• Keine Ergebnisse gefunden

V ORSCHLAG FÜR M AßNAHMENPAKETE – M OTIVATION , C HANCEN UND R ISIKEN

Auf Basis der Stakeholder-Befragungen und des Expert*innenworkshops konnten Maßnahmenpakete zur Er-reichung folgender Ziele für Österreich abgeleitet und vorgeschlagen werden:

7. Erhöhung der Rücklaufquote für eine sichere Sammlung 8. Etablierung einer effizienten Demontage

9. Förderung der Wiederverwendung von LIB 10. Erhöhung der Recyclingeffizienz

11. Sicherstellung effektiver wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen 12. Investitionsförderungen und Aufbau von Know-How

Nachfolgend erläuterte Maßnahmenvorschläge gehen von einer gestaffelten Umsetzung aus, um die stufen-weise Erreichung der Zielvorgaben entsprechend des Bezugsszenarios „Transition“ zu ermöglichen.

Maßnahmenpaket zur Erhöhung der Rücklaufquote für eine sichere Sammlung

Eine ordnungsgemäße Sammlung, Lagerung und Transport von LIB ist essentiell für einen sicheren Umgang mit LIB, um Kurschlüsse und Brände zu vermeiden. Die getrennte Sammlung von LIB ist dabei Grundvorausset-zung. Derzeit landen noch viele LIB als Fehlwürfe im Restmüll oder können aufgrund der großen Vielfalt an LIB nur schwer identifiziert werden.

Tabelle 19: Maßnahmenpaket zur Erhöhung der Rücklaufquote für eine sichere Sammlung).

Maßnahmen Start-Jahr

Umsetzungs-potenzial in Österreich

Hindernisse & Herausforde-rungen

Öffentlichkeitsarbeit und bewusst-seinsbildende Maßnahmen zur rich-tigen Verwertung und Entsorgung von LIB und Geräten mit LIB

2021 Hoch Erschwerte Identifikation von LIB

Erweiterte Herstellerverantwortung (z.B. Vorgaben für Design for Disas-sembly, DfR und Design for Re-Use)

2030 Niedrig Noch erschwert da die Entwick-lung von LIB in einer dynami-schen Innovationsphase steckt.

Langfristig gesehen, wäre es je-doch notwendig, um das EoL effizient gestalten zu können.

Klare und eindeutige Kennzeich-nung von Geräten mit LIB (möglich-erweise ist eine Einteilung nach Zellchemie notwendig)

2021 Mittel Widerstand von Produzenten ist zu erwarten

Verbringung ins Ausland verringern (EoL-Auto und EoL-LIB getrennt be-handeln, neue Geschäftsmodelle, um die Nutzungsdauer im Land zu verlängern)

2021 Hoch Dynamischer Second-Hand

Markt, Trennung zwischen

(Leasing statt Eigentum) um der Verbringung ins Ausland gegen zu steuern

2021 Hoch Kundenakzeptanz

Maßnahmenpaket zur Etablierung einer effizienten Demontage

Eine zerstörungsfreie Demontage ermöglicht bzw. erleichtert spezialisierte Recyclingwege und saubere Ne-benfraktionen und bietet die Möglichkeit, LIB für eine Reparatur oder für eine Wiederverwendung aufzuberei-ten. Der hohe Aufwand bei der Zerlegung und die damit einhergehenden Kosten beeinträchtigen die Wirt-schaftlichkeit einer manuellen Demontage. Die fehlende Standardisierung des Batterieaufbaus und die große Vielfalt erschweren allerdings eine automatisierte Demontage. Es wird daher folgendes Maßnahmepaket zur Etablierung einer effizienten Demontage vorgeschlagen (siehe Tabelle 20).

Tabelle 20: Maßnahmenpaket zur Etablierung einer effizienten Demontage (Vorschlag).

Maßnahmen Start-Jahr

Umsetzungs-potenzial in Österreich

Hindernisse & Herausforde-rungen

Design for Disassembly, um eine zerstörungsfreie und automatisierte Demontage zu ermöglichen

2030 Niedrig wird nicht von Österreich allein bestimmt; kann jedoch durch öf-fentlichen und politischen Druck forciert werden.

Standardisierte Aufbauweise und

Modularisierung von Batterien 2030 Niedrig Noch erschwert da die Entwick-lung von LIB in einer dynami-schen Innovationsphase steckt.

Langfristig gesehen, wäre es je-doch notwendig, um das EoL ef-fizient gestalten zu können.

Forschungsbedarf zur Kosteneffizi-enz einer dezentralen oder zentralen Demontage bzw. Deaktivierung (Transportkosten – ADR, Sicher-heitsaspekt, ...)

2021 Hoch Wirtschaftlichkeit der Demon-tage; Unsicherheit über weitere Verarbeitung von deaktivierten LIB

In Begleitung zu diesem Maßnahmenpaket werden Empfehlungen für Design für Recycling und Design für Re-Use in Abbildung 21 dargestellt, welche aus den Interviews mit den Expert*innen abgeleitet wurden.

Empfehlungen für Design für Recycling and Design für Re-Use von LIB

Design for Disassembly soll im Wesentlichen eine zerstörungsfreie Demontage ermöglichen. Dies kann erreicht werden durch:

1) Standardisierte und modulare Bauweise

2) Einheitliche Gestaltung der Verbindungstechnologien, um Zellen bzw. Packs von Modulen trennen zu können

3) Ein Verkleben der Bauteile vermeiden

4) Sichtbare Platzierung und leicht zugängliche Verbindungen wie Schrauben

5) Automatische Erkennung des Batterietyps und einzelner Komponenten, z.B. gekennzeichnet durch QR-Codes oder Blockchain-Technologie

6) Informationsweitergabe über Batteriekomponenten und Verbindungstechnologien von der Batterie-herstellung bis zum Recycling

Durch Design for Re-Use sollen Batterien zur Wiederverwendung („Second Life“) effizient aufbereitet werden.

Eine höhere Effizienz könnte erreicht werden durch:

1) bis 6) wie bei „Design for Disassembly“

2) Informationsweitergabe über „Batteriehistorie“, um State-of-Health feststellen zu können (z.B. Art der Nutzung, Anzahl der Ladezyklen, Ladetätigkeiten etc.)

3) Regelung von Gewährleistungspflichten zwischen Batterieherstellern, Automobilindustrie, Batterieauf-bereitern und 2nd-Life-Batteriennutzern

4) Design der Batterie-"Zelle" als Kernelement für eine mögliche 2nd-Life-Anwendung

Design for Recycling dient im Wesentlichen dazu, eine hohe Recyclingeffizienz zu erzielen. Dies kann durch folgende Aspekte forciert werden:

1) bis 6) wie bei „Design for Disassembly“ bzw. „Design for Re-Use“, um saubere Nebenfraktionen zu er-halten und somit die Recycling-Quote sowie Endproduktqualität zu erhöhen

2) Einheitliche Batterietypen mit ähnlichen stofflichen Zusammensetzungen

Einsatz von „recyclingfreundlichen“ bzw. recyclingfähigen Materialien beim Batteriedesign

Abbildung 21: Empfehlungen für Design für Recycling and Re-Use von LIB abgeleitet aus den Expert*innenbefragungen

Maßnahmenpaket zur Förderung der Wiederverwendung von LIB

Primäre Ressourcen sollen weitgehendst geschont werden bzw. so lange wie möglich im Kreislauf gehalten werden. Dies kann einerseits durch Etablierung einer „Closed-Loop“-Verwertung erreicht werden, aber auch durch ein längeres Verweilen in der Nutzungsphase, ermöglicht durch mittels besserer Instandhaltung, Repa-ratur oder Wiederverwendung. Zur Wiederverwendung von LIB gibt es noch großen Forschungsbedarf hin-sichtlich der Feststellung der Rest-Lebensdauer (Lebensdauer im Second-Life), der Haftungs- und Garantiebe-dingungen, der Weitergabe der Recyclingpflicht sowie der Wirtschaftlichkeit.

Tabelle 21: Maßnahmenpaket zur Förderung der Wiederverwendung von LIB (Vorschlag).

Maßnahmen

Forschungsbedarf zur Bestimmung des SoH (State of Health) nach der Nutzung (Ex-Post Analysen)

2021 Hoch Erschwerter Zugang zum Batte-rie-Management-System (BMS)

Entwicklung von Normen und Standards hin-sichtlich Qualität-, Sicherheits- und Perfor-mance-Standards

2021 Mittel Entscheidungen zu Normen und Standards treffen nicht nur Ös-terreich allein. ÖsÖs-terreich kann jedoch mit Forschungsprojekten unterstützen.

Besseres Monitoring während der Nutzung und Informationsaustausch (Informationsaus-tausch mittels neuer Informationsmöglichkei-ten (Industrie 4.0, Blockchain), ...)

2025 Hoch Der Batteriepass lt. BatterieVO ermöglicht ein besseres Monito-ring; festzustellen wäre, ob diese Daten auch für eine Abschät-zung der restlichen Lebensdauer einer Batterie ausreichend sind.

Entwicklung von Schnelltests für die Alte-rungsmessung um eine schnelle Identifikation von Re-Use-fähigen Batterien zu ermöglichen

2021 Hoch Aufgrund der Sicherheitsvor-kehrungen und Datenschutz ist der Zugang zum Batterie-Ma-nagement-System (BMS) er-schwert bis unmöglich

Modularer Aufbau und Design for Re-Use

(gleichzusetzen mit Design for Disassembly) 2030 Niedrig Der Einfluss auf Batterieherstel-ler ist mäßig bis gering.

Gesetzliche Anreize für die Wiederverwen-dung (z.B. Repairability-Index, Reparatur mit 0 % Steuern)

2030 Hoch Entscheidungen können nicht von Österreich allein getroffen werden

Gesetzliche Anreize für die Nutzung von

Se-cond Life-Batterien (z.B. Bonus-Modelle, 2030 Hoch Entscheidungen können nicht von Österreich allein getroffen werden

Verlängerung der LIB-Lebensdauer durch Nutzungshinweise und bewusstseinsbildende Maßnahmen, besonders für E-Bikes und EEG

2021 Niedrig

Maßnahmenpaket zur Erhöhung der Recyclingeffizienz

Auch wenn ein „Closed-Loop“-Verwertung für Batterien nicht oder noch nicht für alle Materialien einer Batterie zu bewerkstelligen ist, so können Maßnahmen getroffen werden, um Technologien zu nutzen, welche die Re-cyclingeffizienz erhöhen. Dazu wird Maßnahmenpaket zur Erhöhung der ReRe-cyclingeffizienz vorgeschlagen.

Tabelle 22: Maßnahmenpaket zur Erhöhung der Recyclingeffizienz.

Maßnahmen Start-Jahr und damit effizienteres Recycling zu ermöglichen

2025 Mittel Wirtschaftlichkeit der Demon-tage

2021 Hoch Entscheidungen können nicht

von Österreich allein getroffen werden

Definition von Recycling,

Recycling-Quote, Recyclingfähigkeit, 2021 Hoch Entscheidungen können nicht allein von Österreich allein ge-troffen werden

Planung und Errichtung einer Recyc-linganlage in Österreich. Dabei ist auf die dynamische Entwicklung im LIB-Sektor auf einen flexiblen Anla-genbetrieb zu achten

2030 Hoch Mengenverlauf ist zu beobach-ten und die geeignete Recyc-lingtechnologie ist danach aus-zurichten, welche LIB den öster-reichischen Markt dominieren.

Maßnahmenpaket zur Sicherstellung effektiver wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen

Für ein hochwertiges Recycling von LIB sind regulative gesetzliche Vorgaben von Recyclingquoten und Stan-dards für die Ausbeute an Materialien von essenzieller Bedeutung. Es sollte ein Augenmerk darauf gerichtet werden, die Systemgrenzen des Recyclings klar zu definieren, um eine genaue Berechnung der Recyclingquo-ten sicherzustellen. Dies betrifft die Festlegung an welchem Punkt der Wertschöpfungskette das Recycling be-ginnt und an welchem Punkt das Recycling endet. Die Überarbeitung der alten Batterierichtlinie (2006/66/EG)

hin zu einer EU Batterie Verordnung mit entsprechenden Vorgaben für den CO2-Fussabdruck, den Mindestge-halt an recycelten Materialien, Leistungs- und Haltbarkeitskriterien sowie Kennzeichnungs- und Informations-pflichten gilt als ein wesentlicher regulatorischer Schritt in Richtung der Etablierung einer europäischen Wert-schöpfungskette für das Recycling von LIB (Start-Jahr 2022). Marktbasierte Mechanismen, wie z.B. eine CO2 -Steuer, wurden von den Stakeholdern zwar als eine Grundlage und als effizientes Steuerungsinstrument für den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft betrachtet, sind im Bereich der Etablierung einer Kreislauf-wirtschaft von LIB jedoch nicht zielgenau und daher wenig effektiv. Hier bedarf es regulatorischer Eingriffe.

Maßnahmenpaket für Investitionsförderungen und Aufbau von Know-How

Investitionsförderungen für Pilotanlagen im Bereich der Demontage und des Recyclings von LIB sind von zent-raler Bedeutung für die Entwicklung von Innovationen im Bereich der Kreislaufwirtschaft von LIB. Dies gilt so lange der Recyclingprozess weder technisch ausgereift noch wirtschaftlich effizient läuft. Wesentliche zu för-dernde Entwicklungsschritte bei der Etablierung einer Recycling Wertschöpfungskette von LIB sind der Aufbau von industriellen Strukturen, von Forschungs- und Entwicklungskapazitäten und von technologischem Know-How (Start-Jahr 2021). Neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschulen werden als besonders erfolgversprechend gewertet, Die Förderung von Industrie-Hochschul-Kooperationen gilt insbeson-dere im Bereich der missionsorientierten Innovationspolitik, also der Ausrichtung von Innovationen auf gesell-schaftlich wünschenswerte Ziele wie u.a. die der Kreislaufwirtschaft als erfolgversprechend. Förderungen von Kooperationen industrieller Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette von LIB unterstützten die Netzwerkbildung und den Austausch von Informationen, der grundlegend für die Kreislaufführung von Mate-rialien ist.