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6.2 E RGEBNISSE DES E XPERT * INNENFORUMS

6.2.2 Second Life und Re-Use (Session 1B)

Ein Großteil der gebrauchten LIB sind nach der Erstnutzung immer noch funktionstüchtig und könnten in Se-cond-Life-Anwendungen Einsatz finden.

Die Produktion von LIB verursache große Mengen an Treibhausgasemissionen. Eine verlängerte Nutzung kann daher die Zahl der Neuproduktionen und damit auch Umweltauswirkungen reduzieren. Diverse Pilotprojekte zu Second-Life-Anwendungen von LIB (z.B. als stationäre Energiespeicher) existieren bereits. Nun gilt es diese Second-Life-Anwendungen weiterzuentwickeln, um Sie ökonomisch und sicher betreiben zu können. Fragen der Garantie oder Verantwortung spielen dabei eine Rolle ebenso wie Informationen über den technischen Zustand der Batterien.

Mögliche Quellen von LIB für Second-Life-Nutzung

Mögliche Quellen wären LKW-Batterien. Sie besäßen im Durchschnitt 0,5 MW und nach ihrem Erfahrungswert besteht pro Betriebsgelände der Fuhrpark aus 20-50 Stück LKW. Sie besäßen ein klares Belastungsprofil.

Tabelle 9: Second Life und Re-Use – Zusammenfassung der Session 1B. Se-cond Life (50 neue LKW pro Jahr

Handlingkosten als Knackpunkt (Ausbau, Gefahrguttransport, De-montage, Bewertung der Batterie) 70 €/kWh?

Anreizprogramme von Seiten der Politik (Bonus für Second Life)

Privat-PKW Gefahrguttransport als Herausfor-derung (z.B. bei Transport ins EU-Ausland)

Incentives für Besitzer den PKW mit besserem SoH abzugeben

Geringes Potenzial: Gerätebatterien Garantiebedingungen (schwierig auszustellen)

CO2-Zertifikathandel oder Strafzah-lungen zweckwidmen

Testing: SoH als Schlüssel für Wirt-schaftlichkeit (abh. von Nutzungs-art, Temperatur)

Aufbau von Prüfstellen zur SoH-Be-urteilung

Mietmodell für Speicherleistung (um mit Garantie umgehen zu kön-nen)

Nutzung zur Spitzenlastabdeckung Noch nicht kostendeckend in AT (in Deutschland schon), abh. vom Strommarkt

Maßnahmen zur Senkung der Handlingkosten

Handlingkosten für Second-Life-Nutzung in Euro pro kWh seien ein kritischer Benchmark im Vergleich von Neupreisen von Batterien, die derzeit unter 50 Euro/kWh sänken. Handlingkosten müssten inklusive Transport, Qualifizierungskosten usw. ermittelt werden. Die Notwendigkeit, die Batterie bei Transporten als Gefahrengut zu behandeln, sorge für sehr hohe Kostensteigerungen. Das sei viel zu teuer. Im Gegensatz zu den PKW, bei den LKW anzusetzen, sei eine gute Idee. Man könne den Fahrzeugbesitzer anregen, das Fahrzeug früher zu tauschen. Dieser bekomme im Gegenzug eine Art „Goodie“ vom Staat, um bessere Speicher zu liefern. Niedrige Handlingkosten seien mit Serienfertigung und Standardisierung verbunden. LIB aus PKW bedingten einen Ge-fahrguttransport nach ADR und führten bei internationaler Verbringung zur Verwertung oder Weiternutzung sehr hohe Kosten.

Garantie für Second-Life-LIB als Risiko

Neben den Handlingkosten sei die Garantie ein vertragliches Fragezeichen, da die Performance nicht garantiert werden könne. Der Akku werde in der Mobilitätsanwendung sehr gefordert (Spitzenlast vs. gemächlicher gleichmäßiger Last). Auf zellularer Ebene gäbe es momentan keine Möglichkeit Batterien zu tauschen, auf Mo-dulebene i.d.R. schon. Es bestünden Überlegungen dahingehend, die Batterien nicht wieder zu verkaufen, weil das zu kompliziert und risikoreich sei und schon gar nicht für Haushalte geeignet sei. Pufferspeicher seien etwas besser kontrollierbar, aber nach mehrjähriger Auseinandersetzung gäbe es immer noch keine klare Aus-sage.

Rolle von Second-Life-LIB in Konkurrenz zum Batterierecycling

Innerhalb der EU bestehe derzeit kaum bis keine Möglichkeit, den Stoffkreislauf von Batterie zu Batterie (‚Bat2Bat‘) zu schließen, wobei Second Life keine Lösung dazu sei. Der stark steigende Rohstoffbedarf könne nicht mit Recycling gedeckt werden. Mangels ausreichenden Inputs wisse man noch nicht viel über Batteriere-cyclinganlagen, womit ein spezialisierter EU-Recyclingweg noch nicht in Sicht sei. Second Life könne hier den Anfall puffern. Mögliche Incentives für Second Life könnten aber im Widerspruch zur Recyclingquote für Pro-duktionsabfälle (bei 20%) stehen und seien daher nicht sinnvoll.

State of health (SoH) als Wegbereiter für Second Life

Die Bestimmung vom State of Health sei ein wesentlicher Schlüssel zur Ökonomie von Second-Life-LIB. Ein OEM (Original Equipment Manufacturer) habe durch den Zugriff auf das Batterie-Management-System (BMS) mehr Möglichkeiten als andere Stakeholder. Es bestehe die Möglichkeit zur Vermietung von Speicherleistung anstatt der Vermietung der Batterie. Zweckwidmung zu Pufferspeichern sei sinnvoller als Restwertleasing, da hier die Batterie das Hindernis darstellt.

“Optimale” Anwendungsfälle von Second-Life-LIB

Mögliche Anwendungen hingen stark von der Anwendung in Abhängigkeit von der Nutzung und zeitlichen Verteilung der Last ab. Bei kontinuierlicher Nutzung mit gleichmäßiger Last könnte eine längere Lebensdauer erreicht werden. Batteriepufferspeicher könnten nur bestimmte Lasten abfedern. Ein Einsatz als Kurzzeitspei-cher sei möglich. Die typische Einsatzdauer solKurzzeitspei-cher Anwendungen betrage vier Stunden. Alles darüber sei der-zeit nicht machbar. Sie seien als Tages-, oder saisonaler Speicher ungeeignet. Dazu bestünden Pilotanlagen.

Einer sei seit Monaten in Österreich im Betrieb und decke Maschinestartspitzen ab. Aber die Strompreise seien in Österreich zu niedrig für einen wirtschaftlichen Betrieb. In Deutschland sei das dank höherer Strompreise eine gute Sache. Dort puffere er beim Shredder die Spitzen des An- und Abfahrens. Es werde ein zusätzlicher Speicher geplant, weil der betriebliche Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umgestellt werde und so Spitzenlasten am Morgen abgedeckt werden könnten. Ideal wäre eine kaskadische Nutzung der Batterie.

Dezentrale Aufbereitung zur Vermeidung von Gefahrguttransporten

Dezentrale Aufbereitung vermeide Transporte, wobei vor allem internationale Transporte zum CO2-Ausstoß beitrügen und hohe Kosten verursachten. Es wäre sinnvoll, schon in Österreich auf Second Life-Fähigkeit zu testen, anstatt z.B. in Deutschland. Recycler könnten als Energiepufferdienstleister Jobs schaffen.

Mögliche Anreize für Second Life

Anreize sollten die Mitverantwortung für die effiziente Nutzung der Batterie stärken, da Kunden mit Eigentum-Batterien nicht so gut umgingen, als wenn darauf Pfand eingehoben wurde. Die große Hürde bestehe in der Finanzierung eines geeigneten Bonusmodells.

6.2.3 Rücknahme und Sammlung (Session 2A)