• Keine Ergebnisse gefunden

7.4 Ö KONOMISCHE E FFEKTE

7.4.4 Makroökonomische Effekte

Die makroökonomischen Effekte sind die Summe aus Investitionen sowie der Güter- und Dienstleistungsnach-frage aus dem Betrieb und dem induzierten Effekt, der durch die ausbezahlten Löhne und Gehältern der Re-cyclingbetriebe entsteht, sowie dem Effekt in den vorgelagerten Sektoren.

Bezüglich der Profitabilität der Anlagen wurde für die Situation im Oberen und Mittleren Preisband ein positiver NPV für die Aktivität von Anlagen bis 2040 und 5% Diskontsatz ermittelt. Wenn die Preise sich in das untere Preisband entwickeln, wird der NPV negativ, d.h. die diskontierten Kosten übersteigen die diskontierten Erlöse.

Um den summierten NPV aller Anlagen auf 0 zu erhöhen, musste eine Entsorgungsgebühr („Gate Fee“) von 0,185 €/kg EoL-LIB, also 74 € für eine 400 kg schwere LIB, eingehoben werden. Bei dem gegebenen Massen-strom bedeutet dies im Jahr 2040 mit dem höchsten Aufkommen 25 Mio.€ an Kosten für die privaten Haushalte.

Das verfügbare Einkommen reduziert sich entsprechend und wirkt negativ auf die Wertschöpfung. Die im Fol-genden dargestellten Ergebnissen fokussieren sich auf gesamtwirtschaftliche Wertschöpfungs- und Beschäfti-gungseffekte.

7.4.4.1 Wertschöpfung

Die Auswirkung auf die Wertschöpfung in Österreich ist in Abbildung 18 dargestellt. Mit der steigenden LIB Menge und der steigenden ökonomischen Aktivität der Recyclinganlagen steigen die Wertschöpfungseffekte in der gesamten Ökonomie. Die Entwicklung im Umfeld des mittleren Preisbandes ist in Balken dargestellt und untergliedert in die direkten, indirekten und induzierten Wertschöpfungseffekte. Der gesamte Wertschöp-fungseffekt in einem internationalen Umfeld mit niedrigen Preisen und hohen Preisen ist mit den strichlierten

Pfaden angedeutet. Dies zeigt auf, wie groß die Bandbreite der Wertschöpfungseffekte bei gleicher Mengen-entwicklung der EoL-LIB sein kann und wie stark der Einfluss des internationalen Marktes ist.

Abbildung 18: Ökonomische Effekte – Wertschöpfung, WIFO-Berechnungen.

Im Jahr 2040 im Mittleren Preisband werden etwas über 220 Mio. € generiert. Das entspricht etwas über 0,06 % des österreichischen BIP in 2019 (397 Mrd. €). Die Detaildaten sind im Anhang 11.3 zusammengefasst.

7.4.4.2 Beschäftigung

Analog zu den Wertschöpfungseffekten entwickelt sich die Beschäftigung (siehe Abbildung 19). Auch hier kann ebenfalls zwischen direkten, indirekten und induzierten Effekten unterschieden werden. Direkte Beschäfti-gungseffekte wurden hier anhand der Personalkosten (siehe Eingangsparameter) und einem Kostensatz pro Beschäftigten16 geschätzt. Es wurden 75 Beschäftigte pro Anlage mit einer Kapazität von 6.000 t/a angenom-men. Im Jahr 2040 mit dem höchsten Beschäftigungseffekt sind ca. 2.600 Vollzeitäquivalente (VZÄ) verbunde-ner Beschäftigung berechnet, was im Vergleich zu ca. 3,8 Mio. VZÄ der Beschäftigung in Österreich im Jahr 2018 ca. 0,07 % entspricht.

16 Annahme 42.000 €/Beschäftigten – in Anlehnung an den Kostensatz für Beschäftigte in Sektor NACE 38 („Sammlung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen; Rückgewinnung“) lt. Leistungs- und Strukturerhebung von Statistik Austria für 2017

Abbildung 19: Ökonomische Effekte – Beschäftigung, WIFO-Berechnungen.

Da ein großer Teil der direkten Effekte aus Löhnen, Gehältern und Gewinnen besteht, fließt nur ein relativ kleiner Teil in den Kauf von Vorleistungsprodukten. Das bedeutet, dass zwar die Recyclingaktivität relativ ar-beitsintensiv ist, aber in der Vorleistungskette nur wenig Arbeit benötigt wird. Das führt zu relativ niedrigen indirekten und induzierten Beschäftigungseffekten.

7.4.4.3 Szenarienvergleich: Recycling versus Export von EoL-LIB

Die Herstellung und der Betrieb heimischer Recyclinganlagen kann einer Situation gegenübergestellt werden in der die EoL-LIB ausschließlich exportiert werden. Es wird vereinfachend angenommen, dass die Exporterlöse ohne zusätzliche Kosten als Gewinne für die Exporteure (z.B. Händler) verbucht werden, somit direkt zum BIP beitragen – ohne Beschäftigungseffekte. Die möglichen Preise künftiger EoL-LIB Exporte sind noch unklar. Da-her wurde eine Bandbreite an Exportpreisen gesetzt und die damit verbundene Wertschöpfung mit der Wert-schöpfung des Betriebs der Recyclinganlagen verglichen. Abbildung 20 zeigt in blau die WertWert-schöpfungsef- Wertschöpfungsef-fekte des Exports zu bestimmten Exportpreisen. Das erste blaue Band spiegelt die Bandbreite des Wertschöp-fungseffekts bei einem Exportpreis bis zu 600 €/t LIB wider. Das zweite blaue Band den Bereich bei einem Exportpreis von 600 – 1.200 €/t und das dritte Band geht bis zu einem Exportpreis von 2.400 €/t. Letzteres ist der Exportpreis der ähnliche Wertschöpfungseffekte in Österreich generiert wie der Betrieb der Recyclinganla-gen und der Verkauf der gewonnenen Materialien in günstigem internationalem Umfeld.

Abbildung 20: Ökonomische Effekte – Szenario-vergleich Wertschöpfung, WIFO-Berechnungen

7.3.4.4 Synopsis

Die hier vorgestellte Methode zur Bewertung von EoL-LIB Recycling in Österreich unterstellt vier Wirkungska-näle, die auf die heimische Wertschöpfung Einfluss nehmen. Der erste Wirkungskanal ist die Investition in Re-cyclinganlagen. Durch diese Tätigkeit werden Investitionsgüter nachgefragt die u.a. im Inland produziert wer-den und somit heimische Beschäftigung entfalten und Wertschöpfung generieren. Der zweite Wirkungskanal ist der Betrieb der Anlagen. Hierbei werden Güter, Dienstleistungen und Arbeitskraft eingesetzt, um die ge-wünschten Produkte zu erzeugen. Die Bereitstellung dieser Güter und Dienstleistungen geschieht unter andrem durch vorgelagerte heimische Firmen und somit werden dort indirekte positive Effekte initiiert. Die Entlohnung der Arbeitskräfte in der Recyclinganlage ist nicht nur Teil der direkten Wertschöpfung, sondern auch Grundlage für den induzierten Konsumeffekt, da ein Teil dieser ausbezahlten Löhne und Gehälter von den privaten Haushalten für Konsumzwecke verwendet wird. Der dritte Wirkungskanal sind die Erlöse aus dem Verkauf der wiedergewonnenen Materialien, die in der vorliegenden Simulation auf dem internationalen Markt veräußert werden. Da die Materialströme des Anlagenbetriebs gegeben sind, sind die Erlöse stark von den internationalen Verkaufspreisen abhängig. Die Erlöse werden einerseits für die Deckung der Kosten (Personal, Material) und andererseits für die Rückzahlungen der Investitionskredite (in Höhe der Abschreibungen) aufge-wendet. Die Differenz aus Erlösen und Kosten stellen Betriebsgewinne dar. Betriebsgewinne sind Teil der di-rekten Wertschöpfung und tragen somit direkt zum BIP bei. Eine weitere Verwendung der Betriebsgewinne, beispielsweise für Gewinnausschüttungen oder weitere Investitionen, wird in dieser Simulation nicht analysiert.

Somit haben Betriebsgewinne in dieser Analyse keine indirekten oder induzierten Effekte. Der vierte Wirkungs-kanal sind die Entsorgungsgebühren. Diese werden exogen definiert, wenn der Betrieb von Recyclinganlagen aufgrund der Höhe der Verkaufspreise nicht rentabel ist und werden von den Fahrzeugbetreibern (aus Verein-fachung auf private Haushalte begrenzt) bezahlt. Diese Gebühr reduziert das verfügbare Einkommen, den Kon-sum und die damit verbundene Wertschöpfung in der Volkswirtschaft.

Um die Höhe der Entsorgungsgebühr zu definieren, wurde die folgende Analyse angewendet. Da die Verkaufs-erlöse von den Preisen für Materialien auf dem internationalen Markt abhängen, sind die Betriebsgewinne (als Differenz aus Erlöse und Kosten) ebenfalls durch diese Preise bestimmt. Sind die Materialpreise hoch spiegelt sich das in hohen Betriebsgewinnen wider. Sind die Preise jedoch niedrig ergeben sich geringe oder gar nega-tive Betriebsgewinne. In letzterer Situation ist eine Investition aus betriebswirtschaftlicher Sicht unrentabel und würde auch nicht getätigt werden. Um diese rein betriebswirtschaftliche Sicht auf unrentable Investitionen zu überwinden und – in diesem Fall - die weiteren umwelt-ökonomischen Funktionen des Recyclings von LIB, wie Bereitstellung von Sekundärrohstoffen und Ressourcensicherheit, reduzierte THG Emissionen und weitere po-sitive Umwelteffekte zu valorisieren, wurde eine Entsorgungsgebühr eingeführt, die von den privaten Haushalte zu bezahlen ist und den Anlagenbetreiben zukommt, so dass der Betrieb der Anlage profitabel wird. Die Höhe ist so gesetzt, dass zumindest ein Kapitalwert von 0 erreicht wird, also die Anlagen gerade noch rentabel sind.

In der vorliegenden Studie waren die Preise im unteren Preisband zu niedrig und eine Entsorgungsgebühr von 0,185 €/kg EoL-LIB wurde gesetzt. In diesem Fall zeigt sich, dass die Anlagen zwar aus betriebswirtschaftlicher Sicht unrentabel sind, aber auf der Grundlage eines gesellschaftlichen Finanzierungsmechanismus einen ge-samtwirtschaftlichen positiven BIP-Effekt bewirken und zugleich umweltrelevante Effekte generieren können

8 Technologie-Roadmap und Maßnahmenpakete

Eine optimierte Kreislaufwirtschaft – auch für Lithium-Ionen-Batterien – beginnt mit dem Produktdesign und der Entwicklung von Systemen, die leicht wiederverwendet und recycelt werden können. Nicht minder wichtig ist die Minimierung der Mengen an Materialien, die deponiert oder verbrannt werden müssen. Darüber hinaus sollen ausgediente LIB getestet werden, um die Wiederverwendung zu fordern oder Wiederaufbereitungslö-sungen für neue sekundäre Anwendungen zu ermöglichen. Bei Recyclingverfahren sind jene Prozesse zu be-vorzugen, die hohe Recyclingraten und eine gute Energieeffizienz aufweisen. Dies ermöglicht zudem eine Ein-sparung von Primärrohstoffen, eine Verringerung des Energieverbrauchs, eine Minimierung des Abfalls, ein sicheres Management von schädlichen Komponenten sowie eine Verbesserung der Rohstoffsicherheit (Mossali et al. 2020).

Da eine Etablierung einer Kreislaufwirtschaft die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt, ist es unumgänglich, in jeder Ebene die Verknüpfungen und Wechselwirkungen zu vermitteln. Dies beginnt in den Ausbildungsein-richtungen und reicht bis in die Umsetzung in den einzelnen Betrieben.