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2.6 Die Arthroskopie

2.6.3 Die Arthroskopie des caninen Kniegelenkes

2.6.3.4 Untersuchungstechnik

Der arthroskopische Untersuchungsgang des caninen Kniegelenkes folgt möglichst einem standardisierten Schema, um eine vollständige Visualisierung des Gelenkes zu gewährleisten (SIEMERING 1978, KIVUMBI und BENNETT 1981, PERSON 1985).

Vor dem intraartikulären Einsatz der Optik wird zunächst Synovia aspiriert, um deren Konsistenz und Zusammensetzung zu überprüfen. Es folgt die Dilatierung des Gelenkes mit Hilfe von Auffüllflüssigkeiten, um die Innenstrukturen des Knies sichtbar zu machen (SIEMERING 1978, KIVUMBI und BENNETT 1981, MILLER und PRESNELL 1985, PERSON 1985, VAN GESTEL 1985, MC LAUGHLIN et al. 1989, BEHRENDS 1996, NEûAS et al. 2002). Die gewählte Punktionsstelle kann anschließend als Abflusszugang für eine Spülkanüle gewählt werden oder die, während der Arthroskopie das Gelenk spülende, Flüssigkeit wird über die Schleuse abgesaugt (STROBEL et al. 1996).

Um überflüssige Arthroskopbewegungen im Rahmen des Untersuchungsganges zu vermeiden, sollte der Operateur sein Vorgehen standardisieren und auf eine etablierte Methode zurückgreifen. Dabei lässt sich das Kniegelenk in fünf, unabhängig voneinander beurteilbare, Kompartimente einteilen (SIEMERING 1978, KIVUMBI und BENNETT 1981, MILLER und PRESNELL 1985, PERSON 1985, VAN GESTEL 1985, BEHRENDS 1996, FEHR et al. 1996, ALBRECHT 1999, SANDERS 1999, WELZEL 2000, NEûAS et al.

2002).

1. Recessus suprapatellaris 2. Femoropatellargelenk 3. mediales Kompartiment

3.1 kranio-medialer Anteil 3.2 kaudo-medialer Anteil 4. interkondylärer Spalt

5. laterales Kompartiment 5.1. kranio-lateraler Anteil 5.2. kaudo-lateraler Anteil

Ad 1. Suprapatellarer Recessus

Die Mehrheit der Autoren beginnt mit der arthroskopischen Examinierung des Recessus suprapatellaris (SIEMERING 1978, KIVUMBI und BENNETT 1981, MILLER und PRESNELL 1985, VAN GESTEL 1985, HEER 1986, BEHRENDS 1996, SANDERS 1999).

Abweichend davon arthroskopiert PERSON (1985) diesen Anteil des caninen Kniegelenkes erst am Ende der Untersuchung, um eine Verletzung der Gelenkkapsel, infolge des Eindringens in den Recessus suprapatellaris, mit resultierender periartikulärer Infiltration von Spülflüssigkeit zu vermeiden.

Die arthroskopische Intervention dieser, proximal des Femoropatellargelenkes gelegenen, Gelenksackausbuchtung ermöglicht die visuelle Beurteilung der Synovialschleimhaut hinsichtlich ihrer Farbe und Oberflächenbeschaffenheit (KIVUMBI und BENNETT 1981, HEER 1986).

Ad 2. Femoropatellargelenk

Die arthroskopische Untersuchung dieses Bereiches gibt sowohl Aufschluss über den Zustand des retropatellaren Knorpels als auch über die Beschaffenheit der Trochlea ossis femoris.

Dabei wird das physiologische Gleiten der Patella auf ihrem Rollkamm bei der Bewegung des Kniegelenkes kontrolliert (SIEMERING 1978, KIVUMBI und BENNETT 1981, HEER 1986, ALBRECHT 1999, SANDERS 1999).

Ad 3. Mediales Kompartiment

Unter Beugung des Kniegelenkes wird die Optik in Richtung auf das distale Ende des Condylus femoris bewegt bis der mediale Meniskus einsehbar ist. Der kranio-mediale Anteil des Kompartiments beinhaltet das Vorderhorn des Meniskus, während der kaudo-mediale Anteil über das Hinterhorn verfügt (KIVUMBI und BENNETT 1981).

WHITNEY (2002) nennt die beiden häufigsten Gründe für eine unzureichende Visualisierung des Meniskus. Dabei kann der arthroskopische Zugang zu weit proximal liegen oder die hyperplastische Synovia bzw. der Fettkörper verlegen die Sicht auf die relevanten Anteile des Meniskus. Hinsichtlich der arthroskopischen Darstellung des Meniskushinterhorns existieren unterschiedliche Vorgehensweisen. KIVUMBI und BENNETT (1981) führen eine

Außenrotation der Tibia bei um 15°-30° gebeugtem Gelenk durch und können somit sowohl das Hinterhorn als auch den Innenrand des medialen Meniskus beurteilen. Im Gegensatz dazu erreicht PERSON (1985) die Darstellung des kaudo-medialen Kompartimentes durch maximalen Valgusstress der Tibia in Verbindung mit einer Außenrotation bzw.

geringgradigen Valgusstress in Verbindung mit einer Innenrotation des Unterschenkels bei um 60°-70° gebeugtem Knie. BARDET (1995) sowie BEHRENDS (1996) und WHITNEY (2002) nutzen den Valgusstress und die Außenrotation der Tibia, um den kaudalen Teil des medialen Meniskus darzustellen, wobei BARDET (1995) das Gelenk um maximal 60° beugt und BEHRENDS (1996) sowie WHITNEY (2002) eine 30° Flexion wählen. WHITNEY (2002) weist dabei auf die unterstützende Auslösung der kranialen Schubladenbewegung hin, um die Dislokation des verletzten Meniskusanteils, im Falle eines vorhandenen Korbhenkelrisses, zu provozieren. HEER (1986) beschreibt die Möglichkeit der Abduktion der betroffenen Gliedmaße in Kombination mit ausgeprägter Rotation nach außen. Die manuelle Auslösung der vorderen Schubladenbewegung bzw. die nach kranial gerichtete Translation der Tibia mit Hilfe eines Hohmannhebels verbessert nach SANDERS (1999) die Visualisierung des Meniskushinterhornes.

Ad 4. Interkondylärer Spalt

In der interkondylären Region liegen die beiden Ligg. cruciata. Das kraniale Kreuzband wird von seinem Ursprung an der interkondylären Fläche des lateralen Femurkondylus bis in die Nähe seines Ansatzes an der Area intercondylaris cranialis tibiae verfolgt. Bei intaktem vorderen Kreuzband lässt sich nur der Ursprungsbereich des Lig. cruciatum caudale im Bereich des medialen Condylus femoris beurteilen. Der synoviale Überzug der Kreuzbänder ist physiologischer Weise von einem feinen Gefäßnetz durchzogen (BEHRENDS 1996, FEHR et al. 1996).

Ad 5. Laterales Kompartiment

Die arthroskopische Untersuchung des lateralen Kompartimentes beinhaltet die Darstellung des lateralen Femurkondylus, des lateralen Meniskus sowie des Ursprungsbereiches des M.

extensor digitalis longus. Bei der Extension und der Flexion des Kniegelenkes wird der Condylus lateralis femoris im Hinblick auf vorhandene Knorpelläsionen bzw. auf eine Osteochondrosis dissecans untersucht (BEHRENDS 1996, FEHR et al. 1996, SANDERS

1999). Entsprechend der Einteilung des medialen Kompartimentes wird auch das laterale in Abhängigkeit von dem Vorder- und Hinterhorn des lateralen Meniskus in einen kranio-lateralen und einen kaudo-kranio-lateralen Abschnitt eingeteilt (KIVUMBI und BENNETT 1981).

KIVUMBI und BENNETT (1981) rotieren die Tibia bei 5°-20° Flexion nach innen, um das Hinterhorn des lateralen Meniskus sichtbar zu machen. Zusätzlich zu der Innenrotation der Tibia beugt PERSON (1985) das Kniegelenk um 60°-70° und löst maximalen Varusstress aus.

Die vollständige Darstellung des lateralen Meniskus erreicht WELZEL (2000) ebenfalls durch die Innenrotation der Tibia in Verbindung mit maximalem Varusstress. WHITNEY (2002) beurteilt den lateralen Meniskus bei Varusstress und 30° Flexion, wobei der Winkel variieren kann. SANDERS (1999) ermöglicht die Visualisierung des Innenrandes und des kaudalen Anteils des lateralen Meniskus durch 120°-130° Flexion des Kniegelenkes bei gleichzeitiger Auslösung der kranialen Schubladenbewegung und Innenrotation der Tibia.

SIEMERING (1978), KIVUMBI und BENNETT (1981) sowie MILLER und PRESNELL (1985) führen die arthroskopische Untersuchung des caninen Kniegelenkes in der oben genannten Reihenfolge durch. Abweichend davon arthroskopieren VAN GESTEL (1985) und HEER (1986) den interkondylären Spalt im Anschluß an die restlichen drei Kompartimente.

SANDERS (1999) stellt infolge des Femoropatellargelenkes zunächst das laterale Kompartiment dar und beendet die arthroskopische Intervention mit der Visualisierung des medialen Recessus, während WELZEL (2000) die Reihenfolge von suprapatellarem Recessus über Femoropatellargelenk, laterales und mediales Kompartiment bis zum interkondylären Spalt wählt.