPN-Verbindungen als bei einer Versorgung mit Aminosäuren erklären WALSH und WRIGHT (1995) mit einer schnelleren Freisetzung und Resorption von Stickstoff aus den NPN-Verbindungen als aus Aminosäuren.

Darüber hinaus steht der Stickstoff aus NPN-Verbindungen intermediär rascher zur Verfügung als der aus Aminosäuren. Da insgesamt eine hohe intermediäre Stickstoffanflutung (unabhängig ob aus Aminosäuren oder NPN-Verbindungen) die Harnstoffsynthese fördert, steigen somit die Blutharnstoffgehalte nach NPN-haltigen Mischfuttern auf insgesamt höhere Werte an. Ferner wurde in den vorliegenden Untersuchungen die bereits bei SCHULZ (1982) beschriebene negative Korrelation zwischen Blutharnstoffgehalten und dem N-Ansatz deutlich: in den Gruppen mit Molkenhefeneinsatz nahm der Blutharnstoffgehalt (zwei

Stunden postprandial) niedrigere Werte im Vergleich zu allen anderen Gruppen an (Tab. 36).

Die Beeinflussung der N-Ausscheidungen über den Harn und somit der N-Bilanz durch die Aufnahme von mikrobiellen Protein, insbesondere durch den Stickstoff in Form von Ribonukleinsäuren, soll im Folgenden erörtert werden.

Die vorliegenden Untersuchungen belegen den Anstieg der N-Exkretion in Form von Allantoin über den Harn mit zunehmender RNS-Aufnahme (Abb. 16). Allerdings spielte auch die Herkunft der RNS (Hefenart) eine Rolle: so wurde z.B. in der Michhefengruppe eine niedrigere Ausscheidung an Allantoin-N beobachtet als in der Bierhefengruppe oder in der Gruppe MO 150 bei jeweils ähnlicher Aufnahmemenge an RNS-N. Die deutlich niedrigere N-Verdaulichkeit der Milchhefe (82,8 %) bedingte allerdings eine höhere N-Ausscheidung über den Kot (Tab. 33), so dass insgesamt ein kleinerer Anteil des Stickstoffs in Form von RNS in den Organismus zur intermediären Verwertung gelangte. Somit konnte weniger Allantoin-N über die Niere ausgeschieden werden.

Bei einem Anteil von 16,8 % Molkenhefe im Mischfutter (MO 150) kam es lediglich zu einer Steigerung des Anteils von Allantoin-N am Gesamtharnstickstoff von 1,71 % (Kontrollgruppe ohne Hefen) auf 4,28 % (Tab. 35). Auf Grund des insgesamt geringen Anteils von Allantoin-N an der Gesamtstickstoffausscheidung über den Harn stellt sich in den vorliegenden Untersuchungen die Frage nach der Bedeutung dieser Fraktion für die N-Bilanz, insbesondere vor dem Hintergrund einer höheren N-Verdaulichkeit und N-Verwertung von Hefen als von Sojaextraktionsschrot.

0,000 0,200 0,400 0,600 0,800 1,000 1,200

RNA-N Aufnahme in g/ T ier/ T ag

Abb. 16: N-Exkretion in Form von Allantoin über den Harn in Abhängigkeit von der Aufnahme an RNS-N von Absetzferkeln der Kontroll- und Versuchsgruppen während der Verdauungsversuche, Durchgänge I-III

Insgesamt führten Mischfutter mit Hefeneinsatz (BH, MH, MO 50- 150) nicht zu einer Steigerung der Gesamtstickstoffausscheidung über den Harn im Vergleich zum Kontrollfutter.

y = 0,3024x + 0,0854 R2= 0,60

Ein sogenannter „N-Mitreißeffekt“ (u. a. ROTH und KIRCHGESSNER 1978), bedingt durch die Aufnahme von hefenhaltigen Mischfuttern (RNS-haltig), wurde ausgeschlossen.

Allerdings setzen die genannten Autoren für die überproportionale N-Ausscheidung eine tägliche Mindestaufnahme von 0,4 g RNS/kg Körpermasse voraus. Auf Grund der insgesamt niedrigen RNS-Gehalte in allen untersuchten Hefen (Tab. 22) wurde diese Schwelle für die negativen Effekte mikrobieller Proteine (RNS) von keinem hefenhaltigen Alleinfuttermittel überschritten. Darüber hinaus reduzierte sich bei Fütterung von bierhefehaltigen und von molkenhefehaltigen Mischfuttern (BH, MO 100, MO 150) die N-Ausscheidung über den Harn im Vergleich zur Kontrollmischung (Tab. 33 und 34). Diese Befunde sprechen für eine insgesamt höhere biologische Wertigkeit (Verdaulichkeit, Retention) von mikrobiellen Proteinen (Bierhefe, insbesondere Molkenhefe) als von Sojaproteinen, da dem Organismus der Tiere auf Grund der höheren Verwertung von mikrobiellen Proteinen mehr Stickstoff für den Ansatz zur Verfügung stand und somit die N-Ausscheidung über den Harn reduziert werden konnte. Vor diesem Hintergrund eignet sich insbesondere die Molkenhefe für einen Einsatz in Alleinfuttermitteln von Absetzferkeln.

Darüber hinaus kommt es durch die Reduktion von Sojaextraktionsschrot zu einer Verminderung des Risikos intestinaler Störungen, die auf Sojainhaltsstoffe zurückzuführen sind. Eine hohe Bekömmlichkeit der Mischfutter ist aus tierärztlicher Sicht von erheblicher Bedeutung, da bei Absetzferkeln eine hohe Inzidenz nutritiv bedingter Durchfallerkrankungen beobachtet wird.

4.3.5 Verdaulichkeit und N-Bilanz bei unterschiedlichen Produktionsbedingungen für